U1 Nachmittag: Rungholt: Meer um Rungholt

Das Meer um die Insel Rungholt. Wo eben noch Wellen anbranden ist Stunden später der Schlick des Wattenmeeres. Dann kann man hier trockenen Fußes laufen. Ansonsten sollte man ein Boot mitnehmen, wenn man auf die Nachbarhallig Südernickelrup gelangen möchte ohne zu schwimmen.

pp: U1 Mittagessen - Hauptgebäude: Speisesaal

Mit einem Boot bewaffnet - nur für den Fall, dass hier niemand außer ihr sein sollte - ging Shouky auf das Meer zu. Trotz dem etwas kühleren Wetter war es angenehm, hier zu stehen und sich den sanften Wind durch die Haare wehen zu lassen. Schnell zog Shouky ihre Schuhe aus und krempelte ihre Hosenbeine etwas hoch. Natürlich war es kalt, aber das störte sie nicht. Sie wollte einfach nur das Wasser genießen. Mit langsamen, vorsichtig Schritten ging sie ein paar Zentimeter in das Meer hinein, immer noch das Boot unter den Arm geklemmt, auch wenn es langsam schwer wurde, und schloss die Augen.

Eins, zwei, drei...atmen...eins, zwei, drei....atmen....eins, zwei, drei...

Adrian schwamm nun schon gute 20 Minuten und sein Training nahte sich langsam dem Ende. Entspannt genoss er seinen freien Nachmittag und widmete sich seinem Ausdauertraining, das er in letzter Zeit zugegebenermaßen ein wenig vernachlässligt hatte.
Der kühle Wind zog ihm um die Ohren und langsam bemerkte er, trotz des Wärmezaubers, den er auf sich gelegt hatte, wie die Kälte begann, an ihm hoch zu kriechen.
Er drehte sich im Wasser um wieder in Richtung des Ufers zu schwimmen, als er eine Person sah, die sich mit einem Boot dem Meer näherte.

Es war ein Mädchen, wahrscheinlich ein Schülerin, schwarze Haare...aus dieser Entfernung konnte Adrian sie jedoch nicht erkennen.

Seine Gedanken drifteten ab...hach ja...Shouky hatte auch schwarze Haare...wunderschöne Haare...wie gern würde er sie wieder sehen. Er hatte sie heute schon aus weiterer Entfernung beim Mittagessen gesehen. Eigentlich hätte er sie fragen können, ob sie Lust hätte, den Nachmittag heute mit ihm zu verbringen, aber er hatte es nicht getan.
Er wollte sie nicht stören, sie schien in ein Gespräch mit ihrer Freundin vertieft zu sein und außerdem hatte sie bestimmt noch Unterricht...ach, was, wem machte er hier etwas vor, er hatte schlicht und einfach Schiss gehabt! Er hatte Angst vor einer Abfuhr. Er - Adrian Medicus- war ein Feigling. Was nur sein Vater dazu sagen würde...

Langsam kam die Person mit dem Boot näher und.... ach du Schreck, es war tatsächlich Shouky!
Adrians herz machte einen Hüpfer. Sie hatte ihn noch nicht gesehen. Sollte er zu ihr schwimmen? Oder wollte sie vielleicht alleine sein?
Er beschloss, sie ein paar Minuten zu beobachten, um danach zu entscheiden, wie und ob er sich bemerkbar machen würde.

Immer noch stand Shouky mit geschlossenen Augen am Wasser und dachte über ihr Leben nach. Darüber, wie sie die Ferien verbracht hatte, die mittlerweile schon wieder viel zu lange her waren, darüber, wie sie die nächsten Ferien verbringen würde, darüber, wie es Sina wohl gerade ging. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Sina. Die saß jetzt wohl ganz gemütlich neben Clue im Pavillon und vielleicht verstand sie endlich, dass sie eigentlich verliebt in den Jungen mit den bunten Haaren war. Verflucht. Wie verrückt war das denn. Shouky schüttelte grinsend den Kopf.

