Marlon/Dominic - Versöhnung oder sowas in der Art

[ooc: Dies hier spielt in der Nacht des Ausflugs nach Amrum]

Dominic war der Letzte am Feuer gewesen. Die Lehrer hatten ihn zwar zu Bett geschickt, waren aber mit ihm zusammen vom Feuer gegangen. Dominic hatte also die Gunst der Stunde genutzt, dass die Lehrer verschwunden waren, hatte das Feuer noch einmal ein wenig aufgeschürt und, da er überhaupt nicht müde war, in seinem Buch geschmökert. Er war ohnehin eine Nachteule und sein Schlafsack sah nicht so aus, als würde er darin bequem schlafen können. So steckte Dominic mitten in einer Abhandlung über das Muggel-Mittelalter und das im Taschenbuchformat... Dieser Verlag mit seinen kleinen gelben Heften war eine großartige Entdeckung.
Davon abgesehen, dass er nicht sonderlich müde war, musste Dominic sich allerdings auch von seinem eigenen schlechten Gewissen ablenken, das Shouky und Nick ihm erfolgreich eingeredet hatte. Er war wohl wirklich ein wenig grob zu Marlon gewesen und hatte ihm Unrecht getan, ihn so anzukeifen und ihn dann auch noch zu schlagen. Was war da bloß in ihn gefahren? Dominic konnte es selbst kaum fassen. Er klappte das Buch zu und schüttelte den Kopf. Völlig außer sich musste er geraten sein... Und das aus völlig blödsinnigen Gründen. Es störte ihn doch eigentlich weniger, was Marlon getan oder gesagt hatte - Bei Gott, er hatte ihn geschlagen, weil er ihn Domi genannt hatte! - sondern Dominic hatte das dumpfe Gefühl, einfach völlig überreagiert hatte. Offenbar wuchs ihm die ganze Situation, in der er steckte, immer noch über den Kopf. Er musste dringend Pascal schreiben.
Dominic spürte, dass es auf seine Blase drückte. Die freie Natur als die Toilette. Das war doch völlig verrückt. Wieso sollte jemand freiwillig auf ein anständiges Klosett verzichten wollen? Aber was blieb ihm anderes übrig? Er schob das Buch in die Gesäßtasche seiner Hose und stapfte auf den Waldrand zu. Dort suchte er sich einen Baum und verschaffte sich Erleichterung.

Eigentlich sollte Marlon schon schlafen, doch das war leichter gesagt, als getan. Immer wieder wachte er im Schlaf auf. Irgendwie war er wohl zu aufgedreht, als dass er hätte schlafen können. Kein Wunder, dieser Tag war ja alles andere als ruhig gewesen. Es gab so viel, über das man nachdenken konnte. Sein Outing bezüglich seiner herkunft, gegenüber Anjun, Lara und Leonard, Ihre verächtlichen Blicke daraufhin. Marlon kleiner Ausflug mit Lara zum Beeren "Pflücken" und der Streit danach. Wie er sich danach mit Anjun und noch viel erstaunlicher, mit Lara versöhnte. Wie er Abel kennen gelernt hatte und was er erst vor kurzem mit ihm besprochen hatte und wie er mit Clue geredet hatte. Und um es nicht zu vergessen, die Dominic Affäre. Diese seltsame Diskussion mit diesem seltsamen Jungen und die Möchteger-Schlägerei mit ihm.

Das alles lies sich nicht so leicht verarbeiten und hinderte den kleinen Italiener am Schlafen. Er brauchte ein wenig Luft und bei dem Mond heute konnte er hier sicher an einem der Bäume dieses spezielle Harz sammeln, dass er für diesen Fluch brauchte. er hatte zwar genug und er setzte ihn fast nie ein, doch wenn man schonmal die Gelegenheit hatte... So stand der kleine Blonde noch im Schlafanzug auf, zog sich seine warme Burberry Jacke drüber, nahm den Beute mit dem Harz und ging nach draußen. "Brrrrrr ist das klat! Italienische Sonne, wo bist du?" redete er zu sich selbst ehe er näher richtig Bäume ging. Völlig in Gedanken versunken lief er ein Stück, bis ihm etwas erschreckendes ins Auge fiel. Dominic, der gerade sein "Geschäft" verrichtete. "Oh Gott! Kannst du nicht weiter hinter einen Busch gehen oder so Domi.......nic?"

Dominic zuckte zusammen, als sich Schritte näherten und er seufzte gequält auf, weil er noch gar nicht so recht begonnen hatte, aber es ging nun einmal nicht weiter. "Konnte ja nicht damit rechnen, dass sich von der Seite jemand anschleicht... Geschweige denn, dass hier draußen überhaupt noch jemand rumspukt. Wieso sollte ich da tiefer in den Wald rein? Und das so ganz ohne Zauberstab?" Dominic packte hastig wieder ein und drehte sich um. Er hatte gar nicht so recht bemerkt, dass Marlon es war, der sich da so angeschlossen hatte und seine Erleichterung unmöglich gemacht hatte. Er seufzte erneut. "Was machst du überhaupt so spät noch draußen? Ich dachte, ihr wäret alle schon in euren Schlafsäcken. Und was hast du so eine panische Angst vor urinierenden Menschen?" Er verlagerte das Gewicht nervös von einem Bein auf das Andere. Trotz der relativen Dunkelheit war es nicht schwer zu erkennen, dass Dominic die Situation wahrscheinlich weitaus unangenehmer war als Marlon und das seine Ohren rot in der Dunkelheit leuchteten.

