Zum Irrlicht

Das berühmte Gasthaus auf Süder-Nickelrupp besticht durch etwas übertrieben norddeutsches Ambiente aus Fischernetzen unter der Decke, ausgestopften Fischen und Meerrossköpfen an den Wänden oder den obligatorischen Friesennerzen an der Gaderobe. Der Großteil der Kundschaft kommt per Flohpulver durch den Kamin, um eines der hervorragenden Fischgerichte zu essen oder aber einen der legendären Tees in allen Geschmacksrichtungen zu trinken.

Das Irrlicht rühmt sich damit, dass noch kein Kunde einen Tee bestellt hat, den er nicht auch serviert bekam, egal ob Fischtran-Tee, Butterblumen-Tee oder Polierleder-Tee. Dennoch versuchen sich wagemutige Rungholtschüler jedes Wochenende erneut daran, eine Geschmacksrichtung zu finden, die es nicht gibt - bisher allerdings ohne Erfolg.

PP: Rungholt: Meer um Rungholt - 09:00-10:00 Uhr: Wattwanderung zur Hallig

Anjun betrat mit den Mädchen den für die frühe Uhrzeit gut gefüllten Teeraum des „Irrlichts“. An einem gemütlichen Tisch in einer Ecke unter einem großen, ausgestopften Fisch und mit Blick über die grüne Weide voller Goldwollschafe nahm er Platz. Jemand kam gerade durch den Kamin geflopulvert, also auch schon der Kelner kam und sie anstrahlte. „Was darf es sein? Bei uns gibt es Tee in allen Geschmacksrichtungen. Nennt mit eine und ich bring sie Euch. Es gibt keinen Geschmack, den wir nicht führen.“

PP: Rungholt: Meer um Rungholt - 09:00-10:00 Uhr: Wattwanderung zur Hallig

Interessiert betrat Lara das Irrlicht. Sie betrachtete die ganzen Fische und Netze an der Wand. Ein eindeutiger Fall von Geschmacksverirrung. Schnell kam sie zum Schluss das man den Innendekorateur wegen Verunstaltung die Auroren auf den Hals hetzen sollte. Sie folgte Anjun und den Mädchen durch den Raum, bis sie schliesslich einen gemütlichen Platz gefunden hatten. Sie setzte sich direkt neben Sina. Das Mädchen war ihr äusserst sympatisch. Auch Shouky schien richtig nett zu sein.

Im Kamin sprühten grüne Funken auf. Ein weiterer Gast war erschienen. Ob es möglich war von Rungholt das Flohnetzwerk zu benutzen um hier jeden Tag Tee zu trinken. Bestimmt war es verboten, aber nicht unmöglich. Nun, sie würde es bei Gelegenheit ausprobieren. Vor ihnen erschien der Kellner und fragte sie freundlich was sie gerne hätten. Lara warf einen verstohlenen Blick zu Anjun. Auf dieses Drachenzeug stand sie definitiv nicht.

"Ich hätte gerne einen Japan Shincha Shimoyama First Flush", entschied sie sich letzt endlich. Eine gute Wahl. Sie konnte nur hoffen das hier auch gute Qualität verkauft wurde. Alles andere war es nicht würdig getrunken zu werden.

PP: Rungholt: Meer um Rungholt - 09:00-10:00 Uhr: Wattwanderung zur Hallig (+Shouky)

Sina sah sich im Irrlicht um, und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Sie kam gerne hierher. Ihr gefiel dieses Hafen-Ambiente. Es erinnerte sie an ihr eigenes zu Hause an der Ostsee mit den vielen Fischerbooten und Möwen, die über den Hafen hinweg flogen.

Als der Kellner kam, begrüßte sie ihn freundlich und bestellte einen Lilenblütentee. Sie wollte die Teekarte gerade wieder auf den Tisch legen, als sie ein leises Knurren vernahm.
"Oh," kicherte sie, "ich glaube, ich nehme bitte noch einen Krabbensalat. Der Weg hierher hat mich doch ein wenig hungrig gemacht."

