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verbotener Okklumentik-Unterricht - 9.Klasse

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Beitrag  Agatha Schweif Di Jan 21, 2014 10:41 pm

Nach dem Besuch bei den Lonskys fiel die Entscheidung, Matt solle Okklumentik lernen. Agatha wollte ihm beistehen und es kam, dass sich Tobias Lonsky, Familienarzt und Cousin von Matt, für den Unterricht bereit erklärte.

Diese Art Unterricht wird in Rungholt weder gelehrt noch gutgeheißen. Außerdem wäre Tobias in massive Schwierigkeiten geraten, wenn Anselm das je erfahren hätte. Also trafen sie sich einmal im Monat sonntags in Süder-Nickelrupp, wenn es Matt und Agatha erlaubt war, in die Siedlung überzusetzen. Tobias mietete ein Zimmer in einem Motel, in dem bei ausreichender Gage keine weiteren Fragen gestellt wurden und kam stets vor den Teenagern an.

Dies ist der erste Unterrichtsnachmittag, den Matt und Agatha mit Tobias erleben.
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Beitrag  Mattias Lonsky Di Jan 21, 2014 11:42 pm

- Januar -

Wie ein weißer Mantel hatte sich der Schnee über die Gegend gelegt. Matt und Agatha zogen eine Spur durch den frischen Pulverschnee, als sie sich zum Süder-Nickelrupp liefen. Matt war ausgelassen und fröhlich. Er liebte frischen Schnee und er und Agatha machten sich einen Spaß daraus, sich auf dem Weg gegenseitig mit Schneebällen zu attackieren.

Sie waren froh, als sie in den warmen Gastraum des verabredeten Motels traten und sich den Schnee von den Schuhen klopften. Sie begaben sich zum ausgemachten Zimmer und Matt spürte, wie sein Herz vor Aufregung etwas schneller klopfte. Auf dem Weg hierher hatte er wenig daran gedacht, was nun kommen würde, doch nun trennte ihn nur noch ein spärliches Holz davor, Tobias zu treffen. Er wusste immer noch nicht, ob er wirklich Oklumentik lernen sollte. Würde das reichen, um sich gegen Anselm zu behaupten? Er blickte zu Agatha und fasste neuen Mut.

Auf sein Klopfen hörte er Tobias’ Stimme, die „Herein“ rief. Die Türe gab knarrend nach und Matt trat in einen schlichten Raum, mit dunklem Holz waren die Wände vertäfelt. Es gab einen alten Schreibtisch, ein Bett und einen Wandschrank. Eine weitere Türe führte wohl ins Badezimmer.

Tobias saß an dem Schreibtisch. Ein schwarzer Mantel hing über der Lehne. Er selber trug ein weißes Hemd und eine schwarze Hose. Während sie eintraten wendete er die Aufmerksamkeit ab von dem Schneetreiben draußen vor dem Fenster und schaute zu ihnen hinüber. Sein Blick blieb auf Agatha hängen und auf seiner Stirn bildeten sich einige Falten.

„Du hast mir nicht gesagt, dass du sie mitnimmst.“ Seine Stimme klang tief und vollkommen ruhig. Er schaute Matt an.

Matt warf einen nervösen Blick auf Agatha. Das hatte er tatsächlich nicht. Er hatte mit Tobias einige Briefe gewechselt und er hatte sich schon recht ins Zeug legen müssen, bis Tobias sich bereit erklärt hatte, ihm Oklumentik beizubringen. Matt musste sogar eine ziemlich fiese Karte aus dem Ärmel ziehen, um ihn schließlich herum zu kriegen. Und er war sich sicher gewesen, dass Tobias nicht einverstanden gewesen wäre, wenn er Agatha auch angemeldet hätte.

„Ist das denn ein Problem?“, fragte Matt und versuchte möglichst beiläufig zu klingen, während er die Türe hinter sich und Agatha zu zog.

„Ich halte das für keine sonderlich gute Idee“, erwiderte Tobias mit seiner ruhigen Stimme.
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Beitrag  Agatha Schweif Mi Jan 22, 2014 12:03 am

Agatha genoss den schneereichen Tag irgendwie und Matt ein paar Schneebälle entgegen werfen zu können, vergrößerte das Gefühl nur noch. Doch eigentlich, so war sie sich sicher, machte sie das nur, um nicht an das zu denken, was vor ihr lag: Okklumentik-Unterricht.

Und sie würde wieder einem Lonsky begegnen.

Der Mann am Tresen des Motels blickte sie beide fragend an, als Matt sich nach der Reservierung erkundigte und sie war sich sicher, der Mann hatte ganz andere Ideen, was die Teenager denn allein in einem Motelzimmer tun wollten. Sie versuchte unbekümmert zur Seite zu blicken und sich nichts anmerken zu lassen.

Als sie in das Zimmer traten, wurde ihr Tobias Anwesenheit wie ein Stich in der Brust bewusst. Er war nicht erfreut.

Matt schloss die Tür und sie musste den Drang unterdrücken, sie gleich wieder aufzureißen, um zu flüchten. Sie  hob das Kinn und blickte Tobias herausfordernd an.

>> „Ich halte das für keine sonderlich gute Idee“, erwiderte Tobias mit seiner ruhigen Stimme.<<

Ich schon.“ Sie trat einen Schritt vor und funkelte Tobias an. Niemand würde sie davon abbringen. Sie würde das Risiko eingehen; Matt zuliebe.
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Beitrag  Mattias Lonsky Mi Jan 22, 2014 12:23 am

Tobias blieb auf seinem Stuhl sitzen. Er schaute ruhig zu Agatha auf und schien völlig unbeeindruckt. Er blickte ihr in die Augen. Tief in die Augen. Dann nickte er langsam.

