Hauptgebäude: Eingangshalle

Mit schwarzen Marmorfliesen ausgekleidet präsentiert sich die Eingangshalle mit der zweiflügligen Treppe hinauf in den ersten und den zweiten Stock. Im Erdgeschoss findet sich nur der Speisesaal sowie einige Räume, welche der Verwaltung dienen, sowie Toiletten für Hexen und Zauberer. An der Wand hängt ein Diplom des Zaubereiministeriums, mehrere Urkunden von der Schülermeisterschaft im Quidditch sowie ein Portrait von Horatio Hollerbeck, dem Gründer der Schule, der allerdings nie in seinem Bild anzutreffen ist. Niemand weißt genau, warum dies der Fall ist....

Anjun Baccaracus wirbelte noch einmal mit dem Zauberstab um sich, damit er ja so sauber und ordentlich war wie die Magister es so sehr zu schätzen wusste und sah sich in der Eingangshalle um. Zu dieser Zeit, so wußte er, mußte die Lehrerin aus dem Speisesaal zurück zu ihrer Wohnung gehen.

Die Wohnungen der Lehrer waren ein großes Geheimnis, denn nur in den allergrößten Ausnahmefällen durften Schüler dort hin. Gerade um Magister Dinkelsacks Wohnung rankten die wildesten Gerüchte. Wahrscheinlich weil sie Dunkle Künste lehrte. Es hieß sie würde Schlangen züchten. Die meisten Schüler fürchteten Schlangen und brachten sie mit dunklen Magiern in Verbindung. Anjun hatte nichts gegen Schlangen. Manche, wie die hübschen Kornnattern, mochte er sogar sehr gerne.

pp: NPC-Welten

Magister Dinkelsack hatte ihr Abendessen beendet und entschied, den Abend mit einem Blick in die neue Ausgabe des Magischen Kompendiums ausklingen zu lassen, dessen vierter und neuster Band heute mit der Eule gekommen war. Da es sich dabei um eher leichte Lektüre handelte, würde sie nebenbei ein wenig Grammophon hören können und die Ruhe des Abends genießen, wenn die Schüler in ihren Langhäusern waren. Mit zügigen Schritten kam die Magister aus dem Speisesaal und durchquerte die Eingangshalle, um zur Treppe hinauf zu den Privaträumen der Lehrer zu gehen.

Aufmerksam beobachtete er das Gesicht der Lehrerin, die gerade in die Halle trat, um schon daraus auf ihre Laune zu schliessen und dann im richtigen Augenblick und mit dem richtigen Tonfall zu grüßen:

"Guten Abend Magister Dinkelsack. Ich möchte Sie nicht aufhalten, aber vielleicht kann ich Sie einen kleinen Augenblick sprechen?"

Im Umgang mit Jasinai Rottmeister hatte er gelernt, dass solche Details wichtig sein konnten und er schätzte Magister Dinkelsack ähnlich ein. Die Lehrerin war streng und forderte viel, ganz wie seine alte Privatlehrerin. Er respektierte sie deswegen. Außerdem waren Zielstrebigkeit, Entschlossenheit und Einfallsreichtum Tugenden, die auch er sehr zu schätzen wusste.

Zum Glück war Anjun in Dunklen Künsten und in jeder Art von paraktische Magie ganz gut. Er konnte nur hoffen, dass sich der Lehrer in Muggelkunde nicht bei ihr über seine mieserablen Leistungen in seinem Fach beschwert hatte. Das mochte sich nachteilig auf sein Vorhaben auswirken. Drusilla Dinkelsack leitete den Duellierclub, dem Anjun gerne beitreten wollte. Dazu mußte er mit der Lehrerin sprechen.

Magister Dinkelsack verlangsamte ihre Schritte, als sie sah, dass der Junge sie gleich ansprechen würde. Sie fragte sich, was so wichtig sein konnte, dass er es abends mit ihr klären wollte und nicht bis morgen früh damit warten konnte. "Ja, Herr Baccaracus", sagte sie. "Worum geht es?" Sie betrachtete den Schüler prüfend. Drusilla Dinkelsack maß der Abstammung ihrer Schüler nicht viel Gewicht bei, wenngleich sie so ihre eigenen Ansichten zum Thema Reinblütigkeit hatte. Vielmehr hielt sie große Stücke auf das individuelle Können und die Fähigkeiten ihrer Schüler - auch wenn kaum einer ihren hohen Ansprüchen genügte. Anjun Baccaracus hatte sich bisher als recht guter Schüler erwiesen, welcher wenigstens eine halbwegs passable Auffassungsgabe hatte auf Magister Dinkelsacks hoch angesetzter Skala.

