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Clarissa/Anjun – Walpurgisnacht auf dem Blocksberg

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Beitrag  Anjun Baccaracus Di Mai 08, 2012 11:10 pm

Hoch loderten die Feuer auf dem Blocksberg in der Walpurgisnacht. Zu Dutzenden waren sie entzündet worden und um jedes wurde getanzt. Da waren die Feuer der Jugendlichen an denen harte, rockige Musik gespielt wurde oder auch Disco oder Pop und da waren die gediegenen Feuer der vornehmen älteren Leute mit ihren Walzerklängen und Polkas. Für jeden gab es etwas und die Töne vermischten sich zu einem fröhlichen, bunten Treiben, wie es nur in der Walpurgisnacht, dem größten Frühlingsfest der Hexen und Zauberer, gab. Etwas abseits standen Zelte mit üppigen Buffets und es duftete nach allerlei Gebratenem und Zuckerwerk. Da gab es rustikale, gemütliche Zelte voller Familien und die prunkvollen Pavillions der Zaubereraristokratie. Egal welchen Alters, welcher sozialen Stellung oder welchen Musikgeschmack sie hatten, heute hatte sich jede Hexe und jeder Zauberer aufs feinste herausgeputzt, denn heute war die Nacht der Nächte!

Hoch auf dem Blocksberg, vor dem feinsten aller Zelte, stand ein in silber-schwarzes Brokat gekleideter Zauberer. Rot war sein Haar und lag weich und lang auf dem nachtschwarzes Seidensamt seines Umhanges. Mit seinem Raben auf der Schulter war er jedermann bekannt. Welcher dieser alten Reinblüter hätte nicht vom Rabenherren, dem Herren des Bannes, gehört. Obwohl er jung war, war er von anderen Menschen umgeben, die ihn freundlich oder ehrerbietig grüßten oder ihn um einen Gefallen oder Rat baten. Er sprach mit jedem in der gleichmäßig höflichen Art eines geborenen Aristokraten und doch konnte man den Eindruck gewinnen, als wünsche er nicht hier zu sein. Das zuvorkommende Lächeln, fand keinen Wiederklang in seinen Augen, die eisblau und tief traurig waren. Bisweilen wenn er sich unbeobachtet wähnte, schlich sich ein Zug von Bitterkeit um seinen Mund und dann blitzte Ärger und Verachtung für das ganze wilde Treiben um ihn herum auf.

Endlich, als das Fest seinen Höhepunkt erreicht hatte und unter Feuerzauber die Kunstflieger auf ihren Besen über die lodernden Flammen stoben, fand er die Möglichkeit sich unbemerkt zu entfernen, um ein wenig allein zu sein. Während das bunte Farbenmeer über ihm blitzte und knallte, ging er langsam in die dunkle Nacht hinaus, bis er an der Steilkante des Blocksberges stehen blieb und mit einem Seufzer in die dunklen Tiefen sah.
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Beitrag  Clarissa Kleve Di Mai 08, 2012 11:30 pm

Mit einem künstliche Lächeln schritt die junge Hexe in dem roten, eleganten Festumhang, die schwarzen Haare aufwendig hochgesteckt, hinter einer älteren Frau durch die Menge. Seit diese von ihrem Mann verlassen worden war, konzentrierte sie sich nur noch darauf, wieder von den Reinblütern akzeptiert zu werden. Und die junge Hexe konnte sich dem nicht entziehen. Und so begrüßte sie die unbekannten Menschen und lächelte und sah gut aus und erwähnte nicht, dass sie ein Halbblut war. War einfach die Tochter ihrer Mutter, ihren neuen Mutter, nicht der Mutter, die sie als Kind getröstet und umsorgt hatte.

