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Briefe aus den Ferien

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Beitrag  Anjun Baccaracus Mi Apr 07, 2010 10:14 pm

Mit leisen Fingern klopfte ein Sommerregen gegen die Fenster und die feinen Tropfen verwischten beim Blick nach draußen die waldigen und felsigen Konturen der Berge jenseits des Flusses. Ein Junge mit feinen edlen Zügen saß bei diesem Turmfenster und tauchte nachdenklich seine Schreibfeder in das kostbare, silberne Tintenfässchen.

Anjun hatte sich in sein Reich im Turm zurückgezogen, um einen Brief zu schreiben. Auf dem dunklen Mahagoni vor ihm lag ein Pergament, das er vollständig mit seiner schwungvollen Schrift gefüllt hatte.

„Liebe Coco, in den letzten Tagen habe ich immer mal wieder an Dich gedacht, weil ich jemanden aus Deiner Familie getroffen habe. Deinen Großvater Jaques de Lune!“, las er sich selber vor.

„Wie jedes Jahr waren meine Eltern und ich auf dem großen Pegasusrennen in Hamburg das der Baron von Gobs veranstaltet. Wir lassen unsere Pegasuse jedes Mal mitfliegen, auch wenn meist der Baron gewinnt. Er weiß aber auch ganz genau warum er in den Rennregeln festgelegt hat, dass es ein Magierrennen ist und Squibbs ausgeschlossen sind. Obwohl mein Vater sehr gut reitet, bin überzeugt, dass Elbrecht schneller wäre.

Aber ich schweife ab. Ich wollte ja erzählen wie ich Deinen Großvater traf. Anaximander und ich hatten uns die Jährlinge angesehen, die im Rahmen des großen Rennens gekört werden, als wir uns trafen. Dein Großvater sprach gerade mit dem Baron über einen besonders schönen Hengst. Er fiel mir sofort auf, weil er sich sehr grade hielt und trotz seines hohen Alters sehr hell glänzende Augen hatte. Plötzlich stieg das Pegasus und hätte wohl den Baron und Deinen Opa getroffen, wenn dieser nicht in Sekunden seinen Zauberstab gezogen und so sie beide geschützt hätte. So etwas kann nur ein richtig guter Auror das war mir sofort klar! Herr von Gobs hat das Pegasus sehr schnell wieder beruhigt, aber dann sind sie leider für ihre Verhandlung in die Villa gegangen. Ich hätte ja gerne gewusst, ob dein Opa das Pegasus gekauft hat, aber Anaximander wollte mit mir das Stutenrennen über die drei Meilen ansehen.

Auch auf dem Ball am Abend kam ich leider nicht dazu ihn zu fragen. Auch nicht danach wie der Pierre den Üblen hat fangen können, denn Walburgia wich mir den ganzen Abend nicht von der Seite. Schade, denn am nächsten Tag reiste er schon ab. Aber immerhin hat er mich daran erinnert, dass ich Dir in den Ferien schreiben wollte.

Wie geht es Dir Coco? Ich hoffe Du hast gute Ferien und mußt nicht wie ich so viel lernen. Bist Du tatsächlich nach Frankreich gefahren? Wie ist es bei Deinen Großeltern?

Ich würde mich freuen von Dir zu hören!

Liebe Grüße,

Dein Anjun“
Der junge Baccaracus siegelte den Brief und wollte gerade seinen Raben herbeirufen, als er stutzte. Eine dicke schwarze Vogelspinne kroch über den schweren, dunkelgrünen Seidensamt des Himmels über seinem Bett.

Anjun schalt sich einen Narren. Sie war irgendwo hier! Nur wo? Verflucht, wie machte sie das nur sich immer so anzuschleichen!

Der Junge tat als hätte er nichts bemerkt. Scheinbar beiläufig schlenderte er zum Schreibtisch zurück wo sein Zauberstab noch lag. Er streckte die Hand aus wie um sein Schreibzeug zusammen zu räumen, doch in letzter Sekunde schnappte er sich seinen Zauberstab und wirbelte herum. "Fini.."

"Expelliamus!"

Anjun versuchte sich zur Seite zu werfen, aber etwas riß ihm mit unwiderstehlicher Urgewalt den Zauberstab aus der Hand. Gleich darauf wurden die schimmernden Schemen, die er entdeckt hatte fester und zu einer großen schwarzen Gestalt.

