Dunkle Künste (Nov/Ein Schultag im Winter)

Gisela sah staunend zu und gruselte sich ein wenig bei dem, was sie sah. Sie wusste wieder einmal, wieso sie Magister Dinkelsack nicht mochte, denn es war gemein, diesen Scheinirrwicht einfach an einer Schülerin zu demonstrieren und sie wusste auch wieder, wieso sie dieses Fach nicht mochte, denn sie konnte sich nicht vorstellen, wofür es wichtig sein könnte, einen Scheinirrwicht zu erschaffen. Sie würde so ein Ding sicherlich nie erschaffen. Gisela konzentrierte sich eine Weile und zog dann ein paar schlimme Erinnerungen hervor. Sie hatte nicht wirklich viele, denn sie war ein glückliches Kind gewesen. Als sie fertig war, trug sie ihre Flasche nach vorn.

Anselm bekam große Augen, als er sah, was er zu tun hatte. Dann deutete er auf die Kleinen und murmelte Amabella ein "Ich frage mich, wie viele von denen Erinnerungen an die olle Dinkelsack in ihren Fläschchen haben." Er grinste und zog sich einen silbernen Faden aus dem Kopf. Er hatte eigentlich gerade viel zu gute Laune für schlechte Erinnerungen, dementsprechend leer war sein Fläschchen.
"Ob ich welche erfinden sollte?" Er betrachtete den Inhalt.

Eulalia DeLorenzo war die erste Schülerin, die fertig war. Magister Dinkelsack betrachtete die Flasche mit einem prüfenden Blick, doch alles schien mit dem Inhalt in Ordnung zu sein. Sie nickte und sah über Eulalias Schulter, wie die kleine von Sonnbroch ebenfalls herüber kam. "Lassen Sie Ihren Schein-Irrwicht gegen Fräulein von Sonnbroch los und Fräulein von Sonnbroch, Sie setzen ihren danach gegen Fräulein DeLorenzo ein", entschied sie. "Nicht mehr als ein paar Sekunden, bitte", fügte sie hinzu. [OOC: Dann macht mal. Alle anderen Schüler dürfen sich dann selbst Partner suchen, =^.^=]

Eustach sah mit großen Augen zu, wie Magister Dinkelsack den Zauber vorführte. Die tote Frau wirkte bedrückend unheimlich auf ihn und erinnerte ihn an seine Mutter, oder jedenfalls daran, dass sie auch tot war und dass es alleine seine Schuld war. Daran hatte sein Vater nie einen Zweifel gelassen.

Eustach schloss den Mund, den er halb staunend, halb entsetzt geöffnet hatte und wandte sich dann der Flasche auf dem Tisch vor ihm zu. Er war von dem Arbeitsauftrag wenig begeistert. Fast wäre es ihm lieber gewesen, er hätte etwas vorlesen müssen oder sie würden eine Klausur schreiben. Die meisten Erinnerungen in seinem Leben, die mit Furcht und Schrecken verbunden waren, waren die an seinen Vater und daran wollte Eustach nicht denken.

Langsam führte er den Zauberstab zum Kopf und versuchte es erst mit einer eher harmlosen Erinnerung: der Wutanfall seines Vaters, als er sich beim Schreibenlernen 'dumm angestellt' hatte. Die Erinnerung floss in die Flasche und Eustach wurde ein wenig mutiger. Irgendwie fühlte es sich gar nicht mal schlecht an, diese Erinnerungen in die Flasche zu bannen. Als er fertig war, waren in der Flasche Erinnerungen für einen starken Schein-Irrwicht, stärker als Eustach es sich vorstellen konnte.

Er nahm seine Flasche und ging bedächtig nach vorne, wo Eulalia und Lara gerade an der Reihe waren. Geduldig wartete er, bis die beiden soweit waren und er dran kam. [OOC: Der nächste, der fertig ist, bekommt Eustach ab, =^.^=. Mutige vor, *grins*.]

Erschrocken schaute Eulalia von der Magister zur kleinen Fünftklässlerin, ehe sie sich etwas entspannte und die Flashe öffnete, wenn sie Glück hatte, vielleicht würde Lara nach ihrem Scheiniriwicht nicht mehr in der Lage sein, ihre Flasche zu öffenen.
Sie rief noch: "Wihtu" und hoffte, dass es funktionieren würde.

