Hauptgebäude: Bibliothek (1. OG)

Die Bibliothek ist ein magisch vergrößerter Raum, der nach einer Mischung aus altem Papier und Pergament riecht. Es ist hier so still, dass man das Rascheln der Seiten hört und die Bewegung der magischen Bücher in den Regalen. Betritt man den Raum, findet sich rechts der Arbeitsplatz von Herrn Kesselflicker, dem Bibliothekar.

Hier steht auch der große Zettelkasten in dem alle Bücher alphabetisch verzeichnet sind. Leider hilft das nur bedingt, weil ständig Bücher ausgeliehen sind oder sich selbst umstellen. Herr Kesselflicker kennt seine Bücher allerdings und weiß eigentlich trotzdem immer, wo sie sich aufhalten. Im Zweifelsfall sollte man also ihn fragen. Mit dem passenden Buch kann man sich dann an einen der Tische setze, die zu kleinen Gruppen zusammen gestellt wurden und jeder eine Tischleuchte besitzt. Wer es gerne ruhig mag, kann hier ausgezeichnet Hausaufgaben machen. Reden und Essen ist aber natürlich verboten.

pp: Rungholt: Wege und Pfade (13:00-14:00 Uhr: Mittagessen)

Es hätte wohl niemanden gewundert, dass Dominics Füße ihn automatisch über den Speisesaal - wo er seine Tasche aufgesammelt hatte - in die Bibliothek geführt hatten, außer ihm selber. Denn er guckte einigermaßen verwirrt drein, als er vor der Tür stand, er konnte sich gar nicht daran erinnern, den Weg bewusst eingeschlagen zu haben, er hatte über Anjuns Rätsel nachgedacht, das Buch, das ungewöhnlich schwer in seiner Tasche lag und das sich nicht öffnen ließ. Aber er wäre nicht Dominic Hohensayn, wenn er nicht den festen Glauben hätte, dass er in der Bibliothek eine Antwort finden würde oder zumindest in sonst einem Buch die Antwort finden würde. Bücher versammelten das Wissen der Welt. Was man wusste, war in Büchern festgehalten, was nicht, ging zu schnell verloren.
Dominic drückte die Klinke herunter und betrat den Raum. Er hörte das leise Wispern der Bücher, der Geruch von vergilbten Pergamentblättern stieg ihm in die Nase und goldene Lettern sprangen ihm von den Buchrücken entgegen. Er trat einige Schritte in die Bibliothek herein, wobei sein Blick zu den Ankern der Bibliothek huschte: Die Schülerarbeitsplätze, die Bücherregale, der Zettelkasten, Leander Kesselflickers Schreibtisch. Seine Tasche fand ihren Platz an seinem Lieblingstisch. Dann verschwand er in den Regalen, um sich auf die Suche nach den Büchern, die er wohl benötigen wurde. Alte Magie, Magiegeschichte, Schutzzauber, vielleicht auch ein Buch über Runenkunde und ein paar Detektorzauber. Dieses Buch würde ihm am Ende das Tages seine intimsten Geheimnisse verraten, so viel war sicher.

pp: NRPG-Starfeld
Florenz war auf äußerste entnervt. Er hatte den ganzen Vormittag über sich ergehen lassen und alles still leidend ertragen. Er hatte schon in der Mitte des zweiten Tages auf Rungholt genug von den meisten seiner Mitschülern. Er entschied, dass es wohl das Beste wäre, sich einfach in die Bibliothek zu setzen. Also schlug er den Weg dorthin ein.