Gemeinsam mit Anjun und den beiden Mädchen betrat Shouky das Irrlicht. Es gefiel ihr hier sehr gut und das Irrlicht war immer der erste Punkt auf ihrer Liste, wenn es nach Süder-Nickelrupp ging.

Kaum hatten sich die vier Schüler gesetzt, kam auch schon ein Kellner und fragte nach ihrer Bestellung. Was hatte sie noch nicht probiert als Teesorte? Oder sollte sie eine nehmen, die sie bereits getrunken hatte? Man wusste ja nie.. Ein paar Sekunden überlegte Shouky. Sie hatte ja noch etwas Zeit, solange die anderen bestellten, doch schließlich entschied sie sich für Gummibärchentee. Etwas Süßes konnte sie jetzt unbedingt gebrauchen. Beim nächsten Mal würde sie dann vielleicht mal einen Sonnenblumentee probieren. An etwas ganz außergewöhnliches wie beispielsweise Polierleder-Tee hatte sie sich noch nicht gewagt. Vielleicht sollte sie das auch mal bestellen.

Anjun wartete bis die Mädchen sich einen Tee ausgesucht hatten und bestellte dann für sich selber einen Dracheneitee. Er beruhigte ihn, dass Shouky in der Gesellschaft von Sina war und sich Lara ihnen angeschlossen hatte. Das macht es etwas unwahrscheinlicher, dass die Attake heute geschehen würde und er lehnte sich entspannt zurück, während er den Kellner dabei beobachtete, wie er die Tees aufbrühte.

„Unser erster Ausflug nach Südernickelrup in diesem Schuljahr.“, murmelte er sinierend. „Wie die Zeit verfliegt. Dabei hatten wir dieses mal noch nicht mal eine große Veranstaltung.“

Nachdem alle ihre Bestellung abgegeben hatten, lehnte Sina sich gemütlich auf ihrem Stuhl zurück und überlegte, wo sie anschließend noch hingehen wollte. Schließlich musste sie sich noch einen neuen Wecker besorgen.

Als Anjun jedoch das Wort ergriff und erwähnte, dass es noch keine Veranstaltung bisher gab, verwarf sie ihre Planung gleich wieder, denn ein neuer Gedanke keimte plötzlich in ihr auf. Ein breites Grinsen zierte ihr Gesicht und ihre Augen fingen an zu leuchten, als sie sich aufgeregt zu den restlichen dreien am Tisch wandte:
"Hey! Was haltet ihr von einer Party zum Schuljahresanfang, so nach dem Motto: Willkommen zurück auf Rungholt? Da können sich dann auch gleich die Neuen besser kennen lernen. Oder eine Party, die komplett von uns Schülern geplant und gestaltet wird? Jede Klassenstufe kann dabei ja etwas unternehmen oder so."

Während Shouky schweigend auf ihren Tee wartete, hatte Anjun Sina schon wieder auf eine Idee gebracht. Auf eine Idee, die auch Shouky sehr gut gefiel. "Das klingt doch super! Und gerade wenn wir dieses Jahr Tutoren sind - also zumindest wir beide - könnten wir doch die Grundplanung übernehmen." Begeistert nickte das Mädchen. Das würde den 5. Klässlern sicherlich gefallen. Schließlich war es immer etwas komisch, ganz neu auf eine Schule zu kommen und im schlimmsten Fall gar niemanden dort zu kennen. "Vielleicht eine Party mit einem bestimmten Motto? Also, klar, willkommen zurück.. aber.. zum Beispiel..", Shouky machte eine kurze Pause und zuckte mit den Schultern.

"Hmm...wir könnten ja ein Kommitee gründen, in das jeder rein darf, der sich bei der Planung beteiligen will. Wenn nämlich nur die Tutoren planen dürfen, fühlen sich einige bestimmt wieder übergangen und wahrscheinlcih gibt es auch einige Elftklässler, die sich dabei überhaupt nicht beteiligen wollen." fügte Sina auf Shoukys Vorschlag hin an.

