Buchrückgabe - Ort: Dünen Zeitpunkt: Am Abend nach dem Ausflug nach SNR

Dominic fühlte sich müde. Wenn man bedachte, dass er heute Morgen einen gemütlichen und entspannten Tag auf Rungholt verbringen wollte, hatte der Tag ein paar zumindest überraschende Wendungen genommen, die ihn alles in Allem doch eher ermüdet hatten und ihn in zwischen Misslaune und Hochstimmung hin- und herschwanken ließ. Doch er hatte noch eine Sache zu erledigen, die ihm schon einige Zeit auf den Nägeln brannte und die er nun endlich erledigen wollte.
Er hatte aus seinem Langhaus das Buch geholt, das ihm schon die ein oder andere Stunde Kopfschmerzen verursacht hatte, weil es trotz aller Regeln der Kunst, die Dominic bei ihm angewandt hatte, seine Geheimnisse nicht preisgegeben hatte. Er wusste nicht mehr, was damit zu tun war und vor der letzten Idee, die ihm eingefallen war, hatte er zurückgeschreckt. Das konnte Anjun wohl kaum von ihm erwarten, sowas war zu viel von ihm verlangt. Bei aller Bewunderung für alte Magie, das ging wirklich zu weit, auch wenn es nur symbolisch sein sollte.
Die Frage war jetzt: Wo war Anjun? Er war am Langhaus der Nachtkrabs vorbeigegangen, aber dort saß er nicht draußen und drinnen würde er sich bei diesem Wetter wohl kaum aufhalten. Dominic zog den Schirm seiner Mütze ein wenig tiefer ins Gesicht und stapfte in die Dünen hinein. Am Strand war er auch nicht, vielleicht verbarg er sich ja hier irgendwo. Er wollte ihm nur das Buch zurückgeben, seinen Gefühlen einmal Luft machen und dann wollte er auch schon ins Bett. Wo steckte dieser Mistkerl von einem Reinblüter bloß?

Anjun lag auf dem Rücken im noch warmen Sand der Düne. Da der Herbst immer näher rückte, dämmerte es bereits, aber das störte ihn nicht. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen und dank des Zeitumkehrers auch ein viel längerer Tag als sonst. Er war müde, aber zugleich zu aufgewühlt, um schlafen zu gehen. Die Bilder des tage strömten durch seinen Kopf. Lara und das Buch voll dunkler Magie, ihre fröhliche Wattwanderung, das Teetrinken, das in einem Streit endete und dann der Angriff der Jugendlichen. Er erzitterte innerlich noch immer, wenn er daran dachte wie brutal sie über Lara hergefallen waren und dass sie beide trotz ihres Mutes keine Chance gehabt hätten, wenn nicht Sina, Shouky und Abel eingegriffen hätten. Sie standen in ihrer Schuld – und waren von ihrem Schweigen abhängig. Die Reise durch den Kamin in seine Heimat kam ihm in den Sinn, das Wiedersehen mit seinen Eltern, die schwierigen und ernsten Gespräche über eine Feuerausbildung für Lara und die lustige Zeit in Trutzbach. Er sah seine schöne Mutter beim Tee und mir Trauer im Herzen dachte er daran, dass sein Vater sich noch immer weigerte ihn im November dabei zu haben.

