Hauptgebäude: Speisesaal

"Ohh, die arme. Tut mir leid, Mageninnenwand! Natürlich interessiert Anjun sich für dich," Shouky nickte überzeugt. "Und die Schokocroissants mögen sie bestimmt auch," fügte sie nachdenklich hinzu. Shouky hatte keine Ahnung, warum sie sich jetzt Gedanken um die Mageninnenwand von Anselm machte. Irgendwie schien Anselms Denkweise ansteckend zu sein.
Verständnisvoll nickte sie, "ja.. naja, vielleicht kannst du die Schokocroissantmafia irgendwann ja mal brauchen. Das dreiköpfige Lausgör ist natürlich sowieso die bessere Idee für deine König-Geschichte." Wieder warf Shouky einen Blick zu den Wolpertingermädchen. Eigentlich sahen sie ja ziemlich lieb, nett und brav aus..

Anselm nickte und tätschelte sich den Bauch. "Ja, genau, hör auf die Tante Shouky." Er tat so, als ob er lauschte. "Ja, ich denke, dass sie dich mag." Wieder lauschte er. "Nein, das halte ich für keine gute Idee." Und erneut lauschte er. "Meine Mageninnenwand mag dich und sie meinte, sobald sie die Scheidung von mir durch hat, wird sie dir einen Heiratsantrag machen. Sei froh, dass du nicht solch zickige Gedärme hast. Das ist echt die Hölle, wenn du ständig mit denen diskutieren musst." Anselm lächelte schief. "Eulalia kann sie auch nicht leiden, also die Mageninnenwand Eulalia nicht. Aber das darfst du ihr nicht erzählen, sonst reißt sie mir die durch die Kehle heraus." Anselm griff sich an den Hals und machte ein würgendes Geräusch. "Das war ein wenig eklig für's Frühstück, oder?"

Jetzt musste Shouky wirklich lachen. "Na das ist ja eine Ehre wenn deine Mageninnenwand mich mag, aber Eulalia nicht." Grinsend biss sie noch einmal von ihrem Schokocroissant ab. "Geht schon, die Schokocroissants kann ich trotzdem noch essen, also wars nicht zu eklig." Shouky fasste sich an den Bauch. "Ich hab noch nie probiert mit meiner Mageninnenwand zu reden. Die arme.. wird total von mir vernachlässigt. Vielleicht sollte ich das mal ändern und heute Abend ein Gespräch mit ihr führen. Dann wäre sie bestimmt auch glücklich.. und vielleicht.. kann deine Mageninnenwand dann lieber meine Mageninnenwand heiraten statt mich?" Shouky grinste. Die Idee war wohl besser. Schließlich hatte sie vor, jemand lebendiges zu heiraten..

"Verkuppel sie lieber mit deiner Leber oder so, Fernbeziehungen sind verdammt anstrengend, darunter leiden nicht nur die beiden, sondern auch wir, weil wir uns das Gejammer anhören dürfen. Jedenfalls wäre damit aber der Spruch widerlegt, dass Liebe durch den Magen geht. Das ist nicht immer und zwangsläufig so." Anselm kratzte sich am Kopf. "Jedenfalls solltest du aufpassen, was du sagst und so, weil sie sich sonst rächt, Übelkeit, Bauchschmerzen, die haben ganz schön fiese Tricks drauf, das ist nicht mehr feierlich, sag ich dir." Anselm trank einen großen Schluck Kaffee.
"Genug der Heiratspläne, das hier ist eine Schule und kein Verkupplungsinstitut. Meinst du, wir machen heute im Unterricht schon großartig was?"

