U1 - Nachmittag - Rungholt: Leuchtturm und Felsen

"Hmm...wahrscheinlich", murmelte Yana und nickte. Sie beobachtete die Stufen genauer. Niemand konnte solche Stufen mit Meißel und Hammer aus dem Stein schlagen. Abgesehen, dass die Stufen schon ziemlich ausgetreten waren, konnte sie keine Spuren von einer Herstellung in Muggelart erkennen. Alle Stufen waren, bis auf die Spuren der Zeit, glatt und makellos.

Fallen? Über das hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Aber wieso sollte es hier welche geben? Das müsste bedeuten, dass es hier etwas gab, dass unter jeden Umständen unentdeckt bleiben musste. Sei's weil dieses etwas wertvoll oder gefährlich war.

Als Leon die Kadaver der halbverdauten Tiere am Boden ansprach und dabei auf Überreste nahe ihnen deutete, verzog Yana angewidert das Gesicht. Sie wollte schon in die Hock gehen und die Masse aus verfaulten Gräten und Algen mit dem Zauberstab anstupsten, jedoch gewann der Ekel und das Mädchen ließ es lieber bleiben. "Meint ihr, diese Wesen ist hier noch irgendwo? Ich meine es kann uns bestimmt etwas gefährlich werden, wenn es die Stufen hinaufgeklettert war um hier die Fische zu fressen. Vom Grund der Höhle bis hier herauf wird es ja die Überreste wohl kaum gespuckt haben..." Sie erschauderte leicht.

Ben flüsterte fast verschämt, doch Anjun lächelte ihm aufmunternd zu und trat hinter ihn. "Ben war schon mal hier.", erklärte er. "Erzähl doch mal, was ihr damals entdeckt habt." Er legte dem jüngeren Schüler die Hand auf die Schulter, während seine Augen aufmerksam das Ende der Treppe absuchte. Yana hatte Recht, nur etwas Großes konnte diese Reste wieder ausgespuckt haben. Doch er konnte nichts sehen, noch etwas anderes als ihre eigenen Stimmen und die Brandung hören. Falls hier etwas lebte, war er wahrscheinlich nicht in der Nähe. So hoffe er zumindest. Er murmelte einen Zauber zum Aufspüren von Lebewesen, doch entweder war tatsächlich nichts da oder die anti-magischen Felder behinderten auch diesen Spruch.

Ben räusperte sich und nickte. Laut und deutlich fing er an zu erzählen. "Da unten sind Türen. Zwölf Stück. Von oben hat es ausgesehen, als wäre es ein Schatz. Als wären es zwölf Lichtpunkte, aber es sind goldene Türen. Mit Runen. Ganz viele Runen, die sicher eine Bedeutung haben. Aber wir kannten die Bedeutung nicht und deswegen wollten Anjun und ich jetzt nachschauen, ob wir vielleicht gemeinsam die Bedeutung herausfinden können." Munter erzählte Ben, obwohl er sich trotzdem immer noch mit etwas zittrigen Knieen daran erinnerte, wie das Wasser die ganze Höhle überflutet hatte. Er erinnerte sich noch ganz genau daran, wie er befürchtet hatte, jetzt in dieser Höhle zu ertrinken. "Wegen dem Wasser konnten wir nicht weiter nachschauen, ob es dort noch mehr gibt", fügte er hinzu und erst dann fiel ihm auf, dass die anderen ja gar keine Ahnung hatten, wer 'wir' war.

"Na, dann hoffen wir, dass dieses Vieh dort bleibt wo es gerade ist und nicht auf die Idee kommt uns einen Besuhc abzustatten", murmelte Yana, nachdem Anjun einen Zauber gesprochen hatte.

