Hauptgebäude: Speisesaal

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"Iiiiiih, du isst komisches grünes Zeug." meinte Gisela, als sie den Speisesaal betreten und schnurstracks zu Penny gewatschelt war. Sie war ein wenig später als ihre Freundin, weil sie beschlossen hatte, erst einmal ihre Tasche in den Schlafsaal zurückzubringen. Sie freute sich schon wie eine Schneekönigin, weil heute das alljährliche Vorfliegen stattfand und sie ihren neuen Besen präsentieren konnte.
Gisela ließ sich zufrieden an den Tisch fallen, studierte das Angebot und nahm sich drei Stücke Pizza, die sie mit ihren großen Händen packte und sich in den Mund schob. Sie kaute, schluckte und blickte in die Runde. "Ich freu mich schon so sehr aufs Fliegen nachher, i werd narrisch. Macht ihr auch mit?"

//Zauberstab?//

Eustach kam unter dem Tisch hervor gekrabbelt und fand sich einem älteren Mädchen gegenüber, welches wohl seinen Stab 'gefunden' hatte. Er kannte sie nicht, erwartete aber aus Gewohnheit das Schlimmste. "H-hier. Ich. Meiner", stotterte er und schielte nach seinem Stab. Konnte er den einfach schnappen und verschwinden? Auch Giesela war inzwischen eingetrudelt und schwatzte gleich eifrig mit den anderen, die sich allesamt nicht um sein Dilemma kümmerten. Nicht, dass er das erwartet hätte. Warum sollte es sie interessieren? ES war immerhin nicht ihr Stab.

"Von einem Unterdrückungszauber auf Muggelbriefe habe ich hier noch nie etwas gehört", beantwortete Leander Anjuns Frage. Er schmunzelte. "Allerdings schreibe ich auch selten Muggels und schon gar nichts über Rungholt. Aber ich vermute, sie würden jeden für verrückt erklären, der sagt, er ist ein Magier und geht auf eine Zauberschule. Vielleicht glauben sie, dass es sich um eine Varietee-Schule handelt. Nein, ich glaube nicht, dass Dominic sich einem Muggel gegenüber in dieser Beziehung outet. Dennoch wäre der Inhalt sicher sehr interessant." Er gabelte wie nebensächlich drei Pommes auf. "Erkenne den Feind."

Er warf einen Blick über die Schulter als Dominic herein kam und sich weit genug, dass er nicht hören konnte, worum es ging, setzte und missmutig mit dem Mittagessen begann. "Wie ich ihn einschätze?", wiederholte er dann Anjuns Frage. "Er ist ein stets missgelaunter Streber, der den Spagat zwischen braven Musterknaben und 'verrücktem Perversling'" - das war ein deutliches Zitat Anaximanders Worte - "nicht hinbekommt und dadurch ein noch missgelaunterer Streber ist." Das war einmal eine offene und ehrliche Einschätzung. "Ich glaube, er wäre sehr gerne jemand anderes, was allerdings nicht möglich ist. Da hilft nicht einmal Vielsaft-Trank", fügte er mit amüsantem Unterton fort. "Was ist mit Dir? Hältst Du ihn auch für einen Perversling?"

Auf Pillars Aufruf reagierte tatsächlich Jemand. Ein kleiner Junge, er wirkte schlampig, aber in diesem Moment vor allem ängstlich. Aber da Pillar sehr unvoreingenommen war, behandelte sie ihn trotzdem, wie alle anderen auch. "Hier hast du ihn wieder, Kleiner." sprach sie und drückte ihm den Stab lächelnd in die Hand. "Und wiedermal hast du den Tag für Jemanden gerettet!... Ich bin ja so super!" dachte sich die Blondine freudig und stolz. Im Inneren klatschte sie sogar für sich selbst. Obwohl das ja nun wirklich kein großes Ding war... Und Pillar kannte die Worte 'Eigenlob stinkt' wohl auch nicht. Wie dem auch sei, jetzt war es aber auch für sie wichtig, endlich einen Platz zu finden. Denn der Speisesaal füllte sich immer mehr, Ah dahinten war ein freier Platz... Oh, und Schwups, war er auch schon besetzt, und zwar von einem lockigen Jungen, der sich Pfannkuchen nahm. "Mann, das ist ja richtiger Krieg hier..." dachte sie sich verzweifelt und schaute sich weiter um. Nach längerem Ausschau-halten, erblickte sie tatsächlich ein nahezu leeren Tisch am anderen Ecke des Raumes. Nun, Besser als nichts. "Man sieht sich bestimmt noch." sagte die an den kleinen Jungen gerichtet und ging zu dem freien Platz.