pp: Langhaus -> Wolpertingerschlafsaal -> Mädchen

Mia sah sich um. Keine einzige weiße Schärpe. Lauter fremde Gesichter. Nur die drei Mädels aus dem Schlafraum erkannte sie wieder. Aber Mia hatte nicht den Mut, sich dazuzusetzen. Ja, nicht mal in die Nähe der Großen wagte sie sich.
Heute war sie dankbar für ihre voluminöse Lockenmähne, die ihre heißen Ohren verdeckte. Während sie die Tische umrundete, um zum Büffet zu gelangen, achtete sie auf ihre Schritte. Gerade gehen. Schultern durchgedrückt. Nicht stolptern. Nicht fallen.
"Alles wird gut. Keiner sieht micht."
Mia wiederholte das Mantra in ihrem Geist, bis sie endlich vor den Resten des hoch gelobten reichhaltigen Früststücks von Rungholt stand. Entweder waren die leckeren Sachen alle weg, oder dieser Teil der Broschüre war schlicht gelogen.
Mia seufzte, nahm sich eine Schale, füllte sie mit Cornflakes, goß Milch darüber und mischte drei Löffel Erdbeermarmelade darunter. Sie brauchte Zucker. Schließlich wollte sie nicht gleich an ihrem ersten Tag im Unterricht einschlafen.

"Oh ok," Shouky nickte und beschloss, das Thema zu wechseln. Kopfschüttelnd dachte sie darüber nach, über was sie sich da eigentlich unterhielten, da stellte Anselm auch schon eine Frage. "Im Unterricht.. naja, falls überhaupt Unterricht stattfindet," meinte sie mit einem Blick durch den immer noch recht leeren Speisesaal. "Ich denke nicht, dass wir großartig irgendetwas machen. Zumindest die 5. Klässler werden nicht viel machen.." In diesem Moment betrat ein kleines Mädchen, scheinbar auch eine der neuen 5. Klässler den Speisesaal. Sie schien niemanden der Anwesenden zu kennen.. oder sie traute sich einfach nicht, sich irgendwo dazuzusetzen.

Mia setzte sich an das Ende einer der langen Tische. Ein Mädchen mit langen, dunklen Haaren sah zu ihr hinüber. Vor ihr stand ein Teller mit einem Schokocroisant.
Ok, die Broschüre hatte anscheinend doch nicht gelogen. Sie, Mia, war einfach nur zu spät gewesen.
Sie rührte in ihrem Frühstück und beobachtete die Cornflakes, die wie tote Fische auf der Milchoberfläche schwommen und langsam aufquollen. Mit den roten Marmeladenklecksen darauf sahen sie tatsächlich aus, als hätte jemand sie mit Hunderten von Angelhaken durchbohrt.
Mia schob einen Löffel, Randvoll mit ihrer süßen Mischung, in den Mund.
Lecker.
"Tote Fische. Angelhaken. Mord. Tolles Thema für ein neues Bild", dachte Mia und träumte vor sich hin.

"Wir sind aber keine Fünftklässler mehr. Zumindest war ich es heute morgen nicht, als ich nachgeguckt habe. Da wirkte ich etwas zu groß für einen Fünftklässler." führte Anselm aus. "Aber ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Lehrer es sich auch nicht nehmen lässt, sich ein wenig zu profilieren." Er grinste vor sich hin. "Magister Hackelmann ist mir da in bleibender Erinnerung geblieben. Die war irgendwie böse. Viel unangenehmer als die Dinkelsack." Er schwelgte einen Augenblick in Erinnerungen.

"Zum Glück. Ich glaub, ich würd mich gar nicht freuen, wenn ich jetzt ein 5. Klässler wäre und hier niemanden kennen würde.. mich hier nicht auskennen würde.. das meine erste Nacht hier gewesen wäre." Sie sah wieder zu dem Mädchen, das sich mittlerweile an einen der Tische gesetzt hatte. Unauffällig zeigte sie auf sie, "guck mal, die arme. Sitzt da ganz alleine.. und dann kriegt sie noch nichtmal mehr einen Schokocroissant ab." Shouky grinste, aber das Mädchen tat ihr trotzdem leid. "Ich hoffe einfach, dass wir heute noch nicht so viel machen. Ferien vorbei ist ja schon schlimm genug, da muss nicht am ersten Tag gleich so viel Unterricht gemacht werden..."