Als Ben sagte, dass er schon mal hier gewesen war, sah ihn das Mädchne überrascht an. "Wirklich?", fragte sie interessiert und lauschte seiner Erzählung. Dort unten waren Türen? Zwölf, und mit Runen? Was bloß dahinter liegen konnte... Nachdenklich stieg da Mädchen weiter die Stufen hinab. Ein Glück, dass Anjun, Leon und Yana Runenkunde als Wahlpflichtfach belegt hatten. Und wenn sie zu dritt noch immer nicht weiterkamen, für den Fall, dass sie die Runen übersetzen mussten, dann hatte Yana in ihrer Tasche ihr Runenglossar. Merlin sei dank, dass sie immer mehr Schulbücher als nötig mit sich rumschleppte...

OCC: Auch diesmal spiele ich den Erzähler mit.


"Ich finde das klingt sehr interessant. Sobald Ben mir von den Türen erzählt hatte, war mir klar, dass ich die unbedingt sehen muss.", stimmte Anjun zu und seine Wispern hallte an den feuchten Wänden wider. "Was sich wohl dahinter befindet."

Je tiefer sie kamen, desto feuchter wurden die Stufen. Der Stein war schlüpfrig von Algen und obwohl Anjun dank des Quidditch einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn besaß, musste er sehr aufpassen nicht auszurutschen.

"Die Höhle wird regelmässig überflutet.", stellte er sachlich fest. "Aber ich habe im Tidenkalender nachgesehen, wann die Flut kommt. Wir haben noch genug Zeit. Außerdem gibt es eine Art Sicherung. Magst du ihnen nicht auch davon erzählen, Ben?", forderte der Nachtkrab seinen jüngeren Hausgenossen auf.

Unterdessen waren sie am Ende der Treppe angekommen. Vor ihnen erstreckte sich ein unterirdischer See. Dunkel und bedrohlich lag das Gewässer vor ihnen. Im Licht ihrer Zauberstäbe sahen sie in regelmäßigen Abständen Platten in das Wasser hinaus gehen. Und vom jenseitigen Ufer schillerte etwas gelb und gold zu ihnen herüber.

Interessiert hörte der Junge Yana zu. „Mit etwas Glück finden wir dieses Wesen sogar. Ich meine das wäre doch spannend, auf diese Kreatur, was auch immer es ist, zu treffen. Was ist es, wie sieht es aus, wie lebt es. Zu welcher Rasse gehört es. Und wir könnten die ersten seit Jahrhunderten sein, die die Ehre haben es zu Gesicht zu bekommen. Das wäre doch so etwas von genial!“ Nun war der Forschungsdrang in dem jungen von Hess, entgueltig geweckt, die Gefahr die damit verbunden sein könnte völlig ignorierend.

Leon hörte zu seiner Erleichterung das bellen seines Hundes Es wäre der Schlimmste aller Fälle gewesen, wenn dem Tier irgend etwas passiert wäre. Der junge von Hess nutzte den schwachen Lumos um an den anderen vorbei, über die Platten im Wasser zu laufen, um zu seinem Haustier zu gelangen. Kurz richtet das schwache Licht auf die Oberfläche des Sees. Irgend etwas bewegte sich unter dem Wasserspiegel, kleine Blasen kamen an manchen Stellen hoch, als würde etwas atmen. Versuchsweise ließ er seine Finger durch das Wasser gleiten, nichts reagierte. „Mmm, da hab ich mich wohl geirrt“, stellte er wenig überzeugt von seiner eigenen Aussage fest.

Etwas anders hatte längst seine Aufmerksamkeit in den Bann gezogen. Gebannt beleuchtet er das Objekt, dessen goldener Glanz durch das Lumos noch strahlender erschien. Der Hund stupste mit seiner kalten Nase daran. "Lass das Dolgrin!", schob er den Hund zurueck. "Hey, Leute das muesst ihr euch ansehen!", rief er ueber die Wasserfläche hinweg, Yana, Anjun und Ben zu.

