Klassenzimmer: Wahrsagerei (Parallelplay)

„Du bewunderst Deinen Vater sehr, nicht wahr? Wie ist er denn so? Ich meine, wenn er nicht im Dienst ist.“ Anjun schmunzelte als er weiter die Linien im Kaffee begutachtete. „Hier ist auch etwas, das mit ziemlich viel Wasser zu tun hat. Hoffentlich bekommt ihr im Langhaus keinen Wasserrohrbruch. Jedenfalls sieht es ziemlich nass aus.“ Er öffnete die obersten Knöpfe seines Hemdes. Es war ein heißer Tag und er wünschte sich nicht zum letzten mal schwimmen zu gehen. „Vielleicht heißt es aber auch, dass wir einen Ausflug nach Südernickelrup machen werden. Es sieht nämlich ein bisschen aus wie ein Schiff... oder so...“

Shouky nickte lächelnd. "Ja, mein Vater ist einfach.. unbeschreiblich. Er ist immer für mich da, ich kann mit ihm über alles reden und er hört mir einfach zu. Selbst wenn ich einen Fehler gemacht habe.. er hört mir zu, ohne mir Vorwürfe zu machen. Und natürlich versucht er mir zu helfen, wenn ich Probleme habe. Klar, ab und zu ist er auch etwas streng. Schließlich gibt es ja auch Regeln, die ich einhalten muss.. oder sollte." Ein kurzes Grinsen huschte über Shoukys Gesicht. "Manchmal tut es mir richtig Leid für meine Mutter. Sie hat sich immer eine Tochter gewünscht, die ganz viel Zeit mit ihr verbringt und der sie hübsche Kleider kaufen kann und stundenlang mit ihr shoppen gehen kann. Und jetzt? Jetzt bin ich so völlig anders geworden. Ich verbringe fast jede freie Minute - natürlich nur dann, wenn mein Vater Zeit hat - mit meinem Vater. Statt mit meiner Mutter shoppen zu gehen, jogge ich mit meinem Vater durch die Umgebung." Shouky seufzte. Sie liebte ihre Mutter natürlich genauso, aber sie war einfach nicht das typische-Mädchen, das stundenlang damit verbrachte sich hübsche Kleider auszusuchen, 1000 Schuhe besaß oder morgens drei Stunden früher aufstehen musste, um sich zu schminken.

"Naja," meinte sie und zuckte mit den Schultern. Denn Anjun hatte schon eine neue Linie entdeckt. "Wasser? Mmmh.. ein Wasserrohrbruch?" Shouky fing an zu lachen. "Na, das wäre natürlich schlecht. Der Ausflug nach Südernickelrup hingegen wäre toll! Hoffentlich trifft das zweite zu."

Anjuns aufmerksamer, fast forschender Blick lag auf Shouky, während sie von ihrem Vater erzählte. Es schien als versuche er ihre Beschreibung mit Dingen zu verknüpfen, die er kannte, schwieg aber zu diesem Punkt.

„Du bist doch gut angezogen, also kann es nicht so schlimm sein.“, lächelte er. „Und Sport macht Spaß. Zuhause fechte ich zum Beispiel mit meinem Vater oder gehe schwimmen. Für einen Gelehrten ist er ziemlich durchtrainiert. Andererseits ist ein Baccaracus auch nie einfach nur ein Gelehrter. Darf es gar nicht sein.“

Er konzentrierte sich wieder auf den Kaffeesatz. „Was glaubst Du soll diese Welle bedeuten? Ich kann mir keinen Reim darauf machen.“

Shouky lächelte. Anjun war ein aufmerksamer Gesprächspartner. Irgendwie fand Shouky es richtig schade, dass ihre Gespräche so häufig durch irgendwelche anderen Dinge unterbrochen wurden wie zum Beispiel wenn Noise plötzlich auf Anjun zugestürmt kam und ihn wüst beschimpfte. Shouky mochte Noise zwar, schon alleine weil sie die Cousine und beste Freundin von Diana war, aber trotzdem fand sie ihr Verhalten Anjun gegenüber einfach etwas unpassend.

"Fechten? Naja, bei uns sind es nur so einfache Dinge wie Joggen oder Fitnessübungen." Shouky grinste.

Nachdenklich betrachtete sie die Welle im Kaffeesatz. "Vielleicht bedeutete diese Welle ja, dass irgendetwas nicht richtig.. im Gleichgewicht ist. Oder so. Aber was?" Sie sah sich um, ob sie in der Umgebung der Welle irgendetwas passendes entdecken konnte.

