Rungholt: Der Strand

Zu einem großen Teil ist Rungholt zum Wasser hin befestigt, um den Wellen wenig Angriff zu bieten. Auf der strömungsabgewandten Seite der Insel gibt es jedoch einen feinen Sandstrand auf welchem bei Flut die Wellen auflaufen. Bei Ebbe reicht das Watt bis nach Südernickelrupp. Der Strand wird von dem Bootshaus und dem Leuchturm begrenzt. Holzbohlen führen durch die Dünen in Richtung Hauptgebäude.

(Achtung: Wenn Ihr ins Meer schwimmen geht, dort mit dem Ruderboot dümpelt oder durchs Watt lauft, benutzt bitte den "Meer um Rungholt"-Thread.)

pp: NRPG-Startfeld

Anaximander hatte heute das umfangreiche Frühstück, das er sonst sonntags einnahm, ausfallen lassen und sich mit Saft und ein paar Keksen im Aufenthaltsraum begnügt. Er würde drüben auf Süder-Nickelrupp brunchen, während Pandora neue Roben shoppen wollte - etwas, wobei Anaximander nicht unbedingt mit Begeisterung dabei war. Er hatte sich daher mit Pandora darauf verständigt, dass er schon einmal brunchen und sie dann nachkommen würde, damit sie die übrigen Einkäufe gemeinsam erledigen könnten. Außerdem würde er mit Anjun wohl noch in den Quidditchladen gehen und später auf einen Tee ins Irrlicht. Allerdings hatten sie noch keinen festen Ablauf festgemacht.

Ohne Pandora, die heute besonders lange im Bad verschwunden war, war Anaximander schon einmal hinunter zum Strand gegangen, wo sich die Schüler traditionell versammelten, um in Begleitung zweier Lehrer auf die Hallig hinüber zu gehen. Anaximander schlenderte in Richtung des Bootshauses und sah über das Watt, das sich schon weit in die Ferne erstreckte. Bis Süder-Nickelrupp war es allerdings nicht zu weit. Man konnte die Hallig immerhin von Rungholt aus sehen.

pp: Hauptgebäude: Speisesaal (+Clue)

Dominic schlenderte die Stufen vom Rungholter Hauptgebäude herab zum Strand, neben ihm Clue. Dabei biss er erneut von seinem Apfel ab, kaute und schluckte das Stück herunter. Er machte eine vage Handbewegung, die die Größe des Strandes beschreiben sollte. "Das hier ist unser Strand. Da hinten ist der Leuchtturm, da ist das Bootshaus, von da etwa werden die Anderen auch wohl losgehen. Und das da..." Dominic schluckte. Der hatte ihm echt noch gefehlt. Anaximander hier unten am Strand. Was sollte er denn jetzt machen? Er blickte sich kurz um und blieb unschlüssig stehen.

Interessiert hörte Clue Dominic zu. Der Strand war wirklich so, wie Sven ihn beschrieben hatte. Es sah alles schön aus und Clue war sich sicher, dass er hier öfter vorbeischauen würde, wenn er denn die Zeit dazu hatte. Als Dominic plötzlich mitten im Satz verstummte, sah Clue ihn völlig verwirrt an. Was war denn jetzt los? Hatte er etwas falsch gemacht? Oder.. Clue folgte Dominics Blick. Dort stand ein Junge, der wohl in ihrem Alter war. Was an dem wohl so besonders war, dass es Dominic die Sprache verschlug? Erstaunt sah Clue zwischen dem fremden Jungen und Dominic hin und her. Sollte er Dominic darauf ansprechen oder lieber nicht? Nach kurzem Zögern entschloss Clue sich für die erste Variante. "Was ist denn?" flüsterte er leise, damit keiner der anderen ihn hören konnte.

Die ersten Schüler kamen vom Hauptgebäude herunter zum Strand. Noch war genug Zeit, da Anaximander sehr früh dran war, aber das Sammeln zum Abmarsch war in gewisser Weise auch eine Art soziales Happening und Anaximander mochte die Plauderei mit den anderen, bevor es losging. Wobei, der eine, der da gerade zum Strand herunter kam, taugte höchstens dazu, ihn verbal nieder zu machen - was Anaximander nicht als Plauderei bezeichnen würde. Es war natürlich der abnormale Hohensayn.

Doch - wer war der Junge in seiner Begleitung? Die Haarfarbe war jedenfalls sehr...peppig, um nicht zu sagen extravagant. Vermutlich noch ein Abnormaler, was schon als Gedanke nahegelegt wurde, weil er mit Dominic zusammen herkam. Einen Moment überlegte Anaximander, wer dieser andere war. Er kannte nicht alle Schüler auf Rungholt, aber jemand mit solch einer verrückten Haarfarbe wäre ihm sicher nicht entgangen. Hieß dann wohl, dass dies der "Neue" sein musste, auf den alle schon länger warteten. Keiner wusste so recht, warum er noch nicht gekommen war. Anaximander sah zu den beiden hinüber.