„Ich verstehe“, sagte er mit seiner gelassenen Stimme. Matt blickte etwas irritiert von Tobias zu Agatha und wieder zurück. Er hatte eigentlich damit gerechnet, nun alle Register ziehen zu müssen.

„Was verstehst du?“, platzte es aus ihm heraus. Irgendwie schien es, als haben Tobias und Agatha gerade einen Moment des stummen Austausches gehabt und irgendwie gefiel ihm das nicht.

„Setzt euch.“ Tobias deutete auf das Bett. Matt ärgerte sich, dass er ihn einfach ignoriert hatte, doch andererseits wollte er sein Glück auch nicht auf die Probe stellen. Immerhin hatte Tobias Agatha nicht weg geschickt. Das war schon einmal etwas. Und so gehorchte er und setzte sich neben Agatha auf den Bettrand.

„Was wisst ihr über Okklumentik?“, fragte Tobias ohne Umschweife und rückte den Stuh etwas zurecht, so dass er die beiden Jugendlichen anschauen konnte.

Matt schaute zur Agatha. Er hielt es für gescheiter, sie antworten zu lassen. Vielleicht würde sie dadurch etwas in der Achtung von Tobias steigen.


Zuletzt von Mattias Lonsky am Mi Jan 22, 2014 9:17 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Beitrag  Agatha Schweif Mi Jan 22, 2014 12:48 am

Tobias blickte sie an; blickte sie mit den typischen Lonsky-Augen an. Matts Augen. Aber auch Anselms Augen.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, bei der Erinnerung an die Begegnung mit dem Familienoberhaupt der Lonskys. Doch gleichzeitig fühlte sie ihren Entschluss, Matt nicht allein zu lassen; egal was passieren sollte. Sie würde nicht zurückweichen. Auch nicht vor Anselm.

>> „Ich verstehe“<<

Plötzlich konnte Agatha sich wieder bewegen. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie Tobias angestarrt hatte. War das etwa…?
Bevor sie entrüstet den Mund aufmachen konnte, lenkte Tobias ein und lud sie ein, sich auf das Bett zu setzen. Sie hatte gewonnen. Erstaunt zog sie ihren Mantel, Schal und Handschuhe aus und knüllte alles hinter sich auf das Bett. Sie setzte sich auf die Bettkante und war sehr froh, Matt neben sich zu wissen.

>> „Was wisst ihr über Okklumentik?“<<

Agatha blickte Tobias scharf an, ihre Finger spielten mit der Spitze der Bettdecke. „Es ist die Kunst, eigene Gedanken und Gefühle von anderen abzuschirmen. Wer diese Kunst beherrscht, kann Zaubersprüche wie den Legilimens und Andere abwehren.“
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Beitrag  Mattias Lonsky Mi Jan 22, 2014 9:32 pm

Tobias nickte langsam.
„Es gibt Zauber, bei welchen der Anwender versucht, eure wahre Einstellung, eure Erinnerungen, eure Gefühle zu durchschauen und zu beeinflussen. Wie Sie richtig gesagt haben ist einer davon Legilimens.

Nun, um Okklumentik zu beherrschen ist eine große Willenskraft nötig. Um jemanden daran zu hindern, in euren Kopf einzudringen, müsst ihr ihn mit all eurem Willen daran hindern. Zudem ist es erforderlich, dass ihr eure Gefühle und Gedanken im Griff habt. Ihr müsst die Kontrolle darüber haben – sobald eure Gefühle die Oberhand gewinnen werdet ihr ein leichtes Opfer sein für denjenigen, der euch durchschauen und manipulieren möchte.

Eine der Grundübungen der Oklumentik ist folglich, den Geist von allem Ballast zu befreien, die Gefühle zum verstummen zu bringen, die Gedanken zu leeren. Das hört sich einfacher an, als es ist. Mit dieser Übung möchte ich gerne beginnen, wenn ihr bereit seit. Oder habt ihr noch irgendwelche Fragen?“

Den Geist leeren? Es klang wirklich ziemlich einfach. Matt warf Agatha einen kurzen Blick zu, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
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Beitrag  Agatha Schweif Mi Jan 22, 2014 9:48 pm

Agatha wurde immer nervöser. Tobias wusste, wovon er sprach. Natürlich. Er war bei den Lonskys aufgewachsen; unter Anselms starker Herrschaft. Ernst und stumm hörte sie ihm zu.

Den Geist leeren? Oh, Mann. Sie schluckte und blickte Matt an. Das würde schwieriger werden, als sie dachte! Was müsste sie noch alles tun, um Okklumentik lernen zu müssen, überlegte sie und biss sich auf die Unterlippe. Das war ja erst der erste Schritt, es würden sicher noch mehr folgen…

Den Geist leeren.

Oh, Mann, dachte sie und blickte Tobias nervös an. Sie war so schlecht darin, sogar wenn sie abends einschlafen wolle, kreisten ihre Gedanken und Gefühle um zum Teil völlig belanglose Dinge. Und sie konnte sowas dann auch nicht aufhalten, wenn sie über den Tag nachdachte, so wie heute; im Schnee.

Den Geist leeren.

Sie musste an das Buch denken, dass sie in der Bibliothek darüber gefunden hatte und das sie nur heimlich unter ihrer Bettdecke las, damit ihr niemand auf die Schliche kam. Es war schwierig, natürlich, aber sie musste mit dem ersten Schritt beginnen.

Agatha lief leicht rosa an und schloss kurz die Augen.

Den Geist leeren.