"Was ich hier mache...." Das ging ihn nichts an. Dieser Fluch war ein Familiengeheimnis. "Ach mir war es einfach noch zu früh um zu schlafen und ich konnte ja nicht damit rechnen, einen herumhampelnden Typen beim Pinkeln zu stören." kurz musste der kleine lachen. Dieses Herumgehopse sah einffach zu lustig aus. Noch dazu bei Dominic. "Das mit der panischen angst will ich überhört haben. Es gehört eben nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen einem Kerl dabei zuzusehen, wie er sein Geschäft verrichtet. Übrigens, hast du vor jetzt den ganzen Abend hier deinen Tanz aufzuführen, oder gehts du jetzt einfach hinter den nächsten Busch?" Obwohl mit kalter Stimme, konnte er sich den leichten spott in seiner Stimme nicht verkneifen. Das ganze sah einfach zu lustig aus.

Dominic schüttelte den Kopf und beruhigte sich langsam wieder einigermaßen. "Hat sich sowieso erledigt," nuschelte er ein wenig deprimiert vor sich hin, schlang die Arme um seinen Oberkörper und musterte die Silhouette des jüngeren Mitschülers vor sich hin. 'Ich würde so etwas eine glückliche Fügung nennen. Weißt du, dein schlechtes Gewissen geht mir nämlich auf den Sack. Ich für meinen Teil hätte lieber meine Ruhe und vor allen Dingen deinen Kopf für mich allein. Dein schlechtes Gewissen hat Mundgeruch, musst du wissen, Hohensayn. Und auch wenn in deinem Kopf viel Platz ist, lebt es sich hier drin dennoch reichlich beengt. Also wenn er dir schon über den Weg läuft, sag doch mal, was dir ohnehin auf der Seele brennt.' Nur wie sollte man das bloß anstellen? Entschuldigen war wahrlich nicht Dominic Stärke.
"Hörmal, Marlon, ich..." Das war wirklich verdammt schwierig. Was hatte Pascal gesagt. 'Direktheit kann man auch positiv nutzen. Wenn du nicht nur direkt nörgeln würdest, viele es anderen Menschen vielleicht leichter, in dir das zu sehen, was du wirklich bist, Hohensayn.'. "Also... Das vorhin... Das..." Dominic atmete noch einmal tief durch. "Das war nicht in Ordnung von mir und es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was da in mich gefahren ist..." 'Das war keine Entschuldigung, Hohensayn.' Dennoch schwieg er erst einmal, um Marlons Reaktion abzuwarten.

"Hmmm?" Marlon zog die rechte Augenbraue hoch, wärend er sich Dominics gestammel anhörte. Versuchte dieser Junge sich wirklich bei ihm zu entschuldigen? Hörte sich zumindest ganz danach an. Das ganze kam dem Jungen wie ein DejaVu vor. Erst ein paar Stunden zuvor hatte er genau so vor Lara gestanden und sich bei ihr entschuldigt. //Wem viel vergeben ist, der kann viel liebe.// Irgendwie so etwas hatte sein Großvater Giorgiio ihmimmer aus der Bibel rezitiert. Auf jeden Fall fühlte sich Marlon nun verpflichtet, die entschuldigugn des Jungen anzunehmen. Er hatte vergebung erfahren und so sollte er auch selbst in der Lage sein zu vergeben, schien der Junge vor ihm das doch sichtlich ernst zu meinen, wie an seinem Gestammel zu sehen war.

"Ist schon in Ordnung. Ich denke jeder hat mal einen schlechten Tag und wie ich das vorhin so mitbekommen habe, war dein Tag wohl mehr als nur mies. Wieso sonst wärst du vorhin so komisch drauf gewesen? Ich denke nicht, dass du immer so bist oder?" Seufzte der Junge naiv. Daran sich seinerseits zu entschuldigen, dachte der Mondgolderbe gar nicht. Er sah sich vollkommen im Recht. Dass er den Jungen vorhin wirklich absichtlich provoziert hatte, blendete er vollkommen aus. Für ihn, war er unschuldig und hatte so keinen Anlass zu einem schlechten gewissen, oder gar einer Entschuldigung.

Es hatte tatsächlich funktioniert. Marlon hatte verstanden, was er ihm zu sagen versucht hatte, als er sich eine Entschuldigung zusammengewurschtelt hatte. Er hätte eigentlich noch weiteres sagen wollen, also zumindest explizit machen, dass er sich auch wirklich entschuldigen wollte, aber das hatte Marlon ihm schon abgenommen. Das war jetzt nicht mehr notwendig gewesen und Dominic hätte sich wohl besser gefühlt, wenn er hätte aussprechen können, aber immerhin hatte er ihm verziehen, das war doch mal ein Anfang. Im Gegensatz zu Marlon war er in den letzten Stunden zu der Einsicht gekommen, dass seine übliche miese Laune mal wieder an allem Schuld war, so sah er nicht, dass er von Marlon noch eine Entschuldigung einfordern sollte.
Als er allerdings über Marlons weitere Worte nachdachte, konnte er ein halb belustigtes, halb betrübtes Schnauben nicht unterlassen. "Ja, schlechte Tage hat jeder mal. Aber der heutige war nur einfach noch schlechter als die anderen Tage... Oder auch nicht, wie man's nimmt." Dominic zuckte mit den Schultern. "Ist halt alles nicht so einfach," murmelte er mehr zu sich selbst, um nicht in Selbstmitleid zu ertrinken. "Ich fürchte, da muss ich dich enttäuschen. Ich vermute, meine schlechte Laune gehört für die meisten zu Rungholt wie der Leuchtturm oder der Strand."

