Hauptgebäude: Eingangshalle

Mit schwarzen Marmorfliesen ausgekleidet präsentiert sich die Eingangshalle mit der zweiflügligen Treppe hinauf in den ersten und den zweiten Stock. Im Erdgeschoss findet sich nur der Speisesaal sowie einige Räume, welche der Verwaltung dienen, sowie Toiletten für Hexen und Zauberer. An der Wand hängt ein Diplom des Zaubereiministeriums, mehrere Urkunden von der Schülermeisterschaft im Quidditch sowie ein Portrait von Horatio Hollerbeck, dem Gründer der Schule, der allerdings nie in seinem Bild anzutreffen ist. Niemand weißt genau, warum dies der Fall ist...

pp: Speisesaal

Dominic war an einigen seiner Mitschüler vorbeigehastet und wäre fast mit dem ein oder anderen kollidiert, als er mit jedem Schritt schneller wurde, um der unheimlichen und lauten Menschenmasse im Speisesaal zu entgangen. Erst, als er den Speisesaal hinter sich gelassen hatte und die Eingangshalle betrat, wurde er langsamer. Etwa in der Mitte der Halle blieb er dann schließlich stehen und atmete tief durch.
Er hatte zwei oder drei Mal durchgeatmet. Sein Kopf fühlte sich warm an, er musste rot geworden sein, der Nachteil eines solch blassen Teints wie er ihn hatte. Dominic blickte sich um und betrachtete einen Augenblick lang das Portrait von Horatio Hollerbeck. Interesse für das Schwarze Brett wollte er nicht einmal heucheln, das fiel ihm immer schwer.

„Man fragt sich immer wo Hollerbeck wohl ist.“

Anjun trat neben Dominic vor das große und vollkommen leere Gemälde von Horatio Hollerbeck. Dort wo eigentlich der Gründer der ehrwürdigen Rungholter Akademie der magischen Künste vor seinem gewaltigen Schreibtisch stehen sollte, war nur ein leeres Arbeitszimmer zu sehen.

„Es ist wohl eins der wenigen Rätsel, die es hier auf Rungholt zu lösen gibt. Oder ich habe die anderen noch nicht entdeckt.“

Der schlanke Junge drehte sich ein wenig zur Seite, um den älteren Mitschüler ansehen zu können und ließ dann mit nachlässiger Geste ein großes, schweres Buch in seine Hand schweben. Es war in dunkelgrünes Leder gebunden und hochwertig geprägt. Der feine Duft von Pergament und Lammleder, der davon ausging, verriet, dass es nicht so alt sein konnte wie es aussah.

„Ich habe mein Wort gehalten.“ Der junge Baccaracus reichte dem anderen das Werk, das Dominic unbedingt hatte lesen wollen, aber das in den normalen Bibliotheken nur sehr selten zu haben war.

Dominic zuckte zusammen und fuhr herum, als er eine Stimme knapp hinter sich vernahm und sich dann jemand neben ihn schob. Er hatte die Hand schon halb am Ärmel, um den Zauberstab zu zücken, doch dann erkannte er die rote Mähne, die zu Anjun Baccaracus gehörte. 'Ganz ruhig, Hohensayn, du brauchst dringend Urlaub. Deine Paranoia geht echt auf keine Kuhhaut mehr. Wird Zeit, dass du Urlaub machst. Italien klingt verlockend, ich für meinen Teil könnte Sonne gebrauchen, auch wenn dir das wahrscheinlich überhaupt nicht passt. Italia, Italia.'
Dominic ließ die Hand wieder sinken und blickte das Buch neugierig an. Er nahm es entgegen und strich über den Ledereinband. Er schlug den Einband auf und fuhr mit dem Finger das Titelbild entlang. Dabei erlaubte er sich ein seltenes Lächeln. "Danke." Er ließ die Pergamentseiten langsam durch seine Finger blättern und steckte das Buch dann vorsichtig in seine Schultasche und blickte wieder gewohnt ernst, hinüber zum Portrait. "Ich glaube, er trägt einfach einen Tarnumhang. Wenn er einfach in einem anderen Portrait wäre, würde es kein großes Rätsel sein."