Anjun betrachtete sie, musterte den Kaffeesatz und dann wieder ihr Gesicht. „Ein Ungleichgewicht? Ich kann mir irgendwie nicht vorstellen, dass bei Dir etwas im Ungleichgewicht ist. Jedenfalls wirkst Du immer recht ausgeglichen.“ Er zögerte, als sei er nicht sicher, ob es zu vertraulich war als er fort fuhr. „Es sei denn das Ungleichgewicht besteht darin, dass Du zu wenig Rücksicht auf Dich selber nimmst?“ Er sah sie fragend an.

Erstaunt sah Shouky Anjun an. Darüber machte sie sich selten Gedanken. "Ich weiß nicht.. empfindest du das denn so?" Etwas unsicher sah sie ihn an. Shouky wusste, dass sie sich oft nur um die Probleme und Sorgen der anderen kümmerte und sich selbst fast vergaß. "Und was sagt mein Kaffeesatz dann, was sich da ändern wird? Vielleicht sollte ich mal jeden anschnauzen, der mir von seinen Problemen erzählen will," meinte sie grinsend. "Aber ich glaube, das krieg ich nicht hin. Vielleicht sollte ich einen Muggelberuf lernen und Psychologe werden," murmelte sie nachdenklich. [ooc: Magier-Psychologen gibts ja nicht oder? *g*]

OCC: Warum sollte es keinen Magierpsychologen geben? Besser wäre es. Wenn ein Magier zu einem Muggel geht und von seinem Leben erzählt wird er definitiv für verrückt erklärt.

Anjuns blaue Augen glitzerten listig als er sagte: „Was ist sage ist doch egal. Es ist der Kaffeesatz, der das sagt, nicht wahr?“ Er streckte sich aus, schloß die Augen und genoß einen Augenblick die Wärme der Sonne, die durch die Fenster herein schien. „Wollen wir auch die andere Methode ausprobieren?“

[ooc: Mh, ok.. stimmt auch wieder]

Shouky grinste. "Okay, da hast du Recht. Schließlich kannst du ja nichts dafür, was da in meinem Kaffeesatz steht." Shouky zuckte mit den Schultern. "Wir können gerne die andere Methode auch ausprobieren, vielleicht kommt da ja das gleiche raus. Oder etwas völlig anderes." Sie lächelte. "Was ist eigentlich wenn jetzt genau das Gegenteil rauskommen würde?"

Anjun grinste: „Tsja, ich schätze das hieße dann, dass wir uns in einer Auslegung geirrt haben. Vielleicht sogar an beiden.“ Der Junge nahm etwas von dem frischen Kaffeepulver und goß es mit heißem Wasser auf. Dann reichte er Shouky die Tasse. „Auf Ihr Wohl, Fräulein Gofemina!“

"Dann hoffen wir einfach mal, dass das nicht der Fall ist. Wäre ja schlimm, wenn wir uns so vertan hätten." Shouky grinste und nahm die Tasse entgegen. "Tee mag ich ja eigentlich lieber, aber naja," meinte sie noch grinsend bevor sie die Tasse bis auf einen letzten Rest Kaffeesatz leer trank. Als nur noch der Kaffeesatz, der am Boden festsaß, übrig war, rührte Shouky ihn einmal kräftig um und stellte die Tasse dann auf dem Tisch zwischen Anjun und sich selbst ab. "Dann wollen wir mal gucken was rauskommt.."

Anjun nahm die Kaffeetasse aus Shoukys Händen entgegen und konzentrierte sich auf den feuchten Kaffeesatz. In dem nassen, verwischten bräunlichen Grus etwas zu erkennen fiel ihm noch schwerer. Ratlos starrte er in die Tasse und verfluchte das eigene Unvermögen. Was war er bloß für ein Magier, wenn er nicht die Zeichen deuten konnte. Eine Weile kaute er an seinen Lippen. Dann holte er sich das Buch und schlug nach.

"Diese gezackte Linie gefällt mir nicht. Ich finde das sieht nach Gefahr aus. Hast Du irgendetwas Gefährliches oder etwas mit ungewissem Ausgang vor? Es ist noch ziemlich viel Kaffee in der Linie. Vielleicht Wasser? Doch ein Rohrbruch? Oder du fällst in einen Priel? Na ja, jedenfalls steht das damit in Verbindung. Keine Ahnung was das sein soll. Ein Turm oder so? Sieht aus wie der Hauptturm bei mir Zuhause. Vielleicht solltest du dich vom Rhein fernhalten, wenn du mich mal besuchst. Und das hier ist eine gefährliche magische Gestalt. Vielleicht verärgerst Du einen unserer Geister, wenn du mich besuchst. Oder glaubst du, dass es wieder der Irrwicht ist? Mein Vater hat einen besonders bösartigen Irrwicht in einem alten ägyptischen Artefakt. Interessierst du dich für Artefakte oder alte Kulturen? Du solltest dich also in Acht nehmen, wenn er dir mal seine Sammlung zeigt."