Dominic nahm eine Bewegung auf der linken Seite wahr. Er drehte den Kopf, kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen, wer das war. Es gab schließlich einige Schüler, die wussten, dass es in den Dünen auch ganz nett war und vor allen Dingen sehr ruhig. Er sah rote Haare, das war schonmal ein Zeichen, dass es Anjun sein könnte. Er näherte sich noch ein wenig weiter und erkannte dann die Proportionen und Gesichtszüge des jungen Baccaracus. Seine Hand verkrampfte sich um das Buch, dass er hielt und er atmete einmal tief durch. Dann näherte er sich weiter und blieb vor Anjun stehen.
Der Junge sah merkwürdig aus, er konnte nicht genau beschreiben, wie er aussah, auf seinem Gesicht spiegelten sich zahllose verschiedene Emotionen und nicht bei allen war er sich sicher, ob er sie alle richtig zuordnen konnte. Aber deshalb war er auch nicht hier.
Er überlegte, was er sagen sollte. In seinem Kopf stritten verschiedene Impulse miteinander. Eigentlich hatte er nicht wirklich was gegen Anjun, sie hatten sich die meiste Zeit einfach nur ignoriert. Also konnte er ihm ganz ruhig das Buch zurückgeben, wenn er erst einmal seine natürliche Scheu überwinden könnte, andere Leute anzusprechen. Andererseits hatten sich ihm in den letzten Wochen Abgründe aufgetan, die er nicht einfach so ruhig hinnehmen konnte. Er verstand es nämlich nicht. Er würde Anjun dieses Buch gern entgegen schleudern. Seine Hand mit dem Buch begann zu zittern. Er räusperte sich vernehmlich, um die Starre zu überwinden.

Anjun richtete sich auf und erkannte Dominic, der ihn unsicher ansah und er musterte den Elewtritschen kühl. Widerstreitende Gefühle spiegelten sich in seinem blassen, von braunen Haar umrahmten Gesicht. Er wirkte nervös und angespannt.

Anjuns Blick blieb auf dem gebundenen Buch in Dominics unruhigen Händen haften. Er hatte ihm das Buch vor den Ferien geliehen, weil Dominic etwas über alte Magie hatte lernen wollen. Diese Buch stellte einen großen Wissensschatz da und war von seinem Vater persönlich verfasst wurden. Anjun hatte gehofft, dass Dominic das Vertrauen zu schätzen wußte, das es bedeutete ihm dieses Buch anzuvertrauen. Doch dann hatte Dominic etwas gesagt, das Anjun mitten ins Herz getroffen hatte und er hatte das Buch mit einem alten Zauber verschlossen, den er nur lösen konnte, wenn er zumindest einige der Grundprinzipien der alten Magie erkannte.

Das Leder sah dunkel, hart und spröde wie ein Harnisch aus und Schnallen hielten den Einband fest verschlossen. Er brachte es also zurück. Der junge Baccaracus sah ihn lange an und wartete. Nun würde sich zeigen wie viel er von der alten Magie verstanden hatte. Wie viel er von Anjun und seiner Familie verstanden hatte.

Ein Blick, das war alles an Reaktion, was er Anjun entlocken konnte. Das war alles andere als hilfreich für Dominic, bei dem jetzt wieder der Ball lag, eine Reaktion zu zeigen. So musterte er Anjun entgegen seiner Gewohnheit für einen Augenblick ziemlich unverholen und kratzte sich am Ohr. Dann hatte er sich entschieden und drückte Anjun brüsk das Buch in die Hände. Seine Stimme klangt nervös, als er sich schließlich dazu durchrang, noch ein wenig etwas zu sagen. Warum musste der Rothaarige es ihm auch nur so schwer machen?

"Das gehört ja wohl dir", sagte er und ließ seinen Blick über das wie vertrocknet wirkende Buch gleiten. "Da gehört es wohl hin... In deine Hände." Er wollte dieses Buch mit den gefährlichen Zaubern loswerden. Was ihm zunächst so interessant erschienen war, stieß ihn jetzt heftig ab. Die Zauber des Buches waren gefährlich und dunkel, mussten gefährlich und dunkel sein, sonst hätte Anjun ihn nicht so grob ausgesperrt und ihm eine unlösbare Aufgabe gestellt. Das Buch war genau wie die Familie, dem das Buch gehörte. Er schluckte. "Sowas mache ich nicht mit, das kann man wohl von niemandem erwarten, dass man sonstwas mit sich macht, nur um das Buch zu öffnen." Dominics Stimme bekam einen leichten Tremor und er war offenkundig erregt. Er musste sich zurückhalten, dass nicht alles gleich aus ihm herausplatzte. Er wollte das hier doch mit ein wenig Würde hinter sich bringen. Dennoch trug er Anjun diese... Was hatte das überhaupt gesollt? Er wusste es nach wie vor nicht, aber er nahm es ihm übel.