"Wirklich? Du kannst mir nicht ernsthaft erzählen, dass ud ständig so mies drau bist. Obwohl, bis jetzt hab ich dich auch nicht anders gesehen...." Den letzten Satz murmelte er mehr in sich hinein. Es war für die Frohnatur einfach unvorstellbar, dass jemand wirklich immer so drauf war. Nicht einmal er selbst war oft launisch, was, wenn man seine familiäre Umgebung betrachtete, ein wahres Wunder war. Dafür musste es einen Grund geben. "Zumindest kann man ja nicht ohne Grund schlecht gelaunt sein. Ich meine, du hast dann doch sicher irgendeinen Grund, wenn du ständig so launisch bist oder?"

Was könnte dieser Grund wohl sein? verrückte Familie wie bei Marlon selbst vielleicht? Liebeskummer? Schwerre Kindheit? Einfach keine Lust hier zu sein, also heimweh vielleicht? Irgendetwas musste da doch sein! Menschen waren einfach nicht so ohne Grund launisch und das auch noch jeden Tag! So etwas war für marlon nicht möglich.

Dominic nickte. "Man hat immer die passende Laune, wenn man schlecht gelaunt ist," erwiderte Dominic. "Es gibt viele Probleme. Wir könnten damit anfangen, dass das Leben an und für sich eine jämmerliche Sache ist, in der es in erster Linie darum geht, unerträgliche Situationen doch irgendwie auszuhalten, weil es irgendwie zum Menschen dazugehört, dass er ein Interesse daran hat, immer weiterzuleben und immer noch mehr Scheiße zu fressen. Das ist, wenn du so willst, das Grundübel der ganzen Sache. Das verdrängen die meisten Menschen nur allzu gerne, was es nur umso unerträglicher macht in dieser Welt herumzulaufen, weil so viele Menschen einen Schild der Verblendung vor sich hertragen." Dominic seufzte.
"Darüber bleibt einem doch nicht viel anderes übrig, als mit der Welt zu hadern, oder? Wenn du noch mehr Gründe hören willst, sollten wir ans Feuer gehen, das würde länger dauern." Hatte er das grad wirklich gesagt? Er biss sich auf die Zunge und hoffte, dass Marlon sich mit der Erklärung zufrieden gab, sonst musste er hier noch 'aus dem Nähkästchen plaudern'. 'Betrachte es als Buße, Hohensayn.' Dominic meinte, eine gewisse Süffisanz aus seinem Unterbewusstsein zu hören, was ihn doch ein wenig verärgerte. Heute war ein komischer Tag. Wieso spürte er heute nur den Drang, sich zu rechtfertigen und zu reden? Erst mit Sina, dann mit Shouky, jetzt noch mit Marlon. Ob er wohl verrückt wurde?

"Also für mich klingt das einfach verrückt. diese schlimmen Situationen, von denen du redest, dienen einem im Endeffekt doch nur zum Guten. An jeder Herausforderung, die man besteht, wächst man und lernt dazu. Sie prägen dich und machen dich gewissermaßen zu einem besseren Menschen. Natürlich muss man die ...ich sag mal Lehre, die dahinter steckt auch erkennen." Jetzt hörte er sich wirklich an, wie sein Großvater und sein Ethiklehrer zusammen. Diese ganzen Lektionen, die ihn vorher so wenig wie nur was interessierten, machten plötzlich Sinn und zu seinem Schrecken, erkannte Marlon, dass sie doch nicht liks rein und rechts wieder raus gegangen waren, sondern doch irgendwo hängem geblieben waren.

"Dann setzen wir uns mal ans Feuer. Ich kann eh nicht mehr schlafen und das hier wird sicher interessant." Warum er sich Dominics völlig verdrehte Weltanschauung antuen wollte, verstand Marlon in dem Moment selbst nicht. Irgendwie war er wohl der Meinung, dass ihm Dominic nicht alles gesagt hatte und das es sicher einen konkretetn Grund für diese seltsame Art des jungen gab. Außerdem schien der Mond doch nicht so gut für das Sammeln des Harzes, also hatte er nichts Besseres zu tun. Zu schade, dass er seinen zauberstab nict dabei hatte. Er war ziemlich gut in mentalen Zaubern, doch ganz ohne Stab Legilimentik einsetzen konnte er noch nicht. "Und darf ich fragen, wie ein...du bist 16 oder? Wie jemand in deinem Alter auf so eine Theorie kommt? So viel mieses kannst selbst DU noch nicht erlebt haben und nein, die Pubertät zählt nicht! Da müssen wir alle durch."

"Ja, aus jeder Erfahrung noch was Gutes ziehen wollen, das ist eine der Maschen, mit denen man sich das Leben schön reden kann. Genau das meinte ich eben. Es lässt sich nichts Gutes draus ziehen, es lässt sich höchstens eine Vermeidungsstrategie entwickeln, zumindest dem speziellen Unglück in Zukunft zu entgehen." Dominic schlurfte neben Marlon her, zum Feuer, in das er noch ein Stück Holz warf und sich dann dort niederließ.
"Alter spielt keine Rolle, auch wenn 17 Jahre eine lange Zeit sind, um Eindrücke von dem zu sammeln, was in der Welt passiert. Jeden Tag passiert das Gleiche. Es passieren Dinge, die einem nicht gefallen und alles, was man tut und man glücklich machen nennt sind doch nur Versuche, all das Schlechte zu verdrängen oder ihm irgendwie zu entkommen. Gelingt nur nie so ganz, weil es uns am Ende immer erwischt." Dominic legte den Kopf schief. "Aber das wirst du sicher abstreiten, wie die meisten. Weil dann ein ganzer Lebensentwurf draufgeht." Dominic machte eine Pause. "Deshalb bezweifle ich auch, dass du das sonderlich interessant findest. So viel also zum Miesen erleben. Es reicht ja schon aus, wenn man es sieht." Dominic zog die Beine an und schlang die Arme darum. Dominic hoffte, dass Marlon ihm das so durchgehen ließ. Er könnte natürlich auch noch von persönlichen Erfahrungen sprechen, aber da war er nach wie vor gehemmt. Immerhin hatte er sich vor ein paar Stunden noch mit diesem Jungen geprügelt.