Anjun wußte nicht, ob ihn der Gedanke, dass Muggel Zauberer nur für verrückt oder Varieté-Figuren hielten beruhigend finden sollte. Irgendwie fand er das verletzend.

„Perversling?“ Anjun überlegte kurz wie er sich ausdrücken sollte. „Es kommt wohl darauf an, was man darunter versteht. Trotz allem ist die Familie Waldstein noch immer eine der alten Familien. Auch mit vielen Muggel haben sie es irgendwie immer geschafft die Gabe in ihrer Linie stark zu halten. Sie haben das Geschenk der Magie immer weitergeben. Wenn also nur Dominic wäre, dann würde ich sagen es ist eine Tragödie. Nun hat er zum Glück einen Bruder. Dominic selber wird sich wahrscheinlich irgendwann einen Muggel-Mann schnappen. - Wenn ihn denn jemand haben will. - Was die dann in ihrem Schlafzimmer treiben interessiert mich nicht. Viel schlimmer finde ich, was er ihm dann über unsere Welt erzählt. Doch unsere Welt an die Muggel verraten würde er auch, wenn er eine Muggel-Frau heiratet.“

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Eulalia betrat frohgelaunt den Speisesaal. Der Unterricht war endlich zu Ende und heute würde es wieder ans Quidditch spielen gehen. Sie setzte sich auf ihren Platz. Neben ihr hatte sich schon die Neue mit dem aufreizenden Klamottenstil niedergelassen. "Ah, Pillepalle, wie war der Tag? Ich sehe, du hast es heute mal mit etwas weniger freier Haut versucht. Lass das nicht zu Gewohnheit werden, die Jungs vergessen dann vielleicht, dass du ihnen den Kopf verdreht hast, und das wäre doch zu schade, oder?" fragte sie das Mädchen süffisant. Sie schaufelte sich Pommes und Schnitzel auf ihren Teller, ohne daran zu denken, dass diese Kombination gestern abend vorher gesagt hatte. Noch etwas Ketschup dazu und Eulalia begann damit die Pommes in sich hineinzuschaufeln.

"Darfst du, du darfst aber keine Antwort erwarten." grinnste Meo Jacke an. Sie wollte ihm nichts von gestern abend erzählen.
Da kam ein anderes Mädchen an ihren Tisch. Meo gabelte gerade eine Pommfritt auf und sagte: "Hi, ich bin Meo und du?"

Gisela sah Eustach kurz nach, der offenbar seinen Zauberstab verloren hatte. Jedenfalls hatte dieses komische wandelnde Schminktäschchen, das seit ein paar Tagen Rungholt unsicher machte, den Zauberstab des Jungen in der Hand. Oder hatte sie Eustach den Stab weggenommen, um ihn zu ärgern? Sie beschloss, Eustach einfach später zu fragen. Und wenn sie ihn wirklich geärgert hatte, würde sie mit Penny schon was aushecken, um Eustach zu rächen.
Während sie so überlegte, wurde sie von einem anderen Mädchen angesprochen, sodass Gisela sich ihr zuwandte, noch ein wenig auf der Pizza herumkaute und ihr dann antwortete. "Servus, Meo, ich bin Gisela. Wolpertinger, 6. Klasse. Kommst du nachher auch zum Probetraining?"

"Ja, klar." grinnste das rothaarige Mädchen. "Warum nicht? Qudditch ist toll, ich hab zum Schuljahresanfang sogar einen Besen bekommen, zwar nicht der Beste aber egal." Sie dachte an den Feuerblitz den Mo ihr kurz vor dem Abschied gegeben hatte.

