Meer um Rungholt

Das Meer um die Insel Rungholt ist immer vor der Tür, so lange die Insel an ihrem angestammten Platz steht. Wo eben noch Wellen anbranden ist Stunden später der Schlick des Wattenmeeres. Dann kann man hier trockenen Fußes laufen. Ansonsten sollte man ein Boot mitnehmen, wenn man auf eine der Nachbarhalligen gelangen möchte ohne zu schwimmen. Wobei das Meer um Rungholt zum Schwimmen bei hohem Wasserstand praktisch einlädt.

Was konnte es besseres geben als ein Plantschen im Wasser an einem so heißen Tag? Es gab kaum etwas, das Yves mehr gefiel! Eigentlich hatte er noch auf Amy warten wollen, doch irgendwie hatte er sie verpasst. Heute in der Freistunde war sie irgendwie verschwunden gewesen und er hatte sowieso da noch fleißig gelernt. Beim Quidditchspiel hatte er natürlich zugesehen und sie angefeuert und danach hatte er sie wieder aus den Augen verloren. Auch Dora war verschwunden.

Das Kuchenessen hatte Yves vor lauter Freude auf das verabredete Plantschen total vergessen und so kam es, dass er vor allen anderen bereits in die Badehose geschlüpft und ins kühle Nass gesprungen war. Das Wasser fühlte sich herrlich an! Zufrieden schwamm Yves wie ein Fisch durchs kühle Nass und freute sich bereits auf die anderen.

Pp: kommt wohl vom UR….

Sialuk hatte Sarah aus den Augen verloren. Gut, dachte sie missmutig, aber besorgt, wenn sie allein sein wollte, war es eben so. Sialuk ging ins Langhaus der Wolpertinger und zog sich ihren Badeanzug an. Mit einem Badetuch und einer Flasche Wasser bewaffnet, ging sie zum Strand. Ordentlich legte sie ihr Badetuch auf den Sand – im weitesten Abstand zu allen anderen Menschen oder Tüchern – und ging ins Wasser.

Schnell erholte sie sich von der Hitze des Tages und schwamm mit starken Zügen ruhig hinaus. Ihre beiden Zöpfe glitten über ihren Rücken und kurz schloss sie die Augen, um die Ruhe und das kühle Nass auf ihrer Haut zu spüren. Und dann passierte es: zaghaft, ganz langsam lächelte sie.

Einem plötzlichen Impuls folgend, tauchte Sialuk unter, tauchte wie ein Seelöwe durch das Wasser und ohne es zu merken, stieß sie mit jemandem zusammen! Erschrocken tauchte sie auf, schnappte nach Luft und sah einen Jungen vor sich! Yves! Ein Jahr über ihr; das gleiche Haus!

„Entschuldigung!“ sagte sie gequält und wäre doch lieber im Wasser ertrunken! Wie hatte sie nur so unachtsam sein können!

Yves plantschte munter vor sich hin, als er plötzlich mit jemandem zusammenstieß.
„Oh, excuse!“, entschuldigte Yves sich zeitgleich mit Sialuk. Er lächelte das Mädchen an. „Sialuk, hallo!“

(Ooc: Wie stehen die beiden zu einander? Yves kennt ja praktisch jeden und weiß meist auch Dinge über andere, weil er mit allen redet und interessiert ist an ihrem Leben. Wie ist das mit Sialuk.)

(OOC: ich denke, er weiß schon bissl was, halt das, was Andere auch wissen. Sie hat keine Hobbys, lacht nicht so häufig, keine AG. Aber was in ihrer Familie los ist, weiß ja eh keiner. Achso, und dass sie recht oft mit Sarah abhängt ^^)


„Yves! Tut… tut mir leid.“ stammelte Sialuk und wäre doch am Liebsten wieder abgetaucht; in das kühle Nass, dass ihr Sicherheit versprach. „Ich wollte nicht….“ Sie biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen kurz zusammen. Wenn du es nicht tust, tut es niemand!

Sie öffnete die Augen und blickte Yves ernst an. „Es tut mir leid, es war keine Absicht.“ Sialuk nickte ihm zu. „Viel Spaß noch.“ Sie drehte sich um und wollte weiterschwimmen.

Yves lachte. Er wusste nicht viel über Sialuk und irgendwie fand er das schade. Sie war wohl ein etwas ruhiger Mensch. Sie schien jedenfalls sehr eigenständig zu sein, schon sehr erwachsen für ihr Alter, fand er. Dabei war sie doch so hübsch und unglaublich süß!

„Alors, du musst dich nicht entschuldigen“, meinte er und schwamm mit, als sie schon wieder gehen wollte, damit er sich weiter mit ihr unterhalten konnte. „Ich habe auch nicht aufgepasst, also sind wir quitt.“ Er strahlte sie an, als sei das eine fantastische Neuigkeit. „Schwimmst du auch gerne? Das Wasser ist so unglaublich angenehm bei der Hitze, findest du nicht auch?“ Vielleicht hatte er ja jetzt die Möglichkeit, etwas mehr über das Mädchen in Erfahrung zu bringen!

