Die magische Nadel (Laden)

In diesem Bekleidungsgeschäft trifft man vor allem junge Mädchen, welche die Kreationen von Madam Pfellelschneider bewundern und auch das eine oder andere Teil kaufen. Die Schneiderin hat ein besonders großes Sortiment an Halstüchern und Hüten im Angebot, von welchen einige ganz ausgefallen in Form und Farbe sind. Allerdings bessert sie auch Schulroben aus und nimmt Änderungen an den Kleidungsstücken vor, wenn Bedarf besteht.

pp: Zum Irrlicht (+ Hiroto Lonsky)

Kattla war nach ihrem kleinen Sprung über das Geländer im Dreck gelandet. Nun waren ihre Haare nicht nur voller Federn und von Eulen zerzaust, sondern ihre Klamotten hatten einen leicht matschigen Ton angenommen. In dem Laden waren nicht viele Schüler, aber von denen, die da waren, erntete sie ulkige Blicke. Aber das schien das Mädchen nur mäßig zu kümmern. Sie stand gerade an einer Auslage mit Schals. "Hm... Wie wäre es damit? Ne Ahnung, welche Farbe Sevda mag?" Sie sah auf und sah den Jungen, der sie begleitete, fragend an.

Im Irrlicht hatte Hiro seine Rechnung bezahlt und sah gerade noch, wie Kattla mit einem lockeren Spruch auf den Lippen einfach von der Terrasse sprang. Er grinste, verabschiedete sich vom Kellner und folgte ihr. Doch er achtete darauf, wo er landete.

Immer noch grinsend gingen sie zur Magischen Nadel und während Kattla Schuhe und Hosensaum mit Schmutz besprenkelt hatte, sah Hiro noch immer frisch und sauber aus. Als Quidditchspieler wusste man, wo man sich schmutzig macht – und wo nicht.

Im Stoffladen angekommen, lenkte Kattla ihre Schritte sofort zu irgendwelchen Schals und Hiro folgte. Er fühlte sich, als wenn er mit seinen Schwestern auf Shoppingtour musste und sah sich etwas unwohl um. Ja, Kleidung, die konnte man auch schneller einkaufen.

Als Kattla ihn ansah, versuchte er sich in einem aufmunternden Lächeln, wusste jedoch, dass es ihm misslang. Sie fragte nach Sevdas Lieblingsfarbe? Woher sollte er das wissen?
„Früher trug sie Kopftücher mit gestickten Motiven darauf.“ Er zuckte mit den Schultern. „Also eher bunt?“ Etwas hilflos besah er sich die Schals. Was sollte man denn eigentlich mit so etwas anstellen? fragte er sich stirnrunzelnd. Mädchen konnten gar nicht so häufig frieren, als dass sie so viele Schals gebrauchen konnten. Aber seine Schwestern waren genauso. Er unterdrückte ein Seufzen.

"Hm..." gab Kattla auf seine nicht sehr hilfreiche Antwort. Sie schien nicht frustriert zu sein, sondern wirkte nur nachdenklich. "Ich dachte nur, es wäre eine gute Idee, weil wir doch nächste Woche in der Schweiz sind... Da kann man einen Schal sicher gut gebrauchen..." sagte sie und zuckte mit den Schultern. Da dachte sie ganz pragmatisch. Schweiz kalt, Schal warm. So einfach war das.

Das Mädchen bemerkte Hirotos gezwungenes Lächeln, so wie seinen hilflosen Blick. Sie quittierte das mit einem Grinsen. "Nur den Schal, versprochen; Dann können wir was anderes machen." sagte Kattla. In dem Moment fiel ihr auf, dass sie heute schon ganz schön viele Versprechen gegeben hatte. Gut, das hier war nur ein kleines, lächerliches Versprechen und Kattla fühlte sich leicht albern, dass sie ausgerechnet jetzt daran dachte... Dem Eulentyp hatte sie Vertrauen versprochen, Hiroto ebenfalls. Sie sah wieder zu den Schals. Vertrauen... Oh man.  