"Mmh.. irgendwas scheint wohl dran zu sein am Wasserrohrbruch," meinte Shouky grinsend, als auch die Deutung der ersten Methode mehr oder weniger darauf hinauslief. "Ok, ich werde dann besonders gut aufpassen, wenn ich dich mal besuchen sollte." Shouky lächelte. "Aber ich hoffe trotzdem nicht, dass ich einen der Geister verärgern werde. Und der Irrwicht.. naja, muss jetzt wirklich nicht sein!" Nachdenklich betrachtete Shouky die Tasse. "Irgendwie scheint er aber doch was von mir zu wollen, der Irrwicht. Wenn er jetzt schon wieder mehr oder weniger auftaucht." Sie zog eine Augenbraue nach oben und seufzte.

„Keine Ahnung, ob dies ein Irrwicht ist.“ Anjun wollte Shouky nicht beunruhigen. Bei seinen lausigen Wahrsagefähigkeiten konnte er sich leicht irren und dann würde das Mädchen sich umsonst Sorgen machen. „Laut Lehrbuch soll es ein magisches Wesen sein.“ Er hielt ihr das Schulbuch unter die Nase. „Es sieht für mich jedenfalls aus wie diese Abbildung hier. Obwohl… ein bisschen anders sieht es doch aus, oder? Und der Wasserrohrbruch… Hier steht was von Wasser, aber nicht was genau. Es kann also alles Mögliche mit Wasser sein. Ein Schwimmbecken, das Meer, ein Fluß…“ Er seufzte. „Oh weh, ich bin wohl kein guter Prophet.“

Shouky warf einen Blick in das Buch, das Anjun ihr hinhielt. "Nein, nein. Du hast schon Recht. Das sieht dem Ding da schon ähnlich." Sie warf noch einen Blick in ihre Kaffeetasse. "Ach was, du bist doch ein guter Prophet. Wer sagt denn, dass deine Vermutungen nicht stimmen? Vielleicht begegnet mir wirklich ein Irrwicht!" Sie lächelte Anjun aufmunternd an. "Vielleicht schenken meine Eltern mir ja einen eigenen Pool zum Geburtstag," meinte sie dann lachend.

Anjun lehnte sich entspannt zurück und grinste Shouky mit blitzenden Augen an. „Und falls er nicht in angemessener Zeit auftaucht, dann beschwöre ich Dir einen Irrwicht herauf, wenn Du mal am Meer bist. Nur, damit meine Prophezeiung in Erfüllung geht. Üb' schon mal einen guten Redicculus.“

Der Junge zog seine goldene Taschenuhr hervor und hoffte, dass die Stunde bald zu Ende war. Auf keinen Fall wollte er noch die Zukunft gedeutet bekommen. Leider tat ihm der Zeiger den Gefallen nicht. Es blieben immer noch zwölf Minuten...

"Na das ist ja nett," grummelte Shouky wütend, doch dann fing sie an zu grinsen. "Da bin ich ja mal gespannt. Ich werd aufpassen und nur ganz, ganz selten in die Nähe vom Wasser kommen!" Sie lachte. "Den Redicculus werd ich auf jeden Fall üben.."

Shouky folgte Anjun Hand, mit der er seine Taschenuhr hervorzog. "Na, wie siehts aus? Ist noch viel Zeit? Willst du auch noch die Zukunft gedeutet bekommen?" fragte sie lächelnd.

„Noch zwölf Minuten.“, erwiderte der junge Baccaracus etwas gequält. „Ich glaube nicht, dass sich es lohnt noch etwas Neues anzufangen.“, versuchte er sich heraus zu winden. Aber wahrscheinlich hatte er damit keine Chance. Selbst wenn Shouky nicht darauf bestand ihm die Zukunft zu deuten, würde die Magister sie nicht untätig rumsitzen lassen.

Shouky zuckte mit den Schultern. "Naja, zwingen kann ich dich schließlich nicht." Sie war sich ziemlich sicher, dass es nicht daran lag, 'nichts Neues anzufangen' sondern viel eher daran, dass Anjun keine Lust hatte, die Zukunft gedeutet zu bekommen. Shouky warf einen Blick zur Magister. "Zwölf Minuten können aber auch ziemlich lang sein," murmelte sie und tat dann so, als sei sie völlig in ihre Kaffeetasse vertieft. Sie wollte Anjun nicht unnötig belasten, wenn heute nicht sein Tag war und er keine Lust auf eine Deutung hatte, wollte sie ihm das auch ersparen.