"Giiiiiiselaaaaa!", rief Penny erfreut und knuffte ihre Freundin in die Seite, als sie sie mit ihrem Grünzeug aufzog. "Aber guck mal hier!", meinte Penny stolz, schob den Brokolie zur Seite und offenbarte den Pancake darunter. Sie grinste Gisela breit an. "Ich bin auch schon ganz wuschig wegen dem Auswahltraining. Ich hoffe, ich werde genommen. Letztes Jahr hatten wir ja nicht so viele Bewerber... aber jetzt?!" Penny peikte mit der Gabel in ihren Brokolie und schob sich ein Stück in den Mund. Meo und Grisela unterhielten sich, und Penny warf scherzhaft und mit gespielt überschwälligem Unterton ein: "Und ich bin Penny!" Einen Moment konnte sie noch ernst gucken, aber dann fing sie lauthals an zu lachen...

Gisela nickte zufrieden, als sie unter Pennys Brokkolie doch noch was anständiges erblickte. Sie waren schließlich keine Karnickel. Wie konnte man da nur Unmengen an Grünzeug essen? Wo sollte das hinführen? Wer so etwas wollte, konnte ja gleich auf die Wiese gehen und weiden.
"Natürlich werden wir genommen, was denkst du denn? Wir haben uns im letzten Schuljahr schon als unersetzliche Mitglieder der Mannschaft erwiesen, dann sind sie jetzt so abhängig von uns, dass sie gar nicht mehr anders können, als uns wieder mitmachen zu lassen. Und wenn doch nicht... Dann... buhen wir sie einfach in jedem Spiel aus." Gisela grinste zufrieden ob ihres Einfalls.

Pillar saß nicht lange an ihrem Platz, da kam auch schon Eulalia, das Nachtkrab-Mädchen, das sie an ihrem ersten Tag kennen lernte. Und diese gab auch schon einen eher abwertend-klingenden Kommentar zu Pillars Freizügigkeit ab, was diese jedoch ziemlich gelassen nahm und darauf nur breit grinste. "Bei mir war alles klar bisher, da war nur so einer komischer Typ, der... Ach egal, danke der Nachfrage übrigends, und bei dir?" fragte die junge Flavon und nahm sich einpaar Kartoffeln auf ihren Teller. Dann fing die Blonde wieder an, zu sprechen: "Hmm... Wo hast du denn eigentlich deinen Anselm gelassen? Hab den Kerl kaum gesehen, in letzter Zeit." (Wohl eher, kaum 'bemerkt'.) Sie schob sich einpaar Kartoffel-Stücke in den Mund und schaute sich anschließend interessiert im Speisesaal um.

"Gibt es da nicht einen Unterschied?", erkundigte sich Leander unschuldig. "Mit einem Muggelmann kann er keinerlei Muggelgeborene zeugen, oder? So gesehen zählt der übliche Vorwurf der Blutschändung hier nicht. Als Schwuler dürfte er so gesehen die Zaubererwelt schlecht verraten können und viel von unserer Welt erzählen kann er ohnehin nicht, jedenfalls nicht, ohne dass sein Mann" - Leander fragte sich kurz, ob das in diesem Fall so hieß? - "ein Besuch von einem Vergissmich bekommt und er eine saftige Strafe wegen Verstoßes gegen die Direktive erhält." Für so dumm hielt er Dominic aber nicht. Ohnehin hielt er ihn für einen intelligenten Kerl. Vermutlich musste man nur wissen, an welchem - Wie sagten die Muggel noch mal? - Schalter man drehen musste. Oder so ähnlich...

[OOC: Direktive? Star Trek? Hm...ich weiß nicht, in welcher Form der Rückzug der Zauberer aus der Welt schriftlich festgehalten wurde, aber sicher gibt es da entsprechende Gesetze. Selbst bei verheirateten Paaren scheint der nichtmagische Partner öfter nicht über die wahre Art des anderen Bescheid zu wissen, s. Seamus.]

