Langhaus/Elwetritschen: Schlafsaal (Mädchen)

Der jahrgangsübergreifende Schlafsaal der Mädchen ist ein länglicher Raum, der mit Betten vollgestellt ist, die rechts und links eines freien Gangs in der Mitte stehen. Jedes Bett ist ein Himmelbette mit schweren Vorhängen einmal um das Bett herum. Neben den Betten haben die Schüler ihre Truhen stehen, in welchen ihre persönliche Dingen liegen. Für Kinder aus Muggelhaushalten gibt es Schultruhen, in welche sie ihre Sachen einräumen können. An der hinteren Wand sind mehrere Fenster, vor welchen dunkelrote Vorhänge mit goldenen Kordeln hängen, die nachts von den Tutoren zugezogen werden. Für die jüngeren Schüler ist ab 20.00 Uhr Bettruhe.

Immer noch humpelt betrat Amabella den leeren Schlafsaal und liess sich auf ihr Bett fallen. Die Erschöpfung übermannte sie und die Tränen liefen ihre Wangen hinunter. Sie hätte direkt hier hger kommen sollen und nicht erst noch im Speisesaal vorbeischauen, wo sie doch sowieso nichts essen wollte. Es war aber auch viel zu warm. Das einzige was sie erfreute war die Tatsache, dass Högni sie zu einem Eis einladen wollte. Vielleicht sollte sie ihm noch häufiger ihre Hausaufgaben geben, wer weiß, irgendwann bekam sie dann ihr lang ersehntes Date.

pp: Rungholt: Speisesaal

Högni durchquerte ohne Eile den Aufenthaltsraum, in dem zwar verschiedene Leute aus seinem Haus waren, aber nicht Amabella. Da er nicht im Mädchen-Waschraum suchen wollte, entschied er sich, einen Blick in den Schlafsaal zu werfen. "Huhu, jemand da?", wollte er fröhlich wissen und erst als er eintrat, hörte er ein verdächtiges Schluchzen. Es stammte von Amabella und war nicht zu überhören, nicht einmal für Högni. Der trotz einer gewissen Vorahnung geschockt war. "He. He. Was ist denn mit Dir?", wollte er etwas unbeholfen wissen. So was blödes aber auch. Damit hatte er nun nicht wirklich gerechnet.

Amabella hatte sich ganz ihrer Erschöpfung hingegeben und wäre wohl eingeschlafen, wenn nicht auf einmal Högni im Schlafsaal gestanden hätte. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augen. "Ich bin nur müde..." sagte sie leise und ausweichend. Erst gestern hatte Högni eines ihrer best gehüteten Geheimnisse herausgefunden und Amabella war nicht bereit noch ein weiteres preis zu geben. Abgesehen davon hatte sie den Jungen angelogen, was ihr im Nachhinein auch schon wieder sehr leid tat.
"Und meine Füße tun weh!" murmelte sie noch, denn an ihren weißen Socken zeigten sich schon wieder blutige Flecken. Ihr fehlte aber die Kraft ihre Füße zu verstecken.
Vielleicht sollte sie Högni einfach erzählen, was sie gemacht hatte, dann würde er sie kurz auslachen und sie hätte wieder ihre Ruhe... obwohl sie auch zugeben musste, dass sie seine Aufmerksamkeit schon mochte.

"Öhm." Högni blinzelte und starrte auf Amabellas Füße. Es war nicht nur zu übersehen, dass sie bluteten, sondern auch, dass jemand sie bereits versorgt hatte. Allerdings sah das nicht nach Schwester Hindendrupps Handschrift aus. Überhaupt hätte der resolute Besen...die resolute Krankenschwester Amabella kaum einfach wieder gehen gelassen. "Müde. Hm." Er setzte sich auf die Bettkante, um nicht verlegen herum zu stehen. "Sieht mir eher nach...keine Ahnung...Was hast Du gemacht? Bist Du mit den Füßen in eine Schnappmuschel getreten?", versuchte er zu scherzen.