Doch irgendwann hielt es die junge Hexe nicht mehr aus und unbemerkt entfernt sie sich. Weg vom Feuer, weg von den Menschen, weg von der Frau, die sie kaum mehr wiedererkannte. Und hin zu dem Abgrund, hin zu dem Mann, der ihr schon länger aufgefallen war. Sie kannte ihn, natürlich kannte sie ihn, und sie erinnerte sich, dass sie zusammen auf der Schule gewesen waren. Nicht, dass er sie erkennen würde.
Leise stellte die junge Hexe sich neben ihn, neben den Rabenherren. Sanft durchbrach sie die Stille mit ihrer Stimme. "Sie suchen die einsame Dunkelheit anstatt des geselligen Lichts. Wer hätte das von Ihnen gedacht?"
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Beitrag  Anjun Baccaracus Mi Mai 09, 2012 9:04 pm

Ein kühler Nachtwind wehte aus der Steilschlucht herauf und blähte die Robe der jungen Hexe. Hugin stieß einen spitzen Schrei aus, öffnete die Schwingen und stürzte sich getragen vom Wind in die dunkle Schlucht herab. Damals, eine Woche nach der Nachricht, auf dem Felsen hoch über dem Rhein, hatte Anjun es ihm gleich tun wollen. Aber der Baccaracus war der Baccaracus. Er lebte nicht für sich allein. Starb er, würde eine ganze Welt sterben. Also sprang er nicht.

Die Frau mit der sanften Stimme, die so leise zu ihm getreten kam, war hübsch. Das konnte er selbst im Halbdunkel des Mondes erkennen. Das Licht der Sterne spiegelte sich in ihrem dichten Haar, das so schwarz war wie es Laras gewesen war. Ihr Gesicht war weich und lieblich; in den dunklen Augen leuchtete eine stille Ruhe, die von einer tiefen Seele sprach. Sie war ihm vage vertraut, aber er konnte nicht sagen, wo er sie schon einmal gesehen hatte. Eine solche Schönheit müßte ihm doch eigentlich aufgefallen sein. Doch andererseits hatte er seit Laras Tod nie wieder eine Frau richtig angesehen. Sonderbar, dass ihm ausgerechnet jetzt ihre anmutige Gestalt und die glatte Weichheit ihrer Haut so sehr auffiel.

„Auch Sie scheinen die Einsamkeit dem Fest vorzuziehen.“, entgegnete er galant und musterte ihre schimmernden Augen. „Eine Schönheit wie Sie sollte sich nicht hier verstecken.“ Er schloß fröstelnd vor dem kühlen Wind seinen Umhang etwas mehr und trat ein Stückchen näher an sie heran. Wer sie wohl war?
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Beitrag  Clarissa Kleve Mi Mai 09, 2012 9:54 pm

Der junge Zauberer blickte zu ihr und sie nutzte den Augenblick um im Gegenzug ihn zu betrachten. Seine Haare waren noch genauso rot, wie bei ihrer letzten Begegnung, und in dem Mondlicht wirkte er sehr blass. In seinem Blick aber lag eine Härte, eine Bitterkeit, an die sie sich nicht erinnern konnte. Was war in den Jahren, seit sie die Schule verlassen hatte, passiert? Sie hatte das Gefühl, dass sie es wusste, es wissen musste, aber es fiel ihr nicht ein. Der harte Zug tat seiner Attraktivität allerdings keine Abbruch, verstärkte sie fast noch.

Sein Kompliment zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen und eine leichte Röte in ihre Wangen. "Vielleicht nicht." Ein kühler Windhauch strich ihr über die Haut und ließ sie leicht zittern. Das war der positive Effekt der Menschenmasse gewesen, sie hatte die Kälte abgehalten. Die Hexe widerstand dem Drang, ihre Arme wärmend zu verschränken. Diese Geste war immer missverständlich und sie wollte nicht, dass er es als Reaktion auf seine Annäherung verstand.
"Aber zumindest vor Ihnen verstecke ich mich ja nicht. Außer Sie möchten lieber allein sein?" Das hatte sie nicht sagen wollen. Wenn er sie nun tatsächlich wegschickte? Es stand ihm zu, also musste sie ihm die Chance geben. Aber sie hoffte sehr, dass er sie nicht nutzen würde.
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Beitrag  Anjun Baccaracus Mi Mai 09, 2012 10:09 pm

