Rungholt: Der Besenschuppen

Der Besenschuppen steht neben dem Quidditchfeld und enthält alles, was man zum Fliegen so braucht, vor allem natürlich Besen. Auf Rungholt gibt es Schulbesen und Lagerfächer für die privaten Rennbesen der Schüler. In einer Truhe findet sich Putzzeug für alle und an der Wand darüber hängen die 10 goldenen Besenputzregeln. Viele Schüler bringen aber ihre eigenen Polituren und Wachse mit.

Gegenüber den Besenlagerfächern sind vergitterte Boxen, in welchen die Quidditchbälle liegen. Einen Schlüssel dafür hat der jeweilige Teamchef der Quidditchteams, sowie natürlich Magister Greifenklau. Der goldene Schnatz wird allerdings von ihr privat verwahrt. Ein Schnatz ist einfach zu teuer, um damit täglich zu spielen.

pp: 14:00-15:00 Uhr: Freizeit nach dem Mittagessen - Hauptgebäude: Bibliothek (1. OG) - (+Coco,Shouky und Valentin)

Angenehmes Halbdunkel herrschte im Besenschuppen und es roch nach einer Mischung aus Holz, Wachs und Polituren. An den Wänden hingen Besen aller Art. Einfache Übungsbesen, der Schulstandart, schnelle Rennbesen für das Quidditchspiel, die bequemen Langstreckenbesen der Lehrer und einige ausgewählte Spezialanfertigungen. Es war ein erhebener Anblick für jeden, der einen guten Besenflug zu schätzen wußte.

Es gab einige Lagerfächer für die Schüler, die einen eigenen Besen mit nach Rungholt gebracht hatten. Auf eines dieser Fächer mit seinem Namen darüber steuerte Anjun jetzt zu, um seinen Besen zu holen. Verstohlen ließ er dabei seinen Blick in die Fächer der Elwetritschen schweifen, um sich ein Bild vom Material der Quidditch-Gegner zu verschaffen.

Er öffnete das Gitter vor der Box und sofort kam sein Besen angeschwebt, als hätte das elegante, schnittige Gerät nur darauf gewartet befreit zu werden. Zufrieden strich der rothaarige Junge über das glatte Holz und sah die anderen an. „Und seid Ihr bereit?“

Shouky stand vor dem Besenschuppen und wartete, bis Anjun seinen Besen geholt hatte. Da sie kein Quidditch spielte, war ihr Besen nichts Besonderes, trotzdem mochte sie ihn und flog gerne eine Runde übers Gelände. Schnell holte auch sie ihren Besen aus ihrem Lagerfach und nickte Anjun zu, "ich bin bereit," sagte sie grinsend und wartetet ab bis Coco und Valentin auch fertig waren.

Anjun ließ sich die wärmende Sonne ins Gesicht scheinen, während er auf die anderen wartete. Kurz musterte er Shoukys Fluggerät, das aber, weil sie weder Kunstflug noch Quidditch betrieb, eher ein bequemer, solider Hexenbesen war und daher nicht sein Interesse fand. Er hielt seinen Besen fest, genoß die Vorfreude und ließ den Blick über das im Frühlingsgrün erstrahlte Land schweifen. Die Luft war so klar wie Kristall und so frisch, wie sie nur direkt am Meer sein konnte. Weit ging der Blick über das flache Land, wurde nur von den Dünen und einem lichten Mischwald mit zartem Blattgrün begrenzt.

„Wohin wollen wir fliegen? Hast Du besondere Wünsche? Über den Wald? Über das Meer? Oder einfach rund um die Insel?“

Lächelnd zuckte Shouky mit den Schultern, "mir ist es völlig egal, wohin wir fliegen. Wird bestimmt Spaß machen, egal wo wir sind. Ich würde vorschlagen wir fliegen einfach rund um die Insel - je nachdem, was die anderen beiden dazu sagen."

Anjuns Besen war natürlich viel toller und besser als ihr eigener, doch trotzdem widmete Shouky ihm nur einen kurzen Blick. Sie interessierte sich nicht so sehr für die Besen von anderen Leuten.

