Hauptgebäude: Speisesaal (EG)

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Mit der Signalleuchte? Das war ja freundlich. Ein kurzes Grinsen huschte über Clues Gesicht. "Passt doch. Rot, blau ..." Er zuckte mit den Schultern. "Wenn der Rest der Klasse sich jetzt noch in diversen Farben die Haare färbt, sind wir fast ein Regenbogen." Dieser Gedanke brachte ihn zum Lächeln - doch das Lächeln verging ihm gleich, als Aurora meinte, er sähe gar nicht aus wie 15.

"15?" wiederholte er verwirrt. War etwa Amabella 15? Er hatte keine Ahnung, wie alt das Mädchen war. Bisher hatte er mit ihr noch nicht allzu viel zu tun gehabt. Aber vielleicht hatte Aurora sie ja bereits kennengelernt und wusste, dass sie 15 war. "Ich bin 17", sagte er dann und zuckte erneut mit den Schultern. War doch eh egal. Dann sollte Aurora halt denken, was sie wollte. Im Endeffekt kam es doch sowieso nicht darauf an, wer in welcher Klasse war. Zumindest versuchte Clue sich das einzureden. Und im Endeffekt war er doch selbst Schuld daran. Hätte er mehr für die Schule getan, wäre er jetzt mit Sicherheit ebenfalls in der 11. Klasse - vielleicht hätte er sogar schon Abitur in Berlin. Bei seiner Intelligenz hätte er sicherlich eine Klasse überspringen können. Clue musste selbst über seine Gedanken grinsen und sah dabei bestimmt ziemlich dämlich aus.

pp: 16:00-18:30 Uhr: Freizeit - Hauptgebäude: Eulerei (Glockenturm)

Zu ihrer Freude kam Hannah trocken im Speisesaal an. Und hier war schon eine Menge los. Viele Tische waren bereits gefüllt und an der Lautstärke konnte man erkennen, dass scheinbar alle ziemlich gut gelaunt waren. Kurz ließ Hannah ihren Blick durch den Saal schweifen. Sie entdeckte Helena und ihre Freunde an einem Tisch. Kurz winkte sie ihnen zu, aber dann beschloss sie, sich an einen anderen Tisch zu setzen, an dem noch niemand saß. Er war ziemlich in der Nähe des Buffets - sehr praktisch.

Grinsend lief sie auf den Tisch zu und setzte sich. Vielleicht würde ja noch jemand kommen, der sich zu ihr setzen wollte. Und wenn nicht.. dann würde sie das Abendessen eben alleine genießen.

Tisch 8: Hannah, frei, frei, frei

pp: 16:00-18:30 Uhr: Freizeit - Langhaus: Nachtkrabs - Aufenthaltsraum

Als Sevda zwar trocken, aber gehüllt in einen knielangen Anorak und mit einem triefend nassen Regenschirm in der Hand am Speisesaal ankam, kam sie sich plötzlich irgendwie dumm vor. Die meisten Schüler hatten sich natürlich mit Zaubern trocken gehalten oder trocken gemacht, und sie stand hier, eingepackt wie ein Muggel, weil sie an so etwas natürlich nicht gedacht hatte. Nach den Ferien war das immer besonders schlimm, sie vergaß manchmal einfach, dass es eigentlich für alles einen Zauber gab, und sie hätte sogar einen Schirmzauber gewusst, der den Regen abgehalten hatte. Nun ja, jetzt war es dafür auch zu spät.

Den Schirm stellte sie aufgespannt in die Nähe der Tür und legte die Regenjacke darüber. Vielleicht fiel ihr bis später ein Wärme- oder Trockenzauber ein, mit dem sie die Sachen abtrocknen konnte. Aber erst mal wollte sie sich etwas zu essen holen und zu ihren Freunden gehen. Sie hoffte, niemand war sauer, weil sie sich über die Mittagszeit nicht am Strand hatte blicken lassen.

Am Buffet lud sie sich ihren Teller voll und sah sich dann um. Auf den ersten Blick konnte sie niemanden von ihren Klassenkameraden entdecken...

Eine riesige Eule flatterte herbei, setzte sich auf die Stange vor dem Speisesaal und pickte gegen das Glöckchen. Es handelte sich wohl um eine Art der Schleiereule, nur dass sie größer war als diese. Wer sich auskannte mit Eulen wusste, dass es sich hierbei um die Amerikanische Schleiereule handelte und wer etwas näher mit Ziphin befreundet oder ein aufmerksamer Beobachter war erkannte, dass dies hier seine Eule war.

