Rungholt: Festplatz

Die Wiese vor dem Hauptgebäude wird gerne für besondere Anlässe genutzt, sei es für das Walpurgis-Feuer, sei es für eine Schlittschuhbahn im Winter. Je nach Bedarf werden hier verschiedene Zelte, Bänke oder andere Dinge aufgebaut, um nach der Feier wieder zu verschwinden.

An Walpurgis wird hier das traditionelle Feuer aufgeschichtet, das am Abend angezündet wird. Picknickdecken mit traditionellen Mustern werden um das Feuer ausgelegt und die Heinzel bauen ein Buffet auf mit Walpurgis-Gepäck sowie warmen und kalten Speisen, damit keiner während der Feier hungern muss.

pp: Heins Dropskate (+ Hiroto Lonsky)

Kattla schlenderte mit Hiroto über die große Wiese vor dem Hauptgebäude ihrer Schule. Ein guter Ort, um abzuhängen, fand die junge Hexe. Während sie die Gegend begutachtete, musste sie unweigerlich grinsen und strich sich eine Haarsträhne zurück. Sie sah zu ihrem jüngeren Mitschüler, ein wenig erwartungsvoll, aber feixend, und begann, zu erzählen: "So einen ähnlichen Platz haben wir auch in Grimheven... Ich musste gerade an das letzte Sommerfest denken..." sagte sie und hielt kurz an. Sie setzte sich ins Gras und kreuzte ihre Beine. Dann erzählte sie weiter: "Damals ist Jurgen von Tatzel, so ein dämlicher Fatzke, irgendwie an den Quellsaum-Schnaps seiner Mutter gekommen... Ich hab ihm mit einer Hammelkeule voll eine reingehauen, weil er irgendwelche komischen Sachen bei mir probiert hat. " sagte sie und zuckte mit den Achseln.

Hiro konnte über Kattla nur den Kopf schütteln, wenn er ihr Verhalten nicht gewohnt gewesen war. Natürlich begann sie bereits im Laden damit, von den Marshmallows zu naschen, obwohl sie nur über sie herzog! Er folgte ihr grinsend zum Festplatz und setzte sich neben sie ins weiche Gras, bohrte rückwärts die Ellenbogen in die Erde, streckte die Beine aus und legte eine Papiertüte aus dem Dropsladen ungefragt neben beide, damit jeder sie sofort erreichen konnte.

Er genoss das gute Wetter, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die Jeanshose war vielleicht doch eine Spur zu warm…

Plötzlich begann Kattla zu erzählen und Hiro hörte zu, auch wenn er die Augen weiterhin geschlossen hielt. Doch als sie einen Jungen erwähnte, blickte er doch auf. Bunte Sterne tanzen kurz in seinem Gesichtsfeld und er kniff die Augen etwas zusammen.

„Was hat er denn gemacht, dass er es verdiente, verprügelt zu werden?“ Er grinste. Irgendwie konnte er sich Kattla gut vorstellen, über einen Jungen gebeugt, während sie ihn mit einer Hammelkeule vermöbelte.

Das Mädchen musste sich an den stinkenden Schnaps-Odem von Jurgen erinnern und verzog leicht ihr Gesicht. Die junge Hexe winkte lässig ab und antwortete: "Ist mir auf die Pelle gerückt und hat dämliche Sprüche geklopft... Könnten von dir stammen." sagte sie und sah den Jungen mit hoch-gezogenen Augenbrauen an. Den ollen Spruch in Tschechien hatte Kattla natürlich nicht vergessen... Und sie fand es bis heute irgendwie witzig. So plump. Ob Aurelius auch so etwas bringen würde...? Das Mädchen musste bei dem Gedanken breit grinsen. Sie wusste nicht so genau, wie sie darauf kam, aber irgendwie würde es zu ihm passen. Zu diesem Flubberwurm. Zu diesem irgendwie tollen Flubberwurm... fügte sie in Gedanken hinzu. Dann erzählte sie weiter: "Na ja, und ich hatte gerade diese Keule... Und Eines führte zum Anderen. Ich hab meiner Freundin, Astrid, aus Versehen die Nase gebrochen, als sie versuchte, mich zurück zu halten..." Sie zückte stolz ihren Zauberstab und balancierte ihn in ihrer Hand. "Aber ich konnte sie natürlich richten. Da war sie nicht so sauer..." sagte sie, während ihr ein kalter Schauer über den Rücken fuhr, als sie an Astrids wütendes Gesicht dachte.

