Hauptgebäude: Speisesaal

Anjun begrüßte Eulalia höflich, aber leicht reserviert und hörte dann stumm kauend dem Gespräch zwischen ihr und Anselm zu. Die Erklärung, die sie für Eustachs Verhalten hatte, erschien ihm deutlich plausibler, auch wenn er hier auf Rungholt eher skeptisch war, was Informationen aus dritter Hand betraf. Aber vielleicht würde er mal Amabella danach fragen. Das Mädchen machte ihm nicht den Eindruck als würde sie Lügengeschichten über andere verbreiten.

„Er war nicht schlecht auf seinem Schulbesen. Hat mehr da raus geholt, als ich mir hätte träumen lassen.“

Eulalia konnte sich ein leicht spöttisches Grinsen nicht verkneifen, aber sie ließ es schnell wieder von ihrem Gesicht verschwinden. Einen Streit wollte sie heute nicht mit ihrem besten Treiber anfangen: "Tut mir leid, dass er dich besiegt hat, allerdings weißt du, dass meine Entscheidung schon vorher feststand. Das Eustach so gut war ist nur das I-Tüpfelchen. Abgesehen davon, Anjun, willst du das unser Treiber auf einem Schulbesen gegen Herzog von und zu Gobs auf dem neuesten Rennbesen antritt? Mal abgesehen davon das der Herr auch so schon einiges an Talent hat. Aber auf einem Schulbesen hat Eustach gegen einen trainierten Sucher keine Chance. Und das weißt du auch."

Schon seit Tagen zerbrach sie sich den Kopf darüber, woher sie einen Besen für Eustach bekam. Sie würde ihm ja ihren geben und sich einen neuen kaufen... Leider hat ihre Mutter klar gemacht, dass sie ihre schlechten Noten nicht durch den Kauf neuer "Ablenkungsutensilien" unterstützen würde... naja, ihre Mutter hatte eh keine Ahnung von Eulalias Leben.

"Ich hab nur bishher noch keine Lösung des Problems gefunden..." fügte sie hinzu.

Anselm wandte sich stumm dem Verzehr seines zweiten Donuts zu, während er Eulalia das Gespräch überließ. Er wusste, dass er jetzt keine Chance hatte, noch irgend etwas sagen zu können, wenn Eulalia einmal beschlossen hatte, das Gespräch an sich zu reißen. Das war einfach ein Ding der Unmöglichkeit und in solch eine Situation musste man sich einfach hineinfügen. Doch dann, als Eulalia offenbar nicht mehr weiterwusste, konnte er auftrumpfen.
"Also ich finde, wir sollten die Zeit nachher auf Südernickelrupp nutzen und Geld sammeln. Ich nehme meine Gitarre und dann singen wir zusammen so lange Lieder, bis die Leute uns genug Geld dafür bezahlen, dass wir Eustach einen Rennbesen kaufen können. Und wenn sie uns nicht genug bieten, singen wir bis Weihnachten!"

Anjun trank einige Schlucke Tee. Er hatte also nie eine echte Chance gehabt, weil Eulalias Entscheidung bereits festgestanden hatte. Sollte ihn das beruhigen oder wurmen? Fest stand allerdings auch, dass Eustach eindeutig den Schnatz gefangen hatte. Aber würde das für den Quddichpokal reichen? Anjun war nie direkt gegen Anaximander angetreten. Daher wußte er nicht um wie viel besser er als er selber war.

„Eulalia hat recht, was Anaximanders Vorteile gegenüber Eustach betrifft. Ohne schnellen Besen ist da auch mit viel Talent nichts zu machen.“

Besonders da er von Anaximanders Geheimwaffe wußte. Davon schwieg er jedoch. Die Nachtkrab waren seine Mannschaft, aber Anaximander sein Freund.