"Du kannst aber nicht von den Erfahrungen anderer ausgehen, weil sie eben ganz andere Lebensumstände haben.Die sind nämlich bei jedem Menschen gleich. Und wenn du dich schon an den erahrungen anderer orientierst, solltest du auch die guten Erfahrungen mit einbeziehen. So viel mieses, wie einem im Leben passieren kann, so viel Gutes kann einem auch passieren. GUtes, woran man sich selbst in dunklen Momenten festhalten kann." Kurz sah er in die Glut und dann an sich hinunter zum Wappen, welches um seinen Hals hing. "Glaub mir. Ich weiss wie es ist miese Erfahrungen zu machen. Ich weiss auch, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist, doch es wird sicher nicht leichter, wenn man sich nur auf die schlechten Aspekte konzentriert und so ständig mies drauf ist."

"ich persönlich konnte diese Erfahrung bereits machen und musste mich da nicht auf die Erfahrungen anderer stützen. Und wie ist es bei dir? Hast du auch selbst irgendwie etwas erleben können, dass dich zu deiner verdrehten Weltanschauung bringt, oder stützt du dich da nur auf die Aussagen anderer, die man in keinem Fall sicher zurückverfolgen und auf sich beziehen kann?" Schon wieder kam diese Wut in Marlon hoch. Vollkommene Ignoranz sprach da in seinen Augen. Doch er wollte nun nicht wieder einen Streit provozieren, also hielt er seine Contenace aufrecht und lies seinen eiskalten, emotionslosen Blick auf Dominic ruhen.

Dominic zuckte seufzend mit den Schultern. "Deshalb spare ich mir meist den Diskurs, weil alle sich dahinter verschanzen, dass einem auch immer Gutes widerfährt. Gutes entsteht aus Zufällen. Das Gute, das man sich vermeintlich selbst erarbeitet, bricht doch eh immer wieder weg." Erneut seufzte er. "Außerdem erspart es einem unheimlich viel Enttäuschung, wenn man nicht allzu hohe Erwartungen hat." Dominic klang bei dieser Feststellung sogar einigermaßen fröhlich. "Wenn man das Schlechte erwartet, kann man sich über die kleinen Zufälle, die einem dann doch mal zuteil werden, immer noch freuen."
Dominic griff nach einem Spieß und stocherte einen Augenblick in der Glut herum.
"Ich finde das nicht verdreht, sondern nur konsequent. Ich stütze mich dabei aber auf die Beobachtungen Anderer, nicht auf deren Erzählung. Aber was bleibt einem auch groß übrig, wenn alle um einen herumhüpfen und behaupten, es sei besser als man es empfindet? Sag mir bitte mal, wieso andere es besser wissen sollten als ich. Meine liebreizende Familie..." Er schnaubte. "...ist auch so'n Fall. Glauben ständig, sich einmischen zu müssen, haben aber keine Ahnung. Gott, so penetrant gutgelaunt und erwarten von mir, genau so sein zu müssen." Dominic hörte auf, in der Glut herumzustochern. "Weißt du, wie unerträglich das sein kann, als Sonderling betrachtet zu werden, nur weil man sich verweigert, bei diesem Spielchen mitzumachen? Ständig bedrängt zu werden, doch mal zu lachen, obwohl man keinen Anlass dazu sieht? Wahrscheinlich nicht. Du bist ja auch der Meinung, es gibt immer einen Grund, doch noch zu lachen. Mir war auch furchtbar zum Lachen zumute, als ich eines Morgens vor zwei Jahren aufgewacht bin und mich von all meinen Vorstellungen, irgendwie normal zu sein, verabschieden durfte... Oder als Anaximander im letzten Schuljahr auch noch meinte, es überall rumerzählen zu müssen. Das war nicht hilfreich, mit meinem Leben klarzukommen." Dominic seufzte, dann stockte er. Hatte er das wirklich gerade ausgesprochen? Er mochte diesen Ausflug immer weniger. Irgendwas war heute komisch, dass er so redselig war. Er ballte die Hände zu Fäusten. Er hatte schon wieder viel zu viel gesagt. Pascal meinte zwar, er sollte offener damit umgehen und einfach drüber reden, weil ihm das helfen würde, mit sich klarzukommen. Aber er zog es für den Augenblick vor, nichts wieter zu sagen.

Es gab also doch einen konkreten grund. War klar. Niemand hatte einfach so eine solch verquere Lebensweise. "Was hat Anximander allen gesagt? Was ist deiner meinung nach so schrecklich, dass deshalb gleich das gante Leben eine einzige Tortur ist?" Nun wollte er eine Antwort und er würde sie auch bekommen! Wenn nicht jetzt, dann auf Rungholdt mittels Legilimentik oder Verira Serum, aber er würde es nun rausfinden, da er wusste, dass ein Grund existierte.