Eustach stopfte seinen Zauberstab eilig wieder in seine Robe und huschte zu seinem Essen zurück. Die ältere Schülerin hatte ihn nicht angeschrien oder irgendwie bedroht. Das hieß zwar in Eustachs Erfahrungsschatz alleine noch nichts, aber da war noch etwas. Sie war irgendwie... Eustach suchte nach dem richtigen Wort. [i]//Feenhaft//[i], entschied er dann in Gedanken und schielte über den Tellerrand hinüber zu dem älteren Mädchen, das nun bei Eulalia am Tisch saß, die in Eustachs Augen alles andere als dies war. Nur mit einem Ohr hörte er auf das Gespräch von Penny und Gisela über Quidditch. Seltsamer Weise hielten sie wohl viel von ihren Fähigkeiten, obwohl die Wolpertinger im letzten Schuljahr nur den letzten Platz belegt hatten.

Anjun aß schweigend einige Pommes Frites. Er fühlte sich von Leander nicht verstanden. Die scheinbar so unschuldige Bemerkung ging nach seiner Ansicht vollkommen an seinem Punkt vorbei. Jedenfalls an dem was er subjektiv gemeint hatte. Zumal er das Wort „Blutschande“ selber ziemlich häßlich fand. Es beschrieb nicht das, was für ihn Kern des Problems war. Das lagt für ihn in einer anderen Ebene.

Ganz konnte der Junge es selber nicht fassen. Vieles war viel zu tief im Unterbewussten. In seinem eigenen und dem kollektiven seiner Familie. Vor allem war die Welt der Muggel fremd, gefährlich und erdrückend. Sie waren überall und es gab kaum noch Flecken, die man vor ihren Augen verbergen konnte. Sie zwangen jedem ihre Lebensweise auf. Wenn nicht persönlich so über ihre Kinder und diejenigen Zauberer, die sich den Muggeln mehr verpflichtet fühlten als ihren eigenen Traditionen.

Und sie waren undankbar. Wie oft hatte seine Familie im Verborgenen schützend ihre Hände über die Muggel in ihrer Umgebung gehalten. Gefährliche magische Tiere von ihnen fern gehalten, Artefakte, die Verderben bringen konnten versteckt, die Muggel von gefährlichen magischen Orten fern gehalten, den undurchdringlichen Wald lieblich gemacht, wenn Krieg über das Land zog und sie die Leute verstecken mußten. Wahrscheinlich hatten sie ihnen so oft, vielleicht öfter das Leben gerettet als die sogenannten „guten“ Zauberer. Diese strahlend weißen Lichtgestalten als die sich die ach so modernen und liberalen Zauberer immer darstellten. Undankbare Geschöpfe alle beide, die nicht wissen wollten, welchen unendlichen Blutzoll es kostete Unheil von ihnen fern zu halten und die einem nur die Fehler und Versäumnisse vorwarfen.

Und begriff Leander nicht wie traurig es für ein Kind war als Squib geboren zu werden. Wenn es seine Elten kleine Wunder vollbringen sah, ohne dies auch zu können. Weder zu der einen oder der anderen Welt gehörend. Anjun kannte das Schicksal von Elbrecht Rogel und seine tiefe Sympathie galt ihm. Es tat ihm leid, wie er ausgeschlossen war und wie ihn selbst Zauberer und Hexen behandelten, die sich um so viel besser als die Baccaracus dünkten. Verlogenes Pack! Begriff Leander denn nicht, das die Gefahr stieg Kinder ohne Magie zu haben, wenn man Muggel heiratete? Das dies nichts mit Blutschande zu tun hatte, wenn man an die Folgen dachte? Dass insbesondere ein Baccaracus, das letzte einsame und verlorene Ästchen eines einstmals starken und unendlich mächtigen Geschlechtes es sich nicht leisten konnte seine magische Linie erlöschen zu lassen? Dass sie es schon im Interesse der anderen nicht durfte?

