Begegnung in der Bibliothek

Charaktere: Isadora von Rabenstein & Kattla Halgebrünn
Ort: Rungholt/Bibliothek
Zeit: Letztes Schuljahr

Kattlas Müdigkeit hatte wohl wieder die Oberhand gewonnen. Sie saß gebeugt auf ihrem Stuhl, ihr Kopf lag auf einem aufgeschlagenen Buch. "Magische Verletzungen und wie man sie behandeln kann" war der Titel des Buches.

Plötzlich rührte sich das junge Mädchen und öffnete langsam ihre Augen. Sie hob ihren Kopf und schmatzte kurz. Oh man. Nicht schon wieder. Dösig sah sie sich um, und musste feststellen, dass sie in der Bibliothek eingeschlafen war. Auf ihrer Wange, mit der sie auf dem Buch geschlafen hatte, befanden sich Druckbuchstaben. Hätte Herr Kesselflicker sie nicht aufwecken können? Aber noch war sie zu benommen, um ernsthaft verärgert zu sein...

Dora hatte Stunden in der Bibliothek verbracht. Amalia hatte sich mit einem Zauber selbst verletzt und Dora hatte die Wunde nicht mit dem normalen Zauberspruch schließen können. Daher mussten die Vier Freunde auf die Krankenstation gehen und die Schwester war eine notorische Fragerin. Selbst Amalia, die sehr gut solchen Fragen ausweichen konnte, musste schließlich klein beigeben und preisgeben, welches Abenteuer sie gerade wieder bestritten hatten. Nicht zu sagen, dass die Direktorin wenig angetan war und so durften die Vier, mal wieder, eine Woche lang die Tritschen ausmisten. Immerhin mochte Dora Tritschen und sie hielt sie für faszinierende Geschöpfe. Troztdem konnte sie sich auch etwas besseres für ihre Freizeit vorstellen: nämlich mehr Abenteuer.

Daher vrebrachte sie nun ihren Abend damit Bücher nach magischen Verletzungen zu durchsuchen. Einiges hatte sie schon zusammen tragen können, aber das Buch: Magische Verletzungen und wie man sie behandeln kann war nicht aufzufinden, auch wenn Herr Kesselflicker ihr mehrfach versicherte, dass es sich in seinem Bestand befand.
Dora hatte Kattla einige Zeit nicht beachtet, da diese erst in ihr Buch vertieft war und dann schlief, jetzt aber sah sie, welches Buch das ältere Mädchen las: Magische Verletzungen und wie man sie behandeln kann! Also genau das Buch, welches sie schon suchte.

"Hey, ähm... bist du fertig mit diesem Buch? Ich würde es gerne ausleihen. Ich suche da schon die ganze Zeit nach."

Kattla wurde auf einmal angesprochen. Es war ein jüngeres Mädchen, das ihr bekannt vorkam. Sie fragte nach dem Buch, welches gerade vor Kattla lag. "Oh, ich wollte eigentlich nur dieses Kapitel zu Ende lesen... Dann kannst du es gerne haben." sagte sie und unterdrückte ein leises Gähnen. Dann musterte sie die Kleine noch mal genauer. "Ah, warte mal, ich kenne dich doch. Gehörst du nicht zu diesen kleinen Rabauken aus der Siebten?" fragte Kattla und musste unweigerlich grinsen. Achja, die bauten doch immer Mist... "Du liest solche Bücher schon? Beeindruckend." meinte das Mädchen. "Vom gleichen Verlag stammen noch 2 weitere Bücher zu dem Thema, aber leider gibt es nur diesen Band an der Schule..."

Dora musterte Kattla böse, als diese sie mit den Rabauken verglich. Sie war doch erst in der 6. Klasse und so schlimm waren sie auch nicht, oder? Obwohl... doch wahrscheinlich waren sie es doch.

"Ich heiße Isodora von Rabenstein! Und ich bin sicher kein Rabauke. Die Abenteuer kommen immer zu uns und wir nicht zu ihnen." Leere Worte, Dora, das wusste sie. Amy lief hinter ihnen her, selbst wenn sie noch meilenweit entfernt schienen und plötzlcih waren sie schon mitten drin.

