Runenkunde (Nov/Ein Schultag im Winter)

Ein helles und freundliches Klassenzimmer mit gelbgetünchten Wänden und einem großen Regal mit einer Vielzahl von Rollen mit Texten in alten Runen. Ein hüfthoher Stein steht neben der Tür, ebenfalls mit Runen beschriftet. Magister Rembrandt, der hier unterrichtet, brachte ihn einst aus der Lüneburger Heide mit, wo er dem Bau eines Muggelwohnviertels weichen musste (aber nicht wollte...was jedoch wieder eine andere Geschichte wäre).

Mehrere Bankreihen füllen ansonsten das Klassenzimmer. Das klassiches Lehrerpult fehlt, da Aaron Rembrandt ohnehin meist in Bewegung ist und sich eigentlich öfter daran beim vorbeigehen den Fuß angestoßen hat als dahinter zu stehen.

Zurzeit teilt der Magister das Klassenzimmer allerdings mit der Schulpraktikantin (eine Art Referendarin) Tatjana Moorstein, die er ganz unbefangen meist den Unterricht selbst gestalten lässt. Meistens sitzt Magister Rembrandt in solchen Fällen in der letzten Reihe auf dem hintersten Platz rechts, von wo aus er auch die Schüler gut im Blick hat.

Tatjana Moorstein war bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Stunde im Raum. Magister Rembrandt hatte sie genau informiert, was sie in dieser Stunde machen sollte und doch war sie schrecklich aufgeregt, denn dies sollte ihre erste eigene Stunde sein.

Sie hatte schon auf jeden Platz einen Aufgabenzettel verteilt. Da dies eine Gemeinschaftsklasse war, gab es drei Abschnitte darauf, der erste Abschnitt bestand aus der Wiederholung des alten Futhark, der zweite Teil war ein Text im ersten Standart, das bedeutete, eine Zeichengruppe stand für ein Wort. Dieser Text war schon recht kompliziert und war als Abschluss text gedacht, bevor der Magister nächste Woche mit dem zweiten Standart anfangen wollte: Das Übersetzten der Zeichen als Wörter und nicht als Zeichen. Der dritte Teil des Blattes war ein kurzer Satz. Er war im dritten Standart verfasst, was bedeutete das die Zeichengruppe im ersten Standart zu übersetzten ist und das Thema darstellte. Die Zeichen an sich hingegen waren als Worte zu deuten. Diese Technik war sehr komplex, aber auch sehr weit verbreitet unter den Europäischen Zauberern.

Sie war wirklich gespannt, wie diese Stunde wohl werden würde.

Amabella begrüßte ihre geliebte Schwester herzlich. Sie freute sich sehr, dass sie nun endlich auch unterrichten durfte, wenn auch erstmal nur als Praktikantin.
Gut gelaunt setzte sie sich an ihren Platz, um sich schon einmal mit dem Unterrichtsmaterial zu befassen.

Dominic zog die Brauen hoch, als er die Praktikantin vorne erblickte. Damit hatte er nicht wirklich gerechnet, das konnte ja nur ein Desaster werden, das spürte er im linken kleinen Zeh. Normalerweise belegte er immer eine der vorderen Bänke, doch er hatte so das dumpfe Gefühl, dass er heute besser hinten saß. Schnell verschwand er in der letzten Reihe und ignorierte das Aufgabenblatt vor sich erst einmal.

Kathy kam gut gelaunt in die Klasse und sah, dass noch nicht viele von ihnen anwesend waren, doch sie gesellte sich zu Amabella. Kathy hatte bvergessen dass sie heute ihre neue Praktikantin bekommen sollten, weshalb sie Amabella fragte: "Wer ist denn dass? Die sieht dir irgendwie ähnlich..."

Amabella grinste Kathi verschmitzt an: "Das ist meine Schwester Tatjana, die mir mein Halloweenkostüm genäht hat, erinnerst du dich?"

Dann konzentrierte sie sich wieder auf den Unterricht, damit sie nicht negativ auffiel.
[OOC: Ein 60er Jahre Kostüme nach Art Jacky Kennedy in grün)

Nachdem Tatjana noch ein paar wenige Minuten auf Nachzügler wartete, schaute sie die kleine Truppe an und ihre Nervosität stieg ins Unermessliche. ,Reiß dich zusammen, Tati!´ dachte sie und nahm all ihren Mut zusammen um die Stunde zu beginnen.

