Langhaus/Elwetritschen: Aufenthaltsraum

pp: Startfeld
Coco spähte in den Aufenthaltsraum hinein. Wie sie vermutet hatte, war das Treffen der Pferdeliebhaber, oder wie sie gleich hießen, schon voll im Gange. Eigentlich hatte Coco gar nicht vorgehabt, sich der Gruppe anzuschließen; Pferde in jeglicher Art, ob gehörnt, geflügelt oder sonst was, gehörten nicht zu ihren Lieblingstieren, auch wenn ihr Reiten viel Spaß machte. Doch den ganzen Tag am Strand rum zu liegen - letztendlich wurde es einfach zu heiß dafür, wenn man sich nicht im Wasser abkühlte. Alleine schwimmen gehen wollte die junge Nachkrabs nun aber doch nicht, so hatte sie nach einiger Zeit sonne baden ihre Sachen gepackt, um zu schauen, wo sich irgendwelche bekannten Gesichter aufhielten. Auf den Weg in die Schule hatte sie zwei kleine Siebtklässler über den Pegasus-Verein plaudern hören und hatte beschlossen mal vorbei zuschauen, zumal sie zumindest Anjun dort vermutete, da der junge Baccaracus schließlich gut mit Anaximander befreundet war.
Bevor sie jedoch den Aufenthaltsraum betrat zog sie schnell ihre Sandalen wieder über (sie war vorher mit nackten Füßen durch die Gegen getapst) und klopfte noch, wie es schien, einen halben Sandkasten von ihrer Hose. Den hellen Sand in ihrem kupferfarbenden Haar vergaß sie dabei ganz. Als sie nun endlich eintrat, setzte sie sich in eine hintere Reihe neben Larissa, einem schüchternen Mädchen aus der Elf, um niemanden zu stören und winkte kurz Anjun und auch Shouky zu, von der sie gar nicht wusste, dass sie auch dem Pegasus-Verein angehörte.

„10-12 m² Boxenfläche.“, notierte sich Anjun auf der Pergamentrolle. Dann legte er seine elegante Feder zur Seite und wandte sich erneut an Penny: „Welcher Art muß denn der Stall für Pferde sein? Die Pegasuse können sich durch ihre eigene Magie vor Regen und Kälte schützen. Aber was brauchen Pferde? Reicht ein Stall aus Holz oder muß es einer aus Stein sein? Und würde es gehen, dass man ein Gräumigkeitszauber anwendet? Dann müßte man nicht so etwas Großes bauen. Weißt Du wie Pferde auf Magie reagieren?“

Die Tür öffnete sich und jemand zwängte sich herein. Anjun wollte gerade einen Spruch bringen, als er Cocos schlanke Gestalt mit dem vom Wind zerzausten Kupferhaar erkannte. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer und er mußte unwillkürlich lächeln, als sie ihm und Shouky zuwinkte. Er beherrschte sich. Ein Baccaracus grinste nicht wie ein liebestoller Troll. Höflich und gemessen neigte er leicht den Kopf gegen sie. In jedem Zoll ein Aristokrat.

Coco musste schmunzel, als Anjun ihr förmlich zunickte. Das war wirklich typisch für den jungen Nachtkrabs! Sie schaute sich in den Raum nun genauer um. Vorne hing ein Plakat, mit verschiedenen Punkten und wie sie erkennen konnte, waren doch einige zu dem Treffen gekommen. Coco beugete sich zu Larissa herüber und fragte flüstern: "Wo genau stehen die Dinge denn gerade?" Das Mädchen schien erschrocken darüber, dass Coco sie plötzlich angesprochen hatte und zuckte erstmal zusammen. Dann rückte Larissa ihre Brille zurecht und hob eine Feder auf, die ihr runtergefallen war, bevor sie Coco, die den ganzen Ablauf neugierig beobachtet hatte, leise antwortete: "Wir versuchen Informationen zusammen zutragen, wie es mit den Tieren an anderen deutschen Schulen gehandhabt wird und außerdem brauchen wir Informationen über die Haltung von normalen Pferden."
"Aaaah." Coco zog die Silbe lang. "Na denn." Ihr war aufgefallen, wie Larissa das 'wir' ein wenig anders betont hatte, was sie unwillkürlich darauf brachte, einen Blick auf Anaximander zu werfen, der diesen Verein wohl leitete. Beinahe die ganze Schule schien von Larissas Gefühlen ihm gegenüber zu wissen. Vergeblich, dachte Coco mitfühlend.