"Ich dachte, wir gehen unter", erzählte Ben nickend weiter. Dass Anjun im Tidenkalender nachgesehen hatte, fand er gut. Daran hatte er selbst noch gar nicht gedacht! Dabei war das doch das Logischste überhaupt. "Aber so war es nicht. Wir wurden einfach mitgerissen.. und, ja, praktisch nach draußen gespült. Wir haben überlebt." Ben kicherte leise. Das war ja wohl verständlich, schließlich stand er hier völlig lebendig neben Anjun, Yana und Leon auf den Treppenstufen, die nach unten führten.

Anjun drängte sich neben Leonard und seinen Hund, der mit gesträubtem Fell schnupperte. Vor ihnen war eine Tür vollständig in den Stein gelassen. Es sah so nahtlos und perfekt aus, als wenn sie aus dem Fels selber gewachsen wäre. Goldene Runen glühten an der Tür und als Anjun leise eine alte Formel murmelte, von der er hoffte, dass Leonard sie nicht kannte, fühlte er wie viel starke Magie hinter der Steintür war. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit den schillernden Runen zu. Vorsichtig berührte er eine und zog die Hand rasch zurück, als der Buchstabe, den er angefasst hatte erlosch. "Das ist interessant.", murmelte er und musterte die anderen Runen. "Die Schrift kommt mir vage vertraut vor. Sie erinnern an die zweite Reihe, doch in einer anderen Schreibweise." Er runzelte die Brauen. "Aber die Buchstaben sind irgendwie durcheinander geraten. Wie bei einem kodierten Alphabet."

OCC: Was es mit den Buchstaben auf sich hat und durch welche Rätsel die Tür gesichert ist, überlasse ich Euch. Der Erzähler setzt erst wieder ein, wenn ihr die Tür durchquert.

"Oh, nein, dieses Vieh soll uns ja nicht über den Weg laufen...", Yana schüttelte heftig den Kopf. Dann lauschte sie weiter Ben, der seine Geschichte zu Ende erzählte. "Mitgerissen? Nach draußen gespült? War die Flut hier drinnen so stark? Ich meine, natürlich steigt der Wasserspiegel hier schnell, aber so wie du es erzählst muss es ja wirklich eine Flutwelle gewesen sein, oder täusche ich mich da?", fragte Yana den kleinen Jungen.

Mittlerweile waren sie am Grund der Höhle angekommen und Leon hatte etwas merkwürdiges entdeckt. Die Türen, von denen Ben schon vorher gesprochen hatte. Aber was für Türen. Solche hatte sie noch nie zuvor gesehen. Als ob sie direkt aus flüssigem Stein gegossen wurden. Und dann noch die golden leuchtenden Runen.

Nachdenklich betrachtete Yana die Zeichen. "Es könnte sich tatsächlich um einen Code handeln", sagte das Mädchen und holte dann ihr Runenglossar aus der Tasche hervor. "Ich glaube, es gibt sogar ein Kapitel über Runencodes. Aber dafür denke ich müssten wir das Jahrhundert wissen, in dem diese Runen entstanden sind. Das ist laut dem Buch wichtig für die Übersetzung. Also was meint ihr?"

Skeptisch warf Leon einen Blick auf Yanas Glossar. „Ich finde wir sollten nicht nach der Logik einer Schulstunde vorgehen. Zum Beispiel diese Rune. Die genaue Bedeutung ist Raido, gelesen als R. Bei den andern bin ich mir nicht ganz sicher.“ Leon war wirklich froh das er nicht tausend Bücher mit sich rum schleppen musste. Es war viel praktischer die Dinge zu lernen und im Kopf zu haben. „Aber ich denke der Erbauer hat es so eingerichtet, das sich die Tür nicht durch die richtige Kombination der Buchstaben öffnen lässt. Das wäre wohl wirklich zu einfach, wenn sich jemand die Mühe macht, so einen Ort anzulegen. Sondern uns nur den Hinweis gibt, auf welche Weise man die Tür öffnet. Und jede Rune hat schließlich auch eine spirituelle Bedeutung. Raido z.b hat die Assoziation zu Leben. Wenn man davon ausgeht das jede dieser Runen eine Assoziation hat, und das ist so sicher wie das amen in der Kirche, ergibt sich daraus richtig ins Konzept gebracht nicht das Lösungswort, sondern der Weg z. B ein Zauber angewandt auf etwas bestimmtes, was die Tür öffnet.“