„Wir können ja mal sehen, was für Deutungen es im Lehrbuch sonst noch so gibt.“, schlug der Nachtkrabs vor. Es interessierte ihn nicht sonderlich, aber so würde er wenigstens darum herum kommen die Zukunft gedeutet zu bekommen. Aber vielleicht sagte ihm das Orakel auch, dass alles gut gehen würde. Sein Vater hatte fest daran geglaubt und er war ja stark und ein mächtiger Zauberer... „Bist Du eine gute Wahrsagerin?“, erkundigte er sich vorsichtshalber.

"Zeig mal." Högni nahm sich die Tasse, welche Dominic ihm hingeschoben hatte. "Wo bitte ist denn da ein Feuer? Meinst Du das da unten?" Er sah mit schief gelegtem Kopf in die Tasse. "Das sieht mir eher nach einem Gebüsch aus. Da ist sicher was im Busch." Er grinste über den Wortwitz. "Aber muss es denn unbedingt Liebe sein? Können wir nicht irgendwas finanzieller Natur entdecken? Geld für einen neuen Besen fände ich irgendwie besser als eine Freundin." Gut, dass Amabella das jetzt nicht gehört hatte. [OOC: Ich vermisse Eulalia, *schnüff*]

Dominic legte den Kopf schief. "Das ist kein Feuer, das ist ein brennender Dornenbusch. Brennen heißt Feuer, also ist da ganz eindeutig Feuer. Du willst doch nicht etwa sagen, dass ich was an den Augen habe. Was die Freundin angeht, vielleicht ist es ja auch keine Freundin, sondern ein Millionär kurz vorm Exitus. Du musst die Symbole drumherum deuten, wenn du welche erkennst. Aber wenn du mich fragst, solltest du dir einfach nen Ferienjob suchen, wenn du an Geld kommen willst. Das ist zwar langweiliger, aber auch viel sicherer als sich auf Kaffeepulver zu verlassen." Er bemühte sich, nicht allzu abfällig zu klingen, während er sprach, doch das misslang ihm auf ganzer Linie.
"Wie dem auch sei. Du musst noch getrocknetes Kaffeepulver auf einem Teller verteilen. Also trockne den Kaffeesatz doch mal. Wenn ich das mache, wird das bestimmt zu kosmischen Erschütterungen führen, die aus Versehen deine Zukunft mit meiner vermischen. Und das wollen wir beide nicht."

"Klar, vielleicht wissen wir dann beim nächsten Mal ja auch ganz genau, auf was wir achten müssen." Shouky grinste, sie hatte sich die Zeichen zwar schon öfter angesehen, aber Anjun schien viele Ausreden parat zu haben. "Naja," meinte Shouky verlegen. "Meine Deutungen haben sehr selten der Realität entsprochen, also bin ich wohl keine besonders gute Wahrsagerin."

Shouky war nicht gut in Wahrsagen. Irgendwie beruhigte Anjun das. Falls etwas unangenehmes heraus kam, konnte er sich immer noch einreden, dass Shouky keine gute Prophetin war. „Wir können es bei mir ja auch mal versuchen.“, sagte er langsam und nahm Kaffeesatz und Teller. Nachdem er mit den Fingern darin herum gerührt hatte, reichte er dem Mädchen den Teller zur Deutung. „Und, was siehst Du?“

"Gerne," Shouky lächelte. Sie freute sich darüber, dass Anjun doch noch beschlossen hatte, sich die Zukunft vorraussagen zu lassen. "So schnell umentschieden, obwohl ich eine schlechte Wahrsagerin bin?" fragte sie kichernd. Oder vielleicht genau deswegen.. Sie konzentrierte sich und suchte im Kaffeesatz auf dem Teller nach irgendwelchen Symbolen, die sie deuten könnte. "Das da sieht aus wie eine Wolke.. ich würde sagen, irgendetwas stört dich oder hält dich von etwas ab. Vielleicht ein Streit, den du eigentlich beseitigen willst, aber nicht weißt wie.. oder eine Aufgabe, die du lösen willst.." Shouky sah Anjun an. "Könnte das irgendwie hinkommen?" Sie zuckte mit den Schultern. "Aber wie eine Wolke sieht es doch aus oder?"

Der junge Baccaracus rollte die Ärmel seines weißen, seidenen Hemdes hoch, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. Ein feines Lächeln spielte auf seine Lippen.

"Sind noch weitere Zeichen in der Nähe? Eine geschwungene Linie zum Beispiel?"

Er winkte mit dem Zauberstab und das Lehrbuch öffnete sich in der Luft schwebend bei dem Kapitel, welches sich mit den verschiedenen Zeichen für Frauen beschäftigte. Die Stelle die Anjun meinte leuchtete goldschimmernd auf und der Nachtkrabs grinste: "Die konvex konkave Linie. Das junge Mädchen. Habe ich recht?"