Ein nächtlicher Besuch

Kysira legte die Zigartettenspitze zur Seite, schob ihre Thai-Katze vorsichtig vom Schoß und erhob sich. „Das müßt ihr ja nicht heute entscheiden.“, sagte sie entschlossen und sah Ziya und Alastair freundlich, aber fest an. „Selbst wenn wir jetzt sofort eine Eule losschickten käme sie nie vor morgen an.“

Sie winkte mit dem Zauberstab und gleich darauf apparierte im hinteren Teil des Raumes eine Heinzelfrau.

„Was wir jetzt alle wohl brauchen ist ein wenig ruhigen Schlaf. Dann können wir morgen viel klarer denken und entscheiden.“ Die zarte Frau sah zu ihrem Mann herüber, der stumm seine Zustimmung gab und sie lächelte die Gofeminas an. „Ihr seid uns herzlich willkommen. Der Herr des Bannes lädt niemanden ein, den er nicht auch gerne bei sich Quartier gewährt.“ Ihr zärtlicher Blick galt Cyberian, ehe sie die Heinzelfrau beauftragte eines der Gästezimmer für die Nacht herzurichten.

Ziya und Alastair warteten, bis die Heinzelfrau das Gästezimmer hergerichtet hatte. Als sie fertig war, wünschten sie den Baccaracus eine angenehme Nacht und verschwanden in ihrem Zimmer. Es gab so viele Dinge zu besprechen, die sie unter vier Augen regeln mussten.

Seufzend ließ Ziya sich auf das Bett fallen, in dem sie diese Nacht schlafen würde. "Unglaubliche Geschichte! Mir war gar nicht bewusst, dass ...," sie zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Diese ganze Geschichte. Warum helfen die Baccaracus uns so? Dass Haldan einst Thornia geholfen hat, und mit der Kette schützen wollte, das verstehe ich ja." Sie nickte nachdenklich und ließ ihre Augen durch den Raum wandern.

Alastair nahm neben ihr Platz und lächelte. "Weißt du, Ziya, die Muggelwelt unterscheidet sich in vielen Dingen von der Zaubererwelt," flüsterte er leise. "Wir sind so sehr Mitglied der Muggelwelt, dass wir den Rest völlig verdrängt haben. In der Muggelwelt schenkt man sich nichts. Keiner will dem anderen helfen. Jeder denkt nur an sich. In der Zaubererwelt ist das jedoch - zumindest in den meisten Fällen - anders. Jede Zaubererfamilie achtet auf die andere. Kaum zu glauben, was?" murmelte Alastair.

Nachdem sich die Gofeminas verabschiedet hatte, nahm Cyberian Baccaracus den Kolkraben, der hinter der alten Frau auf der Stuhllehne gesessen hatte, auf die Hand und flüsterte ihm raue, unmenschlich klingende Worte zu. Das schwarze Tier hörte ihm scheinbar sehr aufmerksam mit schief gelegtem Kopf zu. Dann öffnete der Magier das Fenster und mit einem lauten Krah breitete der Vogel seine Schwingen aus und flog in die dunkle Nacht davon. Eine Weile sah der Baccaracus ihm noch hinterher, dann folgte er seiner Frau ins Bett.