Hauptgebäude: Eulerei (Glockenturm)

Der kleine, viereckige Raum im zweiten Stock ist der einzige Ort auf Rungholt, an dem man die Schulglocke nicht hören kann und das, obwohl sie direkt hier hängt. Der Zauber wurde allerdings nötig, weil es zudem der einzige Raum war, der als Eulerei zur Verfügung stand und man die Tiere nicht unnötig erschrecken wollte. So drängen sich hier tagsüber mehrere recht verschlafene Schuleulen und die Haustiere einiger Schüler in kleinen Schlafnischen.

pp: Unterricht

Eigentlich war Kattla nur gekommen, um nachzusehen, ob die Schneeeule Patricia schon einen Brief für sie hatte... Nun, das hatte sie nicht mehr geschafft. Aus Gründen, die wohl etwas zu absurd waren, um sie überhaupt auch nur erklären zu können, war die junge, nicht besonders lebhafte Hexe, bei den Eulen eingeschlafen. Nun lag Kattla in der einen Ecke des Eulenturmes... und schnarchte. Ein ziemlich großer Uhu hatte es sich auf ihrem Bauch gemütlich gemacht, doch davon merkte die Zauberin Nichts. "Die Verbände an den Finger... Nein... der Zauberstab... heb die Galle fest... Nicht so..." sprach sie säuselnd im Schlaf.

pp: Langhaus: Elwetritschen - Zimmer (Jungen/9.Klasse. Klasse)

Hiro stapfte über die Insel zum Haupthaus und verfluchte sich in Gedanken. Wieso konnte er sich nicht mit Luca normal unterhalten? Warum war alles immer so schwierig mit ihm? Zum wiederholten Male an diesem Tag wünschte er sich, Luca wäre besser zu Hause geblieben!

Er eilte durch das Hauptgebäude, blieb jedoch an dem köstlichen Duft des Speisesaals hängen. Er stiefelte hinein, holte sich eine große Flasche Wasser und wickelte sich einige Heidelbeerkekse in eine Serviette. Als er sich umdrehen wollte, packte er noch drei Donuts ein; einen stopfte er sich sofort gänzlich in den Mund. Das Training hatte ihn hungrig gemacht!

Mit schnellen Schritten trippelte er die Stufen empor und betrat den Eulenturm.

Sofort senkte sich die gewohnte Stille auf ihn, einzig die leisen Geräusche der Eulen, die sich schüttelten, ihm fragende Blicke zu warfen oder sich gegenseitig putzten, war zu hören. Es war ruhig und friedlich hier; so ganz anders als überall sonst auf Rungholt.

Er würde seinen Eltern schreiben. So konnte das mit Luca nicht weitergehen. Oder er würde gleich Anselm schreiben! Ja, damit er Luca sofort zurückholte! Das war ein Plan! Doch er tat nichts davon. Er hörte ein anderes Geräusch; etwas, das nicht hier in die heiligen Hallen der Eulen gehörte….

Unschlüssig blickte er sich um. Und tatsächlich! In einer Ecke saß ein Mädchen! Und es schlief mit einem Uhu auf dem Schoß! Hiro hob überrascht die Augenbrauen. Es war Kattla! Kurz stand er perplex da; warum schlief sie im Eulenturm? Mit einem Uhu auf dem Schoß? So tierlieb hatte er sie gar nicht kennen gelernt.

Langsam schritt er zu ihr und überlegte, wie er sie wecken sollte. Sollte er sie überhaupt wecken? Sie murmelte leise im Schlaf und irgendwie musste er grinsen. Langsam ging er vor ihr in die Hocke, legte die Schultasche neben sich und blickte sie an. Grinsend, sich schon auf das freuend, was gleich kommen mochte, hob er eine Hand und führte sie zu ihrem Gesicht. Zuerst vorsichtig, dann vehement, hielt er grinsend Kattlas Nase zu.

Kattlas Schlaf war schon immer ziemlich tief. Ihre Familie hatte am Morgen immer ihre liebe Not mit ihr! Deswegen rissen sie die Schritte von Hiroto nicht aus ihrem Schlummer. Als sich ihr jüngerer Mitschüler vor sie hockte, ließ der Uhu nur noch ein scheues "Hu-Uh!" hören und räumte das Feld für Hiroto. Der Junge hielt ihr die Nase zu und Kattla verschluckte sich leicht. Immer noch mit geschlossenen Augen, runzelte sie die Stirn und gab ein benommenes Grummeln von sich. Im Halbschlaf griff sie nach seinem Arm und zog den Jungen zu sich. "Du brauchst nicht zu gehen, Eule..." murmelte sie dösig und tätschelte seinen Kopf, den sie offensichtlich für den Uhu hielt. Sie öffnete ihre Augen jedoch immer weiter und sah zunächst verschwommen. Es traf sie, wie ein Blitz, als sie wieder in die wachende Welt kehrte. Was zum...? Warum...? Was machte Hiroto hier, bei ihr, so nahe?! "Bei Merlins Barte, was machst du da?!" Sie stieß den Jungen mit zornigem Blick von sich. Sie ballte ihre Faust...