Hiro hob die Augenbrauen, als Kattla meinte, er würde ebenso dumme Sprüche robben, wie der „dämliche Fatzke“, der auch noch betrunken war! Aha, dachte Hiro und verkniff sich einen bösen Kommentar. Denn wahrscheinlich hätte er sowieso nur gelacht. Kattla hatte ihrer Freundin die Nase „versehentlich“ gebrochen? Das wurde ja immer interessanter.

Er grinste. „Da kann man ja schon fast froh sein, nicht mit dir befreundet zu sein, wenn du einem eh nur die Nase brichst oder sowas.“ Er blinzelte sie an, weil die Sonne ihn wieder ärgerte und betrachtete ihren Zauberstab in ihrer kleinen Hand. Hiro grinste, tat so, als wolle er sich noch ein Marshmallow nehmen und klaute Kattla mit einer erstaunlich schnellen Handbewegung den Zauberstab. Schnell rollte er sich von ihr weg, grinste breit und begutachtete das Holz.

„Was ist eigentlich der Kern?“ fragte er feixend, aber ehrlich interessiert. So schnell würde sie den Zauberstab jedenfalls nicht zurückbekommen.

Die junge Hexe verdrehte leicht ihre Augen. "Hey, das war keine Absicht... Außerdem habe ich sie ja dann gehei-..." Sie konnte ihren Satz kaum zu Ende spechen, da hatte sich Hiroto aufgerichtet und nahm ihr den Zauberstab aus der Hand. Mit frechem Grinsen rollte er sich weg und das Mädchen sah zu erst ein wenig bedeppert drein. Sie blieb zwar gelassen, sah ihren Hauskameraden aber ein wenig anklagend an. "Du solltest einen anderen Zauberstab nicht ohne Erlaubnis anfassen. Zauberstäbe sind sehr persönlich." sagte sie tadelnd. Sie klang nicht wirklich wütend, eher wie eine ältere Schwester, die versuchte, streng zu wirken. "Sie wissen, wer man ist." Nach diesen Worten ließ sie sich ins Gras fallen und sah in Richtung Himmel. "Murtlap-Haar." antwortete sie auf seine Frage. "Meine Mutter hat sich damals ziemlich gefreut, als ich den Zauberstab bekommen habe... Sie ist Heilerin und..." Doch plötzlich hielt sie inne. Sie presste ihre Lippen aufeinander, weil sie spürte, dass sie zu vertraulich wurde... Wie eine innere Wand, die sie daran hinderte, Grenzen zu überschreiten. "Was ist mit dir? Bestimmt Oger-Haut oder so etwas." sagte sie stattdessen nonchalant.

„Ich kenne die Eigenarten von Zauberstäbe und ich will ihn ja nicht benutzen oder sowas!“ Hiro winkte ab, während er noch immer den Zauberstab begutachtete, über die Maserung strich, als könne ihm das polierte Holz etwas erzählen.

Manchmal behandelte Kattla ihn wie einen kleinen Jungen, dachte er missmutig. Doch als sie erzählte, der Kern bestehe aus Murtlap-Haar, hob er neugierig die Augenbrauen. Das war interessant….
Sofort lenkte sie ab und ohne es aufhalten zu können, lief Hiro rot an. Er beschloss, sie nicht so einfach davon kommen zu lassen.

„Murtlap, was?“ fragte er und starrte weiter auf ihren Zauberstab. Sie mit diesem anscheinend für sie unangenehmen Thema zu nerven war einfacher, als sich seines eigenen unangenehmen Themas zu widmen. „Du hast also den Kern einer Heilerin? Das hab ich mir gedacht…“

Hiro schluckte. Was plapperte er da? Wie peinlich! Niemand interessierte sich dafür, was er über Kattla dachte oder nicht dachte! Sowas Bescheuertes! Ohne sie anzusehen, streckte er den Arm aus und reichte ihr ihren Zauberstab. Er saß noch etwa einen Meter von ihr weg und es kam ihm furchtbar albern vor, näher zu rücken.