Als sich niemand von den Schülern erhoben hatte, ging ein Heinzel zum Fenster und nahm der Eule den Brief weg. Er schaute kurz auf die Beschriftung, schaute sich kurz im Raum um und ging zum Buffet. Dort überreichte er Sevda, die mit gerade vollgeladenem Teller da stand, den Brief und ging wieder seinen Aufgaben nach.


Brief:

Bei dem Brief handelt es sich um ein mehrfach gefaltetes Stück Pergament, auf welchem in scheinbar eiliger Schrift gekrakelt wurde:

Yo Sevda!
Du musst sofort in den Aufenthaltsraum der Elwetritschen kommen!
Es ist ein Notfall!!!
Bitte sag keinem davon!
Ziphin

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Zu ihrer Überraschung hörte Aurora gern, wenn Clue lachte. Doch ihr eigenes Grinsen verbarg sie hinter einem weitern Stück Brötchen. Sein Alter schien ihm echt etwas auszumachen und wieder fragte sie sich, warum.

„Entspann dich mal, du bist ja schon so verklemmt wie der kleine Rotschopf da hinten.“ Wieder deutete sie zu dem Tisch, an dem Amabella saß und sich mit ihrem Bruder unterhielt. „Und warum machst du so einen Aufstand. Ich wird auch erst im Frühling 17. Na und? Wen interessiert´s?“

Sie blickte ihn leicht kopfschüttelnd, aber amüsiert an. „Du bist mir vielleicht ein Rebell. Fehlte nur noch, dass du Komplexe wegen deines Muggellebens hast!“ Sowas hatte sie noch nie gesehen.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Muggelleben? Clue verschluckte sich an einem Stück Baguette, das er gerade aß und fing lautstark an zu husten. Oh Gott. Hatte Aurora gerade behauptet, er habe ein Muggelleben? Vielleicht sollte er... Seine Gedanken rasten. Wie könnte er dieses Bild ändern? Die Haare! Wahrscheinlich waren es seine Haare. Er sollte sie vielleicht nicht mehr färben. Aber ein Leben mit einer gewöhnlichen Haarfarbe? Das konnte Clue sich auch nicht vorstellen. Und außerdem.. Wieder warf er einen Blick zu Florentin. Flos Frisur sah jetzt auch nicht gerade nach Zauberer aus. Und ach.. er würde dieses Schuljahr alles viel entspannter angehen.

Clue schnappte nach Luft und hustete noch einmal, bevor er zum Glas griff und einen Schluck trank. Aurora machte ihn wahnsinnig!

Sevda sah sich immer noch um und hatte gerade Tethys und Tatjana an einem Tisch entdeckt, aber noch bevor sie auch nur einen einzigen Schritt in diese Richtung machen konnte, tippte ihr plötzlich ein Heinzel auf die Schulter und reichte ihr einen Brief. Huch, von wem war der denn? Die Eule kam ihr bekannt vor, aber sie konnte sie nicht so recht zuordnen.

Schnell stellte sie ihren gefüllten Teller am Rand des Buffets ab und öffnete den Brief.

>>Yo Sevda!
Du musst sofort in den Aufenthaltsraum der Elwetritschen kommen!
Es ist ein Notfall!!!
Bitte sag keinem davon!
Ziphin<<

Sevda schnappte vor Schreck nach Luft. Ziphin hatte sie noch nie um Hilfe gebeten! Um genau zu sein, hatte Ziphin bisher kaum mit ihr gesprochen! Dass er ihr jetzt schrieb, musste wohl bedeuten, dass etwas sehr, sehr Schlimmes passiert war, Sevda war sich ganz sicher!

Ihren Teller ganz vergessend, stürmte sie sofort aus der Halle und griff im Rennen nach ihrem Zauberstab in ihrer Rocktasche. Regenmantel und Schirm ließ sie stehen, wo sie waren, dafür war jetzt keine Zeit - auch nicht für einen Schirmzauber gegen den Regen. Es konnte wer weiß was passiert sein!

tbc: Langhaus: Elwetritschen – Aufenthaltsraum

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Beinahe wäre Aurora vor Spaß gestorben! Sie hatte Clues wunden Punkt getroffen! Und zwar sowas von! Er hustete und prustete, doch ernsthaft schien er nicht in Schwierigkeiten zu sein. Was für ein Held! dachte sie sarkastisch und trank in aller Seelenruhe ein Schluck Saft.