Dominic rang für einen Moment um seine Fassung und verspürte das Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen. Warum war dieser Arsch eigentlich immer und überall schon da, wenn er kam? Im Unterricht konnte er natürlich nichts dagegen tun, aber wieso musste dann auch immer in seiner Freizeit passieren? Doch als Clue fragte, was denn los sei, schüttelte er bloß den Kopf. "Nichts los, schon gut. Ich dachte nur, ich sei auf eine Scherbe getreten." Dominic blickte nach unten. "War aber nichts."
Was sollte er jetzt tun? Anaximander hatte sie auch schon erblickt, er guckte in ihre Richtung herüber. Da Clue überlegte, mit nach Südernickelrupp zu gehen, konnte er nicht weggehen, außerdem würde Anaximander das wohl auf falsche Gedanken bringen. 'Ich finde es ja lustig, dass du über sowas nachdenkst, Hohensayn. Ich bin echt erstaunt, wie locker du bist. Ich habe irgendwas verpasst. Magst du mir sagen, was es ist?' 'Ich hatte nie ein Problem, jetzt tu mal nicht so erstaunt.' 'Klar doch, Hohensayn.' Außerdem würde eine Flucht an seinem Ego kratzen. "Von da vorn werden sie wohl losgehen." meinte er zu Clue und ging dann weiter, auf Anaximander zu. Was blieb ihm auch anderes übrig? Er hoffte das Beste für diese Situation.

Auf eine Scherbe getreten? Immer noch verwirrt sah Clue Dominic an. Das glaubte er doch selbst nicht. Schließlich hatte er ganz und gar nicht auf den Boden gesehen - außer der Junge, der da am Strand stand und zu ihnen herüberstarrte, war neuerdings ein Stück Boden. Doch das konnte Clue sich nicht vorstellen. Trotzdem zuckte er mit den Schultern. "Na dann, hast du ja nochmal Glück gehabt."
Dominic ging geradewegs auf diesen Jungen zu. Scheinbar würde er auch mit auf diesen Ausflug gehen. Vielleicht war er ein Freund von Dominic und Dominic schämte sich jetzt für Clue? Das brachte Clue fast zum Lachen, aber im letzten Moment riss er sich zusammen. Die Situation war sowieso schon seltsam genug, wenn Clue jetzt auch noch aus - für Menschen, die nicht seine Gedanken lesen konnten - unerklärlichen Gründen anfangen würde zu lachen, würde er alles nur noch schlimmer machen.

Dominic lachte innerlich auf. Hier am Strand in Begleitung eines merkwürdig aussehenden Jungen ausgerechnte auf Anaximander zu treffen alles andere als Glück, aber das würde er Clue bestimmt nicht auf die Nase binden und Anaximander noch weniger. Das würde ihm nur Genugtuung verschaffen. Darauf konnte Dominic nun wirklich verzichten. Sie näherten sich Anaximander weiter und er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Er blickte ihn kurz unsicher an, doch gewann schnell die Herrschaft über seine Mimik und warf ihm lieber kalte, giftige Blicke zu, während er sich weiter näherte.
"Das ist Anaximander Gobs." murmelte er Clue zu, während sie noch außer Hörweite war. "Macht dieses Jahr seinen Abschluss." Er sparte sich Bemerkungen zum Reinblütertum oder über Anaximanders fiesen Charakter. Mindestens das erste dürfte Clue als Ebenfalls-Reinblüter selber wissen und zweiteres würde er spätestens herausfinden, wenn Anaximander den Mund aufmachen würde. "Und wird wohl zur Hallig wandern." Dominics Schritte verlangsamten sich unbewusst immer weiter, je näher sie Anaximander kamen.

