(5.-6. Klasse) Gewächshaus (2) - BEENDET

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales, gläsernes Gewächshaus. Im Sommer sind die oberen Dachflügel oft gekippt, damit die Luft zirkulieren kann. Die Tür ist allerdings immer verschlossen, außer, wenn Kräuterkunde-Unterricht stattfindet.

Im Reich von Magister Brehmer (wegen seines Bartes unter Schülern auch Miraculix genannt) gibt es eine Vielzahl von magischen Gewächsen und Heilpflanzen. Ein Bereich am Eingang ist mit mehreren Arbeitsbänken zugestellt, an welchen die Schüler während des Unterrichts sitzen oder stehen können.

Es gibt zwar auch eine Tafel, aber der Unterricht ist zum Großteil praktischer Natur. Dennoch gibt es auch schriftliche Tests und natürlich Hausaufgaben.

Magister Brehmer war bereits früh am Morgen ins Gewächshaus gekommen, um wie jeden Tag, seine Pflanzen zu gießen, der einen oder anderen gut zuzureden und hier und da mit einem Zauberspruch ein wenig dem Wachstum auf die Sprünge zu helfen. Nachdem er damit fertig war, hatte er die Arbeitstische gefegt und auf jeden davon zwei dunkelgrüne Schürzen gelegt, zwei Blumentöpfe gestellt und einen Kübel mit Erde, in dem eine Handschaufel steckte. Gleich würden die neuen Schüler das erste Mal in seinen Pavillon kommen und Magister Brehmer hoffte, dass der eine oder andere mit einem grünen Daumen darunter sein würde. Chaoten und Schüler mit zwei linken Händen musste er bereits zu genüge unterrichten.

[OOC: Auch hier gilt: Ihr könnt kommen, aber ich würde mit Zauberkunst gerne erst ein bisschen vorlegen, damit wir wissen, wie unsere Kleinen mit ihrer ersten Stunde so fertig geworden sind, =^.^=]

Gwigalois war wirklich froh, dass sie gestern bei der Erkundung der Insel das Gewächshaus bereits gefunden hatten. Er hätte ungern während der kurzen Pause zwischen Zauberkunst und Kräuterkunde auf der Insel herumirren wollen. So kam er als erster ins Gewächshaus. Der Mann mit dem langen weißen Bart musste Magister Brehmer sein und da Gwi der erste war... "Guten Morgen, Magister Brehmer", grüßte er brav und sah sich noch etwas unsicher um. Dann ging er an einen der mittleren Tische und hängte sich nach kurzem Zögern eine der beiden Schürzen um. Anscheinend arbeiteten hier immer zwei Schüler zusammen.

Sialuk betrat das Gewächshaus und blieb einen Moment stehen. Sie war erst die Zweite. Gut.

Ohne ein Wort zu sagen, huschte sie zu einen der hinteren Tische und verstaute lautlos ihre Tasche an einem Haken. Einer der Fünftklässler war da, doch sie versuchte ihn zu ignorieren. Ohne Eile band sie sich eine geblümte Schürze um und blickte sich um. Hinter ihr standen ein paar Diachmen-Blumen und blickten sie mitleidig an. Vorsichtig, um dem Magister nicht aufzufallen, schlich sie zu ihnen und streichelte ihre Blätter, bis sie sich besser fühlten.


Ein schüchternes Lächeln breitete sich auf Sialuks Gesicht aus.

Sarah war froh, dass sie in der ersten Stunde einen selbstständig zu bearbeitenden Auftrag bekommen hatten. Sie hatte die zugewiesenen Seiten überflogen und sich einige Notizen gemacht und die Stunde an sich vorbeitröpfeln lassen.

Nun ging es zu Kräuterkunde und sie ging den Weg alleine. Irgendwie hatte sie es geschafft, sich von Sialuk zu trennen. Sie wollte Sialuk nicht mit ihren Problemen belasten, bestimmt hatte sie genug eigene. Zudem schämte sie sich ein wenig, weil sie in den Ferien nicht mehr auf ihre Briefe geantwortet hatte.

