Zum Irrlicht

Irritiert blickte Sina Lara bei deren Worten an. Lara fing an ihr unheimlich zu werden. Auf der einen Seite war sie nett und freundlich und schaute aus, als ob sie kein Wässerchen trüben konnte, andererseits wechselte sie von einer Minute zur anderen zu einer völlig anderen - in Sinas Augen bösen - Lara, die sich über alle anderen stellte und nichts als ihre eigene Meinung akzeptierte. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein. Sie konnte doch nicht ernsthaft verlangen, dass sie alleine die Macht hatte über alles zu bestimmen und sich alle ihrem Willen beugen.
Sina hatte eigentlich keine Lust einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen, aber ihre Gerechtigkeitssinn verbot ihr, Laras deutliche Forderung zu büberhören.

Vorsichtig fing sie an: "Ähm Lara, meinst du nicht, dass du dich gerade etwas weit aus dem Fenster lehnst? Du bist selbst noch ziemlich neu hier und spielst dich gerade auf, als wärest du die Göttin von Rungholt persönlich. Sei mir nicht böse, aber ich denke nicht, dass die anderen deinen Alleingang akzeptieren werden. Und ich sicherlich auch nicht. Ihr wisst, ich bin immer für ne tolle Party zu haben, " sprach sie nun auch die anderen beiden am Tisch an, "allerdings, wenn dies wirklich so laufen sollte, dass Lara das alleinige Kommando über die Planung der Party hat, werde ich mich davon distanzieren, da ich solche Alleingänge grundsätzlich nicht unterstütze."

Sinas Gesicht wurde während ihrer Rede immer ernster und deutlich fügte sie zum Schluss noch einmal an Lara gewandt fort: "Viellelicht überlegst du dir ja noch einmal, ob du den anderen Schülern nicht vielleicht doch die Chance geben willst, sich zu beweisen. Wenn nicht, musst du leider auf mich verzichten. Allerdings ist es ja genau das, was du möchtest, von daher werde ich mich jetzt zurück ziehen. Ihr entschuldigt mich."

Ruhig stand Sina auf und wollte sich auf den Weg zur Theke machen , um ihr Essen und den Tee zu bezahlen, um dann schnellstmöglich zu verschwinden. Sie wusste nicht, wie lange sie ihre ruhige Fassade noch aufrecht halten konnte, bevor sie explodierte. Innerlich tobte sie nämlich. Was bildete Lara sich überhaupt ein!

In Lara zog sich alles zusammen als sie Sina weg gehen sah. So hatte sie es doch gar nicht gemeint, es war einfach mit ihr durch gegangen. Für einen Moment hatte sie das Gefühl ins leere zu fallen. Ihre Hände begannen kurz zu zittern. Hitze zog sich an ihrem Körper hoch, langsam die Arme entlang. Erschrocken bemerkte sie wie blaue Flammen, leider für die Runde viel zu sichtbar, über ihre Hand leckten. Lara schloss kurz die Augen und dachte an etwas Schönes um die Kontrolle über ihre Magie wieder zu erlangen. Die Flammen gingen aus, zurück blieb nur eine kleine unbedeutende Brandwunde.

Entschuldigend sah sie in die Runde. „Es tut mir Leid normalerweise habe ich das unter Kontrolle. Nur seit ich die USA verlassen habe spielt meine Elementarmagie verrückt. Bei starken Emotionen meldet sie sich von selbst. Sobald man ein Bündnis mit dem Feuer geschlossen hat, wird es zu einem Teil von einem. Diese Verbindung ermöglicht einem dieses Element auf hohen Niveau zu bändigen, doch allerdings hat es unter gewissen Umständen auch Einfluss auf den Character einer Person.“, erklärte sie kurz als, wäre es das normalste auf der Welt. Ihre verletzte Hand ignorierend trank sie gelassen einen Schluck Tee.

„Was ich eigentlich sagen wollte. Ich will nicht alles kontrollieren. Ich liebe es Partys und Gesellschaften zu gestalten. Deshalb will unbedingt das Team leiten was für die Dekoration zuständig ist. Was die anderen mit der Musik und den Rest machen ist mir nicht weiter wichtig. Nur bei Deko will ich persönlich sicher gehen das sie perfekt wird. Wenn jemand wirklich ein gute Idee hat habe ich kein Problem damit diese ein Raumkonzept einzuarbeiten. Man muss aber bereit sein jemanden klipp und klar zu sagen das eine bestimmte Idee einfach nicht zum Anlass passt und wenn es zu chaotisch läuft ein Machtwort sprechen.“

"Also noch mal sorry für das ich die Runde gesprengt habe. Im Moment fehlt mir ein wenig die Kontrolle." Etwas schmerzhaft verzog sie ihr Gesicht, als sie ihre Hand bewegte. Nach der X-Brandblase gewöhnte man sich an das Gefühl. "Tut mir Leid Sina", wirkte sie auf einmal so sanft wie Lamm.