Aber vielleicht hatte Sina Recht. Vielleicht war auch Shouky gar nicht in Adrian verliebt. Wahrscheinlich hatte Adrian sie auch nur verflucht! Das war ein guter Gedanke. Ob sie Adrian davon erzählen sollte? Also.. natürlich nicht davon, dass ER sie verflucht hatte. Aber vielleicht von Sinas Gedanken. Einfach so, ohne Namen zu nennen.

Shouky schien ihn noch nicht bemerkt zu haben und eine verrückte Idee formte sich in Adrians Kopf.
Er grinste in sich hinein und dachte sich, er könne sie ja überraschen.
Fast lautlos begann er sich im Wasser zu bewegen. Er schwamm einen großen Bogen um das Boot, sodass Shouky nicht bemerken würde, wie er sich von hinten an sie ran schlich.

Wenige Meter trennte ihn nun noch von dem Boot und er überlegte sich seinen nächsten Schritt genau. Das Boot umstoßen konnte er nicht, auch wenn es verlockend klang. Aber die Temperatur des Wassers war auch ohne Wärmezauber schon ein wenig kühl und schließlich wollte er Shouky auf keinen Fall einen Kälteschock verpassen. Also würde er ihr wohl nur einen kleinen Schrecken einjagen. Ein bisschen am Boot rütteln und schaukeln wäre wohl ok.

Er tauchte unter und bekam die Rückseite des Bootes zu fassen. Er klammerte sich mit beiden Händen daran fest, und begann das Boot hin und her zu schaukeln.

Plötzlich fing das Boot an zu wackeln. Erschrocken griff Shouky nach dem Rand. Was war das denn jetzt?? Ein Sturm war eigentlich nicht zu spüren, es musste also von.. es musste vom Wasser kommen! Shouky hielt die Luft an, um nicht zu schreien. Normalerweise war sie nicht so schreckhaft, aber jetzt hier auf freier See? Wäre es Sommer gewesen, hätte sie immer noch ins Wasser springen und flüchten können, aber jetzt lag ihr nicht sonderlich viel daran, Körperkontakt mit dem Wasser zu bekommen.

Vielleicht war es nur das Wasser, die Strömung, irgendetwas. Es konnte nicht sein, dass dort irgendetwas unter ihrem Boot war, das lebte. Nein, hier gab es keine Ungeheuer oder Monster. Die Insel war sicher und das Meer um die Insel eigentlich auch, zumindest hatte Shouky das all die Jahre geglaubt. Zögernd sah sie sich um, doch weit und breit war niemand zu sehen. Das würde bedeuten, dass es auch niemanden gab, den sie um Hilfe rufen konnte. Ihr blieb gar nichts anderes übrig, als einfach still zu halten und abzuwarten, ob das Schaukeln wieder vergehen würde. Ihre Finger krallten sich in das Holz und Shouky hielt immer noch die Luft an.

Vorsichtig tauchte Adrian wieder auf und befand sich genau hinter Shouky.
Leicht grinsend sah er, wie das Mädchen sich erschrocken den Rand des Bootes umklammerte, um ja nicht um zu kippen.

Er dachte sich, dass er sie genug erschrocken hatte und stützte sich ein wenig auf dem hinteren Rand des Bootes ab, sodass er ihrem Hinterkopf immer näher kam. Ganz vorsichtig, damit sie ihn nicht bemerkte.

Er näherte sich ihrem Nacken und wollte am liebsten seine Hände in ihren dichten, schwarzen Haaren verlieren, konnte sich jedoch in letzter Sekunde noch zurück halten und beugte sich statt dessen vor zu ihrem rechten Ohr.

"Ganz alleine hier auf dem offenen Meer?" raunte er ihr zwinkernd zu.

Das Boot hörte auf zu wackeln. Scheinbar war das Monster - falls es denn überhaupt ein Monster gegeben hatte - wieder verschwunden. Shouky jedoch traute dem Frieden nicht und klammerte sich immer noch am Rand des Bootes fest. Und fühlte sich wie ein kleines Mädchen. "Das ist doch lächerlich, Shouky", murmelte sie leise, obwohl sie normalerweise keine Selbstgespräche führte.