Das würde die schlimmste Aufgabe werden, die sie je angegangen war!
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Beitrag  Mattias Lonsky Mi Jan 22, 2014 10:23 pm

Tobias nickte.
„Gut. Wir werden jetzt eine Weile still sitzen. Schließt eure Augen und beobachtet euren Atem. Das ist alles, was ihr tun müsst.“

Matt streifte sich die Stiefel ab, setzte sich weiter zurück auf das Bett, bis sein Rücken die Wand berührte. Dann kreuzte er die Beine, legte die Hände auf die Knie und schloss die Augen.

Er atmete ein und aus und spürte dabei den Atem, wie er die Brust füllte und durch die Nase ausströmte. Das Einatmen war stark, das Ausatmen schwach: Das Einatmen war voller Leben, das Ausatmen gemahnte an den Tod. Immer folgte ihm der starke nächste Atemzug, der Körper hatte seinen eigenen Lebenswunsch, doch eines Tages würde es ein letztes Ausatmen geben. Die Luft würde nicht länger in ihn und aus ihm strömen. Dieser Körper würde zerfallen und faulen. Allmählich würden sogar die Knochen vermodern. Aber sein Geist? Was geschah wohl mit ihm? Würde er in den endlosen Kreislauf von Leben und Tod wiedergeboren? Oder in die Hölle kommen, oder in den Himmel, oder eine andere Nachwelt? Oder würde er als Gespenst zurück bleiben und über seine Nachkommen wachen, wie es der „Fuchs“ der Lonskys tat?

Seine Nachkommen: Würde er heiraten; würde er überhaupt Kinder haben? Würde Anselm das zulassen? Oder würde er sich am Ende seinem Willen beugen und Raphaela ...? Nein. Der Gedanke war unerträglich. Das Bild eines anderen Mädchens tauchte stattdessen in seinem Kopf auf und er holte seine Gedanken rasch aus dieser Richtung zurück. Er öffnete die Augen und schaute schuldbewusst zu Tobias hinüber. Dieser hielt seine Augen geschloßen, doch er sagte leise: „Beobachtet euren Atem.“

Der Atem strömte hinein und heraus. Gedanken umkreisten ihn wie Kobolde oder Wichtel und verlangten seine Aufmerksamkeit. Er konnte Agatha neben sich atmen hören und dachte an sie, an ihre Augen, den Duft ihres Haares, als sie sich zu ihm hinüber gebeugt hatte. Wie sie in seinen Armen eingeschlafen war, nachdem die Tränen versiegt waren.

Er atmete ein und aus.
Was wirst du lernen, wenn du dich nicht selbst beruhigen kannst?, dachte Matt. Die Gedanken schienen von einer Stelle der Wahrheit in ihm selbst zu kommen. Er sagte leise sie vor sich hin. Wenn du dich nicht selbst beruhigen kannst. Sie wurden zu seinem Atem. Ein paar kurze Augenblicke war sein Geist leer. Doch fast sofort kehrten die lärmenden Gedanken zurück.

Wie lange saßen sie nun schon schweigend da? Es kam ihm vor wie mindestens eine Stunde. Und dafür waren sie so weit gereist? Um einfach nur da zu sitzen? Ungeduld nagte mit ihren Ameisenbissen an Matt. Wie zur Antwort beschwerte sich sein Körper über die Unbequemlichkeit. Die Beine waren verkrampft, der Magen leer, die Kehle trocken. Zwischen ein paar Ritzen war vorher Schnee in seinen Nacken gelangt und er spürte die Nässe und die Kälte. Wieder schaute er zu Tobias, der vollkommen gelassen da saß und nur ruhig ein und aus atmete. Er versuchte, seinen Atemrhythmus zu erkennen und ihm zu folgen. Er beobachtete, wie er selbst atmete. Ein. Aus.
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Beitrag  Agatha Schweif Mi Jan 22, 2014 10:46 pm

Atmen? Agatha schluckte und blickte zu Matt. Sie zog sich wie er die Schuhe aus, setzte sich aber in einen bequemen Schneidersitz auf die die Matratze des Bettes.

Atmen.

Agatha schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Atmen. Neben  ihr schnaufte Matt und sie musste ein Grinsen unterdrücken.

Atmen.

Was, wenn sie es nicht hinbekam? Was, wenn sie bereits an den ersten Schritten scheiterte?

Atmen.

Sie ignorierte die Matraze, sie ignorierte die Schneeflocken vor dem Fenster.

Einatmen. Ausatmen.

So schlecht war sie gar nicht, dachte sie und zog eine Grimasse.

Einatmen. Ausatmen.


Tobias sagte etwas. „Beobachtet euren Atem.“

Agatha hielt die Augen geschlossen. Einatmen. Ausatmen.

Ruhe. Und… Atmen.
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Beitrag  Mattias Lonsky Mi Jan 22, 2014 11:22 pm

Matt hörte Agatha neben sich ruhig atmen. Er schloss erneut die Augen und ließ die Gedanken an Essen und Trinken in seinen Kopf strömen und wieder hinaus, atmete ein, atmete aus. Sein Geist wurde still wie ein junger Pegasus, der schließlich einsieht, dass all sein Bocken und Bäumen den Reiter nicht aus dem Sattel wirft. Mit der Stille kam ein Gefühl für seinen Geist, der wie eine Welle inmitten des Meeres war; Ruhe überflutete ihn.

„Schön“, erklang Tobias’ tiefe, ruhige Stimme. „Nun werden wir beginnen.“

Matt öffnete die Augen und schaute zu Tobias hinüber, der nun aufgestanden war und den Zauberstab in der Hand hielt. Matt spürte bereits wieder, wie leichtes Unbehagen die eben entstandene Ruhe aufwühlte.