Er ging davon aus, dass Leander seine spöttisch-unschuldigen Worte nur benutzte, um ihn zu provozieren. Vielleicht war das Leanders Form der Rache an Anaximander und seiner Familie. Vielleicht wollte er sich auch nur über ihn lustig machen. Die Art wie er das Thema so scheinbar harmlos in den Raum stellte, sollte ihn wohl dazu einladen sich über die "Blutschande" aufzuregen. Was spielte Leander hier eigentlich für ein Spiel?

Anjun war doch keine Marionette, dessen Strippen man ziehen konnte wie man wollte. Er fand auf einmal, dass er seine Offenheit und Aufrichtigkeit verschwendet hatte. Dabei hätte das Gespräch so interessant werden können. Er war nicht wirklich beleidigt, aber er fühlte sich nur mit einem mal einsam, leer und traurig.

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Gedankenverloren betrat Sina den Speisesaal. Wo zur Hölle war nur ihre Schreibfeder abgeblieben? Gestern hatte sie sie noch gehabt, als sie vor dem Einschlafen noch einen Brief an ihre Eltern geschrieben hatte. Sie war eigentlich der Meinung, dass sie sie danach auf ihren Nachttisch gelegt hätte, aber heute morgen war sie spurlos verschwunden. Sina musste sich deshalb im Unterricht schon eine andere Feder leihen.
Nach dem Essen musste sie unbedingt noch mal den Schlafsaal durchwühlen. Irgendwo muss dieses blöde Ding doch hingerollt sein.

A propos Essen, vielleicht sollte sie sich nun endlich einen Platz suchen, der Speisesaal war schon ziemlich voll.
Sina schaute sich um und entdeckte Pillar und Eulalia in einer etwas ruhigeren Ecke.
"Hallo, ihr beiden. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich mich zu euch setze? Es ist schon ziemlich voll hier, nicht?"
fragte sie höflich und wartete die Antwort ab, bevor sie sich niederließ.

Sie aßen und schwiegen. Leander seufzte innerlich und verfluchte seine Leichtfertigkeit mit Worten. Er konnte sich Anaximanders Reaktion bei seinen Worten vorstellen und Anjuns fiel zwar anders aus, resultierte aber wohl aus derselben Vorstellung davon, dass Zauberer etwas Besonderes waren, anders als Muggel und man in gewisser Weise dankbar sein musste, zu dieser Sorte Mensch zu gehören, dass sie eine Art schützenswerte Spezies waren, wie eine vom Aussterben bedrohte Art Einhörner. Dabei belegte Anjun Muggelkunde, so wie Leander. Er hatte gehofft, dass er beim Ausloten der Grenzen des anderen vielleicht jemanden finden könnte, der die Sache ebenso entspannt sah wie er. Aber vermutlich war er halt nun einmal in dieser Beziehung genauso andersartig wie Dominic auf seine Weise.

Er entschied, dass sie das Thema nicht weiter verfolgen sollten, bevor Anjun noch zu Anaximander rannte und ihn und seine Ansichten verpetzte. Wobei es ihm auch nicht allzu viel ausmachen würde. Seinen Bruder hatte er schon lange überzeugt, dass er manchmal eben so seine Gedankenspiele trieb, die nichts zu bedeuten hatten, seltsame Gedanken, die ein anständiger Zauberer nicht einmal denken sollte. An seinen Ansichten zweifelte sein Bruder jedenfalls nicht und Leander hatte auch nicht vor, sich als irgendein Freidenker zu outen. Das war er immerhin auch nicht. Ihn interessierten nur andere Perspektiven und andere Ansichten. Er betrachtete die Welt als etwas, das es zu entdecken galt - und zwar heraus aus seinen geordneten familiären Verhältnissen und im Einklang mit seiner Umwelt. Er war kein Rebell.

"Wie sieht es bei Dir eigentlich mit Quidditch aus?", wollte er wissen. "Gehst Du gleich nach drüben zum Vorfliegen? Anaximander ist wohl schon bei seinem Besen...oder besser meinem Besen. Ich schätze, er hat Dir erzählt, dass er in diesem Jahr praktisch gleich zwei neue Fluggeräte zum Preis von einem bekommen hat?" Warum sein Onkel der Meinung gewesen war, dass beide Jungs einen Besen bräuchten, auch wenn man wusste, dass der eine Junge mit Quidditch nichts am Hut hatte, war ihm ein Rätsel. Wobei...ein Rätstel war es eigentlich nicht. Er wusste, dass sein Onkel unverbesserlich glaubte, dass kein Junge sich nicht für Quidditch interessieren konnte. Er ignorierte Leanders Abneigung gegen den Besensport einfach mit unglaublicher Hartnäckigkeit.