Anjun errötete vor Scham und Wut über darüber, dass sie ihn so überrascht hatte, aber er verbiss sich eine verärgerte Begrüßung und wartete demütig darauf ausgescholten zu werden.

Eine Frau stand jetzt vor ihm. Sie war in dunkles Lila und Schwarz gekleidet und ein schwarzer Spitzenschleier bedeckte ihre schweren dunklen Locken. Das ebenmäßige, aber finstere Gesicht der üppigen Frau war von einem dunklem Bronzeton und die buschigen Augenbrauen zusammengewachsen.

"Zu unaufmerksam. Viel zu unaufmerksam!“, sagte sie in einem langsamen und öligem Ton, während sie ihn streng musterte. „Und dein Aufsatz in Kräuterkunde. Eine einzige Katastrophe!“

Jasinai Rottmeister schüttelte den Kopf. „Und Du willst Auror werden.“

Ärgerlich warf der Rothaarige die Lippen auf und funkelte seine Lehrerin trotzig an. "Er war viel zu schwer! Das war der Stoff für die elfte Klasse! Das wissen Sie ganz genau!"

"Das stolze hochfahrende Temperament der Baccaracus mal wieder. Voller Hochmut und frecher Widerrede.“, grummelte Jasinai in einem sehr leidenden Ton, der aber eher Zuneigung als Verzweiflung ausdrückte. Dann bedachte sie ihn jedoch wieder mit ihrem üblichen finsteren Blick und kniff die buschigen Augenbrauen zusammen. „Der Aufsatz war also zu schwer für den jungen Herren? Nun der letzte Hüter des Bannes wir dann wohl auch dem Teufelsrohr sagen Du kannst mich nicht vergiften. Dich zu erkennen ist viel zu schwer für einen Jungen meines Alters!"
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Beitrag  Coco Flieder Do Apr 08, 2010 10:16 pm

Coco schaute auf den vollen Teller vor ihrer Nase. Sie hatte wirklich keinen Hunger mehr, die Vorspeise hatte ihr schon gereicht. Doch wie erklärt man das den Großeltern, die selbst schweigend aßen und auf Tischetikette eben so viel Acht gaben, wie dass ihre Enkelin genug aß? „Großmutter? Auf mich wartet noch ein Brief von einem Freund. Darf ich aufstehen?“, fragte sie in den stillen Raum. Die Zwillinge sahen gleichzeitig auf, überrascht, dass ihre ältere Schwester wagte, die Ruhe zu durchbrechen. „Welcher Freund mag es sein, der nicht bis nach den Essen warten kann?“, fragte ihre Großmutter spitz. „Sein Name ist Baccaracus. Anjun Baccaracus.“, warf das rothaarige Mädchen in den Raum, wohl wissend, was der Name bewirken würde. Und recht hatte sie: Ihre Großmutter schien kurz nach Luft zu schnappen und auch ihr Großvater schaute nun doch von seinem Teller auf. Mehr brauchte sie gar nicht. „Danke!“, sagte Coco und entfloh schnell dem Speisezimmer. Kurz bevor die große Doppeltür in die Angeln fiel, hörte sie noch die Zwillinge beteuern, dass sie ebenfalls einen ‚Baccacus oder so‘ schreiben wollten.
Anjuns Brief lag geöffnet auf den stattlichen Schreibtisch in ihrem Zimmer unter zwei anderen. Der eine war von irgendeiner alten Tanzschule, die schon Antoinette Flieder in ihrer Jugend besucht hatte und die nun versuchte, ein neues Mitglied anzuwerben. Er wanderte ohne Umwege in den Papierkorb. Der zweite war von ihren Eltern und Coco beschloss, ihn später zu lesen. Jetzt wollte sie erstmals Anjuns Brief beantworten. Sie überlegte kurz, tippte sich dabei mit dem Ende der Feder auf die Wange und begann dann zu schreiben:

Lieber Anjun,

was konnte man auch anderes erwarten? Ich meine, immerhin war es ein Pferderennen. Sollten die Gobs je eines veranstalten, an dem mein Großvater nicht anwesend ist, so darf man davon ausgehen, dass er wohl von uns gegangen ist. Obwohl ich mir vorstellen kann, dass Großvater auch dann noch einen Weg finden würde, das Rennen zu besuchen.
Ich finde es immer wieder interessant, wie alles miteinander verbunden scheint. Wenn ich Dich nicht auf Rungholt kennengelernt hätte, dann vielleicht auf eben so einem Rennen, denn ich sage es dir: Eines Tages hätte Großvater einen Weg gefunden, wie ich ihn auf eine solche Veranstaltung begleitet hätte und wenn der Weg auch aus einem Schock- oder Fesselzauber bestanden hätte. Vielleicht wären wir ins Gespräch gekommen, nachdem Großvater den Baron und sich vor dem Pegasus beschützt hatte. Dann hätte ich das Stutenrennen vielleicht mit Anaximander und Dir angeschaut und weil ich keine fachmännische Meinung zum Thema Pegasus abliefern kann, würde ich mich vorweislich nur auf Kommentare wie ‚ah‘ und ‚oh‘ (bitte beim Lesen ein wenig in die Länge ziehen) beschränken und mit Walburgia über belanglose Dinge plaudern. Sehr geistreich, nicht?

Aber glücklicherweise haben wir uns an einem weitaus besseren Platz kennengelernt. Unser liebes Rungholt! Musst Du viel für die Schule lernen? Ich hoffe, sie sperren Dich nicht ein. Muss ich eine Rettungsaktion starten? Ich könnte einen wilden Greif in Ägypten fangen und in der Nacht des Neumonds zu Euerem Schloss geflogen kommen. Steh mit einem Lumoszauber um ca. 24.00 Uhr an Deinem Fenster, ich lasse Dir ein Seil herunter. Was hältst Du von der Idee?

Ich selber muss kaum lernen, dafür gibt es aber viele weitere Pflichten auf meiner Liste. Meine Großmutter versucht aus mir eine ehrbare junge Dame zu machen. Vergeblich, wie ich meine. Ein wenig Gesangsunterricht hie, ein wenig Tanzunterricht da und immer wieder ein Abendessen mit Leuten, die ich gar nicht kenne und deren Namen ich immer wieder vergesse. Inzwischen habe ich aber ein kleines Plätzchen gefunden, wo ich doch für einen Moment meine Ruhe genießen kann. Eine Stunde von dem Landhaus entfernt, durch ein kleines Wäldchen und schon ist man auf einer Wiese, die von einem plätschernden Bach durchzogen wird. Manchmal nehme ich ein Buch mit, indem bedeutende Muggelerfindungen aufgezählt sind, aber das fesselt mich nicht lange. Ich muss die Dinge sehen, sie anfassen können, weißt Du? Alles in allem geht es mir aber gut, ich vermisse jedoch meine Freunde, einschließlich Dir.

Ich hoffe auf eine baldige Antwort.
Alles liebe,
deine Freundin Coco

PS: Großvater hat den Pegasushengst nicht gekauft. Wahrscheinlich wollte er mit dem Gespräch nur demonstrieren, dass er theoretisch die Möglichkeit hätte. Es ist schon lange her, dass wir solche Tiere auf dem Landgut hatten, zumal mein Großvater inzwischen einfach nicht mehr in dem Alter ist, wo man noch wild durch die Gegend reitet, egal, wie schnell er noch mit dem Zauberstab sein mag.



Coco legte die Feder beiseite und lehnte sich zufrieden in dem knirschenden Holzstuhl zurück.
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Beitrag  Anjun Baccaracus Sa Apr 10, 2010 12:13 pm

Anjun Baccaracus saß am Rand eines dichten Eichen- und Buchenwaldes entspannt an den dicken Stamm einer Kastanie gelehnt. Er hatte die Reitstiefel ausgezogen und sich das Hemd weit aufgeknöpft. Die Knie angewinkelt spielte er mit den nackten Zehen im im hohen Gras der Wiese. Schattenflecken tanzten um ihn herum und es roch nach Gras und wilden Blumen. Zwei große Bäume am Beginn einer großen Weide gaben ihm Schatten, denn es war sehr heiß. Hinter ihm rupfte sein Pegasus gelangweilt an den Blättern eines Busches.