Seine Hand lag lange auf der kalten Klinke der Tür, bis er sie runter drückte und die Bibliothek betrat. Der Geruch der Bücher kam ihm entgegen und er fühlte sich gleich wohl. Florenz ging zu den Büchern des 16.Jahrhunderts und strich mit der Handfläche über die etwas staubigen Buchrücken. Seltsamerweise störte ihn es nicht, dass seine Finger schmutzig wurden. Er blieb an einem Buch über Hexenverbrennung hängen und zog es aus dem Regal. Er fing noch dort an zu lesen, wo er gerade stand…

"Eh!" Dominic hatte natürlich gehört, dass noch jemand die Bibliothek betreten hatte. Dieser unnatürlich laute Atem, der an seine Ohren drang - zumindest kam es ihm unnatürlich laut vor, was er da hörte - schien sich nicht verirrt zu haben, denn er verharrte in der Bibliothek und er war offenbar nicht hier, um Hausaufgaben zu machen, denn er kam nicht aus der Richtung, in der sich die Arbeitsplätze befanden und man hörte nicht das Rascheln von losen Pergamenten.
Er hatte sich schon einen beachtlichen Stapel an Büchern zusammengesucht, vom "1x1 der Zauberentschlüsselung" über "Arkana der Vergangenheit" bis hin zur "Großen Artefaktkunde" waren alle namhaften Bücher, die seine Fragestellung auch nur annähernd berühren würden, auf dem Stapel versammelt, mit dem er sich abschleppte. Normalerweise bediente er sich in solchen Fällen eines Zaubers. Doch das eine oder andere Buch des Stapels, der sein Gesichtsfeld verdeckte, neigte dazu, auf Zaubereinwirkung empfindlich zu reagieren. Er konnte jetzt aber keine verschwindenden Bücher gebrauchen, ebensowenig verschlossene Bücher, die ihm dabei helfen sollten, ein verschlossenes Buch zu öffnen. Das wäre vollkommen widersinnig. Aber bevor er mit der Arbeit beginnen konnte, wollte er sich einen kurzen Überblick über die Leistungen des Hauses Baccaracus in den letzten Jahrhunderten verschaffen. Traditionsverbundene Reinblüter würden sicherlich Methoden ihrer Vorfahren verbunden und wenn er sich davon auch keine Lösung versprach, so doch immerhin Hinweise, in welche Richtung es gehen musste.
Sein "Eh!" galt dann allerdings jemandem, der offenbar versonnen im Weg stand vor dem Bücherregal, wo der Gotha stand. Er fand es immer wieder einigermaßen skurill, dass unbemerkt von den Produzenten des Vorgängers des "Genealogischen Handbuchs des Adels" an gleicher Ort und Stelle ein ebensolches Verzeichnis der reinblütigen Familien entstanden war, inklusive von Kurzbiographien der dargestellten Personen. Das sollte eine weitere Quelle sein.
Das änderte nichts daran, dass dort jemand im Weg stand. Amabella, Jörn, Anjun? Letzterer wäre ungünstig, aber der hätte ihm wahrscheinlich auch eine Beleidigung an den Kopf geworfen, bevor Dominic der Präsenz gewahr geworden wäre. Wie dem auch sei, sicherlich jemand, der ihm nichts Böses wollte.
"Eh! Gib mal den Gotha... Neueste Auflage, Band 3 glaube ich, jedenfalls der erste Teilband des Buchstabens B." wies er den unbekannten Fremden an, der da hinter seinem Bücherstapel im Wege stand. Wenn er schon im Wege stand, konnte er sich doch auch gleich nützlich machen.

Florenz erschrak, als sich neben ihm aufeinmal etwas bewegte. Er war so vertieft in die Geschichte einer Hexe des 16.Jahrhunderts gewesen, dass er garnicht mitbekam, dass außer ihm noch jemand hier war. Als er aufblickte sah er nur einen Stapel Bücher, und als er weiter runterschaute zwei Beine. Als der Stapel Bücher ihn erst anpflaumte und ihn dann auch noch anwies, ein Buch aus dem Regal zu ziehen, wurde er wütend. "Warum sollte ich?", fauchte er in Richtung Bücherstapel. "Wer bist du überhaupt?!" Florenz machte ein paar Schritte zur Seite, aber der Bücherstapel war zu hoch und der Gang zu schmal, um an ihm vorbeigucken zu können...