Hiro grinste; Kattla zu ärgern fand er grad richtig super! Auch wenn sich der Uhu auf ihrem Schoß schon verdünnisierte, so konnte er ihre Nase noch besser zudrücken. Doch plötzlich – so schnell, dass er es kaum mitbekam – griff sie nach seinem Arm und zog ihn zu sich!

Hiro verlor das Gleichgewicht, fiel nach vorn und konnte sich gerade noch mit der zweiten Hand abstützen, um nicht vollends auf Kattla zu landen! Erschrocken versuchte er sich aufzurichten, doch da tätschelte sie ihm bereits die schwarzen Haare, als sei er eine Eule!

Fast panisch wand er sich und versuchte sich loszureißen als sie auch schon die Augen öffnete und sie sich gegenseitig erschrocken anstarrten! Oh, Mann! Hiro schluckte und da stieß Kattla ihn schon vollkommen entrüstet von sich!

Wieder verlor er das Gleichgewicht und fiel rücklings auf Ellenbogen und Hintern.

„Ich mache überhaupt nichts! Was machst du? Spinnst du denn total, Kattla?“

"Was, Ich?! Du hast doch...! Oder..." Kattlas Zorn verrauchte langsam, als sie in das perplexe Gesicht des Jungen sah. Hiroto. Es war nur Hiroto. Er sah sie bestürzt an, und das reichte auch. Sie spürte, wie ihr eklig warm wurde. Wie damals, in Tschechien... "... Dumpfbacke!" zischte sie noch, ehe sie die Arme verschränkte. Sie sah aus einer der Öffnungen des Eulenturmes und musste feststellen, dass der Tag vorangeschritten war. "Feuerkrabben-Mist!" sagte sie und erhob sich. Es war mal wieder passiert! "Ich wollte doch noch..." Geschenke für Ziphin und Sevda besorgen, wollte sie sagen, doch dann fiel ihr auf, wer hier vor ihr saß: Ziphins Kumpel!

Sie grinste. "Eigentlich kommst du mir gerade recht...." sagte sie. "Du bist doch so dicke mit Ziphin? Ich brauche noch ein Geschenk. Du weißt schon, wegen heute Abend. Was mag er denn so?"

Was? Dumpfbacke? Sie beschimpfte ihn auch noch!

Er wusste, er hätte entrüstet sein sollen, vielleicht sogar sauer. Aber Hiro grinste und entspannte sich. Dumpfbacke, was? Er setzte sich in einen bequemen Schneidersitz und wische sich die Hände an seiner Jeanshose ab.

Plötzlich blickte er auf. Was? Kattla wusste auch von der Party? Sollte er sich etwa besser fragen, wer nicht davon wusste? Hiro seufzte und blickte auf seine Schultasche. Dem eingepackten Süßkram ging es noch gut. Langsam und bedächtig, um Kattla nicht gleich eine Antwort geben zu müssen, packte er die Kekse aus, schob sich einen in den Mund und hielt Kattla den ganzen Stapel auf der Serviette hin.

„Ja, ist mein Kumpel.“ nickte er und mampfte genüsslich weiter. Er schluckte. „Und ich soll dir einen Gefallen tun? Obwohl du nicht beim Auswahlspiel dabei warst?“

Hiro seufzt theatralisch. „Da reißt man sich fürs Haus schon den Hintern auf und dann ist es dir auch noch egal. Kein bisschen Patriotismus, was, Kattla?“ Er grinste und stopfte sich noch einen Keks in den Mund. Sein Magen knurrte.

