Der goldene Schnatz

Warum eine kleine Hallig unbedingt einen Quidditch-Laden haben muss, ist nicht jedem Besucher von Süder-Nickelrupp ersichtlich. Allerdings läuft das Geschäft und die zusätzlichen Käufer von Rungholt werden nur zu gerne mitgenommen. Neben Besen, Quidditchausrüstung oder Literatur zum Thema verkauft der "Goldene Schnatz" auch Eintrittskarten für Quidditchspiele und für Touristen werden Besentouren über das Watt angeboten.

PP: Schiffsanleger und Wege

Der vertraute Geruch von Holz, Besenfett und Politur entspannten Anjun und zauberten ein feines Lächeln auf sein stolzes Gesicht. Dies mochten nicht die handgearbeiten Besen sein, die er flog, doch für eine kleine Insel wie Süder-Nickelrup war die Auswahl wirklich erstaunlich. Zielsicher steuerte er auf die Ecke mit den Rennbesen zu. Sauberwisch, Komet, Nimbus, Feuerblitz... die bekanntesten Besenfabriken waren vertreten. Das war doch ein Anfang! Er vertriefte sich mit sachkundigem Blick in die Auslage.

pp: Die magische Nadel (+Eulalia)

"Huh, hier riecht es ja wieder mal großartig", kommentierte Anselm, als er mit Eulalia im Schlepptau den Quidditchladen betrat. "Aber bei dem kühlen Wetter draußen war es wirklich eine gute Idee, keinen Rock zu kaufen. Aber wir sollten das für den Sommer definitiv im Kopf behalten. Ich setze damit bestimmt irgendwelche Trends. Guck mal, da ist Anjun..." Er hob die Hand und winkte dem Mannschaftskameraden zu. "Hey Anjun!"

„Grüß Dich Amseln. Grüß Dich Eulalia!“, der rothaarige Nachtkrabs wog gerade einen der Rennbesen in seinen Händen und fuhr mit Kennermiene über den Schweif, als seine Teamchefin und der Jäger den Laden betraten. In gewissem Sinne waren sie verabredet. Gerade weil der Tag sich für ihn anders als erwartet entwickelt hatte, war diese Begegnung ihm höchst angenehm. Vielleicht würde alles doch noch seinen normalen Gang gehen. Jedenfalls, wenn die Rowdies nicht zurück kehrten und die beiden Halbblüter nicht schwatzten. „Ich schaue mir gerade diesen Nimbus an. Was haltet ihr von ihm?“

"Ich bin kein großer Fan von Nimbus, aber ich bin wohl auch der einzige Schüler auf der Insel, der einen Komet fliegt. Weiß gar nicht, was ihr gegen den Besen habt. Jedenfalls ist Geschwindigkeit nicht alles, wie beim Nimbus. Das überfordert die meisten Piloten doch nur, statt sie den Besen wirklich meistern können. Ich finde den Anblick von trudelnden und davonrasenden Schülern leider nur selten amüsant. Es sei denn, es passiert jemandem, der es verdient hat." Anselm grinste breit, während er sich vorstellte, wie Magister Dinkelsack, an einen Nimbus gefesselt, übers Meer von Rungholt fortschoss.
"Wie dem auch sei... Wo war ich noch gleich?" Anselm kratzte am Kopf. Ob seines kleinen Tagtraums hatte er den Faden verloren.

Für einen Augenblick war Anjun irritiert. Außerhalb des Quidditch war Anselm bisweilen wirklich komisch. Wie konnte man nur so verplant sein!

„Ich habe nachgedacht.“, meinte er, um nicht darauf eingehen zu müssen. „Es ist besser für das Team, wenn wir Eustachs Besen zusammen kaufen. Um alle zum spenden zu motivieren bin ich bereit für jeden gespendeten Taler noch einen obendrauf zu legen.“

"Eustachs Besen... Achja, da war ja was." Anselm kratzte sich am Kopf. "Ich weiß nicht... Was hältst du von dem neuen Sauberwisch? Welche Position wollte er noch gleich haben? Obwohl... Wenn er als Sucher spielt, wäre die Überlegung, ihm doch einen Nimbus zu spendieren..." Anselm legte die Stirn in Falten. "Achja... Sucher, das war es. Ich finde jedenfalls, wir sollten Eustach nicht nur einen Besen kaufen, sondern auch gleich einen Fallschirm dazu. Für den Sucherposten wäre ein Nimbus vielleicht doch ganz gut geeignet... Oder ein anderer Besen? Was ist mit dem da drüben?" Er deutete auf einen Besen mit Tannenreisern. "Den habe ich noch nie gesehen, sieht stylisch aus..." Er warf die Mähne nach hinten.
"Jedenfalls klingt es gut, dass wir alle sammeln und zusammenlegen. Wir können ja auch einen kleinen Benefizabend machen oder sowas, dann bekommen die Leute was geboten."