'Ganz alleine hier auf dem offenen Meer?' Fast hätte Shouky laut aufgeschrien, als sie plötzlich auch noch eine Stimme hörte - doch dann erkannte sie die Stimme. Es war Adrian. Es war nur Adrian, nichts zu befürchten. Langsam drehte Shouky sich um und holte tief Luft. "Meine Güte, hast du mich erschreckt!" Sie schüttelte den Kopf und ihre schwarzen Haare flatterten im Wind. "Mach das ja nie wieder!" Erst jetzt fing sie laut an zu lachen. Wie hatte sie nur so eine Angst haben können, wenn es doch nur Adrian war?

Adrian fing an zu lachen, als Shouky erkannnte, dass er es war, der das Boot schaukelte.
Erschrocken drehte sie sich zu ihm um: "Mach das ja nie wieder!"
Entschuldigend, aber immer noch mit einem lausbübischen Grinsen im Gesicht, sah er sie mit treuen Augen an.
"Tut mir leid, aber du bist so in Gedanken versunken ins Boot geklettert und hast mich nicht gesehen. Da konnte ich einfach nicht widerstehen."

"Darf ich?" fragend sah er sie kurz an, und zog sich, ohne eine Antwort abzuwarten am Bootsrand hoch und schwang sich über den Rand. Er schüttelte das nasse Wasser von seinem Körper und setzte sich Shouky gegenüber hin.
Sehr gute Platzwahl, so konnte er direkt in ihre wunderhübschen Augen blicken, bei deren Anblick Adrians Herz sofort anfing Purzelbäume zu schlagen.

Noch bevor Shouky antworten konnte, saß Adrian schon gegenüber von ihr im Boot. Zögernd lächelte sie ihn an. "Was hast du hier gemacht? Ich habe dich gar nicht gesehen!" Laut seufzte sie auf und schüttelte ihren Kopf. "Ich sollte viel aufmerksamer sein.. wenn meine Eltern das erfahren würden! Sie würden mich.. na gut, nein, sie würden mich nicht umbringen.. aber begeistert wären sie sicher nicht. Ich höre schon ihre Stimmen.. 'Was kann da nur alles passieren? Du musst viel besser aufpassen!!' Schrecklich!" Shouky fing an zu lachen und ihr fiel auf, wie viel sie redete. In Adrians Anwesenheit wurde sie immer so nervös!

Eigentlich war es ungewöhnlich, dass man so viel redete, wenn man seinem Schwarm gegenüber saß. Aber Shouky versuchte, ihre Nervosität zu verstecken, herunterzuspielen. Sie musste sich ganz normal verhalten, so als wäre Adrian nur irgendein Freund. "Sina ist in der AG", sagte sie schließlich, als würde das irgendetwas erklären oder als wäre es auch nur annähernd wichtig.

"Ähm...ok." antwortete Adrian verwirrt und wusste nicht so recht, was er nun mit dieser Information anfangen sollte.
Sina? Wer war das noch gleich? War das Shoukys Freundin? Er erinnerte sich an das kleine hibbelige Mädchen, das so gut wie immer in Shoukys Nähe war, wenn er dieser begegnete. Sie war damals auch im Irrlicht gewesen. Aber ob sie nun Sina oder Lisa oder etwa Gertrude hieß, konnte er beim besten Willen nicht mehr sagen.

Kurz überlegte er, ob er Shouky danach fragen sollte, ließ es dann aber sein. Wenn dies wirklich Shoukys Freundin war, dann würde es sicher einen schlechten Eindruck machen, wenn er den Namen ihrer Freundin für so unwichtig hielt, dass er ihn sich nicht gemerkt hatte. Er würde einfach die Augen und Ohren in Zukunft offen halten.