Larissa sah Coco scheu von der Seite an unsicher darüber wie sie dies hingezogene „Aaaah“ meinte. Die Nachtkrabs hatte ihr nie was getan, aber sie war immer mit vielen Freundinnen zusammen,war fröhlich, hübsch und recht beliebt. Das macht das Mädchen nervös. Auf keinen Fall wollte sie, dass Coco etwas Schlechtes von ihr dachte. Wie dumm, dass sie ihre Feder hatte fallen lassen. Sie war ja so etwas von ungeschickt! Ihre Mutter meinte zwar, dass es schon besser geworden war, seid sie ihre Brille hatte, aber daran glaubte Larissa nicht. Sie hielt sich nach wie vor für einen Tüffel.

Die 10.Klässlerin beugte sich leicht zu der Nachtkrabs und raunte ihr zu: „Ich weiß wie das mit Pferden und Magie ist. Ich habe es ausprobiert...“

Anjun lehnte sich unterdessen zurück und drehte die Pfauenfeder zwischen den schlanken Fingern. Sie glänzte sehr schön grün, golden und blau. Er gab ihr den Befehl weiterzuschreiben, während sein Blick zu den beiden flüsternden Mädchen hinüber glitt. „Ich wußte gar nicht, dass Coco auch kommen wollte.“, sagte er leise zu Shouky, die direkt neben ihm saß. „Hat sie auch ein Pferd? Wohl eher ein Pegasus nehme ich an...“

Shouky grinste, als Anjun sie auf Coco ansprach. Sicher war das Mädchen nicht unbedingt wegen der Veranstaltung, sondern eher wegen Anjun gekommen. "Ich weiß nicht," Shouky zuckte mit den Schultern. "Sie hat noch nie von einem Pferd gesprochen.. von einem Pegasus aber auch nicht." Lächelnd warf sie wieder einen Blick zu Coco, die neben Larissa saß. Sie sah nur, wie Larissa dem Nachtkrabs etwas zuflüsterte. Worum es da wohl ging? Eigentlich ging das Shouky ja nichts an aber sie war einfach so neugierig, dass sie ihre Augen jetzt auf den beiden ruhen ließ und abwartete, was passieren würde.

Pennys Flecken in ihrem Gesicht nahmen zu. Anjun stellte noch weitere Fragen bezüglich der Pferde. "Naja, also einmal, da hab ich Dreamy unter die Decke gezaubert. Und es ist auch nichts passiert. Von daher denke ich, dass sie den Geräumigkeitszauber durchaus verkraften... Und ein Stall aus Holz reicht alle Male.", meinte sie möglichst gelassen als Antwort zu Anjun und merkte gar nicht, dass sie anstatt "mein Pferd" "Dreamy" gesagt hatte...

Als das ältere Mädchen sich zu ihr hinüber beugte und ihr etwas zuflüsterte, kam ihr Coco ebenfalls etwas entgegen, um Larissa besser verstehen zu können, hielt den Blick aber nachdenklich auf den Boden gerichtet, während sie lauschte. So wie ihre Nachbarin raunte, sie wisse, wie das mit Pferden und Magie sei und das sie es schon ausprobiert habe, hörte es sich ein wenig an, als sei es etwas Geheimes. Eine Verschwörung, dachte Coco schmunzelnd, ging aber völlig ernst auf die Worte ein: "Wie genau meinst du das? Hast du ein Pferd verzaubert? Oder die Unterkunft der Tiere?"
Das interessierte sie nun wirklich. Coco hatte sich noch nie länger mit Larissa unterhalten. Sie hatten nunmal wenig miteinander zutun. Deswegen konnte sie das ältere Mädchen noch nicht richtig einschätzen. Die rothaarige Nachtkrabs wollte einfach nicht glauben, dass Larissa nur das muggelstämmige, tollpatschige Mädchen sei, das in Anaximander verknallt ist und für Eulalia die Hausaufgaben machte.