Sie aßen schweigend ihre Hauptmahlzeit, ehe Leander beim Nachtisch ein anderes Thema anschnitt. Anjun nahm den Wechsel zu einem seiner Lieblingsthemen als Friedensangebot und ging darauf ein: „Klar gehe ich gleich zum Auswahltraining. Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Und was hast Du heute Nachmittag vor?“

Aus dem Augenwinkel nahm er wahr wie Eustach etwas suchte und Pillar ihm seinen Zauberstab gab. Er fragte sich, ob er ihr sagen sollte, dass er gestern nichts gesehen hatte, aber das wäre für sie beide nur peinlich geworden. Also beschloss er Sina später zu fragen, ob Pillar ok war.

"Nun, ich werde wohl schon einmal bei Euch vorbeischauen, damit ich weiß, wovon heute Abend alle im Aufenthaltsraum reden und natürlich wie sich mein Bruderherz schlägt." Leander spießte die letzten Pommes auf. "Wobei ich nicht bezweifle, dass er sich prächtig schlagen wird und wieder Sucher wird. Talent und ein schneller Besen ist eine Kombination, die nur schwer zu überbieten ist, würde ich sagen. Wie ist es bei Dir? Keine Ambitionen ebenfalls für den Sucher vorzufliegen?" Das letzte Halbjahr war Anjun jedenfalls nicht Sucher der Nachtkrabs gewesen - so viel wusste selbst Leander, welcher den Rummel um den Selbstmord auf Besen, genannt Quidditch, eher weitgehend ignorierte.

Eulalia nickte Sina nur zu. "Setz dich, ich muss jetzt eh weg. Quidditch und so!"

Sie hatte ihr Essen förmlich im Eiltempo in sich hineingestopft und war bereits fertig mit essen, als andere noch nicht mal anfingen. Motiviert und freudig machte sie sich auf den Weg zu Quidditchfeld. Immerhin war es nötig, dass sie früh genug da war.

Auf dem Weg zum Quidditchfeld bog sie noch mal kurz zum Langhaus ab, um ihre Quidditchkladde und ihre Sachen zu holen und schon war sie am Quidditchfeld angelangt.

tbc: Rungholt: Quidditchfeld (Probetraining 14-16 Uhr)

"Ach ja, das Auswahltraining..." murmelte Sina, während sie sich auf Eulalias Platz setzte, die gerade auf dem Weg zum Quidditschfeld war.
Während Sina sich ihren Teller volllud, überlegte sie, ob sie sich auf dem Quidditschfeld blicken lassen sollte, bzw auf der Tribüne. Ihr schauderte immer noch bei dem Gedanken, was böse Besen, die unkontrolliert durch die Gegend fliegen, alles anstellen konnten.
Hmm...also, wenn sie schon zuschaute, dann nur mit gehörigem Abstand zum Quidditschfeld. Man konnte ja nie wissen.

"Und du?," wandte sie sich an Pillar, "gehst du auch nachher zum Quidditschfeld?"

„Eulalia will mich wieder als Treiber, aber ich würde schon auch gerne Sucher werden. Wahrscheinlich werde ich einfach für beides vorfliegen. Dann mag Eulalia entscheiden.“

Anjun beendete seinen Nachtisch und zog seine goldene Taschenuhr hervor. „Oh, in einer halben Stunde geht es los und ich will meinen Besen noch etwas wachsen. - Wir sehen uns nachher, Leander!“, verabschiedete er sich von dem jüngeren der von Gobs-Brüder. Auf dem Weg aus dem Speisesaal kam der Junge bei Pillar und Sina vorbei. Er grüßte die Mädchen.

