Rungholt: Festplatz

Die Wiese vor dem Hauptgebäude wird gerne für besondere Anlässe genutzt, sei es für das Walpurgis-Feuer, sei es für eine Schlittschuhbahn im Winter. Je nach Bedarf werden hier verschiedene Zelte, Bänke oder andere Dinge aufgebaut, um nach der Feier wieder zu verschwinden.

An Walpurgis wird hier das traditionelle Feuer aufgeschichtet, das am Abend angezündet wird. Picknickdecken mit traditionellen Mustern werden um das Feuer ausgelegt und die Heinzel bauen ein Buffet auf mit Walpurgis-Gepäck sowie warmen und kalten Speisen, damit keiner während der Feier hungern muss.

pp: Langhaus/Nachtkrabs: Aufenthaltsraum (13:00-15:00 Uhr: Mittagessen/Freizeit)

Als Eustach den Platz vor dem Hauptgebäude erreichte, waren die Heinzel bereits damit beschäftigt, den Holzhaufen für das Walpurgisfeuer aufzuschichten. Der kleine Junge setzte sich an die Seite des Hauptgebäudes in den Schatten und sah ihnen interessiert zu.

pp: Speisesaal (13:00-15:00 Uhr: Mittagessen/Freizeit)

Langsam betrat Shouky den Festplatz und sah sich um. Im Schatten sah sie einen kleinen Fünftklässler sitzen, der die Heinzel beobachtete, die gerade dabei waren, den Holzhaufen aufzuschichten. Shouky seufzte, sie war gespannt auf den Abend aber irgendwie hatte sie auch Angst davor ... "Schwachsinn," murmelte sie leise und lehnte sich gegen die Tür, aus der sie soeben gekommen war. Hoffentlich wird sie jetzt nicht geöffnet...

pp: Hauptgebäude: Eulerei (Glockenturm)- 15:00-18:00 Uhr: Freizeit/Vorbereitung des Festes

Anjuns unmittelbarer Zorn war verflogen, auch wenn eisige Spitzen der Verbitterung in seinem Herzen zurückgeblieben waren. Doch Rache war ohnehin ein Gericht, das besser kalt serviert wurde. - Aber nicht heute.

Im Moment interessierte ihn mehr, wie man wohl auf Rungholt das Walpurgisfest vorbereitete. Zuhause war es immer ein prachtvolles Spektakel gewesen. Es war unwahrscheinlich, dass das Fest hier auch nur ansatzweise an diese Pracht und Eleganz heran reicht. Dennoch konnte der Junge eine gewisse Neugier nicht verhehlen. Ein ungewohntes Gefühl, hatte er doch eigentlich beschlossen alles auf Rungholt schrecklich zu finden.

Den Blick immer noch auf die Heinzel gerichtet, stand Shouky an der Tür. In Gedanken war sie trotzdem ganz wo anders. Sie dachte an ihre Familie und plötzlich fiel ihr ein, dass sie gar keinen Brief geschrieben hatte. Shouky biss sich auf die Lippe, naja ... sie werden es überleben. Vielleicht werde ich nachher noch ein paar Zeilen schreiben..

Außerdem musste sie sich noch eine Robe aussuchen. Langsam strich sie sich durch die Haare, "vielleicht sollte ich mir auch nochmal die Haare neu machen... pink färben, um alle zu schocken," murmelte sie und musste bei dieser Vorstellung grinsen.

Im Schatten des Hauptgebäudes nahm Anjun den kleinen Eustach Salamander war. Wie immer war er bemüht so wenig aufzufallen wie möglich. Der Junge war ihm rätselhaft. Immer zerlumpt und schmutzig, scheu und ängstlich, war er das genau Gegenteil von Anjun selber.

Aber der Rothaarige hatte keine Lust sich mit dem 5.Klässler zu beschäftigen. Stattdessen hatte er Shouky erspäht. Sie stand vor einer Tür und ließ den Blick gedankenverloren über den Festplatz streifen. Da er ohnehin nichts Besseres vor hatte, konnte er sich auch zu ihr gesellen.

Während sie sich immer noch Gedanken über ihre Frisur machte, sah sie plötzlich Anjun auf sie zu kommen. Sie lächelte, wenigstens etwas Gesellschaft ... aber Tipps zu meiner Frisur kann Anjun mir wohl eher nicht geben. Vorsichtig winkte sie ihm zu, "hey Anjun. Na, was treibt dich hier her?" rief sie fröhlich.

