Wassernixe: Unterdeck

Die Verkäuferin reichte ihr die Getränke. Sie wollte gerade zum Platz zurück, um die Sachen abzuliefern, als sie jemand im Raum entdeckte, der ihr Gesicht strahlen ließ. Ihr Dad hatte es geschluckt, seine Kleine mit einem Jungen teilen zu müssen. Bei seinem an sie vererbten Sturkopf blieb dem Mann auch keine Wahl.
Nur, Lara ahnte, das sich Anjun einiges an Belehrungen würde anhören müssen, das übliche besorgter Vater gibt Tochter ungern her Ding, wenn die beiden das erste Mal aufeinander treffen würden.

Das sie ihn gefunden hatte, war mit das beste was ihr im letzten Jahr passiert war und auch ein Grund weshalb es ihr gelungen war, sich mit Rungholt anzufreunden und die Schule sogar lieb zu gewinnen. Das ihre Eltern sie erst hierher geschickt hatten, um sie wieder auf ein normales Level runter zu bringen, mit mäßigen Erfolg, war inzwischen Schnee von gestern. Dank Anjun, ihrem Cousin und ihren Freunden war sie sogar freiwillig geblieben.
Das Mädchen trat von hinten an Anjun heran, wobei ihre schwarzen Haare sacht seine Schulter streiften. Sie schlang kurz zur Begruessung ihre Arme um seine Schultern und lächelte ihn von der Seite an. „Sehen wir uns später auf dem Oberdeck?“ Sie wollte das Gespräch mit seinen Freunden nicht stören. Außerdem wenn sie sich nach den langen Ferien endlich wieder sahen, abgesehen von den regen Briefverkehr, war es ihr mit seinen Freunden und im lebhaften Unterdeck, zu unpersönlich.

Auf den Weg zurück zu ihrem Tisch hörte sich Malin große Reden schwingen. „Hey Malin“, begruesste sie das Mädchen kurz mit einem freundlichen Lächeln, das sie auch auch Elias zukommen ließ. Sie waren Konkurrenten, aber auch miteinander befreundet.  Aber warum gab sie sich mit jemand wie Florentin ab?  Sie hätte Malin besseren Umgang zugetraut.
Über das zerschmettern reden wir noch mal, wenn dir vor lauter weinen, über eure bittere Niederlage die Taschentücher ausgehen!“ So viel Rivalität musste sein, womit zwischen den beiden wieder alles beim alten war.
Sie grinste Malin an, Flortentin nicht mal eines Blickes würdigend und setzte sich wieder zu ihrer Freundin an den Platz. Sie schob ihr das Glas hin. „Wer gibt sich freiwillig mit einem Typen ab, der sich benimmt wie der letzte Höhlenmensch und aussieht ist wie ein..“ Das letzte Worte schluckt Lara runter. Sie wollte einen anderen minderwertigen Stand nicht damit beleidigen, ihn in einem Satz mit diesem Jungen zu nennen.

Malin nahm dankend das Eis entgegen. Als dieser allerdings meinte, die Nachtkrabs würden ihrem Team den Hintern versohlen schaute sie ihn böse an. Allerdings hatte sie Mühe, ihre Gesichtszüge lange in dieser Position ruhen zu lassen und spätestens als Flo ihr Team zu verteidigen begann kehrte das Grinsen zurück.

„Genau, Eli, ich führe kein Loserteam an, wir werden gewinnen!“, pflichtete sie Flo eifrig nickend zu. Ungeduld packte sie. Am liebsten wäre sie sofort auf den Besen gesprungen und in die Lüfte abgehoben!

In dem Moment vernahm sie Laras Stimme.
„Yo, Lara!“, trällerte sie der Rivalin fröhlich entgegen.

//„Über das zerschmettern reden wir noch mal, wenn dir vor lauter weinen, über eure bittere Niederlage die Taschentücher ausgehen!“//

„Das werden wir noch sehen!“, rief Malin ihr breit grinsend nach und rieb sich unbewusst und vorfreudig die Hände. Sie nahm einen ganzen bissen Schokoladeneis und blickte zu den beiden Jungen. „Hey Leute, hier drin werde ich noch verrückt!“, meinte sie zippelig. „Können wir nicht nach oben gehen? Wenn ich hier schon nicht fliegen kann, dann wenigstens den Wind spüren und frische Luft schnappen! Boah und Flo, ich muss dir dann das Neuste dann erzählen, das mit Amabella und Simon!“ Verschwörerisch hatte sie die Stimme gesenkt, aber doch laut genug gesprochen, dass es vielleicht der eine oder andere der Umstehenden es mitbekommen könnte (immerhin wollte sie ihren Ruf als die weltbeste Tratschtante auch in diesem Jahr nicht verlieren).Vor allem das "Amabella und Simon" hatte sie ganz bewusst vielsagend ausgesprochen.

