(5.-6. Klasse) Klassenzimmer: Zauberkunde (1) - BEENDET

Das Klassenzimmer ist in lindgrün gehalten, weil irgendjemand einmal behauptet hat, dies würde die Schüler ruhiger machen. Magister Hackelmann, die hier unterrichtet, kann das allerdings nicht bestätigen. Bis auf die nötigen Utensilien wie Tische, Stühle, das Lehrerpult und eine Tafel ist das Klassenzimmer leer. An der hinteren Wand hängen allerdings drei afrikanische Masken, ein Geschenk des Vaters einer Schülerin mit afrikanischen Wurzeln, welche bei Magister Hackelmann vor sieben Jahren ihren Abschluss gemacht hat.

Hester Hackelmann betrat ihr Klassenzimmer fünfzehn Minuten vor Unterrichtsbeginn und schloss auf. Bevor die Schüler kamen, lüftete sie den Raum ganz gerne, vor allem nach den Ferien. Heute würde sie in der ersten Stunde die neuen Fünftklässler unterrichten, die ihre ersten Gehversuche mit dem Zauberstab vor sich hatten.

Wie jedes Jahr würden wieder eine Menge hoffnungsloser Fälle darunter sein und es würde Magister Hackelmann nicht wundern, wenn wenigstens ein untalentierter Schüler heulend nach Unterrichtsende aus dem Raum rennen würde. Die Magister seufzte und schob die Haarnadeln ihres Dutts ordentlich an ihren Platz, als auch schon die ersten Schüler in den Raum kamen.

Auch wenn Gwigalois gestern Abend noch so fest überzeugt gewesen war, dass jeder von ihnen das Zaubern lernen würde, war er jetzt doch ein wenig nervös, als er das Klassenzimmer betrat. Die Lehrerin war bereits anwesend. Es war eine ältere Frau mit einer Duttfrisur, die sie altmodisch wirken ließ. Gwi hoffte, dass sie nicht zu streng sein würde. Denn auch wenn er glaubte, zaubern zu können, war er sich nicht sicher, ob er gleich alles auf Anhieb richtig hinbekommen würde. Er entschied sich für einen Sitzplatz ganz vorne, um wenigstens alles richtig mitzubekommen und stellte seine Tasche neben den Stuhl.

Theodor wusste, dass viele Leute in seiner Klasse noch nicht gut zaubern konnten - oder gar nicht. Er selbst durfte bisher immer nur unter Aufsicht seiner Eltern zaubern. Jetzt würde er zum ersten Mal in einer echten Schule zaubern! Er war schon ziemlich aufgeregt, aber es war eine positive Aufregung: Freude. Munter huschte der kleine Junge in den Saal und begrüßte die alte Frau mit einem "Guten Morgen!". Schnell entdeckte er den dicklichen Jungen namens Gwigalois, der ganz vorne saß. Gute Einstellung! So bekam man natürlich mehr von der Lektion mit! Theodor ließ sich neben ihm auf den Stuhl fallen. "Morgen!" grüßte er.

Alex betrat unsicher den Klassenraum. Vor Aufregung hatte er kaum schlafen können und Frühstück war schon mal gar nicht in Frage gekommen. Natürlich hatte er alle Schulbücher gelesen, aber sie waren ihm eher wie diese Kinderbücher vorgekommen, die er früher mal gelesen hatte. Damals als er noch davon ausging das Magie eine bloße Erfindung des Autors war. Jetzt aber nahm er.unsicher seinen Zauberstab in die Hand. Es war erst das zweite mal und das Gefühl der macht, dass ihn darauf hin durchströmte, ließ ihn noch unsicherer werden. War sofas richtig? Seine Eltern hatten ihn geleert, dass nur Gott Macht besitzen sollte. Und doch war dieses Gefühl da.

Theodor setzte sich neben ihn. Der nette Theodor, nicht Teddy. Der nette Theodor, der mit ihm seinen Schokofrosch hatte teilen wollen. Gwigalois hatte ihn heute früh beim Frühstück gar nicht gesehen, aber der Speisesaal war voll gewesen und Gwi hatte sich ehrlich gesagt auch nicht die Zeit genommen, zu suchen. "Morgen", erwiderte er und zog seinen Zauberstab, um ihn vor sich auf den Tisch zu legen. "Hast Du gut geschlafen?", wollte er wissen. "Wir haben prima Betten in unserem Zimmer." Zauberer lebten viel besser als Squibs. Gwi war so froh, hier sein zu dürfen. Er würde sich unglaublich ins Zeug legen, um etwas zu lernen.

