Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag, Morgens) Klassenzimmer: Wahrsagerei

„Bist Du dir sicher, dass Du das wirklich willst?“, fragte Anjun. Dominics spöttische Art gefiel ihm nicht. Der Junge reizte ihn, forderte ihn heraus. „Aber beschwer dich hinterher nicht, dass ich in dein Intimleben geblickt habe.“ Einen kurzen Augenblick trafen sich eisblaue Augen und graue, maßen sich, bohrten sich ineinander. Dann zuckten die Augenbrauen des Nachtkrabs und sein Lächeln wurde sardonisch.

Langsam wandte er sich dem Rauch zu. „Der Baum steht für die eigene Herkunft, deine Familie. Das Schwert für den Streit. Die Gewitterwolke für etwas das sich lange aufgestaut hat. Gefühle und Konflikte. Du hast etwas unterdrückt und deine Gefühle aufgestaut. Da es um dein Liebesleben geht, nehme ich an, dass es Deine Homosexualität geht. Es stimmt doch was Anaximander sagt, nicht wahr. Der Kuss bestätigt es doch. Es hat Dir gefallen. Aber da ist noch mehr... der Streit ging nicht nur um dein Liebesleben, sondern auch um anderes was Dir das Gefühl gibt bedrückt zu werden. Der halb gefällte Baum bedeutet, dass das Zerwürfnis mit Deiner Familie sehr schwer war. Es ist fast eine Trennung. Es sieht schrecklich aus... Sehr schmerzhaft...“ Die Stimme des Jungen wurde langsamer, unsicherer. „Ich sehe große Kälte und Einsamkeit. - Aber auch Hoffnung. Etwas von der Mauer, die Du um Dein Herz erreichtet hast, ist rissig geworden, denn da ist jemand, der Hoffnung gibt. Ich kenne ihn nicht. Er ist nicht von Rungholt, ja wahrscheinlich ist er nicht einmal magisch, denn ich sehe keine Aura. Aber da ist etwas Besonderes an ihm...“

„Kannst du mir mal helfen?“, winkte Lara ihren Bruder nah zu sich heran, nachdem sich das Mädchen vergewissert hatte, das Magister Schmidt sie nicht im Auge hatte. „Dieser Teil.“ Ihr Finger wanderte an eine Stelle auf dem Blatt. „Das steht nicht im Lehrbuch. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, das wir das je durch genommen haben.“ Von Leon konnte man immer perfekte und zuverlässige Hausaufgaben erwarten. Weshalb sie in solchen Fällen und beim lernen, gerne auf seine Hilfe zurück griff. Und des öfteren waren Elemente enthalten, die im regulären Unterricht nicht durch genommen wurden, wie in diesem Fall. Leon legte sein eigenes Runenbuch zur Seite. Er beugte sich zu ihr und erklärte ihr verständlich den Teil der Übersetzung. //Keine Wunder das er nebenbei noch Zeit hat x-Sprachen zu lernen und sich mit allen Möglichen andere Stoff zu befassen.// Die Feder kritzelte über das Blatt und machte die nötigen Ergänzungen. „Also, was ist mit deiner kleinen Reporterin?“

„Was soll damit sein?“ Unverständlich sah Leon seine Cousine an. Er verstand nicht wirklich worauf sie hinaus wollte. „Wir verstehen uns eben sehr gut. Ich meine ja nur, sie ist hübsch, man kann sie mit ihr klasse unterhalten. Mit Selina wird’s nie langweilig. Und sogar Dolgrin hat sie in seine Hundeherz geschlossen. Was meinst du mag sie lieber, Fisch oder Huhn?“ Die Einladung zum Essen stand ja noch immer aus. Fisch ist immer gut. Vielleicht eine Gelegenheit das neue Rezept zu probieren. Fisch in Zitronengras und Thymian. Oder doch lieber eine klassische Variante von Huhn. Als Nachtisch auf alle Fälle die delikate Weincreme mit Schokoladensoße. Ehe sich Leon ganz in Kochrezepten verlor, wechselte er das Thema. Er musste Lara ja noch von dem Brief erzählen. „Julia hat geschrieben, sie kommt in den Ferien wieder auf das Anwesen und möchte dann gerne was mit mir unternehmen. Ich meine es wäre doch unhöflich das abzulehnen. Allein schon der Gastfreundschaft wegen. Außerdem habe ich es ihr auf dem Ball versprochen. Wenn wir dabei sind, immer noch so happy mit Anjun?“ Er mochte Anjun als Freund, was nicht bedeutete, das er es im durch gehen lassen würde, sollte er seine heiß geliebte Cousine nicht auf Händen tragen.