Anjun wölbte amüsiert beide Augenbrauen. „Ist das nicht offensichtlich?“ Seine eisblauen Augen blickten kühl, aber es schien als tanzten dennoch freundlichere Lichter in ihrem Grunde. Die freudige Stimmung zu Walpurgis ließen also auch ihn nicht völlig unbeeindruckt. Er wich elegant einem Heinzel aus, der gerade einen riesigen Topf herbei schleppte und lehnte sich dann neben sie an die Wand. „Also hast Du Dir den Logenplatz gesichert. Wo sind denn die anderen? Ich meine Deine Freundin Phoibe und so...“

Grinsend zuckte sie mit den Schultern, "wer weiß .. vielleicht wolltest du ja Eustach Salamander besuchen oder sowas," meinte sie und zwinkerte. "Keine Ahnung, ich hab Phoibe das letzte Mal im Speisesaal gesehen, vielleicht ist sie schon beim Robe anprobieren .. oder sie isst immer noch." Erneut zuckte Shouky mit den Schultern, "wollte sie nicht nach ihrer Eule schauen gehen? Vermutlich wird sie in der Eulerei sein."

Anjuns Blick schweifte über den Platz, musterte die Picknickdecken, prüfte den großen Buffettisch und blieb schließlich an der Feuerstelle hängen. Es sah defintiv anders aus als daheim. Viel einfacher, bodenständiger, aber irgendwie auch... fröhlicher.

„Ich bin schon auf den Besenflug gespannt. Wir haben eine ganz besondere Nummer einstudiert.“ Er war Mitglied in der Kunstflug-AG, etwas worauf er stolz war, auch wenn er es eigentlich für selbstverständlich gehalten hatte aufgenommen zu werden.

"Ohh, Kunstfliegen.. da wäre ich auch gerne dabei," seufzte Shouky. "Aber so gut bin ich dann doch wieder nicht, denk ich mal," traurig ließ sie ihren Blick über den Platz schweifen. "Ich bin dann einfach mal gespannt auf eure Nummer und freue mich, dass es hier wenigstens ein paar Kunstflieger gibt," sagte sie grinsend.

Ihre Gedanken schweiften kurz noch einmal zum Brief an ihre Eltern zurück. Sie würde ihnen schnell schreiben, bevor sie sich fertig machen würde.

„Es sieht so aus als wenn es ein... hmm... robustes Walpurgis wird....“, bemerkte der Rothaarige und mopste mit einem Zauber einem der vorbeilaufenden Heinzel einen Apfel aus dem riesenhaften Obstkorb. Er polierte ihn an seiner schwarzen Robe und biss dan genüsslich herein. „Und hast Du schon bestimmte Pläne für heute?“

Shouky schüttelte den Kopf, "naja, nicht wirklich. Ich werde mir jetzt wohl gleich mal die Roben anschauen, einen kurzen Brief an meine Eltern schreiben und dann... naja, abwarten." Sie zuckte mal wieder mit den Schultern, wie so oft. Eine Angewohnheit, die sie sich so langsam abgewöhnen sollte, es aber bis jetzt noch nicht geschafft hatte. "Ich habe bis jetzt ja noch keinen Partner..." leider, fügte sie in Gedanken hinzu, sie wollte nicht so denken, sie wusste, dass sie auch allein sein konnte, doch trotzdem konnte sie nichts dagegen tun. "... aber dann werd ich eben den anderen zuschauen, das macht ja auch Spaß," sagte sie tapfer und vermied es Anjun dabei in die Augen zu sehen.

Diese Bemerkung brachte eine Seite in Anjun in Schwingung, deren Klang ihm mißfiel. Immerhin hatte er in Erwägung gezogen Shouky zum Tanz einzuladen und er war sich sicher, dass es eine ganze Menge Leute gab, die dies besser gefunden hätten als seine Entscheidung für Coco.

//Bessere Erziehung.//, gingen ihm Anaximanders Worte durch den Kopf. Shouky war zudem sehr hübsch.

Doch er bereute es nicht.

Noch nicht...

//Vielleicht werden wir uns nach dem Abend für immer aus dem Weg gehen...//, überlegte er. Aber bis dahin würde er zu Coco stehen ganz gleich was geschah!

Dennoch tat es ihm leid, dass Shouky jetzt ganz allein war.

Als die Stille zwischen ihnen immer unangenehmer zu werden drohte, schwenkte Anjun seinen Zauberstab und ließ einen zweiten Apfel herüberschweben und reichte ihn dem Mädchen. „Ich hab schon Hunger und Du? Es dauert noch viel zu lange bis es Mondküchlein gibt.“

Mit einem Nicken stimmte sie Anjun zu. "Danke für den Apfel," grinsend nahm sie ihn in die Hand. "Darauf hätte ich ja auch kommen können..." Leicht biss sie in ihren Apfel. "Ich freue mich aber jetzt schon auf das Essen. Ein Apfel ist zwar auch ganz ok, aber satt wird man davon ja nicht gerade.. dabei habe ich gerade erst gegessen, oh man. Aber an einem Tag wie heute darf man das ja mal," meinte sie grinsend und warf einen Blick auf die Heinzel, die immer noch durch die Gegend liefen und völlig beschäftigt waren. "Vielleicht sollte ich mich so langsam mal um eine Robe kümmern," sagte Shouky nachdenklich.

