Fliegen (Aug/Erster Schultag)

Ein Stück hinter dem kleinen Wald, auf der anderen Seite begrenzt von den Dünen, liegt das Quidditchfeld. Auf dem Boden ist die rechteckige Spielfläche eingezeichnet mit der Mittellinie. An jeder Seite stehen die jeweils drei Torringe in luftiger Höhe. Für die Zuschauer wurde eine Tribüne mit ansteigenden Sitzplätzen gebaut. Die oberen Plätze sind natürlich am beliebtesten (weil man den Kopf nicht in den Nacken legen muss).

Eine Umkleidekabine gibt es auf Rungholt für die Spieler zwar nicht (sie sollten schon in ihrer Quidditchrobe kommen), dafür einen Besenschuppen neben dem Feld. Ganz vorne stehen zwei Bänke, auf welchen die Spieler des jeweils antretenden Teams sitzen können. Wenn kein Spiel stattfindet, gibt Magister Greifenklau hier auch gerne den theoretischen Teil ihres Unterrichts.

Tusnelda Greifenklau kam bester Laune vom Frühstück auf das Quidditchfeld. Heute am ersten Schultag stand die Einweisung der neuen Fünftklässler in die Welt des Besenfliegens auf dem Plan und für die älteren Schüler hatte sie sich einen hübschen Übungsparcours ausgedacht. Der Tag war angenehm warm, es war trocken und sonnig. Also perfekte Aussichten. Die Lehrerin ging zum Besenschuppen, schloss ihn auf und dirigierte mit Magie eine Reihe Besen in Reih und Glied nach vorne zu der Bank, auf welcher ihre Schüler nach und nach Platz nahmen und munter plapperten.

Auch wenn es in diesem Fach kaum viel um Bücher und Schreiben gehen würde, war Eustach vor dem ersten Flugunterricht reichlich nervös. Obwohl er ein Zauberer war und sein Elternhaus eindeutig ein magisches, hatte er noch nie jemanden auf einem Besen fliegen sehen, geschweige denn, dass er selbst auf einem geflogen war. Besen waren für ihn etwas, mit dem man den Boden kehren konnte (oder den Hintern versohlt bekam). Schweigend und ein wenig blass um die Nase rutschte Eustach auf die Bank vor der Lehrerin und bestaunte ehrfurchtsvoll die schwebenden Besen.

Gisela betrat das Quidditchfeld, sie fand diesen Ort ein wenig seltsam, was wohl daran lag, dass sie sich nicht vorstellen konnte, was man mit so einem Quidditchfeld machen konnte. Aber als sie die Besen sah, die dort schwebten, trat sie interessiert näher. Sie konnte sich nicht beherrschen und legte rasch ihre Tasche ab, dann berührte sie einen der Besen vorsichtig.

Anselm betrat das Quidditchfeld, wo er bereits gestern herumgeflogen war und sah Magister Greifenklau schon aus der Ferne dabei zu, wie sie die Besen in Position dirigierte und die Kleinen dies teilweise staunend zur Kenntnis nahmen. Für ihn selbst war das nichts besonderes, sein Besen war ein Teil von ihm. Er war nicht so verrückt wie Viktor, aber er flog gern.
"Morgen Magister. Ich nehme an, heute sollen wir nur Flugrost abschütteln und den Neuen bei den ersten Flugversuchen helfen?"

"Na, mal schauen, ob wir die Frischlinge heute schon auf die Besen lassen", lachte Magister Greifenklau und warf einen Blick auf die Uhr. "Als erstes steht nämlich die kleine Besenkunde auf dem Stundenplan." Sie sah in die Runde. "Die älteren Schüler dürfen gleich anfangen und die Besen polieren und gut einfetten. Immerhin haben sie die ganzen Sommerferien im Besenschuppen ausgeharrt und das Holz ist ganz eingetrocknet."

Sie strahlte fröhlich in die Runde. "Und wer seinen eigenen Besen dabei hat und den schon vorsorglich gewachst und poliert hat, darf sich einen der armen Schulbesen nehmen", verkündete sie gut gelaunt und ignorierte das Stöhnen des einen oder anderen. "Und während der Rest poliert, lernen wir" - sie wandte sich an die Fünftklässler - "erst einmal die Grundlagen eines Besens."

