Eulalia/Anjun - Rachepläne

Nachdem Anjun Geschirr und Decke zurück zum Langhaus gebracht hatte, schlenderte er zu dem Baum hinüber unter dem er sich mit Eulalia treffen wolle. Es war eine alte, ziemlich schief gewachsende Trauerbuche. Ihre Zweige hingen so weit herab, dass man problemlos ungesehene Besprechungen dort abhalten konnte. Außerdem waren die unteren Äste so niedrig, dass man sich leicht an ihnen hochziehen und bequem dort im Schatten sitzen konnte. Genau dies tat der junge Baccaracus, da das Mädchen noch nicht da war. Schnell und geübt schwang er sich hinauf in den Baum und machte es sich in einer Astgabe gemütlich. Während er mit den Beinen baumelnd auf Eulalia wartete, entdeckte er eine Ameisenstraße, die zu einer harzigen Stelle am Baum führte. Hier war der große Baum verletzt worden und hatte sich mit einer dicken Blase aus süßem Harz geschützt. Der Junge kletterte höher und brach die Verharzung heraus. Buchenharz konnte man als magisch hoch potentes Mittel einsetzen, wenn man nur wußte mit welchen Materialien man es kombinieren mußte. Während er es sich wieder auf einem der niedrigen Äste gemütlich machte, um auf Eulalia zu warten, begann er mit einem dünnen, grimmigen Lächeln eine kleine Figur zu formen.

Leise und möglichst unauffällig betrat Eulalia das Innere der Trauerbuche [OOC: Eigentlich gibt es nur Trauerweiden...] und suchte dort nach dem jungen Baccaracus. Nach einigem Umherblickens entdeckte sie den Jungen schließlich in den höheren Ästen. Behände schwang sich Eulalia auf den ersten Ast und machte sich daran auf Anjuns Höhe zu klettern.

"Hey Baccaracus! Willst du heute wieder hoch hinaus?" fragte sie grimmig.
Endlich erreichte sie einen Ast unter Anjun und lehnte sich in die dazugehörige Astgabel. Von hier aus hatte sie alles und jeden gut im Blick, aber sie wusste, dass man sie von unten nicht sehen konnte. Und mit einem kleinen erweiterten Muffliato konnte sie auch keiner absichtlich und unabsichtlich belauschen. Geschickt holte Eulalia ihren Zauberstab hervor und mit einen "Muffliexo Maxo!" sicherte sie den Baum vor fremden Zuhöhrern.

OCC: Trauerbuchen gibt es auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Hänge-Buche

Anjun verbarg das Harzmännchen in seiner Hand. Das Mädchen war sehr bewandert in den dunklen Künsten und wenn es jemanden außer den Lehrern in Rungholt gab, die verstand, was er damit anstellen konnte, dann sie.

Ein befriedigtes Lächeln legte sich auf seine Züge, als sie den Muffliexo sprach. Eine der guten Eigenschaften von DeLorenzo war, dass sie vorsorgte, wenn sie etwas plante. Er kletterte zu ihr herab und setzte sich auf den Ast gegenüber.

„Du hast nicht Unrecht. Rache ist ein Gericht, dass man am besten kalt serviert.“, sagte er grimmig, während er mit den Füßen baumelte.

Grimmig beobachtete Eulalia, wie sich Anjun auf dem Ast neben sie setzte. Ihr Gehirn war den ganzen Nachmittag im Hintergrund gerast und hatte bis jetzt bereits einige tolle Racheideen produziert.

"Ja, wem sagst du das!" entgegenete Eulalia schließlich auf Anjuns Aussage. "Meine Familie kennt viele viele Flüche, manche davon so furchtbar, dass wir sie noch nicht mal unseren Todfeinden an den Kopf hetzen würden." Ein grausames Grinsen zeigte sich kurz auf ihrem Mund, ehe der ernste entschlossene Gesichtsausdruck ihr Gesicht zurück eroberte.
"Natürlich sind die alle verboten in Deutschland." Und wenn Eulalia an ihre Urgroßtante Georgina dachte, die ihren Geliebten verflucht hatte und als Preis ein Leben im Delirium erntete, dann war sie eigentlich auch froh darum, dass die meisten furchtbaren Flüche verboten waren, aber dies würde sie nicht sagen oder gar zeigen, immerhin entstammte Anjun auch einer alten angesehenen Familie.

"Meinst du Marta nimmt an dem Probetraining teil?" fragte sie dann ganz unbeteiligt. Ihr Plan, den sie sich schon ein wenig zu Recht gelegt hatte, baute nämlich genau auf diesem Fakt auf.

Der rothaarige Nachtkrabs erwiderte Eulalias grimmiges Lächeln. Die DeLorenzos waren dafür bekannt sich mit dunkler Magie zu beschäftigen.Wenn jemand noch gemeinere Flüche kannte, dann war sie es. Doch schwarze Magie zu kennen und sie einzusetzen, war noch einmal etwas voneinander verschiedenes. Meist genügte ein gewisser Ruf und eine Drohung hier oder da ihr aus, damit die Leute das taten was sie wollte.