Es waren noch nicht viele Schüler hier. Der eine Fünftklässler, der als erstes den Zauber hatte vollführen können. Sarah hatte in der Tat ab und zu die Erstklässler bei ihren Versuchen beobachtet und dieser etwas dickliche Junge schien recht begabt zu sein. Ob er wohl auch von seinen Eltern dazu gebracht worden war, viel zu üben? Oder war er einfach ein Naturtalent?

Sialuk war auch hier und Sarah sah sie milde Lächeln, während sie bei den Diachmen-Blumen stand und diese streichelte. Sarah begab sich möglichst unauffällig in einen hinteren Teil des Gewächshauses und hoffte, dass sie hier größtenteils übersehen werden würde.

Teddy betrat das Gewächshaus und amtete erleichtert auf. Beinahe fürchtete er schon, zu spät zu kommen. Oder das Gewächshaus gar nicht zu finden! Er blieb stehen und blickte sich um. Zwei Mädchen aus der 6. waren schon da. Und Gwi! Lächelnd ging er zu ihm. Er war zwar seltsam, aber alles war besser, als allein im Unterricht zu hocken!

„Hey, Gwi!“ grüßte er gutgelaunt und pfefferte seine Schultasche auf das Pult. Die erste Stunde ging erstaunlich gut ab, sodass er einigermaßen gut gelaunt war. „Alles klar?“ Er begutachtete skeptisch die Schürzen.

Gwigalois war überrascht, als Teddy zu ihm kam. Er hätte fest damit gerechnet, dass er sich an einen anderen noch freien Platz setzen würde. "Ja, alles klar", sagte er aber nur und zwang sich zu einem Lächeln. Es war gemein von ihm, von Theodor so schlecht zu denken. Sie kannten sich doch erst seit einem Tag. "Hilfst Du mir bitte mit der Schürze?" Sie besaß zwei Bänder, wie bei Schürzen üblich, die man hinter dem Rücken binden musste. Allerdings wollte das bei Gwi nicht so wirklich klappen. Er versuchte es schon seit mehreren Minuten erfolglos. "Ich bekomme hinter dem Rücken keine Schleife hin", gab er schließlich zu.

Teddy blickte zu Gwi und sofort bereute er es, sich nicht doch woanders hingesetzt zu haben. „Klar.“ Er trat näher und fühlte sich, als spiele er im Alter von fünf Jahren mit seiner Schwester „Kaufmannsladen“. Er unterdrückte ein Seufzen und lächelte tapfer.

Schnell band er die Schürze und suchte sich dann selbst seine heraus. Grasgrün. Prima. Er zog die Stirn leicht kraus und ahnte, dass diese Unterrichtsstunde nun doch nicht so toll werden würde, wie er gehofft hatte. Wieder lächelte er aufmunternd.

„Und? Schon aufgeregt?“ Er musste sich zwar ein wenig verrenken, aber er schaffte es ganz allein, die Schürze zuzubinden. Immerhin hatte er eine gewisse Übung darin.

"Äh... nein, eigentlich nicht", antwortete Gwigalois ein wenig perplex. Warum sollte er vor Kräuterkunde aufgeregt sein? "Ich meine", versuchte er zu erklären, "ich habe zwar noch nie etwas mit magischen Pflanzen gemacht, aber eigentlich ist es doch nur gärtnern mit magischen Pflanzen, oder?" Ehrlich gesagt hatte Gwigalois wenig Ahnung davon, was genau in dem Unterricht gemacht wurde. Offenkundig gab es einen großen praktischen Teil, denn hier gab es Pflanztöpfe, Erde und Schürzen. Aber davon abgesehen war Kräuterkunde doch auch die theoretische Grundlage für Zaubertränke. Sicher würden sie auch viel Theorie lernen. Nichts, weswegen man aufgeregt sein musste. "Bist Du aufgeregt?"