„Es geht nun darum, dass ihr eine geistige Barriere aufbaut“, erklärte Tobias weiter. „Jeder kann es. Ihr müsst euch nur konzentrieren und euren Geist leeren. Ihr bereitet euren Willen darauf vor, sich dem Eindringling entgegen zu stellen und widersteht ihm dann mit ganzem Herzen. Dazu bedarf es nur des Trainings und der Übung.“ Er hob seinen Zauberstab und Matt verkrampfte sich unwillkürlich.

„Um zu üben“, fuhr Tobias fort, „ist es erforderlich, dass jemand versuchen wird, in euren Kopf, eure Gedanken, eure Erinnerungen einzudringen. Ich werde dies tun, indem ich den Legilimens Zauber gebrauche. Ich muss euch jedoch warnen: Ich werde Bilder und Erlebnisse aus eurer Vergangenheit zu sehen bekommen. Ich kann euch nur versprechen, dass ich, was immer ich sehen werde, für mich behalten werde. Wenn ihr allerdings nicht dazu bereit seit, dann werdet ihr es bei der Geistleerungsübung belassen. Ich zwinge euch nicht dazu.“

Matt sah auf seine Hände hinab und bemerkte, dass er sie zu Fäusten geballt hatte. Doch eigentlich spielte es keine Rolle. Tobias wusste um seine Kindheit bescheid. Er wusste, was er erlebt hatte. Er stand auf, ohne auf seine schmerzenden Beine zu achten und nickte.
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Beitrag  Agatha Schweif Mi Jan 22, 2014 11:32 pm

>>“Nun werden wir beginnen.“<<

Agatha spürte, wie ihre Knie weich wurden und sie unwillkürlich zurück zuckte, als Tobias seinen Zauberstab erhob. Doch sie biss die Zähne zusammen und rückte etwas herum. Matt stand auf; mit geballten Fäusten und einem Gesichtsausdruck, als wolle er es mit einem ganzen Heer aufnehmen.

„Du zuerst?“ ihre Stimme war leiser, sodass sie sich räusperte. Irgendwie war sie sich plötzlich gar nicht mehr so sicher, ob sie es wirklich wollte. Doch es ging um Matt. Resolut legte sie die Stirn in Falten und wartete. Wartete, bis sie an der Reihe war.

Auch ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
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Beitrag  Mattias Lonsky Do Jan 23, 2014 12:31 am

„In Orndung, Mattias“, sagte Tobias ruhig. „Versuche, deinen Kopf ruhig zu halten. Denke an nichts. Je weniger ich in deinem Kopf vorfinde, desto weniger Angriffsfläche bietest du mir. Behalte die Kontrolle über deine Gefühle. Und stelle dich mir mit deinem ganzen Willen. Wenn du kannst, dann wehre dich ruhig mit einem Zauber.“ Tobias machte eine Pause. „Bist du bereit?“
Matt zog seinen Zauberstab, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann schaute er zu Tobias und nickte.
Legilimens!“, sprach Tobias und deutete mit dem Zauberstab direkt auf Matt.

Matts Blickfeld verschwamm und Bilder tauchten auf.

Er als kleiner Junge, wie er Spiegeleier in den Sand malte. Alleine.
...
Er, wie er saß in einem dunklen Raum. Alleine. Er hörte sein jüngeres Ich schreien: „Lass mich raus!“
...
Er und Agatha flogen weit über den Städten und Ländern, um sein Haus zu erreichen.
...
Anselm stand da und sein Zauberstab färbte das helle Holz der Wände schwarz. „Diese Welt… meine Welt, deine Welt… ist stockdunkel.“
...

Matt verkrampfte sich. Er blinzelte und nahm verschwommen den Raum um sich wahr. Plötzlich bemerkte er die fremde Präsenz in seinem Kopf. Er versuchte sich, darauf zu konzentrieren und sie zu verscheuchen, doch so wie wenn er nach einem glitschigen Fisch hatte greifen wollen, entglitt sie ihm. Und wieder verschwamm die Sicht

Und er sah sich als Teenager in Rungholt, wie er an der Wandtafel im Arithmantik Unterricht stand und verzweifelt versuchte, die Aufgabe zu lösen.
...
Er saß, nun wieder als Kind, neben Anselm, die Arme um die Beine geschlungen.. „Komm nicht auf falsche Ideen“, hauchte Anselm süßlich. „Diese Welt ist dunkel. Genau wie dein Leben nur aus Dunkelheit besteht. Es gibt keine Möglichkeiten und keine Hoffnung. Der Pfad vor dir ist stockdunkel. Und bilde dir ja nicht ein, dass dich irgendjemand da raus ‚retten’ wird.“
...
Er und seine Klassenkameraden tanzten mit den Feen.
...
Er und Agatha, wie sie gerade aus der Männerdusche kamen. Ihr Haar war offen. Er sagte ihr, dass es schön aussah ...
...
Er brachte Agatha auf die Krankenstation und knurrte die Heilerin an, sie solle sich gefälligst beeilen.
...
„Komm nicht auf falsche Ideen ...“
...
Eine jüngere Version von Tobias war da, kniete vor Kind-Matt und dieser hatte seine Arme um sein Knie geschlungen und weinte. „Bitte ... bitte tu’s nicht!“
-


Abrupt wurde Matt zurück in das Hier und Jetzt geschleudert, als Tobias den Zauberstab gehoben hatte. Während den ganzen Minuten hatte er nicht einmal das Gesicht verzogen, doch kurz bevor er den Zauberstab gesenkt hatte, konnte man für einen kurzen Moment einen gequälten Ausdruck in seinen Augen ablesen.