"Meine Güte, du hast es echt voll drauf, jemanden runterzuziehen, weißt du das?" Anselm legte den Kopf schief, während er Shouky zuhörte. "Du solltest darüber nachdenken, traurige Balladen zu dichtern oder dich als Ghostwriter für Abschiedsbriefe von Selbstmördern zu verdingen oder irgendwie sowas, wo man ne depressive Ader für braucht. Ich wette, darin wärst du ganz groß." Er guckte auf seinen Teller, auf dem sich insgesamt drei Schokocroissants befunden hatten und jetzt nichts mehr war, außer einer einsamen Rosine, die vom Leberwurstrosinenbrötchen übrig geblieben war.
"Meinetwegen könnten sie den Unterricht auch ganz abschaffen. Wir könnten dann ausschlafen und ich wette, wir würden trotzdem genug Beschäftigung finden."

"Tut mir leid..," Shouky grinste verlegen. "Aber nee, ich glaub, das wär nichts für mich. Dann würd ich ja erstrecht depressiv werden! Nein, da bleib ich lieber bei meinem Sport. Aber wenn sich irgendwann was ergibt, vielleicht greif ich doch noch irgendwann auf das Angebot zurück. Eigentlich bin ich gar nicht so ein depressiver Mensch, wie du es jetzt darstellst," meinte sie dann gespielt empört. "Meistens hab ich gute Laune.. aber keine Ahnung. Vermutlich kümmere ich mich viel zu sehr um die Probleme von andere Menschen.. oder auch.. äh, anderen Mageninnenwände." Shouky grinste. "Das müsste ich mir abgewöhnen, aber ich helfe anderen einfach zu gerne, wenn sie Probleme haben.. naja."
"Klar, wir hätten genug zu tun.. auch ohne Unterricht. Wenn wir Lust hätten, könnten wir ja selbst Unterricht machen," Shouky räusperte sich, "da wäre nur die Frage.. wann hat dazu schon jemand Lust?"

"Lass mich mal einen Augenblick nachdenken." Anselm schloss die Augen. Dann riss er sie abrupt wieder auf und starrte Shouky an. "Schließ deine Augen und dann stell dir vor, was ich dir schildere." Anselm rieb sich die Hände und achtete schon gar nicht mehr drauf, ob Shouky wirklich die Augen schloss. "Stell dir einen unserer Mitschüler vor. Immer strebsam, immer fleißig, immer am Arbeiten. Stell ihn dir vor. Er kümmert sich sonst um nichts, redet deshalb auch nicht viel... Aber wenn du ihn etwas fragst, dann beginnt er, dir eine Unterrichtsstunde zu halten, die du so schnell nicht vergessen wirst, weil du mit Informationen geradezu erschlagen wirst." Er guckte Shouky dann erwartungsvoll an. "Habe ich deine Frage damit ausreichend beantwortet?"

Shouky dachte gar nicht darüber nach, sondern schloss einfach die Augen, wie Anselm es ihr vorgeschlagen hatte. Sie versuchte sich, so genau wie möglich vorzustellen, was er meinte. Als er aufhörte, öffnete sie ihre Augen wieder. "Mal davon abgesehen, dass ich ihn gar nichts fragen würde, weil er mir so unnahbar vorkommen würde, dass ich lieber jemand anderen fragen würde, der zwar vielleicht nicht so viel Ahnung hat aber sich möglicherweise wenigstens dafür interessiert... ja, du hast meine Frage ausreichend beantwortet." Shouky nickte. "Aber da hier wohl keiner auf die Idee kommen wird, den Unterricht ganz ausfallen zu lassen, wird uns das auch nie passieren."

"Unnahbar? Pah..." Anselm schüttelte den Kopf. "Was meinst du, warum der so schnell unter der Decke hängt? Das ist der Moment, wo jemand zu nah herangekommen ist. Das ist also ganz einfach, nah an ihn heranzukommen, zumindest aus seiner Perspektive, wie mir scheint. Aber wenn ich dir das einigermaßen plausibel machen sollte..." Anselm gab sich Mühe, weise und allwissend zu klingen, auch wenn er natürlich auch zu Dominic nur ein paar mehr oder weniger abenteuerliche Theorien hatte, die aber durchaus empirisch fundiert waren. "...müsste ich so anfangen wie er und dir eine Unterrichtsstunde halten. Das muss vor der ersten Stunde des Schuljahres echt nicht sein. Da merkst du es, selbst wenn der gesamte Unterricht ausfiele, würden wir es nicht verhindern können uns zu unterrichten."