Leon hatte schon einige Abenteuerromane gelesen, darunter auch Indianer Jones. Gut, diese Bücher hatten wenig mit Magie zu tun, doch die Logik war ein und die selbe. Jemand der eine Grabkammer und wie hier eine Hölle anlegt, machte es für jemanden so einfach das Geheimnis zu lüften. „Yana“, wendet er sich an das Mädchen. „Die Assoziationen für die anderen Runen befinden sich doch sicher in deinem Buch.“ Nachdenklich ließ er die Finger über die zweite Reihe fahren. Vielleicht waren sie der Schlüssel um alles in einen Zusammenhang zu bringen.

Es steckte ein Code dahinter? Zumindest waren die anderen dieser Auffassung. Mit Runen kannte Ben sich nicht wirklich aus, wollte er auch nicht. Das sah viel zu kompliziert aus. Es reichte ihm schon völlig, wenn er die deutsche Sprache beherrschte - aber auch daran haperte es noch manchmal. Interessiert beobachtete er die Älteren, die anhand eines Glossar herauszufinden versuchten, was hinter diesen Schriftzeichen stecken konnte. "Vielleicht ist der Code ein Name.. oder so", murmelte Ben und betrachtete die Tür vor ihnen. Das sah alles so seltsam unwirklich aus, nichts davon war ein Begriff für ihn. Nein, damit würde er nichts anfangen können.

"Ein Hoch auf Yana und ihren Fleiß in Runenkunde.", lobte Anjun, als Yana das Buch hervor zog. Aufmerksam betrachtete er die wie aus Stein gewachsenen, golden schimmernden Buchstaben und verglich sie mit den Tafeln, die Yana aufgeschlagen hatte.

"Wenn es wirklich um Assoziationen geht, dann müssen wir unbedingt das Jahrhundert beachten. Was man mit bestimmten Dingen verbindet, variiert von Jahrhundert zu Jahrhundert sehr."

Er musterte die Runen. "Sie stammen aus dem 14. Jahrhundert, aus der Zeit von Hillarius Hollerbeck. Möglicherweise hat er sie selber angelegt oder einer der Hexen und Zauberer, die mit ihm die Insel verzauberten und als Schule aufbauten."

Assoziationen? Okay, das klang einleuchtend. Also mussten sie nur die Bedeutungen der Runen herausfinden und damit einen Zauber oder eine Beschwörung bilden, vielleicht auch eine Ritual oder ähliches.

"14. Jahrhundert, sagst du", meinte Yana zu Anjun und schlug eilig die richtige Seite auf und sah dann auf die nächste Rune, die auch schon Leon unter die Lupe genommen hatte. Es war ein Perth. "Perth stand im 14. Jahrhundert für...Risiko. Und auch Wagemut. Was könnte da die verbindung zu Raido sein? Leon, du warst schon richtig. Raido steht wirklich für das Leben..." Nachdenklich betrachtete sie die Runentabelle.

"Aber ich denke, um an die ganz Botschaft zu gelangen, müssen wir jede einzelne Runen deuten.", murmelte das Mädchen und wandte sich an das dritte Zeichen.