Etwas ängstlich schaute Amabella die Flasche vor sich an. Vielleicht würde der Tag doch nicht so gut werden, wie sie gehofft hatte.
Leise flüsterete sie zu Anselm: "Wahrscheinlich alle kleinen Fünftklässler!" dann grinste sie ihn noch mal an ehe sie begann sich auf ihre Ägnste zu konzentrieren.
Da waren Ameisen, Wespen und Spinnen in ihren Erinnerungen und natürlich, als sie und Tatjana in eine Schlägerei geraten waren. All diese Erinnerungen sperrte sie ihre Flasche und brachte sie nach vorn, wo bereits weitere Schüler standen. Inklusive Eulalia, die gerade ihren Scheinirrwicht auf ein kleines Mädchen los ließ.

"ich bin auch fertig, Magister." sagte sie ängstlich.

Dominic beendete sein Flaschenbefüllen mit der Erinnerung an letztes Halloween, sie war jetzt randvoll. Vorsichtig nahm er sie in die Hand und trug sie nach vorne. Er achtete penibel darauf, sie nicht allzu sehr zu schütteln, damit seine Gedanken nicht durcheinander gerieten. Er blieb einfach wortlos vorne stehen und wartete ab, wer sich als Opfer herauskristallisieren würde.

Anselm fand in der Tat nicht allzu viele Erinnerungen, die er für einen Scheinirrwicht als nützlich betrachtete. Doch was sollte er auch schon mit einem Scheinirrwicht anfangen? Es war viel zu viel verschwendete Lebenszeit, sich mit solchen Kreaturen zu beschäftigen und am meisten fürchtete man sowieso sich selbst. Seine eigenen Schwächen kannte man allerdings auch, also hatte so ein Irrwicht, egal ob Schein oder nicht, sowieso keine Chance. Er stellte sich nach vorn.
"He, Amabella. Angst vor meinem Scheinirrwicht?" Er wedelte mit seiner Flasche.

Erstaunt sah Lara den Schein-Irrwicht an. Ein eiskalter Schauer nach dem anderen lief ihr über den Rücken. Das was sie dort ansehen musste, war wirklich erschreckend. Am liebsten hätte sich Lara in der hintersten Ecke des Klassenzimmers verkrochen und einfach nur den Kopf zwischen die Hände gelegt. Doch sie wusste, dass Eulalia den Schein-Irrwicht nur ein paar Sekunden halten durfte und dann sowieso alles vorbei sein würde.


[OOC: Ich hab das jetzt noch nicht ganz verstanden. Lässt Eulalia ihre Erinnerungen auf mich los, oder meine? Und könntest du mir dann bitte noch sagen, was Eulalia erschaffen hat?]

Margo füllte zuletzt die Erinnerung an das Geistermädchen aus dem Watt in die Flasche. Manchmal hörte man sie in der Nacht schluchzen und gelegentlich ließ sie sogar Wasser über Zimmerböden nahe gelegener Häuser laufen.

Margo brachte ihre Flasche nach vorne. Sie wusste nicht wirklich, mit wem sie zusammenarbeiten sollte, also wartete sie ab, angesprochen zu werden oder dass die Magister sie zuteilte.

[OOC: Ein Irrwicht verwandelt sich immer in deine eigene schlimmste Angst. Aber wie sich das genau mit einem Scheinirrwicht verhält... Lenila?]

[OOC: Soweit ich das verstanden habe, verhält siuch ein Scheinirrwicht wie ein richtiger, demnach kommen nicht die Erinnerungen zu Tage, sondern die Ängste der Person, auf die die Flasche gerichtet ist. Also müsste Lara wieder ihre tote Mutter sehen.]

Amabella grinste Anselm an. "Ich hab keine Angst vor die Thal, du etwa vor mir?" fragte sie halb lachend halb scheinheilig.