Shouky grinste. "Aber.. vorher eben. Bevor er anfängt zu erklären. Du hast recht, lassen wir das lieber.. wobei Unterricht bei dir wohl interessanter wäre als bei manch einem Lehrer." Normal redete Shouky so früh morgens nicht so viel, aber die Anwesenheit von Anselm tat gut und sie hatte sowieso gute Laune und gegen ein Gespräch deshalb heute nichts einzuwenden. "Ziemlich komisch, dass ich so früh morgens so gesprächig bin," murmelte Shouky und trank ihren Tee leer. Während sie sich noch einmal einschenkte, seufzte sie. "So langsam werde ich irgendwie doch wieder müde. Und wenns hier so weiter geht, geh ich gleich wieder ins Bett statt in den Unterricht."

"Vielleicht sollte ich ja nach der Schule Lehrer werden. Kannst du dir das vorstellen, wie ich vor irgendwelchen nervigen Schülern stehe?" Anselm kratzte sich am Kopf und erinnerte sich an das Gespräch gestern mit Högni. Der hatte ihn gefragt, was er nach der Schule studieren würde und Anselm hatte ihm geantwortet, dass er mal gucken würde, was sich so ergibt. Dass so schnell schon Vorschläge kamen, war irgendwie skurill. Ob das Universum ihm damit gleich einen Wink mit dem Zaunpfahl gab? Seltsam war es schon.
"Wenn ich es hinbekomme, die morgenmuffelige und schweigsame Shouky zum Reden zu bekommen, dann müsste ich ja eigentlich ganz gut dadrin sein... Aber wenn ich dann mich selbst als Schüler hätte. Das wäre ja grausam." Er schüttelte sich. "Aber hier wird nicht eingeschlafen, du musst heute schließlich noch was lernen. Schule ist wichtig... Jaaaa, total wichtig." Er nickte heftig. "Sonst wirst du noch Müßiggänger und gammelst den ganzen Tag rum und machst nur Blödsinn."

Begeistert sah Shouky Anselm an. "Das könnte ich mir wirklich gut vorstellen! Würde zu dir passen. Wie siehts eigentlich aus? Hast.. oder hattest du denn schon eine Idee? Wenn nicht.. das mit Lehrer würd ich mir nochmal durch den Kopf gehen lassen, vielleicht passt das ja wirklich. So schlimm wirst du als Schüler doch auch wieder nicht sein." Neugierig beobachtete sie Anselm, wie eer sich schüttelte. "Das kann ich mir echt nicht vorstellen," meinte sie grinsend. Sie verkniff sich ein erneutes Gähnen und nickte, "jaa, genau. Total wichtig und ich werde jetzt nicht einschlafen." Tapfer lächelte sie. Ihr Blick wanderte durch den Speisesaal, der sich langsam etwas füllte.

"Ich habe eigentlich noch über gar nichts nachgedacht. Ich habe mit Högni gestern drüber gesprochen, aber so wirklich ergiebig war das nicht. Ich werde einfach mal gucken, was es so gibt, für was mein Abschluss so reicht und worauf ich schließlich und endlich dann auch lust habe. Das ist gar nicht so einfach. Könntest du jetzt sagen, was du bist zum Ende deines Berufslebens mal machen wolltest? Das entscheidet man mit der Studienfachswahl ja mehr oder weniger. Je nachdem, was man macht, legt man sich mehr oder weniger fest. Wenn ich anfange und Lehrer werden will, bin ich wirklich ziemlich festgelegt." Er atmete einmal tief durch. "Das ist wirklich ne ziemlich heftige Entscheidung, wenn du mal so drüber nachdenkst. Was ist, wenn ich mich falsch entscheide? Dann muss ich irgendwann meine Tätigkeiten abbrechen und in einsame Blockhütte im Wald ziehen, um mich wieder selbst zu finden. Du solltest es mit Kaffee versuchen."