„Tanz der Elemente.“, schlug Anjun spontan vor, der sich sehr und den alten Elementarzaubern hingezogen fühlte. „Das passt doch zu einem Ort wie Rungholt, der ständig von Wind und Wellem umtost ist.“ Der Kellner brachte die Tees und ein Krabbensalat für Sina. Genießerisch nahm der junge Baccaracus einen ersten Schluck seines Tees und spührte sofort die Hitze und Wildheit des Drachen.

pp: Schrift und Feder (+ Dominic)

Gespannt war Clue Dominic gefolgt. Schließlich wusste er nicht so genau, was ihn hier alles erwarten würde. Vielleicht würden sie von einer Teetasse bedient werden oder von einem sprechenden Teller. Es gab so viele Überraschungen hier, letztendlich musste man mit allem rechnen. Was Clue jedoch viel weniger interessierte war, was die anderen darüber dachten, wenn er hier mit Dominic aufkreuzen würde. Dominic jedoch schien sich darüber schon eher Gedanken zu machen. Kurz warf Clue Dominic einen Blick zu und lächelte ihn aufmunternd an, bevor die beiden das Irrlicht betraten.

Clue sah sich um, doch er konnte eigentlich niemanden entdecken, den er schon kannte. Bis ihm an einem Tisch das Mädchen auffiel, mit dem sie vorhin durchs Watt gewandert waren. "Guck mal", meinte er lächelnd zu Dominic und deutete unauffällig mit dem Finger in die Richtung. "Da ist Lara."

Dominic war ins Irrlicht hereingeschlurft und hatte sich nach einem Platz umgesehen, der möglichst weit von den anderen Schülern entfernt war. Zu Clues komischer Reaktion auf Bleistifte hatte er nichts mehr zu erwidern. Reinblüter waren eben manchmal unglaublich weltfremd. Einer der Vorteile, wenn man ein echtes Mischblut war, wenn man es mit den Problemen verglich, vor denen man in sozialer Hinsicht damit gelegentlich wohl stand, der einzige Überlebensvorteil, den man den Reinblütern und den Muggelgeborenen gegenüber hatte: Man kannte beide Welten. Clues Bemerkung riss ihn aus seinen Überlegungen. Sein Blick folgte Clues Finger.
"Ja... Und Anjun. Da habe ich momentan leider überhaupt keinen Bock drauf. Aber wenn du hinwillst, tu dir keinen Zwang an. Ich setze mich da in die Ecke und beschäftige mich mit meinen Büchern." Dominic steuerte zielstrebig auf seine Ecke zu und überlegte, welchen Tee er trinken wollte.

"Heey!" Clues Blicke waren scheinbar zu lange auf den Tisch gerichtet gewesen, an dem Lara mit zwei anderen Mädchen und einem Jungen saß, denn Dominic hatte sich in der Zeit schon einen Tisch ausgesucht. Doch für Clue stand schon längst fest, dass er bei Dominic bleiben würde. Also stand er keine zwei Sekunden später wieder neben dem Jungen. "Ich habe irgendwie das Gefühl du willst mich loswerden", meinte Clue seufzend, während er sich gegenüber von Dominic setzte. "Büchern! Mit deinen Büchern kannst du dich später beschäftigen. Ich würde vorschlagen, jetzt beschäftigst du dich mit mir." Er grinste und nahm sich die Teekarte. Was gab es hier wohl alles für Teesorten? Vielleicht musste er als Reinblütler ja so etwas wie Schlangeneiertee oder Kräuterblumentee trinken? Sollte er sich danach richten, was Dominic bestellte? Oder... nachdenklich sah Clue sich um, doch Dominic hatte sich viel zu weit von den anderen Schülern weggesetzt als dass Clue irgendetwas erkennen gekonnt hätte.

"Also wenn es um die Grundplanung geht bin ich mit im Team!", stellte Lara erst mal mit leuchtenden Augen klar. Endlich Gelegenheit wieder eine Party zu organisieren, das konnte sie sich einfach nicht entgehen lassen. "Bei uns in Salem haben wir so eine Party jedes Jahr veranstaltet. Alles war richtig festlich. Und die schönen Kleider!", begann sie zu schwärmen. Vor ihren Augen baute sich schon die Deko wie von selbst auf. Das würde auf alle Fälle ihr Fachgebiet bei der Party werden, ohne Widerede!