„Nein, bitte bleiben Sie.“ Ihm wurde bewusst, dass seine Lippen sich zu einem schmalen Lächeln gehoben hatten. Nur ein Hauch, aber es war ein Lächeln. Es war unwillkürlich gekommen, nicht wie sonst in Gesellschaft ein Akt der puren Höflichkeit und seines Willens. Es war lange her, dass er so gelächelt hatte. Eine Reaktion auf ihre bescheidene, freundliche Art. „Wenn Sie wie ich die Dunkelheit suchen, werden Sie Ihre Gründe haben.“ Er lehnte sich gegen einen Felsen und bedeutete ihr neben ihm Platz zu nehmen, indem er ein Kissen herbei zauberte. „Ich werde nicht in Sie dringen, wenn Sie mir nichts sagen mögen, warum eine Frau wie Sie, nicht den Tanz sucht. Aber vielleicht möchten Sie etwas ausruhen und mir Gesellschaft leisten.“
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Beitrag  Clarissa Kleve Mi Mai 09, 2012 10:35 pm

Erleichterung durchströmte die junge Frau, weil er sie nicht wegschickte, und sie erwiderte sein Lächeln. Dabei überkam sie das Gefühl, dass es das erste Lächeln des Zauberers seit Langem war und wieder fragte sie sich nach dem Grund dafür. Und wieder entglitt er ihr.
"Danke." Seine Worte und seine Geste überraschten und berührten sie zur gleichen Zeit. Sie setzte sich neben ihn und lehnte ihren Rücken ebenfalls gegen den Felsen, wobei sie aber den Kopf drehte, um den Zauberer weiterhin ansehen zu können. "Ich leiste Ihnen gern Gesellschaft. Und was meine Gründen angeht", sie zögerte kurz, fuhr dann aber fort, "es ist einfach so, dass sich gerade vieles geändert hat und mich das etwas überfordert."
Sie blickte ihn einen Moment an, dann erwiderte sie sein Angebot: "Und wenn Sie etwas los werden möchten, werde ich Ihnen gerne zuhören, und wenn Sie es für sich behalten wollen, dann ist das genauso in Ordnung."
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Beitrag  Anjun Baccaracus Do Mai 10, 2012 8:53 pm

„Veränderungen, die einen überfordern.“, stieß er hervor, als er sich plötzlich schroff abwandte und ein paar Schritte machte. „Ja, das kenne ich.“ Seine Stimme klang hart und rau, der Zug von Bitterkeit um seinen Mund wurde tiefer. Er atmete tief und sah sie wieder an. Das wilde, zornige Feuer in seinen blauen Augen wurde sanfter und seine Züge entspannten sich, als er die ehrliche Anteilnahme auf ihrem lieben Gesicht sah. Der Herr des Bannes kam wieder zurück und ergriff ihre Hand. „Verzeihen Sie meine Grobheit. Ich sprach aus Trauer so scharf. - Wenn man alle Menschen verliert, die man geliebt hat, spricht man nicht gerne darüber. - Doch Sie haben es sicher gut gemeint.“
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Beitrag  Clarissa Kleve Do Mai 10, 2012 10:39 pm

Die plötzliche Bewegung erschreckte die junge Hexe und sie zuckte leicht zusammen, doch sofort fing sie sich wieder. Was er durchmachte war offensichtlich schlimm genug, um solch eine Reaktion zu erzeugen, und angesicht seiner Situation, seiner Stellung, musste er sich wahrscheinlich ständig als unberührt geben. Kein Wunder, dass wenn die Fassade brach, dies heftig geschehen musste.
Sie hatte bereits eine Entschuldigung für ihre Worte auf den Lippen, als er sich wieder zurück verwandelte. Überrascht wanderte ihr Blick zu ihrer Hand, die er auf einmal umfasste, während er sich nun bei ihr entschuldigte. Und plötzlich fiel es ihr ein. Plötzlich erinnerte sie sich und sie verfluchte sich, warum sie nicht eher darauf gekommen war. Lara. Sie hatte die Todesanzeige gesehen, hatte den Tod einer ehemaligen Mitschülerin bedauert, aber nicht weiter darüber nachgedacht. Er dagegen...
Sie drückte seine Hand in ihrer mitfühlend. "Sie brauchen sich für nichts zu entschuldigen. Verzeihen Sie vielmehr meine unbedachten Worte. Ich habe nicht ... ich wollte keinen schmerzlichen Erinnerungen wach rufen." Sie sah ihm in die eisblauen Augen, die so viele Emotionen wiederspiegelten. "Was auch immer Ihnen hilft, tun Sie es. Ich werde es verstehen."
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Beitrag  Anjun Baccaracus Do Mai 10, 2012 11:17 pm