Anjun sah Dominic ein wenig überrascht an. Das er irgendwann zu ihm kommen würde, das war von ihm so beabsichtigt gewesen. Er wollte, dass er sich entschuldigte. Nicht mehr und nicht weniger. Und dass er verstand, dass der Zauber auf dem Buch sehr viel mit persönlicher Bindung zu tun hatten.

Aber was solle das Gerede von 'da mach ich nicht mit'? Wenn Dominic nicht auf sein Rätsel eingehen wollte, dann hätte er das doch schon viel früher sagen können.

Im Grunde war es doch auch so simpel. Familiär gebundene Artefakte gab es doch sicher auch noch bei den Waldsteins.

Oder etwa nicht?

Aber der Junge vor ihm sah richtig blaß und verstört aus.

Dennoch kam es auf keinen Fall für ihn in Frage, sich seine Überraschung anmerken zu lassen. Ein Baccaracus ließ sich nicht verwirren. Stattdessen lächelte er maliziös: „Du hast es also nicht öffnen können.“

Anjuns Lächeln und sein Ton gefielen Dominic überhaupt nicht. Er ließ die Hände sinken und legte sie vor seinem Bauch übereinander, sodass er die Bambusstruktur seines Zauberstabs spüren konnte, der in seinem Ärmel baumelte. Es gab ihm ein beruhigendes Gefühl. Man wusste ja nie, was einen in solch einer Situation erwarten sollte. Anjuns scheinheilige Frage, ob er das Buch nicht öffnen konnte, war ihm unheimlich. Dass er es nicht hatte öffnen können, lag ja wohl auf der Hand. Und die Umstände müssten ihm doch auch klar sein. Was hatte er also vor?

Er schnaubte. "Liegt wohl auf der Hand, oder?"

Dominic blickte sich nervös um und sah ein wenig gehetzt aus. "Das Buch hat sich ja allen Versuchen entzogen, sich zu öffnen, egal wie unkonventionell die Methoden waren. Wenn man mal von roher Gewalt absieht, habe ich so ziemlich alles probiert."

Dominics Gesicht verlor noch ein wenig Farbe. Sollte er noch mehr sagen? Sollte er aussprechen, was ihn so belastete? Über die verbotenen Pforten sprechen?

Die Phase der Nekromantie war ja ganz faszinierend gewesen, so lange man sich nur theoretisch mit der dunklen Kunst beschäftigen musste und sich philosophischen Überlegungen zu Leben und Tod hingeben konnte. Hier aber stand er einem ANWENDER schwarzer Künste gegenüber. Er spürte eigentlich nur den Drang, möglichst schnell hier wieder wegzukommen. Außerdem, was sollte das bewirken? Anjun würde doch sowieso alles abstreiten, oder? Wer weiß, auf was für Ideen der noch kam. Würde er ihn angreifen? Darauf wäre er allerdings vorbereitet und dann sollte Anjun sich trotz aller miesen Tricks warm anziehen. Am Zauberstab war er nicht schlecht.

Der Nachtkrab grinste spöttisch und hob herausfordernd das Kinn. "Natürlich lässt es sich nicht durch solche konventionellen Methoden öffnen. Das ist ja der Sinn dabei." Konnte es sein, dass ein Mitglied des Waldsteinclans nicht mehr wusste, wie alte Familien ihre wertvollsten Güter schützten? Trotz allem hatte er gehofft, dass Dominic noch immer etwas aus der alten Zeit wusste. Wahrscheinlich wußte er es aber wirklich nicht. Das war also die Folge der vielen Muggel in der Familien.