"Äh... Zu Hause reite ich einen Schimmel, eine Holsteiner-Stute, um genau zu sein. In den Ferien nehmen meine Schwester und ich an Dressurtunieren teil.“ Larissa zögerte kurz und setzte schnell hinzu. „Nichts besonderes. Nur so kleinere regionale Turniere bei uns in Niedersachsen auf dem Lande. Äh... meine Schwester ist auch viel besser als ich... „ Nicht, dass Coco sie noch für eine Angeberin hielt. „Äh... sie kann aber auch viel öffter üben. Sie ist nämlich.... äh... ein.... Muggel.“

Irgendwie hatte sie den Faden verloren. Es war für Larissa ungewohnt viel zu erzählen. „Naja, auf der Weide werden Schimmel immer sehr schnell dreckig und sehen unansehnlich aus. Aber ich mag es wenn sie schneeweiß sind und seidig schimmern. Und es sieht so hübsch aus, wenn die Pferde zum Turnier schöne Bänder in ihre Mähnen geflochten haben. Also wende ich jedes Mal einen Reinigungs- und Frisierzauber an. Daher ist unsere Stute immer die Schönste. Seit ich hier bin macht auch das Stall misten mehr Spaß. Allerdings nur, wenn die äh... Muggel... nicht hinsehen."

Ein wenig schämte sich Larissa jetzt für ihre kleine Geschichte. Sicher hatte Coco etwas besonderes erwartet und nicht eine so alltägliche, beinahe langweilige Begebenheit. Wenn sie doch nur ein bisschen so sein könnnte wie Cocos Freundinnen. So lustig und humorvoll wie Diana, so warmherzig wie Shouky oder so gut im Quidditch wie Kathy. Oder wenn sie so frech sein könnte wie Noise. Das wäre das Beste, denn dann würde ihr niemand mehr krumm kommen.

Sie lächelte Coco scheu an und legte den Stapel Bücher, der bislang wie eine Mauer zwischen ihnen gelegen hatte zur Seite. Sie konnte sich jetzt ohnehin nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren. Zumal es anstrengend war Eulalias Handschrift nachmachen zu müssen.

Anjun sah über das schillernde Auge seiner Feder, die gerade Pennys Aussage notierte, hinweg zu Coco und Larissa. „Mir hat sie auch nichts dergleichen gesagt.“, raunte der Junge Shouky zu. „Allerdings kann ich mir die de la Lunes nicht ohne Pegasuse vorstellen.“

Er riß sich von ihrer Stupsnase los – ihm war vorher gar nicht aufgefallen, dass sie so braun geworden war – suchte kurz Anaximanders Blick und und wandte sich dann an alle:

„Der wichtigste Punkt wird sicherlich sein, wie wir unsere Tiere unterbringen und versorgen wollen. Wir sollten also klären ob, wo und wie wir einen Stall errichten können. Welche Materialien wir brauchen, welche Arbeitskräfte wir bräuchten und was das uns kosten könnte. Außerdem müssen wir klären, was die Tiere zur Versorgung brauchen, woher man es bekommt und was es kostet.“ Er sah die anderen Kinder an. „Lasst uns gemeinsam Ideen entwickeln wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen. Wenn wir Professor Klotterbeck ein perfektes Konzept vorlegen, das sie nur noch umsetzen muß, dann kann sie schlecht nein sagen, nicht wahr?!“

Gisela hatte bislang nur stumm zugehört, weil sie zu Pferden nicht sonderlich viel zu sagen hatte. Gut, sie mochte Pferde ganz gut leiden, aber das traf auf den Großteil der magischen wie nichtmagischen Tiere in Gottes weiter Welt zu. Gisela fühlte sich ihnen allen verbunden. Aber deshalb wusste sie noch lange nicht, was so ein oller Gaul benötigte und wie er auf Magie reagierte. Sie war ja in erster Linie auch nur wegen Penny hier. Wenn das eine Aktion des Snob Clubs allein gewesen wäre, würde sie bestimmt nicht hier sitzen und sich das hochgestochene Palaver anhören. Aber jetzt wurde es endlich praktisch.
"Den Stall können wir doch selber bauen, oder? Wir brauchen nur ein paar Bretter, ein paar Nägel, ein paar Hämmer und einen guten Plan. Das kann ja wohl nicht so schwer sein, oder?"