Eilig klappte er sein Buch zu und ließ seinen Finger auf der gerade gelesenen Seite stecken. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust, sah grimmig den Bücherstapel an und wartete auf eine Antwort. Was viel es wem auch immer ein, ihm sagen zu wollen, was er zu tun hatte. Und dass auch noch auf eine nicht gerade höfliche Weise...

Er konnte es trozdem nicht unterbinden, einen Blick auf das Bücherregal neben ihm zu werfen. Der Bücherband, dem er dem Bücherstapel hätte geben sollen, sprang ihm sofort ins Auge. "Untersteh dich!", rief er sich selber in Gedanken zu, als er eine Hand dannach austrecken wollte...

Mit dieser Antwort hatte Dominic nun nicht gerechnet. Er hatte doch einigermaßen freundlich - zumindest fand er das - darum gebeten, dass der Unbekannte, den er jetzt anhand der Stimme als Florenz Tiefensee identifiziert hatte, ihm ein Buch zu geben. Wenn er nicht blind war, wovon Dominic ausging, konnte er ja wohl sehen, dass er schwer beladen war mit einem großen Stapel Bücher und sich ohne erheblichen Aufwand das Buch nicht selbst beschaffen könnte.
"Hörmal," Jetzt klang er ein wenig verärgert. "Ich weiß zwar nicht, was du da gerade machst, aber wenn du die Augen nicht gerade dabei geschlossen hast... Und das ist in einer Bibliothek nur selten der Fall... dann solltest du sehen, warum ich dich gebeten habe, mir das Buch zu geben. Ich habe dummerweise nur zwei Arme. Vielleicht hat sich das seit dem Mittagessen geändert, dass das der menschliche Normalzustand ist, aber ich habe in dem Fall noch keine weiteren Arme bekommen, die ich dafür brauche, diesen Buchstapel hier festzuhalten. So viel zum Warum." grummelte er. "Und wer ich bin? Der Schrecken, der die Nacht durchflattert." Er drehte sich um 90°, damit Florenz sein Gesicht sehen konnte. "Und dieser Stapel ist verdammt schwer. Wenn du also die freundliche Güte besitzen würdest." Dominics Tonfall wurde ohne sein Zutun plötzlich wesentlich netter, während er den Titel des Buches studierte, dass der andere Junge in Händen hielt.

Florenz seufzte auf. Der Bücherstapel drehte sich herum und hinter ihm kam Dominic Hohensayn zum Vorschein. "Ich weiß nicht, ob ich die Güte besitze.", meinte Florenz schlicht, zog das Buch aus dem Regal und knallte es auf den Stapel. Dann hob er die ersten 5 Bücher herunter und sah abwartend zu Dominic, wohin er seine Bücher haben wollte. Eigentlich war es nicht Florenz Art, jemandem nach einer Aufforderung zu helfen, es sei den es war ein Lehrer, aber er wollte nun auch nicht so unfreundlich sein und Dominic unter dem Bücherstapel zusammenbrechen lassen...

Dominic blickte einen Augenblick reichlich verduzt drein. Nicht, weil Florenz ihm das Buch gegeben hatte, darum hatte er ihn schließlich gebeten. Das Erstaunliche war, dass Florenz die obersten fünf Bücher abhob und ihm den schweren Stapel so ein wenig erleichterte. Für einen Augenblick rechnete Dominic mit einem Angriff, dem er mit den Büchern nicht ausweichen konnte. Aber einen Augenblick später realisierte er, dass Florenz ihm dann wohl alle Bücher entrissen und sie so geschützt hätte. Sein Mund stand einen Moment lang sprachlos offen ob dieser Nettigkeit. Das war er schließlich überhaupt nicht gewöhnt. Oder heckte Florenz irgendwas aus? Er schüttelte den Kopf. "Da-danke."
Während sich sein Mund wieder schloss, ging er vor in Richtung seines Tisches. Er nahm an, dass Florenz ihm folgen würde, zumindest erschien ihm das die logische nächste Reaktion des Älteren.'Konversation, Hohensayn, gehört zum Kleinen 1x1 der Höflichkeit, ihr seid sowieso allein in der Bibliothek.'. Dominic überlegte einen Moment, bevor er unvermittelt feststellte: "Wenn du dich für für Hexenverbrennung in der Frühen Neuzeit interessierst, solltest du dir vielleicht mal das Buch von Rummel und Volmer beschaffen, die betrachten das Buch aus Muggelperspektive. Sind eben selber Muggel, soweit ich weiß." Dann stellte er seinen Bücherstapel auf den Arbeitsplatz, den er sich ausgesucht hatte, bevor er einen Blick aus dem Fenster warf und erneut "Danke." sagte.