„Mann. Ich weiß ja mittlerweile, dass ihr auf so einen Scheiß mit Blutritualen steht, aber das kannst du wirklich vergessen. Ich habs ja versucht, aber ich lass mich doch nicht für so ein doofes Ritual bluten? Wo soll denn das bitteschön enden?! Nein, das kannst du vergessen. Mit solch kranken Ideen will ich nichts zu tun haben. Nicht mit mir..." Dominic verlagerte nervös das Gewicht immer wieder vom einen auf das andere Bein. Er wurde noch ein wenig bleicher. Aber endlich rückte er damit heraus, was ihn so beschäftigte. "Blutopfer mögen noch so mächtig sein, aber sie sind viel zu gefährlich, um sie einzusetzen. Es gibt für alles andere Wege, wenn man nur will.“ Die Vorstellung, in ein solches Blutritual verwickelt zu sein, selbst wenn es so harmlos wie für das Öffnen eines Buches war, war einfach unglaublich. Es war ein Schritt auf die Rutsche in den Abgrund. Und anders konnte es schließlich nicht gehen. Mit seinem eigenen Blut lieferte man sich dem Gegenstand des Rituals aus. Und er wollte seine Seele nicht an irgendetwas binden, dem er misstraute.
Auf die Idee, dass es einfach eine familiäre Bindung zu dem Gegenstand gab, kam er nicht. Er kannte diese Art von Zauber durchaus, allerdings nur im alltäglichen Sinne, die Haustür der Hohensayns öffnete sich nur für die vier Familienmitglieder und deren Besuch. Aber auf die Idee, dass es so funktionierte, war er nicht gekommen, das wäre zu banal gewesen. Die alten Familienartefakte wurden hingegen auf Gut Waldstein aufbewahrt, sodass er mit ihnen noch nie in Kontakt gekommen waren, weil sie dort gut unter Verschluss gehalten wurden, sofern sie nicht bereits vor langer Zeit dem Zaubereiministerium überstellt worden waren wegen zu großer Gefahr für die Welt.

"Du hast überhaupt keine Ahnung von was Du sprichst.“, zischte Anjun. Trotz des überheblichen Tonfalls, klang er verletzt. „Weder von alter Magie von Blutritualen und am allerwenigsten hast Du unsere Familie verstanden. Ich hätte Dich für klüger gehalten, Hohensayn. Stattdessen hast Du Deinen Geist nur mit dem Scheiß von Brunhilde Atterlau und Konsorten gefüllt." Brunhilde Atterlau hatte ein Buch über die Blutrituale der Familie Baccaracus geschrieben und sie darin als finsterste Schwarzmagier dargestellt, die die außergewöhnliche Macht ihres magischen Bannes nur durch das Opfern von Menschen, vorzugsweise Muggelkinder, die sie des Nachts in ihren Wald lockten, erhalten konnten.

„Wenn ihr meint, es geht nicht anders, dann macht doch weiter damit, aber nehmt gefälligst euer eigenes Blut und zieht nicht andere da mit rein, egal ob ihr sie einfach entführt oder ob ihr sie verführt. Nicht mit mir!" Dominic stand der kalte Schweiß auf der Stirn, trotz eines relativ warmen Herbsttages.
"Da hilft es auch gar nichts, irgendetwas einfach nur als Scheiß abzuqualifizieren, statt sich zu fragen, was es mit den Fakten auf sich hat. Außerdem ist es Fakt, dass Blutrituale gefährlicher Wahnsinn sind. Das kannst du nicht leugnen, das... das kannst du einfach nicht, oder bist du so verblendet?"

Gefährlicher Wahnsinn... Anjuns Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Auf einmal waren seine Erinnerungen voller Schmerz und Blut. Der Stein... Sein Großvater... Ja, es war Wahnsinn. Dominic hatte ja recht und das machte Anjun um so zorniger, denn Dominic verstand so wenig. Er redete nur von seinem verstaubten Buchwissen, vertrocknet, verzerrt und zum Großen Teil von Historikern geschrieben, die seiner Familie Feind waren. Anjun hingegen kannte den Schmerz. Wie sein Vater ihn kannte und sein Großvater und sein Urgroßvater. Er war bereit, weil alles andere noch schrecklicher wäre.