Coco lauschte Larissa mit großen Augen, warf hie und da ein 'Oh' oder 'Achso' ein, wenn sie es für passend hielt. Denn, um ehrlich zu sein, verstand sie von dem, was das ältere Mädchen ihr erzählte, kaum etwas. Vielleicht hätte ich in Muggelkunde mal besser aufpassen sollen, sagte sie sich, bevor sie sich wieder an Larissa wandte.
"Hör mal, das hört sich toll an. Wirklich beeindruckend, dass du auf Tunieren reitest," meinte Coco mit einem breiten Lächeln im Gesicht, "Aber was ist eine hohle Steinstute genau? Welche Art von Pferd? Und wie läuft so ein Dressierturnier ab? Lasst ihr die Tiere 'Sitz' und 'Platz' machen, wie bei Hunden?" Sie schüttelte amüsiert den Kopf über den Gedanken. Muggel konnten echt lustig sein, zumal sie auch noch wirklich kreativ waren. Haben sie keine Besen, so bauen sie einfach einen großen Vogel, in den sie sich dann setzten. Oder die komischen Metallkisten, die aussahen, als würden sie von Thestralen gezogen, aber eigentlich von ganz alleine fuhren. Motor, schob eine Stimme in ihrem Kopf ein.

So spannend es auch war, so wunderte Coco sich doch, dass Larissa auf einem Schlag gleich soviel erzählte. Das musste ihre Wortreserve für die ganze Woche beschlagnahmt haben. Aber es freute die Rothaarige auch. Larissa musste einfach mal auftauen und sie selbst war froh über die Ablenkung, da sie doch eigentlich gar nicht vor hatte, einen Pegasus oder ein Pferd mit nach Rungholt zu nehmen und sich bei diesem Treffen ein wenig überflüßig vorkam. Bis Gisela auf das Thema kam, so ein Stall könnten sie auch selber bauen. Irgendetwas zusammen zu werkeln, bauen oder sonst was, war praktisch ihr - Steckenpferd, dachte sie grinsend.

Also meldete Coco sich überflüßigerweise (das schien hier niemand zu tun) und sagte: "Das müsste doch zu bewerkstelligen sein. Wir können ein Holzstall zusammen hammern und müssen ihn dann gegebenfalls mit einen Geräumigkeitszauber belegen. Das kommt ganz darauf an, wieviele Schüler nun ein Pferd mitbringen wollen. Es werden sich doch sicherlich ein paar Bauarbeiter unter den Schülern finden lassen, die Spaß daran hätten. Also ich würde auf jeden Fall mit machen." Auch wenn ich kein Pferd habe und diesem Verein eigentlich gar nicht angehöre, fügte sie noch grinsendin Gedanken hinzu.

„Hohle Steinstute?“ Irritiert sah Larissa Coco an. Das Mädchen machte sich wohl über sie lustig. Eher traurig als beleidigt wandte sie sich ab. Sie war es gewohnt, dass man sie nicht ernst nahm. Es enttäuschte sie nur etwas, dass auch Coco sich auf dieses Niveau herabließ. Sie hatte die Nachtkrabs für freundlicher gehalten. Dass Coco als reinblütige Hexe wirklich nicht wußte, das „Holsteiner“ eine Pferderasse waren, kam ihr dabei nicht in den Sinn.

Die Siebtklässlerin neben ihr strahlte Coco unterdessen an. „Oh ja, das machen wir! Wir bauen einen ganz tollen Stall mit mehreren Boxen für unsere Pferde und einem großen Heuboden darüber. Außerdem brauchen wir etwas wo wir unsere Sättel und das Putzzeug aufbewahren können. Wenn wir nur irgendwo Holz her kriegen, dann können wir das sicher selber bauen! Das wird doch toll, wenn alle mit anpacken.“

„Brauchen wir dazu nicht einen Architekten?“, fragte ein Junge aus der neunten Klasse skeptisch. „Ich meine wenn es ein so großes Gebäude wird und das Heu nicht beim erstbesten Sturm auf die Pferde brechen soll?“

„Ach was Statik!“, rief ein Freund neben ihm vergnügt aus. „Wozu sind wir Zauberer! Mit Magie hält alles!“

„Das erklärt auch, warum Hexenhäuser immer schief sind.“, kommentierte der andere trocken.

„Mal im Ernst.“, schaltete sich eine andere Siebtklässlerin ein. „Woher sollen wir das ganze Holz und die Baumaterialien bekommen?“ Sie sah sie die anderen an.

"Davon abgesehen, dass wir nicht einfach so einen Stall auf diese Insel bauen können", mischte sich Anaximander ein. "Immerhin gehört uns diese Insel nicht. Davon abgesehen sollte die Schule den Stall bauen. Ich glaube kaum, dass Professor Klotterbeck hier selbstgebaute Hütten stehen haben möchte." In dieser Beziehung traute er seinen Mitschülern genauso viel wie der Junge zu, der auf die windschiefen Hexenhäuser hingewiesen hatte.