„Sie haben nichts wach gerufen. Die Erinnerungen sind immer da.“, entgegnete er bitter und starrte in den Abgrund vor ihnen. Nur die Wipfel einiger weniger Bäume war dort noch zu erkennen. Dann folgte bodenlose Schwärze. „Sie sagen, dass es ein Wahnsinniger gewesen sei, doch damit wollen sie nur verschleiern, dass es der Haß auf ihre Art der Magie war, den sie selber gezüchtet haben.“ Abrupt wandte er sich um und sah sie direkt an. Feuer brannte in seinen Augen. Er stand groß und dunkel vor ihr. Der Wind zerrte an seinen Haaren und blähte den Samt seines Umhanges. „Sehen Sie mich an.“, forderte er sie auf. Mit beiden Händen riß er den Mantel zur Seite. Darunter trug er eine schwere, vielgliedrige Kette. Brillianten leuchteten in Form von einem Dutzend Sternen. Von zwei Halbmonden umrahmt bildete eine Sonne den Abschluß der Kette. „Sehen Sie auf Sonne, Mond und Sterne.“ Sein Blick brannte sich in ihren. Ließ sie nicht mehr los. Es war schwer ich der anziehenden Kraft seiner eisblauen Augen zu entziehen. Er strahlte etwas aus, was sie noch niemals in dieser Intensität gespürt hatte. „Wahrscheinlich halten Sie mich auch für einen schwarzen Magier. Aber ich trage das mit Stolz.“ Er umfasste den Sonnenanhänger fest. „Weil ich ein Baccaracus bin und um Laras Willen. Jetzt mehr denn je.“ Seine Stimme wurde leiser, weicher, liebevoller. „Sie war unschuldig. Ihre Art der Zauberei, - unsere Art der Zauberei, - ist nicht böser als der Spruch mit dem Sie ihr dichtes Haar so wunderschön haben werden lassen.“ Langsam und vorsichtig berührte er eine Strähne ihres Haares, die sich im Wind gelöst hatte, und legte sie an ihren Platz zurück. Entschuldigend, fast zärtlich lächelte er sie an.
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Beitrag  Clarissa Kleve Fr Mai 11, 2012 11:06 pm

Auch wenn es sich angedeutet haben mochte, sein Ausbruch überwältige sie komplett. Sie konnte nur da sitzen und ihn ansehen, gebannt von seinen Augen, seinem Gebaren, seiner Aura. Ihr Herzschlag dröhnte in ihren Ohren und zugleich schien alles außer seiner Stimme verstummt zu sein. Sie brauchte lange um ihren Blick von seinem zu lösen und tatsächlich die Kette anzusehen. Sie kannte die genaue Bedeutung nicht, aber sie wusste genug, um zu wissen, warum viele die mit den Symbolen verbundene Magie ablehnten. Wie auch sie selbst es immer getan hatte. Seine Worte aber brachten ihre Überzeugung ins Wanken; die Intensität, die er ausstrahlte, reichte um jede Überzeugung zu ändern. Gleichzeitig aber konnte sie nicht leugnen, dass der hochaufgerichtete Magier ihr Angst einflößte.
Zwar war sie zu eingenommen, als dass diese wirklich zu ihr durchdringen konnte, aber dennoch war es nur gut, dass er in diesem Moment sanfter wurde und ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht schob, die sie bis dahin gar nicht bemerkt hatte. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete langsam, bevor sie ihn fest ansah und leise sagte: „Sie müssen sie sehr geliebt haben.“
Aus einem Impuls heraus streckte sie die Hand in Richtung seiner Kette aus, wie um sie zu berühren, zog sie im letzten Moment aber doch wieder zurück. Stattdessen fügte sie hinzu: „Sie hatte ein großes Glück, jemanden wie Sie zu haben.“
Vorsichtig umfasste sie seine Hand, die gerade noch ihr Haar berührt hatte, und lächelte ihn leicht an. „Und Sie werden auch wieder Glück finden. Das weiß ich.“ Sie hoffte, dass er die Worte nicht falsch aufnahm, dass er nicht verstand, dass er Lara vergessen sollte oder ihre Liebe. Sondern schlicht und einfach, dass der Schmerz nicht ewig bleiben würde, und der Zauberer dann die Trauer, nicht die Erinnerung, hinter sich lassen konnte.
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Beitrag  Anjun Baccaracus Sa Mai 12, 2012 9:57 pm

Anjun schloß kurz die Augen und atmete durch. Es geschah nur äußerst selten, dass er derart die Beherrschung verlor. „Es ist immer noch schwer für mich, an den Tod meiner Familie zu denken, geschweige denn davon zu sprechen. Aber in Ihrer Gegenwart fällt es mir relativ leicht. Danke.“ Er drückte ihre Hand.