Und während Domnic sprach verhärtete sich der Ausdruck auf Anjuns Gesicht. Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Stich zusammen und die hohen Wangenknochen traten spitz hervor. Die Augen wurden zu gefährlichen Gletschertunneln, die zornige Splitter aus Eis verschossen. "Wir sollen unser eigenes Blut vergießen?! Ach ja?", zischte er. und auf einmal begann Anjun hart zu lachen und es klang bitter und sehr böse. Ein geradezu hysterisches Lachen schüttelte ihn, als er sich vor Dominic aufbaute. "Wir sind doch böse Magier nicht wahr?! Wir locken kleine Kinder in unseren Wald und opfern sie zusammen mit den Jungfrauen! Ist doch viel praktischer. Wozu also sich selber verletzen und fast zu Tode bluten!"

Der Junge war doch vollkommen verrückt! "Zumindest lässt sich die signifikant höhere Vermisstenquote bei euch statistisch belegen", erwiderte er in einem Versuch, seine Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten. In ihm kämpfte sein Instinkt um die Oberherrschaft, entweder den Zauberstab zu ziehen oder sich schleunigst zu verdrücken. Aber sie waren doch alle vernünftige Wesen, da brauchte er nicht so zu reagieren. Er überlegte, was er jetzt tun soll. Geordneter Rückzug schien ihm als vernünftigste Maßnahme in dieser Situation, wer weiß, was Anjun noch tun würde, wenn er einmal übergeschnappt war. Er trat einige Schritte zurück.
Dass Anjuns letzte Bemerkung dabei nicht so wirklich ins Bild passte, dass sich in seinem Kopf gebildet hatte, war ihm dabei gar nicht aufgegangen. Blutrituale, die einen selbst an den Rand des Todes führten, konnten für einen Magier doch nun wirklich nicht erstrebenswert sein, doch ließ Anjuns Klage eigentlich nur den Schluss zu, dass sie ihr eigenes Blut verwendeten und auch nicht anders konnten, als so zu handeln. Das alles kam ihm allerdings nicht in den Sinn, denn sein vorgefertigtes Bild von Anjun und seiner Familie hielt sich hartnäckig und bezog Futter daraus, dass Anjun sich so hysterisch gebärdete.

Der rothaarige Junge schnaubte verächtlich. „Und weil es weniger Störche in Mecklenburg-Vorpommern gibt, sind die Geburtenraten gesunken.“

"Blödsinn... Weil da weniger Menschen leben, aber das berücksichtigt man in einer guten Statistik." erwiderte Dominic, der mittlerweile wieder stehen geblieben war. "Die lässt sich nicht einfach so entwerten."

Der junge Baccaracus lachte noch immer hart und trocken. „Oh Mann, Hohensayn, ich hatte wirklich gedacht Du bist klüger. Ich habe Dir dies Buch gegeben, um Dir die Möglichkeit zu geben Lügen zu durchschauen und das wirkliche Wesen der alten Magie zu verstehen. Aber dreihundert Jahre Verunglimpfung lassen sich wohl nicht einfach wegwischen. Statt zu verstehen, schleuderste Du mit hässlicheren Vorwürfen um dich, als je zuvor. Ich hatte gehofft es wäre noch etwas von den alten Waldsteins in Dir. Aber ich habe mich geirrt.“ Während er sprach, war seine Stimme immer langsamer und ernster geworden. Anjun wirkte nun nicht mehr zornig, sondern nur noch traurig und müde.