Die junge Hexe sah zu Hiroto herüber und beobachtete, dass sein Gesicht leicht rot wurde. Sie wollte schon einen weiteren Spruch von ihren Lippen lassen... Doch dazu kam sie nicht. //Du hast also den Kern einer Heilerin...// sagte er dann plötzlich und das Mädchen verstummte. Ihr Blick änderte sich; Er wirkte ein wenig überrascht, weil ihr diese Worte so vertraut vorkamen. Ziemlich vertraut... Ihre Züge entspannten sich wieder und sie lächelte matt. Sie nahm ihren Stab schweigend an sich. Sie sah den Zauberstab in ihrer Hand an, spürte die Wärme, durchlöcherte ihn mit Blicken, als wisse er, was sie machen sollte. "Weißt du..." fing sie an, zu sprechen. "Meine Mutter hat das damals auch gesagt. Der Kern einer Heilerin... Ja..." Das 'Ja' hauchte sie leise. Sie sah schließlich wieder auf und blickte zu Hiroto. Dann sagte sie: "Meine Ma liebt ihre Arbeit. Und sie ist meine Mentorin. Sie ist der festen Überzeugung, dass ich später auch eine Heilerin in einer Klinik werde, wie sie." Sie zuckte mit den Achseln. "Aber ich selbst weiß es nicht. Was wenn nicht? Was dann?" fragte sie.

Kattla schien plötzlich so anders und Hiro schluckte unsicher. Zögerlich blickte er sie von der Seite aus an; erinnerte sie sich gerade an etwas Unangenehmes? Sie erzählte von Zuhause; von ihrer Mutter und Hiros Herz wurde schwer. Erwartungen. Sie erzählte von Erwartungen. Und dass sie Angst hatte, diese nicht zu erfüllen.

Beschämt blickte er zu Boden. Ja, dieses Gefühl kannte er. Aber wenigstens, so schien es, hatte Kattla ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter…

>> "Aber ich selbst weiß es nicht. Was wenn nicht? Was dann?"<<

Hiro blickte auf, in Kattlas fragendes und etwas unsicheres Gesicht und ein aufmunterndes Lächeln huschte über seine Züge. Er wusste nicht, dass sogar sie mal Zweifel haben konnte… Und plötzlich bedauerte er es sehr, von ihr weggerückt zu sein; der Meter zwischen ihnen fühlte sich wie ein Canon an!

„Ich habe dich heilen sehen.“ Er blickte kurz auf ihren Zauberstab und dann wieder in ihr Gesicht. „Wenn es jemand schafft, dann du. Ich glaube kaum, dass du dir deshalb Sorgen machen solltest.“

Vorsichtig rückte er ein wenig näher, sorgsam darauf bedacht, sie nicht zu berühren. Er stellte die Füße auf den Boden, winkelte die Knie an und legte seine Ellenbogen darauf, um sich leicht nach vorn zu beugen.

„Es gibt genug Menschen, die an sich zweifeln. Aber du“ er blickte sie offen, aber auch ein wenig schüchtern an, „solltest nicht dazugehören.“

Sie sah ihn an. Zu erst ein wenig verwundert, aber dann begann die junge Hexe, zu lächeln. Ihre braunen Augen fixierten ihn freundlich. "Danke." Ein einziges, einfaches Wort. Aber es war ehrlich und es fühlte sich richtig an. Das Mädchen rückte näher und wuschelte ihm grinsend durch seine schwarzen Haare. "Du bist manchmal viel zu nett, das weißt du, oder? Ein netter Dummkopf." Sie lehnte sich wieder zurück. "Das solltest du nicht verlieren..." sagte sie und schwieg dann wieder. An ihrer grüblerischen Miene, und ihren erwartungsvollen Augen, war gut zu erkennen, dass sie noch etwas sagen wollte. Sie fühlte sich verpflichtet, es zu sagen. "Also..." begann sie und machte wieder eine kurze Pause. "Du musst mir nicht erzählen, was los ist. Also den Grund, weshalb du heute mit mir abhängst. Aber..." Sie zuckte mit den Schultern, wägte ihre Worte ab. Es nervte sie, dass sie nicht so gut in solchen Sachen war. Nett-sein und so ein Quatsch... "...Du schaffst das schon, was auch immer es ist, ja?"

Zuerst dachte Hiro, er sei zu weit gegangen, als Kattla ihn anstarrte. Doch dann lächelte sie und Hiro spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel. Sie bedankte sich und seltsamerweise fühlte es sich… richtig an. Etwas Warmes machte sich in seinem Bauch breit; etwas völlig anderes als im Dropsladen; etwas Unschuldiges, etwas Vertrautes, etwas lang Ersehntes. Freundschaft? Fühlte such so Freundschaft an? Er war sich nicht sicher… es war schon zu lange her…

Sie wuschelte ihm durch die Haare und er senkte amüsiert den Kopf, während er ein dämliches Grinsen versteckte. Irgendwie fühlte sich auch das… richtig an. Sie rückte näher und es machte ihm nichts aus; ganz im Gegenteil. Die neue Vertrautheit schien etwas zu besiegeln, das er noch nicht benennen konnte. Aber er lächelte, obwohl sie nichts mehr sagte. Sie brauchte auch nichts mehr zu sagen – Hiro fühlte sich glücklich. War es das? Ungezwungenes Beisammensitzen mit jemandem, den man gut leiden konnte? War es das, was er vermisst hatte, seit das neue Schuljahr begonnen hatte?