Ziphin hatte eigentlich gedacht, dass seine Laune nicht mehr tiefer sinken konnte, doch als er Aaltjes Stimme vernahm verdüsterte sich sein Gesichtsausdruck nochmals eine Stufe mehr. Genervt rollte er die Augen und seufzte.

//„Dra til helvete*, Ziphin du Troll! Kaum bin ich hier angekommen gehst du mir schon auf die Nerven, komm such dir was zum Spielen. Als ob du nicht auch gerne im Schnee rumtrollen würdest, du bist doch bestimmt der Erste, der mit einem Schneeball wirft!“//

„Ja, und zwar werf’ ich ihn dir in deine dämliche Fresse, Kramm! Ganz ehrlich, dich will hier keiner haben, scher dich zum Teufel“, keifte er mit zusammengekniffenen Augen zurück. Selten war Ziphin ein Mensch begegnet, den er so abgrundtief doof fand wie diese Norwegerin. Die beiden waren schon seit zwei Jahren wie Hund und Katze gewesen und das Gestreite zwischen den beiden gehörte irgendwie auch schon fast zum Alltag.

Pp: Wassernixe: Toiletten (gang)

Tatjana fühlte eine Leere in sich, die sie noch nie gefühlt hatte. Mit schweren Schritten lief sie zurück zu den einzigen Menschen auf dieser Fähre, die sie kannte; zurück zum Unterdeck. Benommen wankte sie im Seegang und wünschte sich, einfach über die Reling zu fallen und nichts mehr fühlen zu müssen.

Sie hatte ihn verloren.
Sie hatte Teddy an ein Leben mit Drogen verloren.
Und das bedeutete, sie hatte als große Schwester versagt.

In ihren Augen brannte es und sie zwang einen Frosch im Hals hinunter. Nur verschwommen nahm sie ihre Umgebung wahr und so stieß sie mit jemandem zusammen, der eine angeregte Unterhaltung mit Leuten führte, für die Tatjana auch kein Auge hatte.

„Sorry.“ murmelte sie und blickte auf. Das Gesicht kannte sie! Es war der Junge mit der seltsamen Frisur, von dem sie wusste, dass Sevda ihn Florentin nannte! Er! Ausgerechnet er! Sicher waren seine Taschen ebenfalls voller Drogen, die er an unschuldigen Fünftklässlern verticken wollte! Sie funkelte ihn erbost an, ballte eine Hand zur Faust und schritt weiter.

In ihren Ohren pochte das Blut, als sie Sevda und die anderen an ein paar Sitzgelegenheiten erblickte. Ohne auf die anderen Schüler in ihrer Umgebung zu achten, schritt sie auf sie zu.

„Hey.“ Es war keine wirkliche Begrüßung, das wusste sie. Aber ihre Gedanken wirbelten herum, sie konnte sich kaum konzentrieren. Was glaubten die großen Jungen eigentlich, wer sie waren? Sie konnte es kaum fassen!

Elias hob gespielt abwehrend die Hände in die Luft. „Ich hab nie behauptet du würdest ein Loserteam anführen Malin!“ Er hüstelte künstlich und leckt an seinem Eis. „Wann wirst du nicht verrückt Malin.. und was hast du dir schon wieder zurecht gesponnen? Das kann nicht gut gehen du Tratschtante!“, seufzte Elias und zuckte mit den Schultern, ihm war es egal wo sie hingehen würden. Kurz drehte er sich noch einmal zu Flo herum. „Aber in einem hast du Recht Flo, ich kenne Malin besser, ja.“ Der kleine, nett gemeinte Hieb musste sein, das konnte er sich nicht nehmen lassen.