Der junge Baccaracus war nach Sina aufstanden und war ihr ganz ruhig gefolgt. „Bitte bleib doch.“, sagte er und machte eine einladene Handbewegung zurück zum Tisch. Er sah sie an und gab dann mit einem kurzen Blickkontakt dem Kellner zu verstehen, dass er im jeden Fall für Sina zahlen würde. Er würde zu seiner Einladung stehen, auch wenn das Mädchen sich dazu entscheiden sollte, die Gruppe im Zorn zu verlassen. „Ich glaube kaum, dass sich Lara sich über uns alle stellen will.“, sagte er so leise, dass nur die Wolpertinger sie verstehen konnte. „Sie ist nur sehr eigenwillig. Aber das sind wir doch auch, nicht wahr?“, meinte Anjun, das wir betonend und sich so gleichsam auf Sinas Seite stellend.

Aus dem Augenwinkel sah er, wie die junge Ries auf einmal anfing zu zittern und Flammen aus ihren Fingerspitzen schlugen. Er verstand. Er hatte schon so etwas vermutet, nun sah er sich bestätigt. Der Junge sah Lara für einen Moment in die Augen und lächelte wissend. Dann setzte er sich, die Hand noch immer einladend zu Sina ausgestreckt wieder an den Tisch.

Nachdem sich Lara entschuldig hatte, ergriff er sanft ihre Händ, spuckte auf die Brandblasen und schloß die Augen. Er stellte sich vor, wie ihre Hände zart und unversehrt ausahen“. Als er sie Augen wieder öffnete, waren Laras Hände wieder geheilt. Noch nie zuvor hatte er es gewagt eine öffentliche Kostprobe seiner alten Magie zu geben. Und nun gleich in einem Lokal vor den Augen dutzender anderer. Seine Eltern würde ihm die Ohren langziehen. Wenn es nicht ohnehin zu einem Tumult kam. Allerdings war bereits Lara schon so auffällig gewesen, dass wenn jemand Jagt auf schwarze Magier machen wollte, sie sofort das Ziel wäre. Er hatte sich nur mit ihr solidarisiert. Wenn also jemand Lara wegen ihres Feuerbundes angreifen wollte, dann mußte er auch ihn angreifen.

Er lächelte Sina an, die noch immer zwischen Tisch und Tresen stand. „Das ist ein Teil der alten Magie von der Lara sprach.“, erklärte er. „Wir halten sie nicht nur deswegen geheim, weil sie Macht verheißt, sondern auch, weil die meisten Leute sie für böse halten. Schau wie sie alle stieren und glotzen.“ Er machte eine Kopfbewegung zu ein paar Hexen und Zauberern ein paar Tische weiter. „Wenn wir nicht in der Nähe von Rungholt wären, dann wäre ich mir ziemlich sicher, dass Lara Prügel dafür beziehen würde, dass sie ein Feuerbündnis geschlossen hat.“

Er warf den anderen Schülern einen herausfordernden Blick zu und fuhr ruhig, aber laut und klar genug, dass sie es auch hören konnten fort. „Der Rufe der Elementarzauber, wie fast aller alten Zauber, hat durch Grindelwald sehr gelitten. Sie werden als Teil der schwarzen Magie angesehen, weil seine Anhänger sich einiger der gefährlichen Zauber bedient haben. Aber so einfach ist das nicht. Was dunkle Magie ist entscheidet sich letztlich in Deinem Herzen. An dem Willen andere zu vernichten und zu quälen. Nicht an einem Feuerzauber.“

Der junge Baccaracus hielt sich hoch aufgerichtet und stolz. Wenn die anderen angreifen würden, war er bereit. Er bedauerte nur, dass der Ruf seiner Mutter darunter leiden würde, dass er sich öffentlich zur alten Magie bekannte. Innerlich auf alles gefasst, sah das Nachtlkrabs-Mädchen liebevoll an. „Lara ist einen gefährlichen Weg gegangen. Feuerbündnisse sind in Deutschland verboten woren, weil die Hexe bei ihrer Feuertaufe sterben kann. Und das Feuer zu beherrschen ist eine sehr schwere Kunst, die nicht jeder meistert. Bisweilen beginnt das Feuer eher den Charakter des Magiers zu beherrschen. Auch aus diesem Grunde wurde es verboten. Aber das muß nicht sein! Früher gab es genug Leute, die sich den Elementen verschrieben haben und die ganz normale, gute und freundliche Hexen und Zauberer waren.“

Er wandte sich wieder an Sina und sein Tonfall hatte nun etwas bittendes. Er war sich nicht sicher, ob jemand wie Sina, ein junges, modern denkendes Halbblut, nun tun würde. Würde sie sie haßen und verachten?

„Für frisch initiierte Feuerzauberer ist es nichts ungewöhnliches, wenn sie schwankend und agressiv in ihrem Temperament sind und manchmal verletzende Dinge sagen, die sie nicht so hart meinen.“ //Besonders, wenn sie nicht hier sein möchten und unglücklich sind.//, setzte er für sich in Gedanken hinzu. Der Junge machte noch mal eine einladene Geste und hoffte, dass sie sich nicht von dem Ausbruch und allen Vorurteilen abhalten ließ. „Bitte setze dich doch wieder zu uns, Sina.“

Nachdem Anjun extra aufgestanden ist, um Sina zu folgen und Lara sich schließlich bei ihr entschuldigte hatte, setzte sich die junge Wolpertinger seufzend wieder hin. Sie wollte keine Szene machen, doch sie stand noch immer zu ihrem Wort. Lara sollte nicht denken, dass nur weil sie sich entschuldigt hatte, alles nun wieder in bester Ordnung sei.

