(7.-9. Klasse) Klassenzimmer: Geschichte der Magie (2) - BEENDET

Eine Reihe von Bildern berühmter Zauberer hängt an den Wänden des Klassenzimmers und lenkt die Blicke der weniger fleißigen Schüler während der Stunde oft ab. Hinten an der Wand stehen mehrere Büsten berühmter Hexen und Zauberer, die sich ständig während des Unterrichts unterhalten, so dass man in den hinteren Reihen nicht viel vom Unterricht mitbekommt.

Als Rudobald Schnawitzki die Tür zu seinem Klassenzimmer öffnete, erklang ein mehrstimmiges "Guten Morgen, Magister Schnawitzki." Dies stammte natürlich nicht von seinen Schülern, die noch gar nicht anwesend waren, sondern von zahlreichen Büsten und Portraits berühmter Magier vergangener Zeiten. Während der Ferien waren manche Portraits leer, die Büsten schliefen viel, aber wenn das Schuljahr wieder begann, waren sie alle wieder da. Fast schien es dem Magister als würden sich die Abbilder der berühmten Hexen und Zauberer auf seinen Unterricht freuen - anders sicherlich als viele seiner Schüler.

Magister Schnawitzki ging ohne viel Eile durch die Reihen, überprüfte, ob alle Stühle an ihrem Platz standen und die Tische sauber waren. Dann ging er an sein Lehrerpult und legte ein schweres Buch auf das Pult. Er hatte es in den letzten Tagen gründlich studiert, und sich einige berühmte schweizer Magier herausgesucht, mit welchen er seine Reihe lustiger Annekdoten um berühmte Zauberer und Hexen erweitern konnte. Immerhin sollten die Schüler aus der Schweiz nicht nur die hübschen Berge in Erinnerung behalten.

Eilig kam Tethys ins Klassenzimmer gestürmt, aber anscheinend war sie gar nicht spät dran, wie sie gedacht hatte. Es waren noch kaum Schüler hier, auch wenn die Lautstärke anders klang. Irgendwie schien jeder zu reden und die magischen Portraits mischten eifrig mit. Sicher hatten sie den Schulbetrieb vermisst. Tethys hingegen würde sehr gut ohne Geschichte der Magie auskommen. Naja, manchmal waren Magister Schnawitzkis Geschichten ja ganz interessant, aber es war so viel Stoff zum Auswendig lernen. Das konnte einem schon den Spaß an der Sache verderben. Tethys setzte sich an einen Fensterplatz und fand sich gleich in eine Unterhaltung mit der Büste einer Hexe vertieft, die zwischen den beiden Fenstern aufgestellt war.

Eilig betrat Tatjana den Raum und blieb kurz stehen. Gemälde und Büsten! Überall waren Hexen und Zauberer, die sich unterhielten! Würde das während des Unterrichts auch passieren? Tatjana lief mit großen Augen durch die Gänge.

Da saß Tethys! Erleichtert ging sie auf sie zu und setzte sich.

„Hallo, Tethys.“ grüßte sie und blickte mit großen Augen zu der Hexe neben Tethys. Dann legte sie ihre Tasche auf den Schoß und suchte ihre Utensilien heraus.

Amy betrat den Raum, während sie noch mit ihrer Tasche kämpfte. Sie dachte an ihren Plan; hoffentlich dachten die anderen auch daran! Ohne aufzufallen, huschte sie in die letzte Reihe und setzte sich. Sie drehte sich um und blickte die Büsten von Waldan, dem Wunderbaren und Grete, die Grünliche an, die mal wieder heftig miteinander flirteten; oder jedenfalls glaubte Amy das.

„Guten Morgen, werter Herr Waldan, verehrte frau Grete.“ Amy machte eine kleine Verbeugung; sie wusste, die beiden standen auf höfliche junge Damen. Eine Aurorin setzt alles ein, um ihren Auftrag zu erfüllen, dachte sie und musste ein Kichern unterdrücken.

Aber so konnte sie wenigstens schon einmal ins Gespräch kommen.

Hiroto betrat den Raum und unterdrückte ein Seufzen. Geschichte! Das konnte ja ein toller Vormittag werden!

Bisher waren nur ein paar Mädchen da, auf deren erlauchte Gesellschaft er keine besondere Lust hatte. Ohne Eile wählte er ein Pult irgendwo in der Mitte des Raumes (Mitte Reihe, Mitte Platz) und setzte sich. Er legte seine Tasche auf dem Pult ab und begann, seine Notizpergamente, Federkiel und Tinte hervor zu suchen.

Meredith betrat den Raum, in dem irgendwie jeder mit jedem zu schwatzen schien und las in einem Buch, das sie in Händen trug. Wahllos setzte sie sich auf einen Randsitzplatz nahe einiger Gemälde, denen sie einen missmutigen Blick zuwarf.