"Mh ja, du hast ja auch noch genügend Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ich weiß auch noch nicht, was ich mal vorhabe.. aber ich hab ja schließlich auch noch länger Zeit." Shouky grinste. "Ich denke aber, wenn du wirklich Lehrer werden willst, dann bereust du das irgendwann auch nicht. Wenn du es dir wirklich vorstellen könntest, dann war es bestimmt nicht die falsche Entscheidung. Aber wenn du das so siehst." Sie zuckte mit den Schultern. "Ich besuch dich dann in deiner Blockhütte."
Shouky hatte mittlerweile den letzten Schokocroissant, der auf ihren Teller gelegen war, aufgegessen. Jetzt war sie aber auch satt! Trotzdem fand sie es recht schade, dass die Schokocroissants schon wieder weg waren. "Hmmm..," murmelte sie mit einem Blick auf ihren Teller, "meinst du, es lohnt sich, wenn ich morgen wieder so früh aufstehe, nur damit ich noch genügend Schokocroissants abkriege?"

"Ich bin wirklich, wirklich, wirklich, wirklich, wirklich, wirklich im Wachstum." Penny lachte. Wenn sie so darüber nachdachte war sie wirklich ganz schön verfressen. Was aber anscheinend garnicht schlimm war, denn sie war ziemlich dünn. Musste wohl daran liegen, dass sie sich so viel bewegte... Dann sah sie wieder zu Gisela, die sich Cornflakes in den Mund schaufelte. "Du bist ja auch nicht viel besser.", kommentierte Penny Giselas Cornflakes-Essverhalten.

"Ja, meine Brüder sind schon cool. Manchmal. Weißt du, was sie gemacht haben? Sie haben mich an meinem Bett gefesselt und es unter der Decke schweben lassen. Drei Tage lang. Du musst wissen, dass unsere Decken echt hoch sind und mich keiner runterbekommen hat. Da meine Eltern nicht zaubern können hab ich jeden Tag Essen ans Bett gebracht bekommen. Drei Tage waren Mike und Felix nicht da, Urlaub oder so ein Mist. Dann sind sie endlich wiedergekommen und haben mich wieder runtergeholt. Der Vorteil ist ja, sie haben 3 Monate Hausarrest bekommen und für die Zeit bekomme ich auch ihr gesammtes Taschengeld!" Penny lächelte üüberglücklich. Eigentlich hatte es sich sogar gelohnt, drei Tage 30 cm unter der Decke zu schweben...

"Ich würde es eher eine fixe Idee nennen." erwiderte Anselm und leerte die Kaffeekanne vor sich schnell in seine Tasse aus. "So, keine Schokocroissants mehr, kein Kaffee mehr da, damit könnte man das Frühstück auch für beendet erklären und alles wieder abtragen. Jetzt lohnt es sich wirklich nicht mehr, noch mit dem Frühstück anzufangen... Jedenfalls finde ich die Idee, gleich in die Blockhütte im Wald zu ziehen, viel interessanter. Ich sollte darüber nachdenken, professioneller Einsiedler zu werden. Man könnte mich mieten, damit ich auf Partys aufkreuze und wirres Zeug brabbel... Ob es da einen Markt für gibt?"
Anselm starrte nachdenklich an die Decke. In Gedanken malte er sich eine solche Zukunft in grellen Neonfarben aus. "Kommt drauf an, wie wichtig dir die Schokocroissants sind. Wenn du ohne Schokocroissants nicht leben kannst, dann solltest du wirklich jeden morgen so früh aufstehen. Und es hat noch einen weiteren positiven Effekt, denn du wirst plötzlich zur Musterschülerin. Jeden Morgen die Erste im Klassenraum, immer bereits tipptopp vorbereitet... Was haben wir heute eigentlich überhaupt?"