Anjun beugte sich über Yanas Schultern und studierte mit ihr die Lektion über Runen zur Zeit von Hillarius Hollerbeck. „Dies hier.“, er deutete auf ein weiteres Zeichen, „ist eine Schutzrune. Und diese steht für Bedrohung. Insbesondere für die Bedrohung durch Wesen schwarzmagischen Ursprungs, vor alle Dementoren“ Er nagte nachdenklich an seinen Lippen, während er die golden glimmenden Runen vor sich betrachtete. „Angenommen Hollerbeck hätte diese Türen wirklich erbaut... Vor wem wollte er das dahinter liegende wohl schützen. Da er hier seine Schule baute, möglicherweise vor seinen Schülern. Was wohl bedeutet, dass der Zauber recht anspruchsvoll sein dürfte... Er war ein freundlicher, edler Mann. Also dürfte... “ Der junge Baccaracus brach ab, um stumm weiter zu grübeln. „Leben, Gefahr, schwarmagische Bedrohung, vielleicht Dementoren, Schutz.... Der Patronuszauber! Was meint ihr? Das würde doch Sinn ergeben. Der Zauber ist anspruchsvoll, so dass er zumindest die allermeisten Schüler abhält. Böse Magier können ihn gar nicht ausführen, so dass ein Patronus als Schlüssel Schwarzmagier wirksam abhält. Das ergibt für mich Sinn.“

Leon ließ seine Finger über die Zeichen von Yanas Buch gleiten, dabei immer ein Teil seiner Aufmerksamkeit auf die Runen an der Wand gerichtet. Interessiert hörte er den Mutmaßungen der anderen zu. „Deine Schlussfolgerung ergibt Sinn“, konnte er Anjun nur zu stimmen. „Ein Patronus wäre eine effektive Schutzmaßnahme. Was immer auch sich hinter der Tür verbirgt, es war sicher nicht im seinem Sinn das es in die Hände von bösen Magiern fällt. Man könnte es zumindest mal versuchen.“

Theorie war das eine. Und sie war nötig um zu verstehen und zu lernen. Doch Theorie war nichts ohne Praxis. Und selbst wenn die Theorie sich als falsch herausstellen sollte, konnte man es doch zumindest mal probieren. Aufbauend auf die Theorie das die Tür vor Bösen geschützt sein sollte, zog Weißmagie keine negativen Konsequenzen mit sich, selbst wenn es sich dabei um den falschen Spruch handelte. Leon ging auf ein wenig Abstand zur Tür und zückte seinen Zauberstab. Er konnte nur hoffen das dieser hier den Zauber ausführte, den wie sie beim Lumos schon fest gestellt hatten, begrenzten die Anti magischen Felder die Magie. „Expecto Patronus“ Zu seinem Glück schien der Zauber seine volle Wirkung zu entfalten, ohne weiter von den anti magischen Feldern gestört zu werden. Aus den weißen Lichtfunken formte sich ein ausgewachsener Wolf und eilte durch die Luft mit großen Sprüngen auf die Tür zu.

"Ein Patronus also...", sagt Yana nachdenklich und nickte. Die Runen konnten wirklich auf einen Patronus Zauber deuten. Allerdings war der Patronus Zauber schon eine recht merkwürdige Maßnahme den Eingang durch die Türen zu versperren. Merkwürdig, ja, aber auch wirkungsvoll. Denn welcher Schüler konnte schon den Patronuszauber? Sie selbst hatte sich erst einige wenige Male daran versucht, war aber jedes Mal kläglichst gescheitert.

Umso erstaunter war sie demnach als Leon ohne größere Probleme "Expecto Patronum" sprach und ein großer heller Wolf aus der Zauberstabspitze hervorbrach. Mit offenem Mund betrachtete das Mädchen den Wolf, der auf die Tür zurannte, dann kurz bevor er sie erreicht hatte kurz etwas langsamer wurde, jedoch einen Augenblick später mit einem großen Satz durch die Tür hindurchsprang.

Yana warf einen verwirrten Blick zu den drei Jungen, dann ertönte ein ohrenbetäubendes Krächzen und Krachen. Yanas Hände zuckten schon zu den Ohren, als der Lärm schlagartig aufhörte. Verdutzt betrachtete sie die Tür.