Matt atmete schwer. Er hatte nicht bemerkt, dass er auf die Knie gefallen war und brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Noch immer hielt er den Zauberstab in der Faust umklammert. Er zitterte am ganzen Körper. Sein Mund fühlte sich trocken an. Er biss sich auf die Lippen, rappelte sich auf und setzte sich auf die Bettkannte. Er vermied es, Tobias anzuschauen.

Beide, Matt und Tobias, schienen für einen Moment sprachlos. Tobias war der erste, der sich wieder fing: „Man erlernt Okklumentik nicht von einem Tag auf den anderen.“ Matt atmete schnaubend ein. Es klang wie eine Entschuldigung, dass er so kläglich versagt hatte. Tobias schaute Matt einen Moment an, doch dieser schaute stur auf seine Füße. Dann blickte Tobias zu Agatha. „Du musst das nicht tun.“
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Beitrag  Agatha Schweif Do Jan 23, 2014 12:52 am

Beide standen sich gegenüber und Agatha auf dem Bett zog ihre Beine zu sich und umklammerte sie. Nervös blickte sie von Tobias zu Matt, als der Zauberspruch ertönte und Matt sich plötzlich verkrampfte. Agatha verkrampfte sich ebenfalls und beobachtete das Schauspiel gebannt. Ihr Atem ging schneller, als Matt ein leiser, gequälter Ton entfuhr.

Agatha bis sich auf die Unterlippe und erst als sie Blut schmeckte, hörte sie auf. Matt wimmerte und Agatha schwang die Beine vom Bett. Sie klammerte sich an den Bettrand; nein, sie durfte nicht eingreifen. Sie wussten beide, dass es anstrengen sein würde; aber auch notwendig.

Besorgt blickte sie auf Tobias; der starre Blick, der Ausdruck in seinem Gesicht; hatte Anselm auch so ausgesehen? Sie blinzelte, ließ Matt aber nicht aus den Augen. Tobias wollte ihnen helfen. Er war nicht Anselm. Reiß dich zusammen!

Plötzlich fiel Matt auf die Knie und beinahe wäre Agatha zu ihm geeilt. Aber sie durfte die Verbindung nicht unterbrechen! Sie klammerte sich an die Bettkante, biss sich auf die blutende Unterlippe und ihr Herz fühlte sich an, als zerspringe es gleich.

Dann öffnete Matt die Augen, schien sich einen Moment zu orientieren und setzte sich auf die Bettkante. Sofort schlang Agatha eine Hand um seinen Unterarm.

„Alles okay?“ Er machte einen gequälten, ziemlich fertigen Eindruck.

Tobias blickte sie an.

>> „Du musst das nicht tun.“<<

Und plötzlich wollte sie es auch nicht tun. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Hals und am Liebsten wäre sie geflüchtet. Nur, um die Erinnerung an Anselm nie wieder zu haben. Sie blickte Matt an und stand auf. Sie hatte gar keine Wahl. Agatha war Anselm nur einmal begegnet; Matt lebte schon sein ganzes Leben mit diesem Grauen. Und wenn sie ihre Angst nicht überwinden konnte; wie sollte es ihm ergehen?

Still; mit ruhigen Schritten, erhobenem Kinn und klopfenden Herzen ging Agatha in die Mitte des Raumes; dort, wo Matt eben noch stand. Sie hob ihren Zauberstab. Und atmete einmal tief ein.
Sie würde nicht zurückweichen.

Tobias hob ebenfalls seinen Zauberstab, blickte sie noch einmal an und  murmelte den Spruch.

Agatha fühlte, wie ihr Bewusstsein in einen Tunnel gezogen wurde; gemeinsam mit jemandem, der da nicht hingehörte; eine fremde Präsenz, wie Anselm!

Panik stieg in ihr auf, sie wandt sich und trat um sich, konnte sich jedoch nicht bewegen. Sie schrie, schrie und…

„…aaah!“ Agatha hielt sich mit der freien Hand den Kopf und starrte etwas zusammen gekauert auf den Fußboden. Ihr Atem ging schnell, das Herz raste; sie erhob sie sich mit zittrigen Gliedern und blickte zu Matt. „Alles in Ordnung.“ Sie atmete zu schnell, als dass alles in Ordnung war, doch sie stellte sich wieder aufrecht hin. „Alles in Ordnung. Ich war nicht vorbereitet.“

Entschuldigend sah sie zu Tobias. „Können wir es noch einmal versuchen?“

Tobias sah sie abschätzend an. Und als Agatha schon dachte, er würde sie aufgeben, nickte er. „Bereit?“ Diesmal schien er nichts dem Zufall überlassen zu wollen.

Agatha schloss die Augen. Einatmen. Ausatmen. Dann nickte sie und öffnete die Augen.

Matts Augen, die ihr etwas sagen wollten, von dem sie nicht wusste, was es war

Das Lachen ihrer kleinen Schwester Josephine, als sie ihren Kater das erste Mal in den Händen hielt

Das Gefühl, als sie mit wehendem Haar vor Matt stand; als ihre Freundschaft begann

Ihr erster Blick auf Rungholt; der Leuchtturm


Agatha keuchte, weil sie das Atmen vergaß; sie kämpfte gegen etwas Unsichtbares; etwas, das Größer und Stärker war als sie. Tobias starrte sie an durchdrang sie wie… Anselm… sie spürte, wie sie die Kontrolle verlor…

Anselm in ihrem Kopf, die Worte; die Erkenntnis, er könnte sie jederzeit töten

die Erkenntnis, er würde es tun, wenn sie sich nicht von Matt fernhielt

Matts Arme in seinem Bett; die Geborgenheit und die Wärme; das Einzige, das sie an diesem Abend davor bewahrte, durchzudrehen…wie Anselm es wollte


Agatha drehte sich halb um sich selbst und fiel zu Boden. Anselm in ihrem Kopf! Anselm in ihrem Herzen! Sie hob die Arme zu ihrem Kopf und zwang ihn hinaus. Schwer atmend stützte sie sich auf alle Viere, ehe sie den Kopf hob. Tobias war bei ihr und hielt sie am Oberarm. Er schien besorgt.