Zweite Reihe: Alex, Teddy

Teddy betrat missmutig den Raum. Zauberkunde. Ihm schauderte.

In der ersten Reihe erblickte er Gwi und Theo; typisch, dachte er und rollte mit den Augen. Theo war so ein Streber!

Schlecht gelaunt ging er in die zweite Reihe und setzte sich neben Alex.

„Hey.“ grüßte er und legte sich seinen Rucksack auf den Schoß. Sollte er ihn schon einmal auspacken und seine Utensilien herausholen? Theo und Gwi schienen diese Idee jedenfalls toll zu finden. Andererseits wäre es die reinste Katastrophe, wenn sein blöder Zauberstab hier mitten im Zimmer losgehen und das halbe Mobiliar in Flammen setzen würde! Er ließ eine Hand auf der Tasche ruhen und blickte zu Alex. „Alles klar bei dir?“

Er wünschte sich Isaac herbei; sein Magen verkrampfte sich und seine Knie schienen bald nicht mehr mit zumachen.

Erschrocken blickte Alex auf, als er plötzlich angesprochen wurde. Hatte er wirklich die ganze zeit seinen Zauberstab angestarrt? Das muss wohl so gewesen sein, sonst würde der andere Junge nicht fragen ob alles in Ordnung sei. Er hatte mit Teddy, so hieß er glaubte Alex, bisher nicht viel zu tun gehabt, aber das traf wohl auch auf alle anderen Schüler hier zu.

Nachdenklich schaute er nun abwechselnd von seinem Zauberstab zu Teddy und zurück: "Hast du schon mal gezaubert?" fragte er schüchtern.

Zweite Reihe: Alex, Teddy

Alex schien genauso nervös zu sein, wie Teddy selbst. Teddy behielt seine Tasche auf dem Schoß, ohne etwas auszupacken.

„Ja, leider schon.“ Er verzog missmutig das Gesicht. Warum erzählte er so etwas überhaupt? „Erst gestern Abend habe ich versehentlich fast Theos Kröte umgebracht.“ Er zuckte missmutig mit den Schultern und machte ein entschuldigendes Gesicht. „Ich hoffe einfach, dass es heute besser wird.“

Er blickte nach vorn und sah Theos Hinterkopf. Oh, Mann, dachte er und seufzte. Dann drehte er sich wieder zu Alex.

„Und du? Wie geht’s dir mit dem Ding?“ Er nickte zu Alex´ Zauberstab auf dem Tisch.

Theodor grinste seinen Nachbarn an. "Ich hab ziemlich gut geschlafen! Ja, die Betten sind echt cool! So mit Vorhängen und Alles!" antwortete der Junge. Er packte sein Schulbuch und seinen Zauberstab heraus. Gwigalois war freundlich. Viel freundlicher als Teddy, der gerade den Raum betrat. Theodor drehte seinen Kopf weg, als er an ihm vorbei lief. Jetzt würde er auch noch direkt hinter ihm sitzen. Na toll! Hoffentlich ließ er seine Griffel von dem Zauberstab, sonst könnte es auch noch ihn erwischen. Er sagte zu Gwigalois: "Ich bin gespannt, was wir so machen."

Isaac war speiübel. Mit zitternden Knien zwang er seine Füße zum Vorwärtskommen und betrat das Klassenzimmer. Es waren schon Mitschüler und ältere Schüler da und unterhielten sich mit einander, doch er konnte sich nicht auf die laufenden Gespräche konzentrieren. Er wandte das käsebleiche Gesicht zum Lehrerpult und versuchte sich mit einem höflichen Lächeln, was jedoch eher einem gequälten Gesichtsausdruck gleich kam.

Er setzte sich ohne darauf zu achten, wohin genau. Normalerweise hätte er sich in die erste Reihe gesetzt, doch da er sicher war, dass er in diesem Unterricht alles andere als brillieren würde, nahm er einen Platz eher in der Mitte. Nein, die letzte Reihe wäre auch nicht gut, denn da schauten die Lehrer auch immer sehr genau. Isaac blickte nach vorne und sah aus, als würde er demnächst zum Schafott geführt werden.