Dominic brummelte vor sich hin. War ja klar, dass er die Geschichte wieder einmal erzählen musste. War ja klar. Er würde auch im nächsten Jahr erleben, dass wieder darüber gesprochen werden würde. Er empfand das als nur schwer erträglich. "Das Leben ist keine einzige Tortur, das Leben ist nur furchtbar unangenehm. Mach mich nicht negativer, als ich es bin." Dominic brummelte einen Augenblick weiter. "Außerdem hatte ich schon immer eine unheimlich schlechte Sicht auf die Welt. Kannst ja meine Mutter fragen, wenn du mir nicht glaubst. Aber Schwulsein mit Zwangsouting macht die Sicht auf deine ach so geliebte Welt auch nicht unbedingt besser." Dominic holte tief Luft, um noch ein wenig nachzusetzen.
"Und ich will jetzt von dir auf keinen Fall hören, dass das kein Weltuntergang ist sondern mehr oder weniger in Ordnung und man damit wunderbar klarkommen kann. Das weiß ich alles selbst, es ist trotzdem nicht sehr erfreulich und sofern du nicht nachweisen kannst, Experte auf dem Gebiet zu sein, erspare mir bitte jedwede Bemerkung in diese Richtung. Das sagen nur Menschen, die keine Ahnung haben, weil sie sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen mussten." Dominic verdrehte die Augen. "Und das Gegenteil würde nur mein Weltverständnis bestätigen." Dominic schmunzelte kurz über diese Erkenntnis. "Aber wie gesagt, das war auch nur etwas, das vorhergehende Überlegungen bestätigt hat."

Was? Dominic war schwul? Das hätte Marlon jetzt als letztes gedacht. Er dachte von schwulen leuten immer, dass die total nett sind. Erst recht zu anderen Jungs. Und so eitel, wie er war, hätte er von einem Schwulen natürlich erwartet, dass er diese Gelegenheit ausnutzen und Marlon anmachen würde. Aber von all dem, war bei Dominic nichts zu erkennen. //Tja, das beweist wieder einmal, dass man keine Vorurteile haben sollte. Damit sollte ich mich ja nun auskennen!// "Ok, ich würde mich sicher auch nicht drüber freuen, aber das liegt wohl eher da dran, dass...naja in meiner Familie hätte ich sicher mehr Probleme damit als die meisten Anderen. Mich würde man enterben, verstoßen,....ja denen würde ich sogar zutrauen, dass sie mich umbringen." Dass das letzte keine sarkastische Bemerkung war, sondern purer Ernst, musste Dominic ja nicht wissen. Es sei denn, er hatte es nicht schon längst an Marlons Tonfall gehört.

"Ist mir klar, dass das sicher irgendwie veriwrrend und sicher nicht leicht ist, aber du solltest dich damit abfinden, dass das , was du als Probleme bezeichnest, eigentlich lächerlich ist. Andere Leute haben viel größere Probleme und sind trotzdem glücklicher als du. Und ich bin mir sicher, wenn auch nur einer von denen dich sehen würde, wie du mit deinen eigentlich unnötigen Problemen hier rumsitzt, er würde dich auf der Stelle töten. Glaub mir. Ich weiss genau wovon ich hier rede. Ich weiss auch genau, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist. Das durfte ich selbst erfahren. Ich bin sicher nicht ein kleienr verwöhn ter Reinblüter, dem immer nur Gutes wiederfahren ist. Doch ich weiss, dass ein Leben, in dem man sich nur auf die schlechten Dinge konzentriert nur unnötig schmerzhaft ist. du kannst dir das gern schönreden, doch du bist der lebende Beweis dafür. Und ein Leben, in dem man immer nur grau sieht ist ein sinnloses Leben und meiner Meinung nach, ist es es nicht wert, gelebt zu werden. Da ist der Tod dann doch einfacher!"

"Sich aus der Affäre zu ziehen ist feige," stellte Dominic auf Marlons letzten Kommentar reflexartig nüchtern fest. "Aber ich sagte ja bereits, dass das alles nur bedingt zueinander passt. Es ist ein Mosaikstein, der sich ins Gesamtbild fügt. Was die Familie betrifft, wissen die davon nix und das bleibt auch so. Ich habe keinen Bock drauf, dass die noch mehr Gründe finden, sich in mein Leben einmischen zu wollen. Das gehört nämlich mir und damit mache ich, was ich will." Er seufzte. "Und du denkst trotz Allem in Klischees. Du sagst mir, ich solle mich nicht bloß auf andere beziehen. Tu ich auch gar nicht. Es ist vielmehr so, dass ich das nur zur Bestätigung meiner... Gefühle, Einstellungen, Einsichten... Nenn es, wie du magst... Jedenfalls geht es um die. Mag sein, dass du findest, dass es anderen schlechter geht, will ich auch gar nicht dran zweifeln. Ich habe aber keinen Bock, gut gelaunt durch die Gegend zu rennen und mich mit Enttäuschungen rumschlagen zu müssen. Auch wenn du dir das nicht vorstellen kannst. Ich bin ganz zufrieden mit mir. Ich habe keine Probleme, es sei denn, man will den Rest der Welt als Problem auffassen. Eigentlich ist mir der Rest der Welt nur lästig." Dominic seufzte.
"Aber das verstehst du wahrscheinlich genauso wenig wie alle anderen." Er legte seinen Kopf auf die Knie. "Mein Leben ist auch nicht schmerzhaft. Weiß gar nicht, wie du drauf kommst. Es ist vielmehr alles drumherum, was mir tierisch auf den Geist gehen kann. Lasst mich allein und ich bin der glücklichste Mensch auf Erden. Ich will einfach nicht problematisiert werden, ich will ich sein. Damit habe ich genug zu tun und da ist es nicht hilfreich, wenn ständig jemand meint, er wüsste es besser als ich." Dominic seufzte wieder. "Das ist das einzige Problem, das ich habe. Alle meinen es unheimlich gut mit mir." Er verdrehte die Augen. "Alle stellen irgendwelche Erwartungen an mich. Hast du vielleicht noch mehr? Soll ich mich unsterblich in dich verlieben, weil du so unglaublich hübsch bist? Oder soll ich die Weisheit deiner Worte akzeptieren und ab morgen fröhlich durch die Welt laufen, nur weil es Leute in der Welt gibt, denen es schlechter geht als mir?" Dominic schüttelte den Kopf. "Es ist keine Frage der bloßen Verwirrung ob der eigenen sexuellen Orientierung oder wie man damit umgeht. Das sind nur Teile der eigenen Identität. Wenn das alles wäre, wär's verflucht einfach, das Problem zu lösen, nicht wahr?" Dominic blickte Marlon nun zur Abwechslung an und wirkte dabei einigermaßen belustigt. "Müsste es ja nur ausleben."