Teddy strich die alberne Schürze glatt und blickte Gwi missmutig an. „Ja, sicher, gärtnern mit magischen Pflanzen.“ Der Sarkasmus war heraus zu hören und er schüttelte mit dem Kopf. Er dachte keinen Augenblick daran, dass das Fach ungefährlich sein könnte. Er stieß Gwi leicht am Oberarm und deutete auf eine 6.Klässlerin, die eine Pflanze streichelte und peinlich darauf bedacht war, dass es niemand sah. Das machte sie schlecht, wie Teddy fand.

„Wie oft hast du normale Leute schon mal gesehen, die Pflanzen knuddeln, als seien sie Haustiere?“ Er sah Gwi vielsagend an. „Ich glaube, es gibt keine einzige ungefährliche Tätigkeit als Zauberer!“ Und irgendwie musste er bei dem Gedanken grinsen.

Sofia kam pünklich beim Gewächshaus an, sie hatte sich von ihrem Flug am vorherigen Tag den Weg von oben aus gemerkt. So konnte sie ruhig und gelassen auf der Sitzbank Platz nehmen und ihre Tasche zwischen die Beine stellen. Sie freute sich auf den Unterricht und hoffte, dass er genauso erfolgreich werden würde wie die ersten Versuche zu Zaubern einige Minuten davor. Neugierig beobachtete sie ihr schon anwesenden Mitschüler.

Gwigalois sah irritiert zu dem Mädchen, das die Pflanze streichelte. "Kringelveilchen zu streicheln soll angeblich beruhigen", sagte der dann. Das hatte er einmal von seiner Mutter gehört. "Aber ich glaube, das da ist etwas anderes." Wobei er keine Ahnung hatte, was das für Pflanzen waren. "Aber sie scheinen es zu mögen", stellte er dann fest. Die Pflanzen sahen für ihn jedenfalls jetzt besser aus als eben noch.

Gwi überlegte kurz. "Was meinst Du damit, dass es keine ungefährliche Tätigkeit für Zauberer gibt?", wollte er wissen. "Wenn man Gefahren kennt und einschätzen kann, ist das doch kein Problem. Ich meine man kann sich auch an Muggelgeräten einen tödlichen Stromschlag holen oder von einem Auto überfahren werden." Oder hatte er Teddy jetzt falsch verstanden? Magie war doch nicht gefährlicher als Technik. Das war grober Unfug.

Teddy seufzte. Was war Gwi denn für ein Besserwisser! Aber er konnte sich gar nicht daran erinnern, dass Gwi auch aus einer dieser überheblichen Zaubererfamilien stammte und deshalb schon alles wusste.

„Ja, Bagger und sowas, sind schon gefährlich. Aber wenn ich meiner Mutter einen Blumenstrauß zum Geburtstag schenke, dann gehe ich nicht davon aus, dass er mich in den Finger beißt oder sowas!“ Er zuckte mit den Schülern. „Ich will damit nur sagen, dass wir uns ein für alle Mal von unserem sorgenlosen Leben als Muggel verabschieden können!“ Und irgendwie wollte er schon wieder grinsen.

„Warst du vorhin denn nicht dabei?“ Teddy blickte Gwi begeistert an. „Wir haben gezaubert, Mann!“ Doch plötzlich war er sich gar nicht mehr so sicher, ob Gwi der richtige Ansprechpartner für solche Gespräche war. Unsicher, nicht doch zu weit gegangen zu sein, drehte er sich zum Pult und wühlte sein Kräuterkundebuch heraus.

