Rungholt: Festplatz

Die Wiese vor dem Hauptgebäude wird gerne für besondere Anlässe genutzt, sei es für das Walpurgis-Feuer, sei es für eine Schlittschuhbahn im Winter. Je nach Bedarf werden hier verschiedene Zelte, Bänke oder andere Dinge aufgebaut, um nach der Feier wieder zu verschwinden.

An Walpurgis wird hier das traditionelle Feuer aufgeschichtet, das am Abend angezündet wird. Picknickdecken mit traditionellen Mustern werden um das Feuer ausgelegt und die Heinzel bauen ein Buffet auf mit Walpurgis-Gepäck sowie warmen und kalten Speisen, damit keiner während der Feier hungern muss.

pp: Aufenthaltsraum Elwetritschen + Anximander

Unter einer alten Linde am Rande Festwiese vor dem Schulgebäude, breiteten Anaximander und Anjun ihre Decke aus und ließen sich zufrieden darauf nieder. Es war noch ziemlich heiß. Aber im Schatten der Bäume und der vom Wind krumm gewachsenen Hecken ließ es sich aushalten. Anaximander beschwor eine leichte Brise herauf, die ihnen ein wenig Luft zu fächelte, während Anjun Kluntjes in die dünnwandigen, gerippten Porzellantassen füllte.

„Darf ich Dir eingießen?“ Der Kandis knacke leise, als goldbrauner Tee ihn zerfallen ließ. Mit dem kleinen Silberlöffel gab er noch ein wenig Sahne hinzu, die sich in Wölkchen in der flachen Tasse ausbreitete. Es sah hübsch aus und umrühren durfte man Ostfriesentee nicht. Man trank ihn von bitter nach süß. Erst das herbe Teearoma vom Tassenrand, dann der milchige Teegeschmack der Tassenmitte und zum Schluss die Süße des gezuckerten Tees auf dem Tassengrund. Das hatte Anaximander ihm beigebracht.

„Hier läßt es sich aushalten.“, seufzte der junge Baccaracus wohlig und streckte sich aus. „Es ist schön hier zu sitzen. Das einzige was noch besser wäre, ist ein Teehaus in den Bäumen so wie wir es haben. Aber ich schätze hier ist es zu windig.“ Anjun nahm genüsslich einen Schluck Tee und ließ ihn sich auf der Zunge zergehen. „Wo sind eigentlich Leander und Pandora? Vielleicht möchten sie mit uns Tee trinken?“ Er ließ die hellblauen Augen über den Rasenvorplatz streifen, doch konnte die beiden Freunde nicht entdecken. „Schade, dass dies dein letztes Jahr auf Rungholt ist. Weißt Du schon, was Du später machen wirst?“

Anaximander hielt die Teetasse vorsichtig am Henkel und blickte sinnierend in sie als könne er in ihr die Zukunft lesen (was er seiner Klassenstufe entsprechend in Wahrsagen auch hätte können müssen). Teetrinken gehörte zu den entspannenden Dingen im Leben, die man auch problemlos auf Rungholt tun konnte, während andere wie das Reiten auf seinen Pegasuspferde nicht möglich war - noch nicht.

"Pandora hatte Arbeit für ihre AG zu erledigen", entschuldigte Anaximander das Fehlen seiner Freundin. "Ich hatte gehofft, dass sie es zurück schafft, bevor wir fertig werden, aber anscheinend war das nicht der Fall. Leander...nun, ich habe es mich auch schon gefragt. Immerhin war er von der Idee doch recht angetan. Ich würde zu gerne wissen, was dazwischen gekommen ist, dass er uns versetzt hat. Das ist nicht gerade die Art, in welcher man einen Bruder unterstützt, nicht wahr?"

Anaximander nippte an seinem Tee. Er war wie zu erwarten heiß, hatte damit aber seltsamer Weise dennoch eine erfrischende Wirkung. Eigentlich sollte man meinen, dass eher kalte Getränke an heißen Tagen wie diesen halfen, aber wirklich gegen die Hitze halfen nur die warmen. Gut möglich, dass dahinter irgendeine Art von Symphathiezauber steckte.