"Ok, ich bleibe, aber Lara, so geht das nicht. Du kannst nicht ständig herablassende Bemerkungen über andere machen und dann hoffen, dass durch eine kleine Entschuldigung wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen ist." Sina war sich nicht sicher, ob Lara diesen Muggelausdruck verstehen würde, also fügte sie hinzu: "Das tust du nämlich ständig. Vorhin bei Kai war es auch so. Du erwartest, wenn du dich hinterher in aller Ruhe entschuldigst, dass dir die Leute dein Verhalten nicht mehr übel nehmen. Aber du musst auch etwas dafür tun. Wenn du dich nämlich nur eine halbe Stunde nach deiner Entschuldigung wieder so verhälst, nimmt es dir keiner mehr ab, dass es dir wirklich Leid tut."

Sina machte eine kurze Pause, um sich ihre nächsten Worte zurecht zu legen: "Ich weiß, dass du so erzogen worden bist und wahrscheinlich selbst noch nicht einmal bemerkst, wie herablassend du dich anderen gegenüber benimmst, aber wenn du dich mit uns anderen gut verstehen möchtest, musst du lernen diese Eigenschaft zu kontrollieren und nachzudenken, bevor du redest. Denn es ist wirklich verletzend, wie du dich verhälst."

Sina hoffte wirklich, dass Lara anfing über ihr Verhalten nachzudenken, war sich aber nicht sicher, ob ihre kleine Rede auf fruchtbaren Boden stieß. Sina wandte sich nun an Anjun:

"Und Anjun, ich verstehe ja, dass du dich mit Lara solidarisierst, aber es war nun einmal wirklich nicht in Ordnung, wie Lara sich verhielt. Das ging weit über Eigenwilligkeit hinaus. Mit ihren Worten hat sie uns allen klar gemacht, dass wir anderen keine Ahnung haben und nur sie entscheiden wird, was passiert. Und ich finde bei einer gemeinsamen Schulveranstaltung ist so ein Verhalten wirklich fehl am Platz. Mehr hab ich dazu nun nicht mehr zu sagen." schloss sie ihre Rede und lehnte sich zurück.

Sina hatte ihren Standpunkt klar gemacht und wollte nichts mehr hinzufügen. Sie war enttäuscht von Anjun. Nun bemerkte sie erst, wie wenig sie den Jungen doch kannte. Sie wusste zwar, dass der Junge aus einer alten Familie stammte und auch gewisse Ansichten teilte, aber er blieb trotzdem stets höflich und wählte seine Worte immer mit Bedacht aus. Dass er nun Lara so offen in Schutz nahm, verletzte Sina ein wenig. Denn trotz allem, war sie bisher der Ansicht, dass auch Anjun von einem gewissen Gerechtigkeitssinn geprägt war.

Seufzend sah Sina in die Runde und wartete ab, was nun geschah. Für sie war das Thema nun eigentlich erledigt, sie hatte nicht mehr dazu zu sagen. Doch konnte sie sich kaum vorstellen, dass Lara dem nichts mehr hinzu zu fügen hatte.

„Danke“, strich Lara über ihre makellosen Hände. „Normalerweise gehen die Menschen sofort auf Distanz zu mir, wenn sie es raus finden.“ Als sie die verachtenden Blicke der anwesenden Zauberer um sich herum spürte wuchs ihre Nervosität. Immer wieder wanderten ihre Augen kurz durch den Raum, in der Erwartung verletzender Kommentare. „Ihr erzählt es doch hoffentlich niemand weiter.“, sah sie Anjun und die Mädchen bittend an. „Wenn das auf ganz Rungholt bekannt wird, wird dieses Schuljahr alles andere angenehm für mich werden.“ Daran wie ihre Mutter und der von Hess Clan sie dafür bestrafen das sie dem guten Ruf geschadet hatte, wollte sie gar nicht erst denken.

Ihr Blick fiel auf Sina. Eine nette kleine Rede hatte diese ihr gerade gehalten, nur leider merkte man nur zu deutlich wie naiv ihre Denkweise dabei war. Sie hatte sich ehrlich entschuldigt. Sie konnte nun wirklich nichts dafür das sie ihr Feuerelement beherrschte. Dem Mädchen tat es meistens hinter her Leid, aber dann war es zu spät es rückgängig zu machen. „Ich habe mich entschuldigt. Mehr kannst du nicht von mir erwarten. Du hast dir überhaupt nicht die Mühe gemacht zu verstehen was ich damit wirklich sagen wollte. Oder hast du dir einfach eine feste Meinung von mir gebildet und fertig. Und du bist zu stur oder zu stolz um einzusehen, das ich bestimmt nicht das ganze Fest an mich reißen will. Und von mir erwartest du Einsicht und schaffst es nicht mal selbst über deinen Schatten zu springen“.