"Wir sollten aber auf alle Fälle versuchen, ob wir nicht Sponsoren auftreiben können, die uns unterstützen. In diesem Fall könnte man durchaus einmal versuchen, ob wir unsere Eltern nicht von dem Plan überzeugen können. Ich könnte mir vorstellen, dass mein Vater sich sicherlich beteiligen würde oder Anjuns." Er sah zu seinem Freund. "Die Arbeit, welche von Euch anfallen würde, wäre wohl vor allem die Pflege und Versorgung der Tiere. Ich glaube kaum, dass dies im Tarifvertrag der Heinzel steht und in diesen Dingen sind sie recht...stur."

Coco war überrascht, über Larissas Reaktion auf ihre Fragen, wurde aber durch die Unruhe, die plötzlich aufkam, abgelenkt, als Anaximander wieder das Wort ergriff. Seine Bedenken waren durchaus einleuchtend und die rothaarige Nachtkrabs sagte: "Natürlich können wir nicht einfach drauf los bauen, da gebe ich dir Recht. Aber nehmen wir mal an, Professor Klotterberg oder wer sonst dafür verantwortlich ist- würde Pferd und Pegasus auf der Schule zulassen, kämen wir ihr da nicht entgegen, wenn wir die Stallungen selber bauen? Ich sage ja nicht, dass wir uns mit einem Hammer, einen Nagel und drei Holzbrettern hin setzten und irgendwas zusammen nageln. Wofür sind wir denn schließlich an einer Akademie für magische Künste? Wir können zaubern und vielleicht findet sich ja auch einen Verwandten bei den Schülern der, -was weiß ich- sich damit auskennt. Bauingeneur, hieß das so?"
Und natürlich würden sie auch dafür Sponsoren brauchen. Coco wollte abwarten, wie viele zusammen kommen würden, ansonsten würde sie ihren Großvater fragen, der sicherlich ebenfalls bereit wäre, einen bestimmten Betrag für die Unterbringung geflügelter Pferde zu bezahlen. Der alte Jacques war zu seiner Zeit ein begeisterter Reiter gewesen und besuchte auch heute noch regelmäßig große Rennen. Allein die Erwähnung des Namen 'Gobs' würde ihn wahrscheinlich schon im Dreieck springen lassen.

„Meine Eltern würden uns sicherlich unterstützen.“, schaltete sich Anjun jetzt in die Diskussion ein. Seine Familie war schon immer großzügig gewesen. Es gehörte zu der sozialen Verantwortung, die ihre herausgehobene Stellung mit sich brachte und der sie stets nachgekommen waren. „Allerdings verlangen sie auch Eigenverantwortung. Es muß doch herauszufinden sein, wie ein guter Stall beschaffen sein muß, ob man das selber bauen kann oder was das ungefähr kosten würde. - Penny, der Stall in dem Dein Pferd steht, wie ist der beschaffen? Hast Du Bilder davon oder noch besser Pläne? Kannst Du uns so etwas besorgen?“, wandte er sich direkt an die Sechstklässlerin.

„Oder hat jemand anderes vielleicht so etwas?“, richtete der junge Baccaracus das Wort an alle Anwesenden. „Außerdem müssten wir herausfinden, welches Gelände – Professor Klotterbecks Einverständnis vorausgesetzt – für den Bau eines Stalls und für eine Weide geeignet ist. Am Besten machen wir eine Inselbegehung. Wer traut sich denn zu die Wiesen zu beurteilen?“ Der Nachtkrabs sah die anderen Schüler der Reihe nach an.

„Und schließlich brauchen wir Unterstützer. Wir brauchen Geld, aber zunächst vor allem Überzeugungskraft. Ohne Professor Klotterbecks Zustimmung hilft uns alles nicht. Daher ist die Frage. Wie können wir Klotterbeck überzeugen?“

Penny sah verdutzt zu, welchen Lauf die Unterhaltung nahm. Hie und Da stritten sich welche und in der nächsten Ecke wurde angeregt diskutiert. Anjun fragte sie nach Plänen von dem Stall. "Naja, Bilder hab ich reichlich. Aber an die Pläne ranzukommen, könnte schwer werden. Der Stall ist öffentliches Eigentum und das sind alles Muggel. Soll ich da eine Eule hinschicken? Wohl ehr nicht... aber die Bilder... könnte ich besorgen, die sind in meiner Tasche...", meinte Penny. Irgendwie war sie etwas überfordert. Vorallem von den Fragen von Anjun, denn über solche Dinge hatte sie vorher noch nicht nachgedacht...