Mit einem Wink des Zauberstabs beförderte die Lehrerin einen Besen quer vor sich. "Wer weiß denn etwas über die Funktionsweise eines Flugbesens zu erzählen und kann mir die einzelnen Teile benennen?"

[OOC: Wir fangen jetzt einfach mal an. Wer noch dazu kommen möchte, möge so tun, als wäre er pünktlich erschienen...]

Gisela sah staunend dabei zu, wie der Junge mit den langen roten Haaren ganz locker mit der Lehrerin plauderte, als ob die Beiden sich ganz gut kannten. Offenbar schien das hier ein spaßiges Fach zu sein und man brauchte hier keine Angst zu haben, irgendwas falsch zu machen. Aber Gisela konnte sich nicht vorstellen, irgendwas falsch zu machen. Sie spürte immer noch die Gänsehaut, die es ihr versetzt hatte, den Besen anzufassen. Doch die Frage des Magisters konnte sie leider nicht beantworten. Sie hielt das vordere Ding bei dem Besen für einen Besenstiel und das da hinten... für die Kehrseite des Besens oder so. Sie schwieg lieber erst einmal.

Anselm grinste bei den Worten der Fluglehrerin und holte aus dem Besenschuppen das Polierzeug. Sein eigener Besen war natürlich in erstklassigem Zustand. Er konnte auf Rungholt ja nicht mit einem Besen anreisen, der nicht gepflegt war. Ihm wäre tagelang mindestens Viktors Spott sicher gewesen. Also schnappte er sich einen der Schulbesen und begann mit der Zange einzelne ausgefranste Äste vom Schweif des Schulbesens abzuzwacken. Dabei musterte er neugierig die Fünftklässler.

Nuria war der Meinung, dass die Luft auf dem Quidditchfeld gleich viel besser und sauberer roch als sonst irgendwo auf der Welt. Auf kaum etwas in Rungholt hatte sie sich mehr gefreut als aufs Fliegen und außerdem musste sie unbedingt noch ihren neuen Besen publik machen.
"Anselm, willst du mal was Geniales sehen? Das ist mein neuer Besen, der Superflex 7! So schneidig und wendig wie der ist, erwische ich mit dem jeden Klatscher! Das wird eine echt spannende Quidditch-Saison dieses Jahr glaube ich, was denkst du?"
So tratschte Nuria munter vor sich hin, während sie sich einen alten, gepeinigten Schulbesen griff und begann, ihn mit geübten Handgriffen zu polieren.

Anselm blickte von seinem Besen zu seiner Teamkollegin Nuria auf und lächelte nickend, auch wenn sie ebenso wie Aurora immer viel zu viel redete.
"Ja, schick. Ich hatte auch darüber nachgedacht, mir einen neuen Besen zu kaufen, mein Komet ist ja auch nicht mehr konkurrenzfähig zu den neuesten Modellen der anderen Hersteller, aber bei dem da, den du hast, hat mir die Beschleunigung nicht so zugesagt, also warte ich aufs Frühjahr oder so, dann kommt ein neuer Komet raus, dann gibt es für mich auch einen neuen Besen. Aber die anderen Mannschaften besiegen wir doch problemlos." Er grinste. "Aber neugierig bin ich trotzdem. Darf ich gleich mal probefliegen?"

Penny sah mit großen Augen zu, wie ein paar der älteren Schüler einen wunderbaren Besen bewunderten, und ihr viel schnell wieder ein, das sie ja selbst einen besaß. Einen Sauberwisch 801 um genau zu sein. Schnell ließ sie ihre Tasche ins Gras fallen und ging suchend neben der Bank her, an denen die Besen aufgereit waren. Sie endeckte ihren und stellte sich schüchtern daneben. Als Tusnelda Greifenklau ihre Frage stellte überlegte Penny kurz und sagte dann leise: "Also, die Funktionsweise eines Besens ist glaube ich die, das man sich auf ihn setzt, sich ein wenig abstößt und dann anfängt mit ihm ein kleines Stück über dem Boden zu schweben...", Penny wurde rot, was dachte sie sich nur dabei, einfach auf eine Frage zu antworten, bei der sie sich nochnichteinmal sicher war, und das am ersten Schultag, sie konnte sich jetzt schon denken, was die anderen wohl über sie in Erfahrung bringen würden 'Ein armseliges Muggelmädchen, das noch nie auf einem Besen gesessen hat, und denk sie wüsste alles!', Penny lief ein kalter Schauder über den Rücken, sie wurde noch röter und starrte verzweifelt auf den Boden. Immer musste sie denken, das sich andere über sie lustig machen würden oder das sie nicht gut aufgenommen wurde. 'Wär Sandrine doch hier!', dachte sie verzweifelt...