Oh! Shouky wartete auf eine Antwort. Adrian versuchte sich auf das zu konzentrieren, was Shouky gerade gesagt hatte. Was war es nochmal? Sina... AG....ach ja genau, Sina war in einer AG.
Hmm... was sollte er dazu sagen? Los mach schon Adrian! Du stehst da wie der letzte Trottel! feuerte er sich selbst an.

Am liebsten würde er Shouky sagen, wie schön sie doch war, wie toll er sie fand, wie liebenswert, humorvoll, intelligent...aber er wusste, das würde ihm nur Ärger einhandeln. Also beließ Adrian es bei dem unverfänglichen Thema, welches Shouky angeschlagen hatte:
"Und du? Hast du keine AG oder schwänzt du?" lächelte er sie verschmitzt an. "Keine Angst, ich würde dich nie verraten."

Nachdenklich beobachtete Shouky Adrian. Er sah nicht so aus, als wüsste er, wer Sina ist. Aber Shouky wollte ihn jetzt nicht auch noch bloßstellen, indem sie ihm erklärte, wer das war. Außerdem war es doch völlig egal. Nicht dass Sina nicht wichtig wäre, natürlich war sie das, aber in diesem Moment zählte für Shouky nur, dass Adrian ihr gegenüber saß und sie ansah.

"Ich bin in der Elwetritschen-Aufzucht", erklärte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. Shouky mochte die AGs zwar ganz gerne, aber trotzdem war es ihr lieber, wenn sie ihre Nachmittage weitgehend selbst bestimmen konnte. "Sina wäre es zwar wahrscheinlich lieber, wenn ich sie zur Zaubertränke AG begleiten würde, aber ich verplane meine freie Zeit lieber mit anderen Aktivitäten. Joggen zum Beispiel. Heute ist es eben eine Bootfahrt geworden." Shouky grinste und hob die Schultern.

Joggen wäre bei diesem Wetter jedoch vielleicht besser gewesen. Auf dem Wasser war es doch etwas kühl, wenn der Wind ging, aber das war egal. Schließlich saß Adrian bei ihr im Boot.

[OOC: ohhh mann.. ich hab jedes Mal wegen DSDS Ardian statt Adrian geschrieben XD *alles verbessern muss*]

Joggen... Adrian erinnerte sich, dass sie dieses Thema schon einmal angesprochen hatten. Er hatte ihr damals versprochen, sie einmal bei seinem morgendlichen Lauftraining mitzunehmen, was bis jetzt noch nicht geschehen ist.
Hoffentlich nahm sie ihm das noch übel.

"Du bist wohl sehr sportlich, was?" fragte er, "Joggen, jetzt hier das Boot fahren..."
Adrian imponierte dies. Sie schien nicht so ein typisches Mädchen zu sein, welches sich nur um sein Äußeres scherte, sich stundenlang in ihrem Zimmer einschloss und eine Pflegecreme nach der anderen auftrug. Außerdem hatte sie das auch gar nicht nötig. Shouky hatte so eine natürliche Schönheit, die würde eine dreifache Schicht Make-up dagegen nur kaputt machen.
Mensch Adrian! Du starrst sie schon wieder an. Hör auf damit!

Erschrocken darüber, dass er sich nun zum wiederholten Male dabei ertappte, wie er das Mädchen unverhohlen anstarrte, hob er abrupt den Kopf. Er zuckte heftig zusammen, so dass das kleine Boot, gefährlich anfing zu schwanken.

Oh Gott, du Trottel!! Jetzt kippst du auch noch das Boot um. Hektisch versuchte er das Gleichgewicht zu behalten und das Boot wieder in eine ruhige Lage zu bringen, doch in seiner Aufregung jetzt bloß nichts falsch zu machen, wurde das Schaukeln nur noch Schlimmer und schon bald neigte sich das Boot langsam aber sicher zur Seite. Adrian spürte schon das Wasser, welches anfing über den Rand zu schwappen, an seinen Füßen.