(OOC: „hübsch und süß“? Und er folgt ihr? Jaaawolll )

Er folgte ihr und Sialuk blickte kurz über ihre Schulter, um seine Intension abzuschätzen. Was wollte er? Mit kräftigen Zügen schwamm sie weiter und hoffte schon fast, zu schnell für ihn zu sein. Aber er lachte, lächelte und schien gar keine Probleme mit ihrem Tempo zu haben. Musste sie ihm jetzt auch noch antworten? Oje…

Sialuk räusperte sich. „Hitze bekommt mir nicht so gut. Und im Wasser… fühle ich mich wohl.“ Sie wollte nicht damit anfangen, dass Inuit kälteliebend waren; denn eigentlich hatte sie Alaska noch nie gesehen. Oder die große Kälte der Polarnächte...

„Und warum bist du allein? Wo sind die Anderen? Einen von euch mal allein anzutreffen ist ja schon fast ein Wunder.“ Es sollte sarkastisch sein; es sollte verletzen! Denn insgeheim bewunderte Sialuk die Freundschaft der Vier. Sie konnten sich aufeinander verlassen; waren eine Gemeinschaft und halfen einander in jeder Situation.

In Sialuks Leben gab es nur sie.
Sie riss sich zusammen und schwamm weiter.

Wieder lachte Yves herzhaft auf und verschluckte sich dabei. Er blieb etwas zurück und hustete das geschluckte Wasser wieder aus.

„C’est vrai!“, meinte er und schwamm wieder zu ihr auf. „Wir sind wirklich oft zusammen, moi et Amy et Dora et Helena. Sie kommen bestimmt auch noch.“ Er schaute zum Strand zurück, als erwarte er, seine Freunde dort schon zu sehen. „Mais, ich bin auch gerne mit anderen zusammen, es gibt so viel tolle Leute hier. Du hast auch eine beste Freundin, n’est pas? Sarah, oder?“

Beinahe wäre Yves ertrunken, so sehr lachte er, aber er fing sich wieder. Gut, dachte Sialuk, sie war keine gute Rettungsschwimmerin. Dann fragte er nach Sarah und ihr Herz wurde schwer. Sarah…. Sie hatte kein Wort mit ihr gewechselt. Sie hatte auch die meisten Briefe in den Ferien nicht beantwortet. Natürlich musste es etwas geschehen sein, dessen war sich Sialuk sicher. Aber andererseits… hatten sie den ganzen gestrigen Abend in ihrem Zimmer schweigend verbracht… und aus dem Unterricht war sie auch geflüchtet. Nicht einmal jetzt wusste sie, wo Sarah war oder ob es ihr gut ging… Ganz so, als ob Sarah Sialuk zurück weisen würde.

Doch Sialuk ließ sich nichts anmerken. „Ja, manchmal.“ Sie schwamm weiter und mit jedem Zug fühlte es sich an, als schwemme ihr Herz einfach aus ihrem Körper; würde sich im Wasser auflösen und einfach verschwinden; Futter für Schwämme und Anemonen…

„Und von welchen tollen Leuten redest du?“ Sie kannte die anderen Jungs in ihrem Jahrgang nur zu gut; sie ließen keine Gelegenheit aus, Sarah und ihr eins auszuwischen. Allesamt Idioten!

„Och, alors...“ Yves wusste gar nicht, wo er anfangen sollte! „Es gibt so viele! Heute morgen zum Beispiel durfte ich mit Meredith zusammenarbeiten. Sie ist sehr intelligent und eine interessante und liebe Person. Oder Janosch, der Cousin (?) von Amy, er ist sehr lieb. Und auch Hannah, die Zwillingsschwester von Helena, ist ein unglaublich herzlicher Mensch – man muss sie einfach mögen. Oui, et du bist auch ein sehr spannender Mensch.“ Er lächelte ihr zu.

Sialuk spürte, dass ihre Wangen rot anliefen! Was hatte er da behauptet? Schnell versuchte sie sich abzulenken; sich daran zu erinnern, wer diese Leute waren, von denen Yves sprach, aber alles in ihr schrie auf.

Sie war kein spannender Mensch…. Sie war sowas von umspannend, dass es kaum Worte dafür gab. Ihre Augen brannten und schnell tauchte sie kurz unter und tarnte es als ein Spiel. Sie war nicht spannend…

Wie konnte er den sowas behaupten? Er kannte sie doch gar nicht…

„Du kennst aber eine Menge Leute.“ Sie versuchte ihre Stimme stark klingen zu lassen, doch irgendwie zitterte sie. Konnte sie nicht einfach ertrinken, um diesem Gespräch aus dem Weg zu gehen? So viele nette Leute gab es auf der ganzen Welt nicht!