Leons Wolf passierte die Tür und nach einem Moment banger Stille war in der Höhle ein gut hörbares Klicken zu vernehmen und die Tür öffnete sich. Erst gab sie nur einen Spalt frei, der den Blick in den dahinterliegenden Raum noch nicht frei gab, doch nach einem weiteren Moment - als ob die Tür seit Jahrhunderten geschlossen geblieben wäre und sich jetzt gleich einem Schläfer erst einmal strecken musste - ging sie unheilvoll knarzend und quietschend auf.
Doch wer sich unsagbare Schätze oder zumindest einen eindrucksvollen Anblick versprochen hatte, den wird der Anblick des bislang verborgenen Raumes enttäuschen. Eine kleine kuppelförmige Kaverne lag dahinter. Sie hatte einen runden Grundriss und war am Scheitelpunkt vielleicht 2,50m hoch. Darin befand sich nichts außer einem Sockel genau in der Mitte der Kaverne. Auf diesem Sockel wiederum stand das Modell eines Holzschiffes, einer Galeone, um genau zu sein. Es sah ein wenig schäbig aus, so als ob es schon lange Zeit hier unten stehen würde.

Ein Patronus! Das war eine geniale Lösung! Darauf wäre Ben von alleine vermutlich nie gekommen. Zum Glück war Anjun dabei - und zum Glück reagierte Leon sofort und erschuf seinen Patronus, der sofort die Tür öffnete. Staunend starrte Ben die Tür an, die sich öffnete.. jetzt würden sie endlich entdecken, was sich dort hinter dieser Tür Wertvolles verbag. "Ein .. Schiff?" Enttäuscht ließ Ben die Schultern hängen. Das Einzige, was dort zu sehen war, war ein Holzschiff, ein Modell. Das wars dann wohl mit dem Gedanken und der Hoffnung auf einen kostbaren Goldschatz, der hier in der Höhle nur darauf wartete, entdeckt zu werden. Martha wäre sicherlich ziemlich wütend gewesen, wenn sie jetzt neben Ben gestanden hätte. Aber sie stand nicht neben ihm und deswegen waren alle lediglich enttäuscht, traurig, aber nicht so aufbrausend und wütend wie Martha es gewesen wäre.

Anjun trat in den schlichten Raum und sah sich etwas ernüchtert um. Verglichen mit seiner Phantasie war die Realität kärglich. Die Kaverne war makellos glatt, wahrscheinlich durch einen Zauber erschaffen worden, doch schmucklos und ohne Hinweise auf den Verwendungszweck der Kammer. Sie wirkte trist und öde. Schief lächelte er Ben an, der maßlos enttäuscht wirkte. Dann ging er neben der Holzminiatur eines Segelschiffes in die Knie. Es war ein alter Schiffstypus, wie er vielleicht zur Zeit von Hillarius Hollerbeck die Nordsee befahren haben mochte. Das Modell war aber nicht besonders genau oder kunstvoll gearbeitet. Es sah eher so aus, als hätte ein Amateur es schnell zusammengebastelt. „Materiell wertvoll ist das bestimmt nicht.“, stellte der junge Baccaracus, der von Haus aus ein Auge für kostbare Dinge hatte, fest. „Die Frage ist jedoch, warum versteckt jemand ein Holzschiff hinter einer magisch verschlossenen Tür.“

Als die Tür schließlich aufschwang, schaute Yana erwartungsvoll in den sich vor ihnen sich öffnenten Raum. Doch ihre ganzen fantasievollsten Erwartungen wurden nicht erfüllt. In der Mitte des tristen Raumes stand lediglich ein Holzschiffmodell auf einem Sockel, und sonst ...nichts!

Yana zog die Brauen zusammen und trat einige Schritte in die Kaverne. "Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn. Ein Schiff? In einer Höhle unter dem Meer hinter einer Tür, die durch Zauber geschützt ist? Wer soll denn so einen Aufwand nur wegen einem, mit Verlaub, kleinen morschen Schipper, betrieben haben? Es sei denn, dieses Schiff hat tatsächlich noch irgendeine Bedeutung..."