Kathy ging zügig auf das Quidditschfeld und schnappte sich ihren Nimbus 2001. Sie hatte ihn schon seit zwei jahren, aber ihrer Meinung nach war es einfahc der beste Besen der Welt. Sie schnappte sich ihr Pflegeset und stampfte rüber zu Nuria und Anselm die gerade über Nurias neuen Besen gebeugt waren. "Hey!", begrüßte sie sie fröhlich und ließ sich ins Gras sinken, um ihren Besen zu polieren. Ihr Blick schweifte dabei ein paar Mal hinüber zu den Fünftklässlern, die panisch versuchten die Fragen von Tusnelda Greifenklau zu beantworten.

Fliegen! Endlich ein Unterichtsfach das er mag. Glücklich schnappte Viktor sich einen der Schulbesen und begann ihn zu polieren.
Dabei musterte er die 5 Klässler und hielt Ausschau nach Talenten. Fast nebenbei begrüßte er die anderen älteren Schüler.

Bei Fliegen lernte man zwar nicht soviel fürs Zaubern, aber es macht einfach unheimlich viel Spaß. René mochte das Fach um mal auspannen zu können. Er setzte sich auf den Rasen, genoss das schöne Wetter und begann seinen Besen, den er immer von der Schule ausleihte zu pflegen. Früher hatte er mal seinen eigenen gehabt doch der war bei einem üblen Klatscherangriff zu Bruch gegangen. René hatte es nie für nötig gehalten sich einen eigenen zukaufen...

Sandrine stand etwas abseits und hatte deswegen auch die Frage von Magister Greifenklau nicht richtig verstanden.
Also war sie ein wenig näher herangegangen, um besser zu hören und zu sehen.
War das nicht Penny, die gerade schüchtern die Frage der Lehrerin beantwortete? Sandrine bewunderte Penny ein wenig, gleich am ersten Tag so mutig zu sein, vor der ganzen Schule eine Frage zu beantworten.
Sandrine war nicht auf den Mund gefallen, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob sie das wirklich getan hätte, wenn sie die Frage der Lehrerin verstanden hätte.

Penny hob vorsichtig ihren Blick und sah, wie durch Wunschdenken, Sandrine am Rande das Feldes stehen. "Sandrine! Huhu!", rief sie leise undversuchte unauffällig zu winken. Für einen Moment vergaß Penny die Übelkeit die gerade in ihr getobt hatte, und freute sich, nicht ganz ohne jemanden zu kennen hier rum zu stehen.

Nuria begrüßte erst einmal Kathy, bevor sie Anselm Antwort gab.
"Na ja, ich hab ihn selbst noch nicht richtig eingeflogen, er ist sogar noch oben im Schlafsaal. Aber probieren darfst du ihn gern mal, wie wärs mit heute Nachmittag? Ich glaube nur nicht, dass das die Art Besen ist, die du fliegen würdest..."
Mit einer Zange stutzte Nuria die Bosten des Besens, die schon reichlich verbogen und undynamisch aussahen.
"Aber dass wir dieses Jahr ein gutes Quidditchjahr haben, ist klar. Dass Nils nicht mehr da ist, ist schade, aber ich denke, Aurora wird das Team gut managen. Wann wird denn das Vorfliegen sein? Steht schon ein Termin?", fragte Nuria neugierig. "Ich hoffe doch sehr, es gibt ein paar besenbegabte Nachtkrab-Fünftklässler."