Er nickte leicht."Dann solltest Du dich beeilen. Die sind wie die Geier!", Verachtung klang in seiner Stimme. "Wenn man nicht aufpasst sind die besten Roben sofort weg. - Falls es überhaupt gute Roben gibt. Ich meine, die sind irgendwie so... nun ja... Zum Glück hast Du ja kein Problem mit der Farbe." Auf seinem ernsten Gesicht zeigte sich die Andeutung eines schiefen Lächlens als er sie voll ansah.

"Ja, da hast du wohl Recht," sie grinste, "dir gefallen die Roben also nicht? Naja, ich habe schon schlimmerere gesehen, die sind doch ganz in Ordnung. Dann werd ich mich jetzt auf den Weg machen, wir sehen uns sicher später, viel Spaß noch," Shouky lächelte Anjun noch einmal an und verschwand dann in Richtung Aufenthaltsraum.

tbc: Langhaus/Elwetritschen: Aufenthaltsraum (15:00-18:00 Uhr: Vorbereitung des Festes)

Nachdem Shouky gegangen war, schlenderte Anjun ein Stück den Weg herunter zu einer alten Eiche in deren Ästen er Hugin entdeckt hatte. In der Nähe spielten ein paar Kinder Karten. Ein Muggel-Spiel, wie er mit Unwillen feststellte. Allerdings waren sie nicht ganz bei der Sache, sondern diskutierten viel eifriger die Festvorbereitungen, als dass sie auf ihr Blatt achteten.

Anjun lehnte sich gegen den dicken Stamm des Baumes und ließ den Knust seines Apfels in Kreisen und Loopings vor sich schweben. Ab und an änderte er die Farbe der halb gegessenen Frucht, während er gelangweilt beobachtet wie die Heinzel noch den letzten Schmuck von Birkenzweigen und bunten Bändern an den Buffettischen anbrachten.

Langsam kamen immer mehr Schüler, um die Arbeiten der Heinzel zu beobachten. Als Anjun in Eustachs Nähe mit einem Mädchen, das Eustach nicht wirklich kannte, sprach, entschied Eustach, dass es besser wäre, sich abzusetzen - zumal die Rede auf die Roben kam, welche er auch noch benötigte. Einige Schüler trugen ihre bereits und Eustach wollte nicht der letzte sein.

tbc: Langhaus/Nachtkrabs: Aufenthaltsraum

Anjun ließ den Apfelknust, den man inzwischen durch die zahlreichen Verwandlungen kaum mehr als solche erkennen konnte, mit einem „Evanesco“ verschwinden und steckte den Zauberstab ein. Er gab Hugin ein Zeichen zu Eulerei zurück zu fliegen und machte sich auf den Weg zum Langhaus der Nachtkraps, denn inzwischen waren immer mehr Schüler zum Festplatz gekommen. Nicht wenige von ihnen trugen schon ihre Roben.

Vor dem Hauptgebäude hatte sich keine kleine Menschentraube gebildet. Lachende und freudig erregte Stimmen klangen herüber. Witze wurden gerissen und die Älteren versuchten die Jüngeren zu beeindrucken oder mit haarstäubenden Geschichten über das was heute Nacht geschehen würde zu verunsichern. Es klang wie das Summen eines Bienenschwarms.

Anjun hatte den Eindruck, dass alle an einem dauerhaften „Rictusempra“ litten und er hatte gute Lust einen solchen auf die besonders lauten Kinder zu sprechen. Dann gäbe es wenigstens einen Grund für ihr penetrantes Lachen. Er fand ihr aufgeregtes Schwatzen aufdringlich und furchtbar naiv. Dies Walpurgis ließ sich wohl kaum mit den großen Festen der alten Familien oder auf dem Blocksberg vergleichen.

Zweifelos stammten einige von ihnen aus Muggelfamilien und hatten noch nie ein Walpurgisfest erlebt. Da war es nur verständnlich, dass sie aufgeregt waren und sich sogar von Selbstverständnlichkeiten beeindrucken ließen. Anjun machte ihnen daraus keinen Vorwurf. Allerdings änderte das nichts an der Tatsache, dass er sich über ihre Freude an der in seinen Augen primitiven Dekoration ärgerte. Obwohl er zugeben mußte, dass die Laternen in den Bäumen dem Fest etwas Lustiges gaben und ihm die Aussicht gefiel mal nicht unter den aufmerksamen Augen seiner Eltern zu feiern.