„Benefizabend?!“ Anjun schnaubte verächtlich. „Bist Du so scharf auf den Sucher-Posten? Bei einer Benefizveranstaltung für ihn verschwindet der kleine Salamander doch im nächsten Mausloch und kommt nie wieder hervor!“

"Mööönsch Anjun, jetzt sei mal nicht so unkreativ. Eustach darf davon doch gar nichts mitbekommen. Den lenken wir ab oder schicken ihn ins Bett oder versetzen ihn in magischen Tiefschlaf. Er soll davon ja überrascht werden, dass das ganze Haus was unternimmt und nicht als Ehrengast hochgehoben werden. Der Spaß ist für die anderen da, Eustach kriegt den Besen." Er verdrehte die Augen. Das war doch glasklar, dass es so laufen musste und nicht anders.
"Oder wir erzählen ihm, dass wir das zu einem ganz anderen Zweck machen und erzählen allen anderen, was der wirkliche Anlass ist und er kann ein wenig Spaß haben, ohne dass er merkt, dass es um ihn geht, zur Not mit so nem Gedankenzauber oder so. Ich wette, du kennst da einen praktischen Hokuspokus... Jedenfalls gehts doch dadrum... Spaaaaaß!" Anselm hüpfte.

„Rede ruhig weiter, bis dir etwas einfällt!“, kommentierte Anjun zynisch. „Vielleicht kommt noch sinnvolles dabei rum.“ Seine Augenbrauen hatten sich ärgerlich zusammengezogen und er blickte Anselm finster und hochmütig an. „Ich jedenfalls werde nicht zulassen, dass Du den kleinen Salamander vor dem ganzen Haus lächerlich machst.“, sagte er scharf. Der Gedanke, dass ein Mitglied einer reinblütigen Familie Almosen von Muggelgeborenen und Halbblütern bekam widerstrebte ihm. Er jedenfalls hätte lieber auf den Sucherposten verzichtet, als sich so demütigen zu lassen. „Vielleicht hast Du vergessen was es heißt aus einer alten Familien zu stammen,spielt ja wohl keine Rolle für Dich. Ich aber habe es nicht.“

"Ich stamme aus keiner alten Familie, ich stamme aus einer Blockhütte mitten im Wald. Wir hatten noch nicht einmal einen See", stellte Anselm fest. "Ich kann also gar nicht vergessen, wie das ist, aus einer alten Familie zu stammen." Was an und für sich stimmte, denn Anselm kannte seinen Großvater väterlicherseits nicht. "Außerdem verstehe ich gar nicht, was du meinst." Anselm hatte aufgehört zu hüpfen und blickte ernst drein.
"Ich habe nicht vor, ihn vor dem ganzen Haus lächerlich zu machen. Ich versuche nur zu vereinbaren, was wir hier haben. Das Bedürfnis nach Spaß, der Wunsch, von allen ein paar Kröten zu bekommen und schließlich noch, Eustach nicht zu demütigen. Ich sehe nicht, wie der Kleine lächerlich gemacht wird, wenn es einfach eine Party gibt, die heimlich für ihn stattfindet. Meinst du nicht, das völlig heimlich hinter seinem Rücken zu machen, sei noch viel demütigender für ihn?" Er seufzte. "Außerdem, guck dir den Buben doch mal an. Eitlen Stolz hat der jedenfalls nicht." Er zog die Brauen hoch, während Anjuns aufkeimende Wut ungerührt an ihm abperlte.

Anjun verzog ein wenig säuerlich den Mund. Er stand mit breiten Beinen da, die Daumen in seine Robenaufschläge gehakt. Ihm missfiel Anselms Ton. „Gegen eine Quidditch-Party habe ich nichts. Du kannst gerne eine Hausparty organisieren. Das wird sicherlich ein Spaß.“, sagte er mit feinem Lächeln und etwas gönnerhafter Stimme. „Aber das mit Eustachs Besen muß in einem kleinen Kreis bleiben. Wenn ihr daraus ein großes Theater macht, dann könnt ihr meine Unterstützung vergessen. - Und jetzt sollten wir uns den wirklich wichtigen Dingen zuwenden. Nämlich welchen Besen Eustach braucht.“ Er wandte sich ab und den Besen hinter ihm auf den Regalen zu.