"Naja....kann numal nicht immer alles Glatt gehen. Schätze du hattest auch nen guten Riecher..." antwortete Marlon auf Cocos Feststellung, dass bei ihm auch nicht gerade alles super laufen würde, doch das Mädchen wechselte sofort das Thema. Er folgte ihrem Blick in Richtung Anjun und Dominic. "Naja....über das Liebesleben mancher weiss man wohl schon mehr als genug, wenn du mich fragst, ob man will oder nicht..." mittlerweile dürfte wohl fast jeder in der Schule mitbekommen haben, dass Lara und Anjun eine ganz besondere Beziehung zueinander hatten. Wenn Marlon daran dachte, wie eifersüchtug er am Anfang noch gewesen war, weil er für Lara schwärmte. Doch im Moment war er nur noch aus dem grund eifersüchtig, aus dem er auf alle Pärchen eifersüchtig war: Auf ihr Glück. Er sah dann zu Dominic "....und bei anderen wiederrum will man es gar nicht wissen und ich kann es mir um ehrlich zu sein auch nicht wirklich vorstellen...."

Damit war es amtlich. Ihr naiver Cousin brauchte wohl erst ein schriftliches Formular, in dreifacher Ausführung von Notar abgesegnet, mit dem Subtext willst du mit mir gehen. Lara nahm sich vor Selina bei Gelegenheit einen Tritt in diese Richtung zu geben, sonst wurde das ja nie was. Nicht das es ihren Cousin keinen Ärger einbringen würde, aber daran dachte er nicht. Der Brief ließ sie aufhorchen. „Julia ist immer noch mit deinem Cousin zusammen?“ Leon nickte und blickte sie dabei aus naiv, unschuldigen Augen an. Ihm begreiflich zu machen das es eine sehr schlecht Idee ist, brachte in diesem Fall nichts. Selbst die Erklärung von Marlon schien nicht gefruchtet zu haben. „Tu was du nicht lassen kannst." //Spieglein, Spieglein an der Wand. Wer wird am Ende wieder einen Raster bekommen. Allein schon weil sie Leon schöne Briefe schreibt...// Obwohl, konnte vielleicht auch ganz lustig werden.

„Mit Anjun läuft es bestens. Man kann sagen er behandelt mich wie eine kleine Prinzessin, falls dich das beruhigt.“ Seinen nicken nach war Leon recht zufrieden damit, das es Anjun schaffte ihrer Vorstellung von einem Mann voll und ganz gerecht zu werden. Der letzte Satz und fertig. Mit einem Dankeschön gab Lara ihrem Cousin seine Hausaufgaben zurück.

Die Lehrerin für Wahrsagen lief zufrieden an den Pärchen entlang. Auch wenn nicht jede Person diese Aufgabe so ernst nahm, wie sie sich es erhofft hatte - frühere Jahrgänge hatten diese Aufgabe immer heiß und innig geliebt, wie sie wehmütig sinnierte - war sie doch zufrieden, dass es keinen demonstrativen Boykott gab. Theophanu sah auf ihre Uhr, gleich würde es klingeln.
"Sie dürfen dann zusammenpacken und sich zum Mittagessen in den Speisesaal begeben. Ihre Hausaufgabe wird es sein, die Deutungen, die sie heute im Rauch erlebt haben, schriftlich niederzulegen und sie gut aufzubewahren, damit Sie sie mit den Erkenntnissen der Traumtulpennacht vergleichen können."

[ooc: Der Unterricht ist damit offiziell beendet. Wer möchte, kann hier gerne noch weiterspielen, ansonsten dürft ihr euch gern in den nächsten Zeitslot begeben.]