Flo fasste in diesen Momenten einen Beschluss: Er würde sich mit Malin versöhnen. Und somit auch mit Elias. Sie mussten ja nicht gleich wieder die drei Musketiere werden oder so, aber Flo hatte das Gefühl, es könnte zu anstrengend werden, wirklich die ganze Schule gegen sich zu haben. Einen oder zwei Verbündete wollte er schon auf seiner Seite wissen, und Malin... er wollte sie nun einmal wirklich zurück in seinem Leben.

Ein sehr zufriedener Augenblick von Glück stellte sich bei Flo ein, der aber schon wieder einen Rückzug antrat, als Lara vorbeilief. Anscheinend hatte sie Teile ihres Gesprächs belauscht und warf nun ein:

//„Über das zerschmettern reden wir noch mal, wenn dir vor lauter weinen, über eure bittere Niederlage die Taschentücher ausgehen!“//

Er schnaubte und rief hier hinterher: "Große Töne und nichts dahinter, was, Miss America? In Wirklichkeit macht ihr Krabs euch doch schon ins Höschen aus Angst vor uns!"

Dann wandte er sich wieder den anderen beiden zu. Nickend stimmte er dem Vorschlag Malins zu - nach oben zu gehen war vielleicht gar keine so schlechte Idee. Je mehr Zeit verstrich, desto mehr Schüler kamen aufs Unterdeck, was auch bedeuten musste, dass es wohl allmählich oben leerer wurde. Und so konnte er vielleicht Ace ein paar Runden über dem Dampfer drehen lassen. "Okay, von mir aus, gehen wir hoch!"
Er hatte zwar relativ wenig Interesse an irgendwelchen Klatschgeschichten über die romantischen Verwicklungen seiner Mitschüler, aber das war nun mal Malin, er musste sich nur wieder daran gewöhnen. Ein bisschen musste er sogar lächeln über ihr ununterbrochenes Geschnatter - ein echtes, aufrichtiges Lächeln, von dem er hoffte, dass niemand es sah.

// „Aber in einem hast du Recht Flo, ich kenne Malin besser, ja.“//

Flo schluckte und nickte. Nein, er würde das einfach so hinnehmen jetzt. Er hatte ja immerhin selbst die Vorlage dafür gegeben, und es war die Wahrheit. Dass Elias ihm das so unter die Nase rieb, war nicht nett, aber Flo wusste, eigentlich hatte er es nicht anders verdient.

"Also gut, auf nach oben?"

[OOC: Der nächste, der postet, nimmt uns einfach mit hoch, würde ich sagen. ]

Wütend stemmte Aaltje ihre Hände in die Hüfte, wie unverschämt dieser Bengel doch war!

//„Ja, und zwar werf’ ich ihn dir in deine dämliche Fresse, Kramm! Ganz ehrlich, dich will hier keiner haben, scher dich zum Teufel“//

„Du Knallrümpfiger Kröter, du kannst ja nicht mal treffen! Das Leben wäre so viel schöner wenn ich deine Visage nicht mehr sehen müsste, kauf dir endlich einen Spiegel, kaum auszuhalten.“

Während sie sprach gestikulierte Aaltje mit ihren Händen und ihre braunen Haare wippten im Takt mit. Das Gezeter der Beiden hörte man im ganzen Unterdeck.

// "Große Töne und nichts dahinter, was, Miss America? In Wirklichkeit macht ihr Krabs euch doch schon ins Höschen aus Angst vor uns!"//

Malin lachte herzhaft auf Flo’s Konter, den sie natürlich als Spass auffasste, auch wenn Flo es vielleicht sogar ernst gemeint hatte.

// „Aber in einem hast du Recht Flo, ich kenne Malin besser, ja.“//

Auf diese Aussage hin runzelte Malin die Stirn. „Ts, bilde dir da ja nichts drauf ein, Elias!“, meinte sie mit einem Zwinkern.

// "Also gut, auf nach oben?"//

Malin nickte.
„Auf geht’s!“, rief sie glücklich, als würden sie gerade eine aufregende Reise auf sich nehmen.

Gemeinsam verließen die drei das Unterdeck.

Tbc: Wassernixe Oberdeck (+Flo und Elias)

Sevda war vollkommen überfordert. Erst kam dieser verrückte, gruselige Florentin und machte so eine Ansage - ihr Herz war ihr beinahe stehen geblieben, als er gefragt hatte, ob eine von ihnen ein Auge auf Simon geworfen hatte. Dann hatte das anscheinend Ziphins Laune vollkommen verdorben und er pampte sie auch noch an, ob sie etwa vier Jahre alt sei - sie musste schlucken und kniff die Augen zusammen, die plötzlich verdächtig brannten. Dann kam auch noch Aaltje, die sich plötzlich mit Ziphin ein Duell im Ankeifen lieferte...
Was war nur los hier, waren denn alle durchgedreht? Sevda wäre am liebsten in ein Loch im Boden versunken, aber leider hatte sie noch nicht gelernt, wie man so eines herbeizaubern konnte.