"Hast du ein Problem?", fragte Florenz Dominic etwas hochnäsig, nachdem Besagter ihn eine Weile mit offenem Mund angestarrt hatte.
Florenz ging hinter Dominic her und warf dabei hin und wieder einen Blick auf den ein oder anderen Buchtitel, die ihn aus den Regalen entgegensprangen. Die Bibliothek von Rungholt war einer der einzigen Orte auf Rungholt, an dem sich Florenz immer wohl fühlte. So viel unbegrenztes Wissen an einem Ort, Ruhe und nicht viele Menschen. Genau der richtige Aufenthaltsort für ihn...

Als Dominic Florenz ein Buch vorschlug, dass mit Hexenverbrennung in der frühen Neuzeit zu tun hatte, wurde Florenz hellhörig. "Ich hatte, soweit ich weiß, eine Hexe in meiner Famile, die verbrannt wurde. Rosmeralda Tiefensee. Nur deshalb interessiere ich mich für solche Themen. Es kann gut möglich sein, dass sie in diesem Buch erwähnt wird.", sagte Florenz, und ein stolzer Unterton mischte sich seiner Stimme bei. Rosmeralda war eine der wichtigsten Hexen in seinem Stammbaum, dass zuindest hatten seine Recherchen ergeben...

Als Dominc zum stehen kam und auf einem der Arbeitstische seine Bücher ablegte, tat Florenz es ihm gleich und blieb noch einen Augenblick stehen. Vielleicht war dieser Hohensayn ja ein ganz netter Gesprächspartner, wenn es um Hexenverbrennung gin. Entweder er wusste einfach nur gut über viele Bücher bescheid, oder er interessierte sich auch dafür. Beides hielt Florenz für möglich...

Dominic schlug geballte Arroganz entgegen, als Florenz ihm antwortete. Er zog für einen Augenblick die Stirn in Falten und rekapitulierte kurz, was er über den Namen Tiefensee wusste. Er meinte, sich daran erinnern zu können, dass es da den ein oder anderen Namen in der Zauberergeschichte gab, also wohl eine Reinblüterfamilie. Er war sich da nicht sicher, weil ihn Familiengeschichte nur dann interessierte, wenn es eine wichtige Dynastie gab. Selbst seine eigene Familiengeschichte war für ihn ein ein dunkler Fleck des Wissens, dort kannte er sich kaum aus. War es Reinblüterarroganz, die ihm, dem Schlammblüter "aus Überzeugung", wie seine Mutter es nannte, entgegenschlug?
"Ich glaube, über Rosmeralda Tiefensee berichten die beiden nicht. Beschäftigt sich halt mit den Motiven der Muggel, Hexen zu verbrennen und dem Apparat, der da hinter steckt. Wenn du also nur Familiengeschichte betreiben willst, ist es wohl die falsche Empfehlung. Aber dann solltest du auch eher gucken, ob deine Vorfahren Tagebücher hinterlassen haben oder so." Dominic kaute auf seiner Unterlippe herum. Er konnte mit Familienforschung nichts anfangen, das war ihm zu gefühlsduselig.
Dominic verdrehte kurz die Augen bei diesem Gedanken, bevor er noch einmal einen kurzen Blick auf Florenz warf und ein wenig mit den Schultern zuckte. "Ansonsten gibt es zur Hexenverbrennung natürlich auch noch was von Batilda Bagshot zur Hexenverbrennung auf den Britischen Inseln, wenn du deinen Horizont erweitern willst oder von Brujero was zur Hexenverbrennung in Spanien." Seine Gesichtszüge entspannten sich, das war ein Thema, über das man sprechen kann. "Er vertritt auch die These, dass einzelne Zaubererfamilien mit den Hexenjägern gezielt paktiert haben, um unliebsame Gegner aus der Welt zu schaffen und die Kollaborateure nicht aus schlichter Boshaftigkeit gehandelt haben. Man konnte ihnen kaum was nachweisen, die Muggel haben die Hexe oder den Zauberer schließlich gefangen und wer die Banne gesprochen hat, die eine Flucht verhinderten, ließ sich nie feststellen. Und sie haben sich dafür auch noch fürstlich belohnen lassen von den Muggeln."