"Ah," murmelte Clue. Dominics Stimme klang irgendwie so, als müsste er wissen, wer Anaximander Gobs war. Fragen wäre jedenfalls die völlig falsche Methode. Gobs, Gobs, Gobs.. hatte Sven da irgendetwas erwähnt? War sein Vater vielleicht ein berühmter Zaubertrankbrauer oder seine Mutter eine weltbekannte Autorin? Clue hatte überhaupt keine Ahnung, aber er ließ es einfach darauf beruhen. Eine weitere Frage, die er Sven im nächsten Brief stellen musste. Wer ist Anaximander Gobs? Einige Male wiederholte er diesen Satz - und vor allem den Namen - in Gedanken, um ihn nicht sofort wieder zu vergessen, doch Clue wusste, dass der Tag lang werden würde und bis er zum Brief schreiben kam, würde er sicher wieder alles vergessen haben. Dabei war Gobs nun wirklich kein schwerer Name. Wenn Sven ihn genannt hätte, hätte Clue ihn doch nicht sofort wieder vergessen ... oder?
Wenn Clue jedoch Dominics Blicke richtig deutete, stimmte seine vorherige Vermutung wohl nicht so ganz. Er sah alles andere als glücklich aus und schien sich nicht wirklich über die Anwesenheit dieses Gobs-Jungen zu freuen. Oder lag es etwa doch an ihm? Sah er ihn so wütend an, weil er einen dämlichen Kommentar fürchtete, weil Dominic sich mit einem Jungen wie Clue abgab? Clue musste grinsen und sah schnell Richtung Boden. Daher merkte er, dass Dominics Schritte immer langsamer wurden - leider aber erst nachdem er ihm schon einige Schritte 'davon gerannt' war.
Mit einem schiefen Grinsen auf dem Gesicht blieb er stehen, um auf Dominic zu warten. Dabei warf er immer wieder Anaximander Gobs einen Blick zu und fragte sich, ob er jemals sein Gesicht gesehen hatte. Zu gerne hätte er Dominic gefragt, wer dieser fremde Junge war, doch er wollte sich nicht endgültig blamieren.

Anaximander verfolgte die Annäherung der beiden Jungen auf ihrem Weg zu ihm herüber. Sie konnten ihm schlecht ausweichen, wenn sie nicht das Bootshaus weiträumig meiden wollten und anscheinend waren sie hierher gekommen, um nach Süder-Nickelrupp zu gehen. Dominic benötigte sicherlich wieder ein paar seiner 'speziellen' Bücher, wie jenes, durch welches er sich Anaximander gegenüber unfreiwillig geoutet hatte. Ansonsten hatte der Abnormale kaum etwas, was er auf Süder-Nickelrupp wollen könnte. Immerhin hatte er keine Freunde, mit denen man Tee trinken ging, spielte kein Quidditch und hatte wohl auch sonst kein Bedarf einkaufen zu gehen oder sich in Gesellschaft anderer zu begeben.

Der neue Junge sah zu ihm herüber, während die beiden inzwischen nahe genug herangekommen waren, dass man Worte wechseln konnte, ohne über den Strand zu brüllen. Anaximander ignorierte Dominic und nickte Clue mit einem höflichen Nicken und freundlichen Lächeln zu. Noch wusste er nicht, wer der Junge war und noch konnte er rein durch Zufall in diese schlechte Gegenwart gelangt sein. Er würde ihm auf alle Fälle erst einmal eine Chance geben. Immerhin wusste man nie, ob nicht noch ein Medici, von Hohenheim oder ein Sprössling einer anderen großen Magierdynastie an die Schule kommen würde. "Guten Morgen", sagte er zu Clue. "Irre ich mich oder bist Du unser neuer Nachzügler?" Interesse sprach aus seinem Blick. Die Haare waren auf alle Fälle sehr...skuril.

Dominic war wieder zu Clue aufgeschlossen und achtete jetzt darauf, nicht wieder hinter ihm herzuhängen. Er wollte ihn ja schließlich nicht misstrauisch machen. Wenn er sich ganz normal verhielt, würde Anaximander ihn sicher in Ruhe lassen. Was redete er sich ein? Anaximander reichte doch schon allein Dominics Anwesenheit, um ihn zu provozieren. Dennoch, er konnte sich ja nicht einfach verdrücken. Wonach hätte das wohl ausgesehen? Er fühlte sich wie ein Totgeweihter, der auf dem Weg zum Schafott war, vor Allem, als sie in Gesprächsreichweite waren. Er warf einen argwöhnischen Blick gen Anaximander und machte Anstalten, einfach an ihm vorbeizugehen, da öffnete der Gobs-Spross allerdings den Mund. Dominic blieb stehen und zuckte leicht zusammen, allerdings kam keine Verbalattacke, er wandte sich an Clue. Dominic überlegte, was er jetzt tun sollte. Ob er sich einfach so entfernen konnte? Er blieb noch einen Augenblick stehen, um die Möglichkeiten zu erwägen, die er hatte.