"Tanz der Elemente", klingt gut nippte sie an ihrem Tee. Dafür das der Schuppen ein reiner Modeunfall war schmeckte der Tee richtig gut. "Vielleicht können wir das ganze nach der Traditon der Hexenakademie abhalten. Das würde uns sehr viel Arbeit ersparen.", stellte sie den Vorschlag in die Runde.

"Wünsch dir nichts, was du eventuell bereuen könntest. Vielleicht bin ich ein Dschinn und erfülle ihn. Dann haben wir beide den Salat," erwiderte Dominic ein wenig unsicher, weil ihm Clues offensive Art, auf ihn zuzugehen, sichtlich zu schaffen machte und er sich nach wie vor nicht darüber im Klaren war, wie er damit umgehen sollte. Dominic reichte Clue die Karte, wo einige empfohlene Kombinationen verzeichnet waren: Die Beliebtesten, die Kuriosesten, die zur Saison passenden und natürlich der Hinweis, dass man frei wählen könne, was man haben wollte.
"Was das Loswerden betrifft, irrst du aber. Ich will dir nur nicht im Weg sein, wenn du meiner endlich überdrüssig geworden bist. Erzähl mir also, wie ich mich mit dir beschäftigen soll, bevor ich auf für dich unangenehme Ideen komme. Ich wollte nämlich schon immer mal den ein oder anderen Fluch am Menschen ausprobieren, zu dem ich noch nicht gekommen bin," erwiderte Dominic und entschloss sich im Stillen, sich heute einmal Nougat-Tee zu gönnen.

Clue fing an zu lachen. "Oh, das wäre ja praktisch, wenn du ein Dschinn wärst. Da gäbe es eine Menge, was ich mir wünschen würde." Das entsprach wirklich der Wahrheit. Es gab eine ganze Menge an Wünschen, die momentan eher unerfüllbar waren. Beispielsweise Sternchen in seiner Nähe zu haben - oder wenigstens Sven, der ihm helfen würde, dieses ganze Reinblütler-Gerede zu verstehen. Wäre Sven hier, könnte Clue sich einfach entspannt zurücklehnen. Vermutlich würde es reichen, wenn er ab und zu freundlich nicken würde. Sven würde das Gespräch übernehmen und den ganzen Saal unterhalten. Aber gleichzeitig wusste er, dass er nicht mit Dominic hier sitzen würde, wenn Sven hier wäre. Niemals. Seit dem Gespräch mit Anaximander war er sich ziemlich sicher, dass Sven ihn für verrückt erklären würde, doch es störte ihn nicht im Geringsten. Auf der Straße hatte Clue gelernt, dass es völlig egal war, was die anderen über einem dachten. Es musste einfach egal sein.

"Ach", Clue zuckte mit den Schultern während er die Karte betrachtete. Es gab so viele Dinge, die er Dominic gerne gesagt hätte, doch keines davon klang seriös für einen Reinblütler. "Aber du willst deine Flüche doch nicht ernsthaft an jemandem wie mir ausprobieren?" fragte er dann grinsend. Wenn Dominic das tun würde, hätte Clue ziemlich schlechte Karten. Von Flüchen hatte er keine Ahnung. Überhaupt keine. Warum hatte er sich nur von Anfang an so sehr gegen Rungholt gesträubt? Jetzt hasste er sich dafür, dass er sich so sehr gewehrt hatte.

"Ich würde nie auf einen Dschinn vertrauen. Die ganze Wunscherfüllungskiste ist mir ziemlich suspekt. Wenn jemand schon so naiv ist und Träume und Wünsche mit sich herumträgt, dann sollte er gefälligst auch den Mut haben, sein Glück in die Hand zu nehmen und dafür zu sorgen, dass diese Träume war sind. Gut, man kann erwarten, dass man damit scheitert, aber das interessiert Träumer doch sowieso kein Stück. Also scheitert gefälligst, aber hofft nicht auf Wunder. Die gibt es sowieso nicht." Dominic legte den Kopf schief. "Echt mal. Ich hätte gedacht, dass du wenigstens ein wenig Grips in diesem großen, grellen Ding hast, was du Kopf nennst. Und was die Flüche betrifft: Da bist du genauso gut wie jeder andere. Wahrscheinlich sogar besser. So unglaublich naiv wie du bist, würdest du es mir wahrscheinlich nicht zutrauen, das wirklich zu tun und wenn doch, nicht allzu gemein zu sein."
Dominic sah die Bedienung herankommen. "Ich nehme Nougat-Tee. Und du, Clue, solltest irgendwas nehmen, was dich auf den Boden der Tatsachen zurückholst, bevor du noch meine Lampe suchst. Die ist gut versteckt."