Shouky lauschte aufmerksam, was die einzelnen Schüler wussten oder zumindest der Meinung waren, dass sie es wussten und schrieb sich kleine Stichpunkte immer auf. Nur für den Fall, dass Anjun nicht alles notieren würde. Oder dass Anjun etwas anderes für besonders wichtig hielt als sie selbst. "Ich könnte natürlich Wiesen beurteilen - das Problem ist bloß, dass ich nicht gerade viel Ahnung von Pferden habe." Shouky grinste verlegen. "Aber wenn mir jemand dabei helfen würde, der sich auskennt..." Sie sah sich im Aufenthaltsraum um. Penny sollte man vielleicht nicht unbedingt weiterhin belasten. "Wer von euch hat den noch ein Pferd und weiß, wie die Wiesen sein müssen?"

"Achja, für Unterstützung würde meine Familie selbstverständlich auch zur Verfügung stehen," fügte sie lächelnd hinzu als ihr wieder einfiel, dass es kurzzeitig auch um Sponsoren für den Stall ging. "Vielleicht könnte man aus diesem Stallbau sogar eine AG machen?! Da würden sich sicher einige Interessenten finden, denen es nicht unbedingt um die Pferde geht sondern allgemein einfach um das Bauen."

Die Idee den Stall selber zusammenzuzimmern wie Coco und nun auch Shouky vorschlugen, behagte Anjun nicht. Wenn es notwendig werden würde, dann ließ sich hoffentlich möglichst viel mit Magie erledigen. Er beschloss ein paar Handwerkszauber erlernen. Harte körperliche Arbeit bei der man sich am Ende noch die Finger schmutzig machen musste war des jungen Baccaracus Sache nicht.

"Fotos sind ein Anfang.“, wandte der Nachtkrabs sich an Penny. Dann stand er auf und trat neben Anaximander. „Wir müssen unseren Eltern und Professor Klotterbeck vor allem eine Idee verkaufen. Eine umsetzbare Idee. Und je plastischer und konkreter wir sie machen können, um so besser. Dann können unsere Eltern nicht sagen, dass es nur ein Luftschloss, eine vorübergehende Laune ist." Sein Blick funkelte lebhaft als er die anderen Schüler ansah.

„Ich werde Elbrecht Rogel um eine detaillierte Aufstellung darüber bitten, was sowohl Pferde als auch Pegasuse an Futter und Versorgungsmittel im Jahr brauchen und was das ungefähr kostet.“, wandte er sich jetzt direkt an Anaximander. Er war der Meinung, dass es jetzt langsam Zeit für ganz praktische Angebote und konkrete Verpflichtungen war. „Und ich rede mit meinen Eltern. Sie wären sicherlich bereit sich großzügig finanziell zu beteiligen, als auch dabei zu helfen die notwendigen permanenten Zauber zu wirken.“

Daran hatte wahrscheinlich noch niemand gedacht, dass alle Zauber, die sie als Schüler beherrschten nicht permanent waren. Selbst viele erwachsene Zauberer waren nicht in der Lage Sprüche dauerhaft wirken zu lassen.

„Was die Betriebskosten betrifft mach ich mir eigentlich nicht so viele Sorgen.“, fuhr Anjun fort. „Es ist für die Eltern allemal sinnvoller Tiere zu versorgen, die ihre Sprösslinge auch reiten, als sie wie jetzt einfach nur so duchzufüttern, wenn ihre Kinder sie nur in den Ferien haben. Im Zweifel wird es sogar billiger. Wir könnten einiges selber machen, aber selbst wenn wir einen Heinzel finanzieren müssten, würde es nicht teurer. Auch Muggelpferdepfleger lassen sich bezahlen und ein Ratzeputz geht allemal schneller als Pferdeäpfel mühevoll mit einer Forke zu beseitigen.“

pp:Hauptgebäude: Bibliothek (1. OG)
Als Meo im Aufenthaltsraum ankam sah sie eine Menge an Leuten. Es waren Schüler aus den drei Häusern, ist ja nicht ganz ungewöhnlich .... Dennoch hielt Meo es für ratsam nach zu fragen: "Sollte ich wissen was hier los ist?" Fragte sie als sie sich mit samt allem was sie mit hatte -also einer schwarzen Tasche mit einem Klemmbrett, Radiergummie, Bleistifte und einem Mugglebuch- auf einen Sessel setzte. Da fiel ihr auch schon ein Plakat an der Wand auf: "Herzlich Willkommen zur ersten Sitzung des Vereins der Pegasus- und Pferde-Freunde" Skeptisch hob die eine Augenbraue und fragte: "Und warum macht ihr so einen Verein?" Meo gestannt sich selbst ein das sie etwas verwundert war.