TBC: 14:00-16:00 Uhr: Probetraining und Freizeit - Rungholt: Quidditchfeld

Pillar schlug die Beine übereinander, als sich Sina zu ihnen gesellte. "Klar haben wir nichts dagegen!" platzte sie fast sofort freudig herraus.
"Na, wie war dein Tag? Was nettes erlebt?" fragte sie das Wolpertringer-Mädchen darauf los, eher sich diese überhaupt setzen konnte. Und dann
verabschiedete sich auch schon Eulalia, was Pillar etwas zum schmollen brachte. "Viel Erfolg, Eulalia" meinte sie nur dazu. "Quidditch...? Ach warte, stimmt ja, heute ist doch das Probetraining, bei denen neue Spieler ausgewählt werden, oder?" fragte das Mädchen, als sich die andere Nachtkrab bereits entfernt hatte. Auf Sinas Frage hin, schüttelte sie den Kopf. "Na Ja.. Quidditch ist nicht so mein Ding... zu viel Konkurenzkampf... und bin nicht gerne die Gegnerin von Irgendjemanden... Außerdem bin ich eh ne' Lusche, was Sport betrifft." sprach Pillar munter weiter. "Spielst du denn eigentlich Quidditch, Sina?" fragte sie schließlich interessiert und linste kurz zu Anjun, als dieser die Beiden begrüßte. "Ob der wohl spielt..? Bestimmt... Quidditch ist doch so ein Adelsding, oder..? Egal, bestimmt sieht er ganz schön heiß aus beim Quidditch." dachte sie verstohlen und kicherte.

Sina grüßte Anjun zurück, als er an an ihnen vorbei lief.

Anschließend wandte sie sich Pillars Frage zu:
"Quidditsch?? Iiiiiich?", quietschte sie, "nein, das lass mal lieber. Ich bin dafür völlig unbegabt. Mein Großvater und mein Bruder haben zwar immer versucht, mir das Fliegen beizubringen, aber nachdem ich dann einmal innerhalb 3 Sekunden fast meine komplette Familie, das gesamte Blummenbeet und den Garten umgenietet habe und anschließend im Kirschbaum hängen geblieben bin, haben sie es dann doch aufgegeben. Opi meinte daraufhin, ich sei ein hoffnungsloser Fall," lachte sie und schaufelte noch eine volle Gabel in sich hinein.
"Oh Gott, ich glaube, wenn ich Quidditsch spielen würde, dann müssten sie erst mal das Gelände weitläufig absperren, dass niemand anderes verletzt werden kann."

Sina fand es ganz praktisch, als Pillar meinte, dass sie auch nicht viel von Quidditsch hielt, da hatte sie wenigstens noch eine Verbündete und musste nicht alleine am Rand stehen und zuschauen, wie es manchmal bei Diana und Noise der Fall war.

Dominic aß stumm vor sich hin und wurde von Minute zu Minute ruhiger. Niemand störte ihn beim Essen, das sprach für einen entspannten Nachmittag, die waren sowieso alle auf dem Quidditchfeld. Sein Blutdruck würde es ihm sicherlich danken, ein verlockender Gedanke. Andererseits, so ganz allein... 'Seit wann bist du eigentlich so wehmütig, Hohensayn? Nicht, dass ich diese Gedanken nicht begrüßen würde, aber ich möchte feststellen, dass ich diesmal nicht dran Schuld bin, klar?' 'Ach, halt doch die Klappe, du nervst.'
Dominic griff nach einem Schokomuffin und biss herzhaft hinein. In kürzester Zeit hatte er ihn verdrückt, angelte den Brief an Pascal aus seiner Tasche und schulterte sie anschließend. Der würde gleich per Eule ans Postamt nach Hamburg gehen und dann auf unerklärlichen Weise in Marburg ankommen. Verrückte Muggelwelt, manchmal noch verrückter als die Zaubererwelt. Eulen waren in diesem Fall wirklich simpler. Er stand auf und verließ den Saal.

tbc: Hauptgebäude: Eulerei (Glockenturm) (14:00-16:00 Uhr: Probetraining und Freizeit)