Zum Glück kam schließlich Tatjana wieder - Sevda hoffte, das würde die Situation ein wenig entspannen. Aber vielleicht freute sie sich da zu früh, denn Aaltje und Ziphin zeterten einfach weiter wie zuvor, und Tatjana selbst sah aus wie ein Häufchen Elend. Dann war sie wohl wirklich ganz plötzlich seekrank geworden, oh je, die Arme.

"Hey Tatjana, alles okay? Geht's dir nicht gut?", fragte Sevda vorsichtig.

Anjun genoß Laras sachte Berührung. Ihre Hände waren angenehm warm und ihr Haar duftete nach exotischen Blumen. „Ich komme gleich hoch zu Dir.“, raunte er ihr zu und drückte Laras Hand, ehe sie ging.

//„Hey.“//

Ziphin – das Gesicht vor Wut nun leicht gerötet – blickte auf. Tatjana! Sie hatte er vor lauter schlechter Laune fast völlig vergessen. Sie sah wirklich etwas seekrank aus. Er wollte gerade etwas zu ihr sagen, da keifte Aaltje schon:

//„Du Knallrümpfiger Kröter, du kannst ja nicht mal treffen! Das Leben wäre so viel schöner wenn ich deine Visage nicht mehr sehen müsste, kauf dir endlich einen Spiegel, kaum auszuhalten.“//

„Altha! Und das von dir!“, knurrte er sie an und lachte spöttisch. „Ehrlich, jeder Blick auf dich tut weh! Kannst du nicht einfach den Rand halten und verduften?“

Rasch wendete er sich Tatjana zu. Vielleicht würde Aaltje einfach verschwinden, wenn er sie ignorierte. „Sorry, dass die hier so nervt, echt. Das macht sie dauernd. Aber schau, ich hab hier was gekauft für dich, dann geht’s dir gleich viel besser.“ Mit diesen Worten schob er das Kraut gegen Seekrankheit zu ihr hinüber. „Und da ist übrigens deine Eisschokolade.“ Er deutete auf die Eisschokolade, die er vor ein paar Minuten frisch gekauft hatte.

Neben ihr keiften sich Leute an; wem gehörten die Stimmen? Es war Tatjana völlig egal.

>> "Hey Tatjana, alles okay? Geht's dir nicht gut?", fragte Sevda vorsichtig.<<

Nein, gar nichts war in Ordnung! Und es ging ihr nicht gut! Was sollte sie mit Teddy machen? Was sollte sie nur tun? Völlig verzweifelt lächelte sie Sevda zaghaft an und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Vergebens, wie sie wusste.

Verwirrt blickte sie zu den lauten Stimmen und erkannte Ziphin, der sich mit einem Mädchen stritt, die Tatjana nicht kannte. Sein Gesicht war rot angelaufen und er nahm böse Worte in den Mund. Tatjana zog die Stirn skeptisch kraus. Plötzlich sah er sie an.

>> „Sorry, dass die hier so nervt, echt. Das macht sie dauernd. Aber schau, ich hab hier was gekauft für dich, dann geht’s dir gleich viel besser.“ Mit diesen Worten schob er das Kraut gegen Seekrankheit zu ihr hinüber. „Und da ist übrigens deine Eisschokolade.“<<

Beinahe wäre Tatjana in Tränen ausgebrochen. Warum war Ziphin so nett zu ihr? Mittel gegen Seekrankheit? Hatte er sich Sorgen gemacht? Sie hob eine Hand an den Mund, um sich zu beherrschen und blickte besorgt zur Seite. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr alles am Gesicht ablesen konnte.

Verwirrt schüttelte sie den Kopf und wusste nicht, was sie sagen sollte. Er war so besorgt; wie sie um Teddy. Aber warum schaffte er es und sie nicht? Dabei kannte sie ihn doch gar nicht…
Sie blickte um Beherrschung ringend im Raum umher, als läge die Antwort auf dem Fußboden.