Enttäuschung machte sich auf dem Gesicht des Jungen breit. Eigentlich hätte man wirklich mehr erwarten können als einen schmucklosen Raum mit einem banalen Modell. Leon gesellte sich neben die 3 anderen Jugendlichen und fuhr mit den Händen über das Holz. Besonders kunstvoll gearbeitet war es wirklich nicht. Aber wer sollte sich so viel Mühe machen nur um ein schäbiges Schiff zu verstecken? „Ich denke du hast recht Yana. Das Schiff hat eine Bedeutung, nur welche?“ Leon nach den Socken näher unter Betrachtung, um dort vielleicht eine Inschrift oder irgendeinen Anhaltspunkts zu finden. Versuchsweise riskierte er sogar das morsche Modell von Sockel zu heben. „Vielleicht ist das Schiff der Schlüssel zu einem Rätsel. Und diese Kammer verbirgt mehr als wir auf den ersten Blick sehen können.“, kam es ihm in den Sinn.

War es nur Einbildung oder Realität, dass ein kalter Hauch durch die Kaverne zog, als Leonard das Schiff anhob? So genau lässt sich das wahrscheinlich nicht sagen, weil er ziemlich schwach war. Außerdem passierte davon abgesehen auch nicht viel mehr als dass das Schiffsmodell unter Leonards Händen bedenklich zu knirschen anfing und man es am Besten nicht mehr hochheben sollte und auch sonst mit ausgesprochener Sorgfalt behandeln sollte.
Doch halt, was war das? Ein leises Gluckern und Grollen war zu hören. Kam es von dem Schiffsmodell? Der Laut ließ sich nicht genau lokalisieren, denn es hallte von überall her in die Ohren der kleinen Schülergruppe. Und so schnell der Laut kam, so schnell verschwand er auch wieder, genau so wie der Lufthauch.

Anjuns Nackenhaare stellten sich auf und er hob den Zauberstab, während er abermals den Analysezauber murmelte. Als Kind hatte er oft genug Geschichten über unvorsichtige Fluchbrecher und Grabforscher gehört. "Stell das Schiff besser wieder zurück.", raunte er, während er durch seinen Zauber zu ergründen versuchte, ob Leonard versehentlich eine Fluchfalle ausgelöst hatte. "Hört ihr das Grollen? Was ist das?" Der rothaarige Nachtkrab lauschte angestrengt. "Kommt es näher?"

Yana fuhr herum und ihr Blick huschte über die Wände der Kaverne, als das Mädchen eine leichte Gänsehaut an den Unterarmen bekam und ein leises Grollen von den Wänden wiederhallte. "Es...es ist wieder verschwunden. Was immer es ist, solange man das Schiff in den Händen hält erklingt es, vermute ich. Aber ist es eine Falle oder ein Zeichen...", das Mädchen überlegte kurz "...dem wir irgendwie folgen sollten?" Das Mädchen wagte nicht mehr näher an das Schiff heranzutreten. "Glaubt ihr, dieses Grollen kam vom Schiff? Gar von dieser Kaverne selbst? Aaach, ich hab dieses Rätsel raten allmählich satt. Ein Abenteuer hab ich mir unkomplizierter vorgestellt..." murmelte Yana halblaut.

Leon hob das Schiff hoch und kurz darauf ertönten seltsame Geräusche, die Ben erschaudern ließen. Was ging nur in dieser Höhle vor sich? Unbewusst rückte er näher in Anjuns Richtung. "Es klingt nicht so, als sollten wir ihm folgen", murmelte Ben leise und biss die Zähne zusammen. Ben hatte aber auch überhaupt keine Ahnung, was sich hinter diesem Gluckern und Grollen verbergen konnte. Ein Tier? Das Schiff, das vielleicht eigentlich ein Roboter oder irgendetwas in der Art war? Die Wände? Wasser? Aber es klang nicht wie Wasser.

Bens Augen fixierten das Schiff. Vielleicht hatte er Unrecht gehabt mit seiner Vermutung, dass es sich hier bloß um ein unnützes Schiffmodell handelte. Vielleicht war es ja irgendetwas Besonderes. Langsam ging er näher an das Modell heran, um es aus der Nähe zu betrachten.