„Ich habe die Nase voll davon das Menschen wie du gerade über mich urteilen, ohne mich wirklich zu kennen! Denk was du willst! Ja, im Moment habe ich wenig Kontrolle über mein Element. Es ist nicht so einfach zu kontrollieren wie du glaubst und ich habe es mir bestimmt nicht ausgesucht. Du redest nur von den anderen und etwas dafür tun. Du hast keine Ahnung wie gefährlich es für mich selbst werden kann! “, hörte man bei dem letzten Worten Spuren von Zorn in ihrer Stimme.

Sie erwartete nicht das die anderen es verstanden. Um ihr Elementar zu kontrollieren brauchte sie geistige Stabilität ansonsten richtete sich ihr eigenes Element wie eine Waffe gegen sie selbst. Aber wir konnte eine Halbblüterin das verstehen! Genervt trank sie einen Schluck von ihrem Tee. Der Tag konnte ja noch lustig werden.

Sina blickte Lara ruhig an. Es war zu vermuten gewesen, dass diese eingeschnappt reagierte.

"Ach Lara," fing nun Sina besänftigend an, "du hast mich komplett falsch verstanden.
Als Erstes: Ich nehme deine Entschuldigung an, sonst hätte ich mich nicht wieder zu euch gesetzt.
Ich habe auch keine feste Meinung von dir und auch wenn du es dir nicht unbedingt vorstellen kannst, ich verstehe mehr, als du glaubst. Dass du das Fest an dich reißen möchtest habe ich wirklich anfangs geglaubt, doch spätestens nach deiner Entschuldigung wurde mir klar, dass du dich lediglich in deiner Wortwahl vergriffen hast. Und nichts anderes wollte ich auch damit sagen: Ich unterstelle dir ja gar nicht, dass du wirklich so eingebildet bist, wie du rüberkommst. Ich denke, du kannst ein wirklich nettes Mädchen sein, allerdings sind genau diese unüberlegten Redewendungen, die du benutzt -wie auch gerade wieder- das Problem. Du reagierst eben in gewissen Situationen ziemlich explosiv und kriegst vieles in den falschen Hals. Und damit meine ich nicht dieses Feuer-Elementedingsda. Mir geht es um die Worte, die du sagst.
Das was ich eben sagte, war keineswegs böse gemeint, im Gegenteil, es war mehr ein Ratschlag von mir, dass du eben darauf achten musst, wie du dich ausdrückst. Es kommt nämlich immer erst ziemlich eingebildet und arrogant rüber, aber wenn du dich dann entschuldigst, bist du total erstaunt, dass andere so von dir denken und man merkt, dass du eigentlich gar nicht so bist. Verstehst du, was ich meine?
Und mit dem "etwas dafür tun" meinte ich eigentlich auch eher, dass du den Leuten zeigen musst oder ihnen verständlich machen musst, dass du nämlich gar nicht so bist, wie es zuerst den Anschein hat, nicht dass du vor ihnen zu Kreuze kriechen musst oder so etwas.
Ich sagte eben schon, ich weiß, dass du so erzogen worden bist und nichts dafür kannst. Du fängst wahrscheinlich gerade jetzt erst an zu merken, dass diese Art eben nicht überall so ankommt, wie du es gerne hättest und bist irritiert, warum viele dich immer falsch verstehen. Ist es nicht so? Ich kann mir vorstellen, dass dies eine schwierige Lage für dich ist, aber weise andere Menschen nicht gleich ab, sondern nimm die Hilfe an, die sie dir bieten, auch wenn du sie nicht direkt erkennen kannst."

Sina hoffte, dass Lara ihr Friedens- und auch Hilfsangebot verstand, das in ihrer Aussage steckte. Irgendwie fing sie nämlich an, das Mädchen auf sonderbare Weise zu mögen. Sie dachte anfangs wirklich, dass Lara nur ein überhebliches reinblütiges Gör sei, doch ihr verzweifelter Ausbruch von eben machte Sina deutlich, dass Lara einfach nur überfordert mit der ganzen neuen Situation war, die sie hier auf Rungholt erlebte. Wahrscheinlich hatte sie bisher nicht viele Leute getroffen, denen es egal war, ob sie reinblütig oder nicht war und die stattdessen nur an ihrer Person an sich interessiert waren. Lara tat ihr Leid. Sina bemerkte, dass das Mädchen sich zwar anstrengte, aber trotzdem immer wieder aneckte. Sie wollte dem Mädchen gerne helfen, doch musste diese das erst einmal akzeptieren. Und Sina war sich nicht sicher, ob diese das so einfach konnte.

In Lara kochte es hoch. Na wunderbar jetzt wollten ihr wieder alle helfen sich besser anzupassen. Alte Erinnerungen kamen schmerzhaft in ihr hoch. Wütend stand sie auf, stieß dabei fast ihre Teetasse um. „Das erste Mal das mir jemand Hilfe dieser Art angeboten hat, hat damit geendet das man mir meinen Vater und meinen kleinen Bruder weg genommen hat! Beim zweiten Mal war man der Meinung das ich nicht gut genug bin für das ehrenwerte Haus von Hess, Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben mich Gesellschaftlich akzeptabel zu machen. Und jetzt ist schon wieder alles falsch? Warum könnt ihr mich nicht einfach alle in Ruhe lassen?!!“, ging sie unter Tränen in die Luft.