Sie starrte ihn an. Hatte er alles gesehen? Hatte er alle Gefühle mitbekommen? Er hielt ihr ein Taschentuch hin und da erst merkte sie, dass sie sich die Unterlippe blutig gebissen hatte.

„Danke“ murmelte sie und erhob sich umständlich und mit wackligen Knien.
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Beitrag  Mattias Lonsky Do Jan 23, 2014 1:33 am

Matt fühlte sich wie auf glühenden Kohlen. Einige Male wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte Tobias einfach eine gescheuert. Es mit anzusehen war viel schlimmer, als es selber zu erleben. Was für eine bescheuerte Idee das doch gewesen war! Sie würden es nie lernen!

Als Agatha zu Boden fiel war Matt aufgesprungen, doch Tobias kam ihm zuvor. Noch immer wirkte er vollkommen ruhig, so ruhig, dass Matt ihn am liebsten angeschrien hätte, nur um eine Gefühlsregung auf seinem gelassenen Gesicht zu erzwingen. Doch er riss sich zusammen.

Tobias half Agatha aufzustehen und sich auf das Bett zu setzen.
„Wir machen eine Pause“, sagte er mit seiner ruhigen Stimme und schaute zu Matt. „Vielleicht solltest du etwas zu trinken holen. Eine heiße Schokolade wäre nicht schlecht.“
Matt funkelte Tobias an. „Ich lasse sie bestimmt nicht mit dir alleine!“ Matt und Tobias sahen sich an. Kurz huschte ein anderer Ausdruck als die gewöhnliche Gelassenheit über Tobias’ Gesicht. War es ... Trauer? Doch dann nickte er wieder ruhig.

„Gut, ich werde etwas holen gehen.“ Tobias trat zur Türe und hatte die Hand schon auf die Klinke gelegt, als er den Kopf noch einmal halb umdrehte. „Wenn Sie meinen Rat hören wollen, Frau Schweif: Gehen Sie. Gehen Sie und halten sie sich von unserer Familie fern. Gehen Sie, bevor Sie es bereuen, uns je getroffen zu haben.“ Es war keine Drohung, es war ein Rat. Tobias blickte Agatha kurz in die Augen, dann verließ er den Raum und schloss die Türe hinter sich.

Matt setzte sich zurück auf den Bettrand und starrte auf die ineinander verhakten Finger auf seinen Knien. Wieder biss er sich auf die Lippen.
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Beitrag  Agatha Schweif Do Jan 23, 2014 1:45 am

Tobias verließ den Raum. Aber nicht, ohne Agatha einen Rat zu geben.

Ihr Atem und ihr Herz hatten sich nicht beruhigt, und würden es wohl auch nicht, solange sie sich noch hier aufhielt. Sie presse das Taschentuch noch gegen die Lippe, dich Tobias Blick erwiderte sie. Herausfordernd, wie sie hoffte.

Erst als Tobias die Tür hinter sich schloss, entspannte sie sich und sackte fast in sich zusammen. Sie schloss die Augen und versuchte Anselm wenigstens im Wachzustand aus ihrem Kopf zu bannen. Ohne großen Erfolg.

In Gedanken verfluchte sie sich; Matt hatte sein Leben lang damit zu kämpfen gehabt! Und sie stellte sich an, wegen einer Begegnung! Einer einzelnen Begegnung!

Tobias Worte hallten in ihr wider. Er hatte es gesehen, die Erkenntnis gespürt, die Anselm ihr eintrichterte. Also könnte er es tatsächlich wahr machen? Und hatte es ihr nicht nur als Drohung eingepflanzt? Sie schluckte und fühlte sich elend.

Agatha öffnete die Augen und sah zu Matt. Und ihr Entschluss stand fest. Nein, sie würde nicht zurückweichen.

Langsam hob sie die freie Hand und legte sie auf Matts verhakte Finger. Sie würde niemals zurückweichen.
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Beitrag  Mattias Lonsky Do Jan 23, 2014 1:54 am

Matt sah und spürte, wie sie ihre Hand auf die seine legte, doch er schaffte es nicht, den Kopf zu heben und ihrem Blick zu begegnen. Er zog die Hand nicht weg, doch er nahm ihre Hand auch nicht in die seine.

„Weißt du ... vielleicht hat Tobias recht“, sagte er leise. „Ich bin egoistisch. Ich sollte dich besser ...“ Ja, was? Wegstoßen? Er brachte das Wort nicht über seine Lippen und schüttelte nur den Kopf. „Wir müssen das hier nicht tun. Vor allem du musst das nicht tun. Ich ... ich würde es dir wirklich nicht übel nehmen.“
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Beitrag  Agatha Schweif Do Jan 23, 2014 2:04 am

Sie hörte seine Worte, sah wie sich sein Mund dazu bewegte, konnte es aber nicht glauben. Warum eigentlich nicht? Diese Sache war kein Spiel, war kein nächtlicher Tanz mit den Feen hinter dem Langhaus. Es war ernst.

Todernst.

Aber wenn sie ihm nicht half, wer würde es sonst tun?