Das Mädchen hatte die Tränen abgewischt, aber irgendwie fühlte sich Högni dennoch unwohl. Ihm waren Mädchen einfach zu emotional. Sie waren wie schwankender Morastboden. Nie hatte man das Gefühl, sicher und unbeschwert entlang laufen zu können, ständig lauerte die Gefahr irgendwo einzubrechen. Und anstrengender als auf ebenen Boden war es auch noch...

Amabella hatte zu Mindest noch die Blöße rot zu werden, aber zu mehr fehlte ihr die Kraft. Mühsam holte sie eine Muggelheilsalbe hervor, die sie im Sommer von ihrer Mutter bekommen hatte. Auch wenn ein Zauberspruch oder eine magische Tinktur sicherlich schneller geholfen hätte, ihr Körper brauchte auch etwas Ruhe.
Langsam richtete sie sich auf und murmelte leise: "Ich hab getanzt, Ballett, und den Wecker zu spät klingeln lassen."
Und so war es auch gewesen. Da sie regelmäßig in diesen Trance fiel, stellte sie sich immer einen Wecker beim Tanzen, nur dieses Mal hatte sie die Zeit mal wieder zu großzügig bemessen. Und als Strafe saß sie nun hier, heulte Högni einen vor und bekam wahrscheinlich auch noch Mitleid für ihre blutigen Füße.
Schwerfällig machte sie sich daran die Socken aus zu ziehen und die Füße von den Mullbinden zu befreien. Das Högni noch immer neben ihr saß, steigerte ihre Energie sogar etwas.

"Ah. So", sagte Högni ohne wirklich so ganz zu verstehen, was Amabella ihm da sagte. "Und Du merkst nicht, wenn Dir so was" - er nickte in Richtung ihrer Füße, welche das Mädchen versorgte - "passiert? Das muss doch weh tun." Sich einen Wecker zu stellen, um mit tanzen aufzuhören, das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Das war doch irgendwie...verrückt.

Mit Balett hatte es Högni natürlich auch nicht so wirklich, aber selbst bei Dingen, die er mochte, wie Quidditch, könnte es ihm nicht passieren, sich so zu verletzen und es nicht zu bemerken - ignorieren, okay, aber nicht nicht bemerken.

Amabella aber lächelte nur traurig. Damals als alles anfing, da hatten sie und ihre Eltern auch noch so gedacht, die Lehrerin behauptet, Amabella wäre Das Talent. Tatsächlich war sie auch nicht untalentiert, aber ihr wirkliches Können lag eben an diesem Trance. Lange hatte ihr Vater, der ein Unsäglicher war, nach forschen müssen. Doch am Ende stand eines fest:

"Magie kann noch durch andere Dinge kanalisiert werden als bloss durch ein Stück Holz. In grauer Vorzeit und bei vielen Naturvölkern ist das Gesang und Tanz. Ich weiß nicht wie es funktioniert und welche Macht ein Tanz haben kann. Bisher bin falle ich nur in einen Trance. Regelmäßig versuche ich diesen Trance auszureizen, um zu sehen, ob es noch weitere Nebeneffekte hat. Bisher allerdings gabs nur blutige Füße und einen schmerzenden erschöpften Körper. Wahrscheinlich fehlt der Gesang... Keine Ahnung." Wieder grinste sie müde. "Tut mir leid, dass du das sehen musst. Eigentlich sollte das keiner wissen, aber da du eh schon fast alles über mich weißt, kannst du das auch noch wissen. Und vielleicht kannst du mir auch noch kurz helfen. Ich komme immer schlecht an meine eigenen Füße dran, wenn mir alles weh tut."

Sie hatte die Füße bereits mit der Salbe eingerieben und eine Lage Mull darüber verteilt, jetzt musste nur noch der Verband darüber.

"Klar reich rüber", bot sich Högni an. Er hatte weder mit Blut noch mit Verletzungen Probleme und eine Binde konnte er sicher auch wickeln. "Aber das ist mal interessant", fuhr er fort, während er begann Amabellas linken Fuß zu bandagieren. "Vielleicht solltest Du mal mit Magister Schmidt reden. Wenn Du Dir schon die Füße blutig tanzt, könntest Du da doch auch noch was von haben und vielleicht die Quidditchergebnisse von nächster Woche vorhersagen."