Anjun nickte leicht und schloß die Posamenten-Verschlüsse seines weichen Wollumhangs, damit er ihn später beim Flug nicht behinderte. „Immerhin wollen wir Coco aufheitern. Da kann sie bestimmen wohin sie will.“ Er senkte seine Stimme, so dass nur das neben ihm stehende Mädchen ihn verstand. „Danke, dass Du mitkommst. Ich hoffe es macht die Sache für euch nicht noch schwieriger.“

Coco zog den angenehmen Geruch von Holz ein. Im Halbdunkel holte das rothaarige Mädchen ihren Besen aus den Lagerfach, das für die Schüler war, die ihre eigenen Besen mit nach Rungholt brachten. Stolz nahm sie den Besen in die Hand. Es war ein altes Model, das sie von ihrem Vater bekommen hatte. Dieser hatte selbst schon auf ihn gesessen und im Quidditchspiel den Schnatz für seine Mannschaft gefangen. Er ist ein ausgezeichneter Sucher gewesen. Der Besen war zwar alt, aber er war so schnell und wendig, wie die wenigsten neuen Modelle es waren. Man muss nur aufpassen, dass er unter dem Po nicht zu Staub zerfällt. Coco lächelte bei dem Gedanken und streifte die Besen der anderen nur mit einem kurzen Blick. Dann antwortete sie auf Anjuns Frage: "Mir ist egal, wohin wir fliegen. Hauptsache in die Luft!" Sie freute sich schon darauf, endlich los zufliegen und schaute die anderen fragend an. "Hat jemand von euch ein bestimmtes Ziel?"

"Mir ist egal, wohin wir fliegen. Hauptsache in die Luft!"

Coco war mit ihrem Besen neben Shouky und Anjun getreten. Der unbeschwerte Klang in ihrer Stimme freute ihn und verstohlen streifte sein Blick ihre lächelnden Züge. So wollte er sie sehen! Nicht so unglücklich und mürrisch wie heute morgen.

Er erwiderte ihr Lächen und stieg auf. „Dann immer der Nase nach und wo es uns am besten gefällt!“

Er stieß sich ab, schwang einmal um die Mädchen herum, blieb dann aber exakt vor ihnen nur einen Meter über dem Boden in der Luft stehen und baumelte mit den Beinen, die er seitwärts über den Besen geschwungen hatte, während sie auf Valentin warteten.

Ein kräftige Windböe vom Meer her blähte seinen Umhang und zauste in seinen Haaren. Die Kälte prickelte auf Anjuns Haut. Trotz des strahlenden Sonnenwetters würde es ein rauer Flug werden, wild und urlebendig. Genau so wie er es liebte!

„Vielleicht sollten wir zu den Klippen fliegen. Dort dürfte es regelrecht stürmen. Außerdem haben die Uferschwalben gerade Junge, die jetzt bald flügge werden.“

"Was? Willst du etwa auf Vogeljagd gehen?", fragte Coco und lachte. Sie stieg auf ihren Besen und stieß sich vom Boden ab. Dabei hätte sie aber fast wieder die Reaktionsfähigkeit des alten Models unterschätzt und konnte gerade einige Zentimeter unter der Decke halten. "Hups!", meinte sie und kicherte erfreut. Sie war schon längere Zeit nicht mehr geflogen und freute sich nun endlich wieder über die Rungholt-Insel zu jagen. "Na gut. Ich schlage vor, wir fliegen zuerst zu den Dünen. Von da aus hat man eine gute Sicht über alles und dann können wir weitersehen. Los jetzt, Shouky, Valentin, rauf auf die Besen." Dann stieß Coco Anjun, der ebenfalls schon in der Luft war, kurz mit der Schulter an und sagte grinsend: "Das war eine gute Idee, Anjun. Chapeau!"
Und damit sauste sie auf dem Besen durch die Tür hinaus und auf die Dünen zu.

tbc: Rungholt:Dünen (+ Anjun, Shouky und Valentin)