„Matt?“ sie drückte seine Hände; sie wusste, sie hätte genauso reagiert wie er. „Wir ziehen das durch. Und wir werden das lernen. Du musst dich irgendwann einmal wehren können.“ Sie schluckte und ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Am Liebsten hätte sie ihn umarmt; sich in seinen Arme gelegt, seine Stärke und Wärme gespürt, wie damals… bei ihm Zuhause…

„Was wäre ich für ein Freund, wenn ich dich allein ließe, jetzt, wo du einen Freund brauchst?“ Sie lächelte ihn an und ihr Herz hämmerte wieder gegen ihre Brust, als sie ihm so nahe war.
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Beitrag  Mattias Lonsky Do Jan 23, 2014 2:14 am

Matt sah zu Agatha auf und ein gequälter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Er holte Luft und stand auf. Er lief einmal quer durch den Raum und wieder zurück. Dann schaute er sie erneut an. „Und was bin ich für ein Freund, dass ich zulasse, dass du dich in Gefahr begibst? Meinetwegen?“, fragte er verzweifelt. „Tobias ... er hat recht, verstehst du nicht? Er will nicht, dass noch jemand verletzt wird und ich ... ich will das auch nicht.“ Niedergeschlagen sah er sie an.
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Beitrag  Agatha Schweif Fr Jan 24, 2014 1:14 am

Agatha schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. „Niemand möchte, dass jemand verletzt wird. Und das wird auch nicht geschehen, denn er wird es nicht erfahren!“ Ganz so sicher war sie sich nicht. Und wie konnte sie ihm nur ausreden, dass er sie in Gefahr brachte? Eigentlich stimmt es…

Und wie sollte sie ihm klar machen, dass sie es trotzdem tun würde. Auch wenn sich ihr der Magen umdrehte und vielleicht die Alpträume zurück kehrten…? Oder Anselm sie wirklich noch einmal aufsuchen würde? Agatha schluckte und versuchte, die Gedanken abzuschütteln.

Sie stand auf und ging mit langsamem Schritt zu Matt herüber. „Der Leidtragende bist du. Deshalb tun wir das hier. Und solange er es nicht herausbekommt, sind wir sicher.“ Sie legte erneut eine Hand auf seine und ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern, als sie weitersprach. „Und ich werde dich damit nicht allein lassen.“

Es lag ebenso viel Entschlossenheit in ihrem Gesicht, wie in ihrer Stimme.
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Beitrag  Mattias Lonsky Fr Jan 24, 2014 1:59 am

Matt schaute Agatha an, doch lange konnte er ihrem Blick nicht standhalten. Er schaute zu Boden. Du verdammter Egoist, schimpfte er sich in Gedanken. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Ihm war nach weinen und schreien zumute. Er wollte sie wegstoßen und gleichzeitig umarmen.

„Agatha, ich...“ Doch die richtigen Worte wollten ihm nicht einfallen. Wieder schaute er sie an. Verlor sich in ihren Augen. Was war es nur? Ihr Blick entwaffnete ihn und machte ihn schwach, und doch fühlte er sich sicher. Eine ganz andere Wehrlosigkeit, als wenn Anselm mit seinen eiskalten Augen ihn festnagelte. „Ich ...“

Doch in dem Moment öffnete sich die Türe und rasch zog Matt seine Hand zurück, als Tobias eintrat. Er trug ein Tablett mit drei dampfenden Tassen Kakao. Er warf den beiden einen nur flüchtigen Blick zu, doch irgendwie hatte Matt das Gefühl, dass Tobias die Situation sofort erfasst hatte. Tobias sagte jedoch nichts, sondern stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab und reichte den beiden eine Tasse, während er sich selber auf dem Stuhl niederließ.
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Beitrag  Agatha Schweif Fr Jan 24, 2014 2:07 am

Agatha blinzelte nicht. Sie fühlte, dass es wichtig war, Matt nun ihre Entschlossenheit zu zeigen. Denn eigentlich hatte sie keine Argumente…

Plötzlich trat Tobias wieder ein mit einem Tablett, auf dem drei dampfende Tassen standen. Schnell wandte sie sich ab, schlenderte dann betonte gleichgültig zum Tisch und nahm sich eine Tasse.

„Danke.“ Obwohl sie ihre Stimme stark klingen lassen wollte, gelang es ihr nicht ganz. Ohne Umschweife setzte sie sich auf den Bettrand und nahm die Tasse in beide Hände. Der Geruch der Schokolade weckte Lebensgeister, durch die Wärme an ihren Fingern strömte neuer Mut in sie. Sie schloss die Augen und genoss für einen Moment die Ruhe und Stille. Doch sie wusste, es war nicht von Dauer.

Agatha öffnete die Augen und fixierte Tobias mit einem starren Blick. Die Stille im Raum war greifbar.

„Ich werde nicht gehen. Also können Sie mich auch Agatha nennen.“
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Beitrag  Mattias Lonsky Fr Jan 24, 2014 2:21 am

Schweigend saßen sie da. Matt trank seine heiße Schokolade in ein paar wenigen Zügen aus. Tatsächlich fühlte er sich etwas besser, zuversichtlicher. Eigentlich hatte er ja keine andere Wahl, als Okklumentik zu lernen jetzt. Sonst würde er vor Anselm nicht verbergen können, dass er so viel mit Agatha zusammen war. Immer noch. Und er würde auch Tobias in Gefahr bringen. Genau. Er hatte eigentlich keine andere Wahl. Matt wusste irgendwo in einem hinteren Teil seines Gehirns, dass er sich gerade eine fadenscheinige Rechtfertigung zurecht bastelte, um Agatha nicht weg zu stoßen, doch er verdrängte diese Wahrheit lieber.