Auf Meos Frage hin dachte Margo "Das frage ich mich allerdings auch..." Sie war eigentlich gekommen, weil sie krumme Aktionen des Snob-Clubs, wie Penny und Gisela immer sagten, erwarteten, aber nichts dergleichen war bisher geschehen. Margo würde sich allerdings nichts trauen, dies auszusprechen, obwohl sie gelegentlich gekichert hatte, als sie sich vorstellte, wie sie "Laaaangweilig!" in die Diskussion rief.

Stattdessen überschlug sie jetzt die Beine, verschränkte die Arme, seufzte laut und betrachtete das Tapetenmuster.

Gisela warf eienn Seitenblick auf die seufzende Margo, der es hier offenbar zu langweilig wurde und sie musste gestehen, dass es ihr ähnlich ging. Anaximander und Anjun hatten sich leider bislang keine Schnitzer geleistet und von den Pferden und ihren Bedürfnissen hatte sie auch keine Ahnung. Ihre Eltern würden sich in Ermangelung eines Pferdes auch nicht am Unterhalt beteiligen und dass die Herren vom Snobclub zu doof wären, ein paar Bretter zusammenzunageln und einen anständigen Stall aufzubauen, konnte sie sich bei diesem Geziere auch lebhaft vorstellen. Deshalb gähnte sie demonstrativ und übertrieben, bevor sie sich einmischte.
"Dann würde ich dochmal sagen, Penny holt die Photos und dann können die Experten ja mal rausgehen und sich überlegen, wo man den Stall und die Koppel machen will. Wenn ihr damit durchkommen wollt, braucht ihr schließlich ein so gutes Konzept wie möglich. Wenn wir zeigen können, was wir wo machen... Dann... Ihr wisst schon. Ansonsten schlafen wir hier noch ein, wenn wir nix machen tun[sic!]."

Coco lauschte den weiteren Anregungen, während sie mit dem Stuhl, auf dem sie saß, hin und her kippelte. Das Ganze zog sich allmählich in die Länge. Als ein Mädchen, das wahrscheinlich eine Elwetrische war, eintrat und mit einem skeptischen Blick auf das Plakat fragte, warum sie so einen Verein nun machten, lehnte Coco sich grinsend nach hinten und antwortete: "Damit wir unsere geliebten Flügelpferdchen und flügellose Flügelpferdchen auch hier auf Rungholt betütteln können."

Daraufhin ergriff eine Wolpertinger -Gisela?- das Wort. Coco konnte nur zustimmend nicken, die kleine hatte definitiv recht. Gerade wollte sie selber noch etwas zum Thema beisteuern, als sie plötzlich mitsamt dem kippelnden Stuhl hinten über fiel. „Hoppala!“, rief die Rothaarige, auf den Boden liegend, überrascht aus, die Beine in der Luft und mit einer Hand den schmerzenden Kopf reibend, der den Sturz mit abgefangen hatte. Mit der anderen Hand winkte sie kurz, gab ein „Alles okay, keine Sorge!“ von sich und stellte den Stuhl langsam wieder auf.

Als Meo von einem Mädchen mit kurzen roten Haaren so nett war Meo eine Antwort zu geben murmelte sie nur ein unverständliches "Ahja", eigentlich fand sie die Idee ganz okay, hätte sie keine Tierhaaralergie. Sie hätte gern noch mehr erfahren, aber irgentwie wollte sie auch wieder raus, weg von der Menschenmenge. Meo grübele eine Weile ob sie jetzt gehen sollte oder nicht. Als sie zu dem Ergebniss kam erst mal zuzuhören was die anderen erzählten fiel das Mädchen das ihr geantwortet hatte von ihrem Stuhl, Meo versuchte nicht laut los zu lachen, okay das war vieleicht etwas gemein, das viel ihr aber erst später ein. Sie nahm sich vor so etwas nicht lustig zu finden. Aber niemand konnte ihr etwas vorhalten, ihre Mundwinkel hatten ja nicht einmal gezuckt, nur ihr Vater hätte die kurzaufblitzende Belustigung in ihrem Blick sehen können, aber er war ja nicht hier. Fast reflexartig griff sie an das silberne Armband, das um ihr Handgelenk geschlungen war, es war ein einfaches Armband mit einem Anhänger der so aussah wie eine Ballerina, es hatte ihrer Mutter gehört. Meo, jetzt hör endlich auf damit, krieg dich ein und hör zu!