"Das hab' ich von meinem Vater", erklärte Shouky lächelnd und auch ein bisschen stolz. Mit ihrer Sportlichkeit war sie sehr zufrieden, auch wenn sie nicht so war, dass sie jeden Tag stundenlang nur trainiert, aber ein bisschen Joggen und andere Übungen hatten ja noch niemandem geschadet. "Ich weiß, das ist nicht so normal für ein Mädchen. Wenn schon Sport, dann ist es meistens irgendwie Turnen oder Reiten." Verlegen grinste Shouky. Vom Turnen hatte sie noch nie viel gehalten. Dafür war sie viel zu unbeweglich, auch wenn man das gar nicht dachte, wenn man sie so am Strand entlang joggen sah.

Noch während sie sprach, zuckte Adrian plötzlich zusammen und das Boot fing an zu wackeln. "Ohh!" Erschrocken zuckte nun auch Shouky zusammen, was der Situation natürlich kein bisschen half. Es wurde nur noch schlimmer. Das Boot schwankte immer mehr und neigte sich gefährlich weit zur Seite. Krampfhaft klammerte Shouky sich an den Rand des Bootes, doch auch das würde sie nicht retten, wenn sie umkippen würden. So oder so würde sie spätestens dann unter dem Boot hinweg tauchen müssen.

Shouky holte tief Luft. "Okay, entweder wir warten, bis wir entgültig kippen oder... ach, egal!" Ohne den Satz zu beenden, schnappte sie nach Adrians Hand und sprang ins kalte Wasser, während sie versuchte, den Älteren mitzuziehen. Im Wasser landen würden sie so oder so, wieso nicht gleich selbstständig hineinspringen?

Verblüfft starrte Adrian Shouky an, als diese plötzlich seine Hand nahm. Doch ihm blieb keine Zeit, sich darüber zu freuen, denn im Bruchteil einer Sekunde sprang sie vom Boot und riss ihn mit ins Wasser.
Mit einem lauten Platsch tauchten sie kurz unter. Bevor sich ihre Hände im Wasser wieder trennen konnten, verschränkte Adrian seine Finger mit Shoukys, um sie wieder mit sich an die Oberfläche ziehen zu können.
Er half ihr aufzutauchen und prustete das Wasser aus seinem Gesicht.

Fassungslos über ihre Aktion, sah er sie an:
"Bist du ok? Gehts dir gut?" fragte er besorgt, nur um dann anschließend eine kleine Schimpftirade los zu lassen:
"Bist du verrückt? Du kannst doch nicht einfach ins Wasser springen. Ohne Wärmezauber ist es doch eiskalt. Du hättest einen Schock bekommen können." Schnell sprach er einen Wärmezauber über das Mädchen aus, um sie vor dem Erfrieren zu schützen.

Shouky zuckte grinsend mit den Schultern. "Wir wären doch sowieso reingefallen", fügte sie hinzu. Dass das Wasser wirklich so kalt sein würde, hatte sie irgendwie vergessen. Lag vielleicht daran, dass ihr in Adrians Nähe immer so warm wurde.... Shouky! schalt sie sich selbst in Gedanken. So konnte das nicht weitergehen! Immer diese Gedanken, die ständig um den älteren Medizinpraktikanten kreisten.

Und jetzt war sie doch tatsächlich bei dieser Kälte gemeinsam mit ihm im Meer. Sie war wirklich verrückt! Völlig durchgeknallt. Für einen kurzen Moment musste Shouky an Sina denken und konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. Wahrscheinlich hatte Adrian sie auch verflucht. Das war bestimmt der Grund für ihr Benehmen.

"Jetzt sollten wir aber vielleicht doch lieber an Land gehen und uns Umziehen", gab Shouky ein bisschen enttäuscht zu. Viel lieber hätte sie noch mehr Zeit mit Adrian verbracht, andererseits wusste sie jedoch, dass sie es sich nicht erlauben konnte, jetzt krank zu werden. Sie wollte nicht den ganzen Tag im Bett ... wobei? Krank werden! Adrian war schließlich derjenige, der sich um die Kranken kümmerte. Ein Lächeln huschte über Shoukys Lippen und sie zuckte mit den Schultern. "Obwohl.. geht eigentlich schon wieder."