Sialuk fühlte sich erleichtert; die Diachmen-Blume hob ihre Blätter, ließ sich an den empfindlichen Stellen am Stängel kraulen und seufzte wohlig. Sie hatte alle Leute beobachtet, die das Gewächshaus betraten, blickte jedoch nicht hin, um selbst keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch als Sarah ankam, schluckte Sialuk. Sarah hatte in den Ferien irgendwann aufgehört, ihre Briefe zu beantworten und weder auf der Fähre gestern, noch abends in ihrem gemeinsamen Zimmer hatte sie etwas gesagt. Gar nichts. Aber nicht, als sei sie sauer auf Sialuk…. sondern… als sei etwas anderes geschehen…

Wieder schluckte Sialuk und blickte verstohlen zu Sarah. Sie war die einzige, die so etwas wie eine Freundin war… Und sie hatte Sorgen…

Sie tätschelt die Diachmen-Blume zum Abschied, schlich zu ihrer Schultasche und schulterte sie. Vorsichtig, damit sie niemand bemerkte, ging sie zu Sarah, hängte ihre Tasche an den Haken am Pult und setzte sich neben sie auf den Stuhl.

Sie atmete tief ein. „Wenn du glaubst, dass du mich loswirst, hast du dich getäuscht.“ Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie sah Sarah von der Seite versöhnlich an. Sarah  musste ihr nicht sagen, was los war; sie sollte nur wissen, dass sie nicht ganz allein war.

Sarah beobachtete die Fünftklässler aus dem Augenwinkel, als sie nach und nach eintraten. Auch ihre Mitschüler tröpfelten langsam ein und Sarah machte sich kaum merklich kleiner, als die übliche Jungenbande eintrat. Sie schienen sie tatsächlich nicht zu bemerken, zumindest ignorierten sie sie. Sarah atmete langsam die Luft aus und bemerkte erst jetzt, wie sie unwillkürlich den Atmen angehalten hatte.

Und dann setzte sich jemand neben sie. Sialuk. Natürlich, wer sonst? Sarah spürte, wie ein warmer Schauer über ihre Haut rieselte und sich unter dem bauschigen und dicken Pullover leichte Gänsehaut bildete. Sie sah leicht in Sialuks Richtung, jedoch ohne diese direkt anzuschauen. Sie lächelte kaum merklich.

Gwi blinzelte irritiert, als Teddy davon sprach, dass er seiner Mutter eine bissige Pflanze schenken könnte und sie dadurch verletzen. Das war doch albern. So etwas würde er nicht tun. Er würde ihr doch schließlich auch keine Stange Dynamit mit brennender Lunte schenken (auch ein Muggelgegenstand, der gefährlich war). Wieso glaubte Teddy, dass das Leben als Zauberer gefährlicher sei? Sie hatten doch nun als Zauberer so viele Vorteile. Sie konnten sogar Gefahren bannen, die Muggel unweigerlich töten würden. Sie konnten heilen, die Zeit anhalten und sogar umkehren und alle möglichen Dinge tun.

"Hm. Ja", sagte er schließlich trocken, als Teddy ihn darauf hinwies, dass sie gezaubert hatten. Jetzt schien er wieder ganz enthusiastisch. Was war mit dem Jungen nur? Er sollte sich wohl besser entscheiden, ob er gerne Zauberer war oder nicht. Gwi setzte sich auf seinen Platz, während Teddy sein Buch auspackte. Anscheinend war das Gespräch damit beendet. Er hoffte wirklich, dass er nächste Stunde neben jemand anderem sitzen durfte.

Nach und nach trudelten alle Schüler im Gewächshaus ein [OOC: Wer jetzt noch kommt, möge bitte pünktlich erschienen sein.]. Magister Brehmer überblickte die Reihen der neuen Schüler. Traditionell durften die Kleinen in der ersten Stunde zeigen, ob sie gut mit Pflanzen umgehen konnten. Für die Sechstklässler hingegen gab es nach den Ferien hingegen einiges zu erledigen, denn die Pflanzen aus dem letzten Schuljahr benötigten dringend Pflege.