"Wirklich beeindruckend," gab Dominic sarkastisch zurück. Was für ein Blödsinn das doch war, was Anjun dort von sich gab. Er konnte es kaum glauben, dass er versuchte, mit solch einer plumpen Masche Reaktionen hervorzurufen, nur um ihn zu demütigen.
"So kombiniert man geschickt bekanntes Wissen über eine Person so, dass es sich nach irgendetwas Neuem anhört." Dominic schüttelte ungläubig den Kopf. "Dann tut man so, als ob man es im Rauch gelesen hätte und stellt es als Wissen über den Geist seines Gegenübers dar. Ich hätte eigentlich mehr erwartet." Dominic schüttelte den Kopf. "Dass ich ein Problem damit habe, ich zu sein, ist ja hinlänglich bekannt auf dieser Insel..." 'Aber nicht, dass er so schwer ist, Hohensayn. Die anderen belächeln es doch und halten es für eine Phase. Und genau das ist es.' "..., ein wenig Hausfrauenpsychologie, um zu vermuten, dass es auch einen Konflikt mit meiner Familie gibt..." 'Aber das der in den Ferien eskaliert ist, kann er nicht wissen.' "...und dazu noch ein wenig Melodram, hinter der kalten Hülle viele schmerzhafte Emotionen. Das klingt fast so, als ob Shouky das geschrieben hätte." 'Dass es nah an der Wahrheit liegt, lässt sich aber nicht leugnen, Hohensayn.' "Und damit kommen wir zum großen Finale, dass es doch bestimmt jemanden gibt, den der Hohensayn liebt und - oh Wunder - er ist ja ein Waldsteinsprössling, also wird es wohl ein Muggel sein. Wie herrlich vorhersehbar die Welt doch ist." 'P...' 'Jetzt halt' die Schnauze. An diesem Humbug ist nichts dran. Das hat er sich doch einfach nur zusammengereimt. Er wollte mich mit irgendwas aus dem Konzept bringen, weil es ihm Spaß macht, sowas mit anderen Menschen anzustellen. Nichts als Verkettung von bekannten Fakten und ein wenig Kombinationsgabe. Wir glauben doch beide nicht, dass er wirklich was in diesem Rauch gesehen hat. Ich bitte dich, das ist albern.' 'Oder wahr. Du musst zugeben, es wäre eine adäquate Beschreibung der bisherigen Vorgänge, Hohensayn. 'So ein Blödsinn. Ich will von niemandem gerettet werden.'
Die Dialektik seiner Überlegungen strengte Dominic an. Sich selbst zu widersprechen und zu widerlegen war ein mühseliger Prozess, den er am liebsten abgekürzt hätte.
"Also wirklich ganz großes Kino... Aber viel zu leicht als Provokation zu durchschauen. Da musst du schon Besseres anbieten." Aber ein wenig verärgerter als sonst klang er dann doch.

"Zur Erinnerung, du wolltest, dass ich die Zeichen deute. Nun, so wie du reagierst, bin der Wahrheit also gefährlich nahe gekommen.", entgegnete der Nachtkrab. Das Mitleid, das er empfunden hatte, war verschwunden. Als er ihm die Zeichen gedeutet hatte, war ihm für einen Moment bewußt geworden wie schwierig Dominics Leben war, doch dieser Moment des Verstehens verging. „Sag mir Dominic, kostet es nicht ziemlich viel Kraft die Wahrheit zu leugnen und immer den anderen die Schuld zu geben?“

Dominic schluckte ein 'Geht dich nichts an' herunter und atmete einmal tief durch. Anjun wollte also Spielchen spielen... Sollte er doch. Er hatte schließlich genug Zeit gehabt zu lernen, wie man selbst Spielchen spielt. Wenn es darum ging, erfolgreich an der Wahrheit vorbeizulavieren, so dachte Dominic, konnte ihm niemand das Wasser reichen. Dafür hatte man in der Vergangenheit zu oft auf ihn eingedroschen, wenn seine Deckung versagt hatte. Nicht, dass es ihm gefiel. Genau genommen wollte er eigentlich viel lieber jemanden haben, mit dem er reden konnte aber er war sich auch ziemlich sicher, dass Anjun dies nicht sein konnte. So wie er sich hier aufführte... Und wenn man dann noch beachtete, wer oder was Anjun war. Nein, Dominic war sich fast sicher, dass Anjun Wissen als das betrachtete, was es war: Macht. Wissen würde ihm Macht über ihn geben und das musste er verhindern.
"Das kann ich dir nicht beantworten, Anjun, wenn du nicht gerade willst, dass ich über die Frage hypothetisiere, was Wahrheit ist." Dominic zuckte mit den Schultern. "So spannend ist die Frage allerdings auch nicht. Ich bin der Meinung, dass Wahrheit prinzipiell standpunktabhängig ist und wenn jemand die Wahrheit verdrängen will muss er sich nur klar machen, dass diese so genannte Wahrheit gar nicht die Wahrheit ist." Dominic zuckte erneut mit den Schultern. "Aber ich verstehe den konkreten Sinn der Frage nicht, es sei denn, du willst Gedankenschach mit mir spielen."