Von seinem lauschigen Plätzchen hatte der Junge einen weiten Blick in die Landschaft. In die grüne Talmulde, zwischen drei Hügel mit Weinbergen, fetten Wiesen und Streuobsthainen geschmiegt, lag ein Dorf: Eng stehende Fachwerkhäuser mit verbogenen Schieferdächern, verwinkelte Gassen, ein Marktplatz mit Springbrunnen, ja sogar ein Turm waren zu sehen.

Der junge Zauberer hatte sich Tinte und Papier herbei beschworen und diktierte, während er seinen Blick über das Dorf und die umgebenden Weinberge schweifen ließ, der selbstschreibenden Pfauenfeder einen Brief auf das neben ihm in der Luft schwebende Papier.

Liebe Coco,

ich habe Deinen Brief schon mehrere Male gelesen und jedes Mal muß ich leise lachen wie Du über Deinen Großvater und alles schreibst. Ich freue mich jedenfalls, dass Du mir geantwortet hast.

Die alte Familien kennen sich ja untereinander. Es gibt ja nicht mehr so viele davon. Daher ist es sowohl schade, als auch ungewöhnlich dass wir uns nicht vorher begegnet sind.

Ich habe mich gerade zum Schreiben an einen ähnlichen Ort zurückgezogen. Ich sitze am Waldrand auf der Osterwiese und kann ins Tal nach Trutzbach sehen. Trutzbach ist ein Dorf nahe unserer Burg, das wie Südernickelrup oder auch ein Stadtteil von Köln ausschließlich von Magierfamilien gewohnt wird. Dies im Mittelalter von vor Muggeln und Auroren geflohenen Schwarzmagiern gegründete Dorf ist historisch sehr eng mit meiner Familie verbunden. Es ist sehr schön hier auf der Wiese und ich kann Dich gut verstehen, dass Du Dich manchmal an den Bach zurück ziehst. Mir geht es ähnlich.

Meine Eltern waren entsetzt über meine Schulnoten. Daher paukt Jasinai Rottmeister den ganzen Stoff noch mal mit mir durch – und leider noch viel mehr. So hat sie mit auch mit Aritmantik angefangen. Dabei habe ich überhaupt kein Aritmanik in der Schule.

Frau Rottmeister ist eine sehr strenge Lehrerin und lässt mir keine Fehler oder Schludrigkeit durchgehen. Sie hasst Aufmüpfigkeit und Widerspruch und kann sehr gallig werden. Die meisten Leute finden sie faszinierend, aber auch unheimlich. Wo immer sie ist, ist auch ihre Vogelspinne. Seit neustem hält sie auch ein winziges, rotes drachenartiges Geschöpf, das sie auch manchmal als Feuerzeug mißbraucht. Sie raucht nämlich heimlich dicke Havannas; Muggelzigarren aus der Karibik. Das habe ich beobachtet.

Sie ist in letzter Zeit ziemlich melancholisch und sehr unausgeglichen. Sie scheint zu wenig zu schlafen und zu viel zu trinken. Sie versucht es geheim zu halten, aber ich habe es gesehen. Außerdem habe ich sie nach Trutzbach fliegen sehen. Ich wette sie ist ins „Löwe und Einhorn“. Elbrecht hat darüber geschimpft, dass sie da mit einen Zauberer aus dem Dorf rummachen würde. Er war ziemlich sauer.

Ich denke es gefällt ihr auch nicht, dass meine Eltern nach Südamerika fahren. Jedenfalls scheint mir ihre schlechte Laune angestiegen zu sein, seit mein Vater beschlossen hat die von ihm finanzierten Ausgrabungen persönlich zu besuchen. Sie hilft nämlich meinem Vater bei seinen Forschungen, aber aus irgendeinem Grunde soll sie nicht mit kommen. Auch wenn sie behauptet, dass sie gar nicht mit will, glaube ich doch, dass sie Südamerika sehr mag. Warum sollte sie sonst einen Vogelspinne halten oder sich in einen schwarzen Panther verwandeln wollen. Jedenfalls ist sie in letzter Zeit ziemlich unausgeschlafen und hat mit das Lernen recht sauer gemacht. Wenn sie es aber zu toll treibt, dann bekommt sie Ärger mit meinen Eltern.