"Ich habe noch immer vor, mich an der Blocksberg-Universität einzuschreiben", beantwortete er dann Anjuns zweite Frage nach seinen Zukunftsplänen. "Fast alle von Gobs waren dort für ihre magische Weiterbildung, außer Eumenides und Euklid, meine Großcousins", fügte er hinzu auch wenn Anjun die Familienverhältnisse seines Freundes natürlich kannte, "die in Toledo studieren mussten." Das fand selbst Anaximander versnobbt. "Was ist mit Dir? Du wirst doch sicher auch studieren, oder? Hast Du Dich bereits für eine Fachrichtung entschieden?"

Der junge Baccaracus reichte dem anderen Jungen die Schale mit Keksen und nahm dann selber einen. Sie waren frisch gebacken und knusprig. Fast wie Zuhause. Es war schön so gemütlich mit einem guten Freund in de Sonne sitzen und zu plaudern. Fast als wenn Anaximander ein älterer Bruder wäre. So erschien es ihm nicht mehr so schlimm, dass Professor Klotterbeck eines Tages bei ihnen aufgetaucht war und seine Eltern irgendwie dazu gebracht hatte ihn nach Rungholt zu schicken.

Sich an den Stamm der Linde zurück lehnend, ließ er sich mit genießerisch halb geschlossenen Augen das butterige Aroma auf der Zunge zergehen. Ihm war indes nicht entgangen, dass Anaximander sich nicht dazu geäußert hatte was er eigentlich studieren wollte. Da sein Freund daraus sicher kein Geheimnis machen würde, ließ dies nur den Schluss zu, dass er noch nicht wusste was er studieren wollte und es ihm unangenehm war das zuzugeben. Anjun konnte das gut verstehen. Immerhin war ein von Gobs nicht irgendwer. Ein von Gobs wußte was er wollte und war nicht unentschieden. Anaximander wollte seine Würde bewahren und Anjun war so taktvoll nicht weiter nachzufragen. Stattdessen ging er, nachdem er noch ein wenig Tee getrunken hatte, auf den zweiten Teil der Frage ein.

"Für mich zeichnet sich immer klarer ab, dass ich Auror werden möchte. Jasinai Rottmeister hat in den Ferien bereits damit bekommen mich darauf vorzubereiten. Ich habe auch schon mit einigen Auroren gesprochen die meine Eltern kennen. Und vielleicht habe ich ja auch noch das Vergnügen Cocos und Shoukys Väter kennenzulernen."

Der Junge war intelligent, gewandt und schnell mit dem Zauberstab. Er besaß viele Talente und Tugenden, die einen guten Auror ausmachten. Doch es nagte tief an ihm, dass Jasinai ihm davon abgeraten hatte. Es verletzte ihn, dass sie meinte, dass er sehr schnell ein toter Auror sein würde, wenn er nicht lernte sein stolzes und hochfahrendes Temperament im Zaum zu halten.

OCC: Vielleicht könnte auch einer der genannten Väter Anjun bei Zeiten darauf aufmerksam machen?

Ihm kam in den Sinn, dass er eine ähnliche Unterhaltung gestern mit Dominic geführt hatte. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, dass es eine Brücke zu dem verschlossenen Jungen gab. Dass man Dominic vertrauen konnte. Doch er sah sich getäuscht.

In gebührendem Abstand, fast als verstünde er, dass er sich während des Essens nicht nähern dürfe, landete der Rabe Hugin. Sein pechschwarzes Gefieder glänzte in der Sonne, als er mit leicht wippenden Kopf den Rasen entlang spazierte. Es war als mache er höflich kleine Verbeugungen. Anjun lächelte leicht, als er seinem Gekrächz zuhörte.

„Dann werden wir also gemeinsam auf die Blocksberg-Universität gehen. Auch wenn Du dann schon mit dem Grundstudium fertig sein wirst, wenn ich komme.“

"Auror." Anaximander stippte seinen Keks in den Tee, eine schlechte Angewohnheit, die er sich nur in Anwesenheit seiner Freunde erlaubte und die vor allem seine Mutter besser nicht zu Gesicht bekommen sollte. "Nun, sicher eine abwechslungsreiche Tätigkeit mit einem gewissen Ruf." Das wäre etwas, was Anaximander an diesem Beruf gefallen würde. Obwohl es eigentlich keine nennenswerten Schwarzmagier mehr gab, waren Auroren anerkannt und geschätzt. Viele Zauberer bewunderten sie für ihr Können und ihren Mut.