Und da sah sie ihn.
Der große, rothaarige Junge von vorhin. Plötzlich wurde ihre Atmung ganz ruhig, das Blut rauschte in ihren Ohren und Hitze stieg in ihr auf. Eigentlich wusste sie, was sie tun sollte… was sie tun  musste…

„Sagt mal. Wer ist der Junge mit den roten Haaren da? Wie heißt er?“ Es war ihr egal, dass sie zu den älteren Jungen starrte, dass alle Welt sah, wen sie meinte und was sie wissen wollte. Das alles war jetzt nicht mehr wichtig. Nur noch ihr ruhiger Atem und der Entschluss, der langsam in ihr reifte und sich in ihr ausbreitete, wie ein Lauffeuer in einer trockenen Savanne.

Es war im Unterdeck ziemlich laut. Astrid verstand deswegen nicht, was die kleine Gruppe, bestehend aus Malin, Elias und Florentin, von sich gab. Sie war ein wenig verwundert über sich selbst: Warum wollte sie unbedingt wissen, was die Drei besprachen? Eigentlich interessierte es sie nicht... Oder? Hatte sie sich diese schlechte Angewohnheit von Malin abgeguckt? Oh je! Als Nächstes würde sie noch beginnen, Interesse für das Liebesleben anderer Leute zu zeigen! Ein wahrlich befremdlicher Gedanke für Astrid. Aber es gab Ausnahmen.

Astrid sah Lara wieder zurück kommen; Sie umarmte Anjun Baccaracus und schien sich kurz mit ihm auszutauschen. Sie war froh, dass Lara einen Jungen wie Anjun kennengelernt hatte. Sie passten zu einander. Und Lara war glücklich. So lief es wohl manchmal.

Lächelnd nahm sie das Getränk von ihrer Freundin entgegen und hörte sich an, was sie zu sagen hatte. Sie beschwerte sich über Florentin Fehrenbach. Unweigerlich sah Astrid daraufhin wieder zu dem Grüppchen. Und stutzte etwas. Was war das? Auf den Zügen des blonden Jungen war ein seltsam-sanftes Lächeln. Es passte nicht zu ihm, fand sie...

Das Mädchen runzelte die Stirn. „Ja, da hast du Recht.“ Sie führte das Glas an ihren Mund und trank etwas von der Drachenfrucht-Limonade. Sie war ziemlich lecker. „... Ich glaube, Malin verschwendet nur ihre Zeit.“ fügte sie danach hinzu und stellte das kühle Glas wieder auf den Tisch. Malin... Sie war immer so nett zu Jedem. Auch zu ihr.

//„Altha! Und das von dir!“, knurrte er sie an und lachte spöttisch. „Ehrlich, jeder Blick auf dich tut weh! Kannst du nicht einfach den Rand halten und verduften?“ //

"Ach komm, friss Schnecken! Ich gehe da hin wo es mir beliebt." Missmutig starrte Aaltje Ziphin weiterhin an.

"Du bist neu hier oder? Ich heisse Aaltje. Im übrigen würde ich dieses Kraut von Ziphin nicht annehmen. Wer weiss was dieser Troll von Zauberer da gekauft hat!", richtete sie an die Fremde.

//„Sagt mal. Wer ist der Junge mit den roten Haaren da? Wie heißt er?“//

"Wo, welchen Jungen meinst du?" Vorsichtig blickte sie sich suchend um und schubste Ziphin leicht zur Seite. "Mach dich kleiner Troll, ich kann nichts sehen!" Ob er nun in einem Sessel sass und nichts dafür konnte war ihr egal.

So langsam machte sich Sevda wirklich ernsthafte Sorgen. Was war nur los mit Tatjana? Und warum wollte sie nicht darüber reden? Plötzlich hatte Sevda fast das Bedürfnis aufzustehen und das neue Mädchen zu umarmen, obwohl sie sich kaum kannten.

Und dann stellte Tatjana auch noch so eine merkwürdige Frage. Sevda hatte so eine Ahnung, welchen Jungen Tatjana meinen konnte. Sie drehte sich um und reckte den Hals, um noch einmal in die Ecke des Unterdecks zu sehen, die sie in den letzten paar Minuten krampfhaft gemieden hatte. Da saß immer noch Simon - das Blut schoss ihr automatisch in den Kopf, als sie ihn sah - und neben ihm Anjun.