Ohne das sie es merkte fuhren wieder kleinen Flammen über ihren Körper. Doch sie war zu wütend und enttäuscht um diesen Umstand wahr zu nehmen. „Ihr könnt mich alle mal kreuzweise!“ ergriff sie die Flucht. Das blau der Flammen wurde zu einem dunklen schwarz als sie ohne ein weiteres Wort das Irrlicht verließ.

tbc: freizeit auf Süder-Nickelrupp - schiffsanleger und wege

Nachdem Lara zornig und verletzt das Teestübchen verlassen hatte, sah Anjun die anderen beiden Mädchen an. „Geben wir ihr einfach ein wenig Zeit, damit sie sich beruhigen kann. Ich gehen ihr dann gleich hinterher und rede mit ihr.“ Der Junge hielt es für das Beste, wenn auch Sina sich erst mal beruhigte und wenn überhaupt jemand die junge Ries herunter bringen konnte, dann nur jemand, der von ihrem Stand war, ihre Herkunft verstand und was die alten Zauber mit einer jungen Hexe wie ihr machen konnten.

„Sicher kann ich sie dazu bringen sich zu beruhigen und bei Dir zu entschuldigen. Am Besten wartet ihr hier auf uns. Ihr seid meine Gäste. Bestellt so viel Tee und Kuchen wie ihr wollt.“ Der Nachkrabs erhob sich und verließ langsam das Lokal.

Was er nicht sah, war der finstere Blick, den ihm einige halbwüchsige Hexen und Zauberer hinterher sandten. Sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und diskutierten leise und zornig. Nur einige Wortfetzen waren ab und an zu hören. „... so offen schwarze Magie anzuwenden...“ und „...ein Feuerbund ist nicht umsonst verboten. Wer weiß, ob sie nicht demnächst ein Haus in Brand steckt....“

TBC: Schiffsanleger und Wege

Seufzend sah Sina Lara nach. Es würde wohl noch einige Zeit vergehen, bis Lara bereit dazu war, sich helfen zu lassen. Wenn sie es denn überhaupt tat.
Als Anjun aufstand, nickte sie ihm zu, in der Hoffnung, dass dieser Lara wieder ein wenig zur Vernunft bringen konnte.
Sina drehte sich zu Shouky um, die die ganze Zeit sehr still gewesen war:
"Hui, na das ist doch mal ein ereignisreicher Tag. Und dabei wollte ich doch nur einen neuen Wecker kaufen gehen!" jammerte sie gespielt gequält und lächelte in Shoukys Richtung.

Shouky seufzte ebenfalls. Dabei hatte ihr Gespräch doch so gut anfangen. "Ich finde die Idee trotzdem noch gut", murmelte Shouky leise und zuckte mit den Schultern. "Aber ich glaube, Lara wird sich wieder beruhigen irgendwann." In diesem Fall war Shouky sehr zuversichtlich. Vor allem, weil sie den richtigen Grund für ihre Wut gar nicht verstanden hatte. Sie hatte beide Seiten verstanden - jedoch hatte sie Sinas Erklärung sehr gut gefunden. Was Lara daran nicht gefiel, wusste Shouky nicht so richtig. Sie war sich sicher, dass die beiden sich wieder einkriegen würden. Beste Freundinnen würden sie vielleicht niemals werden, aber sie würden einander akzeptieren.

Als Sina bemerkte, dass sie doch nur einen Wecker kaufen wollte, fing Shouky an zu lachen. "Achja, dein Wecker. Na da finden wir bestimmt auch noch was Tolles!"

Clue fing leise an zu lachen. Als ob er keine Probleme hätte! Gerade er! "Ich habe nie behauptet, ich hätte keine Probleme, oder?" Näher wollte er jedoch eigentlich nicht auf dieses Thema eingehen.. zumindest noch nicht jetzt. Zu seinem Glück wurde er durch einige Geschehnisse an einem Nebentisch abgelenkt - der Tisch, an dem Lara saß, war scheinbar in großer Aufruhr. Es klang so, als hätten Lara und das andere Mädchen Streit miteinander. Was Clue vor allem auffiel und seine Aufmerksamkeit erregte, waren die Flammen, die sich plötzlich auf Laras Körper bildeten. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was da vor sich ging, faszinierte dieses Schauspiel ihn. Clue warf Dominic einen kurzen Blick zu. "Ist ja auch völlig egal", murmelte er schnell und nickte zu Laras Tisch. Ob Dominic dieses Zeichen verstand? Ob es ihn überhaupt interessierte?

"Deshalb fällt dir auch ein Beispiel ein, in dem ein Muggel Zauberer werden will, damit er glücklich ist und alle seine Probleme vergessen," erwiderte Dominic und unterdrückte seinen aufkeimenden Ärger über diese Äußerung Clues. "Aber wenn's eh egal..." Dominic folgte dem Nicken Clues und erwartete, irgendwas zu sehen, das Anjun betraf. Aber offenbar stand Lara... In Flammen? Aber nein... Irgendwie war das.
"Sind die denn total bescheuert?" Dominics Augen weiteten sich. Das hatte er sich doch nur eingebildet, oder? "Habe ich gerade wirklich Flammen gesehen?" fragte er Clue murmelnd. Wenn das hieß, was es bedeutete, dann war es unverantworlich und ungeheuerlich, dass Lara so etwas konnte. Überhaupt und sie speziell. Wie konnte eine so unausgeglichene Person von ihrer Familie offenbar mit so etwas konfrontiert worden sein? Dominic schüttelte sich. "Die ist echt gefährlich." Er blickte jetzt krampfhaft zu Clue und schüttelte den Kopf. "Ich für meinen Teil werde mich von dieser Person fernhalten."