OCC: In Absprache mit Dominic habe ich ihn zu Gunsten der Dramatik mitgespielt

"Das hat gar nichts mit meiner Herkunft zu tun. Und wenn du irgendwelchen verschrobenen Reinblüterstolz meinst oder die Notwendigkeit, anderer Leute Blut zu vergießen, um sich seines Standes zu versichern oder sich damit seine Macht zu erhalten... Es kann gar nichts von den alten Waldsteins in mir schlummern, wie du sie gerne hättest. Die alten Waldsteins gibt es seit fast 300 Jahren nicht mehr. Die haben sich wohl überholt und wandeln nicht mehr als Artefakte der Vergangenheit unter uns." Dass es eigentlich Blödsinn war, Reinblüter so pauschal zu schelten, wie es Dominic hier implizit tat, lag ihm normalerweise nicht und so dachte er auch nicht. Allerdings kotzte ihn Anjun gerade furchtbar an und er wollte ihn treffen. Er war sich sicher, dass ihn das treffen würde, als die Worte ihm aus dem Mund drangen und so unterdrückte er das Gefühl, das Gesagte relativieren zu wollen und fuhr stattdessen einfach fort.
"Die Möglichkeiten, die du mir angeblich gegeben hast, lassen die Realitäten nicht anders werden, nur weil der Anspruch ein anderer ist, Herr Baccaracus. Das Eine hat mit dem Anderen überhaupt nichts zu tun. Was am Ende unter dem Strich steht ist das, was zählt. Und komme was da wolle, Blutrituale sind eklig und gefährlich. Einfach nur Wahnsinn. Wieso sollte jemand auf die bescheuerte Idee kommen, für irgendwelche magischen Effekte sich selbst zu verstümmeln, hm? Vollkommen wahnsinnig ist das." Er schüttelte sich.

„Uns unsres Standes versichern? Machtgier? Du verstehst so wenig.“ Anjun seufzte resigniert und schüttelte leicht den Kopf. „Es gibt Dinge, die zu beschützen viel zu wichtig ist. Auch wenn es heißt sich selbst zu verletzten. Doch du willst einfach nicht sehen, dass das Opfer, das wir bringen, deine geliebte Muggelverwandschaft sicher hundert mal mehr beschützt hat, als es die meisten der schönwetterredenden Muggelknutscher je getan haben. Aber das interessiert deinesgleichen ja nicht. Ihr seht nur das, was ihr sehen wollt. Eine junge Frau ist in den Wäldern verschwunden, wo man den Spiegelbann vermutet. Natürlich haben die Baccaracus und ihr Dorf von Schwarzmagiern sie ermordet! Zauberer kamen ausgezehrt aus dem Wald zurück. Alle haben Mitleid mit den Opfern der dunklen Illusionen. Wer fragt, was sie eigentlich wollten? Aber Du kommst nur her, um dich in Deiner Selbstgerechtigkeit zu aalen. Nun denn, glaub was Du willst, Hohensayn.“ Er wandte sich zum gehen.

"Selbstgerecht? Wer ist hier eigentlich selbstgerecht? Spielst dich als großer Muggelwächter auf, obwohl du sie nicht leiden kannst. Wer soll dir das denn abkaufen, hm? Schonmal drüber nachgedacht, dass eine Geschichte auch konsistent sein muss? Wenn dir das jemand abkaufen soll, dass du die Muggel schützen willst, dann musst du auch einen Grund dafür haben. Aber für dich ist es doch immer viel bequemer, über Muggel oder Muggelgeborene einfach nur zu lästern. Wie soll man dir dann solche Märchen glauben?" fragte Dominic beleidigt, weil er es nicht ausstehen konnte, wenn man ihn als dumm hinstellte. Außerdem behaupte Anjun nun wirklich eine absolut unglaubwürdige Sache. Auch er wandte sich zum Gehen.
Damit war für Anjun alles gesagt. Ohne sich dazu herabzulassen, Dominic noch etwas zu erwidern, ging er in Richtung Strand davon, so wie Dominic sich tiefer in die Dünen zurückzog, um zu schmollen.

[ooc: Auch hier der Dramatik halber ein Mitspielen, diesmal Anjuns durch mich. Und: Ende]