Reihe 3: Isaac, frei

Sofia freute sich einen Keks auf ihre erste Unterrichtsstunde, sie hat in ihrer Tasche alle möglichen Bücher, Pergamentrollen und Federn dabei und fast ihren Zauberstab vergessen! Wie peinlich wäre das geworden! Neugierig schaute sie in den fremden Klassenraum und grüßte die anderen mit einem lauten "Guten Morgen."

Unschlüssig blieb sie dann bei der ersten Reihe stehen und überlegte wo sie sich hinsetzen würde. Ihr Blick viel auf Isaac der ein wenig neben der Kappe zu stehen schien. Mit schiefen Kopf lief sie auf ihn zu und setzte sich neben ihn auf den Stuhl. "Hi Isaac. Ich darf doch? Alles ok mit dir?"

"Ja, ich bin auch gespannt", sagte Gwigalois. "Ein bisschen nervös aber auch.", gab er im gleichen Atemzug vor. "Ob wir gleich richtig zaubern dürften oder ob es irgendwelche Trockenübungen gibt? Vielleicht muss man auch ein bisschen Theorie lernen, bevor man loszaubert." Er seufzte. "Leider habe ich keine älteren Geschwister, die ich hätte fragen können." Und seine Mutter hatte er nicht fragen wollen. Vermutlich hätte sie es gewusst. Sie konnte zwar nicht selbst zaubern, aber sie war immerhin unter Zauberern aufgewachsen. Nun, er im Prinzip auch, aber das war etwas anderes gewesen.

„J-jaja, n-nein, nein!“, kam die Antwort etwas zu automatisch aus Isaacs Mund. Er sah zu Sofia und versuchte es erneut mit einem Lächeln, doch das Ergebnis war nicht besser als sein erster Versuch. „B-bei dir auch?“ Die Gegenfrage war relativ unproduktiv, da seine eigene Antwort herzlich wenig Auskunft darüber gegeben hatte, ob bei ihm alles okay war.

Sofia trommelte mit ihren Zeigefingern leise auf dem Tisch herum. "Naja, ich bin echt aufgeregt und hab ein klein wenig Muffensausen. Aber da ich weiß das jeder hier Anfänger ist, wird das schon nicht so schlimm werden, wir sind ja alle hier um zu lernen." Sie zwinkerte Isaac zu und kramte nach einem Band um sich die rotblonden Haare zusammen zu binden. "Verstehst du dich gut mit den anderen?"

So etwas in der Art hatte Gwi gestern Abend auch gesagt, als Isaac ihm von seinen Befürchtungen erzählt hatte. Vielleicht hatten sie ja recht. Aber bestimmt hatten sie ihre Magie auch noch nie dazu gebraucht, jemanden zu verletzen. Bisher hatte Magie bei ihm immer nur schlechte Folgen gehabt. Und plötzlich war sich Isaac auch nicht sicher, ob es wirklich gut wäre für Sofia, dass sie sich neben ihn gesetzt hatte. Das könnte durchaus noch gefährlich werden für sie. Doch sein Plan war eigentlich sowieso, dass er in dieser Stunde gar nicht zaubern, sondern sich irgendwie darum drücken würde.

// "Verstehst du dich gut mit den anderen?"//

„Mhm“, machte Isaac und nickte leicht. Zu mehr war er nicht im Stande. Er fühlte sich, als müsse er sich jeden Moment übergeben. Er schaute zum Magister auf, wie ein Reh dass seinem Jäger in die Augen blickte.

"Guten Morgen, meine Damen und Herren", ergriff Magister Hackelmann das Wort, kaum dass die Glocke den Beginn des Unterrichts verkündet hatte. "Mein Name ist Hester Hackelmann und ich bin ihre Lehrerin für Zauberkunst. In meinen Stunden werden Sie verschiedene praktische Sprüche für Anfänger lernen und sich mit der Theorie hinter der Magie beschäftigen. Das Zaubern ist eine ernste Angelegenheit. Jeder Schüler, der nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache ist, wird Strafarbeiten und Nachsitzen als Konsequenzen tragen müssen."

Magister Hackelmann war zwar nicht so streng wie Magister Dinkelsack, aber sie klärte gerne zu Beginn, dass in ihrer Stunde nicht mit den Stäben herumgespielt wurde. Magische Unfälle im Unterricht waren zu vermeiden. Sie blickte daher streng die Reihen der kleinen Schüler entlang. "Beginnen wir mit der Anwesenheitsüberprüfung. Ich werde nun ihre Namen vorlesen. Wenn sie genannt werden, melden sie sich mit einem klar und deutlichen 'Ja'." Sie sah auf ihre Liste. "Gwigalois Neander?"