Scheinbar schien Laras "Verhalten" nicht gerade gewöhnlich zu sein. Zumindest, wenn man Dominics Reaktion beobachtete. Und das war es, was Clue tat - was er tun musste. Schließlich war seine Reaktion das einzige, woran er ablesen konnte, was Lara da gerade tat. Wobei - nicht unbedingt. Plötzlich drangen lauter Stimmen an sein Ohr, die etwas von 'schwarzer Magie', 'Feuerbund' und 'verboten' murmelten. Schwarze Magie? Davon hatte er selbstverständlich schon gehört. Aber so etwas auf Rungholt? Nachdenklich beobachtete er das Mädchen weiter und sah, wie die anderen Besucher des Irrlichts das Mädchen mit seltsamen Blicken bedachten. "Wieso darf jemand, der so etwas kann wie sie auf Rungholt sein?" Diese Frage klang nicht ganz so bescheuert, wie wenn Clue gefragt hätte, was Lara da genau tat. Kaum hatte er die Frage gestellt, hatte Lara auch schon wütend die Teestube verlassen und Anjun war ihr gefolgt. Zurück blieben nur die beiden anderen Mädchen, die sich von Laras Vorstellung scheinbar jedoch nicht sonderlich beeindrucken lassen haben. Diese Reaktion wunderte Clue jedoch wieder. Hatten sie das denn nicht gesehen? Oder gehörten sie womöglich auch dazu? War Clue von schwarzen Magiern umgeben?

"Gute Frage. Entweder ist irgendjemand vollkommen wahnsinnig geworden oder jemand ist vollkommen wahnsinnig geworden und wusste nicht, dass irgendjemand in seinem Wahn dieser instabilen Person etwas gezeigt hat, von dem sie eigentlich nichts verstehen sollte," knurrte Dominic. "Eigentlich ist es illegal, dass sie sowas kann. Aber das hat gewisse Familien ja noch nie gekümmert." Dominic schüttelte den Kopf. "Ich hätte nicht gedacht, dass jemand so bescheuert ist, Elementarmagie in aller Öffentlichkeit zu praktizieren. Er hielt diesen Zweig der Magie für hochgradig gefährlich, vor Allem, wenn jemand einen Bund einging, der offenbar so instabil war wie Lara sich bislang präsentiert hatte.
Dann fiel sein Blick auf Clue und Dominics Stirn legte sich erneut in Falten. Sein Gefühl, dass mit dem Kerl irgendwas nicht stimmte, meldete sich erneut und er wusste erneut nicht, woran es lag. Er schüttelte dieses Gefühl unwillig ab. "Aber ich hoffe, dass sich jemand darum kümmert. Da kommt unser Tee." Die Bedienung kehrte mit zwei Teetassen zurück.

Kurz räusperte sich Clue und versuchte, wieder etwas seriöser zu wirken - ganz wie es sich für einen Reinblütler, der mächtig Ahnung von der Welt hatte, gehörte. "Sicherlich. Nach dieser Aktion hier wird sich bestimmt jemand darum kümmern." Sein Blick glitt erneut über die Tische, an denen die anderen Gäste immer noch aufgeregt tuschelten.

"Oh, ja. Unser Tee." Clue lächelte. Das würde sie für einen kurzen Moment wieder ablenken. Mittlerweile bereute er es fast, dass er nicht einen der außergewöhnlichen Tees genommen hatte. So ein völlig normaler Tee.. das war ja nichts Neues. Da gab es keinen Überraschungseffekt. Clue nahm sich fest vor, beim nächsten Mal etwas Anderes zu probieren.

"Nun, gut. Um nochmal auf das Thema von vorhin zurückzukommen..", fing er an. Eigentlich hatte er das Thema beenden wollen, aber jetzt brauchte er noch eine gute Erklärung, die sein Beispiel rechtfertigte. "Ich hätte als Beispiel auch einen Zauberer nehmen können, der sich wünscht, ein Muggel zu werden. Aber was davon ist realistischer?" Clue zwinkerte Dominic zu und nahm einen Schluck von seinem Tee.

"Es soll Zauberer geben, die irgendwann einfach aufgehört haben, ihre Magie zu verwenden. Und wenn ich mich nicht irre, ist auch der ein oder andere Fall bekannt von Zauberern, die ihre Zauberkraft verloren haben, weil ihnen etwas ausgesprohen schreckliches zugestoßen ist. Der Verlust von Zauberkraft ist also prinzipiell möglich und der Wunsch nach Verlust nicht undenkbar. Vor Allem finde ich, dass Magie auch Verantwortung bedeutet, die nicht jeder haben will." Er schnalzte mit der Zunge.
"Naja, was solls." Dominic seufzte. "Ich glaube, es bringt sowieso nichts, wenn wir jetzt darüber reden. Wie gefällt dir denn Südernickelrupp? Ist es schon so schlimm, dass du unbedingt wieder weg willst?"