"So siehts wohl aus", bestätigte Clue lächelnd. Vielleicht war es das beste, einfach freundlich zu diesem Gobs zu sein. Wer weiß - wenn er wirklich ein Reinblüter war.. "Ich bin Clue Zandor." Er warf einen Blick zurück zu Dominic, der immer noch nicht sonderlich begeistert aussah. "Dominic wollte mir die Insel zeigen." Erneut lächelte Clue, während er zwischen Dominic und Anaximander hin und her blickte. "Hier geht es also los zu.. also.. zum Ausflug?" Wohin der Ausflug ging, hatte er schon wieder vergessen. Als Clue wieder zu Anaximander sah, fiel ihm sein seltsamer Blick auf. Seine Haare! Damit schien er wohl wirklich die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eigentlich war es genau das, was er wollte. Aber jetzt, wo er hier war und zumindest schon ein paar Leute kennen gelernt hatte, war er sich nicht sicher, ob er dieses Farbenfrohe weiter führen würde. Zumindest in den Ferien würden seine Haare sowieso wieder ihre Farbe zurückbekommen. Aber in der Zwischenzeit war es vielleicht passender, wenn er seine normale Haarfarbe akzeptierte.

Clue hatte sich entschieden, ebenfalls stehenzubleiben, wie Dominic der Tatsache entnehmen konnte, dass der Junge nicht an ihm vorbeigegangen war. Also drehte sich Dominic notgedrungen um und verfolgte das sich anbahnende Gespräch zwischen Clue und Anaximander, während er letzteren finster anstarrte. Er hoffte und flehte innerlich, dass ihm eine neuerliche Demütigung erspart bleiben würde, aber es war Anaximander, mit dem er hier sprach und so wie Clue es ausdrückte, dass er ihm die Insel zeigen wollte und sich nicht bloß dazu genötigt fühlte, würde Anaximander bestimmt einen entsprechenden Spruch loslassen. 'Was ärgerts dich eigentlich, Hohensayn? Ich dachte, das Kapitel "Wir akzeptieren, wer und was wir sind" hätten wir vorläufig durch. Überleg dir lieber ne Erwiderung, du warst früher viel schlagfertiger.' Und so begann Dominic durchzuspielen, welche Sprüche und Spitzen Anaximander wohl abfeuern würde und was eine möglichst elegante Erwiderung sein würde.

"Zandor?", horchte Anaximander auf. "Dann sind wir wohl verwandt." Er musterte den Jungen ihm gegenüber. Nun, mit den bunten Haaren war es schwer auszumachen, doch, wenn man wirklich danach suchte, waren gewisse Ähnlichkeiten zu bemerken. Die Gobs und die Zandors waren zwar nur zweiten Grades verwandt. Der Cousin seines Vaters war ein Zandor, auch wenn Anaximander natürlich nicht wusste, wie dieser zu Clue stand (der Name sagte ihm jedenfalls nichts). "Und 'Dominic'" - er sprach den Namen aus als müsse er ihn mit spitzen Fingern anfassen - "hat sich Dir angeboten, Dir die Insel zu zeigen? Nun, dann..." Weiter sagte er dazu nichts, sondern lächelte nur vielsagend.

"Sicher ist es wichtig, die Insel zu erkunden, wenn man neu ist", fuhr er dann zügig fort, "aber Süder-Nickelrupp solltest Du Dir nicht entgehen lassen. Wenn Du möchtest, kannst Du Dich gerne Pandora und mir anschließen. Wir zeigen Dir gerne das Wichtigste auf der Hallig. Anjun Baccaracus wird uns begleiten. Ich weiß nicht, ob Du ihn kennst, aber die Baccaracus müssten auch mit Dir verwandt sein. Wir Reinblütler sind schließlich alle irgendwie verwandt, nicht wahr?" Er lächelte freundlich. Dominic ignorierte er demonstrativ.

Verwandt! Dieser merkwürdige Junge wollte mit ihm verwandt sein! Clue musste erst einmal kräftig schlucken. Wie sollte er denn jetzt darauf reagieren? Um nicht zu auffällig zu wirken, nickte er lächelnd. Anaximander Gobs war mit ihm verwandt. Kaum zu glauben. Dann hatte Sven seinen Namen sicherlich irgendwann einmal erwähnt. Clue beschloss jedoch, nicht weiter auf diese Aussage zu reagieren und es bei dem Nicken zu belassen. Anaximander hatte sowieso schon weitergesprochen.
"Ganz genau. Ich habe Dominic..", Clue machte eine Pause. Moment. Was sollte er sagen? Im Speisesaal getroffen? Und dann würde Anaximander auf Meo und die anderen Mädchen treffen und ihnen das erzählen? Aber.. kurz warf er einen Blick zu Dominic, bevor er weiter sprach. "Dominic und ich.. wir kennen uns schon etwas länger, und da hat er sich bereit erklärt, mir hier ein bisschen was zu zeigen." Wieder lächelte er den Gobs-Jungen an.