Er grinste fröhlich. Jetzt, da er wusste, worum es bei dieser Trance ging, fand er es nicht mehr so absonderlich, jedenfalls nicht absonderlicher als Eulalias Wahrsagefertigkeiten. Allerdings war auch da bisher noch nichts Nützliches rum gekommen. Albhart, einer aus der zwölften Klasse, der im letzten Jahr abgegangen war, hatte auch solche Fähigkeiten besessen - allerdings leider auch ohne Quidditchergebnisse vorhersagen zu können. Schade eigentlich. "Man könnte damit schön Geld machen."

Högni wickelte den Verband weiter um Amabellas Füße. "Ist das eigentlich zu fest?", wollte er wissen. "Ich habe das öfter für meine kleine große Schwester gemacht, Leni. Die ist Quidditchspielerin gewesen und dann Rennteppichpilotin geworden und, naja, da gab es öfter mal blaue Flecken oder schlimmere Blassuren." Högni hatte sich schon ganz in die Situation zwischen ihnen beiden hier auf dem Bett 'eingelebt' und empfand es in keiner Weise komisch, was sie hier grad machten und redeten. So war er eben.

Amabella verzog kurz das Gesicht, als Högni ihre Füße bandagierte. Doch seine Berührungen ließen ungeahnte Gefühle hochkochen. In ihn verliebt war sie ja schon lange, aber das er sie berührte, so unschuldig dieser Moment auch war, gab es so gut wie nie. Vielleicht sollte sie ihre Chance nutzen. Erst mal aber musste sie Högni davon abbringen sie sei so wie Eulalia, zu Mindest in spiritueller Hinsicht.
"Ich glaube das hat nichts mit dem zweiten Gesicht zu tun, Högni. Ich denke, man kann damit Rituale ausführen... aber die Rituale die ich bisher recherchiert habe sind alle nicht jugendfrei, wenn du verstehst was ich meine. Außerdem traue ich mich nicht weiter zu gehen als bisher..." Und das war die Wahrheit. Das uralte Buch, dass ihr Vater ihr vor Jahren geschenkt hatte, beinhaltete viele Fruchtbarkeitsrituale, ein paar über Leben und Tod, Regenbeschwörung, Dämonen, Elementarmagie. Alles wovon Amabella erst mal lieber die Finger liess.

Als ihre Füße fertig gewickelt waren, war sie enttäuscht, dass Högni nun keine "Ausrede" mehr hatte, sie zu berühren. "Danke, es ist besser als ich selbst es je hinbekommen würde. Bin irgendwie unfähig mich um mich selbst zu kümmern manchmal..."

Was redete sie da eigentlich?

"Na, dann ist es mal gut, dass ich hier eingetrudelt bin", stellte Högni fest. "Und mit Verbänden kenne ich mich aus. Bei diesen Riten muss ich allerdings passen. Was genau muss man denn da machen?" Das interessierte ihn schon. Allerdings klang Amabella auch so als wäre es etwas...unzüchtiges. Nun, trotzdem war es interessant, oder?

Amabella überlegte kurz, ob sie Högni vertrauen konnte, aber bisher hatte er nichts Gegenteiliges gemacht und so entschied sie sich dafür, ihm ihren größten Schatz anzu vertrauen.
"Ich bin zu müde um große Erklärungen zu schwingen. Aber warum nimmst du es nicht für heute abend mit, dann kannst du selbst hineingucken und verstehst, was ich mir Nicht-Jugendfrei meinte. Es liegt da." Sie zeigte auf ihren Nachttisch und anschließend gähnte sie demonstrativ. Nicht dass sie Högni nicht gern in ihrer Nähe gehabt hätte, aber ihr Körper forderte Tribut von ihr.
Sie legte sich zurück und ihr fielen schon die Augen zu.

[Amabella: Ende]

Högni hatte sich kaum erhoben und das Buch in die Hand genommen, als Amabella auch schon weggedöst war. Diese Tanztrance-Geschichte musste wirklich sehr anstrengend sein. Kein Wunder, dass sie beim Essen so fertig gewirkt hatte. Högni entschied, das Buch mitzunehmen, um einmal einen Blick hinein zu werfen. Das könnte doch ganz lustig sein. [OOC: Dann ist Högni wohl auch fertig, =^.^=]