Das junge Mädchen bemerkte letztendlich doch die Blicke der anderen Schüler und sah an sich herunter. Oh, stimmt. Ihre Sachen. Ein schwarzer Faltenrock und eine weiße Bluse, ganz brav nach der Schulordnung. Nun mit einer matschig-braunen Verzierung. Schick! Dann lieber doch das Zeug vom letzten Konzert der "Singenden Sirenen". Dunkelgraues Oberteil mit blutroten Spinnennetz-Verzierungen, pechschwarze Stiefel mit Totenkopf-Knöpfen und ein dunkler Ohrring in Fledermausflügel-Form...

Kattla zückte ihren Zauberstab und reinigte ihre Sachen fix mit dem Zauber 'Tergeo.' Das Mädchen griff dann nach einem Schal mit möglichst-neutraler Farbe und schien mit ihm zufrieden zu sein. Sie nickte Hiroto zu und ging zur Kasse, ganz, wie sie es versprochen hatte. Zum Glück kostete dieses Stück Stoff keine Fortune. Der Goldbeer-Kuchen hatte seinen Preis, und etwas Geld brauchte sie noch für den Süßkram für Ziphin. Es war wohl Zeit für eine Taschengeld-Erhöhung! Dachte sich das Mädchen, als sich ein Teil ihres Geldes verabschiedete und in der finsteren Kasse ohne Wiederkehr verschwand...

Kattla schien nachdenklich. Oder war es vergnügt? Egal, Hiro fühlte sich inmitten dieses Bekleidungsgeschäft unwohl. Die Blicke der anderen Mädchen, die sich gerade ebenfalls in dem Laden aufhielten, huschten viel zu oft zu ihm herüber, als dass es noch als Zufall abgetan werden konnte. Als einziger Junge in einem Bekleidungsgeschäft! Oh, Mann!

Kattla grinste und versprach, sich zu beeilen. Und plötzlich fühlte sich Hiro erbärmlich! Konnte er denn nicht einmal das? Geduldig in einem stinklangweiligen Schuppen rumhängen; ähm, in Ruhe einkaufen, ohne Kattla zu hetzen? Er ließ einen blauen Seidenschal durch seine Hände gleiten und beobachtete das Farbenspiel; spürte die Weichheit an seiner Haut. Ob Sevda Seide gefiel? Er unterdrückte ein Seufzen und blickte wieder zu Kattla.

Sie hatte endlich gemerkt, wie sie herumlief und säuberte gerade ihre Kleidung. Hiro grinste und schüttelte leicht den Kopf. Sehr Damenhaft war sie ja nicht gerade. Wieder grinste er und versuchte die tuschelnden Mädchen im Hintergrund zu ignorieren.

Als sie gemeinsam zur Kasse gingen, sah er, wie einer der Mädchen den blauen Seidenschal in die Hand nahm, den er gerade noch in Händen hielt. Okay, das war nun wirklich zu gruselig und er wandte sich an Kattla.

„Fertig?“ Er lächelte; hoffentlich nicht verzweifelt und drängte zum Ausgang.

Kattla verstaute den Schal sorgsam, nachdem die Verkäuferin abgerechnet hatte. Dann wurde das Mädchen auch schon von Hiroto angesprochen, der verzweifelt aus dem Laden wollte. Wow. Der war wirklich nicht gerne hier, oder? Die junge Hexe sah ihn entspannt an. "Moment. Ich wollte mir vielleicht doch noch die Mäntel da hinten ansehen..." sagte sie und blieb stehen. Sie sah den Halbjapaner mit ihren braunen Augen eindringlich an. Doch es dauerte nicht sehr lange, bis sich ein freches Grinsen auf ihre Lippen verirrte. "...Ich veralber' dich nur. Los, gehen wir." sagte sie und schlug ihm sanft gegen die Schulter, bevor sie sich an ihm vorbei schob. Sie ließ noch ein leises Kichern hören, weil sie es liebte, Leute auf den Arm zu nehmen.

tbc: Narr und Schelle (+ Hiroto Lonsky)