Auf der anderen Seite gab es allerdings auch etwas, das Anaximander den Gedanken daran, selbst Auror zu werden, schnell hatte verdrängen lassen. Auroren waren Angestellte im Ministerium. Alleine die Vorstellung, dass er für jemanden arbeiten würde und dann noch auf einer Stufe mit allen anderen möglichen und unmöglichen Zaubererbeamten, gefiel ihm gar nicht. Außerdem war es zwar nicht der am schlechtesten bezahlte Beruf, aber Anaximander hatte da ganz andere Vorstellungen.

"Das Gehalt wirst Du wohl kaum benötigen", formulierte er diesen Gedanken. "Trotzdem wäre das nichts für mich, zumal ich wohl ohnehin das Pegasus-Gestüt übernehmen werde." Und das bedeutete letzten Endes, dass er überhaupt keine Berufsausbildung benötigte. Im Grunde würde Anjun die auch nicht benötigen, aber ein Auror in dieser Familie machte aufgrund des 'Erbes' durchaus Sinn.

"Es hat etwas sehr beruhigendes zu wissen, dass man einen Platz in der Welt hat."

Zufrieden und mit halb geschlossenen Augen sah Anjun über den Rand seine Teetasse. Der weite, grüne Rasenvorplatz erinnerte ihn an seine Teezeit mit Anaximander auf der Terrasse der schneeweißen Villa der von Gobs in Blankenese. Von dort ging der Blick einen weiten, sanft geschwungenen grünen Hügel herab zur Elbe. Pegasuse pflegten in dem großen Gelände um den Park zu grasen, während am Haus Rosen blühten.

Dies hier war Rungholt, aber mit Anaximander unter den alten Bäumen Tee zu trinken, gab auch diesem Ort eine aristokratische Note. Für Anaximander waren die Dinge selbstverständlich, die auch für Anjun selbstverstänglich waren. Er wusste wie man seinen Tee trank. Die Tee-Zeit als Essenz des gesitteten Müßiggangs. Einem von Gobs musste man nicht erklären, welchen Tee man zu welchem Anlass trank; wo hinein Milch gehört (Ceylon, Assam) und wo hinein nicht (Darjeeling, Souchong). Oder gar, warum Teebeutel eine schlechte Idee waren. Und auch wenn er seinen Keks einstippte, war das kein Zeichen von Unkultiviertheit, sondern von Vertrauen. Anaximander erlaubte sich in der Gegenwart seines Freundes Entspannung und den nonchalanten Bruch mit der Etikette.

Anjun stellte die Tasse zur Seite, nahm sich noch einen Keks und fuhr, als er die Schüssel zu Anaximander reicht fort: "Die meisten anderen hier werden es müssen, ob sie wollen oder nicht. Wir hingegen sind frei zu entscheiden, ob wir arbeiten wollen oder nicht.Und wenn uns das nicht genügt, können wir jedem noch so exotischem Hobby nachgehen oder eigenwillige Forschungsgebiete haben."

Sein Blick wanderte zu dem großen, schief gewachsenen Baum unter dem er sich mit Eulalia treffen wollte, aber das Mädchen war noch nicht da. Es erinnerte ihn daran, dass morgen das Quidditschauswahltraining stattfinden würde und er wechselte das Thema.

„Ich bin mal gespannt, ob wir morgen neue Quidditch-Talente entdecken werden. Hast Du schon ne Ahnung, wer bei Euch an den Trainings teilnehmen wird? Bei uns sind es die üblichen Verdächtigen. Ich habe aber munkeln hören, dass es bei uns eine Reihe von jüngeren Schülern versuchen wird. Eustach zum Beispiel. Und Fabienne, die ihren Sucherposten wieder haben will. Von Coco weiß ich nicht, ob sie sich erneut als Sucherin bewerben wird. Ich fänds Klasse!“

"Eustach?" Anaximander nahm sich einen weiteren Keks aus der von Anjun gereichten Schale und quittierte diese Geste mit einem höflichen Kopfnicken. "Ah, warte, das ist der Salamander-Junge, oder?" Anaximander kannte die Familie Salamander aus den Erzählungen der Gesellschaft. Meinhold Salamander war ein zu seinen Zeiten berühmter Zaubertränkemeister gewesen. Soweit Anaximander wusste, hatte er eine Muggelfrau geheiratet und dann hatte man nichts mehr von ihm gehört. Es gab schon einen guten Grund, warum solche Ehe keine gute Idee waren.

