Dunkle Künste (Nov/Ein Schultag im Winter)

Anselm blickte reichlich entgeistert auf die Flasche, aus der er selber entstieg. Er konnte dabei zusehen, wie er erst schemenhaft zu erkennen war und immer fester und realer wurde. Anselm hatte das Gefühl, sein Spiegelbild würde ihn erdrücken, ihn zerquetschen. Unwillkürlich machte er einen Schritt zurück und versuchte sich zu beruhigen. "Ich kenne mich selbst." murmelte er leise. "Ich bin nicht wehrlos."

Margo verschloss die Flasche wieder und der Schein-Irrwicht verschwand. Obwohl sie verstehen konnte, dass Eustach seiner schlimmsten Angst nicht entgegentreten wollte, fand sie es so auch nicht richtig. Irgendwann würde auch er sich seiner Angst stellen müssen.

"Kannst die Augen wieder aufmachen.", sagte sie, als der Schein-Irrwicht aus Margos Flasche gänzlich weg war. Insgeheim war Margo recht stolz, wie gut es geklappt hatte. Furchteinflößend auf dem Stand einer Neuntklässlerin, dachte Margo und lächelte in sich hinein.

Dann fiel ihr auf, dass sie ja jetzt auch dran war. Sie stellte sich in Bereitschaftshaltung. Eigentlich hatte Margo keine wirkliche Ahnung, was ihre größte Angst war. Klar, sie hatte einige grusligen Erinnerungen, aber die waren alle aus und vorbei.

"Los, ich bin bereit..."

Amabella schaute sich einige Zeit den Scheinirrwicht von Anselm an, ohne wirklich zu wissen, wovor er nun genau Angst hatte, dann nahm sie den Deckel zu hand und machte die Flasche wieder zu.

Jetzt musste sie noch ihren Scheinirrwicht über sich ergehen lassen und dann war sie endlich erlöst von diesem Kappes.

Amabella aber wusste genau, was ihre größte Angst war. Allerdings gab es da mehr als eine Sache, vielleicht würde sich ja ein Hybrid formen, was wissenschaftlich gesehen bestimmt wieder interessant war.

Anselm schüttelte nachdenklich den Kopf und blickte zu Amabella.
"Gruselig, oder? Ich weiß ja nicht, wie manche Leute es ertragen, sich allzu genau im Spiegel anzugucken, ohne all die Niedertracht, den Hass, die Verachtung und die Boshaftigkeit zu sehen, die sich hinter dem Spiegelbild verbirgt... Naja, egal. Bereit?" Er hob seinen Zauberstab, um auf ein Zeichen von Amabella die Flasche zu öffnen und 'Withu' zu sagen.

Eustach öffnete die Augen erst wieder, als Margo ihm sagte, dass er wieder schauen könne. Ein anderer Junge wäre nun vielleicht rot angelaufen und hätte sich geschähmt, dass ein Mädchen bemerkt hatte, dass er sich davor drückte, sich einem Schein-Irrwicht zu stellen, aber Eustach war das herzlich egal. Er hatte ihn nicht sehen müssen und das war die Hauptsache.

Nun war er aber folglich an der Reihe und ohne lange um den heißen Brei herum zu reden öffnete auch er seine Flasche und sprach das "Wihtu" aus, welches den Schein-Irrwicht erzeugte. Eustach war recht gut in der praktischen Anwendung von Zaubersprüchen, aber das alleine hätte sicher nicht genügt, um einen Schein-Irrwicht zu erzeugen, wie Margo ihn gleich zu sehen bekam. Anders als viele Kinder in seinem Alter hatte Eustach sehr reale Änste, die er in die Flasche gegeben hatte und sehr viele unglückliche Erinnerungen, die sich zu einem verhängnisvollen Gemisch zusammengefügt hatten.

Margo war gerade noch über ihre Darbietung stolz gewesen. Das verging schnell, als sie den Schein-Irrwicht aus Eustachs Flasche sah.