Erst als er sich beruhigte, sprach sie ihn an. „Na? Alles klar?“

Sie grinste breit und genoss die Situation. „Und sicher fragst du dich jetzt, wie ich es erraten habe. Wie ich dein großes Geheimnis erraten habe, weshalb du dich hier grad selbst umbringst, nur um irgendeinen Schein zu wahren?“ Sie beugte sich süffisant vor und blickte ihn lieblich an.

„Atomkatastrophen. Die werden in Muggelkunde – wenn überhaupt -  erst in der Oberstufe behandelt.“ Sie zwinkerte ihm zu und lehnte sich entspannt zurück. Herrlich!

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Aurora schien das alles sehr amüsant zu finden, denn sie reagierte gar nicht großartig auf Clues Hustenanfall, sondern trank in seelenruhig einen Schluck von ihrem Saft! Unglaublich. Clue kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. "Danke, alles klar", grummelte er dann und verschränkte die Arme vor der Brust.

Und dann sagte sie doch tatsächlich, sie hätte 'sein großes Geheimnis' aufgrund der Atomkatastrophen erraten? Skeptisch sah Clue sie an. "Naja", fing er an und zuckte mit den Schultern. "Wenn man in Berlin aufwächst und ab und zu mal .. Muggelnachrichten hört, dann bleiben einem die Atomkatastrophen nunmal nicht erspart." Das war doch eine gute Erklärung. Naja. Vielleicht. "Und wenn wir schon dabei sind - wenn das so ist, woher kennst du dich denn dann so gut mit Atomkatastrophen aus?" Wenn sie ihm damit die Muggelschiene hindrehen wollte, nun, dann konnte Clue das umgekehrt genauso. Wobei Aurora nicht so wirkte, als würde sie sich aus Muggel oder Zauberer oder Squib irgendetwas machen. "Meine Familie besteht zwar aus Zauberern, aber sie haben mich nicht vor der Muggelwelt versteckt", fügte er noch hinzu.

Tisch 1: Flo, Amabella, Shouky, Aurelius

Nach und nach hatten sich ungebeten ein Pack Leute zu Flo gesetzt, die ihn von der Seite angesprochen hatten - aber Flo hatte es vorgezogen, in seinem Essen herumzustochern und keine Reaktion zu zeigen. Halb aus Desinteresse an Kommunikation, halb deswegen, weil er noch so tief in Gedanken und schwer beschäftigt mit seinem Selbstmitleid war.

Als er schließlich sein Essen komplett zermatscht hatte, ohne auch nur einen Bissen davon zu nehmen, stellte er fest, dass die anderen sich schon gar nicht mehr um ihn kümmerten und er hob seinen Kopf. Bei ihm saßen Amabella, Shouky und ein Typ, den er nicht kannte. Amabella war... okay. Shouky... er hoffte, sie würde ihn nicht darauf ansprechen, wie er sie vorher fast umgerannt hatte, weil er weggerannt war vor ein bisschen Regen wie eine Katze vor der Wassertonne. Und der Neue... er sah interessant aus. Flo schätzte ihn auf etwa sein eigenes Alter. Ein neuer Klassenkamerad? Er hatte sich gerade erst an den Tisch gesetzt - oder zurückgesetzt, denn er entschuldigte sich, dass irgendwas länger gedauert hatte. Flo hatte wirklich so rein gar nichts mitbekommen von den letzten Minuten.

Er beschloss, den Neuen im Blick zu behalten und herauszufinden, was der so für einer war. Vielleicht endlich mal jemand vernünftiges hier in dem Saftladen?

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Aurora kicherte. „Entspann dich, Großer. Durch einen Wutanfall machst du deine Geschichte auch nicht glaubwürdiger.“ Amüsiert nahm sie noch einen Schluck Saft und musterte Clue über den Rand des Glases hinweg. Faszinierend.