[OOC: Oh mann... die arme...^^]

Wieder traten Lara die Tränen in die Augen. Eine Frau, mit glänzend-goldenen Haaren, die voller Blut waren und grünen gebrochenen Augen, mit verrenkten Gliedmaßen und einer blassen Haut, wie sie nur Tote haben, schwebte vor Eulalia in der Luft und "starrte" Lara an. Zumindest bildete sie sich das ein. Die Frau war ihre Mutter. Nur Tot. Lara starrte sie an und es war das grausamste, was sie je gesehen hatte. Sie hoffte, dass Eulalia den Schein-Irrwicht bald wieder verschwinden lassen würde.

Erstaunt schaute Eulalia auf die tote Frau vor Lara. Erst konnte sie gar nicht reagieren, denn sie hatte noch nie einen toten Menschen gesehen. Dann besann sie sich aber darauf, dass Lara es vielleicht nicht so toll fand lange einem Irrwicht ausgestzet zu sein, ohne etwas da gegen tun zu können.

Mit Elan schloss sie die Flasche und der Scheinirrwicht verschandt. Erleichtert stellte sie die Flasche zurück auf das Pult. "Also für FÜnftklässler ist diese Stunde wirklich fast zu hart!" meinte sie dann zu niemanden speziellen.

Sie mochte im allgmeinen keine kleinen Kinder, hauptsächlich, weil sie immer und überall nervten. Aber bösartig war Eulalia nun auch nicht, deshalb war sie etwas geschockt, dass eine Magister so etwas Fünftklässler antun kann.

Lara wischte sich über die Augen. Sie war froh, dass der Schein-Irrwicht wieder weg war. Dankbar lächelte sie Eulalia an.
"Jetzt bin ich dran...", sagte sie leise. Der Schreck saß ihr noch in allen Gliedern. Doch sie wollte sich ja auch nicht vor dem anderen Mädchen als kleines verängstigte Fünftklässlerin geben. Also räusperte sie sich und sammelte ihre Gedanken. Sie musste sich ja nur konzentrieren, dann würde es schon funktionieren.
Aber Eulalias "Also für FÜnftklässler ist diese Stunde wirklich fast zu hart!" ärgerte sie doch ein bisschen. Schließlich waren die Elftklässler auf diesem Gebiet doch auch nicht viel weiter.
Sie räusperte sich und entkorkte Eulalias Flasche. Dann konzentrierte sie sich mit all ihrer Kraft die sie aufbringen konnte auf den Schein-Irrwicht, den sie erzeugen wollte und sagte mit klarer Stimme: "Wihtu!"
Gespannt wartete sie darauf, dass sich etwas tat und was Eulalia wohl sehen würde.

Eulalia registriete wie Lara die Flasche entkorkte und konzentrierte sich dann auf all die schönen Erlebnisse in ihrem Leben. Das würde den Scheinirrwicht nicht verjagen oder abschwächen, aber sie würde keinen Angstanfall bekommen.

Langsam materialisierte sich nun vor ihr ein Clown. Ein Clown mit bösartigen Grinsen, Messer in der Hand und blutigen Kostüm. Eulalia hatte als kleines Kind mit den anderen Kinder aus ihrer Sippe einen Horrorfilm über eben diesen Clown gesehen. Seit dem waren Clowns ihre größte Angst.

Zum Glück aber bekam sie keinen Schreikrampf, sondern starrte dem Clown nur ruhig entgegen, wartete darauf, was als nächstes passiert.

"Nicht vor dir und vor Irrwichten noch weniger, aber wir sollen diesen Test ja schließlich alle machen." erwiderte Anselm leicht abwesend und deshalb unheimlich gelassen. Er verfolgte nur aus den Augenwinkeln, was sich bei den anderen tat, doch dann kicherte er "Eulalia fürchtet sich vor Clowns?!"

Lara war so erschrocken über diesen Clown, dass sie ganz vergaß, den Fluch abzubrechen. Sie hatte Mund und Augen aufgerissen und ihren Zauberstab hoch erhoben. So stand sie vor Eulalia, unfähig etwas zu tun und unfähig sich zu rühren.

Eulalia bemerkte bald, dass sich der Clown nicht rührte und entspannte sich, dann sah sie zu Lara rüber, die aussah als wäre sie im Trace. "Hey, Kurze, wenn du selbst Angst vor diesem Irrwicht hast, dann wäre es echt nett, wenn du die Flasche wieder zu machen würdest!" rief sie zu Lara hinüber.