Du siehst sie macht mir keine leichte Zeit und triezt mich ständig mit dem was ein Baccaracus alles wissen muß. Und ganz unrecht hat sie ja nicht, wenn sie sagt, dass ich eine große Verantwortung tragen muß und daher nicht in den Tag hinein leben darf.

Dennoch finde ich es ein verlockende Idee mit Dir auf einem Greifen zu fliehen! Ich finde Greife sind faszinierende Tiere! So stolz und so wild. Wir fliegen zurück nach Ägypten und fahren auf dem Nil und besehen die großen Pyramiden. Wir beide ganz alleine und es gibt nur uns und den wilden Greifen. Mit dir zusammen bei den Gräbern der Pharaonen - das wäre sicher sehr spannend.

Ich werde in diesem Jahr aber auf jeden Fall Pyramiden zu sehen bekommen – wenn auch keine ägyptischen. Meine Eltern nehmen mich mit nach Mexiko. Mein Vater gilt als Experte für alte Zaubererkulturen. Insbesondere kennt er sich mit süd- und mittelamerikanischen Hochzivilisationen aus. In Mexiko läßt der derzeit eine alte Tempelanlage erforschen. Er glaubt, dass sie dort praktizierten Menschenopfer Teil von dunklen Zaubern waren. Er kennt sich sehr gut mit Blutritualen aus.

Nun stehen die entscheidenden Untersuchungen an und wir werden dabei sein können, wenn das Forscherteam damit beginnt. Das wird so aufregend! Hoffentlich finden wir mehr als nur ein paar Steine!

Eben höre ich die Glocken im Dorf schlagen. Es ist schon zwölf Uhr! Ich muß mich jetzt dringend auf Sharifa schwingen und zurück fliegen, wenn ich nicht zu spät zum Mittagessen kommen möchte. Gib Hugin doch einen Eulenkeks, wenn er Dir den Brief bringt. Auch wenn er ein Rabe ist, mag er Eulenkekse am liebsten.

Ich freue mich von Dir zu hören und wünsche Dir wunderschöne Ferien!

Alles Liebe,

Dein Anjun

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Beitrag  Anjun Baccaracus Sa Apr 17, 2010 11:25 pm

Ein rothaariger Junge bahnte sich auf einem holperiger Pfad den Weg durch kniehohen Farn und Springkräuter. Immer wieder erschwerten Wurzen und tief herabhängende Zweige ihm das Vorankommen. In diesem Teil des Waldes wuchs das Unterholz wild und links und rechts des schmalen Weges wucherte undurchdringliches Brombeergestrüpp. So früh am Morgen war es feucht im Moos und es roch nach Erde und moderigen Blättern.

Der Junge hatte es sehr eilig, denn er sprang immer wieder über die verknotet wirkenden Wurzeln und fiel sofern die unwegsame Strecke es zuließ in einen lockeren Trab.

Der Wald um ihm herum schien unheimlich und verwunschen. Alte Bäume mit knorrigen Ästen standen dicht beieinander. Dunkles, wild wachsendes Blattgewirr wucherte auf umgestürzten, langsam zerfallendem Holz. Von dort wo sich das struppige Grün etwas zu lichten schien, klang vielstimmiges, heiseres Krächzten. Schwarze Rabenleiber flatterten zwischen den Bäumen. Ihre Schreie zerrissen die Stille, während sie alle nach einem Ort zu streben schienen.

Der Junge erreichte eine kleine Anhöhe, wo sich der Wald zu einer Lichtung öffnete. Er war nicht allein dort. Ein Mann, schwarz gekleidet wie die Nacht, stand dort. Kastanienrotes Haar wallte ihm auf die Schulter herab und um ihn herum flog eine Wolke von Raben. Überall auf den Bäumen waren die dunklen Tiere, sie saßen auf dem Waldboden und flatterten mit schwarzen Schwingen, um den Mann herum, der mit krächzender Stimme raue unmenschlich klingende Worte flüsterte.

Die großen Vögel krahten und schrien, während einer nach dem anderen an dem dunklen Mann vorbei in die Lüfte stieg und über den Wald hinweg davon flog.

Der Junge war am Rande der Lichtung stehen geblieben und sah jetzt dem letzten davonfliegenden Raben hinterher. Enttäuschung war auf seinem hübschen, vom Laufen leicht geröteten Gesicht zu sehen. Als der Mann in der schwarzen Zaubererrobe sich umwandte, grüßte er ihn höflich.