"Guten Morgen, meine lieben Schülerinen und Schüler", begrüßte Magister Brehmer die Kinder. "Willkommen zum neuen Schuljahr in meinem Gewächshaus. Die Sechstklässler mögen bitte ihre Schürzen anziehen, eine kleine Gartenschere nehmen und ihre Klatschianischen Fuchsien aus dem letzten Schuljahr von überflüssigen Trieben befreien. Die Töpfe stehen links an der Fensterfront." Die Namen auf den Töpfen waren noch gut zu lesen und wie man Fuchsien schnitt hatten die Sechstklässler bereits gelernt.

"Die Fünftklässler mögen bitte ebenfalls ihre Schürzen anziehen, sofern sie das noch nicht gemacht haben", fuhr Magister Brehmer fort. "Wir werden heute Schüchterne Scheureben pflanzen. Dazu finden Sie vor sich je einen Pflanztopf, Schaufel und Erde, sowie eine Gießkanne. Von mir erhält jeder Schüler nun einen Samen und eine Wachstumstablette. Bitte beachten Sie die Reihenfolge: Füllen Sie den Topf mit Erde, drücken Sie zuerst den Samen hinein und obenauf die Wachstumstablette. Bedecken Sie beides mit Erde und gießen Sie. Dann beobachten Sie das Wachstum. Sobald die Pflanze ihre ersten Triebe zeigt, ermutigen Sie sie weiter zu wachsen, indem sie mit ihr sprechen. Schüchterne Scheureben wachsen am besten mit Worten der Zuneigung."

Und daran, wie schnell eine Pflanze wuchs und ob sie während der Stunde Blüten bildete, zeigte sich, ob der dazugehörige Schüler überhaupt ein Talent und Geduld für das Fach besaß. Magister Brehmer war wie jedes Jahr gespannt, wie sich die Schüchternen Scheureben entwickeln würden...

Sialuk erstarrte, als der Magister zu sprechen begann und hörte aufmerksam zu. Die Klatschianischen Fuchsien gehörten nicht unbedingt zu den dankbarsten Pflanzen, aber sie konnten natürlich nichts dazu, über die Sommerferien vernachlässigt gewesen zu sein.

Stumm nahm sie sich eine kleine Gartenschere und huschte zur Fensterfront. Zuerst nahm sie sich eine kleine, wild wuchernde Fuchsie vor, murmelte ihr ein paar beruhigend Worte zu und begann, die kleinen Triebe zu schneiden. Bei jedem neuen Schnitt entschuldigte sie sich für den Schmerz….


(OOC Klatschianische Fuchsien? Hihi und die Klatschianischen Kaffeepflanzen stehen nebenan? super-genial ^^ )

Teddy blickte zu Gwi; schien das der Ernst des Magisters zu sein? Er sollte mit einem Samenkorn sprechen, bis dieser zu keimen begann? Skeptisch blickte er zu Töpfe, Erde und Schaufeln. Er sollte mit der Pflanze reden? Reichte es nicht aus, dass er Zaubern konnte, musste er jetzt auch noch zu einem Pflanzenflüsterer werden?

Er seufzte leise und fühlte sich veralbert. Vorsichtig drehte er sich um und wechselte einen Blick mit Isaac (der jetzt einfach mal da ist… ^^), ehe er wieder zum Magister sah. Wirklich? So ganz im Ernst? Teddy ließ die Schultern hängen.

Zuerst füllte er seinen Blumentopf mit Erde; ließ aber ein paar Zentimeter oben frei; es musste später ja noch mehr Erde hinein. Er schielte zu Gwi, ob der auch schon so weit war und ging dann mit seiner albernen grasgrünen Schürze zum Magister. Bloß nicht hinauszögern, dachte er und lächelte den Magister etwas schüchtern an.

Same und Tablette. Und dann reden. Der Tag wurde immer besser, dachte er missmutig.