Keiner wagte es, jetzt eine unbedachte Bemerkung oder Bewegung zu machen. Er genoß die Wärme ihrer Hand. Ihre sanfte Berührung und tröstende Nähe besänftigten sein Herz und linderten seinen Kummer. Höfliche Worte hatte er von jedem gehört, aber so tiefe Anteilnahme nur von wenigen Freunden. Sie war doch eine Fremde? Warum kümmerte sie sein Schicksal?

Der Baccaracus studierte ihr Gesicht, das ihm so vertraut war, ohne dass er wußte woher und dachte an die vielen jungen Damen, die an Walpurgis darauf warteten, dass er mit ihnen tanzte. Es war allgemein bekannt, dass das Trauerjahr vorbei war und mehr als eine Hexe hoffte am heutigen Abend auf eine gute Partie. Er war zweifelsohne der dickste Fisch, den sie noch fangen konnten. Wie lästig war es ihm. Er war froh, dass er mit ihr alleine war und sie ihn nicht bedrängte.

Ihm gefiel die schichte Freundlichkeit ihrer Züge. Es machte sie anziehend. In ihren brauen Augen spiegelte sich das Mondlicht. Augen in denen man versinken konnte. Wärme las er darin, Mitgefühlt und...Angst.

//Ich habe sie erschreckt.//, dachte er reuevoll. Scheu drückte er ihre Finger noch einmal, zog ihre Hand langsam zu sich heran. „Sie können die Kette gerne berühren. Es gibt nichts was Sie zu fürchten hätten.“, sagte er und legte ihre Rechte auf die diamantene Kette auf seiner Brust. Er genoß die Berührung auf seiner Haut, ihre Nähe, ihre Wärme noch etwas länger zu spüren.

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Beitrag  Clarissa Kleve Mo Mai 14, 2012 11:12 pm

Sein schlichtes 'Danke' zauberte ein kurzes, erleichtertes Lächeln auf ihr Gesicht. Gleichzeitig veränderte sich die Atmosphäre zwischen ihnen. Er schien nicht mehr gefangen von seinen Erinnerungen und Emotionen und sie - sie war sich auf einmal seiner Nähe bewusst. Sie hatte seit längerer Zeit jeden auf körperlichen Abstand gehalten, selbst ihre Eltern, und hatte auch nicht das Bedürfnis danach gehabt. Selbst der Höflichkeitsabstand der Menge vorhin war ihr zu klein gewesen.
Und ihm hatte sie sich genähert, ohne es überhaupt zu merken. Hatte ihn instinktiv berührt, ohne darüber nachzudenken. Und jetzt waren sie sich so nahe, dass sie beinahe seinen Atem spüren konnte. Von seiner Hand ging Wärme aus, und sie genoss die fremde vertraute Berührung. Sie wagte kaum zu atmen, um die Verbindung nicht durch eine unbedachte Bemerkung oder Bewegung zu zerstören.
Sein Blick lag fast spürbar auf ihrem Gesicht, und sie richtete im Gegenzug ihre Augen auf seine. Seine Augen waren unergründlich, und doch schien etwas von der Bitterkeit, der Kälte, die sie ursprünglich erkannt hatte, aus ihnen gewichen zu sein. Sie hoffte, dass dies nicht nur für eine kurze Weile so sein würde, sondern sich auch auf Dauer Wärme in ihnen zeigen würde.
Die Kette fühlte sich im Kontrast zu seiner Haut kühl an, und nicht unbedingt anders als normaler Schmuck. Vorsichtig umrandete sie die Sonne mit ihrem Zeigefinger, wobei ihre anderen Fingerspitzen seine Brust streiften. Vor ihrem inneren Auge stieg das Bild auf, wie sie sich nach vorne lehnte, die Hand ganz auf seiner Brust ruhen ließ, ihn küsste; wie seine Hände auf ihrer Hüfte lagen, er sie im Arm hielt.
Rasch schloss sie die Augen, damit er nichts in ihnen erkennen konnte. Was dachte sie da? Sie tröstete ihn gerade, weil seine große Liebe verstorben war, und sie kannte ihn so gut wie nicht. Sie durfte das nicht denken. Sie schob die Gedanken beiseite und öffnete die Augen wieder.
"Sie wirkt nicht böse." Sie zog ihre Hand zurück und blickte ihm wieder ins Gesicht. "Und Sie auch nicht." Sie zog ihre Knie an und umschlang sie mit ihren Armen um nicht erneut in Gefahr zu geraten ihn zu berühren und dadurch verhängnisvolle Ideen zu bekommen.
"Aber Menschen fürchten sich nun mal vor Allem, was anders ist. Was sie nicht verstehen. Und Angst kann genauso schnell in Hass umschlagen wie Liebe." Für Letzteres waren ihre Eltern der beste Beweis. "Gefühle kann man nicht kontrollieren, nur verbergen. Bis auch das nicht mehr geht."
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Beitrag  Anjun Baccaracus Fr Mai 18, 2012 9:59 pm