Florenz war erstaunt, wie viel Dominic zu wissen schien. Er erzählte viel von der Hexenverbrennung und Florenz war schon fast ein bisschen überfordert. Dass ließ er sich jedoch nicht anmerken, straffte die Schultern und räusperte sich, bevor er sprach: "Wie dem auch sei. Scheinst dich wohl für die Hexenverbrennung zu interssieren? Ich meine, wenn du deine Nase schon in all diese Bücher gesteckt hast..." Vielleicht hörte Dominic den stichelnden Ton heraus.

Florenz hatte sich es schon fast zum Hobby gemacht, andere Leute gemein zu behandeln. So hielt man sie sich eben vom Hals, und dass wollte er erreichen. Er war schon ohne Freunde auf diese Schule gekommen und so sollte es auch sein, wenn er sie mit seinem Blocksbergabschluss wieder verließ. Er war nicht der Typ, der sich stundenlang mit irgendwem unterhielt, denn er wollte seinen Ruf aufrecht erhalten. Am Ende seiner Schullaufbahn wollte Florenz seinem Vater einen perfekten Abschluss vorzeigen, eine Bemerkung darüber fallen lassen, dass die letzen acht Jahre die schlimmsten seines Lebens waren und dann wieder zurück nach England gehen...

"Spar dir den Spott." knurrte Dominic unvermittelt zurück. "Wer mitten im in einer Regalreihe stehenbleibt, weil ihn ein Buch so unheimlich fesselt, sollte sich mit seinem Urteil über Leute, die Bücher immerhin lesen, weil sie einen konkreten Zweck damit verfolgen, zurückhalten."
Er ließ den Blick über den Bücherstapel gleiten, der sich neben ihm auftürmte und den er nur durcharbeiten musste, weil Anjun ihm den Zugriff auf das Buch verweigert hatte. Was für eine bedauerliche Verschwendung an Energie! Die konnte er durchaus auch besser verwenden, aber was sollte es? Es war nunmal so, wie es war, er musste sich mit den Realitäten abfinden und die Probleme beseitigen, die sich ihm stellten.
"Aber nein, ich interessiere mich nicht für Hexenverbrennungen, ich kenne nur das, was man allgemein zu dem Thema wissen sollte. Was interessieren mich irgendwelche speziellen Hexen, die vor Jahrhunderten gelebt haben und auf dem Scheiterhaufen verendet sind? Hab mit denen ja nichts zu tun, selbst wenn ich mit ihnen verwandt sein sollte. Wen interessiert heute noch ne verbrannte Waldstein von vor 500 Jahren?"

Florenz zog eine Augenbraue hoch und stemmte die Hände in die Hüften. "Spott...", wiederholte er verächtlich. Florenz fand es einerseits eine Frechheit von Dominic, wie er mit ihm sprach, aber andererseits hatte es auch etwas lustiges an sich. Eine Frage, die ihm erst jetzt in den Sinn kam, brannte aufeinmal stark auf seiner Zunge.