Und plötzlich… sagte sie, er sei viel zu nett. Und das er das beibehalten sollte. Und ohne es aufhalten zu können, verkrampfte sich Hiro und ein Kloß stahl sich in seinen Hals. Nett! Er war nicht nett! Nicht zu Luca. Nicht zu Ziphin. Nicht zu seinen Eltern, denen er gutes Benehmen versprochen hatte.
Er war ein furchtbarer Mensch; selbstgefällig, wie er hier mit jemandem anderen als Luca saß. Anstatt sich um seinen Freund zu kümmern. Egoistisch, weil er sich der Familie widersetzte. Ein schlechter Freund, zu Luca und zu Ziphin…

>>"Also... du musst mir nicht erzählen, was los ist. Also den Grund, weshalb du heute mit mir abhängst. Aber... ...Du schaffst das schon, was auch immer es ist, ja?"<<

Hiro beugte sich vor und ließ den Kopf zwischen den Knien hängen, damit Kattla sein Gesicht nicht sehen konnte. Er würde es schaffen? Gar nichts würde er schaffen! Er konnte es gar nicht schaffen! Bisher hatte es sowieso nur einer geschafft, sich der Familie zu entziehen und der wurde von der restlichen Familie wie ein Aussätziger behandelt! Hiro würde niemals eine Chance haben, es schaffen zu können! Jetzt, wo Luca auch auf der Schule war. Ihm ständig im Nacken saß… Luca… sein Freund…. Luca… sein Peiniger…

Hiro schluckte und lächelte – er wusste, es war nicht überzeugend, aber etwas Anderes fiel ihm nicht ein. „Wird schon.“ Seine Stimme klang rau, als sie sich am Kloß vorbeischieben musste und Hiro räusperte sich. Er würde es ihr nicht erzählen… er würde sie nicht in die tiefen Abgründe der Lonsky-Familie hinabreißen. Er musste selbst mit seinen Problemen klar kommen.

„Aber danke. Ich weiß es zu schätzen.“ Er konnte sie nicht ansehen und lächelte stattdessen seine Schuhe an.

Kattla sah den Jungen studierend an. Das junge Mädchen hatte den Eindruck, dass ihn etwas beschäftigte. Waren ihre Worte der Grund? War es, weil sie das Thema anschlug, dass er schon die ganze Zeit vermeiden wollte...? Die junge Hexe wandte ihren Blick schließlich ab und sah nur schweigend in die Gegend. Sie konnte ihn verstehen; Sie würde nicht mehr nachhaken. Das würde sie auch nicht wollen... Es war besser, sich auf sich selbst zu verlassen. Und so saßen die Beiden eine Weile still neben einander.

Irgendwann atmete Kattla tief ein und wieder aus. Sie wollte die peinliche Stille so langsam wieder brechen. "Ich wollte..." begann sie und sah zu dem Jungen. "Ich wollte noch ein wenig Schwimmen gehen. Ich muss aber vorher noch ins Langhaus... Willst du noch mitkommen oder gehst du gleich zum Strand?"  wollte sie wissen, weil er sich heute scheinbar vom Langhaus fern hielt. Sie wartete noch seine Antwort ab, ehe sie los lief.

tbc: 18:30-20:00 Uhr: Abendessen:  Hauptgebäude: Speisesaal (EG)

[ooc: Ihren Besuch beim Strand spiele ich nicht mehr aus. Steht dir offen, ob er noch mit gegangen ist, oder nicht. ^^]

Hiro dankte Kattla stumm für ihre Einfühlsamkeit, nicht weiter zu fragen. Es wäre ihm unmöglich, sie vor den Kopf zu stoßen oder sie anzulügen.

Doch erst als sie sagte, sie wolle noch zum Strand, blickte er auf. Er lächelte und nickte.
„Ich komme mit.“ Dann erst fiel ihm Luca ein. Wenn er ihn sehen würde, könnte er mit ihm reden. Wenn nicht… nun, dann könnte er auch zum Strand.

Gemeinsam erhoben sie sich, gingen zum Langhaus der Elwetritschen und danach zum Strand.

Tbc: Hiro erstmal raus.