„Die Tritschen und Wolpertinger werden Dir bestimmt nichts für Dein Gesinge geben, Anselm.“

"Ich spekuliere auch mehr drauf, dass die Einwohner von Südernickelrupp irgendwann die Krise kriegen und uns so viel Geld geben werden, dass wir nicht nur einen Besen für Eustach bekommen, sondern wir uns auch so coole mexikanische Hüte kaufen können. Diese Sangrias oder wie die auch immer heißen." Anselm grinste. "Lasst doch mal ein paar Töne hören, dann können wir gucken, ob wir infernalisch genug klingen, um das relativ schnell zu schaffen. Oder wir machen es rein instrumental... Jeder nimmt sich ein Instrument, das er nicht spielen kann und los gehts. Das wird bestimmt der absolute Bringer. Oder wir ziehen uns Lumpen an und schnorren einfach um das Geld. Vielleicht können wir auch abhauen und uns als Tagelöhner verdingen..." Anselm legte den Kopf schief. "Als Vagabunden durchs Land ziehen und jeden Tag für ein Stück Brot und etwas Geld woanders arbeiten. Das wäre doch richtig cool."

pp: NRPG-Startfeld

Immer noch ein bisschen müde betrat Ben den Speisesaal. Heute stand ein Ausflug auf dem Plan. Bens erster großer Ausflug. Er war aufgeregt, aber gleichzeitig freute er sich riesig darauf. Seine Mutter hatte ihm geschrieben, dass er sich unbedingt warme Socken kaufen sollte - auch wenn Ben nicht wusste, wofür er die im Sommer brauchte. Aber gut, wenn seine Mutter darauf bestand, würde er ihr diesen Wunsch wohl erfüllen. Es sei denn, es gab im Sommer keine warmen Socken zu kaufen. Das wusste Ben natürlich noch nicht so genau, und deshalb grübelte er, was er tun würde, wenn der Wunsch sich als unerfüllbar herausstellte. Würde seine Mutter ihm dann warme Socken zuschicken oder würde sie sich damit abfinden, dass ihr Sohn sie im Sommer sowieso nicht brauchen würde?

Nachdenklich setzte Ben sich an einen der Tische, weit entfernt von den anderen Schülern. Das war ihm jetzt zu viel Aufregung am Morgen. Zuhause frühstückte Ben meistens ganz alleine mit seinen Eltern und seinem kleinen Bruder. Hier waren so viele Kinder auf einmal. Das war dem Jungen einfach viel zu laut und stressig. Einen kurzen Augenblick hielt er Ausschau nach Martha, doch er konnte das Mädchen nirgendwo entdecken, also beschloss er, erst einmal alleine ein Brötchen zu essen und abzuwarten.

Anjun lächelte dünn und begann ein letztes Toast mit Marmelade zu bestreichen. Das hier war ihm zu dumm. Er fand es unfair von Eulalia, dass sie ihm nie eine echte Chance gegeben hatte. Hätte sie ihm einfach erklärt, dass sie keinen besseren Treiber finden konnte, dann hätte er das akzeptiert. Aber so? Anselms weltentrückte Träume machten die Sache nicht besser. Er wurde einfach nicht schlau aus dem Jungen. Manchmal sagte er sehr kluge Sachen und im nächsten Augenblick lebte er schon wieder so weit in Wolkenkukusheim, dass man ihn nicht ernst nehmen konnte.Der junge Baccaracus konnte sich schon denken, warum sie das Thema angeschnitten hatten. Er wechselte zwar nicht jedes Jahr seinen Besen wie Anaximander, aber war bekannt dafür, dass es ihm ein Leichtes wäre es zu tun. Im Moment fühlte er sich jedoch – auf deutsch gesagt – verarscht.

Eulalia verdrehte deutlich die Augen ob Anselms Traumwolke. So war ihr Freund halt manchmal, aber es war irgendwie doch immer etwas komisch. Daher strich sie ihm nur liebevoll über den Arm und sagte sowas wie: "Du Träumerchen!" ehe Anselms Ausführungen ohne weiteren Kommentar als utopisch abtat.
"Wir könnten z.B. ein Schreiben an den Förderverein der Schule richten und die um einen Besen für Eustach bitten, schließlich hat der gute Spieler auch schon an anderen Stellen gefördert. Bzw. er ist auch für die Förderung da, wie sein Name bereits sagt."
Dann endlich bemerkte sie, dass Anjun etwas unterkühlt war, scheinbar fand er es nicht so toll, dass Eulalia ihm gar keine Chance als Sucher gegeben hatte.
"Bist du jetzt grummelig, weil du keine echte Chance hattest? Ich bitte dich, du stehst doch erstens über sowas als ein Baccaracus." Hiermit appelierte sie an sein Ehrgefühl und das würde sicherlich einen gewissen Erfolg haben. "Und zweitens: Du bist einfach der beste Treiber den unser Team hat. Ich brauche jemanden der zeilsicher die gegnerische Mannschaft ausser Gefecht setzt. Als Sucher kannst du nicht in das Geschehen eingreifen, sondern musst Hilflos zusehen, wenn wir ein Tor nach dem nächsten Kassieren. Abgesehen davon war Eustach mit mehr Talent als Sucher gesegnet als du, du dagegen bist ein formidabler Treiber."