Er spürte ihre Finger warm durch den Brokatstoff. Ein feines Prickeln lief über seine Haut, als sie vorsichtig, ja zärtlich den Sonnenanhänger umrundete. Ihr Duft lag in der Luft, etwas ganz feines, leicht blumiges, so nahe war sie ihm. Er fühlte Hitze auf seiner Brust. Dass sie ausgerechnet die Sonne umkreiste. Ob sie wußte was sie bedeutete? Dass er die Sonne war?

Er sah ihr in die Augen, die tief und reich waren. Dort war kein Haß, auch keine Furcht mehr. Eher etwas anderes. Sehnsucht?

Anjun versenkte sich in ihren Blick. Wollte seine Magie in sie gleiten lassen, fühlen was sie fühlte, denken was sie dachte. Doch sie schloß die Augen und unterbrach den Zauber, ehe er ihn gewirkt hatte. Doch ihre Worte waren ihm genug. Vielleicht sollte der Herr des Bannes vorsichtiger sein, aber er fühlte tiefes Vertrauen zu ihr. Ihre Furcht war geschwunden und dieser Gedanke füllte ihn mit Glück.

„Das kann man nicht.“, flüsterte er mit belegter Stimme und suchte ihre Augen. //Wie sie da sitzt.//, dachte er. //Auch sie versucht Gefühle zu verbergen.//

„Wer sind Sie?“
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Beitrag  Clarissa Kleve Do Mai 24, 2012 12:36 pm

Bildete sie es sich ein, dass auch von ihm Spannung ausging, dass auch er die Nähe genoss? Seine Stimme, sein Tonfall schienen es zu sagen. War es nur Wunschdenken? Hoffen? Oder war dort tatsächlich etwas? Sie wagte es nicht, ihm erneut in die Augen zu sehen. Hatte sie Angst, dort nichts zu erkennen? Oder fürchtete sie im Gegenteil, dass sich dort etwas zeigte? Sie wünschte es sich, aber vielleicht zu sehr.

Seine Frage riss sie aus ihren Gedanken und brachte sie dazu, ihr vorheriges Vorhaben zu vergessen und ihn anszusehen. Es war keine Frage, die sie erwartet hatte. Sie antwortete nicht sofort. Auch wenn er wahrscheinlich nur ihren Namen wissen wollte, stellte sie das bereits vor ein Problem. Geißblatt war zwar nicht gelogen, aber auch nicht wer sie war. Kleve schien auch nicht mehr zu passen, ganz abgesehen davon, dass ihre Mutter ihr verboten hatte, diesen Namen zu nennen, weil sie als Halbblut eigentlich nur auf der Feier sein durfte, solange sie ihr Erbe nicht preisgab.
"Eine schwierige Frage. Ich denke, ich bin ich." Sie lächelte leicht. "Und mein Name ist Clarissa."