„Ich kann es nicht glauben, dass dir deine kleine Show hier so gut gefällt! Welcher Zauberer – auch wenn er in Berlin wohnt – färbt sich die Haare mit normalem Wella-Zeug, raucht Zigaretten, kennt Atomkatastrophen und benutzt freiwillig den Zauberstab so selten, wie du? Also echt, da muss man nicht unbedingt Sherlock Holmes sein!“

Sie zerkrümelte das Brötchen auf ihrem Teller, ohne Clue aus den Augen zu lassen. Etwas mehr Background würde ihm jetzt wohl helfen, dachte sie, obwohl sie die einfühlsame Tour lieber Aurelius überlassen würde.

Mit einem Lächeln erzählte sie dann doch. „Mein Onkel ist ein Squib. Mein Vater und er sind Zwillinge, deshalb haben sie beide den gleichen Muggelberuf gewählt und sich intensiv mit dem Mugelleben auseinander gesetzt. Und als mein Onkel eine Muggel heiratete, entschieden sie, ihre Lebensweisen zu trennen, sodass nichts nach Außen dringt.“ Sie blickte auf ihre Finger und eine Falte erschien auf ihrer Stirn.

„Meine beste Freundin ist ein Muggel. Und ich lüge sie jeden Tag an.“ Sie lächelte schwach. „Das mach mich wohl zum schlechtesten Menschen auf der Welt.“

Dann zwinkerte sie einmal, um das beklemmende Gefühl loszuwerden und blickte Clue mit erhobenem Kinn keck an. „Also, wem willst du was vormachen?“

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Clue sah sich um. Alle um sie herum waren völlig in Gespräche vertieft. Niemand schien auf sie zu achten. Trotzdem.. Clue konnte... er durfte nicht.. Es war der erste Schultag. Sein zweites Jahr auf Rungholt. Er hatte noch das 10., das 11. und hoffentlich das 12. Schuljahr vor sich. Er hatte einen Ruf zu wahren. Wenn er jetzt so schnell einknickte und seine Fassade brach, wie sollte es dann weitergehen?

"Meine Haare sind nicht mit Wella gefärbt", grummelte er als erstes, weil das ja wohl wirklich nicht das war, was er benutzte. Wella! Also das war ja eindeutig Muggelhaarfarbe. "Und wer ist überhaupt Sherlock Holmes?" fragte er und konnte sich ein Grinsen nur schwer verkneifen. Im Endeffekt hatte er keine Ahnung, ob Zaubereer Sherlock Holmes kannten oder nicht. Aber da sie scheinbar auch von Atomkatastrophen keine Ahnung hatten, kannten sie wohl auch Sherlock Holmes nicht.

Interessiert lauschte er der Geschichte, die Aurora ihm erzählte. Ihr Onkel ein Squib. Eigentlich.. klang das alles ziemlich ähnlich wie Clues Geschichte. Doch das konnte er dem Mädchen unmöglich erzählen, also lächelte er sie an und zuckte mit den Schultern. "Das ist eine nette Geschichte." Er nickte. "Aber meine Eltern.. meine Mutter ist Heilerin, mein Vater Medimagier." Eine Sekunde schickte er in Gedanken ein 'Es tut mir leid' an seine Eltern, doch dann wurde ihm wieder bewusst, was sie ihm angetan hatten und sein Blick wurde fester. "Und, wie ich dir bereits erzählt habe, studiert mein Bruder an der Blocksberg-Universität."

Dass Aurora erzählte, ihre beste Freundin sei Muggel, brachte Clue zwar kurz zum Lächeln, doch schon ihr nächster Satz machte alles wieder zunichte. "Wieso belügst du sie? Sag ihr doch einfach die Wahrheit", sagte er schließlich und zuckte mit den Schultern. Schließlich hatte er das bei Sternchen auch getan und sie hatte sehr positiv reagiert. Natürlich war das immer ein Risiko, aber bei Sternchen hatte es sich definitiv gelohnt.

"Ach.. und bevor du noch denkst, ich wäre ebenfalls ein Squib.." Clue lächelte und zog seinen Zauberstab hervor. Es gab einen Zauber, den er gut beherrschte. Er sah sich im Speisesaal um und entdeckte in der Nähe des Buffets einen gefüllten Teller, der scheinbar niemandem gehörte. Und mit einem kleinen Accio-Zauberspruch kam ein Würstchen zu ihnen an den Tisch geflogen.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Was hatte sie erwartet? Etwa die Wahrheit? Vertrauen, so wie sie es ihm gerade eben entgegen brachte? Natürlich Fehlanzeige!