Sie hoffte mit dieser Schmeichelattacke sein Wohlwollen wieder zu erlangen. Auch wenn sie Anjun nicht sooo mochte, so war er doch wichtig für ihr Team und nur das zählte in Eulalias Augen.

"Willkommen im exklusiven "MEOS FREUNDE CLUB"" grinste Jenna Yana an. Sie schien echt nett zu sein. "Also keine Sorge, Meo ist nicht gestört sie ist nur neugierig. Und ich bin auch nicht....SEHR aggresiv, nur temperamentvoll." Bei den letzten Worten fiel ihr Blick auf Dorian, das war halt ihr Running-gag.

Zwinkernd sah Dorian zu jenna und rieb sich leicht die Wange. Dann sah er das "neue Clubmitglied" an. Meo hatte sie ganz schön ins Kreuzverhör genommen. "Nein Jenna ist ein totakler ENgel und imemr nett und freundlich." stichelte Dorian und grinste Yana an. Er sah kurz auf die Uhr und nahm einen großen SChluck O-saft

Wenn Anjun ehrlich zu sich selber war, dann hatte Eulalia recht damit, dass es ihm schwer fiel sich als Sucher nicht in das aktive Spiel einbringen zu dürfen. Es war gar nicht die Aufgabe des Suchers, die er mochte, sondern lediglich das Prestige. Die Sucher entschieden oftmals das Spiel und waren daher die vielumjubelten Stars beim Quidditch. Treiber fanden, jedenfalls in Anjuns Augen, wenig Beachtung, es sei denn sie wurden ausgebuht, weil sie sich zu hart durchsetzten - etwas das bei ihm durchaus vorkam.

Sein stolzes, trotziges Herz verbot ihm ihr zuzustimmen, aber der Ausdruck auf seinen feinen Zügen war nicht mehr so hart und er sagte: "Ich glaube kaum, dass der Förderverein den Sucher nur einer Quidditchmannschaft unterstützen wird. Das wäre doch bei allem Talent etwas unfair gegenüber den anderen Mannschaften. Aber sicherlich läßt sich eine andere Lösung finden. Nicht jeder muß unparteiisch sein..."

Völlig übermüdet und wie immer viel zu spät betrat Lara den Speisesaal. Ihre kleine Katze Tinki kuschelte sich, nicht minder schläfrig, in ihren Arm. Klar hatte sie schon des öfteren gehört das die Katze am Esstisch nichts zu suchen hatte, aber was ging sie die Meinung der anderen an! Suchend liess ihren Blick über den Saal gleiten. Irgendwo musste doch noch ein Platz zu finden sein, wo man in Ruhe seine miese früh morgens Laune auskurieren konnte! Das Essen auf den Tischen war bescheiden wie immer, zumindest aus ihrer Sicht.

Am Tisch sah sie Ben sitzen. Sie hatte bisher kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Zumindest machte er nicht den Eindruck genauso nervig wie die anderen zu sein. Es gab für sie nichts Schlimmeres als gut gelaunte Menschen am Morgen! Plötzlich öffnete Tinki die verschafenen Augen und begann glücklich zu miauen. Schnell löste sich die kleine Katze und sprang auf einen der voll besetzen Tische.

Da sass ihr Vieh nun, voll beschmiert mit Marmelade, seelenruhig mitten auf dem Tisch. "Warum muss ich eine Katze haben die Marmeladen süchtig ist!", war ihr nur noch zum heulen zu mute. Allerdings, war ja nicht ihre Schuld, das die so blöd waren die Marmelade offen rumstehen zu lassen. Mit einem gereizten "na wunderbar, wegen euch darf ich wieder ihr Fell putzen", hob sie Tinki vom Tisch. Gelassen lief sie zu Ben rüber. Irgendwie sah der Junge ziemlich verlassen aus. Ohne gross zu fragen ob sie überhaupt darf, setzte sie sich zu ihm. "Hi ich bin Lara und das ist Tinki und wir frühstücken jetzt mit dir", stellte Lara ihn vor vollendete Tatsachen. In Ruhe goss sie sich ein Glas O-saft ein. Und die Schokoladencreme sah auch nicht wirklich schlecht aus.