„Sie hat die Statur einer guten Treiberin.“, erwiderte der junge Baccaracus auf ihre Frage nach dem Quidditch. Im Gegensatz zu ihm selber, wie er fand, obwohl er erfolgreich auf dieser Position spielte. „Allerdings sieht sie so aus, als wenn sie nicht besonders gut zielen kann und Brutalität ihre einzige Stärke im Spiel wäre. Obwohl Diana allen recht offen davon erzählt hat, wer sich angemeldet hat, habe ich noch nichts davon gehört, dass sie kommen will. - Du willst ihr beim Quidditch eines auswischen? Den Besen verhexen oder so?“

Eulalia schaute nachdenklich drein, ehe sie antwortete:
"Anjun, was weißt du über psychologische Kriegsführung?" Sie machte eine kleine Denkpause ehesie fortfuhr. "Dieses Mädchen tut so als sei sie die stärkste. Mental wie körperlich. Doch in Wirklichkeit heult sie sich wahrscheinlich jede Nacht in den Schlaf vor Heimweh. Um jemanden zu zerstören, muss man ihn klein machen. Ihm eine Aufgabe geben, die er nicht bewältigen kann. Ihn öffentlich bloßstellen. Keine Magie, auch wenn das sehr verlockend ist, denn Magie kann man nachvollziehen und wir wollen doch beide unseren Quidditchposten behalten, oder?"

Es war nur eine rhetorische Frage, aber genau diese Frage beschäftigte sie am meisten. Wie kann man jemand ohne Magie besiegen? Die ganz klar Antwort war: Mobbing! Eulalia hatte erst diesem Sommer von ihrem Cousin Claudio von dieser Form der Unterdrückung gehört. Claudio selbst ist einer der wenigen Squibs der Familie und muss daher auf eine Muggelschule gehen. Für die Ältesten war er Abschaum und man schien nur auf seinen 18. Geburtstag zu warten, wo man ihn endlich verstoßen konnte. Für Eulalia aber war er schon immer so etwas wie ein Freund gewesen und gerade seine Einsicht auf das Leben der Muggel war für sie manchmal sehr von Nutzen, denn sie kannte nur Zauberer, die den Muggelweg verachteten und dies konnte man geschickt zum Vorteil nutzen.

Unwillkürlich schloss sich Anjuns Hand fester um die Harzpuppe. Jemanden schwächen konnte man damit hervorragend. Gliederschmerzen, Hexenschuß, Halluzinationen und noch viel gemeinere Sachen und das alles ohne dass man sich dem Opfer nähern mußte.

Allerdings hatte Eulalia Recht. Auch wenn diese Form der dunklen Magie nur schwer nachweisbar war, wenn erst mal jemand darauf gekommen war, dann gab es nur ganz wenige, die für den Gebrauch dieser seltenen Form in Frage kamen.

"Du meinst Rufmord.", stellte er fest. "Gerüchte ausgestreut wie Federn im Wind, die sich nicht mehr einfangen lassen. Tratsch und Tuschelei gegen die man sich nicht mit Brutalität und selbstgerechtem Zorn wehren kann."

Wieder zeigte sich das grausame Grinsen auf Eulalias Gesicht:
"Ich sehe, du hast absolut verstanden, was ich meine. Jetzt müssen wir nur noch eine Möglichkeit finden, Gerüchte zu streuen. Da sie aber eine Fünftklässlerin ist, müssen wir diese bei den Jüngeren streuen. Du hattest doch vorhin Pferdetreffen, da waren doch auch sicherlich kleine Mädchen, oder?"

Eulalia hielt nicht viel von Pferden oder Pegassi, aber das lag eher daran, dass sie Angst vor ihnen hatte und sie ihnen deshalb aus dem Weg ging.

"Ach, übrigens, bevor ichs vergesse: Morgen ist Probetraining, ich erwarte, dass du da 100 % gibst, damit du es wieder ins Team schaffst. Nicht dass ich davon ausgehe, dass ich einen besseren Treiber finde als dich, ich wollte dich da nur noch mal drauf hinweisen.", sagte sie, da Eulalia dies grade in den Sinn kam, als sie noch mal darüber nachdachte, wie man bei den Jüngeren Gerüchte streuen konnte. In ihrem Team war ja auch z.B. Fabienne, und die war auch grad erst in der 6. Klasse.

Anjun erwiderte Eulalias freches Lächeln und nickt nur. Gelegenheit würde sich sicher finden lassen. Er lehnte sich gegen den Stamm zurück und baumelte mit den Beinen. Die Aussicht auf die Quidditchauswahl erfüllte ihn mit Vorfreude. Er grinste: „Das versteht sich von alleine. Wenngleich ich lieber als Jäger spielen würde.“

OCC: Lass Anjun ruhig Treiber bleiben.