„Ein Tarnumhang.... Eine interessante Theorie.“ Ein leichtes Lächeln spielte auf Anjuns stolzen Zügen. „Vielleicht ist das Bild das Rätsel, das man lösen muß, um diese Schule erfolgreich abzuschließen. Hast Du es mal mit einem Analysezauber versucht?“

Er trat ein wenig zur Seite, da dem braunhaarigen Lockenkopf die Nähe anderer verhaßt schien. Er begriff ihn nicht, aber das mußte er auch nicht. Dominic war eben Dominic.

Immerhin schien ihn das Buch zu erfreuen, denn selten sah man ihn lächeln und die fast zärtliche Art mit der er über den Einband fuhr zeigte mehr als nur Respekt vor dem Buch.

"Was macht es Sinn, wenn man sich malen lässt und dann einen Tarnumhang trägt?", fragte Coco und schaute das Bild aus halbgeschlossenen Augen an. Sie hatte Anjun und Dominic vor dem großen Portrait entdeckt und sich einfach zu ihnen gesellt. Wenn sie nicht so müde wäre und ein wenig mehr auf ihre Umwelt geachtet hätte, dann hätte sie sich vielleicht gewundert, dass Dominic sprach. Tatsächlich hatte sie mit ihm noch nie etwas zutun gehabt. Habe ich überhaupt schon mit ihm gesprochen?, fragte der Rotschopf sich. Ebenso überraschte sie der Gedanke, dass Anjun scheinbar gut mit dem Jungen klar kam, immerhin erinnerte sie sich noch an den Walpurgisabend, wo er ihn so gereizt hatte.

Dominic schüttelte den Kopf kurz auf Anjuns Frage. "Ich bezweifle, dass es so einfach geht, also habe ich es noch nicht probiert." erwiderte er kurz angebunden und blickte kurz zu der Stimme, die sich zu ihnen gesellt hatte. Dominic empfand die Frage reichlich ignorant, aber es wunderte ihn nicht weiter, als er sah, dass sie von Diana-Noise-Coco-Sally-Marie-Wie-auch-immer kam. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie nicht weiter an.
"Wahrscheinlich musste er sich als Schulleiter malen lassen und hat keine Lust, sich ständig anstarren zu lassen, wenn Schüler an ihm vorbeikommen." erwiderte er ein wenig frostig. Er fand das gut nachvollziehbar. Er würde sich auch vorkommen wie im Zoo.

„Eine interessante Frage, was Portraits wohl empfinden, wenn sie dort in ihren Bilder quasi auf ewig leben.“, philosophierte der Nachtkrabs. „In unserer Burg gibt es hunderte Portraits und alle besuchen sich untereinander. Bisweilen ist es ein heilloses Chaos, das jeden Muggel-Kunsthistoriker zur Verzweifelung treiben würde. Die mittelalterlichen Schnitte gehen zu den opulenten Barockdamen und die eleganten Stutzer der Renaissance flirten mit den zierlichen Damen der Jahrhundertwende. Außerdem meinen meine Ahnen zu jedem Anlaß ihre Meinung geben zu müssen. Das kann bisweilen recht anstrengend sein.“

Er schulterte seine Schultasche und sah Coco an. „Dann wollen wir den Stier bei den Hörnern packen. Lassen wir uns von den Prüfungen nicht klein kriegen!“

Dominic hörte Anjun nur auf einem Ohr zu. Den Portraits bei sich daheim schenkte er weit weniger Beachtung als es der junge Baccaracus tat. Allerdings waren die Portraits im Hause Hohensayn, so sie denn überhaupt magisch waren, eher von der zurückhaltenden Sorte. In seinem Zimmer existierte erst gar keins, er hatte das letzte magische Portrait in den Sommerferien vor fast einem Jahr aus seinem Zimmer verbannt.
"Geschwätzige und neugierige Portraits nerven." war dann auch alles, was er mehr aus Pflichtschuldigkeit zu dem Gespräch beitrug.