Ohne auf ihre Mitschüler oder den Magister zu achten, las sie weiter in ihrem mitgebrachten Buch.

Yves kam kurz nach Amy in das Zimmer. Es war die zweite Unterrichtsstunde. Schon in Zaubertränke hatte er Mühe gehabt, sich zu konzentrieren und hätte einmal auch fast einen fatalen Fehler gemacht, hätte ihm der junge, freundliche Praktikant nicht in letzter Sekunde geholfen. Doch nun, in Geschichte, hatte Yves etwas bedenken, weil es doch manchmal recht schwer war, dauernd aufmerksam zu sein. Und weil er so schlecht – schlechter als sonst – geschlafen hatte, würde er sich sehr zusammenreißen müssen.

Er lenkte die Schritte automatisch zu Amy – sie würde ihm sicher helfen, wenn er mal wieder nicht folgen könnte. Doch auf halbem Weg fiel ihm ihr Plan wieder ein und er sah sich etwas hilflos im Raum um. Ohne Amy oder einen seiner Freunde würde er sich doppelt anstrengen müssen! Und sie wollten ja noch nebenbei etwas über dieses Gemälde herausfinden. Etwas verzweifelt stand er da. Er würde schon so Mühe haben, dem Unterricht zu folgen, aber wenn er nun noch abgelenkt war von dieser anderen Sache, dann würde er bestimmt nicht einmal die Hälfte des Unterrichtsstoffes mitbekommen. Aber seine Freunde wollte er auch nicht im Stich lassen. Was für eine Zwickmühle!

Er beschloss sich trotz allem seinen üblichen Platz in der vordersten Reihe zu beziehen (in der Hintersten konnte er sich nie konzentrieren wegen dem Gelaber der Büsten). Er hoffte, seine Freunde würden es ihm nicht übel nehmen – doch wenn er dieses Schuljahr bestehen wollte musste er sich schon sehr anstrengen. Und vielleicht ergab sich ja trotzdem mal die Gelegenheit, etwas über das Gemälde in Erfahrung zu bringen.

Gähnend trat Aaltje in den Klassenrau, grüßte den Magister und setzte sich auf einen freien Platz direkt am Fenster kurz vor Tatjana. Amalia versuchte sie gekonnt zu ignorieren, bloß nicht in ein Gespräch verwickeln lassen! „Tatjana, gehst du mit mir nachher ins Krankenzimmer?“, sie drehte sich kurz um und lächelte den beiden Mädchen zu. Nebenbei packte sie ein paar leere Pergamentbögen und ihr fast leeres, grünes Tintenglas heraus. Die perfekte Unterlage um gleich ein Nickerchen zu halten.

Fast erschrocken blickte Tatjana auf und sah Aaltje, die sich gerade setzte und ihren Kopf auf ihren Armen bettete.

„Ins Krankenzimmer?“ Fast panisch legte sie eine Hand auf Aaltje Schulter. „Was ist denn los? Fühlst du dich nicht wohl? Wollen wir lieber gleich gehen?“

Tethys würde es sicher verstehen, der Magister auch und die ganzen Gemälde waren ihr sowieso unheimlich. „Ist etwas passiert?“

Aaltje winkte ab. "Ach, du weißt doch heute morgen. Mein Ausrutscher im Bad. Die Stelle am Kinn ist wieder aufgegangen und es ist wirklich nervig." Sie zeigte auf das Kinn und grinste, lehnte sich im Stuhl zurück und kippelte. Es wurde wärmer und die Sonnenstrahlen schienen ihr von hinten auf den Rücken, das mochte sie.

„Wenn du magst…“ Tatjana beugte sich wieder besorgt vor. „Wenn du magst, versuche ich es wieder mit einem Versiegelungszauber. Dann hältst du wenigstens die eine Stunde noch aus.“

Sie blickte unruhig im Raum umher. Es waren schon ziemlich viele Leute da, viel Zeit hätten sie nicht mehr dafür.

„Ich kann auch einen Schmerz-Beseitigungs-Zauber versuchen.“ schlug sie vor. „Er wird nicht so gut sein, wie der von der Krankenschwester, aber er wird die eine Stunde sicher halten.“

"Ihr könnt auch gleich gehen", mischte sich Tethys ein. "Ich schreibe ohnehin die Stunde mit. Das könnt Ihr Euch dann kopieren." Wobei es eigentlich vollkommen genügte, wenn man wusste, welcher Zauberer durchgenommen worden war. Dann konnte man ihn selbst nachschlagen. Allerdings musste man die Stunde ohnehin absitzen und Tethys schrieb lieber einfach mit. Dann musste sie sich später nicht noch einmal die Arbeit machen, wenn Magister Schnawitzki sein übliches Stundenprotokoll haben wollte.