Anselm nickte nur und lächelte ein wenig entrückt vor sich hin. Er verzichtete darauf, Anjun darauf hinzuweisen, dass es dessen Idee gewesen war, die Finanzierung von Eustachs Besen auf eine breitere Basis zu stellen und Anselm selbst nur einen Vorschlag unterbreitet hatte, wie man die Anderen zu ein wenig Freigiebigkeit animieren könnte. Es wäre kleinlich gewesen, deshalb noch einen Streit oder sowas zu provozieren. Er blickte sich in dem Laden um.
"Also ein Sucherbesen... Such, Besen, such!" Er blickte sich um, aber kein Besen schien sich momentan besonders vorzudrängen, der sich als Suchbesen sonderlich eignen würde. Er seufzte und wandelte durch die Reihen. "Was hältstn du vom neuen Sauberwisch, Anjun?"

„Ein Sauberwisch?“ Der rothaarige Nachtkrab nahm einen der Besen aus dem Regal und wog ihn in den Händen. „Ein solides Modell. Stabile Flugeigenschaften bei akzeptabler Beschleunigung. In meinen Augen ein vernünftiger Besen für einen Jäger, aber etwas zu langsam für einen Sucher. Es gibt weit aus schnellere. Allerdings ist bei der Tollkühnheit des kleinen Salamander ein gewisser Sicherheitsfaktor nicht zu vernachlässigen. Außerdem hat er ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Er hob einen anderen, schneeweißen Besen aus dem Regal und hielt ihn neben den Sauberwisch. „Oder aber wir nehmen einen Blizzard?“

"Ein Blizzard, hm?" Anselm warf einen eingehenden Blick auf das Schild, das die Daten des Blizzard verkündete. "Ich persönlich finde die Dinger ja ein wenig prollig, muss aber auch zugeben, noch nie auf einem geflogen zu sein. Wenn ich mir das so anschaue, ist er ein wenig schneller als der Sauberwisch." Er nickte nachdenklich. "Zu den Flugeigenschaften kann ich sonst nicht viel sagen, klingt aber ganz gut. Vor Allem mit dem eingebauten Absturz-Prallkissenzauber. Hätte nie gedacht, dass das Ding so sicher ist." Er wickelte eine seiner Haarsträhnen um einen Finger.
"Ein Blizzard. Unser kleiner, eiskalter Eustach. Ich weiß nicht... Meinst du, er würde sich auf dem Besen wohl fühlen? Ich meine jetzt schon vom Aussehen her. Von den Daten her scheints ja doch okay zu sein... Aber wenn er ihm net gefällt, dann fliegt er vielleicht nicht so gut damit."

"Meinst Du er bekommt Feng-Shui-technisch ein Problem damit.", grinsend ließ er den Besen wieder zurück ins Regal schweben. Bescheidenheit gehörte nicht zu seinen Tugenden. Dennoch konnte er Anselms Argument nachvollziehen. Eustachs Psychologie war eine ganz andere. Wo Anjun sich gerne selber darstellte, versteckte sich der kleine Salamander gerne im Schatten und vor allen anderen Schülern. "Obwohl er einen Absturzpolster zweifelsohne gebrauchen kann." Er zuckte mit den Schultern.

Der Junge ging ein Regal weiter und las die Schilder der dort ausgestellten Besen laut vor. "Was meinst du zu dem Wirbelwind wie ihn Diana von den Wolpertingern fliegt?"

Als er sich zu Eulalia umdrehte, um die Meinung seiner Teamchefin zu erfahren, bemerkte er, dass das Mädchen noch immer geistesabwesend und mit glasigen Augen im Eingangsbereich stand. Sie starrte regungslos auf die Fensterscheibe.

"Eulalia?" Anjun trat neben sie, doch sie reagierte nicht einmal, als er sie am Arm berührte. Sie schien ganz weit weg zu sein mit ihrem Geist. "Was ist mit ihr? Sie sieht aus wie meine Oma, wenn sie eine Vision hat. Hat sie das öfter?", wandte er sich an Anselm.

OCC: Sich nicht einzumischen ist untypisch für Eulalia. Deswegen erlaube ich mir mal diesen Kunstgriff. Sie wollt die Sehergabe ja ohnehin mehr ins Spiel bringen. - Und es erinnert mich gerade etwas an Marc the red aus The Gamers.