"Das ist Anjun Bacca...irgendwas. Er ist Nachtkrab in der Elften und Tutor. Wieso fragst du?" Sie wollte nicht zu drängend erscheinen, also schluckte sie das 'Sag schon!', das ihr auf der Zunge lag, nochmal runter. Aber um Himmels Willen, wie sollten sie Tatjana denn helfen, wenn sie nicht endlich mit der Sprache herausrückte?!

Ziphin sah verwundert, wie Tatjana auf seine Worte reagierte. Hatte er etwas falsches gesagt? Sie sah aus, als könnte sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.

//"Du bist neu hier oder? Ich heisse Aaltje. Im übrigen würde ich dieses Kraut von Ziphin nicht annehmen. Wer weiss was dieser Troll von Zauberer da gekauft hat!"//

Vollkommen entnervt stöhnte Ziphin auf. Eines Tages würde er sie eigenhändig erwürgen! Kein Wunder, dass Tatjana so dreinschaute! Vermutlich nervte sie sich auch schon tierisch über die von Kramm.

Als sie ihn auch noch schubste sprang er auf und blickte auf sie herab.
„Du kostest mich Nerven, Weib!“, bellte er. „Frag doch nicht so doof, welchen Jungen meint sie wohl, hä? Wie viele laufen denn mit roten Haaren rum? Als Gott die Gehirne verteilt hat warst du wohl gerade auf dem Klo, was?“

Er wollte gerade antworten, als Sevda das auch schon übernommen hatte. „Baccaracus, Reinblüterfamilie“, ergänzte er noch.

Eine seltsame Ruhe und gleichzeitig eine prickelnde Aufregung hatte Tatjana ergriffen, als sie zu den Jungen blickte, den sie von ihrer stehenden Position aus sehen konnte. Anjun. Reinblut und…

„Er ist Tutor?“ Ungläubig starrte Tatjana von Sevda zu Ziphin. „Ihr meint, jemand, der sich um Jünger kümmern sollte? Als Ansprechpartner?“ Sie konnte es nicht glauben.

Aaltje stellte sich direkt vor Ziphin und blickte zu ihm hinauf. Sie lies sich nicht davon einschüchtern das er größer war als sie, das war jeder.

//„Du kostest mich Nerven, Weib!“, bellte er. „Frag doch nicht so doof, welchen Jungen meint sie wohl, hä? Wie viele laufen denn mit roten Haaren rum? Als Gott die Gehirne verteilt hat warst du wohl gerade auf dem Klo, was?“//

„Du hast Nerven? Das ich nicht lache!“ Gegen sein Argument mit der Gehirnverteilung kann sie relativ wenig sagen, ihre Noten in der Schule sprachen nun wahrlich nicht für sie. „Pft, ein blinder Troll findet auch mal einen Haufen Dung.“

Ein kurzer Blick über die Schulter hin zu der fremden Schülerin. „Ja, er ist Tutor und und kümmert sich um die Jüngeren.“ Hoffentlich wird Ziphin niemals ein Tutor, die armen Schüler!

Ziphin zankte sich schon wieder mit dem fremden Mädchen. Doch eigentlich brauchte sie auch keine Antwort. Sie wusste alles, was sie wissen musste. Ein Tutor… Sein Name war Anjun. Unfassbar.

Ohne auf die anderen zu achten, ohne auf die Schüler zu achten, die sie vielleicht verwirrt musterten, ging sie los; ging sie quer durch den Raum und schritt auf die Jungs zu, die gemütlich in Sesseln saßen und sich unterhielten.

Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, in ihren Ohren rauschte es und sie ballte eine Hand zur Faust, um sich zusammen zu reißen. Sie hatte keine Wahl.

Die Jungen waren vergnügt, einer lachte und plötzlich stand sie vor dem Rothaarigen.

„Hallo“ Sie nickte den restlichen Jungen in der Runde höflich zu, fixierte dann jedoch Anjun mit scharfem Blick. Ihre Augen schienen Funken zu sprühen und sicher hatten ihren Wangen wieder diese hektischen roten Flecken. Doch das war ihr egal.
Sie hatte keine Wahl.