"Jaa. Ich glaube wirklich, dass ich nach Süder-Nickelrupp mitkommen werde." Vielleicht war das ja ganz praktisch. Nebenbei würde er da dann vielleicht mehr über seine Familie und seine Verwandtschaft mit.. mit allen Reinblütlern? Ohje, das konnte ja ein spannender Ausflug werden.. erfahren. "Baccaracus", Clue nickte wissend. "Sicher, sagt mir was." In Wahrheit hatte er den Namen vorher noch nie zugehört. Anjun. Was ein merkwürdiger Name. Erneut warf er einen unsicheren Blick zu Dominic zurück. Wie kam er aus dieser Sache nur wieder heraus?

"Das ist aber nett, dass ihr so sozial seid, Anaximander." erwiderte Dominic spöttisch auf Anaximanders Angebot. "Die Reinblüter-Selbsthilfe eben oder so, ne?" Er zuckte mit den Schultern und funkelte Anaximander böse an, weil er die Gehässigkeit in der gezierten Aussprache seines Namens durchaus gespürt hatte. Clue fichte das offenbar nicht an, sondern machte einen auf cool und desinteressiert. 'Mann, Hohensayn, du alte Torfnase. Der Bub ist vollig verunsichert, du solltest ihm vielleicht mal zusehen oder registrieren, wie er dich anguckt.' 'Du nervst heute wieder ziemlich.' 'Und? Sei nicht so fies zu dem Jungen. Vielleicht könnte er dich dann sogar mögen. Und du brauchst dringend Freunde.' 'Hab ich.' 'Einen. Nicht mehrere.' 'Boah...'
Dominic überlegte also, was er machen sollte. "Ihr wollt ihn doch nicht etwa die ganze Zeit über mit den Familiengeschichten langweilen wollen, die er von zu Hause auch schon kennt, oder? Versteh sowieso nicht, wie ihr so dadrauf abfahrt, ständig eure Verwandtschaftsgrade zu klären. Kommt eh nur Inzest bei raus." Dominic schüttelte den Kopf. Das war harter Tobak für Anaximanders Ohren, vermutete er. Aber viel mehr als die Abteilung Attacke zu reiten, fiel ihm nur selten an. "Ausnahmen bestätigen die Regel", murmelte er dann möglichst unhörbar Clue zu und versuchte, seine Worte wenigstens etwas zu entschärfen. "Ich zeig ihm schon Süder-Nickelrupp. Meine Mutter killt mich, wenn ich das nicht tue. Ihr könnt euch ja im Irrlicht treffen, wenn ihr aus dem Quidditchladen zurück seid." Er wandte sich an Clue und hoffte, dass er ihn richtig verstanden hatte und ihm der Ausweg recht war. Sonst würd er von Anaximander zur Sau gemacht werden und Clue wohl auch... Wobei, wenn Anaximander doch noch was ausplauderte, dann war sowieso alles hin. "Weißt du, die Herren hängen da sowieso den ganzen Tag rum und gucken sich Putzgeräte an." Dann ging er instinktiv in Abwehrhaltung, weil er mit einer verbalen Breitseite aus Anaximanders Richtung rechnete.

Na, da hatte es Dominic also mal wieder darauf angelegt, dass sich Anaximander mit ihm anlegte. Der Junge mit den langen braunen Haaren und dem aristokratischen Gesicht zog spöttisch die Lippen zu einem Strich zusammen. "Tut mir sehr leid, wenn Du damit zu kämpfen hast, nicht zu unserem Verein zu gehören", sagte Anaximander ruhig. "Aber was dabei herauskommt, wenn irgendwelche Leute unkontrolliert Kinder in die Welt setzen, ohne sich vorher Gedanken um die Abstammung ihrer Partner zu machen, sieht man an Dir ganz hervorragend. Was willst Du denn mit dem armen Jungen auf Süder-Nickelrupp machen? Suchst Du einen Liebhaber? Na, dann hoffe ich, dass Clue einen anständigen Geschmack hat und sich in Liebesdingen mit Mädchen beschäftigt, nicht mit solche abnormalen Leuten wie Dir."

"Aber weißt Du was? Zeige ihm ruhig die Hallig und dann werden wir sehen, ob Clue mehr Wert auf seine Abstammung oder Perverslinge legt." Das war die einfachste Methode, um zu sehen, was für ein Junge der andere war. Wenn er ein wahrer Zandor war, war für Anaximander klar, wie er sich verhalten würde. "Ich persönlich würde Freunde bevorzugen, die mit Besen Quidditch spielen und nicht auf andere abartige Gedanken kommen, wenn sie einen Besenstil sehen." Das war für Anaximanders Verhältnisse weit aus dem Fenster gelehnt. Aber Dominic hatte angefangen. Da gab es nichts dran zu deuten und zu rütteln.