"Nein du sollst natürlcih nicht fröhlich herumlaufen, weil die anderen es wollen. Es gibt da zwar sonen spruch: Die stärksten sind die, die trotz Trauer lächeln, um andere glücklich zu machen. Doch das mach einen früher oder Später wahnsinnig. Nein das sollst du definitiv nicht. Doch für uns sieht es so aus, als würdest du dich nie freuen. Das wäre ein Problem, denn wie ich schon sagte, ist ein Leben, in dem man nur das Schlechte sieht sinnlos. Aber da du ja grad gesagt hast, das du eigentlich sehr zufrieden bist und nur wir es sind, die deine Laune herunterziehen, muss ich mir darüber wohl keine Gedanken machen. Dann ist deine Weltanschauung wohl doch nicht so schwarz, sondern du bist einfach nur ein Einzelgänger. Ich könnte dir natürlich jetzt noch einreden, dass jeder Mensch Freunde brauch, doch ich denke das hast du sicher schon oft gehört und es soll nicht rüber kommen, als wollte ich dir meine freundschaft aufzwängen."

"Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass du irgendjemanden hast, den man als Freund bezeichnen könnte, aber eigentlich geht mich das ja auch nichts an. Du musst dich natürlich auch nicht in mich verlieben. Finde es toll, dass du mich hübsch findest und hätte auch kein Problem damit, du müsstest dann aber nicht damit rechnen, dass ich das ganze erwiedern könnte. Aber wahrscheinlich ist dem ja eh nicht so." Auch Marlon musste nun kurz schmunzeln, Irgendwie wäre das schon lustig, wenn Dominic sich plötzlich in ihn verlieben würde. Bei jemandem wie Dominic konnte er sich garnicht vorstellen, wie das aussehen würde. "Ausleben...Tja das solltest du wohl mal, wenn du's noch nicht getan hast. So würdest du dich auf jeden Fall mehr damit auseinandersetzen und ,ehr erfahrungen sammeln." Das Dominic das in diesem Moment wahrscheinlich nicht generell meinte, bekam der naive Italiener nicht mit. Genauso wenig, wie dass er gerade etwas sehr zweideutiges gesagt hatte.

"Heute implizit schon zwei, explizit immerhin auch schon einmal. Ist mein tägliches Brot zu erklären, dass ich auf Freunde nicht angewiesen bin. Es gibt Leute, mit denen ich besser klar komme als mit anderen und es gibt sogar Leute, mit denen ich lieber und regelmäßiger rede, als sich die meisten hier vorstellen könnten." Das Gespräch mit Shouky hatte wohl wirklich so einiges bewirkt, dass er das hier so aussprechen kann. Vielleicht lag es auch dran, dass er Marlon weniger kannte als die anderen. Er hatte ja auch mit Clue besser reden können als die anderen. Die Fremdheit gewährte ihm eine gewisse Distanz, die ihm ein Wohlgefühl vermittelte. So musste es wohl sein, dachte er bei sich.
"Aber nein, ich bin nicht drauf angewiesen, mich mit Leuten anzufreunden, es ging bislang immer ganz gut ohne und es wird in Zukunft auch ohne gehen..." Den Teil mit der Gegenwart klammerte er einmal aus, denn auch wenn Pascal ob dieser Aussage wohl nicht gekränkt sein würde, hätte Dominic ein schlechtes Gewissen, wenn er ihn rundweg verleugnen würde. "Dass ich dich hübsch finden würde... Das war mehr als ironische Bemerkung gemeint, daran muss ich wohl noch arbeiten, aber das ist mir ehrlich gesagt auch relativ egal, auf Äußerlichkeiten lege ich genau so wenig Wert wie auf Freundschaften. Aber in der Beziehung hast du mich ohnehin furchtbar missverstanden, sonst hättest du auch die anderen Punkte richtig gedeutet. Ich muss an der Ironie wirklich arbeiten." Er ließ es einmal offen, wie er das genau meinte. Vielleicht kam Marlon von allein drauf, was er ursprünglich gemeint hatte. Er hatte allerdings auch nicht vor, da mehr ins Detail zu gehen. Ob er sich mit dem Ausleben von Gefühlen und Neigungen auskannte oder nicht, ging den Typen ja nun mal gar nichts an, auch wenn Dominic mit den menschlichen Trieben hin und wieder haderte und ihm schlaflose Nächte bereiteten. Das ging aber wirklich zu weit. 'Da dir Aussehen aber eh egal ist, lass mich anmerken, dass ich Marlon eigentlich ganz nett finde. Außerdem stimmt mit dem Jungen was nicht. Ich glaub der ist genau so verquer wie du, Hohensayn. Ihr würdet euch bestimmt wunderbar ergänzen.'