Es war ein Fehler gewesen, ihn anzusehen. Seine blauen Augen schienen sie förmlich anzuziehen und es war ihr unmöglich, den Blick wieder abzuwenden. Sie spürte erneut den Wunsch, ihn zu berühren, ihm nahe zu sein. Und sie schaffte es nicht, ein leichtes Beben aus ihrer Stimme zu verbannen: "Oder wollten Sie etwas Anderes wissen?"
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Beitrag  Anjun Baccaracus Do Mai 24, 2012 9:30 pm

„Clarissa.“, wiederholte er leise und suchte ihren Blick. Ihr Name klang wie eine Melodie für ihn und erinnerte ihn an etwas das weit in seiner Vergangenheit lag, aber er wusste nicht mehr was. Ihre Züge kamen ihm vertraut vor, so als müsse er sie kennen, aber er hatte es vergessen oder nie richtig gewußt.

Sie wollte ihm nicht ihren Nachnamen sagen. Das machte das faszinierende Rätsel, das sie für ihn war, noch größer. Sie war kein Reinblut. Da war er sich sicher. Er hätte sie gekannt. Außerdem sagte eine reinblütige Hexe ihren Namen stets laut und mit Stolz. Es sei denn sie stammte aus einer geächteten Familie. Viel wahrscheinlicher erschien es ihm jedoch, dass sie ein Halbblut oder eine Muggelgeborene war.

"Nein, ich muss nicht mehr wissen, Clarissa.“ Er lächelte wissend, als er ihre Hand ergriff. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut und eine seidenweiche Strähne seines Haares, als er sich über sie beugte und einen Handkuß andeutete. Seine eisblauen Augen hatten fast wieder das freche Funkeln, das sie schon in seiner Jugend gehabt hatten. „Nur, ob Sie mit mir tanzen wollen."
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Beitrag  Clarissa Kleve Fr Mai 25, 2012 11:38 pm

Flüchtig fragte Clarissa sich, was mit ihr los war. Es sollte keine Gänsehaut über den Rücken jagen, wenn ein vollkommen Fremder ihren Namen aussprach. Ihr Herz sollte nicht schneller schlagen, nur weil jemand ihre Hand fasste. Und sie sollte sich definitiv nicht wünschen, dass er sie nicht mehr losließ.
Und bisher war ihr das auch noch nie passiert. Es sah ihr nicht einmal ähnlich. Lag es einfach nur an ihm? Es musste so sein, denn sie bezweifelte, dass die Organisatoren Liebeszauber über die Veranstaltung gelegt hatten. Würde sie es am nächsten Tag bereuen? Wahrscheinlich. Aber es war ihr egal.

"Sehr gerne." Sie erwiderte sein Lächeln, und konnte eine Spur Erleichterung oder Freude darüber, dass er nicht weiter nachfragte, nicht aus ihrer Stimme verbannen. Sie ließ sich von ihm hochziehen, wobei ihre Körper sich – ob ungewollt oder nicht – ziemlich nahe kamen. Sie atmete tief durch und trat einen halben Schritt zurück. „Hier?“ Was ihr eindeutig lieber war, als wenn sie jetzt zurück in die Mengen gehen würden, in der sie sich vor Blicken und Kommentaren nicht retten können würden.
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Beitrag  Anjun Baccaracus So Mai 27, 2012 10:15 pm

Anjun neigte höflich den Kopf. „Wenn Sie möchten, dann hier.“ Er sah die Unsicherheit in ihrem Blick. Sie war also tatsächlich vor der Menge geflohen und ganz bestimmt keine Reinblüterin. Was für ein faszinierendes Rätsel war sie.

Zart ergriff er ihre Hand und zog sie mit der anderen zu sich heran. Er konnte ihre Wärme spüren und ihre Körper berührten sich, als er die ersten Tanzschritte machte. Viel Platz hatten sie am Steilhang nicht, aber vollkommen ausreichend, wenn man eng tanzte.

Der Mond war hell genug, um jede Einzelheit ihres Gesichtes zu bewundern. Er bemerkte beim tanzen den feinen schwarzen Ring am äußeren Rand ihrer brauen Pupille und den sanften Schwung ihres Mundes. Sie erinnerte ihn an jemanden, doch er kam nicht darauf an wen.

„Sie tanzen gut, Clarissa.“, lobte er. Sicher führte er sie durch eine komplizierte Drehung. „Wenn ich nur wüßte woher ich Sie kenne. Ich bin mir sicher, dass wir uns kennen.“
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