Langhaus: Nachtkrabs - Zimmer (Mädchen/11. Klasse)

Jede Jahrgangsstufe hat ein eigenes Zimmer mit Betten, Truhen und einem Tisch in der Raummitte. Jeder Raum besitzt ein Fenster mit Blick in Richtung Insel und eine Tür zum Gang, der die Zimmer verbindet und am Gruppenraum endet. Die Schüler der zwölften Klasse wohnen direkt angrenzend an den Gruppenraum und müssen sicherstellen, dass die Nachtruhe eingehalten wird. Die anderen Zimmer folgen in numerischer Reihenfolge. Die Fünftklässler wohnen somit am Ende des Ganges.

Zwei Himmelbetten stehen im Raum, eines links und eines rechts. Die schweren Vorhänge kann man über Nacht zuziehen. Die Wand dahinter kann jeder Schüler so dekorieren, wie er möchte. Für Kinder aus Muggelhaushalten stehen Schultruhen bereit, in welche sie ihre Sachen einräumen können. Für die jüngeren Schüler ist ab 20.00 Uhr Bettruhe. Die Tutoren kommen dann kurz vorbei, schauen nach dem Rechten und ziehen die schweren roten Vorhänge mit den goldenen Kordeln zu.


In diesem Zimmer wohnen:
Aurora Bielstein (linkes Bett)
Evgenia Ivanovic (rechtes Bett)

Persönliche Dekoration im Zimmer:
Wand des rechten Bettes (Evi): Vollgepflastert. Da sind jede Menge selber gemalte Zeichnungen, allesamt mit schwarzer Tinte, allesamt düster und Skurril. Und immer wieder das Motiv der Eule.

Pp: 15:00-16:00 Uhr: Ankunft und Teetrinken -> Hauptgebäude: Speisesaal (EG)

Evgenia schritt zügig durch das Langhaus und bog in ihr Zimmer ein, das nun eine Stufe weiter war als letztes Jahr. Sie öffnete die Türe ... und erstarrte. Zwei Betten. Zwei. Das konnte nicht stimmen. Sie lief noch einmal in den gang und zählte ab: Zwölfte Klasse, Elfte Klasse. Hatten sie das System geändert? Sie steckte noch einmal den Kopf in das Zimmer. Da stand ihr Gepäck. Und neben dem linken Bett stand das Gepäck von jemand anderem.

Seufzend ging Evi in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Musste sie nun tatsächlich ihr Zimmer mit jemandem teilen? Sie hatte sich schon so gefreut, als sie erfahren hatte, dass ihr beiden Mitbewohnerinnen vom letzten Jahr nicht den Blocksbergabschluss machen würden! Sie hatte sich ausgemalt, wie schön es sein würde, wenn sie das Zimmer für sich hätte, wie sie würde ohne Geheimnistuereien experimentieren könnte, wie sie des Nachts wachliegen und an Felipa denken konnte ...

Sie seufzte erneut und hoffte, dass die neue Mitbewohnerin sie einfach nur in Ruhe lassen würde. Sie begann, ihre Sachen in die Truhe einzuordnen und dekorierte ihre Wand, wie jedes Jahr, mit einer Unmenge an Zeichnungen. Die untersten konnte man fast gar nicht mehr erkennen, weil die darüber alles verdeckten. Danach ließ sie sich auf das Bett fallen und überlegte, was sie nun tun sollte. Sie hatte keine Lust, Bekanntschaft mit der Neuen zu schließen, doch andererseits: Wo sollte sie  denn sonst hin? Felipa suchen? Doch wozu? Nur um zu bemerken, dass sie nicht den Mut aufbrachte, ihr zu sagen, dass ... Sie verscheuchte den Gedanken und starrte an die Decke ihres Himmelbettes.

Dann erst kam ihr wieder in den Sinn, dass sie ja jetzt Tutorin war und sie damit Pflichten hatte. Zum dritten Mal seufzte sie auf, packte sich ihr Tagebuch, Feder und Tinte und verließ ihr Zimmer.

tbc: Langhaus: Nachtkrabs - Aufenthaltsraum

pp: Langhaus: Nachtkrabs - Zimmer (Jungen/11. Klasse)

Aurelius sah sie an! Mit seinen vorwurfsvollen Augen, obwohl er doch vorher gar nicht anwesend war! Wütend schlug sie die Tür des Mädchenschlafzimmers hinter sich zu und drehte sich in den Raum. Er sah genauso aus, wie das Jungenzimmer, nur spiegelverkehrt. Aurora sah, dass ein Bett bereits in Benutzung war, also musste das andere ihr gehören. Wutschnaubend schritt sie zum Fenster und trat im Vorbeigehen gegen ihren massiven Schrankkoffer.

Was war das eben gewesen? Was war Anjun für ein arroganter Mensch? Was wusste er schon über sie? Gar nichts! Hast du verstanden, Anjun? Du weißt gar nichts!

Wütend trat sie gegen den Pfosten ihres Himmelbettes und ein Teil ihres Selbst freute sich über den Schmerz in ihrem Fuß. Dunkle Gedanken sind dunkle Magie, oder was laberst du? Wütend trat sie noch einmal gegen den Bettpfosten und spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Du weißt überhaupt nichts, du reinblütiger Dummschwätzer! Von wegen Feuer! Sie hatte kein Feuer in sich, da irrte er sich! Er hatte Unrecht! Sie hatte kein Feuer in sich!

Wütend schloss sie die Augen und drehte sich einmal um sich selbst! Er irrte sich! Als sie glaubte, wieder am Bettpfosten angekommen zu sein, schlug sie diesmal mit der Hand zu! Er irrte sich!

Ein lautes klirrendes Geräusch und stechender Schmerz und Aurora öffnete die tränenreichen Augen. Sie hatte das Fenster erwischt! Eine sanfte Brise umwehte ihr Gesicht und trocknete Tränen auf ihren Wangen. Sie starrte auf ihre blutverschmierte Hand und die vielen Glasscherben zu ihren Füßen. Panisch schlug sie sich die freie Hand gegen den Mund, um ein Geräusch zu unterdrücken.

Sie würde nicht weinen! Sie würde nicht schluchzen! Das hatte sie zu genüge getan!

Anjun irrte sich! In ihr brannte kein Feuer.
Ein Feuer verbrannte ihr Inneres! …. Und zwar jeden Tag…

Ohne sich um irgendetwas zu kümmern, stieß sie die Tür zum Mädchenzimmer auf und rannte durch den Gang, durch den Aufenthaltsraum nach draußen in die Dünen.

Tbc: Rungholt: Dünen und Warnpfosten