Anselm ließ sich nicht dadurch bekümmern, dass Eulalia seine Ideen wieder einmal als Utopien abtat. Er murmelte ein: "Wenn wir alles unmöglich nennen, glauben wir womöglich irgendwann, dass wirklich alles unmöglich ist." vor sich hin, lächelte selig vor sich hin, trank noch ein wenig Kaffee und hörte Anjun und Eulalia dabei zu, wie sie praktikablere Pläne ausheckten.
"Ich find auch, dass du ein toller Treiber bist, Anjun. Habe in unserer Mannschaft noch mit keinem besseren gespielt und du weißt, wie sehr ich diese Klatscher hasse. Wenn du nicht wärest, würde ich nicht wissen, ob ich mir das Spiel antun würde." Er lächelte und rieb sich dann die Schläfen. "Also wenn der Förderverein nicht... Wie wäre es, wenn wir uns angucken, wer so alles ein Nachtkrab auf Rungholt war, hier vielleicht sogar Quidditch gespielt hat und dessen Herz groß genug ist, uns einen Besen zu spendieren?"

"Jenna kann gar nicht anders als ein Engel zu sein." Meo zwinkerte Yana zu. "Okaay ..." Meo wollte gerade etwas sagen, doch da sprang eine Katze auf ihren Tisch. Meo rastete fast aus als irgendeine Tusse dann noch meinte: "Na wunderbar, wegen euch darf ich wieder ihr Fell putzen." Dann hob die Schwarzhaarige ihre Katze auf und stolzierte davon. Obwohl Meo sauer war, konnte sie nicht anders als loszuprusten. "Na, die hat ja wohl einen Clown gefrühstückt." meinte sie dann ironisch.

Yana grinste Dorian und Jenna an
"Puh, da bin ich aber erleichtert, dass Meo nicht gestört ist... . Und danke, dass ich in, äh in eurem 'Meos Freunde Club' sein darf!"
Sie sah, wie ein Mädchen, etwas älter als sie selbts den Saal betrat. Ihre Katze sprang auf den ihren Tisch und beschmierte sich mit Marmelade. Yana begann zu lachen.
"Genial, diese Katze", dachte sie. Doch das Mädchen kam ihr schon beim ersten Anblick unsympathisch vor.
"Nunja, ist es schon Zeit, zum Strand zu gehen? Schließlich gehen wir ja bald los. Ich freu mich schon riesig auf Süder-Nickelrupp. Endlich mal was anderes...", meinte Yana mit leuchtenden Augen.

Anselms Worte besänftigten der jungen Baccaracus noch etwas mehr. „Das könnte sogar funktionieren. Ich habe gehört, dass in Hogwarts sogar mal jemand der ganzen Quidditchmannschaft eines Hauses Besen spendiert hat.“

"Wenn Meo gestört wäre, hätte sie ja nicht so tolle Freunde wie uns." grinnste Jakob. "Aber ich glaube, nein, noch nicht. Außerdem will ich noch ein Nuttelabrötchen essen." sagte er und schmierte sich genüsslich ein Brötchen, mit Nutella. "Mache Menschen müssen ja auch beweisen wie ... toll sie sind." spottete er über das Mädchen mit der Katze und schüttelte mit dem Kopf.

Ben war so in seine Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass sich jemand zu ihm an den Tisch setzte. Erst als das Mädchen meinte, sie wäre Lara und irgendwas wäre Tinki und sie würden jetzt mit ihm frühstücken, hob er seinen Blick und sah Lara verwirrt an. "Ich.. ich bin Ben," stammelte er dann etwas leiser. Waren Tiere nicht eigentlich verboten im Speisesaal? Vermutlich war das Mädchen neu hier - genauso wie Ben. Nur war sie viel älter. Normalerweise hätte Ben sie das jetzt gefragt, aber er wollte nicht unhöflich sein. Vielleicht hatte sie ja eine Sondererlaubnis oder so etwas. Das konnte man schließlich nie wissen.