Missmutig stopfte sie sich ein Stück Brötchen in den Mund. Sie kannte den Idioten gerade einmal zehn Minuten und schon schüttete sie ihm ihr Herz aus? Total bescheuert und diese Art Antwort hatte sie verdient! Warum traute sie nur wieder einem Kerl?

„Ja, sicher.“ Und damit wollte sie alle, absolut alle aufkommenden Fragen oder Kommentare beantworten. Konnte er doch selbst sehen, was er davon hatte.

Erst als er ein Würstchen vom Buffet per Acio herüberholte, blickte sie auf. Den Sarkasmus konnte sie nicht unterdrücken. „Ich bin stolz auf dich; du kannst Essen stehlen!“

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Clue seufzte. Okay. Jetzt find Aurora wieder an wortkarg zu werden - und sarkastisch, denn von seinem Accio-Zauber schien sie auch nicht viel zu halten. Kein Wunder. Der war ja auch nichts Besonderes. Aber er hätte ihr doch niemals die Wahrheit sagen können. Niemand hier kannte die Wahrheit. Noch nicht einmal Leon. Oder Florentin. Die beiden, mit denen er am meisten zu tun hatte. Nicht einmal die wussten alles über Clue - wie hätte er es dann einem Mädchen wie Aurora erzählen sollen, das er gerade erst kennengelernt hatte?

"Es ist fantastisch, Muggel als Freunde zu haben", fügte Clue mit leiser Stimme schließlich hinzu, um einen Schritt auf Aurora zuzumachen, auch wenn er befürchtete, dass er sich diese Chance jetzt verspielt hatte. "Also pass gut auf deine Muggelfreundin auf, okay?"

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Überrascht blickte sie auf. Was sagte er da? War das etwa… Besorgnis? Fürsorge? Nein, es musste etwas anderes sein; diese Worte klangen zu sehr nach Aurelius…

„Sie ist meine Cousine. Angeheiratet.“ Ihr Blick glitt über das zerzupfte Brötchen in ihrer Hand – es waren mehr Krümel auf dem Teller als in ihrem Mund gelandet. „Und sie hat keine Ahnung von der Zaubererwelt. Aber sie steht total auf Aurelius.“

Warum sagte sie ihm das? Warum in Dreiteufelsnamen wollte sie ihm trauen?

„Warum sollte ich auf dich hören? Du hast doch auch irgendwas mit deiner Freundin! Und da mische ich mich auch nicht ein!“ Sie grinste ihn wieder an, froh, ihre Sorgen unterbuttern zu können. „Von wegen sie sei auf einer anderen Schule und so ein Scheiß.“ Verschmitzt beugte sie sich vor. „Ich wette, sie ist ein Muggel! Und ein süßes Ding, oder? Komm schon, hab ich Recht? Deshalb der ganze Aufstand?“

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Was Aurora über ihre beste Freundin erzählte, verwirrte Clue zwar etwas, aber irgendwie freute er sich, dass sie es ihm erzählte. Das musste ja schließlich bedeuten, dass sie ihm vertraute. Oder? Vielleicht dachte sie sich die ganze Geschichte auch nur aus, um etwas aus ihm herauszubekommen.

Und dann wechselte Aurora wieder das Thema und fragte nach Sternchen. Schon wieder. Clue seufzte. "Keiner hier weiß von ihr", sagte er, so als würde das alles erklären. Und irgendwie tat es das auch. Es war zwar kein direktes Geständnis, aber es konnte gar nichts anderes bedeuten, als dass sie ein Muggel war. Wäre sie eine Hexe, dann hätte Clue sie allen vorstellen können; dann wäre sie vermutlich auch auf Rungholt; dann würden die anderen ihren Namen kennen. Aber so? Er hatte bisher ziemlich wenig über Sternchen geredet, normalerweise erwähnte er sie gar nicht. Es stimmte: Keiner hier wusste von ihr. Und Aurora war jetzt die Ausnahme.