"Vom Wirbelwind hab ich schon viel gutes gehört," erwiderte Anselm schmunzelnd, als Anjun von Feng-Shui gesprochen hatte. Er hätte nie gedacht, dass der Rothaarige sich mit so etwas auskannte, aber er steckte offenbar voller Überraschungen. Als sich Eulalia aber nicht in ihr Gespräch eingemischt hatte, wie sie es sonst so gern tat und Anjun sich auch noch über Eulalias Verhalten zu wundern begann, drehte er sich zu seiner Freundin um und musterte sie von oben bis unten.
"Das hat sie manchmal, dann ist sie offenbar ganz einfach in ihrer kleinen Welt voller fleischfressender Pflanzen und fieser
Giftschlangen... Glaub ich." Er legte den Kopf schief und folgte Eulalias Blick in die Ferne. "Vielleicht färbe ich ab." Er schmunzelte.

Anjun sah noch immer ziemlich irritiert zu Eulalia, die mit glasigen Augen die schemenhaften Reflektionen auf der Glasscheibe betrachtete. Wäre sie seine Großmutter, hätte er Stein und Bein geschworen, dass sie gerade eine Vision hatte. Aber da Anselm meinte, dass sie bisweilen recht geistesabwesend war, wandte er sich wieder dem Besen zu. Er war immerhin ihr Freund. Er kannte sie besser.

„Diana schwört auf den Wirbelwind. Wenn es nach ihr ginge, dann hätten alle Wolpertinger einen Wirbelwind. Allerdings ist sie Treiberin und keine Sucherin.“ Er studierte die technischen Daten auf dem kleinen Schild neben dem Besen. „Wollen wir ihn mal ausprobieren?“

"Naja, Diana weiß aber auch, wie man Quidditch spielt, sie weiß also durchaus, dass man auf jedem Posten bestimmte Eigenschaften des Besens braucht. Und als Treiber musst du auch flott sein. Und ein Besen, der sich nicht so leicht vom Kurs abbringen lässt ist für einen Anfänger in der Luft auch nicht verkehrt. Der Kleine ist ja bislang nur mit den Schulbesen geflogen." Anselm nahm den Wirbelwind einmal in die Hände und strich nachdenklich über den Besenstiel.
"Fühlt sich gut an. Wenn Diana meint, er sei gut, sollten wir ihn definitiv in die nähere Auswahl ziehen." Er schulterte den Besen. "Gehen wir ihn ausprobieren. Ich will in die Luft." Anselm wandte sich dem Verkäufer, der so aussah, als ob er dem Gespräch gefolgt war. Anselm wollte gerade den Mund öffnen, da nickte der Mann und bedeutete den beiden fussigen Jungs, den Besen draußen auszuprobieren. "Dann mal los."

Die beiden Nachtkrabs drängten auf die Straße, um draußen den Besen ausprobieren zu können. Der Ladenbesitzer folgte ihnen, während Eulalia zurück blieb. Anjun warf ihr einen halb besorgten, halb mißtrauischen Blick zu. War sie krank? Hatte sie tatsächlich eine Vision? Oder hatte sich jemand mit einem Fluch an ihr gerächt? Er war aber viel zu neugierig auf die Flugeigenschaften des neuen Wirbelwinds und so beobachtete er lieber wie Anselm aufstieg und sich rasch über die Reetdächer des Inseldorfes erhob. Mit zurück gelegtem Kopf blinzelte der junge Baccaracus in die Sonne, während er den Loopings des Älteren mit den Augen folgte.

Anselm war ins Freie getreten und hatte den Besen bestiegen. Kaum hatte er sich abgestoßen, staunte er schon nicht schlecht. "Wow!" Er war ziemlich ruckartig angeflogen, sein neuer Komet war da wesentlich sanfter, wenn auch ein wenig langsamer als dieser Besen hier. Es war eben ein echter Wirbelwind, dieser Besen. Anselm versuchte verschiedene Flugmanöver aus, die man als Sucher häufiger brauchte als als Jäger. Aber Anselm hatte auch Loopings, Schrauben, Beschleunigungs- und Abbremsmanöver im Programm. Es brauchte ein wenig Kraft, den Besen zu steuern, aber nicht so viel, als dass man es als schwerfällig empfinden könnte. Einen Sturzflug wollte er damit allerdings nicht ausprobieren und deshalb setzte er sanft neben Anjun auf.
"Nicht unbedingt meine Kragenweite, wenn du mich fragst, aber ich muss mit dem Besen ja auch nicht fliegen. Solides Stück und für einen Sucher sicher geeignet. Vielleicht am Anfang ein wenig schwergängig, aber den perfekten Besen gibt es eh nicht, muss Eustach sich halt dran gewöhnen." Er reichte den Besen an Anjun weiter. "Jetzt bist du dran."