"Mein Vater hatte mir eine Geschichte erzählt, über ein Portrait in Russland.", meinte Coco und betrachtete immer noch das Bild, in dem der Zauberer fehlte. "Der erste Schuldirektor des Rasputin-Internats wollte auch nicht nach seinem Tod ständig angeglotzt werden. Als das Bild 'gemalt' wurde hat er sich anders als sonst benommen. Es stellte sich auch schon bald heraus, warum. Nach seinem Tod wurde das Bild aufgehangen, aber es war plötzlich eine ganz andere Person zu sehen: Ein einfacher Bauer aus der Gegend, noch nicht einmal magisch begabt oder besonders schlau. Der Direktor hatte ihn verzaubert, sodass er aussah, wie er selber. Natürlich nur mit der Einverständnis des besagten Bauers. Nachdem der Schulleiter gestorben war, verlor der Zauber irgendwie seine Wirkung und das wahre Gesicht des Bildes kam zum vorschein. Abhängen konnten sie es nicht mehr, der Bauer war schon längst in eines der anderen Bilder geflüchtet." Coco betrachtete das Bild nachdenklich. "Ich weiß nicht, ob die Geschichte wahr ist. Mein Vater hat sie uns früher immer erzählt."

„Nicht nur Portraits...“, meinte Anjun auf mit einem wissenden Lächeln, das seine Unterlippe kräuselte auf Domincs Aussage über geschwätzige Portraits. Er warf einen schnellen Blick in dessen blasses, unauffälliges Gesicht, um seinen Ausdruck zu lesen. Ihm lag nichts an einer aufgezwungenen Unterhaltung mit Hohensayn.

Gleichwohl interessierte ihn das Rätsel hinter Hollerbecks Bild und er hörte aufmerksam Cocos Geschichte zu. Da ihr Vater Auror gewesen war, hatte er sicherlich einige sehr merkwürdige Artefakte gesehen. Kuriose wie das Bild des russischen Zauberers, aber vor allem gefährliche. Sicher wäre es für ihn nicht so schwer das Geheimnis zu lüften. Aber für Schüler wie Coco, Dominic und ihn selber war es eine spannende Herausforderung.

„Das Bild ist definitiv eine magische Analyse wert. Aber nicht mehr vor den Klassenarbeiten. Ich will nicht zu spät kommen.“ Er warf Coco einen auffordernden Blick zu, seine Körperhaltung blieb jedoch weiterhin zu Dominic geöffnet und stellte es ihm daher frei sich ihnen anzuschließen oder nicht. Ganz wie er wollte.

Dominics Augen blitzten bei Anjuns Bemerkung über nicht nur geschwätzige Portraits kurz auf, ansonsten zeigte er keinerlei Regung. Dann hörte er Cocos Erzählung zu, auch wenn er sich nicht den Anschein gab, dies zu tun. Als sie geendet hatte, bereute er es insgeheim, ihr überhaupt zugehört zu haben, denn was sie erzählte, war weder sonderlich interessant, höchstens ein wenig kurios und eher was für die Klatschspalte der Hexenwoche, noch sonderlich informativ, wenn man sich das Rätsel um das Portrait vor ihnen einmal genau vor Augen führte.
"Ist es schon so weit?" Dominic warf überrascht einen Blick auf die Armbanduhr. Die ersten Schüler kamen bereits aus dem Speisesaal heraus und drehte sich zur Treppe, als Zeichen, dass er mitgehen würde.

"Ich glaube, es ist schon recht spät.", murmelte Coco. Sie wusste nicht, ob Anjun noch irgendetwas mit Dominic zu besprechen hatte, vielleicht etwas, das sie gar nicht anging? Wie auch immer. "Ich mach mich dann auch mal auf den Weg. Vielleicht ist es ganz gut das Ganze so schnell, wie möglich hinter sich zu bringen.", sie grinste ein wenig gequält und kontrollierte kurz noch, ob sie wirklich ihren Zauberstab eingepackt hatte. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn vergaß. Mit einem letzten Blick auf das leere Portrait, ging sie los, mehr oder weniger beréit, die Prüfungen zu bewältigen.

tbc:
- Klassenzimmer: Astronomie (08:00-13:00 Uhr: Unterricht) (Parallelplay) (+ Anjun und Dominic)
- Klassenzimmer: Zauberkunst (08:00-13:00 Uhr: Unterricht) (Parallelplay) (+ Anjun und Dominic)
- Klassenzimmer: Zauberkunst (08:00-13:00 Uhr: Unterricht) (Parallelplay) (Anjun und Dominic)