Erneut biss er von seinem Brötchen ab. Vielleicht war Lara ja nicht ganz so gesprächig wie Martha. Das würde Ben an diesem Morgen aber nicht sonderlich stören. Er wäre sogar ziemlich froh, wenn seine Vermutung der Wahrheit entsprechen würde. Noch mehr Aufregung konnte er nämlich nicht gebrauchen an diesem Morgen. Dass Laras Katze zuvor in Marmelade gefallen war, war dem Jungen gar nicht aufgefallen.

"Ich bin neu hier genau wie du", konnte sie die Frage deutlich in seinen Augen lesen. "Und keine Sorge, morgens rede ich nie viel, was glaubst du warum ich mich zu dir gesetzt habe! Und mir ist klar das Katzen hier verboten sind, aber solange mir niemand den ausdrücklichen Befehl gibt bleibt sie hier!" Lara spitzte ihre Ohren. Sie hatte ein sehr gutes Gehör. "Ich bin in einer Minute zurück, könntest du der Katze bitte kurz verdünnte Milch geben. Und pass auf, das Tier klebt!", lächelte sie Ben an und schlenderte rüber zu einer Gruppe Schüler.

Ihr war etwas lebenswichtiges eingefallen. Zumindest war es für sie wichtig. "Sorry wegen eben", wendete sie sich an Anjun, "....morgens bin ich nicht besonders erträglich. Ich hätte da mal ne Frage." Innerlich betete Lara das Tinki mit ihrem Marmeladenanfall ihr nicht schon alles verdorben hatte. "Ich sollte mich vielleicht erst mal vorstellen. Ich bin Lara, ich bin die 2. Jägerin eures Team. Da ich, aus zeitlichen Gründen, ausserhalb des regulären Probetrainings für die Manschaft ausgewählt wurde, hatten wir noch keine Möglichkeit uns kennen zu lernen. Ich wollte nur fragen wann das erste Teamtrainig ist?"

Der Junge, den Lara ansprach, war eine auffällige und elegante Erscheinung. Er war sehr gut gekleidet. Die Robe war von der diskreten Kostspieligkeit, wie sie nur jemand trug, der seit langer Zeit sehr reich war und niemandem etwas beweisen mußte. Seine Haare, seidenweich und fein, glänzen wie lebendiges Feuer über einem hellen aristokratischen Gesicht. Die Augen hatten die Farbe von Eisgletschern, blau und leuchtend. Flammen schienen auf dem Grunde dieses kühlen Blickes zu glühen, während er sie musterte. Feuer und Eis zugleich.

„Dann bist Du Lara Ries.“, stellte er in dem höflichen, leicht singenden Tonfall der Zaubereroberschicht fest. Da er sich bestens mit Genealogie auskannte, hatte er zumindest ihren Namen schon mal gehört. Allerdings hatte er mit dem Mädchen noch nichts zu tun gehabt. „Willkommen bei uns im Team. Eulalia unsere Teamchefin kennst du ja, das ist Anselm, unser dritter Jäger und ich bin Anjun Baccaracus und spiele auf der Position des ersten Treibers. Wir trainieren immer Montags um 3 Uhr. Manchmal läßt Eulalia uns auch außerhalb der Reihe Manöver probieren. Das sagt sie dann nach dem Unterricht.“

"Ah", murmelte Ben und nickte. Immerhin wusste sie, dass Katzen verboten waren - doch dass sie jetzt von ihm verlangte, dass er dieser Katze verdünnte Milch gab! "Ähm, also..", fing der Junge an, doch da war Lara schon verschwunden. Hoffentlich kam jetzt keiner der Heinzel vorbei und erwischte ihn mit dieser Katze. Was hatte Lara gesagt? Sie klebte?? Seufzend sah Ben diese merkwürdige Katze an, die im Speisesaal überhaupt nichts zu suchen hatte und zuckte mit den Schultern. Jedenfalls würde sie von ihm keine verdünnte Milch bekommen. Vielleicht war die beste Möglichkeit einfach abzuhauen? Aber dafür war ihm eigentlich sein Frühstück zu schade. Und sicherlich würde Lara es rechtzeitig bemerken...

Lara musterte den jungen Mann beeindruckt. An seiner edlen Kleidung und seinem Auftreten merkte man deutlich das er das er von vornehmer Herkunft war. Höfflich nickte Lara ihm zu. Ihr Vater hatte ihr schon früh beigebracht wie man sich in hohen Kreisen bewegt. Endlich mal jemand mit Niveau. "Eulalia, Anselm, es freut mich auch euch kennen zu lernen", übte sie sich in aristokratischer Höflichkeit. "Ich werde pünktlich da sein, damit dieses Jahr ein Erfolg für uns wird."