"Was unser Team angehen wird, habe ich noch nicht viel gehört", fuhr er fort. "Ich habe auf der Wassernixe zwar kurz mit Viktor gesprochen, der wieder Teamchef geworden ist" - was nicht verwunderte bei einem angehenden Quidditchprofi - "aber wer vorfliegen wird, weiß ich nicht. Ich tippe allerdings auf Blauzahn und seinen Freund Nebell und ich glaube, von den Mädchen wollten einige sich dieses Jahr am Probetraining versuchen." Er legte die Stirn in Falten. "Zwei von dieser 'lebhaften' Sorte", fügte er ein wenig abwertend hinzu. "Vonn und Grüner. Aber ob sie wirklich auftauchen, werden wir wohl erst sehen, wenn es soweit ist. Hast Du eigentlich einen neuen Besen mitgebracht?"

Anjun biß ein Stück von seinem Butterkeks ab, legte den Rest auf den Tassenrand und nahm gemächlich einen Schluck Tee, ehe er antwortete. „Ja, der Salamander-Junge. Er ist in meinem Haus, aber sehr scheu. Fast wie der Schatten in dem er sich meist versteckt.“ Der Junge begriff den Kleinen nicht recht. Er war anders als jeder andere, den er bislang kennengelernt hatte. Unverständlich wie Dominic.

„Nein, ich habe keinen neuen Besen in diesen Jahr. Aber ich habe meinen alten Besen persönlich gebunden. Er sieht nicht so neu aus, aber ich habe machtvolle alte Magie auf ihm eingesetzt.Mein Vater hat mich einen neuen Zauber gelehrt, damit der Besen mich im Flug unterstützen wird. - Aber ich nehme an, Du hast einen neuen Besen?“, schmunzelte Anjun, der die Leidenschaft seines Freundes für immer das Neuste Besenmodell kannte. „Erzähl mir, was hast du dir gegönnt?“, fragte der Rothaarige neugierig.

"Rein theoretisch habe ich sogar zwei", meinte Anaximander als wäre es die normalste Sache der Welt. "Ich habe mir von meinem Patenonkel einen schwedischen JAB kaufen lassen", verriet er Anjun, der natürlich wusste, dass sein Freund damit den "Jokkmokk Aurora borealis" meinte, der wie das namensgebende Polarlicht einen hübsche leuchtenden Schweif hinter sich herzog, wenn er seine maximale Geschwindigkeit erreichte. Ein wenig war es eine Spielerei, aber auf der anderen Seite war es nicht leicht, die maximale Geschwindigkeit zu erreichen, jedenfalls nicht, wenn man nur bedingt Platz hatte wie auf einem Quidditchfeld.

"Außerdem hat Leander von ihm auch gleich noch einen Besen bekommen, vermutlich dass er sich nicht vernachlässigt fühlt", führte Anaximander weiter aus. "Aber Leander meinte, ich könne ihn haben, wenn ich mag." Sein Bruder war nicht ganz so Quidditchbesessen wie er und auch nicht im Quidditchteam. "Es ist ein Nimbus 2010. Ein gutes Modell für Sucher im Grunde, aber ich finde ihn ein wenig zu unbeständig. Aber vielleicht nehme ich ihn zum Probetraining. Immerhin muss nicht jeder gleich den neuen Besen sehen..." Anaximander leerte seine Teetasse und ließ den Geschmack des gelösten Zuckers auf seiner Zunge zergehen.

„Einen Jokkmokk Aurora borealis?“, rief Anjun aus. Auch wenn er Anaximander schon seit Jahren kannte, damit hatte er es geschafft sogar ihn zu überraschen. „Mit so einen exotischem Besen rechnet hier bestimmt niemand. Da kannst Du Dir sicher sein.“ Er nickte anerkennen. „Und mit einem Nimbus 2010 muß sich Leander nicht vernachlässigt fühlen. - Obwohl ich zugeben muß, dass der JAB sicher für mehr Aufsehen sorgen wird. Schade, dass Leander nicht spielt. Wir könnten viel Spaß zusammen haben.“