Die Aufgabe, welche der Magister für sie hatte, war nicht unbedingt das, was Gwigalois erwartet hatte. Aber es klang nicht sonderlich kompliziert. Alleine der Gedanke, dass er vor Teddy mit seiner Pflanze reden musste, gefiel Gwi nicht. Alleine hätte er damit gar kein Problem gehabt. Immerhin sprach er manchmal auch mit sich selbst oder mit Kuschel - und in beiden Fällen war ihm das nicht unangenehm (solange eben sonst niemand zuhörte). Gwi ließ sich Zeit, seinen Pflanztopf ordentlich zu füllen und folgte dann Teddy, um sich das Samenkorn und die Wachstumstablette zu holen.

Zurück an seinem Platz legte er erst das Samenkorn in den Topf und darüber die Wachstumstablette. Dann deckte er beides vorsichtig zu. Wie funktionierte diese Tablette wohl? Ob sie sich auflöste, wenn er jetzt gleich seine Pflanze gießen würde? Und dann würde eine magische Lösung über das Samenkorn fließen und es wachsen lassen? Doch wozu musste man dann noch mit der Pflanze reden? Gwi drückte die Erde ein wenig an und goss dann. In seinem Pflanztopf passierte erst einmal nichts. Es schaute auch kein Trieb heraus, mit dem Gwi hätte reden können. Er sah sich um, was die anderen so machten.

Isaac hatte mit hängendem Kopf das Gewächshaus betreten. Er fühlte sich elend und müde und am liebsten hätte er sich jetzt in seinem Bett verkrochen und geweint. Es war genau o schlimm gewesen, wie er befürchtet hatte. Er konnte nicht zaubern, ohne die liebe Magister Heckelmann hätte er es nicht einmal geschafft, die Linie grün werden zu lassen. Und nun war es ihm unendlich peinlich, neben all den anderen herzulaufen, die es ohne Hilfe geschafft und die den Zauber sicher ohne Probleme hatten ausführen könne.

Im Gewächshaus platzierte sich Isaac etwas im Hintergrund, die nächsten Schüler waren Gwi und Teddy, von denen Isaac am wenigsten befürchtete, dass sie ihn auf die niederschmetternde erste Schulstunde ansprechen würden. Er lauschte den Worten des Magisters. Er dachte sich nicht viel dabei - magische Pflanzen waren nun mal eigenartig - und machte sich daran, die Anweisungen zu befolgen. Schürze, Erde in Topf.

Niedergeschlagen ging er hinter Teddy und Gwi zum Magister um Samen und Tabelle abzuholen und pflanzte beides wie verlangt in den Topf. Beides bedeckte er mit Erde und goss Wasser darauf. Als er befand, dass er der Pflanze nun genug Wasser gegeben hatte stellte er die Kanne wieder ab und setzte sich. Er legte beide Ellbogen auf den Tisch und stützte den Kopf, der ihm unendlich schwer vorkam, auf die Hände, und wartete. Keine Triebe zeigten sich. Irgendwie tat ihm die Pflanze ja leid. Sie war schüchtern, genau wie er.

„Ja, ich versteh dich“, murmelte Isaac leise. „Ich wäre auch zu schüchtern um vor einem Paar glotzender Augen zu wachsen.“

Doch kaum hatte Isaac zu ende gesprochen, kroch langsam, ganz langsam etwas Grünes aus der Erde, und dann noch einmal und noch einmal: Die Triebe! Isaac lächelte schwach. „Wow, du bist wirklich mutiger als ich ...“, murmelte er und die Pflanze wuchs langsam weiter.

Vorsichtig legte er das Samenkorn genau in die Mitte des Blumentopfes, legte zart die Tablette obendrauf und gab ein wenig Erde obendrauf. Vorsichtig drückte er die Erde fest und blickte auf die schwarze Fläche. Teddy seufzte.

Er hatte keine Ahnung, wie das funktionieren sollte; hätte ihnen der Magister nicht mal das erklären können, anstatt „legen Sie die Tablette rein, gießen und reden Sie!“ Noch ein wenig mehr Erde, seine Finger waren schon ganz dunkel und dann goss Teddy zaghaft Wasser darüber, um den Samen und die Tablette nicht gleich auszuschwemmen.