„Guten Morgen, Vater. Was gibt es Neues aus der Nachbarschaft?“

Gemessenen Schrittes kam der hochgewachsene Mann näher. „Guten Morgen, Anjun.“, erwiderte er und nickte leicht mit dem Kopf. Er hatte klassische Gesichtszüge, eine männliche Nase und ein entschlossen wirkendes Kind. Seine sturmgrauen Augen blickten wohlwollend, wenn auch ein klein wenig zu kühl auf seinen Sohn. „Nicht viel Spannendes seit gestern. Unseren Freunden geht es gut. Liselotte und Geron hatten einen Ehekrach. Im Muggeldorf neben an jedoch gab es einen Unfall. Zwei dieser Autos sind ineinander gefahren. Dabei sind drei Muggel schwer verletzt worden. Gemeingefährlich diese Dinger.“

Ein Schauder erfasste den Jungen, als die Erinnerung an eine Dampfwalze ihn streifte. „Ich verstehe nicht, warum die Muggel sie verwenden.“

Der große Magier zog seinen samtenen Umhang enger um sich, als er neben seinem Sohn zwischen den Büschen hindurch schritt. „Wann immer versuchen Magie zu imitieren, ist oft auch eine Gefahr für sie darin. “

„Hugin ist aber noch nicht zurück?“, fragte Anjun halb hoffnungsfroh, halb enttäuscht.

Cyberian hob fragend seine Augenbrauen und sah ihn von der Seite an.. „Was ist das für ein Brief, dass Du so dringend auf ihn wartest?“ Seine Schlange, die sich bislang in der mit arkanen Symbolen bestickten Kapuze versteckt hatte, kam nun hervor und wand ihren schuppigen Leib um den Hals des Mannes. Mit ihrer braun-orangen Zeichnung schien sie fast sie fast die Kastanienfarbe des dicht herab fließenden Haares aufzunehmen.

Anjun versuchte eine unbeteiligte Mine aufzusetzen. „Ach, nur eine Schülerin von Rungholt.“ Er hatte mit seinem Vater schon ein paar Auseinandersetzungen zum Thema Rungholt gehabt und war jedes mal unterlegen. So wie es aussah führte kein Weg daran vorbei, dass er wieder in das Internat gehen würde.

Die sturmgrauen Augen seines Vaters glitzerten. „Dann ist es also doch nicht so schrecklich.“

„Sie ist eine der ganz wenigen positiven Ausnahmen.“, trotzte der Junge.

Der große Mann ließ seinen Blick auf seinem Sohn ruhen. „Und wie heißt sie?“

„Coco Flieder.“

„Louis Flieders Tochter?“, fragte Cyberian überrascht. Er hob die Schlange von seinen Schultern und ließ sie in die weiten Ärmel seiner Robe gleiten, wo sie es sich in dem silbrigen Brokatfutter bequem machte.

„Du kennst Ihren Vater?“ Anjun konnte nun eine gewisse Neugier nicht verbergen.

„Natürlich kenne ich ihn. Louis Flieder hat mir als Auror das eine oder andere Artefakt vor der Nase weggeschnappt. Außerdem habe ich seine Bücher über alte Flüche gelesen. Zwei davon habe ich sogar kommentiert. Ich würde gerne wissen, was er mit den Briefen gemacht hat.“ Ein ebenso listiges wie vielsagend amüsiertes Lächeln spielte um seine Lippen.
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Beitrag  Coco Flieder Fr Mai 14, 2010 1:17 pm