Clue erstarrte, als Dominic und Anaximander plötzlich anfingen, sich gegenseitig anzugiften. Was hatte er da nur verpasst! Die beiden konnten sich scheinbar überhaupt nicht ausstehen und Clue hatte in seiner Panik wegen der eventuellen Verwandtschaft mit Anaximander gar nichts davon bemerkt. Dominic hatte gesagt, seine Mutter würde ihn umbringen, wenn er Clue nicht die Insel zeigen würde. Dass das gar nicht stimmte, wusste ja keiner außer ihm und Clue selbst. Nur schien Anaximander ganz einfach davon auszugehen, dass Clue sich als Reinblütler nicht darauf einlassen würde. Was hatte er gesagt? Einen Liebhaber? Abnormale Leute wie Dominic? Verwirrt sah Clue zwischen Anaximander und Dominic hin und her. Egal, was er jetzt sagen würde, es würde für einen von beiden die falsche Entscheidung sein.

Doch der Junge musste eine Entscheidung treffen. Was war ihm wichtiger? Legte er mehr Wert auf eine wahre Freundschaft, wie sie mit Dominic vielleicht entstehen konnte, oder auf die Gesellschaft mit Reinblütlern, bei denen man nie sicher sein konnte, was von ihren Worten wirklich der Wahrheit entsprach? Würde er den zweiten Weg wählen, wäre er jedenfalls auf der sicheren Seite für die restliche Zeit, die er hier auf der Schule verbringen würde. Clue würde akzeptiert und respektiert werden.

Wenn er sich jedoch für Dominic entschied... Wieder warf Clue einen Blick zu Dominic. Er konnte nicht. Clue konnte das einfach nicht tun. Noch einmal holte er tief Luft, bevor er sich wieder an Anaximander wendete.

"Meine Mutter hat mit Dominics Mutter gesprochen.. sie war der Meinung, dass Dominic mir unbedingt die Insel zeigen muss. Wenn sie erfahren würde, dass er das nicht tut.. wer weiß, auf was für Ideen sie kommen würde." Clue machte eine Pause und zuckte unschuldig mit den Schultern. "Das hat selbstverständlich nichts mit dir zu tun. Wir können uns später natürlich irgendwo treffen. Gerne sogar. Aber zuerst muss Dominic seine Schuld einlösen." Zögernd lächelte er Anaximander an und hoffte, er würde es verstehen - wobei, nein. Eigentlich hoffte er gar nichts, außer dass er einigermaßen heil aus der Sache heraus kam.

Dominic hörte das Blut in seinen Ohren rauschen, als Anaximander seine Gegenattacke ritt. Er hatte ja damit gerechnet, dass Anaximander genau das sagen würde und dass seine spontane Hilfsbereitschaft sicherlich negativ ausgelegt werden würde. Wieso hatte er überhaupt angeboten, Clue nach Südernickelrupp zu begleiten? Er wollte doch eigentlich hier bleiben. Und jetzt musste er mit all den anderen Schülern durchs Watt rüber auf die Hallig laufen und seinen Tag dort totschlagen, in Begleitung des anderen Jungen, weil er dessen Lüge gerade noch weiter ausgebaut hatte? Warum tat er das eigentlich? 'Weil ich tief in deinem Inneren stecke und ein guter Mensch bin, Hohensayn.' 'Dann gib mir mal praktische Ratschläge, was ich jetzt machen soll, nachdem Anaximander mich vor ihm bloßgestellt hat.' 'Ganz einfach... Guck, wie er reagiert, Hohensayn.'
Und in der Tat. Dominic wollte vom Thema ablenken und eine weitere Spitze gegen Reinblüterallüren loslassen, aber das war offenbar gar nicht nötig. Clue schien es egal zu sein, dass Dominic schwul war und er hatte gar keinen Rechtfertigungsdruck, wie er es eigentlich befürchtet hatte. Er hatte ja schließlich nicht mit 'offenen Karten gespielt'. Er hatte gelesen, dass das eine häufige Anschuldigung war und war bisher davon ausgegangen, dass es auf Rungholt nicht dazu gekommen war, weil hier ohnehin jeder wusste, was Sache war, daheim hingegen bis auf ein paar Leute niemand. Stattdessen entschied Clue sich sogar, weiterhin bei Dominic zu bleiben. Gut, der Junge schien kein Interesse daran zu haben, mit der Reinblütertruppe abzuhängen - wieso eigentlich? - und Dominics Ausrede hatte einen gewissen Grad der Verpflichtung gehabt, aber dennoch. Er hätte ja auch angewidert anbieten können, dass er Dominics Mutter schreibt, er hätte Clue sehr geholfen... Er wirkte allerdings sogar erleichtert. Das beruhigte Dominic und stärkte sein Selbstwertgefühl ein wenig.
"Weiß ja nicht, was du für Phantasien mit Besen hast, aber wenn ich nen Besen sehe, dann stelle ich mir vor, dass damit der Boden gefegt wird, Anaximander." gab Dominic ironisch zurück. "Aber bei dir kann ich mir auch vorstellen, dass du dich nachts an deinen Besen kuschelst... Oder so." Er zog die Brauen hoch. "Brauchst aber nicht so eifersüchtig zu klingen... Gibt es keinen Grund zu." Er ließ den Satz verklingen und sparte sich weitere Kommentare, ob Anaximander jetzt auf Dominic eifersüchtig sein sollte, was schon schlimm genug wäre als Unterstellung - oder gar auf Clue. Dominic fand es gelungen und fühlte sich zu seinem Erstaunen einmal gut. Dann blickte er er zu Clue, ob der nicht doch noch plötzlich einen Meinungswechsel vollzogen hatte... Oder ob sie endlich weitergehen konnten. Oder sonst etwas sei.