"Huihoo!" Kaum war Anjun aufgestiegen, schoss der Besen auch schon in die Höhe. Er war voll ungezügeltem Tempo, fast wie ein junges Rennpegasus. Der Besen gehorchte dem Jungen nur schwer, aber wenn er ihn kräftig lenkte, dann kamen die Reaktionen um so deutlicher. Es war ein ruppiger, aber schneller Flug über die Hausdächer bis hinunter zur See. Ein kleiner Junge badete dort im Meer. Anjun fror schon bei seinem Anblick. Zurück kommend wagte er sich an tollkühnere Manöver: Loopings, Schrauben und steile Sturzflüge.

Er flog noch einmal eine enge Acht, ehe er neben Anselm landete. "Du hast recht. Er macht seinem Namen Wirbelwind alle Ehre. Und man braucht Kraft, um ihn zu beherrschen. Wir sind älter und daher kräftiger als Eustach. Es wäre interessant zu sehen, wie ein Fünft- oder Sechstklässler damit zurecht kommt."

Er spähte zu den Läden, vor denen sich Trauben jüngerer Schüler gebildet hatten. Dann fiel sein Blick auf die einsame Gestalt im Meer.

"Der Typ scheint ein harter Kerl zu sein. Badet im eiskalten Meer."

"Ich weiß nicht, vielleicht ist er auch einfach nur ein wenig verrückt. Der holt sich doch nur eine Erkältung," gab Anselm zu bedenken und wandte sich von der Richtung, auf die Anjun gezeigt hatte, ab, guckte den anderen Nachtkrab dafür lieber an. "Ich denke, wenn wir ihm eine Herausforderung bieten, dann macht ihn das nur zu einem besseren Spieler, oder?" Anselm legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. "Also ich würde das zumindest denken. Vor Allem, wenn wir ihm die Anstrengung damit schmackhaft machen, dass wir ihm sagen, dass der Besen wirklich superkalifragilistisch ist... Ein Wirbelwind?"

„Wenn Du es ihm sagst, dann ganz bestimmt.“, meinte der jüngere Nachtkrabs trocken, denn er erinnerte sich noch gut daran, dass Eustach vom Besen gesprungen war, nur um ihm den Schnatz vor der Nase wegzuschnappen, weil Anselm ihm das so gesagt hatte.

„Sind wir uns also einig, dass wir den Wirbelwind kaufen wollen?“, fragte er mehr rhetorisch und sah sich dann zu seiner Teamchefin um, die noch immer teilnahmslos im Eingangsbereich des Quidditch-Ladens stand. Das war sehr ungewöhnlich.

Anjun näherte sich ihr und sprach sie an, doch sie starrte nur in das Spiegeln der Fensterscheibe. Mittlerweile fand er ihr Verhalten besorgniserregend. Der Junge zog seinen Zauberstab. Er mußte etwas ausprobieren.

„Finite Incantem!“, sprach er über Eulalia. Der Zauber floß über das Mädchen, aber nichts geschah. Sie sah weiterhin stumpf vor sich hin. Anjun kaute auf den Lippen, als er Anselm ansah. „Nun wissen wir wenigstens, dass es kein Fluch ist. Jedenfalls keiner, den Schüler hervorbringen können.“

"Aber so langsam finde ich ihr Verhalten auch albern," meinte Anselm, der sich vor Eulalia gestellt hatte. "Huhu Eulchen!" Er schnippte einmal mit dem Finger vor ihr und seufzte dann. "Immerhin kann sie mir jetzt nie wieder vorwerfen, ich sei weltfremd. So entrückt bin ja nichtmal ich." Er schüttelte den Kopf. "Vielleicht ist das aber auch nur eine Methode, um den idealen Besen für Eustach zu bestimmen. Ja, das klingt gut. Eulalia hat sich bestimmt in irgend so eine komische Trance versetzt, um ein wenig Wahrsagerei zu üben, indem sie unserem Team gleich einen großartigen Vorteil verschafft, weil sie sehen kann, auf welchem Besen Eustach gut spielen lassen. Mal sehen, ob sie unsere Wahl bestätigen wird."