Vor Margo baute sich ein großer kräftiger Mann auf. Sein Gesicht war vernarbt, der Ausdruck grob und die Augen funkelten böse. Er hatte Ketten in den Händen. Er raschelte damit und ging mit ihnen langsam auf Margo zu, als wollte er sie gefangen nehmen. Dabei lachte er spöttisch.

Margo wusste nicht wieso ihre größte Angst ein Gefängniswärter war. Vielleicht war es, weil sie Angst hatte ihrer Freiheit beraubt zu werden oder vielleicht lag es auch irgendwie in den Genen (viele Flaqsteins hatten schon im Gefängnis gesessen und einige waren dort wahnsinnig geworden oder einfach kripiert). Die Panik packte nach Margo. Sie wich immer weiter zurück und suchte hastig nach irgendwelchen Auswegen - doch sie fand keine. Zum Schluss stolperte sie sogar und fiel auf den Boden. Der Gefängniswärter bäumte sich über ihr auf.

Als Eulalia Lara so anraunzte, zog sie den Kopf ein und sagte gar nichts mehr. Sie hatte ja nur nett sein wollen.
Dann setzte sie sich auf ihren Platz und begann ihren Aufsatz zu schreiben.

[OOC: Sollen wir auch echt was schreiben?]

[OOC: @Lara: Ne, Du bist hier eigentlich fertig. Natürlich kannst Du noch so was posten, aber ich denke, wir machen ganz offiziell Schluss, wenn die letzten hier durch sind, =^^=]

Eustach staunte über die bedrohlich wirkende Gestalt des Mannes, welcher sein Schein-Irrwicht war. Dieser Typ sah wirklich zum fürchten aus, selbst wenn er nicht Meinhold Salamander war (und ihm zum Glück auch nicht ähnlich sah). Allerdings ging er auf Margo genauso drohend zu, wie Eustach es von seinem Vater kannte - und das ließ ihn kurz erstarren. Margo ging nach hinten zu Boden und... "Nein", entfuhr es Eustach und er stopfte den Verschluss wieder in die Flasche. Der Schein-Irrwicht verschwand sofort.

Wie gebannt schaute Amabella auf die Flasche und langsam materialisierte sich ein Hybrid aus Schlange und Spinne vor ihr. Aber dieser Hybrid sah nicht aus, als wäre er lebensfähig, deshalb hielt sich Amabellas Angst irgendwie in Grenzen. Ihr wissenschaftlicher Sinn übermannte ihre Angst, und sie merkte sich jedes Detail dieses Tieres. Aber sie wäre trotzdem froh, wenn Anselm den Scheinirrwicht verschwinden lassen würde.

Margo war es ziemlich peinlich, dass sie vor einem Schein-Irrwicht solche Angst gehabt hatte. Schließlich konnte er ihr nichts tun und war noch nicht mal ein echtes Lebewesen. Jetzt, da die Gefahr sich einfach so verpufft hatte, lief sie knallrot an. Sie stand auf und ohne etwas zu sagen, machte sie sich zu ihrem Platz auf. Dabei sah sie die ganze Zeit auf den Boden. Margo hatte das Gefühl, alle würden sie ob ihrer peinlichen Darbietung anstarren.

Ohne größere Umschweife begann sie einen ausführlichen Bericht zu schreiben, der weit mehr als nur eine Seite umfassen würde.

Erleichtert, dass er es überstanden hatte, huschte auch Eustach zu seinem Platz zurück. Er öffnete seufztend sein Schreibmäppchen und begann damit, wenigstens schon einmal die Aufgabenstellung aufzuschreiben. Seine Schreibkünste hatten allerdings immer noch nicht viel Fortschritt gemacht, da auch Amabella als seine Nachhilfelehrerin nicht zaubern konnte (d.h. natürlich konnte sie zaubern, allerdings gab es wohl keinen Lernzauber, der hier weiterhelfen konnte), brauchte er wohl vor allem Übung, um zu den anderen aufzuschließen. Etwas neidisch schielte er zu Margo und sah dann lieber nach vorne, wo die restlichen Schein-Irrwichte vorgeführt wurden.

[OOC: Ich bin dann mit meinem Chara durch. Aber den Plot mache ich erst zu, wenn hier ne Weile keiner mehr gepostet hat...]