"Aber was ist mit Wünschen, bei denen man keine Möglichkeit hat, dafür zu sorgen, dass sie wahr werden? Was ist, wenn es ein Wunsch ist, der nur mit einem Wunder erfüllt werden kann?" Das Gespräch nahm eine unerwartete Wendung. "Nehmen wir mal an, ich wünsche mir, dass ich jede Menge Geld habe. Klar - dass dieser Wunsch in Erfüllung geht, dafür kann ich sorgen, wenn ich mich nur genug anstrenge. Aber..", Clue machte eine Pause und überlegte. Wie weit durfte er gehen? War es gefährlich, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen? Aber was hatte er zu verlieren? "Aber was ist, wenn ich ein Muggel bin und mir nichts mehr wünsche als Zauberer zu sein? Wie soll ich diesen Wunsch jemals erfüllen können?" Der Junge schluckte und versuchte, während er sprach, Blickkontakt mit Dominic zu halten, was leichter gesagt als getan war.
Die Bedienung war es, die Clue dann immerhin ein bisschen erlöste. Bis zu dem Moment, als ihm einfiel, dass er sich immer noch nicht für einen passenden Tee entschieden hatte. Er fing an zu grinsen. "Und was schlägst du vor, welcher Tee mich auf den Boden der Tatsachen zurückholen könnte? Vielleicht Holzbodentee? Oder lieber Sternenstaubtee, damit mir wenigstens noch ein bisschen was von meinen Träumen bleibt?"

"Pfefferminztee. Ganz normaler Pfefferminztee. Ohne irgendwelchen Schnickschnack. Obwohl, irgendetwas Bitteres sollte noch dazu. Das hast du dringend nötig," sinnierte Dominic kurz über die Teefrage, bevor er zum anderen Thema überging.
"Ich bin kein Dschinn-Experte, aber ich glaube, Dschinns können gar keine Wünsche erfüllen, die unmöglich wahrzumachen sind. Damit würden sie sich ja über die Gesetze der Magie hinwegsetzen, obwohl sie selbst lediglich ein Teil der Gesetze der Magie sind. Also nicht Magiergesetze, sondern die Gesetze, nach denen Magie funktioniert. Du verstehst doch, was ich meine, oder? Und jetzt bestell deinen Tee." Dominic verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte seinen Kopf darauf ab, sodass er seitlich zu Clue hochgucken musste. "Ich muss über dein Problem nachdenken."

Clue grinste. "Gut, dann bin ich jetzt an der Reihe dir einen Wunsch zu erfüllen." Er warf der Bedienung einen entschuldigenden Blick zu. Normalerweise war es nicht seine Art, Bedienungen zu lange warten zu lassen. Wobei, normalerweise trank er nicht irgendwo einen Tee. "Also, ich nehme einen ganz gewöhnlichen Pfefferminztee." Clue war ziemlich erleichtert, dass Dominic diesen Tee vorgeschlagen hätte. Hätte er selbstständig einen Pfefferminztee bestellt, hätte das vielleicht merkwürdig gewirkt aber so konnte er immer noch die Schuld auf einen anderen schieben.

Nachdenklich wendete er sich dann wieder ihrem ursprünglichen Thema zu. "Das stimmt wiederum. Ich glaube, du könntest Recht haben. Aber.." Clue zuckte mit den Schultern. "Das würde ja gleichzeitig bedeuten - mehr oder weniger zumindest - dass Dschinns nur materielle Wünsche erfüllen könnten. Doch sind es nicht letztendlich die immateriellen Wünsche, die wirklich wichtig sind? Nehmen wir wieder das Beispiel von vorhin. Ein M.. Muggel", es klang immer noch komisch, dieses Wort so auszusprechen, "wünscht sich also, ein großartiger Zauberer zu werden und gleichzeitig eine Menge Geld zu bekommen. Wenn der Dschinn ihm nun also den Wunsch nach Geld erfüllt - wird er dann glücklich? Ich denke nicht.."