"Wir sehen uns noch", strich sie ihren schwarzen Rock glatt. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht ging sie zurück zu ihrer Schokocreme zurück. Endlich mal jemand der ihren Vorstellungen von standesgemässer Gesellschaft entsprach. Noch dazu war es ihr trotz der Katzenpleite gelungen hoffentlich einen guten Eindruck bei ihrem Team zu hinterlassen. Als sie sich dem Platz näherte, sah sie wie Ben ihre Tinki abschätzend betrachtete. Sie ahnte was in seinem Kopf vorging und es gefiel ihr so überhaupt nicht.

"Du gedenkst wirklich das arme Tier hungern zu lassen, ich liebe diese Katze. Sie ist mein Ein und alles. Also bitte etwas mehr Respekt vor dem Tier", baute sie sich vor ihm auf. "Das werde ich mir merken", verzog sie beleidigt das Gesicht.

Eulalia dachte eine Weile über den Vorschlag von Anselm nach. Da gab es tatsächlich ein paar Leute, denen man vielleicht mal einen netten und dreisten Brief zu kommen lassen konnte. Der Besen musste ja nicht der neuste von neusten sein. Ein oder zwei Jahre alt konnte er ruhig schon sein, so wie ihrer und Anselms ja auch. Aber vielleicht hatte ja jemand anders noch einen alten Besen. Anaximander oder sogar Anjun.
"Gobs hat doch n neuen Besen bekommen, natürlich, wir könnten ihn fragen... also du Anjun, immerhin seit ihr vom gleichen Stand..." die Bemerkung traf vor Ironie, was allerdings eher darauf abzielte, dass sich Anjun und Gobs immer für was besseres hielten.

Und dann kam diese Ries an und bestätigte mal wieder ihre Vorurteile. Dreistes freches Gör. Eulaliawar die einzige, die so mit sich selbst reden durfte. Lara war noch neu hier auf der Schule und im Team. Sie musste sich also erst mal beweisen. Und trotzdem hatte riss sie ihre Klappe so weit auf, als ob ihr hier der Laden gehören würde. Und wie sie mit dem Kirps da umging! Die Höhe! Es war ihr Job den kleinen Kindern als Leibeigene zu erziehen. Aber dafür würde diese kleine slebstgefällige ... noch bluten! Wozu war sie auch Teamchefin.

Sie gruimmelte vor sich hin und nüselte dabei an ihrem Brötchen herum. Der Hunger war ihr vergangen.

Anselm sah Lara mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher. "Mit der darf ich zusammenspielen? Also wenn die immer so forsch ist, dann werd ich lieber auch Treiber. Die wirft mich mit dem Quaffel bestimmt vom Besen." stellte Anselm fest und begann mit einer Haarsträhne zu spielen, während seine Blicke Lara zurück zu ihrem Tisch folgten, wo sie sich Ben vorknöpfte, warum auch immer. Dann hörte er ein Grummeln neben sich und wandte Eulalia den Kopf zu.
"Das sieht fast wie eine Kampfansage aus. Aber ich glaube nicht, dass sie dir ernsthaft Konkurrenz machen kann. Die tyrannisierst du in Grund und Boden. Aber lass deine Wut nicht an deinem Brötchen aus, das kann nichts dafür. Iss es einfach auf."

Schon war Lara wieder da. "Ich..", Ben zuckte nervös mit den Schultern. "Weil.. Katzen sind doch hier verboten, also, äh.. alle Tiere.. und .. da dachte ich.. naja.." Erneut zuckte er mit den Schultern. "Und so..", fügte er unnötigerweise hinzu und warf einen Blick zu dem Tisch, von dem Lara gerade kam. Anjun, Eulalia und Anselm saßen da. Das Mädchen war irgendwie merkwürdig. Sie konnte doch nicht von Ben erwarten, dass er ihre Katze fütterte! Und das auch noch, wenn sie klebte! Schließlich mochte Ben keine Tiere. Und schon gar keine klebrigen. Aber wie sollte er das diesem Mädchen erklären, nachdem sie ihm gerade erklärt hatte, dass ihre Katze ihr Ein und Alles sei?