Als das Wasser von unten aus dem Blumentopf heraustropfte, wusste Teddy, dass die gesamte Erde gut getränkt sein musste und stellte die Gießkanne weg. Ein Seitenblick zu Gwi zeigte ihm, dass dieser sich auch unwohl fühlte, mit einer Pflanze zu sprechen.

Teddy seufzte und blickte zum Blumentopf. „Hey… du ….Kraut.“ Er kam sich so albern vor. „Ich fände es toll, wenn du wächst!“ Würde das ausreichen? Im Topf bewegte sich nichts.

sofia griff in ihre Tasche zwischen den Beinen und zog die fein säuberlich gefaltete Schürzer hervor. Geschickt band sie den Stoff um und holte sich einen Samen und eine Wachstumstablette ab. Danach suchte sie sich einen Arbeitsplatz und füllte den Topf mit Erde. Sie hatte früher schon immer gerne im Garten geholfen, es machte ihr nichts aus sich die Finger schmutzig zu machen. Nach und nach füllte sich der Topf und sie konnte den Samen hinein drücken, gefolgt von der Tablette.

Sarah hob leicht den Kopf, als der Magister zu sprechen begann, ohne diesen jedoch anzuschauen. Danach erhob sie sich, streifte sich ihre Schürze über, nahm sich eine kleine Gartenschere und begab sich zu ihren Klatschianischen Fuchsien. Auf dem Weg dorthin wurde sie wie zufällig von einem ihrer Mitschüler angerempelt, verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden.

Sarah blickte nicht auf, sondern wartete stumm, bis der Mitschüler weiter lief und erhob sich dann und klopfte sich die Erde aus den Kleidern. Mit leicht eingezogenem Kopf begab sie sich zu ihrer Pflanze und begann, die überflüssigen Triebe zu schneiden. Ihre Hand zitterte leicht.

Bei Theo tat sich im Pflanztopf erst einmal nichts. Gwigalois verspürte einen kurzen Anflug von Häme, die er ganz schnell verbannte. Warum nur konnte er Theo nicht leiden? Eigentlich hatte er ihm nichts getan. Er war halt komisch und sagte ab und an Dinge, die Gwi nicht gefielen. Aber so waren die Menschen eben. Es konnte einen nicht jeder lieben, oder? Dennoch sollte man sich deswegen nicht über den Misserfolg anderer freuen. Über solchen Dingen sollte man drüberstehen.

Gwi seufzte und goss seinen Pflanztopf vorsichtig. Er wartete einen Moment, um das Wasser einsickern zu lassen und goss noch ein wenig. Irgendwo hörte er Isaac mit seiner Pflanze reden, auch wenn Gwi nicht verstand, was der andere Junge sprach. Neugierig sah sich Gwi um. Oh... Isaacs Pflanze schaute schon ein gutes Stück aus der Erde. Gwi drehte sich entschieden um und sah auf die Erde in seinem Topf. Theo hatte mit seiner Pflanze geredet, dann könnte er das auch. Er wollte nicht der letzte sein, dessen Schüchterne Scheurebe sich zeigen würde.

Er umfasste den Topf mit beiden Händen, in der Hoffnung, so eher einen Draht zu seiner Pflanze zu bekommen. "Hallo, kleine Scheurebe", murmelte er. "Ich hoffe, ich habe Dich gut gegossen und alles richtig gemacht." Er zögerte kurz. He, da bewegte sich doch etwas in seinem Topf. "Ich würde mich sehr freuen, wenn Du anfängst zu keimen." Und das stimmte sogar. Vielleicht hatte die Pflanze das gespürt, denn gleich darauf kam ein Stengel aus der Erde und zwei Keimblättern entfalteten sich zaghaft.