Dominic schloss für einen Augenblick die Augen, weil er Clues Problem nicht so wirklich erkannte. Die Bedienung verschwand unterdessen wieder, um die Teewünsche der beiden Jungen zu erfüllen. Er überlegte, was er ihm wohl erzählen sollte, damit das Gespräch weiterging, denn offenbar lag es Clue viel daran, sich mit ihm auch weiter zu unterhalten. Seufzend öffnete er die Augen wieder und setzte sich wieder anständig hin.
"Ich habe immer Recht, merk dir das. Was imaterielle Wünsche betrifft, so sind sie sowieso nur erfüllbar, wenn man es selbst anpackt. Meinst du, jenseits der heilen Reinblüterwelt bei dir daheim gäbe es keinerlei Probleme? Wenn man sich nicht hermetisch abschottet, ist nicht alles eitel Sonnenschein. Ganz im Gegenteil. Und Glück ist sowieso nur eine Illusion. Ein Trugbild, das die meisten Menschen mit sich herumtragen, um sich nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen. Was wir uns unter Glück vorstellen ist sowieso nicht realisierbar, also ist es blödsinnig, sich an solche unnötigen Konstruktionen zu klammern. Du solltest dich mit der Realität arrangieren. Das sollte jeder. Ist gesünder für alle."

„Du erklärst Dich also bereit die Organisation zu übernehmen.“, wandte sich der junge Baccaracus an Lara und sah sie über den Rand seiner Teetasse an. Dampfwolken stiegen daraus auf, bildeten sie Formen von Drachen und Lindwürmern, die aufstiegen und dann langsam verblassten. Für einen kleinen Moment war ein zugleich ironisches und bedeutungsvolles Glänzen war in den eisblauen Augen zu erkennen. Ein kurzes zufriedenes Aufblitzen auf Laras freudige Reaktion hin. „Wenn Du es nach Salemer-Muster machen willst, wie würdest Du es denn organisieren?“

„Gute Frage.“, nippte Lara an ihrem Tee. Selbstverständlich hatte sie nicht vor die Gruppe vor ihr lange im Ungewissen zu lassen. Nach dem sie 3 Jahre mit ihren Freundinnen dafür zuständig gewesen war die großen Schulevents zu organisieren konnte sie durch aus bestätigen das sich das System bewährt hatte. „Nun, erst mal ist es wichtig das Partykomitee für die Planung möglich klein zu halten. Nur Leute die Erfahrung damit haben oder zumindest einen Plan was wichtig für einen Event ist und was ein no go ist. Je einer im Komitee übernimmt die volle Verantwortung für ein bestimmtes Fachgebiet, wie Dekoration, Musik, Essen, Einlass. Nun, solche Dinge eben. Die Zuständigen sammeln die Ideen der anderen, sorgen dafür das alles Notwendige dafür erledigt wird und bestimmen am Ende alleine wie das Endergebnis aussieht. Natürlich sprechen sich vorher alle Komiteemitglieder ab. Es muss schließlich alles zusammen passen.“

„Die 5. Klässler übernehmen den Aufbau und den Service während der Party, natürlich müssen sie sich dabei an die Vorgaben des Komitees halten. Durch die gemeinsame Arbeit wachsen sie zur einer Gemeinschaft zusammen, lernen Verantwortung zu tragen und so ganz nebenbei verdienen sie sich den Respekt der Älteren. Soweit zum Eventmanagement.“ Ein wenig peinlich berührt fiel ihr auf das sie während der Erklärung immer wieder in ihren Englischen Akzent zurück gefallen war. Das blieb wohl nicht ganz aus wenn man in England geboren und ein Großteil des Lebens in der USA verbraucht hatte. Ihre Mutter versuchte zwar mit aller Gewalt ihr ein perfektes Deutsch an zu erziehen. Doch für sie blieb die USA ihre wahre Heimat.