Als Dominic auf Anaximanders Anmerkung mit den Besen antwortete, musste Clue sich mit Mühe ein Lachen verkneifen. Auf was für Ideen die beiden doch nur kamen! Es war wirklich fast schon verrückt.

Trotzdem packte Clue Dominic sanft am Arm, um ihn in eine andere Richtung zu lenken. Das brachte die beiden auf Dauer nicht weiter. Was würde es denn jetzt bringen, wenn Dominic und Anaximander sich stundenlang stritten? "Also, Anaximander. Wir sehen uns später, hoffe ich. War nett, dich kennenzulernen." Clue schenkte dem Reinblütler ein letztes Lächeln, bevor er langsam mit Dominic von ihm wegging.

Tat er das gerade wirklich? Das war wohl der endgültige Verstoß gegen die, ihm von Sven aufgetragenen, Regeln eines Reinblütler. Er zog die Gesellschaft eines 'merkwürdigen' und 'abnormalen' Menschen der Gesellschaft eines wohlerzogenen Reinblütlers vor. Aber es war ihm egal. Am liebsten hätte Clue laut losgelacht. So fing sein erster Schultag auf Rungholt an und Clue konnte nur hoffen, dass es genauso gut weiterging.

Als die beiden Jungen sich weit genug von Anaximander entfernt hatten, lächelte Clue Dominic an. "Tut mir leid", murmelte er leise. Auch wenn er nicht wusste, wieso er sich überhaupt entschuldigte. Schließlich hatte er ja nicht ahnen können, dass die beiden sich gar nicht verstanden! Oder? Hätte er es vielleicht in Dominics Augen lesen sollen? An Anaximanders Stimme hören? Clue seufzte.

Dominic spürte eine Hand an seinem Arm und musste sich ziemlich beherrschen, sie nicht grob wegzuschlagen. Stattdessen schüttelte er den Arm und bemühte sich, die Bewegung nicht allzu unwillig wirken zu lassen. Auch wenn er Clue dankbar war für dessen Parteinahme zu seinen Gunsten, hieß das noch lange nicht, dass er sich von ihm auch anfassen ließ. So weit ging diese Dankbarkeit dann doch nicht. Immerhin bemühte er sich, bei dieser Geste nicht unhöflich zu wirken und murmelte ein: "Nicht anpacken."
Dennoch verspürte er innerlich Genugtuung. Clue Zandor, ein Reinblüter, hatte Anaximander Gobs, den Oberreinblüter der Schule, einfach stehen gelassen. Er war dabei ohne Zweifel höflich geblieben, aber das saß trotzdem, zumindest in Dominics Augen. Und er selbst hatte es Anaximander auch noch verbal gegeben, zumindest empfand er es so. Auch wenn Anaximander das sicher nicht so auf sich sitzen lassen würde. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter und überlegte, ob er sich jetzt bei Clue bedanken sollte für das, was gerade passiert war oder nicht. Er war ohne Zweifel dankbar für das, was gerade vorgefallen war, aber konnte er es verantworten, dass er sich so entblößte? Er runzelte die Stirn, während er einen kurzen Blick auf Clue warf und entschied sich dann, es sein zu lassen. Clue würde es ohnehin wissen, das brauchte er also nicht noch einmal sagen. Stattdessen nickte er knapp auf dessen "Tut mir leid" und erwiderte ebenso leise: "Gibts keinen Grund für." Ihm war zumindest nach einem Grinsen, also gestattete er sich die Andeutung eines Lächelns in Clues Richtung, während er in seinem Rücken mit einer Reaktion Anaximanders rechnete.