Er folgte dem Pfad zum Nachtkraps-Haus. Auch wenn seine Eltern heute nicht da waren und niemand dynastische Pläne für ihn entwickelte, war ihm dennoch klar, dass er unter Beobachtung stehen würde. Er und Coco.

Da waren auf der einen Seite Noise, Diana, Jörn und Nathan, die ihn zweifelsohne für den kältesten, arrgogantesten und bösartigsten Menschen hielten. Und auf der anderen Seite Anaximander, der nicht von seiner Entscheidung für Coco hielt. Einen Schussel hatte er sie genannt und viel zu albern für ihn. Anjun konnte nicht leugnen, dass darin eine Wahrheit lag. Aber mit den entgültigen Wahrheiten über Menschen war es nun mal eine solche Sache...

Wie auch immer... Heute abend würden sie zusammen tanzen. Und auch falls sie ihm seine Füße grün und blau trampeln sollte oder mit ihren Freundinnen viel zu laut lachte, würde er es sich nicht anmerken lassen. Heute Abend war Coco eine Prinzessin. Ganz gleich was geschah. Dieses Versprechen gab er sich selber. Am nächsten Morgen mocht das alles wieder anders aussehen. Aber Morgen war ein anderer Tag!

TBC: Langhaus/Nachtkrabs: Schlafsaal (Jungen)

pp: Langhaus/Nachtkrabs: Aufenthaltsraum (+Eulalia)

Anselm führte Eulalia am Arm auf den Festplatz der kleinen Hallig. Er blickte sich um. "Kitschig-hübsch oder was meinst du?" fragte er sie, ehe er Eulalia zu einer der Decken führte, die einen guten Ausblick auf den restlichen Festplatz bot, nicht zu nah am Feuer war, dass es zu heiß war, aber auch nicht zu fern, dass es zu kalt war, nah genug am Buffet, um eben herübergehen und etwas zu essen holen zu können, aber nicht zu nah, als dass ständig jemand an der Decke vorbeitrampelte. "Ich hoffe, der Platz ist genehm." war Anselms nächste Frage, aber ehe eine Antwort kommen konnte, löste er sich von Eulalia. "Wenn du mich einen Moment laufen lässt...." Er grinste. "...hole ich dann Kaffee. Ich wette, in einer der Kannen da drüben ist Kaffee für uns Junkies." Und er tapste sogleich los.

Eulalia ließ sich brav von Anselm führen, denn immerhin sollten sie ja gleich zusammen tanzen und für sie war das eine gute Übung. Sonst war sie ja immer eher wiederspenstig.
Während sie sich schon mal hinsetzte rief sie Anselm hinterher:

"Ich lass dich nur ungerne gehen, aber für Kaffee mach ich eine Ausnahme. Guck mal, ob nicht schon was zu essen stibitzen kannst, das Mittagessen ist schon sooo lange her."

"Eulalia und ich haben dringend eine Dosis Kaffee nötig, sonst überleben wir die nächsten zehn Minuten nicht." zwinkerte Anselm der Heinzelfrau zu, die gerade am Buffet zu tun hatte und alles herrichtete. Er erkannte die Kaffeekanne und nahm sie, ebenso wie zwei Tassen für den Kaffee. Alles zusammen hielt er artistisch in einer Hand und griff nach zwei Äpfeln. "Iss einen Apfel am Tag und du hast dir den Arzt gespart." reimte er noch vor sich hin, um die Apfelentnahme zu rechtfertigen, grinste die Heinzelfrau freundlich an und schlappte zu Eulalia zurück. Er stellte seine Beute ab, setzte sich hin und räkelte sich auf der Decke.
"Ich lasse mich immer gern gehen."

Eulalia beobachtete Anselm, wie er kokettös an der Heinzelfrau vorbei Kaffee schmugelte. Er war wirklich süß und wäre er nicht manchmal, fast immer... so geistesabwesend, wer weiß was dann sonst noch alles passieren würde.
Während sie den Kaffee in beide Tassen schüttete, murmelte sie: "Hast du auch für Schwester Hindenrupp einen Zweig?"

Anselm nahm seine Kaffeetasse, schlürfte genüsslich von diesem köstlichen schwarzen Getränk und spielte zufrieden mit einem seiner Zöpfchen. Er kitzelte sich damit an seiner Oberlippe. Er ließ seienn Blick über den weitgehend verwaisten Platz schweifen.
"Schwester Hindendrupp ist noch nicht da." erwiderte er, während sein Blick wieder zu Eulalia wanderte. "Aber die kommt nachher bestimmt auch ohne Robe als alte Hexe mit Traditionsbewusstsein. Da kann ich ihr keinen Zweig anstecken. Reißt du dir dann auch die Robe vom Leib?" Er kicherte.