Lieber Anjun,
es tut mir schrecklich leid, dass du diesen Brief erst jetzt in den Händen hältst. Die letzte Woche war ____ (hier kannst du ein Adjektiv deiner Wahl einsetzten, es sollte jedoch ‚grausig‘ übertreffen). Mein Großvater hatte eine ‚Ich-bin-super-gut-gelaunt-und-zeige-meinen-Enkelkinder-alle-möglichen-Plätzen-aus-meiner-Jugend-und-erzähle-dazu-lange-Geschichten-wobei-ich-die-wirklich-spannenden-aber-außen-vor-lasse-Phase‘.
Wir waren in Schottland, in Holland und einmal auch in Polen. Das alles in einer Woche! Viel Zeit das Land zu sehen, gab es da nicht. Mein Großvater deutet nur auf ein Gebäude, gibt einen kurzen Kommentar dazu ab und schon sind wir wieder auf Achse. Für zwei Tage waren wir auch in Rom, obwohl nur drei Stunden für den Besuch eingeplant waren. Die Zwillinge sind abgehauen und mein Großvater und ich sind die ganze Zeit durch Rom gestakst und haben nach den Jungs gesucht. Großvater grummelte andauernd etwas von ihrem schlechten Benehmen, das es eine Schande für die de Lunes sei und er schon weiß, wie er sie bestraft. Aber eigentlich machte er sich nur Sorgen um die beiden (vielleicht hatte er darüber auch vergessen, einfach seinen Zauberstab zu gebrauchen), das sah man an der Erleichterung in seinen Augen, als wir die Zwillinge am nächsten Tag gefunden hatten. Soll ich ehrlich sein? Ich habe mir kaum Sorgen um meine Brüder gemacht, sie sind eigenständiger als manch erwachsener. Außerdem habe ich es genossen, doch noch etwas von einer Stadt zu sehen bekommen, eher wir wieder zurück nach Deutschland reisten. Irgendwo in den Alpen sind wir gelandet, wo Großvater von einer Mutprobe mit einem alten Freund erzählte. Da war er ungefähr in unseren Alter gewesen (kannst du dir das vorstellen?). Sie wollten einen Bergtroll ärgern, der früher in den Alpen seine Höhle hatte und ahnungslose Bergsteiger verschlang.
Wie dem auch sei, jetzt bin ich wieder zu Hause und blicke ein wenig neidisch auf deine baldige Reise. Südamerika muss toll sein, solch fremde Kulturen wird man wohl kaum in den Alpen finden. Dürfte ich darum bitten, mir ein Souvenir mitzubringen? Das muss keine ganze Pyramide sein, ein Stein würde schon reichen!

Das deine Lehrerin so Stress macht, tut mir Leid für dich. Sommerferien sind meiner Meinung nach nicht zum Lernen da, im Gegenteil! Zum Glück kommt sie nicht mit nach Mexiko, sodass du dort wenigstens deine Ruhe haben kannst. Auch wenn Jasinai Rottmeister sich sehr interessant anhört. Mit der Spinne könnte ich mich wohl kaum anfreunden, sicherlich auch nicht mit der Lehrerin persönlich, wenn ich ihr dir erschlagen würde? Da halte ich mich lieber von fern, auch wenn ich eine Schwäche für Drachen habe. Gab es nicht ein Ort in Mexiko, wo man auf Drachen reiten konnte? Vielleicht habe ich es auch falsch in Erinnerung, könnte auch Argentinien. Peru oder Chile gewesen sein, auf jeden Fall aber Südamerika!
Wie lange wirst du weg sein? Wenn dir von den Ferien noch Zeit bleibt, dann könnten wir uns vielleicht mal treffen. Ich weiß ja nicht, was deine Eltern davon halten, vielleicht musst du zusätzlich zu den Arithmetik Stunden noch irgendwelche Fächer höherer Magie studieren. Meine Großeltern werden aber sicherlich hin und weg sein, wenn ich mich mit einem Spross der ehrwürdigen Baccaracus´ treffen würde.
Mit lieben Grüßen,
Coco



Coco las den Brief noch einmal sorgfältig durch und übergab ihn dann der schönen Eule, die schon ungeduldig an ihrem Fenster wartete. Ehe das Mädchen sich versah, war der Vogel schon in die Lüfte gestiegen und trug ihren Brief in den dunklen Nachthimmel. Es war schon spät und mit einem vollen gähnen beschloss Coco, dass es nun doch an der Zeit sei, ins Bett zu gehen.
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Beitrag  Anjun Baccaracus Sa Mai 15, 2010 10:53 pm

Liebe Coco,

leider kann ich Dir erst jetzt wieder schreiben. Ich habe Deinen Brief am Tag vor unserer Abreise erhalten und die letzten zwei Wochen war ich mit meinen Eltern in Mexiko. Leider ist der weite Weg über den Ozean ist für die meisten Vögel zu anstrengend. Ich hätte Dir gerne früher geantwortet!