Yves drehte sich auf den Rücken und schwamm in langsamen aber großen Zügen rückwärts. Schwimmen war so ziemlich der einzige Sport, in dem er gut war und den er gerne machte.

„Findest du?“, fragte Yves. Irgendwie fühlte er sich geschmeichelt und lächelte breit. „Ich interessiere mich halt für Leute. Es gibt so viele interessante individu und jeder hat seine eigene Geschichte und jeder hat etwas, was er besonders gut kann oder für das er sich engouer ... euh ... alors, für das er Feuer und Flamme ist. Ich finde das très, très fascinant!“

(OOC: jaaa hier muss mal Aktion rein^^)

Sialuk seufzte. Nein, er irrte sich. Sie zum Beispiel; an ihr war gar nichts interessant…

„Ja, kann schon sein.“ Hoffentlich würde ihm die ausweichende Antwort ausreichen. Doch plötzlich spürte sie, wie sie unter Wasser von etwas Großem gestreift wurde und erschrak. „Yves? Warst du das grad?“ Er war zwei Meter von ihr entfernt; er konnte es nicht gewesen sein!

Dann spürte sie es wieder! Etwas näherte sich ihr, berührte zart ihre Füße und entschwand dann wieder. „Yves?“ In Sialuks Stimme wehte Angst mit. „Bitte sag, dass das nur Berta ist!“ Sie wollte an den Strand! Sofort!

(OOC: für alle, die es noch nicht wissen: Berta ist die regenbogenhustende Manati, die auf Rungholt lebt. Sie spielt gern mit Kindern, ist immer freundlich, aber wenn sie aufgeregt ist, hustet sie Regenbogen, die allerdings schnell wieder vergehen. Ich muss echt mal die Kurzgeschichte dazu posten….)

Yves erschrak und sah sich um. Noch mehr Aufregung konnte und wollte er nicht ertragen! Ihm saß der Schrecken von dem Bibliotheksmonster von gestern Nacht noch in den Gliedern! Doch plötzlich wurde Yves ganz sonderbar zumute. Sein Blickfeld verschwamm leicht und ein vages Gefühl von Sicherheit machte sich in ihm breit und verscheuchte die Angst. Es war, als wenn bunte Farben durch seinen Körper tanzten. Er wusste nicht, warum er es wusste, doch er war sich absolut sicher, dass sie nicht in Gefahr waren.

„Alles in Ordnung, Sialuk“, sagte er mit einer Ruhe und Zuversicht, die er von sich selber gar nicht kannte, und schwamm mit einem Lächeln auf sie zu. „Wir sind nicht in Gefahr.“

Yves schien ganz ruhig, doch Sialuk packte noch der Schrecken. Er schwamm zu ihr herüber, als wieder etwas ihre Knöchel streifte und in einem Anflug von Panik, griff sie nach Yves Hand und zog sich zu ihm (OOC: oder ihn zu ihr… also im Wasser ist das ja nicht so klar….).

„Ist es Berta? Bitte sag, dass es Berta ist!“ Sialuk zog die Beine nach oben, klammerte sich an Yves Hand und blickte sich um. Normalerweise war sie nicht so ängstlich; gerade nicht, was Lebewesen im Wasser anging. Aber hier war sie auf der Zaubererschule; wer wusste schon, was hier für Monster lebten?

Das Wasser vibrierte leicht, es färbte sich intensiv regenbogenfarbig und plötzlich durchströmten bunte Farben die Kinder, durchdrang sie sanft, stieg nach oben, auf in den Himmel und verflüchtigte sich. Sialuk atmete heftig. Es warBerta! Kurz schloss sie die Augen und atmete erleichtert aus, als sie auch schon die raue und zugleich weiche Haut der Seekuh an ihren Fußsohlen spürte. Berta wollte wohl spielen….

Berta spielte eine Weile mit Yves und Sialuk und als sie sie endlich an den Strand zurück ließ, war die Haut der Kinder regenbogenfarben eingefärbt! Sie lachten, denn sie wussten, die Farbe war nicht von Dauer.

Irgendwie, fand Sialuk, war Yves ja doch nett… auf seine Art und Weise. Sie hatte sich noch nie so richtig mit ihm unterhalten oder gar mit ihm gespielt. Aber den Mittag…. den fand sie richtig toll.

Etwas schüchtern blickte sie zu ihm, als sie sich ihr Badetuch schnappte und sich darin einwickelte. Die Kehle schnürte sich ihr zu; was sollte sie sagen? Er wollte sicher keine Zeit mehr mit ihr verbringen; dafür war er zu…. Sialuk schluckte, was-auch-immer.

Mit abgehakten Worten verabschiedete sie sich und ging zurück zu ihrem Langhaus. Vielleicht würde sie ja Sarah finden.

Tbc: beide raus