"Hallo allerseits, ich bin Tatjana Moorstein, und ich bin für das nächste halbe Jahr hier Schulpraktikantin. Ich bin 19 Jahre alt und studiere im letzten Semester an der Blocksberguniversität Runenkunde und Ägyptologie auf Lehramt. Ich habe meinen Abschluss auch auf Rungholt gemacht, was noch gar nicht so lange her ist, weswegen mich die älteren Schüler noch kennen mögen." Sie warf dabei zwei 12. Klässler in der letzten Reihe einen Blick zu. "Nichtsdestotrotz wollen wir uns nicht mit Belanglosigkeiten aufhalten und gleich voll einsteigen."

Sie warf einen kruzen Blick auf ihr Manuskript, aber sie kannte es eigentlich schon auswendig.

"Letzte Woche haben die Siebtklässler das alte Futhark kennen gelernt. Sie sollten es mit ein paar kleinen Übungen als Hausaufgabe vertiefen. Auf dem Übungsblatt ist oben auch noch einmal das Alphabet abgebildet. Das ist auch wichtig für die Mittelstufenschüler, also alles zwischen 8 und 10, die eine Abschlussübung heute machen und dann nächste Woche mit dem zweiten Standart anfangen werden. Meine lieben Oberstufenschüler, sollten bis heute das Kapitel über den 3. Standart gelesen und verstanden haben. Eine kleine Übung dazu sollte das Verständing vertiefen."

Sie schaute noch einmal in die Runde, ehe sie sich gänzlich unbeliebt machen würde. "Der Magister hat mir aufgetragen vor Weihnachten noch einen Test zu schreiben. Die Anforderungen für jede Klassenstufe steht auf der Rückseite. Ihr könnt damit rechnen, dass ich den Test in einer Woche schreiben lassen werde. Doch nun lasst uns Anfangen. Wenn jemand Fragen hat, kann sich gerne melden."

[OOC: einige kleine Links:
http://www.runenkunde.de/futhark.htm
http://www.laukaz.de/runensysteme/aelterer_futhark/index.htm
und natürlich Wikipedia
Der Text der Mittelstufer lautet: Der König gab Opfer für die Götter bestehend aus Rindern, Schweinen, bester Kleidung, Arzneien und anderen guten Dinge, die zum Leben nach dem Tode unentbehrlich waren. Aber natürlich müssen eure Charas nicht diesen Wortlaut wählen^^
Sind auch Siebtklässler und Oberstufenschüler vorhanden? Ich weiß das grad nicht...)

Högni war kurz vor Beginn des Unterrichts ins Klassenzimmer gekommen. Eilig hatte er es selten, da Magister Rembrandt auch nicht dafür bekannt war, gleich zu drakonischen Strafen zu greifen, wenn man mal eins, zwei Minuten zu spät war. Allerdings war heute die neue Schülerpraktikantin diejenige, die den Unterricht machte.

"Deine Schwester?", wollte Högni von Amabella wissen, nachdem sich Tatjana vorgestellt hatte. "Sieht genauso schnuffig aus wie Du." Er grinste das Mädchen an und drehte dann ohne allzu viel Interesse das Aufgabenblatt um. Abschlussklausuren und Prüfungen waren für ihn noch in weiter Ferne. Mehr als einen kurzen Blick war ihm die Sache noch nicht Wert.

Dominic rang sich dann nach der expliziten Aufforderung, sich mit dem Aufgabenblatt zu beschäftigen, doch dazu durch, sich den Text, den er übersetzen sollte, einmal anzugucken. Einige Vokabeln sprangen ihm ins Auge, wie Herrscher, Tod und Gewandung. Er nahm an, dass es um irgendein Begräbnisritual ging, was er nicht sonderlich spannend fand. Da das Lesen für ihn kein großes Problem war, begann er einfach, Wort für Wort herunterzuschreiben und warf nur hin und wieder einen Blick auf sein Alphabet, um sich zu vergewissern, dass er nichts falsch machte.

Amabella nickte kurz in Högnis Richtung und konzentrierte sich dann wieder auf das Aufgabenblatt vor ihr. Sie schaute sich kurz die Übung an und dann machte sie sich daran die Aufgabe zu lösen, was schwerer war, als sie zu Erst gedacht hatte. Nach einer halben Stunde intensives Arbeiten aber hatte sie es doch geschafft den Satz bis zum Ende zu übersetzten:

Der Koenig gab Opfer für die Goetter bestehend aus Rindern, Schweinen, bester Kleidung, Arzneien und anderen guten Dinge, die zum Leben nach dem Tode unentbehrlich waren. Stolz gab wartete sie darauf, dass auch andere fertig wurde, damit sie ihre Lösung vorstellen konnte.