Amabella zuckte leicht mit Achseln. "Wenn interessiert, vor was andere Angst haben. Wir wollen lieber mal sehen, vor was du Angst hast, Thal!" Dann öffnete sie ihre Flasche und richtete sie auf Anselm, bevor sie laut und deutlich "Wihtu!" sagte.

Lara zuckte zusammen, als Eulalia sie so ansprach. "Ich bin nicht klein!", maulte sie. Dann ließ sie sich aber doch zu einem "Lumos" herab und sperrte Eulalias Angst zurück in die Flasche.
Dann ließ sie sich auf einen Stuhl in der Nähe sinken. Sie wischte sich über die Augen. Diese Stunde war sehr anstrengend, wie sie fand. Sie streckte sich und stand dann wieder auf. "Und was sollen wir jetzt tun?", fragte sie Eulalia.

Eulalia starrte Lara noch mal kurz an, ehe sie sich wieder auf ihren Platz begab. Dabei kam sie dicht an ihr vorbei. "Ist mir egal, was du machst Kleine, ich warne dich nur: Fall mir nicht auf die Nerven!"

Damit setzte sie sich wieder auf ihren Platz und schaute sich den Rest der Klasse an.

Kaum waren die ersten Schüler mit ihrer praktischen Aufgabe fertig, begann bereits wieder das Getuschel. Warum diese Kinder so undiszipliniert sein mussten, würde der Magister immer ein Rätsel bleiben. "Wer fertig ist, beginnt schon einmal mit dem Aufsatz über die Unterschiede zwischen Irrwichte und Schein-Irrwichte, die ihr bis nächste Stunde zu verfassen habt. Die Unterstufe eine Seite, die Mittelstufe zwei und die Oberstufe einen fünfseitigen Aufsatz, der benotet wird." Damit wandte sie sich wieder der laufenden 'Demonstration' von zwei Schülern zu.

Eustach überlegte, ob es einen Unterschied machte, wen er als Partner für das Freisetzen des Schein-Irrwichts zugeteilt bekommen würde. Offensichtlich hatten bisher alle Schein-Irrwichte genügend Kraft gehabt, um wirklich gruselige Vorstellungen zu erzeugen. Eustach blieb vorne stehen und hielt seine eigene Flasche fest umklammert. Er verzog leicht das Gesicht, als er sah, dass Margo seine Partnerin war. Er wusste, dass das Mädchen ausgesprochen gut in der Schule war und höchst begabt bei allem, was mit Magie zu tun hatte. Das würde kein Spaß werden. [OOC: @Oliver: Du bist...]

"Eustach, dann geht's wohl los...", sagte Margo etwas betrübt. Eigentlich wollte sie dem Jungen keine Angst einjagen.
Margo öffnete ihre Flasche. Sie war sehr gespannt, welchen Effekt sie enthüllen würde.

[OOC: Da du bist! ^^]

Eustach holte tief Luft und spannte in böser Erwartung alle Muskeln an seinem schmächtigen Körper an. Er wusste, was sein schlimmster Albtraum war und er wusste, dass er ihn nicht sehen wollte. In dem Augenblick, als Margo ihre Flasche öffnete, kam Eustach in den Sinn, dass Magister Dinkelsack nicht gesagt hatte, dass man sich den Schein-Irrwicht ansehen musste. Es ging doch lediglich darum, zu demonstrieren, dass der eigene Schein-Irrwicht erzeugt werden konnte.

Eustach schloss seine Augen und kniff die Augenlider fest aufeinander. So konnte er nicht sehen, was die anderen sehr wohl sahen, nämlich eine ausgemergelte Gestalt, die an eine Mischung aus Untoten und Skelett erinnerte mit pergamentartiger Haut, welche straff über den Schädel gezogen zu sein schien, von welchem verfilzte dunkle Haare abstanden. Blutunterlaufende Augen strahlten Hass und Abscheu aus als sich das Wesen in einer heruntergekommenen schwarzen Robe aufrichtete und den Mund öffnete, wobei es gelbliche Zähne entblößte. Dieses Wesen war nicht das Ebenbild von Eustachs Vater, Meinhold Salamander, sondern eine albtraumartige Vision, die wenig menschliches an sich hatte. Eustach konnte froh sein, dass er sie nicht sah.