Seltsam, dass Clue dem Mädchen so schnell so sehr vertraute, dass er ihr eines der größten Geheimnisse offenbarte: Er war mit einem Muggel zusammen. Er. Clue Zandor. Schnell trank Clue einen Schluck Wasser, weil er selbst nicht glauben konnte, was er da gerade getan hatte. Aber mehr würde er Aurora nicht erzählen. Das war eindeutig genug. Vor allem, wenn man bedachte, dass heute erst der erste Schultag war.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Aurora verstummte und lehnte sich im Stuhl zurück. Warum hatte er ihr von seiner Freundin erzählt, wenn es doch sonst niemand wusste? Stimmte es gar nicht und er wollte sie vorhin nur von sich fern halten? Oder war es ihm wirklich peinlich, eine Muggel als Freundin zu haben? Das erste konnte sie fast sogar verstehen…

„Verscheisserst du mich jetzt?“ Sie sprach leise, damit es niemand mitbekam. Diesen einen Gefallen wollte sie ihm tun. „Ich meine, dir ist deine Freundin echt peinlich? Oder…“ sie blickte ihn durchdringend an. „Oder soll einfach niemand erfahren, wie du wirklich lebst?“

War sein Leben wirklich so schlimm? Konnte es auf der Welt noch jemanden geben, dem es beschissener ging, als ihr selbst? In ihren Augen lag schon fast so etwas wie Verständnis; es hätte aber auch Mitgefühl sein können.

Tisch 4: Elias, Malin, frei, frei

Elias grummelte noch ein wenig vor sich hin, aber die liebevolle Geste seiner Schwester und die glaubhaften Worte Malins beschwichtigten ihn wieder. „Hmm, ich hoffe es für dich.“ Er blickte Sofia nach wie sie einen Tisch mit 5. Klässlern ansteuerte und steckte sich eine Gabel mit Rucola und Mozzarella in den Mund. Davon könnte er sich den ganzen Tag ernähren! „Seid ihr beiden nur geflogen? Hab ich was verpasst? Und hat sich die Pappnase Flo bei dir entschuldigt? Ich hätte ihm ja fast eine reingehauen, aber das wäre zu anstrengend gewesen.“ Ein langer Redeschwall, nur um danach erstmal in Ruhe weiter zu essen. In der Zeit konnte Malin brav alles erzählen.

Felipa schloss die Augen und spürte die warme Luft überall dort wo Evgenia mit ihrem Zauberstab entlang fuhr. Es war fast so, als könnte man ihre Finger auf der Haut spüren, sanft und schwerelos. Das klirre Kältegefühl wich und die aufgeweichte Haut wurde wieder fester, speicherte schützend die neu gewonnene Wärme. „Schade..“, entfloh es ihrem Mund als die Hexe mit ihrem Werk fertig war. Felipa war ein Mensch der gerne genoss und vor allem Wärme mochte. So konnte sie stundenlang am Feuer oder in der Sonne sitzen ohne sich dessen Müde zu werden. „Vielen Dank.“ Ehrliche Worte als sie die Augen wieder öffnete und den Kopf leicht schräg hielt, während sie nach oben in ihr Gesicht blickte. Evgenia wirkte, als ob sie nicht mehr ganz bei der Sache wäre, ein wenig abwesend vielleicht, in ihrer eigenen Traumwelt.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Clue schüttelte den Kopf. "Das ist mein Ernst", sagte er nochmal und zuckte mit den Schultern. "Sie ist mir nicht peinlich", murmelte er dann und schüttelte schnell den Kopf. Nein. Eigentlich war es ja nicht so, als würde er sie verheimlichen und nicht zu ihr stehen. "Es ist..", fing er an. "Ich weiß nicht. Es hat sich noch nie ergeben irgendwie." Naja. Das stimmte schon, aber andere erzählten auch ständig von ihren Freundinnen. Es wäre also durchaus möglich, dass auch Clue ständig von Sternchen erzählte. "Und mh, ja. Es.. ich.. man erwartet von einem reinblütigen Zauberer.." Clue schüttelte den Kopf. Diesen Satz konnte er nicht beenden. Von einem reinblütigen Zauberer. Schwachsinn. Er seufzte. "Keine Ahnung, warum ich bisher niemandem von ihr erzählt habe."

Er konnte sich vorstellen, dass sein wirres Herumgestammel ziemlich seltsam klang, aber er wusste nicht, wie er es erklären sollte.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Aurora lehnte sich in ihren Stuhl und beobachtete Clue. Lange. Er stammelte Entschuldigungen und Ausreden. Etwas war ihm peinlich, aber es war wohl nicht die Muggelfreundin. Was ging wohl bei ihm Zuhause vor?