Gwigalois wurde gleich als erster aufgerufen. Das irritierte ihn im ersten Moment, denn weder mit seinem Vornamen, noch mit seinem Nachnamen kam er so weit vorne im Alphabet an die Reihe. "Äh... Ja!", schaffte er es nach dem ersten Schreckensmoment sich zu melden und hob dabei sicherheitshalber auch noch die Hand, wie er es aus seiner Muggelschule kannte. Nach welcher Reihenfolge die Schüler wohl auf dieser Liste sortiert waren? Warum war er als erster aufgerufen worden?

//„Isaac Maria Seeberger“//

Isaac wäre am liebsten im Boden versunken. Warum nur hatte sie seinen zweiten Vornahmen gesagt? Wurde das gestern auch schon so gemacht bei der Schärpenvergabe? Soweit Isaac sich erinnerte – und er erinnerte sich eigentlich photographisch genau daran - war sein Zweitname gestern nicht genannt worden. Warum nur musste diese Lehrerin ihn nun vorlesen? Maria - bestimmt würden sich nun alle über ihn lustig machen!

Mit hochrotem Kopf hob Isaac zittern die Hand. „J-ja...“, kam es piepsend und ziemlich undeutlich von ihm. Er schaute nur kurz schüchtern zu der Frau auf, dann blickte er beschämt auf den Pult vor sich und versuchte sich so klein wie nur irgend möglich zu machen.

>> „Theodor Alvin Haberich“<<

Teddy hob die Hand. „Ja.“ Laut und deutlich – dabei wäre er vor Angst beinahe vergangen! Diese Magister schien streng, unbeugsam und überhaupt nicht freundlich! Strafarbeiten, wenn man versagte? War das ihre Methode, die Schüler anzuspornen? Also eher die Peitsche, als das Zuckerbrot? Was war das denn für eine Motivationsrede?

Teddy fühlte sich, als würde ihm übel werden und er krallte seine zittrigen Finger in seine schwarzen Hosen; unter dem Tisch, damit es niemand sah. Er würde alles vermasseln! Er würde alle seine Klassenkameraden in Eidechsen verwandeln oder alles in Brand stecken! Er würde bis an sein Lebensende Nachsitzen müssen! Er hatte hier überhaupt nichts zu suchen! Es wäre für alle besser, wenn er einfach wieder nach Hause könnte, sich in seinem Bett verstecken und für immer da liegenbleiben könnte!

Theodor sah die Magister aufmerksam an, als sie ihre Ansprache hielt. Sie klang ein wenig, wie Papa und Mama, dachte sich der Junge. Er musste ihr zustimmen: Zauberei war eine ernste Sache. Der Jung sah stumm zu seinem Stab. Diese Lehrerin gefiel ihm.

//Theodor Finkenstein//

Als Theodor seinen Namen hörte, hob er seinen Arm und sagte: "Anwesend." Innerlich kribbelte Alles bei ihm. Bei dieser Lehrerin würde er sicher viel lernen. Sie erschien ihm fordernd und streng. Aber das war schon in Ordnung so, denn Fleiß war wichtig. Und Theodor hatte nicht vor, etwas anderes zu sein...

Aufgeregt rutschte sie mit ihrem Hintern hin und her, es war ja so spannend! Sie mochte ihre neue Klasse und die Lehrerin sowieso. Es gab nie einen Lehrer den sie nicht mochte, so war es schon immer gewesen. Gespannt wartete sie bis die Lehrerin bei 'D' ankam.

//"Sofia Dreyer."//

Erfreut hob sie die Hand und haute Isaac fast den Ellbogen in das Gesicht. "Hier, anwesend!" Jetzt war es soweit. Hatte sie auch alles dabei? Prüfend glitt ihr Blick über den Tisch, geordnet lag ein Bündel Pergamentpapier, ein kleines Fässchen und eine schöne Schreibfeder vor ihr. Das Lehrbuch nicht zu vergessen auf dem ihr Zauberstab thronte.