"Mein Vater ist Heiler auf der Station für magische Infektionskrankheiten. Aber ich, naja du hast ja schon von uns gehört... Amy und Helena verletzen sich ständig und irgendjemand muss das Heilen oder wir haben eine Dauerreservierung mit den Tritschen."

Sie schaute noch mal auf das Buch herunter. "Ja, die anderen beiden Bücher habe ich zu Hause, aber ich hab schon manchmal Schwierigkeiten. "Skelegro und magische Brüche" wird Magister Kesselflicker wohl nie anschaffen und "Monsterbisse und Verzauberungen ist etwas zu speziell."

Kattlas Augenbraue zuckte nach oben und sie lächelte das Mädchen verschwörerisch an. „Na sicher, die Abenteuer kommen doch immer von Selbst, nicht wahr?“ antwortete sie. Sie ließ ein kurzes Seufzen entweichen und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. „Die Ställe ausmisten... Das musste ich das letzte Mal in der 7. Klasse. Da habe ich Jemandem... Na ja, egal... “ Sie hatte keine große Lust, dem Mädchen irgendwelche alten Geschichten zu erzählen. Stattdessen fiel ihr Blick wieder auf das Buch. „Ich hab bisher nur 'Monsterbisse und Verzauberungen' gelesen. Damit habe ich fast die ganzen Winterferien zugebracht.“ erzählte sie. „Mein Name ist übrigens Kattla.“

Dora grinste Kattla an. "Oh ich hab in den Winterferien Heiltränke 1x1 gelesen und mit meinem Vater sogar welche ausprobiert. Vor allem Murtlap-Essenz sollte man immer dabei haben." Grinsend schaute sie wieder auf das Buch herunter: "Möchtest du mal Heilerin werden? Weißt du mein Vater vergibt in den Sommerferien immer ein Praktikum für einen Schüler aus der 11. Klasse. Ich weiß ja nicht, in welcher Klasse du bist, aber wenn du magst, frag ich ihn mal..."

Kattla sah Isadora mit leicht irritiertem Blick an. "So... mit Menschen und Allem?" Es war ja nicht so, dass Kattla noch nie einen Menschen geheilt hatte... Aber sie wusste selbst nicht so recht, ob sie später wirklich von Beruf Heilerin werden wollte. Dazu musste sie ja andere Leute betreuen... Fürsorge und gewisses Feingefühl zeigen. Beides Qualitäten, von denen das junge Mädchen nicht gerade strotzte. Auf der einen Seite fragte sie sich jedoch, was sie sonst mit ihrem Wissen anstellen sollte. Tat sie das Alles überhaupt für andere Leute? Oder mehr für sich Selbst? ... Aber so ein Praktikum in einem Krankenhaus wäre trotzdem vielleicht ganz interessant...

"Ich bin in der Neunten... Danke für dein Angebot, ich werde bestimmt darauf zurück kommen." sagte sie schließlich und lächelte das jüngere Mädchen an.

Dora musste lachen, als Kattla verwirrt fragte, ob es da auch Menschen gab. Natürlich musste man Menschen, oder auch Tiere behandeln, dass war doch der Sinn hinter Heilkunde, oder nicht?

"Es gibt auch Tierheiler. Vor allem die Abteilung für Kontrolle von magischen Wesen sucht immer welche. Aber dann solltest du dich vielleicht lieber an diese Literatur halten. Glaub mir, nicht alle Zauber und Tränke lassen sich darauf anwenden." Ein schmerzlicher Blick huschte über ihr Gesicht, als sie sich an den Vorfall mit der Tritschen vor einem halben Jahr erinnerte. Ihre Mutter war deshalb immer noch verstimmt.

Kattla sah die jüngere Hexe an, doch sie schwieg. Als ob sie das nicht wüsste. Schließlich sagte sie: "Ja... Heilkunst ist nicht einfach nur Heilkunst, nicht wahr?" Nein, ganz sicher nicht. Dieses Art der Zauberei war verzweigt, sehr verzweigt. Eine ganz andere Ebene von Zaubersprüchen. Dann stand die junge Hexe auf und schlug das Buch 'Magische Verletzungen und wie man sie heilen kann' zu. "Ich werde versuchen, heute noch mit dem Kapitel fertig zu werden... Ich kann dir das Buch ja einfach vorbei bringen. Zu welchem Haus gehörst du nochmal?" fragte das Mädchen und sah Isadora an.