Ganz Europa in einer Woche? Oh weh! Reisen ist toll, aber immer nur von Portschlüssel zu Portschlüssel zu springen, macht keinen Spaß! Aber wahrscheinlich meinte es dein Opa nur gut. Ihm bedeuten die Plätze wohl so viel, dass er es unbedingt an die Enkelgeneration weitergeben mußte. Die Sache mit dem Bergtroll finde ich aber spannend! Er war in unserem Alter? Ich schätze da haben wir etwas nachzuholen. Allerdings kenne ich keine Höhle eines Bergtrolls. Ich kenne eine Riesenfamilie, die im Pfälzer Wald lebt, aber die sind weitgehend harmlos. Sie kennen mich auch viel zu gut, um mir etwas zu tun. Aber ich könnte ihnen sagen, dass sie Dich jagen sollen, wenn du ein Abenteuer erleben möchtest.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns in den Ferien treffen könnten! Ich würde ich gerne wiedersehen. Darf ich Dich besuchen kommen? Ich würde Deine Familie gerne kennen lernen. Sie machen einen netten Eindruck. Es ist sicher lustig so viele Geschwister zu haben. Gerne überrede ich aber auch meine Eltern Dich zu uns einzuladen. Dann könnten wir durch die Höhlen streifen oder im Rhein baden. Auch wenn meine Eltern das mit den Höhlen sicher nicht gerne sehen!

Mexiko ist faszinierend, auch wenn die Untersuchung der Pyramide nicht so spannend war wie ich es mir erhofft hatte. Mein Vater hat die meiste Zeit mit Analysezaubern und Zeichnungen verbracht. Gold hat er auch gefunden, hauptsächlich aber Jade und Obsidian.

Ich sende Dir mit diesem Brief eine kleine Speerspitze aus Obsidian, die ich selber gefunden habe. Ich hoffe Du magst sie. Und ich habe eine Zeichnung der örtlichen Drachenarten für Dich gekauft. Die roten sehen zwar gefährlich aus, aber es sind die zahmsten Drachen überhaupt und man kann sie reiten. Allerdings nur mit Tarnumhang und Unsichtbarkeitszauber, weil die Muggel sonst sofort durchdrehen würden. Außerdem schicke ich dir die Samen einer seltenen mexikanischen Blume. Sie blüht in jeder Vollmondnacht und kann nur von magischen Wesen gesehen werden.

Einen großen Schatz haben wir also nicht gefunden. Zwischendurch wurde es allerdings doch dramatisch, weil die Forscher mehre Flüche brechen mußten. Jetzt verstehe ich, warum mein Vater so viel Wert auf die Anti-Magie legt. Ein Artefakt hat ihn in besondere Aufregung versetzt und er ist dauernd damit beschäftigt es zu untersuchen. Es scheinen mächtige Zauber darauf zu liegen, aber die Analyse fällt schwer.

Zwischendurch bekamen wir es mit eine Gruppe von Muggelarchäologen zu tun, die ebenfalls Ausgrabungen machen wollten und wir mussten sehr aufpassen, dass sie uns weder enttarnen, noch unsere Forschungen beeinflussen.

Meine Mutter, die die Hitze nicht so gut verträgt, hat ein paar mal einen Ausflug mit mir ans Meer gemacht. Wir waren schwimmen und haben unter den Palmen das gegessen, was Muggel unter Eis verstehen. Es war aber ganz lecker.

Zwei mal hat sie mit der mexikanischen Ministerin für auswärtige Zauberbeziehungen getroffen und einige Verhandlungen für das deutsche Zaubereriministerium geführt. Leider war mein Vater so sehr mit seiner Stufenpyramide beschäftigt, dass ich mich gelangweilt hätte, wenn ich nicht auf eigene Faust herumgestrolcht wäre. Ich bin ziemlich tief in den Wald gegangen und fast von einer Schlange gebissen worden. Außerdem habe ich die Muggelarchäologen geärgert.

Ich bin nun wieder zurück aus Mexiko und uns bleiben noch zwei Wochen. Es wäre schön, wenn wir uns träfen. Vielleicht führen wir einfach ein Kamingespräch, um uns zu verabreden?

Bitte antworte mir recht bald,

Dein Anjun
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