Die Liste der neuen Fünftklässler war nicht allzu lang. In der Regel waren es nie mehr als zehn Schüler, die neu auf Rungholt das zaubern lernten. Das hielt die Gruppe klein und überschaubar. "Dann beginnen wir nun mit dem eigentlichen Unterricht", sagte Magister Hackelmann. "Vielleicht hat der eine oder andere von ihnen angenommen, sie würden sofort mit dem ersten Zauberspruch beginnen können. Aber Magie ist mehr als nur die Kenntnis verschiedener Sprüche."

Die Lehrerin verschränkte die Arme vor dem Körper. Diese Lektion hielt sie nun schon seit vielen Jahren jedes Jahr wieder und sie war fest davon überzeugt, dass es der einzig richtige Ansatz war, Schülern das Zaubern beizubringen. An anderen Schulen begannen sie gleich mit einem Schwebezauber oder einem einfachen Schiebezauber. Davon hielt Magister Hackelmann aber nichts. Was da alles passieren konnte. Nicht auszudenken.

"Das erfolgreiche Sprechen jeglichen Spruchs setzt voraus, dass man mit seinem Zauberstab vertraut ist, welcher eine Art verlängerter magischer Arm ist. Daher ist es nötig, die Handhabung eines Zauberstabs gut zu üben und die richtige Haltung zu verinnerlichen", rezitierte sie ihre übliche Ansprache in der ersten Stunde

"Schlagen Sie Ihr Buch auf Seite 3 auf und betrachten Sie die Zeichnungen zur richtigen Haltung des Staubs. Beachten Sie, die Finger richtig zu halten und das Handgelenk locker zu lassen. Danach legen sie den Stab zur Seite und machen sie die drei aufgezeigten Handbewegungen. Wenn Sie denken, dass Sie diese gut ausführen kommen, kommen Sie mit ihrem Stab zu mir nach vorne, so dass ich überprüfen kann, ob Sie Ihren ersten Spruch versuchen dürfen."

Teddy hörte aufmerksam zu, krallte seine Hand unter dem Tisch in seinen Hosenstoff und hoffte, betete, auf ein Wunder! Seine Mimik ließ keinen Gedanke zu, doch innerlich starb er tausend Tode. Ruhig öffnete er sein Buch, las die Instruktion und betrachtete die Bilder. Was?

Erneut las er die Instruktion und betrachtet die Bilder. Aha. Probeweise hielt er die Hand in der vorgesehenen Weise und zog die Stirn kraus. Wieder las er die Instruktion und hielt dabei die Hand hoch. Was?

Er schluckte und blickte sich verstohlen um. Wie erging es wohl den anderen? Er selbst traute sich jedenfalls nicht auch nur in die Nähe seines Zauberstabes! Sonst würde er Theos Robe – der eine Reihe vor ihm saß - noch in Brand stecken!

Isaac lauschte äußerst aufmerksam den Worten des Magisters und nickte. Er war sehr froh, dass der Lehrer nicht verlangte, dass sie sogleich einen Zauber sprechen musste. Natürlich hatte er auch das Buch schon durchgelesen. Seite drei ... er kniff die Augen zusammen und sah die Bilder genau vor sich. Er fand sie schon beim Durchlesen eigentlich äußerst selbsterklärend, aber ausprobiert hatte er es noch nicht. Er hatte seinen Zauberstab seit dem Kauf nicht mehr in der Hand gehabt.

Er kramte die Holzbox aus der Schultasche hervor, in der noch immer der Zauberstab verpackt war (Isaac hatte zu große Angst vor diesem Ding, als dass er es unverpackt in der Tasche oder gar am Körper tragen würde) und holte den Zauberstab hervor. Er betrachtete das Stück Holz und schluckte. Ein verlängerter Arm? Wohl eher eine unerwünschte Prothese ...

Obwohl er die Seite bereits auswendig konnte, schlug er etwas später als seine Mitschüler Seite 3 auf, denn immerhin hatte der Lehrer dies verlangt. Ohne jedoch auf die Seite zu schauen nahm er den Zauberstab wie auf den Zeichnungen verlangt in die Hand. Dann legte er ihn beiseite und versuchte sich an den Handbewegungen. Das sah auf den Bildern deutlich einfacher aus, als es in der Praxis war, fand Isaac. Und selbst wenn er es fehlerfrei können würde, wäre er wohl kaum freiwillig nach vorne zum Lehrer gegangen, um das vorzuzeigen – denn wenn er das gemacht hätte, hätte er sich entweder blamiert oder er hätte sich an seinem ersten Zauberspruch versuchen müssen – und letzteres machte ihm deutlich mehr Angst als ersteres.