Auch Högni machte sich notgedrungen an die Übersetzung. Er war eigentlich in den meisten Fächern ein recht guter Schüler, was erstaunen mochte, wenn man bedachte, wie faul er war und wie unaufmerksam zum Teil. Allerdings war er auch an fast allen Dingen interessiert und schnappte mehr auf als man denken mochte. Dennoch schadete ein kurzer Seitenblick auf Amabellas Übersetzung wohl nicht, um zu überprüfen, ob er halbwegs richtig gelegen hatte. Allerdings war seine Lösung etwas anders, aber wohl immer noch im Rahmen der möglichen Variationsbreite bei Übersetzungen.

Fröhlich drehte Kathy ihr Aufgabenblatt um, Runenkunde war eins ihrer besten Fächer. Sie überflog die Runen im Eiltempo, nahm dann ihre Feder zur Hand und begann mit der Übersetzung. Als sie fertig war, warf sie einen Blick zu Amabella, die ebenfalls schon fertig war. Breit grinste sie ihr entgegen...

Tatjana schaute zu wie ein Schüler nach dem anderen fertig wurde. Sie hatte manchen Schülern helfen müssen, andere jedoch schienen den Stoff schon recht schnell aufgenommen zu haben. Vor allem die Siebtklässler kamen super klar. Vielleicht sollte sie das nächste Mal schwierigere Sachen nehmen.

Nachdem auch der langsamste Schüler fertig war und die anderen schon wieder anfingen zu quatschen, entschloss sie nun zum eigentlich Unterricht zu kommen, ehe es gleich zu spät sein würde. Schnell schaute sie noch auf die Uhr, ehe sie anfing zu sprechen.

"Ich sehe ihr seid alle fertig. Fräulein Tiefensee, wollen sie uns nicht mal vorlesen, was sie übersetzt haben?"

Etwas erschrocken zuckte Kathy zusammen denn sie hatte begonnn vor sich hin zu träumen. "Ich äh..wie bitte...?", gluckste sie herrum. Da sie jedoch mitbekommen hatte, dass es um ihren Text ging, entschloss sie sich, ihn einfach vorzulesen. "Der König gab Opfer für die Götter bestehend aus Rindern, Schweinen, bester Kleidung, Arzneimitteln und anderen guten Dingen, die zum Leben nach dem Tod unentbehrlich waren...", las sie. Dann sah sie zu der Praktikantin auf und hoffte, nichts falsch verstanden zu haben...

Tatjana nickte Kathy zu. "Sehr schön Fräulein Tiefensee, das war absolut korrekt."
Sie machte einen Moment Pause um sich zu sammeln.

"Die letzten paar Minuten möchte ich mit euch darüber philosophieren, was ihr macht, wenn ihr einen unbekannten Text bekommt. Also, stellt euch vor, auf eurer Arbeit ist es von Nöten, dass ihr eine Originalquelle bearbeitet und das heißt auch übersetzten könnt und versteht. Wie würdet ihr daran gehen?"
Sie wartete eine Sekunden ehe sie einfach jemanden dran nahm. Diesmal fiel ihre Wahl auf Dominic, der sich in die letzte Reihe verkrochen hatte.

"Herr Hohensayn, was würden Sie tun? Wie würden sie an einen unbekannten Text heran gehen?"

Dominic seufzte leise. Jetzt musste er hier auch noch Fragen beantworten. Das war schließlich ganz simpel. Er holte Luft und begann dann zu antworten.
"Gehen wir mal davon aus, dass das Stück, auf dem der Text gefunden wurde, intakt und der Text somit komplett ist, dann starten wir damit, eine Abschrift herzustellen, weil es sich von Steinen nicht so leicht übersetzen lässt wie von einem Bogen Pergament. Es empfiehlt sich, jeweils zwei Reihen Luft zu lassen in der Abschrift. Wenn man dann mittels Sachverstand oder Büchern festgestellt hat, um welches Alphabet es sich handelt, kann man mit einer Transkription beginnen. Hat man diese abgeschlossen, muss die Sprache bestimmt werden und dann kann man in der dritten Zeile den Text übersetzen, sofern die Runen als Schrift verwendet werden. Wenn die Runen für Worte stehen, was weitaus häufiger vorkommt, bietet sich eine direkte, wörtliche Übersetzung in Zeile 2 an, wobei die Herkunft der Inschrift für die Bedeutung beachtet werden muss, um sich dann den Sinn zu erschließen und die einzelnen Worte in Zeile 3 dann in heute übliche Sprache zu übertragen."

Tatjana klatsche in die Hände vor Freude. "Das war sehr wissenschaftlich Herr Hohensayn. Sehr gut sehr gut. Dann machen wir Schluss für heute, denkt an den Test nächste Woche!" rief sie in den allgemein Tumult hinein, der entstand, als sie "Schluss" sagte.

Erfreut und nun endlich wieder entspannt, zog sie sich zu Magister rembrandt zurück, um mit ihm über ihre erste Stunde zu sprechen.