"Darf mab erfahren, wofür du diese ganzen Bücher hier brauchst?!", fragte Florenz, der die Frage nun nichtmehr für sich behalten konnte. Warum saß man am ersten Schultag mit so vielen Büchern in der Bibliothek und zickte fremde Leute an?
Hastig überflog er die Buchrücken, war sich aber trozdem immernoch unklar, was sie zu bedeuten hatten...

Dominic genoss es insgeheim, dass er mit seinem Konter Florenz irgendwie getroffen hatte und sei es allein die Tatsache, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass Dominic irgendetwas erwidern würde auf so einen dämlichen Spruch. Er zog die Brauen einigermaßen belustigt hoch, bis dann das Gespräch auf seinen Bücherstapel fiel und die Aufgabe, die sich dahinter verbarg. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich wieder. Er wollte nicht darüber sprechen, zumindest nicht explizit. Das ging den Tiefensee nichts an, wie er fand. Außerdem benötigte er keine Hilfe.
"Detektorzauber, Magiegeschichte, Alte Zauber," Er deutete auf die entsprechenden Bücher. "Schutzzauber und Runenkunde. Liegt doch auf der Hand. Ich habe beschlossen, mich mit dem Knacken von alten Artefakten zu beschäftigen." Das stimmte nicht vollends, es war nur ein Artefakt und genau genommen war es nicht alt, aber Dominic ging davon aus, dass es mit alten Zaubern geschützt war.

Florenz beguckte sich Dominic lange und eindringlich, ehe er antwortete. "Soso. Artefakten? Wohl sonst nichts zu tun, oder wie?"
Ebenso belustig wie Dominic ihn gerade angeguckt hatte, schaute Florenz nun ihn an. Seiner Ansicht nach konnte man seine wertvolle Zeit auch weitaus besser nutzen, als sich über alte Artefakten gebäugt den Kopf zu zerbrechen.
Da Florenz von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch war, fragte er spitz und kühl:"Um was für Artefakten handelt es sich denn, rein aus Interesse." Mit dieser Frage ging er das Risiko ein, gleich ausgelacht zu werden, von diesem halbstarken Elftklässler, aber das war es ihm wert. Er konnte es nicht leiden, nicht alles um sich bis ins genauste Detail zu erfahren...

[OCC: Dominic, soll ich Florenz abhauen lassen? Ich will dich da nicht mit deinen mehr oder weniger alten Artefakten aufhalten... (:]

Dominic musterte Florenz abschätzig. Es hätte ihn sehr gewundert, wenn Florenz nicht nachgehakt hätte, aber er hatte nicht darüber nachgedacht, was er ihm erwidern würde, wenn Florenz tatsächlich nachgehakt hätte. Das war doch absolut untypisch. Er war doch sonst auf jede Situation, die einigermaßen absehbar war, vorbereitet. Wieso hatte er das in diesem Fall vergessen? Er legte nachdenklich die Stirn in Falten, bevor er antwortete.
"Ein Schloss." erwiderte er dann knapp. Das war nicht vollkommen gelogen, schließlich handelte es sich zumindest um das, was er beseitigen musste, um eine Art von Schloss. Wenn er sagte, dass es ein Buch verschloss, würde Florenz aber zu neugierig werden, die ganze Wahrheit war also nicht möglich. 'Nur aus Interesse...' "Nur aus Interesse? Woher kommt denn das Interesse?" fragte Dominic also und bemühte sich um einen Plauderton. Wenn er vom Thema ablenken konnte, war das umso besser. "Schon Erfahrungen mit Artefakten gemacht?"

Florenz zuckte mit den Schultern. "Indirekt." Mehr wollte er zu dem Thema nicht sagen. Ihm war es peinlich, eine kleine Wissenlücke zu haben, aber das überspielte er wie immer mit geballter Unfreundlichkeit. "Schloss. Na dann. Darfst wohl nicht das Tagebuch deiner Schwester lesen, oder was?", riet Florenz und setzte einen amüsierten Gesichtausdruck auf. Er lehnte sich gegen eine der Wände und verschränkte die Arme vor der Brust...

