Blockberg Universität - Ein neuer Beginn

ORT: BLOCKSBERG UNIVERSITÄT - WOHNHEIM
ZEIT: EIN TAG IM FRÜHLING - ZEITGLEICH MIT DEM SCHÜLERBESUCH
WETTER: SONNIG, ANGENEHME 16 GRAD

Elisabeth Rogel stellte ihre bodenlose Kiste an die Stirnseite des schmalen Bettes unter der mit Fachwerkbalken gestützten Dachschräge. Sie öffnete die schweren, verzieren Beschläge und ein Wink mit dem Zauberstab genügte, damit ihre Habseligkeiten sich selbst entpackten. Bunte Kleider, Jeans und selbstgestrickte Pullover flogen zu dem dunklen Kleiderschrank und warteten artig bis Elisabeth ihnen die Tür aufmachte, damit sie sich auf die Kleiderstangen hängen und in die Regale legen konnten. Ihre Schuhe marschierten unter den Schrank. Nur die Stiefel stellten sich daneben auf.

Ihre zahlreichen Pflanzen und Kräuter hatten sich unterdessen im ganzen Raum und vor allem auf dem Fensterbrett verteilt. Sie gaben dem Zimmer eine sehr persönliche, natürliche und vor allem grüne Note. Rund um ihren Schreibtisch und unter der Decke bei ihrem Bücherregal schien ein wahrer Dschungel gewachsen zu sein. Elisabeth lächelte, als ihre Kröte mit goldenen Augen hinter einem Blatt einer pulsierende leuchtenden Waldrebe hervorlugte. All diese Pflanzen erinnerten sie an ihr Zimmer zuhause und daran, dass man sie liebevoll “Kräuterhexchen” nannte.

Um sie herum flatterten nun die Bücher wie unförmige Vögel in die beiden Regale. Sie reihten sich sorgfältig auf, doch Elisabeth zwang ihr wertvollstes Stück, ein Foliant mit Tränkerezepten, sich hinter allerneuste, vierbändige Reihe der Pharmakologie zu verstecken, die ihr Vater, ein Muggel, ihr geschenkt hatte. Auch wenn er sich schon vor Jahren von ihrer Mutter getrennt hatte, war er doch sehr stolz gewesen, dass Elisabeth Apothekerin werden wollte. Immerhin war er selber als Manager in einem Pharmakonzern beschäftigt.

Hinter sich hörte sie ein leises Klirren, als ihre Teetassen, Kessel und Töpfe versuchten aus dem Zimmer in Richtung der Küche zu fliegen. Eilig öffnete Elisabeth ihnen die Zimmertür und dirigierte sie mit ihrem Zauberstab in die große, gemütliche Küche der WG. Sie war sonnendurchflutet und mit der großzügigen Sitzecke würde sie bestimmt zu einem Herzstück ihres neuen Heims werden.

Elisabeth liebte das Kochen. Kuchen, saftige Pasteten, wärmende Suppen, saftige Braten oder bunte Salate, sie liebte alle Arten der magischen und nicht magischen Zubereitung von Speisen. Leider sah man ihr das an. Sie kniff sich in eine kleine Speckrolle, entschied sich dann aber doch, dass es angemessen wäre ihre neuen Mitbewohner mit Plätzchen zu begrüßen. Schließlich wollte sie einen guten Eindruck hinterlassen. So würden ihre neuen Mitbewohner sie als freundliche, großzügige Person sehen und nicht eine “Schwarze Hexe aus Trutzbach”. Nicht, dass sie es ihnen erzählen würde, dass sie aus Trutzbach stammte. Dazu hatte sie viel zu viel Angst davor, wie sie reagieren könnten. Oder ein zu geringes Selbstbewußtsein. Tamorald Fichtennau, ihr früherer Nachbar und heute seit drei Semester Student an der Blocksberg Universität, erzählte jedem voller Stolz von Trutzbach, ob der es nun wissen wollte oder nicht. Ebenso wie er gerne erzählte, dass er ein “Viertelkobold” sei und sein bester Freund ein Werwolf. All das war natürlich wahr, aber nichts was man herum erzählen sollte, fand Elisabeth. Was würden denn die Leute von ihr denken, wenn sie erfuhren, dass sie den Alten Wegen anhingen und Zuhause Wyvernklauen und Fingerknochen verkauften. Endgültig vorbei wäre es bestimmt, wenn sie erfuhren, dass ihre Vorfahren vom Baccaracus mit dem blauen Stein verurteilt worden waren. Obwohl sie Hoffnung haben durfte, dass sie nicht wußten, was “der blaue Stein” war. Nein, es gab Dinge, die Elisabeth lieber nicht erzählen würde.

Neugierig sah sie sich im Kühlschrank und der Vorratskammer um. Es war alles da, um Linzer Plätzchen zu backen. Also band sie sich eine Schürze um und begann ihren Zauberstab zu schwingen. Wenn ihre Mitbewohner kamen, sollten sie mit duftenden Kaffee und warmen Keksen begrüßt werden.

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und ich kann antworten