Adrian schüttelte fassungslos den Kopf. Das Mädchen war verrückt. Einfach so ins einskalte Wasser zu springen. Was da alles hätte passieren können.
Als er jedoch in ihre funkelnden Augen blickte, die ihn grinsend, so als wäre es die normalste Sache der Welt, musterten, überrollte ihn wieder einmal ein Gefühl der Zuneigung.
So wahnsinnig und verrückt diese Aktion auch war, Adrian konnte nicht anders, als Shouky für diese Spontanität und Furchtlosigkeit zu bewundern. Es bestärkte ihn in seiner Vermutung, dass sie ein einzigartiges, wunderbares Mädchen war.
Wie sie da vor ihm stand - oder besser schwamm - mit ihren nassen Haaren, die sich wie Samt an ihr Gesicht schmiegten, den funkelnden, großen Augen... wie sie ihn ansah, der wunderschöne rote Mund, an dem sich noch letzte Wassertropfen verführerisch einen Weg hinunter bahnten...am liebsten würde er diese Tropfen einfach sanft wegküssen... er bemerkte, dass seine Hände immer noch auf ihrer Schulter ruhten, es wäre nur ein kleiner Weg, er müsste nur seine Hände leicht nach oben bewegen, ihr Gesicht umfassen und seine Lippen...

"Jetzt sollten wir aber vielleicht doch lieber an Land gehen und uns Umziehen", hörte er auf einmal ihre süßliche Stimme, wie aus weiter Ferne.
Schnell wurde Adrian sich wieder bewusst, was er da im Begriff war zu tun und ließ Shouky schnell wieder los. Verdammt, er musste sich wirklich besser unter Kontrolle haben.
"Ähm... Ja, du hast Recht. Bevor du dich noch erkältest..."
Schon wollte er sich zu dem Boot wenden, um es mit sich an Land zu ziehen, als Shouky ihn jedoch wieder zurückhielt. WIe jetzt? Sie wollte doch nicht mehr an Land gehen? Diesen plötzlichen Sinneswandel konnte er nun überhaupt nicht verstehen. Zudem fing er nun -da seine Vernunft langsam aber sicher wieder zurück kam- an, sich Sorgen um sie zu machen.
"Du musst wirklich aus diesen nassen Sachen raus. Der Wärmezauber ist nur oberflächlich. Du hast zwar das Gerfühl, dass dir warm ist, aber wenn du keine kälteabweisenden Sachen anhast, wird sich dein Körper trotzdem verkühlen."
Leise räusperte er sich und fügte zögernd hizu:
"So sehr ich dich auch um mich habe, möchte ich dich doch lieber bei guter Gesundheit wissen und dich nicht gerne im Krankenflügel behandeln müssen."

Enttäuscht seufzte Shouky. Adrian hatte ja Recht! Natürlich würde sie krank werden, wenn sie jetzt hier im Wasser blieb. Und so richtig gut war es dann doch wieder nicht, krank zu werden, auch wenn Shouky in letzter Zeit immer öfter mit dem Gedanken spielte, ihre Zeit im Krankenzimmer zu verbringen. Was Adrian dann sagte, verwunderte sie und zauberte ihr gleichzeitig ein Lächeln aufs Gesicht. Hatte er gerade wirklich gesagt, dass er sie gerne um sich hatte?

Doch davon konnte Shouky sich nicht verzaubern lassen. Wichtig war jetzt wirklich, dass sie in trockene Sachen kam und raus aus dem Wasser. "Gut, dann.. dann gehen wir eben", lenkte sie schließlich ein. Shouky wusste nicht, wie lange sie schon auf dem Wasser verbracht hatte. Bestimmt war Sinas AG längst vorbei und bald Zeit zum Abendessen zu gehen. Da wurde es sowieso Zeit, zurückzugehen und sich fertig zu machen.

Lächelnd zuckte Shouky mit den Schultern und sah Adrian an. Sie konnte jetzt doch nicht einfach so gehen...