Anjun hielt dem strengen, prüfenden Blick der Lehrerin stand. Er kannte diesen Ausdruck und hatte gelernt weder Furcht noch Aufmüpfigkeit zu zeigen. In der Tat fiel es ihm leichter sich auf anspruchsvolle Lehrkräfte einzustellen, als auf allzu leutselige.

"Ich würde sehr gerne am Duellierclub teilnehmen, Magister. Verzeihen Sie, dass ich mich erst gegen Ende des Semesterns melde, aber Professor Klotterbeck hielt es bislang für besser so.", sagte er fest und hoffte, dass sie ja sagen würde.

Magister Dinkelsack maß Anjun mit gerunzelter Stirn. "Es ist tatsächlich recht ungewöhnlich, einen solchen Wunsch in der letzten Schulwoche zu äußern. Aber ich sehe keinen Grund, warum Sie nicht im nächsten Schuljahr an meiner AG teilnehmen sollten. Immerhin können alle Schüler jedes Jahr aufs Neue entscheiden, welche zusätzlichen Kurse sie belegen wollen. Tragen Sie sich also einfach in die Liste für das nächste Schuljahr ein. Ich sehe darin kein Problem. Allerdings würde ich vorher gerne wissen, warum Professor Klotterbeck der Meinung ist, Sie sollten so lange damit warten - so verstehe ich jedenfalls Ihre Worte." Die Sacher erschien der Lehrerin höchst merkwürdig.

"Ja, Professor Klotterbeck wollte, dass ich bis jetzt warte." Anjun senkte den Blick nicht, sondern hielt der Lehrerin weiter Stand. Aber er konnte nicht verhindern, dass ein schwacher roter Hauch sich über seine blassen aristokratischen Züge legte. Er war bislang davon ausgegangen, dass Magister Dinkelsack Bescheid wußte. Wollte sie ihn nur testen?

„Nun, ich wurde bislang immer alleine unterrichtet und war das einzige Kind unter Erwachsenen, für die zaubern so selbstverständlich wie atmen ist. Dadurch habe vieles gelernt. Auch recht seltene Sprüche. Auf einem Internat oder unter vielen anderen Kindern war ich bislang nie.“

Er sprach so fest und höflich wie möglich, konnte aber die Verlegenheit nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. „Professor Klotterbeck meinte ich solle mich erst an die Schule gewöhnen. Ich denke sie wollte sicherstellen, dass lerne mit den anderen Kindern zu leben, ehe ich mich mit ihnen duelliere. Ich schätze sie mißtraut mir ein wenig.“

Nun war es heraus. Anjun atmete ein und sah Dinkelsack in die hellbraunen Augen. Hoffentlich verfärbten sie sich nicht gelb!

"Das glaube ich weniger." Magister Dinkelsack schüttelte den Kopf, ohne die Miene zu verziehen. Ihr Blick verriet nicht im geringsten, was sie bei Anjuns Worten dachte. "Wir misstrauen unseren Schülern nicht, so lange sie uns dazu keinen Anlass geben. Und Sie haben uns bisher soweit ich weiß keinen gegeben." Sie war sich nicht schlüssig, was der Junge mit seinen Worten erreichen wollte - ob er überhaupt etwas erreichen wollte, außer der AG beizutreten.

"Welche seltenen Sprüche sie beherrschen, wird sich dann im nächsten Schuljahr zeigen. Aber bekanntlich gibt es in meiner AG keine Grenzen, sofern keiner meiner Schüler es darauf anlegt, einen anderen ernsthaft zu verletzen. In diesem Fall wären Sie aber wohl ohnehin die längste Zeit auf dieser Schule gewesen." Sie kniff ihre Augen zusammen und sah Anjun fest an. "Wenn es das war, Herr Baccaracus?"

Der junge Baccaracus wich dem scharfen Blick der Lehrerin nicht aus.

„Nein, nichts weiter, Magister.“, sagte er und gab sich Mühe seine Erleichterung zu verbergen. Auch wenn er davon ausging, dass Magister Dinkelsack ihn ohnehin durchschaute, hatte zumindest Jasinai Rottmeister Selbstbeherrschung immer begrüßt.

OCC: Falls nicht noch was wichtiges ansteht, beende ich hier den Tag.