"Das Tagebuch meiner Schwester?" Dominic runzelte die Stirn noch weiter. Er hatte nur einen Bruder und wenn der Tagebuch führte, interessierte es ihn kein Stück, was da drin stand. Was sollte er damit bitteschön? Dann doch lieber ein Roman, auch wenn das natürlich auch nur eine Notlösung war, es sei denn, er war gut geschrieben. Wieso kam er auf die Idee des Tagebuches?
"Indirekt? Hast du versucht, das Tagebuch deiner Schwester zu öffnen und hast es nicht geschafft?" Er legte den Kopf schief und studierte für einen Augenblick Florenz' Gesichtsausdruck, bevor er wieder heraussah. "Was interessiert dich bitteschön an anderer Leute Tagebuch? Ist deine Schwester so bedeutend?"

"Meine Schwester ist alles andere als bedeutend!", fauchte Florenz. Auf diesem Gebiet war er äußerst empfindlich. Deshalb schlug sein Hochmut sofort in Wut um. "Und falls du es genau wissen willst, ja, ich habe das Tagebuch meiner Schwester aufbekommen. Und es war mir ein leichtes, dass zu tun..."
Innerlich kochte Florenz vor Wut. Zwar war diese Wut unberechtigt, weil er Dominic ja genauso nach einer Schwester gefragt hatte, aber das störte Florenz reichlich wenig. Er funkelte ihn böse an und hätte ihm am liebsten ein paar reichlich gemeine Schipfwörter an den Kopf geworfen. Das ließ er aber lieber bleiben. Also blieb es beim anstarren...

Dominic musste ob Florenz' Reaktion unwillkürlich grinsen, obwohl dieser ihn erst anfauchte und ihm dann einen Blick von der Sorte schenkte, bei denen man sich freute, dass sie nicht von einem Basilisken kamen. Einen Moment später hatte er sich wieder unter Kontrolle und konnte seiner Meinung nach angemessen auf solch einen Anfall reagieren. Er knurrte den fauchenden Florenz erst einmal an: "Was fällt dir eigentlich ein, mich hier so anzumachen?"
Er wartete einen Augenblick, bevor er weitersprach, diesmal in möglichst neutralem Tonfall. Wenn er das Gespräch mit Florenz jetzt abrupt abbrach, würde ihn das nur misstrauisch machen, letztendlich hatte Dominic ja damit angefangen. Also musste er sich wohl oder übel so lange weiter unterhalten, bis Florenz freiwillig abdampfte. "Und wieso sollte es mir dann schwer fallen? Und wieso liest du bitteschön das Tagebuch deiner Schwester, wenn sie alles andere als bedeutend ist? Das ist doch total bekloppt." Leichte Sticheleien würden ihn wohl eher früher als später vertreiben.

Florenz hätte wie ein kleines Kind losschreien können, seine Hände bebten und er musste sich beherrschen, nicht mit gezücktem Zauberstab auf Dominic loszustürmen. "Total bekloppt? Weißt du, was total bekloppt ist? Du bist total bekloppt!" Florenz Stimme wurde ungewollt immer lauter, bis er schließlich doch fast schrie. "Außerdem sagte ich nicht, dass es nicht von Bedeutung sei, WAS meine Schwester macht. Lediglich sie hat keinen Wert für mich!"

Florenz ballte seine Hände so fest zu Fäusten, dass sich die Fingerknochen weiß unter seiner Haut abzeichneten. Florenz versuchte es immer zu verbergen, aber er war fast nicht in der Lage, in irgendeiner Weise Gewalt anzuwenden. Dass war vermutlich Dominics Glück, denn bei Florenz Stimmung hätte es nichtmehr lange gedauert, bis er eine Schlägerei auf Schulkinderniveau angefangen hätte...