Das Klassenzimmer füllte sich und dann erscholl die Glocke, die den Beginn der Stunde verkündete. Magister Schnawitzki schloss die Tür des Klassenzimmers. Während er im Mittelgang nach vorne ging, begann er bereits zu sprechen, damit die Schüler halbwegs ruhig sein würden, wenn er vorne angekommen wäre. "Schönen Guten Morgen, meine Damen und Herren. Ich hoffe, sie hatten alle angenehme Ferien und sind voller Elan zurück nach Rungholt gekommen." Die Büsten und Gemälde verstummten eines nach dem anderen oder senkten ihre Stimmen wenigstens auf ein Flüstern herab.

"Wie Sie alle bereits erfahren haben" - Magister Schnawitzki erreichte das Lehrerpult und drehte sich um - "werden wir in diesem Jahr unseren Schwerpunkt auf die Magie der Schweiz legen. Daher wollen wir natürlich auch in Geschichte die berühmtesten Zauberer der Schweiz durchnehmen. Wer von ihnen kennt denn einen berühmten Schweizer Zauberer und weswegen ist er berühmt?" Er war gespannt, was die Schüler so zusammentragen würden.

[OOC: Nehmt Euch bitte selbst dran. Wir sammeln mal ein paar interessante Zauberer und dann nehmen wir einen davon durch, ^^. Mal schauen, was Euch so einfällt, *grins*.]

Yves hob zögernd die Hand und als er dran genommen wurde, räusperte er sich: „Jade Eaunymphe? Ich bin nicht ganz sicher, sie kommt aus der Westschweiz, ich glaube Genève? Euh ... Genf. Sie war eine bekannte Jägerin schwarzer Magier irgendwann ... 1800 oder so.“

Tatjana verstummte und tätschelte schnell Aaltje die Schulter.

Sie zückte ihre Notizen und hielt sich bereit. Als sie aufgefordert wurde, überlegte sie und hob die Hand. Ein kleiner Junge war zuerst dran und sie bemerkte, dass sie sich nicht aufrichten musste, wenn sie sprach. Gut, dachte sie erleichtert.

„Haribald Flubblach; Geburtsort Lugano. Er entdeckte acht unterschiedliche Methoden, Schnee für Zaubertränke aufzubewahren. Auch über viele Jahre hinweg.“

Meredith hörte zu, machte sich Notizen und las nebenher noch ihr Buch weiter. Sie wühlte einen Geschichtsband mit Schweizer Magiern hervor und begann zu lesen. Sie brauchte sich an dem Schnawitzki´schem Theater nicht zu beteiligen.

Amy war so in ein Gespräch mit Herrn Waldan und Frau Grete vertieft, dass sie den Unterrichtsbeginn beinahe verpasst hätte. Erst Mauritius, der Kleine, ermahnte sie, sich zu konzentrieren. Doch da hatte sie die Frage schon verpasst.

Frau Grete flüsterte Ninima, der Großköpfigen zu, diese fragte Archibald, den Ungeduldigen und der erläuterte die Unterrichtsfrage. So bekam Amy die Frage mit.
Sie strahlte. So lief das in Geschichte!

Sie meldete sich aufgeregt. „Darius, der Vielzehige, Geburtstort Köniz. Er war ein großer Heiler, der viele Zaubersprüche fand, die abgefrorene Zehen retten können.“

Aaltje verneinte das Angebot von Tatjana. „Ach das geht schon, ich bin viel gewohnt vom Quidditch.“ Gelangweilt gähnte sie auf und legte ihren Kopf auf den Pergamentstapel, der Unterricht fing – wie immer- total langweilig an. Später würde sie sich die Notizen von jemanden geben lassen um den Stoff nicht gänzlich zu verpassen.

Auch Tethys meldete sich schließlich. Es war immerhin klug, etwas zu sagen, wenn man etwas wusste. Dann hätte sie ihren Teil für die mündliche Mitarbeit gleich erledigt. Wer wusste schon, welchen Zauberer sie durchnehmen würden. Die bisher genannten Namen kannte Tethys nicht oder nur vom Hörensagen. "Mechthild Meistersinger ist eine Hexe aus der Schweiz." Wo sie geboren worden war oder wo sie gelebt hatte, wusste Tethys nicht. "Sie ist bekannt für ihre Versuche Dahus mit Wolpertingern zu kreuzen."