Und noch ehe sie sich bewusst wurde, dass sie sich für die Probleme eines Fremden interessierte, beobachtete sie ihn; die Hände im Schoß ineinander gefaltet. Für eine Minute, fühlte sie, war sie wieder die alte Aurora; die Aurora, die sich um Freunde sorgte, kümmerte, ihnen in ihrem Schmerz beistand. Sie fühlte , dass sie ihm helfen wollte. Sie fühlte das Mitgefühl.

„Schon okay. Du musst es auch mir nicht erzählen.“ Sogar ihre Stimme schien der alten Aurora zu gehören, als sie Clue zärtlich anlächelte; es musste so wie früher aussehen.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Plötzlich sah Aurora ganz anders aus. Verwundert stellte Clue fest, dass sie wie ein komplett anderer Mensch wirkte. Zögernd lächelte er das Mädchen an. "Ich will dich auch gar nicht mit meinen Problemen belasten", sagte er schnell, ohne groß darüber nachzudenken. Denn hätte er länger darüber nachgedacht, hätte er den Satz niemals so formuliert. "Es ist der erste Schultag dieses Jahr. Dein erster Schultag auf Rungholt. Du solltest andere Dinge im Kopf haben als das unsinnige Gerede eines Jungen mit blauen Haaren."

Clue zuckte mit den Schultern, immer noch lächelnd. "Eines Tages werde ich es dir vielleicht erklären", fügte er mit sehr leiser Stimme hinzu. So leise, dass er nicht einmal wusste, ob Aurora ihn überhaupt hörte.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Sie konnte nicht anders, sie musste lachen; doch es war ein leiser, ungezwungener Ton; immer noch wie früher. Es erstaunte sie selbst, aber sie fühlte sich leicht und ungezwungen; ebenso wie das Lachen.

„So unsinnig finde ich das Gerede des Jungen mit den blauen Haaren gar nicht.“ Sie blickte ihn an und ihr fielen seine blauen Augen auf, die ihr irgendetwas sagen wollten. Wenn sie nur näher wäre; wenn sie es nur erkennen könnte…

Und plötzlich fiel das Schott erneut; ihr Herz erstarrte.

„Ich hab noch andere Dinge im Kopf, die ich liebend gern mit dir machen würde, als nur zu quatschen. Aber du bist ja wohl tabu.“ Sie grinste ihn süffisant an, zwinkerte ihm zu und fühlte sich tausendmal sicherer, als noch vor zwei Sekunden.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Gerade gewöhnte Clue sich an diese neue Situation zwischen Aurora und ihm. Sie sah ihm in die Augen und .. alles wirkte so vertraut. So einfach. So, als .. als was? Clue fühlte sich plötzlich ziemlich gut. Er war sich sicher, dass das ein schönes Schuljahr werden würde. Für einen kurzen Moment vergaß er Berlin völlig. Er war nur noch im Hier und Jetzt. Im Speisesaal. Rungholt. Mit Aurora.

Doch dann änderte Auroras Miene sich schon wieder. Sie zwinkerte ihm zu und sagte, sie habe ganz andere Dinge im Kopf, die sie gern mit ihm machen würde... Clue lächelte. Fing das jetzt wieder an? Aber immerhin: Sie waren hier im Speisesaal. So hatten sie sich kennengelernt. Es wäre ja auch seltsam, wenn Aurora jetzt völlig anders wäre.

Immer noch gut gelaunt grinste er sie an. "Dann merk dir die Dinge, die du gern tun würdest, gut und vergiss sie nicht. Man weiß nie, was die Zukunft bringt." Das war zwar etwas fies gegenüber Sternchen - aber die würde davon ja nichts erfahren. Und eigentlich war es ja auch gar nicht so gemeint.

Tisch 7: Clue, Aurora, frei, frei

Und wieder musste sie lachen. Diesmal nicht leise, nicht hinter vorgehaltener Hand. Ihr glockenhelles Lachen erfüllte den ganzen Saal; doch es war ihr egal.

„Oh, mein Guter,“ sie klatschte einmal in die Hände und senkte die Stimme dann wieder verschwörerisch. „Davon kannst du ausgehen, dass ich mir diese Dinge merke! Denn wenn Florentin dir so ähnlich ist, werde ich meine Fantasie noch schnell genug brauchen.“

Aufreizend blickte sie zu dem Tisch herüber; nur, um Clue zu ärgern.