"Nun. Ich weiß jetzt ja, dass du immer Recht hast, also von daher.." Grinsend zuckte Clue mit den Schultern und beschloss, das Thema jetzt endgültig zu beenden. Sowieso ein viel zu gefährlicher Boden, auf dem er sich da bewegte.
Auf Dominics Frage hin lächelte Clue. "Gefällt mir eigentlich ganz gut hier. Und weg will ich bestimmt nicht, zumindest noch nicht.. Man weiß ja nie, was noch alles kommt." Kurz dachte er wieder an Lara und die Flammen, die ihren Körper eben noch umgeben hatten. Wenn hier alle so verrückt waren, wäre es vielleicht doch besser, wenn Clue wieder nach Hause ging. Einfach verschwinden war nicht wirklich möglich, aber wie würde es wohl aussehen, wenn er nach den Ferien nicht mehr wiederkommen würde? Darüber sollte er sich gegebenfalls einmal Gedanken machen. Doch als sein Blick wieder zu Dominic wanderte, schüttelte er kaum merklich den Kopf, völlig in Gedanken versunken. Nein, er wollte hier eigentlich gar nicht wieder weg. Seine Freunde würde er ja trotzdem in den Ferien immer sehen. Clue wusste jetzt schon, dass er - völlig egal, was seine Eltern taten oder sagten - die Ferien auf der Straße verbringen würde.

"Optimist." Dominic ließ sich tatsächlich zu einem kurzen müden Lachen hinreißen, auch wenn es ein wenig angestrengt klang. Wen wunderte es, könnte Dominic sich selbst nicht daran erinnern, wann er zuletzt gelacht hatte, würde man ihn zu diesem Ereignis befragen. Aber Clues Äußerung wirkte einfach nur unheimlich lustig, wenn man bedachte, was für ein Irrenhaus Rungholt war, wo in der Tat zwar ständig etwas geschah, das Wenigste davon allerdings positiv zu werten war. Seine Hand glitt in die Tasche, in der Pascals Brief versteckt war und strich kurz darüber. Zufriedenheit erschien einen Augenblick auf seinem Gesicht und er fühlte sich dazu imstande, das Gespräch weiterzuführen.
"Ich will gar nicht wissen, was hier noch alles kommt, denn hier kommt es meistens ziemlich dicke. Und ich wette notfalls sogar mit dir, dass es unangenehm werden wird, egal was hier passiert."

Während Shouky und Sina noch miteinander sprachen, hatte sich die kleine Gruppe halbwüchsiger Zauberer von Nachbartisch erhoben und zahlte. Ihre Mienen waren seit dem „Feuerzwischenfall“ grimmiger geworden und während sie noch leise miteinander sprachen, zog eine Hexe ihren Zauberstab und ein junger, brutal aussehender Mann ließ die Muskeln spielen. „Komm, zeigen wir es der Ries, dass wir Feuerteufel nicht dulden.“, waren die letzten Worte, die Shouky noch von ihnen hörete, ehe sie den Laden verließen.

TBC: Schiffsanleger und Wege

"Hast du das gehört?" flüsterte Shouky ihrer Freundin erschrocken zu. Selbstverständlich war sie sich selbst im Klaren darüber, was hier gerade vor sich gegangen war. Das, was Lara getan hatte, war nicht gerade ungefährlich gewesen, doch Shouky hielt es hier in der Öffentlichkeit trotzdem für das Beste, einfach so zu tun, als wäre gar nichts passiert. Außer Sina und ihr schien das aber niemand so zu sehen. Shouky ließ ihren Blick durch das Irrlicht wandern. Alle Besucher tuschelten miteinander und warfen den beiden Mädchen immer wieder recht eindeutige Blicke zu. Dann fiel ihr Blick auf einen Tisch weiter hinten - Dominic. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Dominic war vielleicht der einzige, der nicht gerade da saß und mit jemandem tuschelte, schließlich war er nun mal Dominic. Der saß nicht einfach bei... Das Lächeln verschwand, als sie sah, dass Dominic nicht alleine war. War der Junge etwa gerade dabei, sich mit jemandem anzufreunden? Verwirrt starrte sie zu den beiden Schülern rüber und vergaß dabei fast, worüber sie sich gerade noch geärgert hatte. Seit der 5. Klasse kannte sie Dominic und nie hatte er jemanden richtig an sich heran gelassen, außer vielleicht Högni, und jetzt saß er seelenruhig gegenüber von einem neuen Schüler und.. unterhielt sich mit ihm??