Florenz biss sich von innen auf die Lippe und er meinte, ein wenig Blut zu schmecken. Das brachte ihn wieder ein wenig runter und er versuchte, ruhig aus und einzuatmen....

Dominic fühlte sich langsam doch bedroht, auch wenn es ihm auf unerklärliche Art und Weise diebische Freude bereitete, Florenz weiter zu provozieren. Aber Florenz war um einiges größer als er und im Zweifelsfall war er auch wesentlich stärker als Dominic. Seine rechte Hand wanderte zum Ärmel des linken Armes, wo er immer seinen Zauberstab aufbewahrte, um ihn rechtzeitig ziehen zu können, bevor Florenz über ihn herfallen konnte. "Reg dich mal wieder ab, sonst wird's ungemütlich für dich." knurrte Dominic. "Und denk mal drüber nach, was du für nen Blödsinn laberst. Es ist nicht von Bedeutung, was deine Schwester macht. Aber was deine Schwester macht ist Teil dessen, was sie ist und gehört zu ihrem Wert dazu."
Dominic verdrehte für einen Augenblick die Augen. "Das ist doch totaler Blödsinn, was du sagst. Und mir erzählen, ich sei bekloppt? Obwohl du jemanden hinterherspionierst, der total bedeutungslos ist? Was hat sie dir getan? Dein aufgeblasenes Ego angekratzt?" Dominic grummelte, aber insgeheim war er ganz zufrieden mit dem Fortgang der Unterhaltung.

"Meine Schwester geht dich garnichts an!", sagte Florenz und seine Stimme bebte. Was erlaubte sich dieser Dominic, wie sprach er mit ihm, in was mischte er sich ein?
"Du brauchst keine Angst vor mir haben." Das klang komisch. Mehr als komisch. Aber es war die Wahrheit, vor ihm musste man keine Angst haben. Da hätte man selbst seine Schwester fragen können, er war noch nie handgreiflich geworden.
Langsam kühlte Florenz wieder ab. Er atmete noch ein paar Mal tief ein und aus, ehe er auf Dominic herabblickte und sagte: "Also." Weiter kam er nicht, da er nicht wusste, was er sagen sollte...

"Du hast doch mit deiner Schwester angefangen." Dominic legte wieder einmal die Stirn in Falten und er rekapitulierte gedanklich noch einmal das bisherige Gespräch. "Ja, du hast was vom Tagebuch meiner Schwester gesagt, obwohl ich nur einen Bruder habe." Das wollte er gerade gar nicht sagen. Diese Unachtsamkeit und die Erinnerung an seine Nervensäge von einem Bruder ließ ihn kurz schnauben. Wo war er gewesen? Er blickte sich ein wenig zerstreut um und nahm dann den Gesprächsfaden wieder auf.
"Also ging es dir offenbar um das Tagebuch deiner Schwester. Wenn du das endlich zugeben könntest, dass ich Recht habe und du von deiner Schwester ungesund besessen bist, wären wir ein gutes Stück weiter. Dann könntest du nämlich aufhören, mich zu bedrohen." Seine Stimme klang ein wenig giftig. "Das kann ich nämlich auf den Tod nicht ausstehen." Das war doch großartig gelaufen, Florenz hatte das Thema Artefakte offenbar völlig vergessen.

"Besessen? Von Kathy?", fragte Florenz und lachte auf. "Nein, beim besten Willen nicht. Manchmal ist es aber ganz ratsam, zu erfahren, was gewisse Leute über einen bei den Eltern erzählen, wenn du verstehst...?" Er wollte nicht noch genauer ins Detail gehen und hoffte, Dominic würde ihn verstanden haben...

"Dich bedrohen?" Florenz entglitten für eine Sekunde alle Gesichtszüge. Nein, das hatte er definitv nicht gemacht. Oder vielleicht doch, nur unbewusst. Zum ersten Mal in seinem Leben tat Florenz etwas, was niemand in seiner Familie für möglich gehalten hätte: "Verzeihung, das war nicht meine Absicht."