Ihr Blick wanderte zu Sina und Shouky. Sie ahnte schon welchen Einwände jetzt kommen würden. Sie konnte es ihnen nicht einmal übel nehmen. Jemand der nicht regelmäßig große Partys organisierte, verstand nicht warum ein offenes Komitee, in dem jeder mitbestimmten konnte, im Endefekt nicht funtionierte.

"Etwas anderes habe ich doch auch gar nicht gesagt. Ich meinte vorhin lediglich, dass ich es bedenklich fände, eine einzelne Stufe zu bestimmen, die die Planung übernimmt. Ich fände es besser, wenn jeder, der Interesse daran hat, bei dem Kommitee mitmachen darf. Man könnte zum Beispiel eine Liste aushängen, auf der sich jeder, der dabei sein möchte, schon einmal eintragen kann, dann kann man ein Treffen veranstalten und da die Gebiete einteilen, für die die Leute zuständig sind. Für diese Gebiete kann man ja dann noch jeweils einen Verantwortlichen benennen. So bleibt es übersichtlich und es kann jeder mitmachen, der sich dabei beteiligen möchte." antwortete Sina und fügte mit einem Blick zu Lara an:
"ich persönlich fände es schade, wenn es nur einen gewissen kleinen Kreis gibt, der das Ganze organisiert. Denn das hat dann überhaupt nichts mehr mit dem Grundgedanken zu tun, dass die Schüler ZUSAMMEN etwas auf die Beine stellen. Da können wir genauso gut eine Veranstaltung machen, die von der Schule und den Lehrern organisiert wird."

Skeptisch sah Lara Sina an, wechselte zu einem über freundlichen Lächeln. „Die Liste ist keine schlechte Idee. Allerdings sollte von Anfang klar sein das der Hauptverantwortliche das Recht hat alle anderen zu überstimmen. Was heißt ich werde das Dekorationsteam leiten. Da bedeutete wenn eine Idee meiner Meinung nach nicht in das Konzept passt oder an Kindergeburstag erinnert, wird sie von mir zu nicht brauchbar erklärt oder ein wenig mehr dem Thema angepasst umgesetzt.“

Mit einem eisigen Blick, der die Temperatur im Raum um einige Grade sinken ließ, machte sie den Anwesenden klar das sie erstens dabei sein würde. Zweitens die Dekoration übernehmen würde. Drittens keinen Teamleiter außer sich selbst akzeptieren würde. Und Viertens das es keine gute Idee ist sich in diesen Punkten mit ihr anzulegen. Sofort wechselte sie wieder in einen fröhlichen Plauderten, als hätte der kleine Schlagabtausch eben nie statt gefunden. „Natürlich hast du recht, alle sollten sie Chance haben sich an dem Projekt zu beteiligen. Es geht schließlich um ein Fest für alle Schüler. Das sollte niemand ausgeschlossen werden. Die Liste ist eine super Idee. Aber dagegen das die 5. Klässler gemeinschaftlich Zusammenarbeiten um den Aufbau zu machen, dagegen spricht wirklich nichts. Ein sehr guter Weg neue Kontakte zu knüpfen.“ Mit dem Lächeln eines unschuldigen Engels griff sie in den Rucksack und verspeiste genüsslich ein Stück Schokolade.

Lara war klar das sie eben nicht wie ein Engel gehandelt hatte. Ihre Mutter hatte ihr ihren Vater einfach weg genommen und sie aus ihrer Zuhause in dieses Land gebracht. Hier hatte sie sich nur durch harte Kämpfe mit sich und anderen ihren Rangordnung in der Familie von Hess erkämpfen müssen. Was würde ihre Schwester sagen, wenn sie erfahren würden das sie sich hier wie ein schwaches Geschöpf unterordnet. Sie wollte nie wieder Marias verachtenden Blick auf sich spüren. Für einen Moment wirkte sie zerbrechlich wie eine Porzellanpuppe. Doch schnell korrigierte Lara diese Schwäche und setzte wieder ihr selbstsicheres Lächeln auf.