Ziphin stöhnte innerlich auf. Geschichte! Gab es ein langweiligeres Fach als Geschichte? Wohl kaum. Er trottete hinein und steuerte wie automatisch die hinterste Reihe auf – doch dann bemerkte er Hiro in der Mitte. Er setzte sich also solidarisch neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter. Dann begann der Unterricht und Ziphin war alles andere als bei der Sache. Schweizer Historiker? Er hatte keinen Plan. Gelangweilt faltete er die Hände auf der Tischplatte und legte sein Kinn darauf. Mit trüben Augen sah er den Magister an und hoffte, dass die Stunde bald vorbei sein würde.

Als Luca das Zimmer betreten hatte, waren schon fast alle Schüler da gewesen. Er hatte jedoch Hiro sofort ausgemacht und auch den noch freien Platz neben ihm. Er steuerte ihn an, ließ sich darauf nieder und packte seine Sachen aus der Tasche. Mit aufrechter Körperhaltung saß er auf dem Stuhl und lauschte den Ausführungen des Lehrers und den Beteiligungen der Schüler.

Dann hob er die Hand und sagte, als er dran genommen wurde: „Ueli Pechmüller“, der Name war wohl nicht vielen bekannt, doch praktisch jeder in der Zaubererwelt kannte ..., „auch bekannt unter seinem zweiten Namen: Der Former.“ Luca lächelte. Der Former war einer der berüchtigtsten und gefürchtetsten Schwarzmagier des 16. Jahrhunderts gewesen, bekannt in ganz Europa für seine grausamen Versuche an Tieren und Menschen, die er in scheußliche Unholde und Monstren verwandelt und geknechtet hatte. Ironischerweise war er dann von einer seiner eigenen Bestien zerfleischt worden. Dass der Former ein Schweizer gewesen war, wussten jedoch die wenigsten.

Beinahe wäre Hiro eingeschlafen – worüber quasselten die 8. Klässlerinnen nur? – doch da kam der Retter einer langweiligen Geschichtsstunde und klopfte ihm auf die Schulter. Grinsend hielt Hiro im die Faust hin, bis Ziphin sie mit seiner Faust berührt hatte.

„Mann, Alter, ich dachte schon, du lässt mich hier allein versauern!“

Doch dann spürte er, wie sich jemand Weiteres neben ihn setzte und blickte auf. Luca! Hiro schluckte. Wie immer, wenn er Luca unvermittelt sah, kämpften zwei Gefühle in ihm. Die Erinnerungen an ihre Kindheit; freudige, glückliche Spieltage; und gleichzeitig die Angst im Dunklen Zimmer. Diese Erinnerungen, diese Gefühle waren untrennbar miteinander verbunden.

Er nickte Luca zu und hoffte, dass ihm das ausreichen würde. Er hoffte es inständig.

Dann begann die Stunde.

Er hatte keinen Schimmer; keine Ahnung. Zumal er Probleme hatte, die Schweiz von Österreich zu unterscheiden und sich mit einer falschen Antwort nicht blamieren wollte. Er ließ lieber Anderen den Vortritt. Höflich schrieb er alles mit und versuchte sowohl Luca als auch Ziphin gleich viel Aufmerksamkeit zu schenken – aber vor allem dem Magister dort vorn!

Aaltje hörte nur noch mit halbem Ohr den Antworten der Schüler zu, bekam nicht mit wie sich Luca zu den Jungen gesellte oder was der Magister von sich gab. Als sie nach einem hin und her rütteln ihre perfekte Liegeposition gefunden hatte, driftete sie vollends ins Reich der Träume ab.

// „Mann, Alter, ich dachte schon, du lässt mich hier allein versauern!“//

„Ach, heul doch!“, antwortete Ziphin grinsend und boxte Hiro in die Schulter. Dann setzte sich Luca hin und Ziphin hob lässig die Hand. „Yo Luca, alles klar?“ Doch ehe der Junge antworten konnte, begann der Unterricht und Luca sah nicht so aus, als wolle er sich großartig ablenken lassen. Tatsächlich saß er kerzengerade da und schien äußerst aufmerksam. Ziphin hob die Augenbrauen und sah Hiro an und zuckte dann mit den Schultern. Jedem das seine ...

Ziphin war jedoch ziemlich überrascht, dass sich Luca meldete. Er hatte zwar nicht viel mit ihm zu tun gehabt, doch irgendwie wirkte Luca bei Familienfesten und so immer recht zurückhaltend und schüchtern. Dass er den Former erwähnte verwunderte ihn allerdings nicht.

Er lehnte sich zu Hiro hinüber und flüsterte sehr leise: „Hab mir schon gedacht, dass er sich für Dunkle Künste interessiert.“ Er lächelte schief. Das lag irgendwie in der Familie. Viele Lonskys interessierten sich dafür. Er selber fand sie scheiße. Aber eben: Jedem das seine ...