Marlon schmunzelte "Aha, ok dann findest du mich eben nicht hübsch, deine Sache. Ist ja nicht so als würde ich nun heulen, weil 'n Junge mich nicht hübsch findet. Aber wenn dir Freundschaften egal sind und Aussehen auch, wie willst du denn dann mal n Typen abkriegen?....Sorry bin schon wieder dabei, dir einzureden, wie unbedingt du Freunde brauchst. Das wollte ich ja eigentlich lassen, weil's dine Sache ist. Reicht ja, wenn es wenigstens Leute gibt, mit denen du dich besser verstehst als mit anderen." Ausnahmsweise war da mal kien Sarkasmus in der Stimme des Jungen zu hören. Er war zwar nicht der Typ dafür und verstand auch nicht, wie andere so einzelgängerisch sein konnten, doch er wusste, dass man einem Freunde nicht aufzwingen konnte. Wahrscheinlich hatte Dominic welche, weil das bei jedem mal irgedwie so kommen musste, bezeichnete sie aber nicht als solche, damit andere nicht sagen könnte 'Siehst du? Du hast doch Freunde'.

"Naja wenn das so ist, dann muss ich anscheinend noch mehr an meiner Naivität arbeiten. Sowas passt eh nich zu nem Mondgold. Aber ihr Deutschen seit sowieso schrecklich kompliziert. Da steigt ein normaler Mensch ja nicht durch." Grinste Marlon dann. "Darf ich mal fragen, was genau ich falsch gedeutet habe? Das du mich nicht hübsch findest, habe ich denk ich mal jetzt richtig verstanden, aber was war da sonst noch?" Manchmal musste er wirklich über seine eigene Naivität lachen. Er merkte manche sachen einfach überhaupt nicht und so sah er Dominic neugierig an.

'Ein Mondgold also.' Dominic wollte das nicht weiter vertiefen, wusste jetzt aber so grob, wo er Marlon einsortieren musste. Auch wenn er nicht zur Reinblüterschaft gehörte, war seine Familie müttlerlicherseits durchaus auf dem Laufenden, wer in der Zaubererwelt wer war und wer ist. Wenn man sich als Außenseiter in dieser Gesellschaft bewegte, dann konnte solch ein Wissen zumindest nie schaden. Es half zumindest, immer genau die richtigen Leute zu verärgern. Dominic lächelte matt bei diesem Gedanken. Auch die Frage, wie er mit seiner Einstellung jemals nen Typen abbekommen wollte, überging er geflissentlich. Das ging Marlon nämlich nichts an, so viele Gedanken hatte er an diese 'Problematik' allerdings auch noch nicht verschwendet, genau genommen hatte er darüber noch nie ernsthaft nachgedacht, weil sich ihm die Problemstellung noch nicht wirklich gezeigt hatte.
"Ich finde die anderen zum Großteil ehrlich gesagt erschreckend simpel gestrickt... Nicht mehr und nicht minder als irgendwelche Italiener oder Griechen..." Mit anderen Ethnien hatte er keine großen Erfahrungen sammeln können, in den anderen Ländern hatte er immerhin ein wenig Zeit verbracht, so ein oder zwei Monate. "Was deine Naivität anlangt wollte ich eigentlich nur sehen, wie du drauf reagierst, wenn ich dir ein Angebot mache, derjenige zu sein, mit dem ich meine Erfahrungen machen sollte, in Ermangelung an anderen Möglichkeiten grad im Moment." Dominic zuckte mit den Schultern. "Und ich weiß, dass der Gedanke platt ist, aber immerhin so kunstvoll verpackt, dass du es nicht gerafft hast... Was mir einiges an Spaß genommen hat."

"Oh......so meintest du das....." In Marlons Stimme, sowie in seinem Gesichtsausdruck war dabei nicht im geringsten abzulesen, was er nun dachte. Eigentlich war er selbst nicht sicher, was er nun denken sollte. "Ok damit habe ich definitiv nicht gerechnet. So eingebildet wie ich bin, hätte ich es eigentlich erwarten müssen, dic ich hätte das irgendwie von dir nicht erwartet." So wie er Dominic einschätzte, hätte er mit so einem...'Angebot' nicht gerechnet. "Wieso platt? Ich bin nicht sicher, ob ich ganz verstehe, was das bedeutet, doch wenn es das heisst, was ich denke, dann finde ich den Gedanken gar nicht platt. Schließlich weist du ja nicht, was der Gedanke mit sich bringen könnte. Ich meine, was wäre, wenn ich dem Angebot nachkommen würde? So etwas kann man nie wissen."

Natürlich sollte das nicht unbedingt heißen, das Marlon bereit dazu wäre. Die in Wien würden ihm den Kopf abreißen und auch wenn sich das für ihn nicht so extrem abwegig anhörte, interessierten ihn doch eher die Mädchen. Hier ging es nur darum herauszufinden, was Dominic tuen würde. Ihn besser einschätzen zu können. Immerhin schien er ein ziemlich schwer zu durchschauender und seltsamer Mensch zu sein. Selbst Marlon, der durch seine Vampirgene, war er auch nicht immer in der Lage sie kontrolliert einzusetzen, einen großen Vorteil beim durchschauen von menschen hatte, war nicht in der Lage genau zu sagen, wie es um Dominic stand.