Anjun spürte wie sich allmählich Ungeduld unter den Schülern breit machte und es frustrierte ihn. Der Pegel seiner Enttäuschung stieg langsam, aber sicher an. Dabei hatte er schon die Befürchtung gehabt, dass eine Mitschüler wenig Verständnis für komplexe Entscheidungsprozesse hatten. Konnte man es ihnen denn nie recht machen? Machte man klare Vorgaben und Pläne bei denen sie sofort los rennen konnten, dann schimpften sie einen arrogante Diktator. Beteiligte man sie an einem Diskussionsprozess fingen sie an zu gähnen. Mal abgesehen davon, dass sich nur wenige konstruktiv beteiligten.

Der Junge blickte zu Anaximander. Ihm war klar, dass sie jetzt schnell zur Entscheidungsfindung und zur Gruppenbildung kommen mußten, wenn nicht die ganze Motivation verpuffen sollte. Allerdings war das die Sache des Moderators und er wollte seinem Freund nicht das Heft des Handels aus der Hand reißen. Es drängte Anjun danach etwas zu sagen, die Führung und Verantwortung zu übernehmen, aber er war loyal zu Anaximander.

Plötzlich schepperte etwas unangemessen laut. Ein Schüler hatte wohl gekippelt und war wie zu erwarten gewesen war mitsamt dem Stuhl umgekippt. Ärger flammte in dem rothaarigen Nachtkrabs auf. Was war das für ein Benehmen! Konnte hier denn niemand vernünftig mitarbeiten?

„Was soll denn das!“, fuhr er den Tollpatsch unwirsch an, doch sein Mund klappte betroffen zu, als er Coco erkannte, die sich vom Boden aufrappelte.

Coco rieb sich immer noch den pochenden Kopf, als sie eine ziemlich unwirsche Stimme vernahm. Nichts anderes hatte sie erwartet, immerhin war das nicht gerade ein projektiver Beitrag gewesen, aber, dass es gerade Anjun war, der sie so anfahren würde, verwunderte sie nun doch. Sie hätte Anaximander den Tadel zugetraut, Anjun und sie waren jedoch Freunde. Ein wenig perplex zeigte sie auf ihren Stuhl und erklärte: "Er ist umgekippt, nicht ich! Ich hatte nur das Pech, das ich zufällig auf ihm saß." Coco versuchte es mit einem breiten Lächeln, entschlossen, die wirschen Worte zu übergehen, auch wenn sie diese dem Rothaarigen ein wenig übel nahm. Es war wohl keine so gute Idee jetzt einen Streit vom Zaun zubrechen, hier ging es immerhin um die Pferdchen, die manchen in dem Raum sehr wichtig waren. Coco räusperte sich also kurz und setzte sich wieder, vorsichtig, wie es schien, auf den Stuhl. Ihr Hinterkopf machte sich immer noch bemerkbar, auch wenn es nicht so schlimm war, das würde eine Beule geben.

Anjun hatte für seine aufgestaute Frustration einen Blitzableiter gesucht und ausgerechnet Coco getroffen. Seine Wut sprang ins Leere und während er sie betroffen über die Köpfe der anderen Schüler hinweg anstarrte, verwandelte sich sein selbstgerechter Zorn in Asche. Sie lächelte ihn um Verzeihung bittend an und er fühlte sich schuldig. Mit einer ihm bisher nicht bekannte Hilflosigkeit stand er da, unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Alle Eloquenz mit der er eben noch seine Anliegen vorgetragen hatte, hatte ihn verlassen und er setzte sich stumm zurück an seinen Schreibtisch, als auch Coco sich wieder setzte. //Ich muss mich bei ihr entschuldigen.//, dachte er während er wieder seine Feder zur Hand nahm und Anaximander ansah.