"Na, dann viel Spaß", brachte Anaximander sarkastisch hervor. Er zweifelte irgendwie daran, dass eine Zandor eine Hohensayn darum bitten würde, ihrem Sohn die Insel zu zeigen. Aber eigentlich war es auch egal, ob es die Wahrheit oder eine Lüge war. Clue hatte sich offenkundig für die falsche Seite entschieden, eben weil er er sich nicht wirklich entschieden hatte. Anaximander würde es nicht eilig damit haben, jetzt noch auf ihn zuzugehen. Wenn dem anderen etwas daran lag, seine Bekanntschaft noch zu machen, dann würde er kommen müssen - und zugeben, dass Dominic ein abnormaler Idiot war.

Seltsam. Wie hatte Dominic es nur geschafft, den Jungen für sich einzunehmen. Selbst Anjun, der doch - soviel Anaximander inzwischen von dessen Verhältnis zu Dominic mitbekommen hatte - war nach einem vorsichtigen Vorstoß zu der Erkenntnis gekommen, was für ein Mensch Dominic war. Anaximander schüttelte nur den Kopf. Wenn Clue halbwegs normal im Kopf war, würde er das schon noch selbst merken. Wenn nicht, dann würde Anaximander zu ihm deutlich auf Distanz gehen.

Er gab dem Jungen allerdings einen Intelligenz-Punkt für den Versuch, Dominic aus der 'Gefahrenzone' zu bringen. Anaximander war niemand, der ausrastete, aber er genoss es, Dominic ausrasten zu lassen und in diesem Fall konnte das durchaus zu Handgreiflichkeiten führen. Er war sich sicher, dass Dominic die Anspielung mit dem Besen durchaus verstanden hatte, auch wenn seine Retourkutsche recht plump gewesen war. Gerne hätte er etwas darauf erwidert, aber er würde den zwei angehenden Turteltäubchen kaum etwas hinterherrufen, auch wenn es ihm in den Fingern (oder eher auf der Zunge) juckte, die gemeinsame Flucht vor ihm - und als solche legte er sie natürlich aus - zu kommentieren. Stattdessen zuckte er demonstrativ mit den Schultern und sah sich nach Pandora oder Anjun um.

tbc: Meer um Rungholt

Okay, Dominic mochte es also nicht, angefasst zu werden. Sofort ließ Clue seinen Arm los. Das sollte er sich wohl besser merken, wenn er es sich jetzt nicht auch noch mit Dominic verderben wollte. "Sven bringt mich um, wenn er das erfährt. Vielleicht sollte ich später wirklich mal bei Anaximander und den anderen vorbeischauen", murmelte Clue leise. Oh ja, Sven würde ihn wirklich umbringen! Denn dieses Verhalten bewies, dass Clue gar nichts verstanden hatte.

Anaximander wünschte den beiden zwar viel Spaß, doch Clue wollte sich lieber nicht vorstellen, was der Junge jetzt von ihm dachte. Vielleicht sollte er sich bis zum Nachmittag eine richtig gute Erklärung überlegen, mit der er Anaximander einen Grund liefern konnte, warum er sich für Dominic entschieden hatte. Weil ich ihn mag.. Aber das würde bei Anaximander wohl nicht zählen. Und es wäre eher ein Nachteil für Clue als ein Vorteil.

"Ich würde sagen, wir gehen langsam los. Was meinst du?" Erneut lächelte Clue Dominic an. Es hatten sich schon einige Schüler auf den Weg gemacht und Clue war gespannt, was ihn heute noch erwartete. Vielleicht würde er noch jemand richtig tolles kennenlernen, vielleicht würde er seine Reinblütler-Seite finden, wer wusste das schon.

tbc: Meer um Rungholt (+ Dominic)
[OOC: Ich schlepp dich einfach mal mit ^-^]

pp: NRPG-Startfeld
Alleine kam Marlon runter zum Strand. Noch kannte er niemanden hier, er war ja schließlich erst seidt kurzem an der Schule.
"Toll.", dachte er sich "ein Ausflug und ich kenne einfach noch niemanden!", doch als er am Strand ankam war er plötzlich ganz froh darüber. Am Strand standen 3 Jungs. Einer fiel ihm sofort an seinen bunten Haaren auf. Er Stand dort irgendwie total hilflos als wäre er ein wenig verwirrt, zwischen den andern beiden schien irgendwas nicht zu stimmen, man konnte die Spannungen zwischen ihnen praktisch sehen. Er blieb erst eine Weile auf Abstand um nicht irgenwo mit reingezogen zu werden, doch dann gingen der junge mit den bunten Haaren und ein anderer zusammen weg. Dann ging der 3. Junge auch weg und Marlon machte sich weiter allein auf den Weg.

tbc: Meer um Rungholt