"Platt halt... Flach... Plump... Primitiv... Nenn's, wie du willst. Ging mir auch eher um die Art und Weise," sinnierte Dominic vor sich und grübelte, was er mit der Erwiderung jetzt nur anfangen sollte. Das war ihm eindeutig zu intellektuell gewesen. als es in seinen Planungen aufgekommen war. Er wollte sich über Marlons Reaktion ein wenig amüsieren, er hatte nämlich damit gerechnet, dass der abwehren würde. Er wollte ja auch gar nichts von Marlon, eigentlich wollte er von niemandem etwas, also zumindest hatte er da nie groß dran gedacht.
Wenn er nicht über ein gewisses Maß an Selbstkontrolle verfügte, hätte er jetzt wohl schlucken müssen. Aber dass sich sein kleiner Spaß jetzt gegen ihn zu wenden drohte, das behagte ihm nicht so wirklich. Dominic rutschte einen Augenblick auf seinem Hosenboden herum, während er nachdachte, was er Marlon sagen sollte, was von ihm erwartet wurde. 'Also wenn du mich fragst, Hohensayn...' 'Dich fragt niemand. Da kommen nur blödsinnige Dinge bei raus, du bist doch kontaminiert.' 'Was würde ich denn sagen, Hohensayn?' 'Wahrscheinlich irgendwas, das ich gar nicht will. Die Gunst der Stunde nutzen, mich ausprobieren, mich ausleben oder sowas...' 'Und wie kommst du drauf?' 'Öhm...' 'Fragt sich jetzt, wer hier die abwegigen Ideen hat.' 'Moment mal, was gibt das denn jetzt?' 'Nichts... Eigentlich bin ich sowieso du, Hohensayn, was die ganze Sache noch paradoxer für dich macht, gell?' 'Blödmann.' "Stimmt, das weiß man nie. Allerdings glaube ich nicht, dass du drauf eingehen würdest, weil du sagtest, dass das nix für dich sei. Also würde ich sowieso sicher spielen und wir könnten uns das auch sparen. Ist es nicht so?" Dominic legte die Stirn in Falten und blickte Marlon an, während er ein wenig auf seiner Unterlippe kaute. 'Mal sehen, ob dir der Versuch, dich aus der Affaire zu ziehen, gelingt, mein kleiner Feigling. Du könntest zumindest mir gegenüber zugeben, dass du auch ein wenig neugierig bist, wie das so ist.' 'Du gibst auch nie Ruhe, oder?'

"Naja, aber da kannst du dir auch nicht sicher sein. Schließlich sitze ich noch hier und Anstalten dir jetzt ne Ohrfeige zu verpassen oder Ähnliches habe ich ja auch nicht gemacht." //Mal schauen wie weit ich noch gehen kann. Wird bestimmt interessant, was er nun macht.// Sicher würde dominic glech rot anlaufen oder irgendwie so etwas. Er schien Marlon nicht der Typ Mensch, der mit einer solchen Situation umgehen könnte, doch wie gesagt, er war auch schwer einzuschätzen. Mal sehen, ob sich Marlons Einschätzung bestätigen würde. "Also? Was wäre dann? Was wäre, wenn ich nichts dagegen hätte und du dich jetzt ausprobieren könntest?" Weiterhin blieb Marlons gesicht ruhig und gelassen. Die fenster seiner Seele blieben kalt wie Eis. Es war ihm nicht zu entlocken, ob er willig war oder aber ob er Dominic sofort di Faust ins Gesicht drücken würde, wenn dieser Anstalten machen würd, sich ihm zu nähern.

Dominic schloss die Augen. Das hatte wohl nicht so ganz funktioniert, wie er das haben wollte. Ihn beschlich das Gefühl, dass Marlon sich jetzt einen Scherz auf seine Kosten erlaubte und seine Ohren begannen, rot anzulaufen. 'Andererseits könnte er es auch ernst meinen und ich würde das als verpasste Chance bezeichnen.' 'Wer sagt denn, dass ich das als Chance betrachten würde.' 'Ich.' 'Und wieso?' 'Weil du mich in deiner Tatenlosigkeit reichlich nervst, wenn ich so ehrlich sein darf, Hohensayn.' 'Großartig. Warum gehst du dann nicht einfach?' 'Weil ich, wie gesagt, streng genommen eh du bin.' 'Stimmt.' 'Scheiße, wa?' 'Ziemlich.' 'Find ich gut.'.
Dominic öffnete die Augen wieder. "Ich sehe den Wert des Gedankenspiels nicht. Die Frage ist doch nicht, was wäre, wenn du nichts dagegen hättest, die Frage ist, ob du wolltest oder nicht. Wenn ich sowieso keine Chance hätte, würde es sich für mich doch nicht lohnen und es wäre uns beiden irgendwie unangenehm. In dem Fall stellen sich gar keine weiteren Fragen." Er runzelte die Stirn. "Stellt sich nur die Frage, was wäre, wenn das hier keine hypothetische Unterhaltung wäre, hm? Aber darauf kenn ich die Antwort nicht." Dominics Gesichtszüge entspannten sich wieder ein wenig. Jetzt war es wieder an Marlon, etwas zu sagen und er hatte sich ein wenig Luft verschafft. Er mochte unberechenbare Situationen nicht... Definitiv nicht, wie er einmal mehr merkte.