Kattlas Pupillen wuchsen leicht an. Oh je, das Probespiel! Das hatte sie total vergessen. Oder eher: Sie hatte es verschlafen. Wie es wohl Simon und Aurelius ergangen war? Die musste sie gleich suchen und danach fragen... Kattla hielt kurz inne. Aber natürlich nicht, weil es sie interessierte, oder so was! ... Kattla musterte ihren Hauskameraden abschätzig. "Natürlich ist es mir egal." sagte sie und fuhr sich mit einem arroganten "Hmpf." durch die Haare. Ihr Blick zuckte jedoch immer mal wieder zu dem Jungen vor ihr. Sie öffnete den Mund, zu erst zögerlich, dann wieder sicherer: "Ich wette, du hast es nicht geschafft, was?" meinte sie mit herausforderndem Ton. Sie versuchte zwar, ihrem Gesicht einen frechen Ausdruck zu verleihen, doch das ließ ihr abwägender Blick nicht zu.

Hiro verengte die Augen zu schmalen Schlitzen und giftete sie an. Und schluckte. Das konnte sie unmöglich ernst meinen. Er blickte sie abschätzend an; sicher spielte sie gerade; wollte ihn aus der Reserve locken. Er unterdrückte ein Grinsen; er würde da nicht mitmachen…

Er hielt ihr noch immer die Kekse hin und hob die Augenbrauen. „Du hättest da sein sollen, wenn du mich versagen sehen wolltest. Ich werd´s dir nicht sagen.“ Er stopfte sich erneut einen Keks in den Mund. Er war schließlich der verdammte beste Sucher der Schule! Auch wenn ihn diese verrückte Neue irgendwie… seltsam vorkam… naja.

„Oder willst du wissen, wer es sonst noch so geschafft hat?“ Etwas abwarten, abwägend, beobachtete er Kattla.

Die Hexe fühlte sich ertappt. Kattlas Wangen wurden leicht rot und sie verschränkte trotzig ihre Arme. "Na-... Natürlich will ich das nicht wissen! Ich sagte doch, das Ganze interessiert mich nicht!" sagte sie und drehte ihren Kopf leicht zur Seite. "Ich wollte nur..." Sie schwieg wieder und löste ihre verschränkten Arme, damit sie mit ihrer Hand etwas fahrig an ihrem Pferdeschwanz spielen konnte. "Ich wollte nur wissen, welche Verlierer es nicht geschafft haben... Damit... Damit ich mich über sie lustig machen kann, genau!" sagte sie und nickte.

Hiroto beobachtete Kattla skeptisch und blinzelte dann sarkastisch „Ja, so siehst du aus.“ Er schüttelte den Kopf und mampfte noch einen Keks. Die waren so lecker…

„Also, du pennst im Eulenturm und hoffst, einer der Eulen würde dir Geschenke für Ziph und Sevda bringen?“ Betont lässig stützte er einen Ellenbogen auf ein Knie und betrachtete Kattla. Irgendwie wie Theater, fand er und unterdrückte ein Grinsen. Fehlte nur noch Popcorn.

Er dachte an Simon und Aurelius und zuckte beiläufig mit den Schultern. „Du hättest natürlich auch ins Dorf gehen können….“ Er grinste.

Die junge Hexe ließ ihren Pferdeschwanz wieder fallen und grinste Hiroto an. "Nein, das hatte ich eigentlich nicht vor. Aber ein Versuch wäre es bestimmt wert. Wer weiß, vielleicht würden es die Eulen für mich machen." antwortete sie. Das Mädchen lief nach diesen Worten zu einer der Nischen des Turmes. Dort saß ruhig eine kleine, bräunliche Eule mit großen Federohren. Ihr fehlte ein Auge; Der Blick der verbliebenen Pupille lag auf dem Mädchen. Es war Arkibald Trampelbachers Waldohreule, die von Kattla geliebkost wurde. "Ich finde, Eulen haben etwas einschläferndes. Findest du nicht auch? Diese riesigen, nahezu hypnotisierenden Augen und das weiche Federkleid..." Sie strich der Waldohreule mit dem Finger über den Kopf; Der Vogel gurrte leise.

Seit welchem Zeitpunkt mochte sie Eulen eigentlich? Es war ihr ein wenig schleierhaft, doch Kattla musste sich an einen warmen, wohligen Sommertag erinnern. Ein großer Hinterhof, ein Junge mit schwarzen Haaren, der ihr heiter eine Eule auf den Arm setzte... Sie musste leicht lächeln. "Kennst du eigentlich dieses Gefühl? Wenn man vorher etwas gar nicht so richtig bemerkt hat... Und dann trifft man Jemanden, der sein Herz daran gehängt hat. Und dann... lässt man sich irgendwie anstecken?" Sie ließ kurz von der Eule ab und sah dann zu Hiroto. Das Mädchen hielt kurz inne. Plötzlich schüttelte Kattla den Kopf und sagte leise: "Ach... Vergiss, was ich gesagt habe. Es ist dämlich." Doch sie grinste.  