Anjun zuckte mit den Schultern. "Wie sagtest du vorhin? Nimm dich nicht so wichtig. Ich habe dir die Zeichen gedeutet, weil es Teil des Unterrichts war und das wie Du dich erinnern wirst nicht mal freiwillig. Aber ich bin weder Dein Feind, noch Dein Psychotherapeut." Er öffnete sein Schreibkästchen und schlug das Heft auf. "Ich schlage also vor, wir machen einfach unsere Aufgabe und bringen das Gesehene zu Papier."

tbc: Hauptgebäude: Speisesaal - Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag)

„Hmm.“, brummte Coco zustimmend auf Marlons letzte Aussage. Sie setzte gerade auf eine Antwort an, als Magister Schmidt die Stunde letztendlich doch für beendet erklärte. Die Rothaarige sah überrascht auf. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, wie viel Zeit schon vergangen war. „Nun, ich denke der Einblick in furchtbar private Dinge ist hiermit beendet.“ Coco grinste gelöst. „Wenn Signore Mondgold nichts dagegen hat, dann würde ich ihn glatt zum Mittagessen einladen. Die Rechnung geht auf mich.“, meinte sie zwinkert und begann, ihre Sachen schnell einzupacken. Mit einen Schlenker ihres Zauberstabes hörte das Kraut auf zu rauchen und die junge Hexe machte sich auf den Weg zum Speisesaal, ohne nochmal zurück zu blicken.

Tbc: Hauptgebäude: Speisesaal - Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag) (+Marlon)

Abel horchte leicht auf, als die Magisterin Schmidt etwas zu Sagen hatte. Sie beendete den Unterricht und teilte ihren Schülern die Hausarbeiten mit. Es wird wohl wieder eine Hausaufgabe sein, die Abel, seis durch Faulheit oder durch Vergesslichkeit, nicht bearbeiten wird... Er notierte sie sich ja nicht einmal... Der Unterricht war also vorbei. Der Junge nickte leicht zufrieden und streckte sich... wieder hatte er es irgendwie rum bekommen. Langsam stand er auf und packte sein Zeug zusammen. Er sah sich nochmal seinen Platz an, um sicher zu gehen, dass er nichts vergessen hatte... denn das passierte ihm hin und wieder. Und es war nicht besonders angenehm, wenn ihn seine Lehrer wegen eines vergessenen Buchs aufsuchten. Dann gähnte Abel noch mal und ging zum Ausgang des Saals. Beim Vorbeigehen nickte er seiner Lehrerin noch zum Abschied zu. ...Jetzt war erstmal Zeit fürs essen... Das Magenknurren holte ihn ein, da er wegen Verschlafen, wieder das Frühstück hatte ausfallen lassen müssen...

tbc: Hauptgebäude: Speisesaal - Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag)

"Der beste Vorschlag seit langem," brummelte Dominic, holte Pergament und Feder aus seiner Tasche, um dann die Aufgabenstellung niederzuschreiben, die man ihm aufgebürdet hatte. Er blickte auf die Uhr, ob die Stunde damit wirklich vorbei war und stellte fest, dass es tatsächlich Zeit fürs Mittagessen war. Sein Magen gab ihm dabei zusätzlich recht. Er packte zusammen. Wort- und grußlos erhob er sich und verließ das Klassenzimmer.

tbc: Hauptgebäude: Speisesaal - Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag)

Es war wirklich zu lustig, ihrem Cousin dabei zu zusehen, wie dieser versucht die Eule am Ende der Stunde dazu zu bewegen, wieder raus zu flattern. Erst nach einmal Flügel kraulen und einem extra großen Eulenkeks war das Tier dazu zu bewegen. „Cordi hat dich gut erzogen!“ Leon sah sie strafend an, lachte dann einfach mit. Was brachte es sich deswegen zu ärgern. Sie packten ihre Sachen zusammen und verließen das Klassenzimmer.

tbc: Hauptgebäude: Speisesaal - Erster Schultag (10. Februar, Donnerstag) +Leon