„Du bist Anjun, oder? Der Tutor?“ Ihre Lippen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gepresst und ihre Faust verkrampfte sich. „Kann ich dich mal kurz sprechen?“ Sie blickte kurz zu den anderen und deutete in eine Ecke des großen Raumes. „Allein?“

Ziphin beobachtete ungläubig, wie Tatjana schnurstracks auf Anjun zulief und ihn ansprach. Er war so abgelenkt, dass er nicht einmal mehr Aaltjes Keifereien richtig aufpasste. Lief Tatjana etwa gerade rot an? Er spitzt die Ohren und bekam etwas mit von wegen „kurz sprechen“ und „allein“. Fassungslos klappte ihm der Kinnladen runter.

„Ey ... will die was von Anjun?“, brachte er hervor, an niemanden bestimmtest gerichtet. Unglaublich, konnte seine Laune noch tiefer sinken? Und - warum störte ihn das eigentlich überhaupt! Es war zum aus der Haut fahren!

Sevda blickte mit offenem Mund Tatjana hinterher, die schnurstracks auf Anjun zumarschierte. Was in Merlins Namen tat sie denn da?

//„Ey ... will die was von Anjun?“//

Zugegeben, die gleiche Frage wie Ziphin hatte sie sich eben auch gestellt, aber war das nicht absurd? Das passte so gar nicht in diese ganze Geschichte, es wurde immer merkwürdiger! Und überhaupt, war Anjun nicht viel zu alt für sie? Dann fiel Sevda aber ein, dass Simon ja auch zwei Klassenstufen über ihnen war - was sollte das denn nun schon wieder, warum dachte sie denn jetzt schon wieder an Simon? Dagegen musste sie sich wirklich ein Mittel einfallen lassen, wenn sie mal eine ruhige Minute hatte.
Wie auch immer - Sevda traute sich nicht, eine Antwort auf Ziphins Frage zu geben, aus Angst davor, dass er sie wieder anfahren würde. Das musste nun wirklich nicht sein.

Anjuns Augenbrauen wanderten leicht in die Höhe, als er in Tatjanas zorniges Gesicht sah. Ihre Augen schienen förmlich zu glühen. Heiliger Zorn brannte darin. Fragend sah er sie an. Warum war sie so außer sich?

„Sicher doch.“, entgegnete er ruhig und erhob sich. Er nickte Simon und Leonard zu. „Entschuldigt uns bitte einen Augenblick.“

Seine hellblauen Augen durchmaßen den Raum. Sie wollte allein mit ihm sprechen. Hier war es jedoch voll und turbulent. „An Deck können wir sprechen.“

Aaltje kann nur fassungslos mit dem Kopf schütteln.

//„Ey ... will die was von Anjun?“//

"Bei Merlins Unterhose, als ob sie etwas von ihm möchte! Warum sollte sie? Sie kennt ihn doch nichtmal. Wer weiss was du schon wieder für Gedanken hast! Typisch Männer!"

Aaltje wedelte dabei mit der Hand vor Ziphins Gesicht herum um ihn wieder zum aktuellen Geschehen zurück zu bringen.

"Und mir unterstellen, die Mädchen hätten ein Auge auf mich geworfen?", prustete Simon, als Anjun und die neue Achtklässlerin sich vom Tisch entfernt hatten. "Irgendwie bekommen einigen Leuten die Ferien anscheinend nicht." Das war auf Anjun bezogen, aber es war nett gemeint, woran der Tonfall keinen Zweifel ließ. "Und was ist da vorne schon wieder das Problem?" Gleich mehrere Leute stritten sich lautstark mehr oder weniger aufgebracht miteinander. "Möchte wissen, was man denen heute in die Limonade gegeben hat", stellte er beinahe nebensächlich fest. Alles nur Verrückte.

// "Bei Merlins Unterhose, als ob sie etwas von ihm möchte! Warum sollte sie? Sie kennt ihn doch nichtmal. Wer weiss was du schon wieder für Gedanken hast! Typisch Männer!"//

Ohne den Blick von Tatjana und Anjun zu nehmen nickte Ziphin langsam. Das war wohl eine Premiere, denn er fasste Aaltjes Worte nicht als Beleidigung auf – im Gegenteil, die Worte beruhigten ihn etwas.

„Du hast Recht“, murmelte er geistesabwesend. „Warum sollte sie?“

Und trotzdem! Anjun hatte etwas geantwortet und er hatte nicht verstanden was! Erst, als Aaltje vor seinem Gesicht herumwedelte kam sah er blinzelnd zu ihr hinab.

„Was ist?“, zischte er sie an.