Tobias nickte langsam auf Agathas Worte hin. Wieder huschte der Anflug eines Gefühls über sein Gesicht, doch zu kurz, um es zuordnen zu können. Tobias erwiderte nichts, sondern schaute schweigend aus dem Fenster, hinter dem die Schneeflocken nun etwas friedlicher doch immer noch zahlreich zu Boden fielen. Er wirkte nachdenklich, irgendwie gedankenverloren.

„Was passiert, wenn der Schnee schmilzt?“, fragte Tobias plötzlich.
Matt, seine leere Tasse immer noch in den Händen haltend, starrte Tobias verdattert an. „Was für eine blöde Frage. Er wird zu Wasser, das weiß doch jedes Kind.“
Tobias wendete den Blick vom Fenster ab und schaute Agatha an, als erwarte er von ihr eine Antwort.
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Beitrag  Agatha Schweif Fr Jan 24, 2014 2:30 am

Die heiße Schokolade tat gut; ihre Muskeln entspannten sich und sie fühlte, dass sie wieder neuen Mut tankte. Ihr Entschluss stand noch nie fester.

Dann öffnete Tobias den Mund. Und blickte sie fragend an.

Agatha schluckte. „Das, was verborgen blieb, wird sichtbar.“ Sie musste sich zusammen nehmen, um Tränen zurück zu halten.

Nein, sagte sie sich; Anselm würde nicht gewinnen! Er würde ihr Matt nicht wegnehmen!
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verbotener Okklumentik-Unterricht - 9.Klasse Empty Re: verbotener Okklumentik-Unterricht - 9.Klasse

Beitrag  Mattias Lonsky Mo Jan 27, 2014 12:50 am

Tobias sah Agatha an, es schien der Ausdruck von Überraschung über sein Gesicht zu huschen. Dann schaute er wieder aus dem Fenster. Einen Moment versank er in nachdenkliches Schweigen, dann trank er die heiße Schokolade aus und erhob sich.

„Wollen wir weiter machen?“, fragte er. Matt nickte, stellte die Tasse auf den Tisch und erhob sich. Er schloss die Augen und versuchte, seinen Geist zu leeren. Es funktionierte nicht. Zu sehr war er erfüllt von Schuldgefühlen, zu sehr hatte er Angst um Agatha. Und dann ging es wieder los. Erinnerungsfetzen jagten einander und wechselten sich rasant ab, so dass Matt nicht die Zeit fand, sich auf Widerstand zu konzentrieren.

Nach einer weiteren Viertelstunde fand er sich erneut auf den Knien am Boden und bemerkte, dass er heftig atmete. Er fasste sich an den scherzhaft pochenden Kopf. "Das lern ich nie!", platzte es frustiert aus ihm heraus.

"Okklumentik braucht viel Geduld und Übung", antwortete Tobias ungerührt, während Matt sich aufrappelte und auf das Bett fallen ließ. Dann wanderten seine Augen fragend zu Agatha.
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Beitrag  Agatha Schweif Mo Jan 27, 2014 1:53 am

Agatha huschte auf das Bett, lehnte sich an die Wand und umklammerte ihre Beine mit beiden Armen. Während sie Matt bei den Qualen zusah, die er durchlitt. Mehr als einmal wollte sie eingreifen, doch sie wusste, dass sie es nicht durfte. Gebannt, mit klopfendem Herzen beobachtete sie das Schauspiel und als Matt auf die Knie fiel, zuckte sie zusammen.

Als Matt sich neben sie auf das Bett setzte, legte sie eine Hand auf die seine. „Es braucht Zeit.“ Sie lächelte ihn an, doch wusste sie, dass ihre Nervosität ihr Lächeln sicher nicht ehrlich rüberbrachte. Langsam stand sie auf und atmete einmal tief durch. Nun, eine neue Runde. Sie reckte das Kinn entschlossen hoch und fixierte Tobias mit festem Blick.

Tobias nickte und hob den Zauberstab, blickte sie kurz fragend an Fertig?

Agatha holte tief Luft, zwang die Angst hinunter, beschwur die Ruhe herauf und atmete erneut tief ein. Sie nickte. ja

Der bestürzte Blick ihres Bruders, als er im Türrahmen stand; bei dem Entschluss, Agatha und ihre Mutter würden nach Rumänien gehen



Das Gefühl der Einsamkeit und des Verlustes, als Matt erzählte, er wolle sich mit Ambrosia treffen



Die glücklichen Gesichter ihrer Eltern als sie in den Ferien zurück nach Hause kam



Das Gefühl der Freude, als sie in den Ferien ein Brief von Matt erhielt


Etwas war da, etwas, das da nicht hingehörte. Agatha zwang sich, sich zu konzentrieren und dann war es plötzlich wieder weg. Es wand sich, schlängelte sich durch ihre Gedanken, wie ein Fremdkörper, wie… Anselm!

in ihren Gedanken schrie sie, schrie sie das Fremde aus ihr heraus, wand sich und trat und bewegtes ich doch nicht! Das Grauen unzähliger Nächte umschloss ihr Herz, die Erkenntnis der Träume tief in ihrem Inneren, die Erkenntnis, er könnte … und er würde…

Schwer atmend umklammerte Agatha ihren Zauberstab und stützte sich auf ihre Knie. Keuchend und etwas verwirrt blickte sie auf.

Tobias stand da und hatte sie freigegeben. Er hatte sie freigegeben! Unwillkürlich ballte sie die Hände zu Fäusten. Dachte er etwa, sie sei zu schwach dafür?

„Noch einmal!“ verlangte sie, obwohl sich ihr Herz anfühlte, als würde es jeden Moment zerspringen. Aber sie würde nicht aufgeben. Tobias konnte nicht - er durfte sie nicht aufgeben!
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