Kopfschüttelnd wendete Shouky den Blick ab. Das war doch unglaublich! Trotzdem war Dominic im Moment längst nicht so wichtig wie das Gespräch, das Shouky eben mitgehört hatte. „Komm, zeigen wir es der Ries, dass wir Feuerteufel nicht dulden" .. "Meinst du sie wissen, wo Lara steckt?" Immer noch flüsternd sprach sie mit Sina. Warum sie flüsterte, wusste sie eigentlich selbst nicht. Die Gruppe, die nach Lara suchen wollte, war schon an der Tür und die anderen Besucher waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. "Sollen wir.. ich denke, wir sollten ihnen hinterher gehen!" Voller Mut stand Shouky auf, ignorierte die Blicke der anderen Gäste, und mit einem letzten Blick zu Dominic verließ sie gemeinsam mit Sina das Irrlicht - auf zur Verfolgungsjagd nach Laras neuen Feinden!

tbc: Schiffsanleger und Wege (+ Sina)

Immer mehr Menschen verließen das Irrlicht. Die beiden Mädchen, die bei Lara am Tisch gesessen waren, gingen aufgeregt zur Tür und Clue hatte den Eindruck, sie würden einer Gruppe Jugendlicher folgen, die eben noch recht aggressiv über Lara gesprochen hatten.
"Passiert hier denn so viel? Ich dachte eigentlich, das wäre eine normale Schule, aber so wie du das schilderst, klingt das ja.. nicht gerade so..", Clue überlegte, wie er sich ausdrücken sollte, wie ein Reinblütler sich ausdrücken würde, doch letztendlich entschied er sich einfach für seine normale Ausdrucksweise. "Ehrlich gesagt, es klingt so, als wären hier alle etwas gestört." Entschuldigend zuckte Clue mit den Schultern. "Wem muss ich aus dem Weg gehen, damit ich möglichst sicher überleben kann?" fragte er dann grinsend. Man konnte ja nie wissen.

"Naja, wenn man zu erkennen gibt, dass man Fähigkeiten hat, die die meisten Schüler hier als schwarzmagisch betrachten, die unter Grindelwald massiv missbraucht wurden und die dann noch nicht einmal richtig kontrollieren kann, dann sollte man eigentlich erwarten, dass es hier Chaos gibt." Dominic rieb sich die Schläfen. "Eigentlich passiert sowas hier nicht. Inseln sind offenbar ziemlich verschlafen. Aber das Schicksal hat es in diesem Jahr wohl nicht gut mit uns gemeint." Dominic sah den Halbstarken nach, die gegangen waren, ebenso wie einige andere Schüler. Dann sah er ausgesprochen freudlos wieder zu Clue und trank noch einen Schluck Tee.
"Naja, kommt natürlich ganz drauf an, was du erreichen willst. Aber wenn ich mal ne Faustregel aufstellen soll, dann solltest du Lara meiden... und mich."

Clue nickte. Das klang verständlich. Sicherlich würde es noch eine Menge Chaos geben, was Lara betraf. Die Gruppe der Halbstarken ließ jedenfalls nichts Gutes erahnen und Clue wusste nicht genau, ob die drei Mädchen gemeinsam mit Anjun genügend Kraft haben würden gegen die Gruppe vorzugehen.
"Was ich erreichen will..." Clue seufzte leise. "Ich glaube, das weiß ich selbst nicht so genau." Als Dominic ihm schließlich zwei Personen aufzählte, die er meiden sollte, fing er leise an zu lachen. "Dich??" Langsam schüttelte er den Kopf. "Dazu ists jetzt schon längst zu spät."

"Dann solltest du dir da eventuell mal so langsam Gedanken drüber machen, oder? Wandelst ja schon lang genug auf dieser Erde, um dir ein Bild von ihr zu machen," erwiderte Dominic ein wenig schnippisch. Eigentlich war das ungerecht. Dominic strebte zwar eigentlich immer irgendetwas entgegen, irgendwelchen guten Noten, neuen Erkenntnissen oder auch einem Studium an der Blocksberg-Universität, aber einen tieferen Sinn dahinter gab es nicht. Darüber versuchte er auch nicht nachzudenken, weil er sich dann eingestehen müsste, genau so ziellos zu sein wie die allermeisten Menschen um ihn herum auch. Nur konnte er es besser verschleiern.
"Aber du hast auch nur gefragt, wen du hier meiden solltest. Dass es für dich unmöglich ist, mich zu meiden, hast du nicht gesagt. Außerdem könntest du nach wie vor aufstehen, gehen und mich ab sofort meiden." Dominic zuckte mit den Schultern. "Hält dich nichts davon ab," brummelte er in seine Teetasse, hinter der er sich für einen Augenblick versteckte, um einen langen Schluck zu trinken.

"Klar. Aber ich hab auch noch etwas Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen oder? Weshalb meidest du denn die meisten hier? Was willst du erreichen?" fragte Clue zögernd und leise. Er wusste nicht, ob die Frage angebracht war. Sicherlich vertraute Dominic ihm nicht so sehr, um auf Clues Frage mit der Wahrheit zu antworten. Vielleicht würde er auch gar nicht antworten.
"Wie kannst du dir so sicher sein, dass mich nichts davon abhält?" Erneut grinste Clue. "Na gut, vielleicht würdest du mich nicht davon abhalten. Das mag wohl stimmen. Aber das ist ja nicht das einzige, was mich davon abhalten könnte." Eigentlich wusste Clue selbst nicht, was er an Dominic so interessant fand, doch er wusste, dass er seine Anwesenheit genoss und seine Gesellschaft sehr schätzte. Dominic war ihm viel lieber als beispielsweise Anaximander. Vielleicht weil es entspannter war. Er musste sich nicht ständig Gedanken darüber machen, was er sagen musste, um reinblütig genug zu wirken. Er konnte einfach er selbst sein - zumindest weitgehendst.