"Oh ja, das hoffe ich auch!", sagte Kathy und schaute etwas verbissen. "Ich meine, ich weiß ja nochnichteinmal ob ich es in die Manschaft schaffe.", fügte sie etwas missmutig hinzu und wand sich dann wieder zu ihrem Besen. "Du Nuria, wenn du fertig bist, kann cih dann mal die Zange?", fragte Kathy und sah sich besorgt die schiefen Borsten ihres Besens an.

"Ach was!", sagte Nuria zu Kathy. "Du bist gut, wir werden dich brauchen!" Mit den Borsten ihres Schulbesenexemplars war sie fertig und reichte die Zange Kathy, deren Besen sie wohl ebenfalls dringend nötig hatte.
"So, wie neu", bewunderte Nuria ihr Werk. Sie legte den Besen ordentlich hin und griff sich ein anderes hilfsbedüftiges Schulexemplar.

Sandrine bemerkte auf einmal, dass Penny ihr dezent winkte und wohl wollte, dass sie sich zu ihr gesellte. So unauffällig wie möglich drängte sie sich zu dem Mädchen und stellte sich direkt neben sie, womit sie auch automatisch quasi in der ersten Reihe stand.
"Hi", flüsterte sie leise aus dem Mundwinkel. Sie überlegte sich, ob sie Penny jetzt gleich sagen sollte, wie mutig sie sie fand, aber sie beschloss, das auf später zu verschieben, weil sie ja nun in der ersten Reihe stand.

Tusnelda Greifenklau musste über Pennys Antwort fröhlich lachen. "Nun, vermutlich ist es das, was Sie das erste mal auf einem Besen machen werden", erklärte sie amüsiert, ohne allerdings gehässig zu klingen. Sie sah zu den älteren Schülern. "Wer von Ihnen hat schon seinen Besen fertig poliert und will unseren Fünftklässlern kurz demonstrieren, wie ein Besen im Flug aussieht?", rief sie hinüber. Anscheinend waren in diesem Jahr viele Kinder aus Muggelfamilien neu eingeschult worden, so dass die Grundlagenvermittlung etwas länger dauern würde.

Viktor ließ Magister Greifenklau nicht zweimal fragen, elegant stieg er auf den Besen und gleitete in die Luft. Erst flog er ganz hoch hinauf, dann vollzog er einen Sturzflug. Er zeigte den Fünftklässlern wie man den Besen steuerte und wie man am besten Gleichgewicht hielt. Es machte ihm richtig Spaß eine Art Vorbild zu sein...

Mit offenem Mund verfolgte Eustach den Flug des älteren Schülers. Wie er mit dem Besen abhob. Wie er mit dem Besen beschleunigte. Wie er mit dem Besen weit hinauf flog. Wie er sich mit dem Besen fast senkrecht hinaub stürzte. Wie er einen Looping flog. Wie er...

Eustach hatte den Kopf in den Nacken gelegt und sah Viktors Flugkünsten voller Bewunderung und Staunen an. Er staunte und staunte und staunte und - kippte nach hinten von der Bank.

Auch Gisela sah Viktor staunend nach. Ihr entfuhr ein leises Wow, während er höher und höher in die Luft stieg. Als er in einen Sturzflug überging, erschrak sie zuerst ein wenig, weil sie dachte, dass der Junge die Kontrolle über seinen Besen verloren hatte oder er nicht mehr genug Benzin hatte oder wie auch immer diese Besen angetrieben wurden. Sie sah zwar keinen Tank, aber irgend etwas musste es ja wohl geben. Sie war ganz gebannt.

Margo hatte sich still zu den anderen gestellt. Die staunten jetzt total, als der ältere Schüler ein paar Kunststücke vorführte. "So toll ist das auch wieder nicht...", dachte sie. Margo war schon oft bei professionellen Qudditichspielen gewesen und die waren natürlich kaum noch vergleichbar.

Margo hielt von diesem Fach nicht sonderlich viel. Obwohl sie einen der modernsten Besen hatte (den neuen "Brockener Teufelswind 797") war ihr das ganze nicht wirklich wichtig. Man lernte hier wohl eher nicht so viel. Trotzdem wollte sie es mal ausprobieren.