Der Nachtkrabs leerte seine Tasse und goß dann Anaximander und sich ein zweites Mal Tee ein. „Ich erinnere mich jedenfalls noch als ich das erste mal bei Euch war und Leander und ich mit unseren Spielzeugbesen gespielt haben. Du aber hattest gerade Deinen ersten echten Besen geschenkt bekommen und hast uns ganz schön eifersüchtig gemacht, als Du über unseren Köpfen flogst. Ich war stinke sauer, dass ich nicht mehr als einen Meter vom Boden abheben konnte mit meinem Spielzeugbesen. Weißt Du noch wie ich dann versucht habe mit einem Besen eines der anwesenden Erwachsenen zu fliegen und mit einer Bruchlandung auf Eurem Dach gelandet bin? Meine Mutter hat eine Panikattacke bekommen, aber ich habe nur gelacht und mich am Schornstein festgehalten, bis mein Vater mich runter geholt hat. Angst vor der Höhe hatte ich seither nicht mehr. Aber ich durfte nicht mehr zu den Pegasusen zur Strafe.“

Anaximander schlug die Beine übereinander und stützte sich lässig auf der Decke ab. Schmunzelnd blickte er über die Insel in Richtung der Langhäuser als könne er dort den kleinen Anjun mit dem Besen seines Großonkels auf dem Dach eine Bruchlandung hinlegen sehen. Er erinnerte sich noch gut daran. Im Grunde trug er als der Ältere der beiden eine gewisse Teilschuld an der ganzen Sache. Nicht nur, dass er Anjun und seinen Bruder nicht ohne Absicht neidisch gemacht hatte auf seinen tollen Besen, zudem hatte er Anjun nicht herunter geholt, sondern Leander geschickt, seinen Vater zu holen.

Nun, natürlich hatte er da noch nicht zaubern können, aber er hätte immerhin hochfliegen können. Aber Anaximander hatte gefunden, dass das dem kleinen Baccaracus nur Recht geschah. Er war ohnehin entnervt gewesen, dass er die Kleinen aufs Auge gedrückt bekommen hatte. Wenn man ein Kind war, waren zwei Jahre Altersunterschied eine Welt. Jetzt war es nur noch ein Abstand von zwei Jahren und irgendwann wäre es eine vernachlässigbare Größe.

"Ja, daran erinnere ich mich", sagte er aber nur. "Ich habe Ärger bekommen, weil ich nicht besser auf Euch Kleinen aufgepasst habe." Er betonte das 'Kleinen' ein wenig neckend. Gleichzeitig wurde ihm wieder klar, dass diese zwei Jahre durchaus noch zwei relevante Jahre an der Universität sein würden. Anjun hatte schon zu Recht gesagt, dass er mit seinem Grundstudium dann bereits fertig sein würde. Vermutlich war dies ihr wirklich letztes gemeinsames Jahr. Nun, einen Gobs hatte man natürlich wie einen Baccaracus als Freund fürs Leben, aber dennoch würde es nicht mehr dasselbe sein. Er würde sich aber natürlich auch neue Freunde in seinem Jahrgang suchen, aber das wären dann Studienfreunde. Da bestand durchaus ein qualitativer Unterschied.

Anjun sah einen Hauch von Nachdenklichkeit und Melancholie in Anaximanders ernsten brauen Augen, während er zu den Langhäusern schauend seinen eigenen Gedanken nachhing, und er schwieg ebenfalls. Er ahnte, was in den Kopf seines Freundes vorging. Behutsam stellte er seine Tasse zur Seite und streckte sich auf der Decke aus. Den Kopf in die Arme gelegt, sah er in das Geäst der Linde hinauf, wo die Sonne im Blätterdach in vielfältigen Grüntönen spielte. Vom Meer war das ewige Raschen der Brandung zu hören und Möwen kreischten. Es war kein unangenehmes Schweigen. Nur eine ruhige Pause in der man seinen eigenen Gedanken und Träumen nachhängen konnte.

TBC: Timeplay
TBC: Rungholt: Der Strand (20:00-22:00: Freizeit und Bettruhe)

Eine ganze Weile saßen Anjun und Anaximander auf der Decke nebeneinander und genossen die Stille auf Rungholt und das Gefühl, dass man unter guten Freunden auch einmal nur sitzen und schweigen konnte. Schließlich war es Leander, der zu seinem Bruder und ihrem gemeinsamen Freund herübergeschlendert kam und Anaximander ausrichtete, Pandora habe nach ihm gesucht, und damit die traute Zweisamkeit beendete. Anaximander entschuldigte sich bei Anjun und machte sich auf die Suche nach seiner Freundin. Leander wechselte mit Anjun noch ein paar Worte und schlenderte dann zum Strand weiter, wo er mit ein paar seiner Schulfreunde verabredet war.

tbc: Langhaus/Elwetritschen: Aufenthaltsraum (20:00-22:00: Freizeit und Bettruhe)