"Du wirst mir also nicht einfach so einen Tipp geben, was?" Sie ging zu dem Jungen herüber. "Na schön. Spuck es schon aus: Was willst du dafür?" fragte sie und legte den Kopf schief, während der Blick ihrer bräunlichen Augen auf ihrem Schulkameraden lag.

Hiro blieb auf dem Boden sitzen und beobachtete Kattla, die zu einer Eule lief und diese streichelte. Und total bescheuerte Dinge von sich gab; was? Beinahe hätte Hiro mit dem Kopf geschüttelt; war das da überhaupt Kattla? Und von was redete sie da überhaupt? Wollte sie ihm auf diese seltsame Art sagen, dass sie Eulen mochte? Aber vorher nicht? Hä? Warum sprach sie denn so kryptisch?

Sie grinste! Warum grinste sie so dämlich? Es war ihm ein Rätsel? Hatte sie etwa was geträumt oder so? Was sollte dieses Verhalten? Wer hatte denn sein Herz an etwas gehängt, dem sie selbst vorher keine Beachtung schenkte? Von Quidditch konnte sie ja wohl kaum sprechen….

Sie kam zu ihm herüber und forderte einen Deal. Hiro drehte sich, sodass er sie direkt ansehen konnte, blieb aber auf dem Boden sitzen. Er blinzelte zu ihr auf und stopfte sich einen weiteren Keks in den Mund.

„Ich will keinen Deal.“ sagte er und schluckte. Umständlich, langsam und ganz so, als habe er alle Zeit der Welt, erhob er sich und klopfte Jeans und Hemd ab, als seien sie schmutzig. „Ich helfe dir auch so. Bin ja kein Sadist.“ Er grinste breit. Doch peinlicherweise kam ihm eine Idee, was sie für ihn tun konnte… Seine Wangen liefen etwas rot an, doch er hoffte, sie würde es nicht bemerken.

Hiro bückte sich nach seiner Schultasche und stopfte sich schnell noch einen Keks in den Mund, um sie nicht ansehen zu müssen. Beiläufig hielt er Kattla die letzten zwei Kekse hin.

Kattlas Augenbrauen schnellten in die Höhe. Doch sie blieb zunächst still und griff nach einem der Kekse. Sie biss ein Stück von dem süßlichen Gebäck ab und musterte den jungen Zauberer forsch. Dem Mädchen entging seine plötzliche Verlegenheit nicht. Was hatte er im Sinn? Und vor allem... Warum sagte er Nichts? Man musste ja nicht wie ein Kniesel um den heißen Brei schleichen! Als sie zu Ende gekaut hatte, sagte das Mädchen: "Also ist da doch was." Ihre Mundwinkel zuckten leicht nach oben. "Eine Hand wäscht die Andere, Hiroto. Und wenn du schon keinen Deal willst, dann siehe es halt als Entschädigung für meine Abwesenheit bei den Probespielen. Das hat dich ja sooooo beschäftigt." meinte sie gespielt-betroffen und sah den Jungen neugierig an.

Hiro blickte Kattla skeptisch an und schüttelte den Kopf. „Nein, beschäftigt hat es mich eigentlich nicht.“ Er zuckte sogar mit den Schultern; er hatte tatsächlich nicht an sie gedacht… sollte ihm das peinlich sein?

Aber er spürte, wie seine Wangen rot anliefen und hätte sich dafür am Liebsten aus einem Fenster des Eulenturms geworfen! Wer wusste schon, was Kattla jetzt dachte? Oh, Mann! Konnte er sich denn gar nicht beherrschen?

„Lass uns einfach ins Dorf gehen oder so, dann bekommst du schon sowas wie ein Geschenk für die beiden.“ Er schnippte mit den Fingern und drehte sich zum Ausgang. Das war ja nicht auszuhalten mit ihm!

(OOC: ok? Dann einfach mitnehmen^^)

"Habe ich auch nicht ernst gemeint, du Weichbirne." sagte Kattla und verdrehte die Augen. Was war denn plötzlich mit dem? Sein Gesicht erschien Kattla rot. War ihm zu heiß, oder so? Etwas perplex blieb die Hexe im Turm stehen, als der Junge ihr nicht antwortete und sich einfach umdrehte. Und da war er auch schon verschwunden. "Hey, warte mal! Du hast mir nicht gesagt... Boah!" zeterte das Mädchen und stapfte ihrem Hausgenossen hinterher.

tbc: Rungholt: Wege und Pfade