"Das sind..." Sie kaute. "...gesundheitlich sehr wert..." Sie schluckte. "...volle Celetalien oder so. Das nennt man also nicht verfressen sondern gesundheitsbewusst, Penny." belehrte Gisela, die nebenbei mit einem großen Happen Cornflakes zu kämpfen hatte. Dann hörte sie allerdings Pennys Erzählung über ihre Brüder zu.
"Coole Sache, funktioniert hier aber leider nicht. Jemanden durch die Gegend schweben zu lassen fände ich ja schon ne saucoole Sache. Allerdings nur, solange wir nicht unser Taschengeld dann abdrücken müssen. Wobei du es ja echt gut getroffen hattest. Drei Tage lang von vorne bis hinten bedient werden und das Bett nicht verlassen, obwohl man gar nicht krank ist... Aber wie war denn das mit der Toilette?"

pp: Langhaus/Wolpertinger: Schlafsaal (Mädchen)

Martha hatte sich zwar auf dem Weg zum Speisesaal verlaufen und hatte auch noch eine 'Auseinandersetzung' mit zwei Jungen, doch trotzdem schaffte sie es schließlich bis zum Speisesaal. Dort stand sie nun, eine Martha mit zerzausten Harren, mit Augenringen und einer übelgelaunten Miene. Tatächlich war sie etwas aggresiv-angehaucht. Man könnte glatt denken, das eine Gewitterwolke Marthas Kopf umschwirrte. Zombieartig ging sie zum Buffet rüber und nahm sich einfach nur ein Brötchen, denn was sie empfand, war sicher kein Appetitt.

Sie schaute, wo sie sich hinsetzen könnte. Schon bald entdeckte sie ein Mädchen, von dem sie wusste das sie ebenfalls in die 5 Klasse kam. Sie ging zum Tisch, an dem das Mädchen saß, setzte sich gegenüber von ihr und ließ ihren Kopf auf den Tisch fallen und verharrte so eine Zeit lang, schließlich sprach sie das Mädchen an: "Dein... Name war doch Mia, Stimmts? Ich hab vorhin zufällig mit gehört..." sagte sie müde. "Bist' auch neu in dem Laden hier, oder? Ich denke das Baby werden wir schon schaukeln..." sagte sie lässig, um das Eis zu brechen. Sie fand nämlich, sie wirkte etwas schüchtern.

Shouky nickte. "Ja, eigentlich könnten wir uns jetzt schon auf den Weg zum Unterricht machen. Wir sind ja schließlich fertig," bestätigte sie, wobei sie das 'Wir' betonte. Sie sah sich im Speisesaal um. Es schien, als würden jetzt langsam alle aus ihren Schlafsälen gekrochen kommen. "Dich für Partys mieten?" Shouky fing an zu lachen. "Du hast vielleicht Ideen," kopfschüttelnd sah sie Anselm an. "Wobei.. so schlecht ist die Idee gar nicht. Solange du genug Geld dafür bekommst. Dann könntest du damit sogar reich werden und müsstest gar nicht erst Lehrer werden." Sie grinste, "obwohl ich finde, dass du als Lehrer besser geeignet wärst."
"Hmm.. dann bin ich also die Musterschülerin, die dann unter der Decke hängt, wenn es keinen richtigen Unterricht mehr gäbe? Na, du hast ja tolle Pläne für mich." Empört grinste Shouky Anselm an. "Naja, falls ichs überhaupt schaffe, jeden Morgen so früh aufzustehen. Das werden wir ja dann sehen.." Shouky machte eine Pause. "Was wir heute haben? Hm. Keine Ahnung, lassen wir uns überraschen," sie zuckte mit den Schultern und grinste.

"Naja, Essen und Trinken muss es natürlich auf den Partys geben, auf denen ich auftrete, dann sollte das Geld sicher für die Zeit zwischen meinen Auftritten reichen. Ich bin da ganz zuversichtlich. Und ich müsste logischerweise dann nicht jeden Tag arbeiten. Ach, herrlicher Müßiggang, der mein Leben bestimmen würde." Anselm räkelte sich behaglich.
"Ich habe irgendwie keine Lust, jetzt schon in den Unterricht zu gehen. Magst du nicht mit gutem Beispiel vorangehen und losgehen in den Unterricht, damit ich mir denken kann, dass ich auch so langsam gehen muss, weil die Shouky auch schon gegangen ist."